Die christliche Taufe
Was bedeutet sie?
Die Taufe – ein Zeichen der Jüngerschaft
Aus den genannten Stellen ersehen wir auch, dass mit der Taufe Jüngerschaft verbunden ist. Wer sich auf jemand taufen lässt, wird dessen Jünger oder Nachfolger. Wessen Jünger waren jene zwölf Männer in Apostelgeschichte 19? Jünger des Herrn Jesus? Durchaus nicht! Sie waren bis dahin nur auf die Taufe des Johannes getauft worden, sie waren somit Jünger des Johannes. Die Taufe auf den Herrn Jesus als den auf der Erde lebenden Messias habe ich schon kurz erwähnt, doch hören wir einmal den vollen Wortlaut der Stelle in Johannes 4, Verse 1-3:
„Als nun der Herr erkannte, dass die Pharisäer gehört hatten, dass Jesus mehr Jünger mache und taufe als Johannes (wiewohl Jesus selbst nicht taufte, sondern seine Jünger), verließ er Judäa und zog wieder nach Galiläa.“
Eindeutig: Durch die Taufe auf jemand wird man – wenigstens äußerlich – dessen Jünger, oder anders ausgedrückt: empfängt man das Zeichen der Jüngerschaft. Ob man dieses Zeichen zu Recht trägt oder zu Unrecht, das heißt, ob man wirklich ein Jünger ist und dem Meister nachfolgt, ist eine völlig andere Frage, auf die ich sogleich noch einmal zu sprechen komme. In dem vorliegenden Fall tauften die Jünger des Herrn solche Menschen, die sich zu Ihm als dem von Gott gesandten Messias bekannten. Sie machten sie damit ihrem Bekenntnis nach zu Jüngern des Messias. Um mit den Worten des Herrn in Johannes 15 zu sprechen: Sie waren Reben an Ihm, dem wahren Weinstock.(a) Ob sie auch Frucht brachten oder ob nicht, ändert nichts an dieser äußeren Stellung, in die sie gebracht waren.
Dieser allgemein gültige Gedanke der Taufe – Jüngerschaft – findet sich vorbildlich schon bei den Kindern Israel, die durch das Rote Meer zogen. Sie wurden, wie wir bereits berührt haben, „auf Mose getauft“ und wurden somit seine Jünger (1. Kor 10,1-2). Sie haben durch diese Taufe „in der Wolke und in dem Meer“ nicht göttliches Leben empfangen, wohl aber wurden sie dadurch zu Nachfolgern Moses gemacht.
Auf die Bedeutung der Taufe in Matthäus 28 möchte ich erst später zu sprechen kommen, aber auch dort wird mit der Taufe der Gedanke der Jüngerschaft verbunden – ein Gedanke, der eben auch der christlichen Taufe innewohnt. Ich gebe einmal eine sehr wörtliche Übersetzung, durch die aber diese Verbindung klarer zum Ausdruck kommt: „Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe“ (Verse 19–20). (b)
Sie sollten alle Nationen zu Jüngern machen, indem sie sie tauften und lehrten. Nicht weil sie Jünger waren, sollten sie getauft werden, sondern durch die Taufe und die damit verbundene Belehrung würden sie es werden.
Jüngerschaft, das sei besonders betont, hat vom Grundgedanken her nichts direkt mit der Frage zu tun, ob jemand von neuem geboren ist und göttliches Leben besitzt. Jüngerschaft ist Bekenntnis, es kann echt oder unecht sein. Man kann ein wahrer Jünger des Herrn Jesus sein, und man kann es nur dem äußeren Bekenntnis nach sein. Das ändert nichts daran, dass man ein Jünger ist. Und wie man im Allgemeinen ein Jünger wird, haben wir gesehen: durch die Taufe. Judas Iskariot war nicht von neuem geboren, aber er war ein Jünger Jesu, als des auf Erden weilenden Königs Israels. Er war sogar aus der Zahl der Zwölfe, war, wie Petrus es so ergreifend ausdrückt, „zu uns gezählt und hatte das Los dieses Dienstes empfangen“ (Apg 1,17).
Dass offenbar die zwölf Apostel selbst nicht auf Christus als Messias seines irdischen Volkes getauft worden sind, hat eine einfache Erklärung: Sie bildeten durch Berufung selbst den „Kern“ der Jüngerschaft oder des Bekenntnisses zum Messias, sie sollten jedoch andere in diesen Bereich einlassen – durch die Taufe. Auch diesen Gedanken werden wir bei der christlichen Taufe wiederfinden.
Das Beispiel der Israeliten, die alle auf Mose getauft worden waren, redet für sich. Sie waren wohl alle Jünger Moses, aber „an den meisten von ihnen hatte Gott kein Wohlgefallen, denn sie sind in der Wüste niedergestreckt worden“ (1. Kor 10,5). So wenig bedeutet Jüngerschaft dasselbe wie göttliches Leben besitzen!