Betrachtung über das Evangelium nach Matthäus
Kapitel 5-7: Die moralischen Grundsätze des Königreiches – die Bergpredigt
Der Herr beginnt Seinen Dienst so, wie auch Johannes ihn begonnen hatte, indem Er zur Buße aufruft. Er tut dies mit der Gewissheit der Wahrheit „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen“ (Mt 3,2). So, wie Johannes sittliche und moralische Ansprüche an sie gestellt hatte, stets einhergehend mit einer derartigen Buße zu der sie hier aufgefordert wurden, so lehrte nun der Sohn – der Geliebte – entsprechend die Buße oder die Sinneswandlung nach der Er suchte. Der Sohn hatte jedoch Ansprüche in Seinen Worten, die über das Gesetz Moses hinausgehen. Noch kann Er sich an Johannes anpassen, der auf dem „Pfad der Gerechtigkeit“ gekommen war.
So sehen wir in der Predigt auf dem Berg das erste und große Beispiel einer Predigt des Herrn (Mt 5–7). Hier finden wir moralische Grundsätze, die über das Maß Moses hinausgehen und gleichzeitig die Größe der Gnade, das Licht der Reinheit, die Stärke des Sieges über die Welt, die Demut und die Selbsthingabe, Güte in allen Weisen, Feinheiten in der Gesinnung, ja einen vollkommenen Charakter und Verhalten, in die Johannes der Täufer selbst nie eingegangen war.
Allerdings haben wir hier nicht die Predigt des Evangeliums. Es sind die moralischen Grundsätze der Schule, in der der Herr lehrte. Mit solch einer Lehre begegnet der Herr Seinen Jüngern auf dem Berg und kommt anschließend herab, um den verschiedenen Schmerzen, Bedürfnissen und Leiden der Menschen zu begegnen. Der Lahme, der Knecht des Hauptmanns, die Schwiegermutter des Petrus und die ganze Menge der Kranken, die zu Ihm kamen, sind gekommen, um die Kraft zu erfahren, die in Ihm war und um zu erleben, dass Er der göttliche Arzt war, der sich ihrer annahm. Keinerlei Heilkunde war notwendig. Es war der Herr des Lebens selbst, der sie heilte.