Das Wort der Wahrheit recht teilen
Die Stellung des Gläubigen und sein praktischer Zustand
Die Unterscheidung zwischen der Stellung oder Position des Gläubigen und seinem praktischen Zustand oder Wandel ist von großer Bedeutung für das richtige Verständnis der Schrift und vor allem der Briefe. Die erstere ist ein Ergebnis des Werkes Christi und ist vollkommen und vollständig von dem Moment an, in dem Christus im Glauben angenommen wird. Nichts, was im weiteren Leben des Gläubigen geschieht, ändert etwas an seiner Stellung oder seiner Gunst bei Gott noch an seiner vollkommenen Sicherheit. Allein durch Glauben wird diese Stellung vor Gott verliehen und vor Ihm hat die schwächste Person, die aber wirklich an den Herrn Jesus Christus glaubt, die gleiche Stellung wie der berühmteste Heilige.
Was dieser Titel oder diese Stellung ist, erfahren wir schnell in den folgenden Schriftstellen: „…so viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen die an seinen Namen glauben“ (Joh 1,12).
„Jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus ist, ist aus Gott geboren“ (1. Joh 5,1).
„Wenn aber Kinder, so auch Erben – Erben Gottes und Miterben Christi“ (Röm 8,17).
„…zu einem unverweslichen und unbefleckten Erbteil, das in den Himmeln aufbewahrt ist für euch, die ihr durch Gottes Macht durch Glauben bewahrt werdet zur Errettung, die bereit ist, in der letzten Zeit offenbart zu werden“ (1. Pet 1,4–5).
„…in dem wir auch ein Erbteil erlangt haben“ (Eph 1,11).
„Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes, und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen, dass wir, wenn es offenbar wird, ihm gleich sein werden“ (1. Joh 3,2).
„Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, eine heilige Nation“ (1. Pet 2,9).
„Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater“ (Off 1,5–6).
„…und ihr seid vollendet in ihm, der das Haupt jedes Fürstentums und jeder Gewalt ist“ (Kol 2,10).
„Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir mittels des Glaubens auch den Zugang haben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes“ (Röm 5,1–2).
„Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“ (Joh 3,16).
„Dies habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt, die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes“ (1. Joh 5,13).
„Da wir nun, Brüder, Freimütigkeit haben zum Eintritt in das Heiligtum durch das Blut Jesu“ (Heb 10,19).
„…zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, womit er uns begnadigt hat in dem Geliebten“ (Eph 1,6).
„Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit wegen seiner vielen Liebe, womit er uns geliebt hat, hat auch uns, als wir in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig gemacht – durch Gnade seid ihr errettet –, und hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus“ (Eph 2,4–6).
„Jetzt aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst fern wart, durch das Blut des Christus nahe geworden“ (Eph 2,13).
„…in dem ihr auch, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der Verheißung“ (Eph 1,13).
„Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden“ (1. Kor 12, 13).
„Denn wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und von seinen Gebeinen“ (Eph 5,30).
„Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist?“ (1. Kor 6,19).
Jedes dieser wunderbaren Dinge ist für jeden wahr, der an den Herrn Jesus Christus glaubt. Nicht ein Gegenstand in diesem wunderbaren Inventar kann durch Gebet oder Fleiß im Dienst oder in die Gemeinde gehen oder Almosen geben oder Selbstverleugnung oder ein heiliges Leben oder durch irgendwelche anderen guten Werke erworben werden. Alle sind Gaben Gottes durch Christus und gehören deshalb allen Gläubigen gleich. Als der Kerkermeister in Philippi an den Herrn Jesus Christus glaubte, wurde er sofort ein Kind Gottes, ein Miterbe Christi, ein König und Priester und hatte Zugang zu dem unverweslichen, unbefleckten und unvergänglichen Erbteil. In dem Augenblick, in dem er mit seinem Herzen glaubte und mit seinem Mund bekannte, dass Jesus sein Herr ist, wurde er von allen Dingen gerechtfertigt, hatte Frieden mit Gott, eine Stellung in Seiner Gnade und eine sichere Hoffnung der Herrlichkeit. Er empfing das Geschenk des ewigen Lebens, wurde angenehm gemacht in dem vollen Maß, wie auch Christus angenehm ist, der Heilige Geist wohnte in ihm und er wurde damit versiegelt, durch den er auch zu dem geheimnisvollen Leib Christi getauft wurde – der Versammlung Gottes. Sofort wurde er mit der Gerechtigkeit Gottes bekleidet (Röm 3,22), mit Christus lebendig gemacht, mit Ihm auferweckt und mit Ihm in die himmlischen Örter versetzt.
Wie sein Zustand in diesem Augenblick gewesen sein mag, ist eine ganz andere Frage. Sicherlich lag er weit, weit unter seiner erhabenen Stellung in den Augen Gottes. Es war nicht sofort so, dass sein Wandel so königlich, priesterlich und himmlisch war, wie seine Stellung. Die folgenden Abschnitte in der Schrift zeigen uns, wie die Stellung und der Zustand eines Gläubigen in der Heiligen Schrift immer wieder unterschieden werden.
STELLUNG
„…der Versammlung Gottes, die in Korinth ist, den Geheiligten in Christus Jesus… Ich danke meinem Gott allezeit euretwegen für die Gnade Gottes, die euch gegeben ist in Christus Jesus, dass ihr in ihm in allem reich gemacht worden seid, in allem Wort und in aller Erkenntnis, wie das Zeugnis des Christus unter euch befestigt worden ist; so dass ihr an keiner Gnadengabe Mangel habt, indem ihr die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus erwartet, der euch auch befestigen wird bis ans Ende, dass ihr untadelig seid an dem Tag unseres Herrn Jesus Christus. Gott ist treu, durch den ihr berufen worden seid in die Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus“ (1. Kor 1,2–9).
„…aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt worden in dem Namen des Herrn Jesus und durch den Geist unseres Gottes“ (1. Kor 6,11).
„Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind?“ (1. Kor 6,15).
„Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Glückselig bist du, Simon, Bar Jona; denn Fleisch und Blut haben es dir nicht offenbart, sondern mein Vater, der in den Himmeln ist“ (Mt 16,17).
„…danksagend dem Vater, der uns fähig gemacht hat zu dem Anteil am Erbe der Heiligen in dem Licht, der uns errettet hat aus der Gewalt der Finsternis und versetzt hat in das Reich des Sohnes seiner Liebe“ (Kol 1, 12–13).
ZUSTAND
„Denn es ist mir über euch berichtet worden, meine Brüder, durch die Hausgenossen der Chloe, dass Streitigkeiten unter euch sind“ (1. Kor 1,11).
„Und ich, Brüder, konnte nicht zu euch reden als zu Geistlichen, sondern als zu Fleischlichen…denn ihr seid noch fleischlich. Denn da Neid und Streit unter euch ist, seid ihr nicht fleischlich und wandelt nach Menschenweise?“ (1. Kor 3,1–3).
„Einige aber haben sich aufgebläht“ (1. Kor 4,18).
„Und ihr seid aufgebläht und habt nicht vielmehr Leid getragen, damit der, der diese Tat begangen hat, aus eurer Mitte weggetan würde“ (1. Kor 5,2).
„Es ist nun schon überhaupt ein Fehler an euch, dass ihr Rechtshändel miteinander habt“ (1. Kor 6,7).
„Soll ich denn die Glieder nehmen und zu Gliedern einer Hure machen?“ (1. Kor 6,15).
„Er aber wandte sich um und sprach zu Petrus: Geh hinter mich, Satan! Du bist mir ein Ärgernis, denn du sinnst nicht auf das, was Gottes, sondern auf das, was der Menschen ist“ (Mt 16,23).
„Jetzt aber legt auch ihr das alles ab: Zorn, Wut, Bosheit, Lästerung, schändliches Reden aus eurem Mund. Belügt einander nicht, da ihr den alten Menschen mit seinen Handlungen ausgezogen habt“ (Kol 3,8–9).
Dem Leser kann nicht entgehen, dass die göttliche Ordnung unter der Gnade erst die höchstmöglichste Stellung gibt und den Gläubigen dann ermahnt, seinen Zustand seiner Stellung anzupassen. Der Bettler wird aus dem Dunghaufen herausgehoben und unter Prinzen gesetzt (1. Sam 2,8) und dann ermahnt, sich wie ein Prinz zu verhalten. Lies die folgenden Verse als Beispiele.
STELLUNG
„da wir dieses wissen, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde abgetan sei“ (Röm 6,6).
„Ihr seid das Licht der Welt“ (Mt 5,14).
„…der uns errettet hat und berufen mit heiligem Ruf, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten gegeben“ (2. Tim 1,9).
„…und hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus“ (Eph 2,6).
„Wenn der Christus, unser Leben, offenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbart werden in Herrlichkeit“ (Kol 3,4).
„Denn einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn“ (Eph 5,8).
„…denn ihr alle seid Söhne des Lichts und Söhne des Tages; wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis“ (1. Thes 5,5).
„Denn Gott hat uns nicht zum Zorn gesetzt, sondern zur Erlangung der Errettung durch unseren Herrn Jesus Christus, der für uns gestorben ist, damit wir, sei es, dass wir wachen oder schlafen, zusammen mit ihm leben“ (1. Thes 5,9–10).
„Durch diesen Willen sind wir geheiligt durch das ein für alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi“ (Heb 10,10).
„Aus ihm aber seid ihr in Christus Jesus, der uns geworden ist…Heiligkeit“ (1. Kor 1,30).
„Denn mit einem Opfer hat er auf immerdar die vollkommen gemacht, die geheiligt werden“ (Heb 10,14).
„So viele nun vollkommen sind, lasst uns so gesinnt sein“ (Phil 3,15).
„Hierin ist die Liebe mit uns vollendet worden, damit wir Freimütigkeit haben an dem Tag des Gerichts, dass wie er ist, auch wir sind in dieser Welt“ (1. Joh 4,17).
ZUSTAND
„Wenn ihr mit Christus den Elementen der Welt gestorben seid, was unterwerft ihr euch Satzungen, als lebtet ihr noch in der Welt?“ (Kol 2,20).
„Ebenso lasst euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen“ (Mt 5,16).
„Daher, meine Geliebten, wie ihr allezeit gehorsam gewesen seid, nicht allein als in meiner Anwesenheit, sondern jetzt viel mehr in meiner Abwesenheit, bewirkt euer eigenes Heil mit Furcht und Zittern“ (Phil 2,12). (Wenn man diesen oft missbrauchten Text liest, sollte man beachten, dass die Errettung, von der hier gesprochen wird, nicht die der Seele ist, sondern die Errettung aus den Fallstricken heraus, die den Christen daran hindern, Gottes Willen zu tun.)
„Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid, so sucht, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes“ (Kol 3,1).
„Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind“ (Kol 3,5).
„…wandelt als Kinder des Lichts“ (Eph 5,8).
„Also lasst uns nun nicht schlafen wie die Übrigen, sondern wachen und nüchtern sein“ (1. Thes 5,6).
„Deshalb ermuntert einander und erbaut einer den anderen, wie ihr auch tut“ (1. Thes 5,11).
„Heilige sie durch die Wahrheit: Dein Wort ist Wahrheit“ (Joh 17,17).
„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig“ (1. Thes 5, 23).
„Nicht, dass ich es schon ergriffen habe oder schon vollendet sei“ (Phil 3,12).
„Deshalb, das Wort von dem Anfang des Christus verlassend, lasst uns fortfahren zum vollen Wuchs“ (Heb 6,1).
„Wer sagt, dass er in ihm bleibe, ist schuldig, selbst auch so zu wandeln, wie er gewandelt ist“ (1. Joh 2,6).
Der eifrige Leser wird in der Lage sein, dieser Liste noch viel mehr Parallelstellen hinzuzufügen, die zeigen, dass die Schrift klar unterscheidet zwischen der Stellung und dem Zustand eines Gläubigen. Wir werden sehen, dass er nicht geprüft wird, um zu sehen, ob er seiner unfassbar erhabenen Stellung gerecht wird, sondern er erhält, sobald er damit anfängt, seine völlige Unwürdigkeit zu bekennen, die Stellung, die vollständig ein Ergebnis des Werkes Christi ist. Seiner Stellung nach ist er „auf immerdar vollkommen gemacht“, aber wenn er auf sich und seinen Zustand blickt, muss er sagen: „Nicht, dass ich es schon ergriffen habe oder schon vollendet sei“ (Phil 3,12).
Man könnte sagen, dass all die Nacharbeit Gottes seinetwegen, die Anwendung des Wortes auf seinen Wandel und sein Gewissen (Joh 17,17; Eph 5,26), die Züchtigungen von der Hand des Vaters (Heb 12,10; 1. Kor 11,32), der Dienst des Geistes (Eph 4,11–12), all die Schwierigkeiten und Versuchungen auf dem Wüstenweg (1. Pet 4,12–14), und die letztendliche Verwandlung bei seiner Ankunft (1. Joh 3,2), einfach dazu dienen soll, den Charakter eines Gläubigen in vollständige Übereinstimmung mit der Stellung zu bringen, die er in dem Moment seiner Bekehrung bekommt. Er wächst tatsächlich in Gnade, aber nicht in die Gnade.
Ein Prinz ist als kleines Kind wahrscheinlich genauso eigenwillig und unwissend wie andere kleine Kinder. Manchmal ist er vielleicht ganz gehorsam und gelehrig und liebevoll und dann ist er glücklich und anerkannt, manchmal ist er aber vielleicht auch widerspenstig, eigenwillig und ungehorsam und dann ist er unglücklich und wird vielleicht bestraft. Aber er ist immer noch ein Prinz, an einem Tag wie an dem anderen. Man kann nur hoffen, dass er mit der Zeit lernt, sich bereitwillig und liebenswürdig jedem richtigen Weg unterzuordnen, und dann wird er mehr prinzenhaft sein, aber nicht mehr wirklich ein Prinz. Er wurde als Prinz geboren.
Einem jedem Sohn des Königs der Könige und Herr der Herren, wird dieses Wachstum zur königlichen Haltung zugesagt. Am Ende werden sich Stellung und Zustand, Charakter und Position, entsprechen. Aber die Position ist nicht die Belohnung für den vollendeten Charakter – der Charakter entwickelt sich aus der Position.