Botschafter des Heils in Christo 1856
Bileam - angeworben von Balak, und benutzt von Gott
Es ist sehr interessant und köstlich, die Wege zu sehen, welche die leitende Macht Gottes benutzt, um durch die Anstrengungen Satans gegen sein Volk, den Segen desselben umso klarer an den Tag zu legen. Wir finden in diesen Kapiteln den Namen Gottes mit der Macht des Satans vermengt. Es gibt Werkzeuge Satans, die bewusst, und andere, die unbewusst durch dessen Macht geleitet werden. Wir finden kaum eine größere Verwirrung, als in dem, was sich hier zwischen Balaam und Balak ereignete. Balaam war, wie wir wissen, ein völlig gottloser Mensch (Siehe 2. Pet 2,15–16; Jud 11) Nichts übertrifft die Bosheit und die Verderbtheit seines Weges. Und doch wird er ein Prophet genannt; wie von ihm gesagt ist: „… welcher den Lohn der Ungerechtigkeit liebte, hatte aber eine Strafe seiner eigenen Verkehrtheit: ein sprachloses Lasttier, mit Menschenstimme laut redend, wehrte dem Wahnsinn des Propheten.“
Wir sehen Kapitel 24,1, dass er sich mit Zauberei abgab; und dennoch, als er zu Balak kommt, sagt er: „Siehe, ich komme zu dir; nun aber, vermag ich zu reden, was es auch sei? Das Wort, das Jehova mir in den Mund legt, muss ich reden“ (Kap 22,39). Balak suchte die Macht des Bösen gegen die Kinder Israel, des Volkes Gottes, und er erwartete dasselbe von Gott (Kap 23,27). In gewissem Sinn war dies ein Anerkennen der Macht und der Dazwischenkunft Gottes; und deshalb war alles Verwirrung.
Ebenso ist es jetzt in der Welt, da wo Satan wirkt. Wir sehen oft in denen, worin er wirksam ist, und welche sogar im Bösen geübt sind, ein unbestimmtes Fragen nach Gott. Dies ist aber nichts anders als gänzliche Verwirrung; man will den Willen Satans tun, und doch mit einer gewissen Anerkennung Gottes.
Kapitel 22,1–6: Wir sehen hier die Feindschaft der Welt gegen das Volk Gottes und besonders gegen die Macht des Volkes Gottes. Gottes Macht war mit seinem Volk, und dieses rief die Feindschaft Satans hervor. Als der Sohn Gottes in die Welt kam, war die ganze Wirksamkeit der Macht und der Feindschaft Satans gegen Ihn gerichtet. So nachher gegen die Apostel, jene, „welche den Erdkreis aufwiegelten;“ (Apg 17,6) aber Gottes Macht ist mit seinem Volk und Er ist für dasselbe. Siehe den Gesang des Moses (2. Mo 15,14–16). Gott hatte sein Volk mit mächtiger Hand und ausgestrecktem Arm von der Macht und der Gefangenschaft Satans befreit, und zu sich gebracht (2. Mo 19,4). Wenn dies der Fall ist, so sucht Satan andere in einen offenen Aufruhr gegen das Volk Gottes zu bringen. Aber die Folge von diesem allen ist, dass er dieses Volk in besonderer Weise unter Gottes Auge und Sorge bringt. Schon der Wunsch, dass Gott Israel verfluchen sollte, macht seine Segnung über dasselbe umso offenbarer. „Da hob er an seinen Spruch, und sprach: Aus Aram führte mich Balak, der König Moabs aus den Gebirgen des Ostens: „Komm, verfluche mir Jakob, und komm, verwünsche Israel!“ Wie soll ich verfluchen, den Gott nicht verflucht; und wie verwünschen, da Gott nicht verwünscht? Denn vom Gipfel des Felsen schaue ich es, und von den Höhen erblicke ich es: siehe, ein Volk, abgesondert wohnt es, und unter die Völker rechnet es sich nicht“ (Kap 23,7–9) Hier finden wir den Erfolg von Satans Empörung. Es war nur, um auf das Klarste zu offenbaren, dass das Volk nicht von dieser Welt war. Solange Israel in Ägypten lebte, gab es nichts von alle dem, was die Gedanken und Gesinnungen Balaks und Balaams gegen dasselbe hervorrufen konnte, oder was es der Welt unerträglich gemacht hätte. Doch der bemerkenswerteste Punkt dieses Zeugnisses von ihrer Segnung ist, dass sie ein eigentümliches Volk waren, abgesondert von allen anderen Völkern, in Gott und in Übereinstimmung mit seinem Wort. „Der Herr hat dir an diesem Tag versichert, dass du sein eigentümlich Volk bist“ (5. Mo 29,18).
Vers 11 und ferner; – Balaam, auf die Aufforderung Balaks, suchte Israel von einem „anderen Orte“ zu verfluchen. Er sagte zu Balak: „Tritt hin neben dein Brandopfer und ich will dort entgegen gehen.“ Er scheint nicht zu wissen, wem er entgegen gehen will. Dieses zeigt ebenfalls die völligste Verwirrung. Er sagt: „Ich will dort entgegen gehen;“ aber es war der Herr, welcher ihm begegnete, und sein Wort in seinen Mund legte, um die Festigkeit seines Ratschlusses in Betreff seines Volkes zu offenbaren. „Nicht Mensch ist Gott, dass Er lüge, noch Menschensohn, dass Er bereue. Sollte Er sprechen und nicht tun, und reden und nicht erfüllen: Siehe, zu segnen habe ich empfangen; …?“ Balaam würde sich gefreut haben, dieses Zeugnis Gottes zu ändern; aber er sagte: „Er segnete und ich kann es nicht wenden“ Danach kommt das Zeugnis der Vollkommenheit der Gerechtigkeit Gottes seines Volkes. „Er schaut nichts Böses an Jakob, und sieht kein Unrecht an Israel“ (Kap 23,21). Es gibt keinen deutlicheren Ausspruch der Wahrheit. Israel hatte so mangelhaft und ungläubig gehandelt, während seiner Wanderung durch die Wüste, dass selbst Moses, welcher es hinauf führte, und welcher der sanftmütigste Mann auf der ganzen Erde war, die Worte aussprach: „Widerspenstige seid ihr gegen Jehova gewesen von dem Tag an, da ich euch kenne“ (5. Mo 9,24). Das Urteil dieses Mannes Gottes über dasselbe war nach einer vierzigjährigen Erfahrung, dass es ein hartnäckiges und rebellisches Volk war; aber das Urteil Gottes in Betreff ihrer Gerechtigkeit war seinem Urteil über die moralische Führung des Volkes gänzlich entgegen gesetzt.
Es ist sehr beachtenswert, dass wir, indem wir dieses auf uns beziehen, zwischen diesen beiden Stücken einen bestimmten Unterschied machen: Das Gericht des Geistes Gottes in mir, sowohl über das, was wir praktisch sind, als auch über die Sünde im Fleisch usw. und das Zeugnis des Geistes von dem, was Gottes Urteil über mich ist, d. i. was ich in Christus bin. Wir finden oft, dass die Seele durch den Geist Gottes beschäftigt ist, ein gerechtes Gericht über sich zu fällen, und vergisst, dass der Grund, auf welchem sie vor Gott, dem Ruheplatz des Glaubens steht, das ist, was er für uns durch den Herrn Jesus gewirkt hat. Der Heilige Geist richtet die Sünde gemäß seines Charakters, wie sie gesehen wird in dem Licht der Heiligkeit Gottes; aber Er lässt mich auch wissen, dass ich deshalb nicht gerichtet werde, weil Christus das Gericht für mich durchgemacht hat. In Betreff unserer Stellung vor Gott handelt es sich nicht darum, dass wir uns speziell untersuchen, ob wir Gutes oder Böses in uns finden, es handelt sich allein um die Wirkung und den Wert des Werkes Christi und seiner Annahme. Wir stehen entweder unter dem völligen Gericht Gottes, tot in Sünden und Übertretungen, oder „wir sind angenehm in dem Geliebten.“ Obgleich es von großer Wichtigkeit ist, dass wir uns selber urteilen, wie gesagt ist: „Wenn wir uns selbst beurteilten, so würden wir nicht gerichtet,“ (1. Kor 11,31–32) so ist dies doch ganz unterschieden von dem Urteil, welches Gott über uns fällt durch das Werk Christi. Am Ende einer langen Reihe von Übertretungen, nachdem die Verderbtheit der Kinder Israel völlig offenbar geworden war, „schaute Gott nichts Böses an Jakob, und sah kein Unrecht an Israel“ (Kap 23,21). Wo die Seele eines Gläubigen das Urteil des Heiligen Geistes in und über ihn mit dem Gericht Gottes durch das Werk Christi für ihn verwechselt, da kann kein Friede sein.
„ ... Jehova, sein Gott, ist mit ihm, und des Königs Posaunenhall unter ihm“ (Kap 26,21). Das unterscheidenste Merkmal des Volkes Gottes ist: dass Er in ihnen und unter ihnen ist (1. Kor 14,25). Es wird die größte Schwäche der Heiligen gesehen, wo dieses nicht der Fall ist. Es ist eine gesegnete Wahrheit, dass Gott seine Kinder erlöst und gerechtfertigt hat, deshalb kann Er auch jetzt für immer „unter ihnen wohnen“ (2. Mo 29,45–46).
„Gott führte ihn aus Ägypten, wie Büffelsschnelligkeit ist ihm.“ – (Kap 23,22) Ich darf mich nicht mit ihnen abgeben (sagt Balaam), ich habe zu viel erfahren, was sie sind, um dies zu tun; sie sind vereinigt mit Gott, mit seiner Kraft und seiner Macht. – „Nicht Zauberei hilft wider Jakob, noch Wahrsagung Wider Israel. Zur Zeit wird es Jakob verkündigt und Israel, was Gott tut“ (V 23). „Zur Zeit,“ – wann war dies? Es war die Zeit, als Israel schwach und matt war, entmutigt durch die Länge des Weges und als noch keiner ihrer Feinde auf der anderen Seite des Jordans überwunden
war. Diese Feinde waren viel mächtiger als sie, (5. Mo 7,1) und doch sagte er: „was Gott tut – Siehe das Volk, gleich der Löwin steht es auf, und gleich dem Löwen erhebt es sich. Es legt sich nicht, bis es den Raub verzehrt, und das Blut der Erschlagenen trinkt. Da sprach Balak zu Balaam: Weder verwünschen sollst du es, noch segnen sollst du es. Und Balaam antwortete, und sprach zu Balak: Habe ich nicht zu dir geredet und gesprochen: Alles was Gott reden wird, das werde ich tun? Und Balak sprach zu Balaam: Komm doch, ich will dich an einen anderen Ort führen vielleicht gefällt es Gott, dass du mir es von dannen verwünschest. Da führte Balak Balaam auf den Gipfel des Peor, der emporragt über die Fläche der Wüste usw“ (V 24–28).
(Kap 24,1) „Und als Balaam sah, dass es Jehova gefiel, Israel zu segnen, ging er nicht, wie ein Mal und das andere Mal, nach Wahrsagung aus, und richtete nach der Wüste sein Angesicht. Und Balaam erhob seine Augen, und sah Israel, gelagert nach seinen Stämmen: da kam auf ihn der Geist Gottes. Und er hob an seinen Spruch und sprach: usw“ (V 1–9). Er beginnt das Volk Gottes selbst anzuschauen, und sieht Israel wohnend in seinen Zelten, in seinen eigenen Wohnungen. Der Anblick der Schönheit des Volkes Gottes gibt hier dem Heiligen Geist Gelegenheit, also zu sprechen, wie Er es in Vers 5 und ferner tut: „Wie schön sind deine Zelte, o Jakob, deine Wohnungen, o Israel! Gleich Tälern breiten sie sich aus usw.“ Er schaut das Volk Gottes selbst und sieht seine Schönheit in den Gesichten des Allmächtigen. – Israel war beschäftigt mit seinen eigenen kurzsichtigen Gedanken in der Gegenwart und diese Szene ging in die Zukunft hinein. Ebenso ist es mit uns, geliebten Freunde. Wir sind oft mit unseren eigenen kurzsichtigen Gedanken beschäftigt; der Ankläger spricht gegen uns; und kann doch nichts über uns gewinnen, weil Gott für uns wirkt. Ich spreche hier nicht davon, dass Gott uns rechtfertigt, sondern von unserer gesegneten Stellung und von der nie versiegenden Quelle der Erquickung des Volkes Gottes, – „alle meine frischen Brunnen sind in dir.“ Gott offenbart dies auf das völligste durch das Böse, welches Balak und Balaam verlangten.
Wir sehen in diesem Kapitel, wie man nach dem Willen des Satans wirksam sein kann und doch die Macht und Dazwischenkunft Gottes in etwa anerkennen. Deshalb ist hier auch alles Verwirrung, und es wird immer also sein. Aber in dem Augenblick, wo die Kinder Gottes ihren rechten Platz vor Gott einnehmen, da ist keine Verwirrung, keine Unruhe, – der Pfad ist so einfach als möglich. Möge der Heilige Geist uns in den Stand setzen, um diesen der Kirche Gottes so ganz eigentümlichen Zug, und das, was die Macht ihrer Heiligkeit und auch ihres Trostes ist, zu verwirklichen, nämlich: „Jehova, sein Gott, ist mit ihm und des Königs Posaunenhall unter ihm!“