Botschafter des Heils in Christo 1887
"Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch."
Es sind zwei Arten von Frieden, von welchen in obiger Stelle die Rede ist. Der Leser wird sich erinnern, dass der Herr Jesus, nachdem Er das Werk der Erlösung vollbracht hatte, als der Auferstandene in der Mitte seiner Jünger erschien, welche bei verschlossenen Türen versammelt waren; und sein erster Gruß an sie lautete: „Friede euch!“ „Und als Er dies gesagt hatte, zeigte Er ihnen seine Hände und seine Seite. Es freuten sich nun die Jünger, als sie den Herrn sahen“ (Joh 20). Er kam und verkündigte Frieden – jenen Frieden, den Er gemacht hatte durch das Blut seines Kreuzes (Kol 1,20). Die Nägelmale in seinen Händen und das Mal in seiner Seite waren die untrüglichen Zeichen, dass Er im Tod gewesen, und dass jetzt Friede gemacht war zwischen Gott und dem bußfertigen Sünder, der an Ihn glaubt. Sein eigenes Blut ist die Grundlage dieses Friedens. Gerechtfertigt durch den Glauben an dieses Blut, „haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus“ (Röm 5,1).
Um diesen Frieden, den Christus für die Seinen vor Gott gemacht hat, indem Er in seiner unendlichen Gnade und Liebe an das Kreuz ging und sein Blut Vers goss, handelt es sich in unserer Stelle zunächst. Diesen Frieden, sagte der Herr zu seinen Jüngern, „lasse ich euch.“ Obwohl (Jesus noch nicht gestorben war, stand Er in seinen Gedanken doch schon jenseits des Kreuzes) dieser Friede ist für ewig gemacht; er ist unantastbar und unerschütterlich; er ist das Teil eines jeden wahren Gläubigen.
Dann aber hören wir von einem anderen Frieden; der Herr nennt ihn seinen Frieden. Er sagt: „Meinen Frieden gebe ich euch.“ Es ist der Friede, den Er selbst genossen hat, indem Er in vollkommenem Gehorsam und steter Abhängigkeit, sowie in der innigsten Gemeinschaft mit seinem Gott und Vater durch diese Welt ging; der Friede, den Er bei dem Vater hatte und deshalb in ungestörter Weise genoss, während Er als Mensch hienieden pilgerte. Diesen Frieden, der allen Verstand übersteigt, der über alle Beschreibung kostbar ist, will der Herr uns, den Seinen, schenken, während auch wir durch diese Wüste gehen.
Doch wie können wir diesen Frieden genießen? Auf dieselbe Weise und auf demselben Wege, wie unser gesegneter Herr ihn genossen hat. Der Friede mit Gott, gemacht durch das Blut seines Kreuzes, wird unser Teil durch den Glauben; seinen Frieden, den Frieden Gottes, genießen wir durch die ununterbrochene Gemeinschaft mit Ihm und mit unserem Gott und Vater. Wie kostbar und gesegnet es ist, mit Ihm beschäftigt zu sein, der unser Friede ist (Eph 2,14), werden wir alle mehr oder weniger erfahren haben, und unsere Herzen sollten sich danach sehnen, immer mehr davon zu genießen. Der Herr wusste sehr wohl, in welch einer Welt Er seine schwachen Jünger, die seinem Herzen so unendlich teuer waren, zurückließ. Er kannte aus eigener Erfahrung die Schwierigkeiten und Prüfungen ihres Weges; und darum sagte Er zu ihnen: „Meinen Frieden gebe ich euch. ... Euer Herz sei nicht bestürzt, auch nicht furchtsam.“ Und in der Tat, solange wir mit Ihm beschäftigt sind, gibt es keine Furcht, keine Bestürzung und Unruhe in unseren Herzen. Erst dann, wenn wir uns mit uns selbst und mit dem beschäftigen, was uns umgibt, werden wir unruhig und verzagt. Unsere Herzen ruhen dann nicht in seiner Liebe; wir machen nicht die gesegnete Erfahrung der Treue und Sorgfalt, des zärtlichen Mitgefühls und Erbarmens dessen, der die Seinen liebte bis ans Ende, und der jetzt stets in der Gegenwart Gottes für uns erscheint (Heb 9,24).
Sind wir aber mit Christus beschäftigt, so werden wir erfahren, wie die Liebe seines Herzens unaufhörlich für uns tätig ist, und das wird alle Schwierigkeiten auflösen und alle Prüfungen leicht machen. Der Herr gebe uns daher in seiner Gnade, dass unser Blick allezeit auf Ihn gerichtet bleibe, damit wir mehr von seiner Liebe genießen, in seinem Frieden wandeln und somit fähig sind, mit glücklichem, friedeerfülltem Herzen Ihm zu dienen und auch anderen gegenüber die Liebe seines Herzens zu offenbaren!