Die christliche Taufe
Was bedeutet sie?
Die Taufe ist auf den Tod
Das Wasser der Taufe ist ein Symbol des Todes, des Todes als Strafe für geschehene Sünde. Der Täufling geht in das Wasser, er geht symbolisch in den Tod. So war auch die Taufe Johannes' eine Taufe auf den Tod. Sie bekannten ihre Sünden und anerkannten damit, dass sie den Tod als Strafe für ihre Sünden verdient hatten. Dasselbe ist auch bei der christlichen Taufe der Fall, nur mit einem entscheidenden Unterschied: Die christliche Taufe ist auf den Tod Christi (Röm 6,3–4). Die Taufe Johannes' war auch auf den Tod, aber noch nicht auf den Tod Christi. Wohl geschah sie in der Hoffnung auf den Kommenden zur Vergebung, aber es war damals noch keine gegenwärtige Segnung. Wie in den Tagen des Johannes werden auch heute überführte Sünder dahin geführt, ihren Platz im Tod vor Gott anzuerkennen. Aber welch ein Unterschied zur Taufe Johannes': Sie lernen, dass Christus für sie im Tod war.
„Oder wisst ihr nicht, dass wir, so viele auf Christus Jesus getauft worden sind, auf seinen Tod getauft worden sind?“ (Röm 6,3).
Ich weiß nicht, ob das den Täuflingen, die heutzutage getauft werden, klar ist, und doch handelt es sich um eine der wesentlichen Grundbedeutungen der christlichen Taufe: Wenn sie ins Wasser der Taufe gehen, anerkennen sie, dass sie die Strafe des Todes verdient haben. Zugleich aber bekennen sie – und welch ein unendliches Glück ist es, das tun zu dürfen! –, dass ein anderer für sie im Tod war, Christus. Er hat den Tod als Lohn der Sünde erduldet, und mit Ihm, einem gestorbenen Christus, machen sie sich in der Taufe eins. Sie werden auf seinen Tod getauft, sie haben Teil daran. Sie werden mit Ihm begraben durch die Taufe auf den Tod, sind wörtlich „verwachsen“ oder „eine Pflanze“ mit Ihm als gestorben (Röm 6,4–5).
In Römer 6 dient die Lehre von der christlichen Taufe dem Apostel Paulus als Bekräftigung für seine Argumentation, wenn ich sie einmal so nennen darf, dass es für einen Gläubigen unmöglich ist, in der Sünde zu leben: Unsere Stellung in Christo (Vers 2: „Wir, die wir der Sünde gestorben sind“) und unser christliches Bekenntnis (Vers 3: „… auf seinen Tod getauft worden sind“) verbieten gleichermaßen solch einen Kurs.
So redet die christliche Taufe vom Tod, nur vom Tod, niemals vom Leben. Gewiss, Christus blieb nicht im Tod, Er ist durch die Herrlichkeit des Vaters auferweckt worden. Und auch der Christ bleibt nicht im Wasser des Todes, er kommt wieder herauf, um fortan in Neuheit des Lebens, eine ganz neue Art von Leben zu leben. Aber das geht bereits über die Lehre der Taufe hinaus. Es ist eher eine Schlussfolgerung aus der Lehre der Taufe als die Lehre selbst darüber – eine Schlussfolgerung jedoch, die der Heilige Geist für unser praktisches Leben zieht und die wir gar so leicht aus dem Auge verlieren. Ich komme sogleich noch einmal auf diesen Gedanken zurück.
Der große Punkt in der Belehrung dieses Teiles von Gottes Wort (Röm 5,12–7,6) ist, dass der Gläubige durch seine Verbindung mit Christus, dem Haupt der göttlichen Familie, dieselbe Stellung hat wie Er selbst, sei es im Tode, sei es in Auferstehung.
Uns interessiert jetzt besonders der erste Punkt. Christus ist der Sünde gestorben. Als in Christus haben auch wir, was unsere Beziehung zur Sünde angeht, nichts mehr mit ihr zu tun: Wir sind der Sünde gestorben. „Sünde“ ist die Beschreibung des ganzen Zustandes, in dem wir vor unserer Bekehrung waren. Diesen Zustand haben wir durch den Tod ein für alle Mal verlassen. Gepriesen sei Gott! Das ist jetzt unsere Stellung in Christus, die Stellung eines jeden Kindes Gottes.
Und unsere Taufe zeigt denselben Grundgedanken. Als wir uns zu Anfang unseres christlichen Weges taufen ließen, haben wir öffentlich bekannt, dass wir teilhaben an seinem Tod; wir wurden auf seinen Tod getauft. Sein Tod ist unser Tod – das ist unsere Stellung, und das ist unser Bekenntnis. Wir mochten beides bei unserer Taufe noch nicht verstanden haben. Das ändert jedoch nichts daran, dass es so ist. Ich freue mich immer bei dem Gedanken, dass die Gläubigen in Rom, an die der Apostel diesen Brief schrieb, bei ihrer Taufe diese Dinge gewiss auch noch nicht verstanden haben. Erst Jahre später empfingen sie die göttliche Belehrung darüber, was ihre Taufe in Wahrheit bedeutete.
Ich sprach eben von der Schlussfolgerung, die der Heilige Geist in Römer 6 aus unserer Taufe zieht. Viele von uns sind vielleicht bereits vor vielen Jahren getauft worden. Doch wie wenig denken wir heute noch an das, was wir bei der Taufe einst bekannt haben! Wie wenig sind wir uns oft der Verantwortlichkeit bewusst, die mit diesem Schritt verbunden ist – der Verantwortlichkeit, uns nun auch im tagtäglichen Leben der Sünde für tot zu halten, „dass wir der Sünde nicht mehr dienen“ (Vers 6). Was der Herr Jesus gestorben ist, „ist er ein für alle Mal der Sünde gestorben, was er aber lebt, lebt er Gott. So auch ihr, haltet dafür, dass ihr der Sünde tot seid, Gott aber lebend in Christus Jesus“
(Verse 10–11). Beachten wir: Nicht ist die Sünde in uns tot, sondern wir sollen uns ihr für tot halten. Es ist ganz eine Sache des Glaubens, eine Schlussfolgerung, die der Glaube aus der von Gott verliehenen Stellung zieht. Gott helfe uns darin, dass das, was wir als unsere Stellung in Christus verstanden und als Bekenntnis in der Taufe ausgedrückt haben, in unserem täglichen Leben sichtbar werde!
Wenn man bedenkt, was die Taufe vorbildet, dann kann man gewiss sagen: Sie ist ein schönes Bild des Evangeliums, oder anders ausgedrückt: Sie zeigt durch das, was sie vorstellt, auf welche Weise ein Mensch errettet wird. Geht nämlich jemand im Glauben durch das hindurch, was die Taufe vorschattet, führt das zur Errettung. Mit diesem Gedanken wollen wir uns jetzt beschäftigen.