Die christliche Taufe
Was bedeutet sie?
Die Taufe geschieht „auf“ etwas
Auch ein zweiter wesentlicher Grundsatz der Taufe wird schon bei der Taufe des Johannes sichtbar: Sie geschieht stets zu oder auf etwas, das heißt im Hinblick auf eine Sache oder eine Person. Die Israeliten waren in der Wolke und in dem Meer auf Mose getauft worden (1. Kor 10,2) – ein schönes Vorbild übrigens davon, was Taufe grundsätzlich bedeutet. Ich komme sogleich darauf zurück. Die Jünger des Johannes, die Paulus in Ephesus fand, fragte er: „Worauf (oder: auf was) seid ihr denn getauft worden? Sie aber sagten: Auf die Taufe des Johannes“ (Apg 19,3). Und die in der christlichen Ära Getauften werden auf den Namen des Herrn Jesus als Heiland und Herrn getauft, wie uns viele Stellen in der Apostelgeschichte zeigen. Sie werden im Hinblick auf diesen Namen getauft – auf diesen Namen hin, in dem allein Errettung gefunden werden kann (Apg 4,12).
Doch damit sind wir unversehens schon von dem Bereich der Taufe des Johannes in den Bereich der christlichen Taufe geraten. Kommen wir jedoch noch einmal auf die Taufe des Johannes zurück. Es war eine Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden (Mk 1,4; Lk 3,3). Es handelt sich hier um dieselbe griechische Präposition eis, die wir eben im Sinn von zu oder auf – hin oder im Hinblick auf etwas benutzt haben. Selbst die Taufe des Johannes geschah also schon im Hinblick auf die Vergebung der Sünden. Aber das sagt keineswegs aus, dass die Getauften die Vergebung der Sünden besessen hätten. Ganz im Gegenteil! Sie konnten sie noch gar nicht besitzen, weil das dazu notwendige Erlösungswerk noch nicht vollbracht war. Erst nach vollendetem Werk konnte und sollte in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden gepredigt werden allen Nationen, anfangend von Jerusalem (Lk 24,47).
Das wollen wir uns also gut merken: „Taufe zur Vergebung der Sünden“ deutet in keiner Weise den Besitz der Vergebung der Sünden, sondern allein die Richtung an, in der sie geschieht: im Hinblick auf die Vergebung oder auf die Vergebung der Sünden hin. Der Fall derer, die mit der Taufe des Johannes getauft worden waren, zur Vergebung der Sünden getauft worden waren, macht unzweideutig klar, dass man darauf getauft sein kann, ohne die Sache selbst bereits zu besitzen.