Die christliche Taufe
Was bedeutet sie?
Administrative Sündenvergebung
So gibt es eine Sündenvergebung, die man treffend die administrative Sündenvergebung nennen könnte.1
Damit hat unsere Stelle hier zu tun. In Johannes 20, Vers 23, spricht der Herr Jesus ebenfalls von der Sündenvergebung in diesem Aspekt: „Welchen irgend ihr die Sünden vergebt, denen sind sie vergeben, welchen irgend ihr sie behaltet, sind sie behalten.“ Den Jüngern war die Verwaltung der Wahrheit von der Vergebung der Sünden anvertraut. Wohin sie als Verkündiger dieser Wahrheit nicht hingelangten, wurde sie auch nicht gekannt. Ein ernster Gedanke auch für uns heute!
Auf derselben Linie der Wahrheit liegt der Aufruf Ananias‘ an Saulus von Tarsus, der bereits Leben aus Gott besaß, aber noch nicht getauft war: „Und nun, was zögerst du? Steh auf, lass dich taufen und deine Sünden abwaschen, indem du seinen Namen anrufst“ (Apg 22,16). „Lass ... deine Sünden abwaschen“ ist natürlich ein bildhafter Ausdruck, aber dem Bekenntnis nach war Saulus noch nicht an den Platz auf Erden gelangt, wo die Wahrheit von der Vergebung der Sünden gekannt und verwaltet wird. Er stand noch nicht auf dem Boden des Christentums, hatte insofern noch kein gutes Gewissen vor Gott. „Seinen Namen anrufend“ ist dabei eine interessante andere Ausdrucksweise für das „Begehren eines guten Gewissens“ oder, wie man auch übersetzen kann, für das „Anrufen Gottes um ein gutes Gewissen“, von dem Petrus in seinem ersten Brief spricht.
Du fragst: „Aber ist es nicht möglich, dass ich bereits an den Herrn Jesus und sein Werk glaube und damit die Vergebung meiner Sünden habe, bevor ich getauft bin?“ Ganz gewiss ist das möglich, es ist sogar das Normale (vgl. Kornelius und die seinen in Apg 10).
Die Vergebung der Sünden in Bezug auf die Ewigkeit hängt nicht im Geringsten davon ab, ob du getauft bist. Aber was deine Stellung auf der Erde angeht, bist du noch nicht errettet und sind deine Sünden noch nicht abgewaschen. Du bist ja noch mit dem System dieser gottlosen Welt verbunden – einer Welt, die Christus verwirft; du bist noch nicht offen in der von Gott aufgezeigten Art und Weise auf die Seite des Verworfenen und Gekreuzigten getreten und damit in den göttlichen Bereich auf der Erde eingetreten, wo allein die Vergebung der Sünden als erste Notwendigkeit für den Sünder gefunden wird. So sieht Gott die Dinge, so verstehen es die Engel und in gewissem Sinn sogar die Menschen: Du bist nach außen hin noch kein Christ.
Wir müssen einfach unterscheiden lernen zwischen unserer Stellung in Christus als Heilige und Geliebte und unserer Stellung auf der Erde als Jünger, zwischen ewiger Sündenvergebung und der Verwaltung dieser Wahrheit auf der Erde. Dass die Taufe in keiner Weise die Frage des ewigen Lebens berührt, habe ich schon hervorgehoben.
Fußnoten
- 1 „Administrativ“ = verwaltend, Verwaltungs , die Verwaltung betreffend. Der Gedanke, dass göttliche Wahrheiten auf der Erde durch Menschen verwaltet werden, ist im Neuen Testament durchaus nicht einmalig. Der Apostel Paulus war der von Gott bestimmte Verwalter des Geheimnisses von Christus und der Versammlung (Eph 3,8.9; Kol 1,25 27). In 1. Kor 4, Vers 1, sagt er: „Dafür halte man uns: für Diener Christi und Verwalter der Geheimnisse Gottes.“ Petrus ermahnt die Gläubigen, als gute Verwalter der mancherlei Gnade Gottes einander zu dienen (l. Pet 4,10). Auch im Gleichnis von den Talenten finden wir diesen Gedanken. Der Herr übergab seinen Knechten seine Habe, „einem jeden nach seiner eigenen Fähigkeit“ (Mt 25,14 ff .). Damit sollten sie in der Zeit seiner Abwesenheit „handeln“, das heißt, so damit umgehen, dass sie sich vermehrte. Nun, zu dieser Habe des Herrn gehört auch die kostbare Wahrheit von der Vergebung der Sünden in seinem Namen. Das ist das Erste, was der Sünder braucht.