Botschafter des Heils in Christo 1862
Wir sehen Jesus
Es ist sehr lehrreich, beim Lesen der Evangelien zu bemerken, dass uns darin nicht ein System von Lehren vorgestellt ist, sondern eine lebendige Person, sogar der Herr Jesus Christus, der Sohn Gottes. „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns – und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen von (seinem) Vater – voller Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14). In den einfachen, aber lebendigen und äußerst schönen Erzählungen der Evangelisten lebt und webt Er vor uns. Wir hören seine Worte der Gnade und sehen seine Handlungen der Liebe. Die Jünger hingen an Ihm, und waren beschäftigt mit Ihm. Sie waren in mancher Wahrheit unwissend; aber sie kannten Ihn, der die Fleisch gewordene Wahrheit ist, und welcher nun herniedergekommen unter die Menschen, als die lebendige Wahrheit und Gnade, offenbart war. So sagte Petrus für sich und die übrigen Jünger: „Herr! zu Wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir glauben und wissen, dass du der Christus, der Sohn Gottes bist“ (Joh 6,68–69). Ebenso ist es jetzt. Es ist wahr, der Herr Jesus ist „für unsere Sünden gestorben“; aber Er ist auch „wieder auferweckt“. „Denn wenn wir, da wir Feinde warm, Gott durch den Tod seines Sohnes versöhnt wurden, vielmehr werden wir, da wir versöhnt sind, durch sein Leben errettet werden“ (Röm 5,10). Das Auge des Glaubens ist nicht auf einen gestorbenen Christus, sondern auf einen auferstandenen, lebendigen und verherrlichten Heiland gerichtet.
Die beständige Bemühung Satans ist, unsere Gedanken und Herzen von Christus abzuziehen. Wie leicht ist es, mit Satzungen, Lehren, oder sogar mit unserem Dienst für Christus beschäftigt zu sein, anstatt in einer beständigen und unmittelbaren Gemeinschaft mit Jesu selbst einherzugehen. Es wird oft mehr an das Juwelenkästchen gedacht, als an die Juwelen, und das Kleid mehr beobachtet, als die Person. Doch die wahre Segnung der Seele wird darin gefunden, dass das Auge des Glaubens unverrückt auf die herrliche Person unseres Herrn Jesus Christus gerichtet bleibt. „Wir aber alle, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden in dasselbe Bild verwandelt von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist“ (2. Kor 3,18).
Vor ungefähr sieben Jahren wurde in dem Dorf C. für die Predigt des Evangeliums und Auslegung der heiligen Schrift ein Zimmer geöffnet. Unter denen, welchen der Herr das Herz auftat, um auf sein Wort Acht zu haben, war I. B. Die einfache Auslegung des Wortes Gottes war etwas ganz Neues für sie; aber der Erfolg bewies, dass der Herr dies gebraucht hatte, ihrem Geist eine neue Gedankenrichtung zu geben, und sie fand einen reichen Segen darin. Nach einiger Zeit vereinigte sie sich in Gemeinschaft mit dem Volk Gottes am Tisch des Herrn; doch konnte sie der Entfernung und ihrer Kränklichkeit wegen nicht regelmäßig daran Teil nehmen. Es kam endlich ihre letzte Krankheit, und in dieser Zeit öffnete sie mehr ihr Herz, und war fähig, die empfangene, Gnade zu offenbaren. Bei einer Gelegenheit sagte sie: „Bevor ich so einfach das Wort Gottes darstellen hörte, kannte ich die Lehre; aber da erst fand ich den Herrn selbst.“ Das war das Geheimnis ihrer Kraft. Sie konnte sich in dem erfreuen, der gestorben, und auferstanden war, und wiederkommen wird. Ihre Leiden waren sehr groß; aber ihr Friede des Herzens war beständig, und ihre geduldige Unterwürfigkeit in den Willen Gottes dauerte bis ans Ende.
Noch später öffnete der Herr ihr das Herz, um „jene gesegnete Hoffnung“ zu erfassen: die Wiederkunft des Herrn Jesus Christus in Herrlichkeit, um seine Versammlung zu sich zu nehmen, und zu regieren über Israel und über die ganze Erde. Inmitten ihrer Leiden suchte sie Belehrung in dieser erfreuenden und belebenden Wahrheit über den, den sie gefunden hatte.
Geliebter Leser! Glaubst du auch an den Sohn Gottes? Kannst du zu Ihm aufschauen und sagen: „Mein Heiland, mein Herr, und mein Gott?“ Wenn nicht, so höre Ihn jetzt zu dir sagen: „Komm, siehe und lebe.“ Vergebung und Errettung von Sünden werden allein in seiner kostbaren Blutvergießung gefunden; und wenn du dich Ihm gänzlich übergibst, so wird Er dein Leben, deine Gerechtigkeit und dein herrlicher Hohepriester droben in der Gegenwart Gottes sein. Bist du aber schon durch Glauben an Jesus, den Sohn Gottes, lebendig geworden, so erlaube mir diese Frage: Suchst du eine tägliche und beständige Gemeinschaft mit Ihm? Ruft dein Herz: „Komm, Herr Jesu; komm bald, du glänzender Morgenstern?“ Amen, „ja, komm, Herr Jesu!“