Das Buch Daniel

Daniel 3

Götzendienst

Im zweiten Kapitel haben wir gesehen, dass die Regierungsmacht in einer kaiserlichen Form von Gott in die Verantwortung von den Nationen übertragen wurde. Darüber hinaus haben wir eine prophetische Übersicht über die vier großen Weltreiche vor uns gehabt, die diese Macht während der „Zeiten der Nationen“ ausüben werden.

In den darauffolgenden Kapiteln 3 bis 6 finden wir die Aufzeichnung einer Reihe historischer Ereignisse, die ohne Zweifel dazu dienen, den Charakter und die Haltung dieser aufeinanderfolgenden Weltreiche herauszustellen. Wir sollen lernen, dass sie, nachdem die Regierungsverantwortung in ihre Hände gegeben worden war, darin scheitern, diese Herrschaft in Abhängigkeit von Gott auszuüben, so dass sie in ihrer Verantwortung von Anfang an gänzlich versagen.

Diese Ereignisse zeigen deutlich, dass die hervorstechenden Merkmale dieses Regierungsversagens Götzendienst bzw. das Beiseitesetzen der Rechte Gottes (Kapitel 3), die Erhöhung des Menschen (Kapitel 4), Gottlosigkeit (Kapitel 5) und schließlich Abfall sein werden (Kapitel 6). Wir werden demnach gewarnt, dass die Zeiten, in denen wir leben, an der äußersten Grenze der Bosheit enden werden, indem sich der Mensch selbst gegen Gott erhöht und versucht, Gott von dieser Erde zu verdrängen.

Das goldene Bild (Vers 1)

„Der König Nebukadnezar machte ein Bild aus Gold: seine Höhe sechzig Ellen, seine Breite sechs Ellen; er richtete es auf in der Ebene Dura, in der Landschaft Babel“ (3,1).

Nebukadnezar, der König, dem Gott die Weltherrschaft übertragen hatte, richtet in der Ebene Dura ein Bild aus Gold auf, dessen Höhe sechzig Ellen und dessen Breite sechs Ellen war. Möglicherweise hatte das Bild aus seinem Traum den König zu diesem Götzenbild angeregt. Wenn dies der Fall ist, zeigt es nur, dass das von Gott Gegebene für unsere eigenen Zwecke entwürdigt wird, wenn es nicht in Gemeinschaft mit Gott festgehalten wird.

Hier erkennen wir die Wurzel des menschlichen Versagens in seiner Verantwortung, die Welt zu regieren. Die gewaltige Macht, die dem Menschen übergeben wurde, wird unmittelbar für eine Zurschaustellung des gewaltigsten Ausbruchs des Götzendienstes missbraucht. Der Mensch benutzt die ihm übertragene Macht, um die Rechte Gottes beiseitezusetzen – die Rechte des Einen, der die Macht gegeben hat. Dies ist die erste Eigenschaft der Zeiten der Nationen und die Wurzel alles nachfolgenden Versagens.

Anstatt seine Macht in Abhängigkeit von Gott auszuüben, setzt Nebukadnezar die Rechte Gottes beiseite und versucht, sein Reich durch eigene Mittel zu befestigen. Da ihm die Herrschaft über die gesamte bewohnte Erde gegeben worden war, war sein Reich gezwungenermaßen aus vielen Völkern unterschiedlicher Sprachen zusammengesetzt, die unterschiedliche Ziele und Interessen verfolgten. Daraus folgt, dass der König dem Problem der Erhaltung der Einheit in diesem heterogenen Reich gegenüberstand.

Die Geschichte hat gezeigt, dass Völker nichts so zertrennt und zerstört wie Unterschiede in der Religion. Andererseits wird nichts Nationen so wirksam verbinden wie Einheit der Religion, sei sie falsch oder wahr. Religiöse Einheit wird weit darin fortschreiten, politische Einheit zu erzeugen. Nebukadnezar erkennt diese Tatsachen offenbar und versucht, eine politische Einheit zu sichern, indem er eine religiöse Einheit einführt. Hierfür verwendet er seine große Macht, um unter Todesstrafe für die, die sich nicht anpassen, allen Völkern eine Staatsreligion aufzuzwingen.

Eine Staatsreligion sollte vor allem anderen dem natürlichen Menschen entsprechen. Um dies zu erreichen, muss sie extrem einfach sein, die Sinne ansprechen, keine großen Anforderungen an den Intellekt stellen und das Gewissen unberührt lassen. Sie muss wenig Zeit in Anspruch nehmen und kein besonderes Opfer an Geld oder Gütern erfordern. All diese Bedingungen wurden in der von Nebukadnezar ersonnenen Staatsreligion auf beeindruckende Weise erfüllt.

Die Auflehnung gegen die Rechte Gottes (Verse 2–7)

„Und der König Nebukadnezar sandte aus, um die Satrapen, die Befehlshaber und die Statthalter, die Oberrichter, die Schatzmeister, die Gesetzeskundigen, die Rechtsgelehrten und alle Oberbeamten der Landschaften zu versammeln, damit sie zur Einweihung des Bildes kämen, das der König Nebukadnezar aufgerichtet hatte. Da versammelten sich die Satrapen, die Befehlshaber und die Statthalter, die Oberrichter, die Schatzmeister, die Gesetzeskundigen, die Rechtsgelehrten und alle Oberbeamten der Landschaften zur Einweihung des Bildes, das der König Nebukadnezar aufgerichtet hatte; und sie standen vor dem Bild, das Nebukadnezar aufgerichtet hatte“ (3,2.3).

Nachdem er sein Bild aufgestellt hat, versammelt der König die politischen Führer seines Königreichs, die Fürsten des Königshauses, die militärischen Führer, die Gesetzeskundigen, die Schatzmeister und die Rechtsgelehrten – alle müssen bei der Einweihung des Bildes anwesend sein.

„Und der Herold rief mit Macht: Euch wird befohlen, ihr Völker, Völkerschaften und Sprachen: Sobald ihr den Klang des Horns, der Pfeife, der Zither, der Sambuke, der Laute, der Sackpfeife und aller Art von Musik hören werdet, sollt ihr niederfallen und das goldene Bild anbeten, das der König Nebukadnezar aufgerichtet hat. Und wer nicht niederfällt und anbetet, der soll sofort in den brennenden Feuerofen geworfen werden. Darum, sobald alle Völker den Klang des Horns, der Pfeife, der Zither, der Sambuke, der Laute und aller Art von Musik hörten, fielen alle Völker, Völkerschaften und Sprachen nieder und beteten das goldene Bild an, das der König Nebukadnezar aufgerichtet hatte“ (3,4–7).

Dann wird von einem Herold der Befehl ausgerufen, dass in Begleitung der die Sinne ansprechenden Musik augenblicklich jeder niederfallen und das Bild anbeten solle. Nichtbeachtung des Befehls würde mit einem unmittelbaren und schrecklichen Tod bestraft werden. Wer diesem Befehl nicht gehorcht, „der soll sofort in den brennenden Feuerofen geworfen werden“.

Aus menschlicher Sicht war dies eine sehr einfache Religion. Alles, was sie erforderte, war ein einfacher Akt der Niederwerfung vor dem Bild und die Angelegenheit war erledigt. Eine solche Religion war beeindruckend passend für die gefallene Natur des Menschen – ein prachtvolles Bild, das das Auge anspricht, schöne Musik, die die Ohren betört, ein einfacher Akt des Niederfallens, der nach einem kurzen Moment vorüber war und der keine Forderungen an den Geldbeutel stellte oder Sündenfragen aufwarf, die das Gewissen bedrücken. Die harten Strafen für eine Verweigerung würden den natürlichen Menschen kaum beunruhigen, der recht schnell dazu bereit sein würde, einem Erlass mit solch geringen Forderungen Folge zu leisten. So fielen zum angegebenen Zeitpunkt „alle Völker, Völkerschaften und Sprachen nieder und beteten das goldene Bild an“.

Im Licht des wahren Gottes betrachtet war der Befehl des Königs ein Ausbruch abscheulichen und schweren Götzendienstes. Nie hatte vorher ein Mensch ein solch beeindruckendes Götzenbild aufgestellt; nie war vorher allen Völkern der Erde befohlen worden, sich unter grausamer Todesstrafe vor einem Götzen zu beugen. Es war die reine Ablehnung und Beiseitesetzung der Rechte Gottes. Ach, so ist der Mensch – wird ihm von Gott die völlige Macht über die Welt gegeben, nutzt er diese Macht sofort aus, um Gott zu verleugnen.

Die Missachtung des menschlichen Gewissens (Verse 8–12)

„Deswegen traten zur selben Zeit chaldäische Männer herzu, die die Juden anzeigten. Sie hoben an und sprachen zum König Nebukadnezar: O König, lebe ewig! Du, o König, hast den Befehl gegeben, dass jedermann, der den Klang des Horns, der Pfeife, der Zither, der Sambuke, der Laute und der Sackpfeife und aller Art von Musik hört, niederfallen und das goldene Bild anbeten solle; und wer nicht niederfällt und anbetet, der solle in den brennenden Feuerofen geworfen werden. Nun sind jüdische Männer da, die du über die Verwaltung der Landschaft Babel bestellt hast: Sadrach, Mesach und Abednego; diese Männer, o König, achten nicht auf dich. Deinen Göttern dienen sie nicht, und das goldene Bild, das du aufgerichtet hast, beten sie nicht an“ (3,8–12).

Das Bild und seine Weihung setzen nicht nur die Rechte Gottes beiseite, sondern trampeln auch das menschliche Gewissen nieder. Indem der König dies tat, begab er sich außerhalb des Kreises seiner eigenen rechtmäßigen Autorität und drang in das Machtgebiet Gottes ein. Dies lenkt das Augenmerk auf gewisse gottesfürchtige Männer, die Gott mehr gehorchen als den Menschen, koste es was es wolle. Es werden gewisse Juden gefunden, die zwar bereit sind, dem König in seinem eigenen Machtbereich zu gehorchen, den Gehorsam jedoch vehement ablehnen, wenn er sich der Rechte Gottes bemächtigt.

Die Feinde dieser gottesfürchtigen Männer sind hoch erfreut, eine Gelegenheit zu finden, sie vor dem König zu verunglimpfen und nähern sich Nebukadnezar mit schmeichelnden Worten. Sie erinnern den König an den von ihm erlassenen Befehl und die Strafe, die er für Ungehorsam verhängt hatte. Dann setzen sie den König darüber in Kenntnis, dass drei führende Männer den König und seine Götter missachten und sich geweigert haben, das Bild anzubeten. Sie erinnern den König daran, dass er selbst diese Männer in die hohe Position, in der sie waren, eingesetzt hatte und dies nun die Art sei, auf die sie dem König dies vergalten. Sie heben hervor, dass sie nicht einfach der breiten Masse angehören, sondern über die Verwaltung der Hauptprovinzen gesetzt sind – eine Tatsache, die ihr Vergehen in den Augen des Königs vergrößern würde.

Verfolgung für Verweigerung (Verse 13–23)

„Da befahl Nebukadnezar im Zorn und Grimm, Sadrach, Mesach und Abednego herbeizubringen. Da wurden diese Männer vor den König gebracht. Nebukadnezar hob an und sprach zu ihnen: Ist es Absicht, Sadrach, Mesach und Abednego, dass ihr meinen Göttern nicht dient und das goldene Bild nicht anbetet, das ich aufgerichtet habe? Nun, wenn ihr bereit seid, zur Zeit, wenn ihr den Klang des Horns, der Pfeife, der Zither, der Sambuke, der Laute und der Sackpfeife und aller Art von Musik hört, niederzufallen und das Bild anzubeten, das ich gemacht habe – wenn ihr es aber nicht anbetet, sollt ihr sofort in den brennenden Feuerofen geworfen werden; und wer ist der Gott, der euch aus meiner Hand erretten wird?“ (3,13–15).

Der Neid und Hass der Chaldäer vollbringt sein böses Werk. Der König, der seinen königlichen Willen von Männern durchkreuzt sieht, die er in Positionen großer Autorität gesetzt hat, befiehlt umgehend, dass diese Männer vor ihn gebracht werden. Indem er annimmt, dass der Bericht wahr ist, gibt er ihnen eine weitere Gelegenheit zu gehorchen, in welchem Fall alles in Ordnung wäre. Verweigerten sie dies jedoch, würden sie sofort in den brennenden Feuerofen geworfen werden. „Und“, so schließt er, „wer ist der Gott, der euch aus meiner Hand erretten wird?“

Nun ist der König in seiner Bosheit einen Schritt weiter gegangen. Indem er das Bild aufgestellt hatte, hatte er bereits die Rechte Gottes beiseitegesetzt, dem allein Anbetung gebührt. Doch jetzt widersetzt er sich Gott offen, indem er sich Allmacht anmaßt. Wenn Menschen dies tun, ist ihre Niederlage nicht weit, denn der Kampf besteht nun nicht länger zwischen diesen jüdischen Gefangenen und dem irdischen König der Könige, sondern zwischen Nebukadnezar und dem Gott der Götter. Der König hatte offensichtlich grenzenloses Vertrauen in sich selbst und urteilte über Gott nach der Vorstellung über seine eigenen Götter, die er mit geringem Respekt behandelte – andernfalls wäre seine Wortwahl sicherlich gemäßigter ausgefallen.

„Sadrach, Mesach und Abednego antworteten und sprachen zum König: Nebukadnezar, wir halten es nicht für nötig, dir ein Wort darauf zu erwidern“ (3,16).

Die drei Juden erkennen, dass der Kampf dem Herrn gehört und sind in Gegenwart des wütenden Königs völlig ruhig. Glaube an Gott befähigt sie, dem König zu sagen: „Wir halten es nicht für nötig, dir ein Wort darauf zu erwidern.“ Für sie ist der Sachverhalt klar und erlaubt keinen Kompromiss. Der natürliche Mensch könnte sagen: „Es ist nur eine kleine Sache, die der König verlangt. Du musst dich nur einmal vor diesem Bild niederwerfen und die ganze Sache ist sofort vorbei, und dann bist du frei – du musst dich ja nicht in deinem Herzen niederbeugen. Es ist nur eine Formsache und einfach eine Frage des Gehorsams gegenüber dem König.“ Doch der Glaube argumentiert nicht auf diese Weise. Glaube gehorcht Gott und sieht klar, dass es sich um eine Wahl zwischen Gott oder dem König handelt. Dies beruhigt die Angelegenheit und so geben sie ohne irgendeine Besprechung untereinander ihre Antwort. In allgemeinen Staatsangelegenheiten, die die Geschäfte des Königs betrafen, wären sie sicher sehr vorsichtig gewesen. Doch hier geht es um die Angelegenheiten Gottes und hierfür ist menschliche Fürsorge so unbrauchbar wie unnötig (vgl. Lk 12,11).

„Ob unser Gott, dem wir dienen, uns aus dem brennenden Feuerofen zu erretten vermag – und er wird uns aus deiner Hand, o König, erretten – oder ob nicht, es sei dir kund, o König, dass wir deinen Göttern nicht dienen und das goldene Bild, das du aufgerichtet hast, nicht anbeten werden“ (3,17.18).

Die einleitenden Worte ihrer Antwort – „unser Gott, dem wir dienen“ – zeigen uns das Geheimnis ihres Vertrauens. Sie kannten Gott und konnten „unser Gott“ sagen. Eine wahre Kenntnis Gottes ist das Geheimnis der Kraft vor anderen Menschen. Darüber hinaus ist es Gott, dem sie dienen, wie hoch die Position auch sein mag, die sie vor den Menschen innehaben. Der König hatte Gott getrotzt, indem er gesagt hatte: „Wer ist der Gott, der euch aus meiner Hand erretten wird?“ Mit großer Ruhe begegnen diese Männer dieser Herausforderung und mit der Zuversicht des Glaubens sagen sie, dass „unser Gott ... uns aus dem brennenden Feuerofen zu erretten vermag“, und weiter: „Er wird uns aus deiner Hand, o König, erretten“.

Wenn Gott es jedoch zulässt, dass sie einen Märtyrertod erleiden, sind sie eher bereit, die feurigen Qualen als Gottes Weg der Befreiung von dem König zu akzeptieren, als Gott ungehorsam zu sein. Für sie ist es einfach eine Frage des Gehorsams gegenüber Gott oder den Menschen. Dies ist noch immer die wirkliche Frage zwischen den Christen und den Herrschern der Welt. Gehorsam gegen die bestehenden Mächte ist die eindeutige Anordnung des Wortes Gottes für sein Volk (vgl. Röm 13,1; Tit 3,1; 1. Pet 2,13–17). Es ist nicht unsere Aufgabe, Fragen über die Beschaffenheit der Autorität oder den Charakter dessen, der die Autorität ausübt, aufzuwerfen – unsere Aufgabe ist es, zu gehorchen. Doch wenn der Wille des Menschen dem Wort Gottes widerspricht und uns diesen Willen gegen unser Gewissen aufzwingt, müssen wir Gott mehr gehorchen als den Menschen (Apg 4,19).

„Da wurde Nebukadnezar von Grimm erfüllt, und das Aussehen seines Angesichts veränderte sich gegen Sadrach, Mesach und Abednego. Er hob an und befahl, den Ofen siebenmal mehr zu heizen, als zur Heizung nötig war. Und er befahl Männern, den stärksten Männern in seinem Heer, Sadrach, Mesach und Abednego zu binden, um sie in den brennenden Feuerofen zu werfen. Da wurden diese Männer in ihren Mänteln, Röcken und Mützen und ihren übrigen Kleidern gebunden und in den brennenden Feuerofen geworfen. Darum, weil das Wort des Königs streng und der Ofen außergewöhnlich geheizt war, tötete die Flamme des Feuers jene Männer, die Sadrach, Mesach und Abednego hinaufbrachten. Und diese drei Männer, Sadrach, Mesach und Abednego, fielen gebunden in den brennenden Feuerofen“ (3,19–23).

Das Gottvertrauen dieser Männer ist überaus schön, doch es führt nicht, wie wir vielleicht erwarten würden, zu ihrem Entkommen vor der drohenden Strafe. Ihr Glaube wird ohne jegliches sichtbare Eingreifen Gottes auf die Probe gestellt. Dem König wird gestattet, seinen bösartigen Willen auszuführen. Als es sich um eine Frage des Gewissens handelt, widerstehen sie dem König entschlossen. Jetzt, wo es um ihre Leiber geht, leisten sie keinen Widerstand. Sie handeln im Geist der Worte des Herrn zu seinen Jüngern, als Er sagte: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und danach nichts weiter zu tun vermögen“ (Lk 12,4).

Der Widerstand gegen seinen Willen durch drei jüdische Gefangene erfüllt den König mit Wut. So befiehlt er seinen Dienern, den Ofen siebenmal mehr zu heizen als zur Heizung nötig war. Die stärksten Männer seiner Armee werden geschickt, um die drei Gefangenen zu binden und in den Feuerofen zu werfen. Am Ende trägt die Wut des Königs nur zu seiner Niederlage bei. Der König muss lernen, dass sein Feuerofen seine eigenen mächtigen Männer verzehren, den Dienern Gottes jedoch nichts anhaben kann, wenn Gott auf ihrer Seite handelt, sei der Feuerofen auch siebenmal heißer.

Befreiung für die Treuen (Verse 24–30)

„Da erschrak der König Nebukadnezar, und er stand schnell auf, hob an und sprach zu seinen Räten: Haben wir nicht drei Männer gebunden ins Feuer geworfen? Sie antworteten und sprachen zum König: Gewiss, o König! Er antwortete und sprach: Siehe, ich sehe vier Männer frei umhergehen mitten im Feuer, und keine Verletzung ist an ihnen; und das Aussehen des vierten gleicht einem Sohn der Götter“ (3,24.25).

Das einzige Ergebnis des Feuerofens für die drei Gefangenen ist, dass sie in die Gemeinschaft des Sohnes Gottes gebracht und von ihren Fesseln befreit werden. Dies ist, in unterschiedlichen Ausprägungen und mit anderen Mitteln, immer das Ergebnis der Verfolgung für die, die Glauben an Gott haben. Der Mann aus Johannes 9 erduldete zu seinen Tagen die Verfolgung durch die jüdischen Führer, nur um sich am Ende befreit von den jüdischen Fesseln in der Gemeinschaft des Sohnes Gottes wiederzufinden.

Die Wirkung auf den König folgt unmittelbar. Er steht schnell auf und bekundet: „Siehe, ich sehe vier Männer frei umhergehen mitten im Feuer ... und das Aussehen des vierten gleicht einem Sohn der Götter.“ Dies war das wahre Geheimnis der drei Männer, die unversehrt inmitten des Feuers umhergingen – sie waren in der Gemeinschaft des Sohnes Gottes. Was können die Seinen in seiner Gegenwart nicht tun? In seiner Gegenwart können sie auf dem Wasser gehen (Mt 14) und in seiner Gegenwart können sie mitten durchs Feuer laufen, worin sich die Verheißung erfüllt, die dem Propheten gegeben wurde: „Wenn du durchs Wasser gehst, ich bin bei dir ... wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt werden, und die Flamme wird dich nicht verbrennen“ (Jes 43,2).

„Da trat Nebukadnezar an die Öffnung des brennenden Feuerofens, hob an und sprach: Sadrach, Mesach und Abednego, ihr Knechte des höchsten Gottes, geht heraus und kommt her! Da gingen Sadrach, Mesach und Abednego aus dem Feuer heraus. Und die Satrapen, die Befehlshaber und die Statthalter und die Räte des Königs versammelten sich; sie sahen diese Männer, dass das Feuer keine Macht über ihre Leiber gehabt hatte: Das Haar ihres Hauptes war nicht versengt, und ihre Mäntel waren nicht verändert, und der Geruch des Feuers war nicht an sie gekommen“ (3,26.27).

Der gedemütigte König gesteht nun ein, dass diese drei Gefangenen die Diener des höchsten Gottes sind und ruft ihnen zu, herauszukommen. Die Satrapen, Befehlshaber, Statthalter und Räte werden angehalten, die Niederlage des großen Königs, der den lebendigen Gott herausgefordert hatte, und das Scheitern seines Plans der Herstellung einer religiösen Einheit zu bezeugen.

„Nebukadnezar hob an und sprach: Gepriesen sei der Gott Sadrachs, Mesachs und Abednegos, der seinen Engel gesandt und seine Knechte errettet hat, die auf ihn vertrauten und das Wort des Königs übertraten und ihre Leiber hingaben, um keinem Gott zu dienen oder ihn anzubeten, als nur ihrem Gott! Und von mir wird Befehl gegeben, dass jedes Volk, jede Völkerschaft und Sprache – wer Unrechtes spricht gegen den Gott Sadrachs, Mesachs und Abednegos, in Stücke zerhauen werden soll und dass sein Haus zu einer Kotstätte gemacht werden soll; weil es keinen anderen Gott gibt, der auf solche Weise zu erretten vermag. Darauf beförderte der König Sadrach, Mesach und Abednego in der Landschaft Babel“ (3,28–30).

In Anbetracht dieses großen Wunders muss der König das Eingreifen Gottes für die, „die auf ihn vertrauten“, erkennen. Darüber hinaus gesteht er ein, dass sie mit ihrer Handlung „das Wort des Königs übertraten“. Er bezeugt, dass ihr Vertrauen auf Gott so groß war, dass sie lieber „ihre Leiber hingaben“, als irgendeinem Gott außer ihrem eigenen zu dienen oder ihm Anbetung zu bringen.

Daraufhin erlässt der König einen Befehl, dass kein Volk, keine Völkerschaft und keine Sprache irgendetwas Unrechtes gegen den Gott Sadrachs, Mesachs und Abednegos sprechen soll, und zwar unter der Strafe, dass man in Stücke gehauen und das Haus zu einer Kotstätte gemacht wird, denn er gesteht ein, dass „es keinen anderen Gott gibt, der auf solche Weise zu erretten vermag“. Offensichtlich können alle Völker ihren eigenen Göttern dienen, aber sie dürfen nichts Unrechtes über den Gott dieser treuen Männer sprechen. Nicht nur ist so der Plan des Königs, eine religiöse Einheit aufzurichten, kläglich gescheitert, sondern auch die neidischen Vorhaben der Feinde dieser Gefangenen werden zunichte gemacht, denn am Ende werden diese Gefangenen in der Landschaft Babel befördert.

So sieht der historische Beginn der Zeiten der Nationen aus. Wir sehen darin Szenen vorgeschattet, die sich am Ende dieser Zeitperiode abspielen werden. Die Geschichte wird sich wiederholen, und der Versuch, eine götzendienerische religiöse Einheit aufzurichten, wird am Ende eine noch weitaus schrecklichere Form annehmen. Der Mensch ist ein religiöses Wesen, und wenn er die Treue gegenüber dem wahren Gott verwirft, wird er sich einen falschen Gott machen. Wenn er einen falschen Gott hat, wird er keinen Einwand gegen eine Darstellung seines Gottes haben, denn der natürliche Mensch braucht etwas zum Sehen und Anfassen – etwas für Augen und Sinne. So wird es geschehen, dass vom Oberhaupt der letzten heidnischen Macht ein Bild errichtet und der Befehl erlassen werden wird, dass alle getötet werden, die dieses Bild nicht anbeten werden. Die Zeiten der Nationen begannen mit Götzendienst und werden mit der schlimmsten Form des Götzendienstes enden – der Anbetung eines Menschen als Gott (Off 13,11–18).

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