Botschafter des Heils in Christo 1859
Der Glaube triumphiert über die Macht des Feindes
Die ganze Sphäre der göttlichen Handlung, als in Verbindung mit der Erlösung, liegt jenseits der Grenzen des Gebietes des Todes. Wenn Satan seine Macht erschöpft hat, dann fängt Gott an, sich zu zeigen. Das Grab ist die Grenze der Wirksamkeit Satans. Aber hier ist es, wo die Wirksamkeit Gottes beginnt. Das ist eine köstliche Wahrheit. Satan hat die Macht des Todes, aber Gott ist der Gott des Lebens. Und Er gibt Leben jenseits des Bereichs und der Macht des Todes – ein Leben, das Satan nicht erreichen kann. In solch einer gesegneten Wahrheit, findet das Herz, inmitten einer Umgebung, wo der Tod herrscht, eine süße Erleichterung. Der Glaube kann ruhig stehen und der ganzen Entwicklung der Macht Satans zusehen, er kann sich auf die Macht Gottes mittels der Auferstehung verlassen. Er kann am Grab, was sich vielleicht eben jetzt über einen geliebten Gegenstand geschlossen hat, stehen, und von den Lippen dessen, der die „Auferstehung und das Leben“ ist, die erhabene Versicherung einer glorreichen Unsterblichkeit vernehmen. Er weiß, dass Gott stärker ist als Satan und er kann deshalb ruhig auf die völlige Offenbarung jener höheren Kraft warten, und in diesem Warten findet er Sieg und beständigen Frieden. Wir haben in dem oben erwähnten Kapitel ein schönes Beispiel von dieser Kraft des Glaubens.
„Und ein Mann vom Haus Levi ging hin und nahm eine Tochter Levis. Und die Frau wurde schwanger und gebar einen Sohn. Und sie sah, dass er schön war, und verbarg ihn drei Monate. Und als sie ihn nicht länger verbergen konnte, nahm sie für ihn ein Kästchen von Schilfrohr und verpichte es mit Erdharz und mit Pech und legte das Kind hinein und legte es in das Schilf am Ufer des Stromes. Und seine Schwester stellte sich von fern, um zu erfahren, was ihm geschehen würde“ (2. Mo 2,1–4).
Hier haben wir eine liebliche und rührende Szene, nach welcher Seite hin wir sie auch betrachten mögen. Wir sehen hier einfachen Glauben, der über die Einflüsse der Natur und des Todes triumphierte, und der dem Gott der Auferweckung Raum ließ, um nach seiner eigenen Weisheit und seinem eigenen Charakter zu handeln. Sicher sehen wir in diesem Umstand, dass das Kind in eine solche Lage gebracht werden musste, augenscheinlich die Macht des Feindes – im Grundsatz war es eine Stellung des Todes. Und sicher musste ein Schwert die Seele der Mutter durchdringen, indem sie ihr teures Kind gleichsam dem Tod übergeben musste. Doch Satan mochte handeln und die Natur weinen – der, welcher die Toten auferweckt, war hinter der dunklen Wolke, um sie von des Himmels Seite mit seinem Glanz und mit seinen Leben gebenden Strahlen zu erhellen, und dort schaute Ihn der Glaube. „Durch Glauben wurde Mose, als er geboren war, drei Monate von seinen Eltern verborgen, weil sie sahen, dass das Kind schön war; und sie fürchteten das Gebot des Königs nicht“ (Heb 11,23).
Diese geehrte Tochter Levis gibt uns also eine heilige Lehre. Ihr „Kästchen von Schilfrohr“, mit „Erdharz und mit Pech“ verpicht, zeigt in Wahrheit ihr Vertrauen auf das Vorhandensein einer Macht, welche eben sowohl bei ihrem „schönen Kind“, als auch bei Noah, „dem Prediger der Gerechtigkeit“ verhüten konnte, dass die Wasser des Todes nicht hineindrangen. Es könnte aber vielleicht jemand fragen: War nicht dies „Kästchen von Schilfrohr“ mehr eine natürliche Erfindung? Hatte nicht die Fürsorge der Natur es ersonnen, und der Scharfsinn der Natur es ausgeführt? Wurde nicht der Säugling auf Eingebung eines Mutterherzens, unterstützt durch die zärtliche, wenn auch vergebliche Hoffnung auf Rettung ihres Schatzes von der grausamen Hand des Todes, in das Kästchen gelegt? Wenn diese Frage bejahend beantwortet werden müsste, so würden wir die schöne Belehrung darin ganz und gar verlieren. Wie könnten wir aber je voraussetzen, dass das Kästchen von jemand erfunden sei, der für sein Kind keine andere Aussicht als den Tod durch Ertrinken hatte? Unmöglich. Es war durch die Hand des Glaubens als ein Gefäß der Gnade bereitet, um ein „schönes Kind“ sicher über die finsteren Wasser des Todes in den, durch den unabänderlichen Ratschluss des lebendigen Gottes bestimmten Platz zu leiten. Wenn wir diese Tochter Levis gebeugt über jenes „Kästchen von Schilfrohr“, das ihr Glaube bereitet und wohin sie ihren Liebling gelegt hatte, erblicken, so sehen wir sie in den Fußstapfen des Glaubens ihres Vaters Abraham gehen, in dem Glauben den er hatte, als er von der Toten (seiner Frau Sara) aufstand und von den Kindern Heth die Höhle Machpela kaufte (vgl. 1. Mo 23,3). Es war in ihr nicht die natürliche Energie, mit welcher sie den Liebling ihres Herzens in das Kästchen legte, und ihn der eisernen Hand des Todes übergab. Nein, wir finden in ihr die Energie eines Glaubens, der sie fähig machte, als ein Sieger an den Ufern der kalten Fluten des Todes zu stehen, indem sie mit Gewissheit den auserwählten Diener des HERRN auf der anderen Seite erblickte. Ja, der Glaube kann jenen hohen und erhabenen Flug zu den Regionen machen, welche von diesem Land des Todes und der ausgedehnten Verwüstung sehr weit entfernt liegen. Sein Blick durchdringt die dunklen Wolken, welche sich um das Grab sammeln, und schaut den Gott der Auferweckung, der die Resultate seiner ewigen Ratschlüsse inmitten einer Sphäre, die kein Pfeil des Todes erreichen kann.