Der Vielgeliebte
Hohelied 5,2-6,3; Epheser 5,25-27.29-32; Offenbarung 19,7

Braut und Bräutigam

Im Neuen Testament wird uns die Gesamtheit der Christen in drei Bildern vorgestellt:

  1. Das Haus Gottes: Das ist das Gebiet des christlichen Bekenntnisses, in dem sich alle Getauften, alle christlichen Bekenner und alle Gläubigen befinden. Jeder von ihnen steht in Berührung mit der Wahrheit und steht in einem Verhältnis zu der Autorität und Würde des Herrn. Es ist dies einerseits ein großer Vorzug, gleichzeitig schließt es für jeden eine große Verantwortlichkeit mit ein.
  2. Der Leib Christi: Dieser besteht aus allen, die die Wiedergeburt erlebt haben, die Leben aus Gott besitzen, alle wahrhaft Gläubigen, alle teuer Erkauften des Herrn. Sie gehören zu dem wunderbaren, einen Leib, dessen verherrlichtes Haupt der Herr in dem Himmel ist. Sie alle besitzen diesen Segen, selbst wenn sie es nicht wissen. Die Verantwortung besteht darin, diese Stellung praktisch auf der Erde darzustellen.
  3. Die Braut des Herrn: Alle, die an den Sohn Gottes als ihren Herrn und Heiland glauben, besitzen den Vater, das ewige Leben und gehören zur Braut des Herrn. Wenn der Ausdruck „Braut“ gebraucht wird, so wird dadurch die innige Beziehung der Liebe, die die Versammlung mit dem Herrn verbindet ausgedrückt. Er beinhaltet die zarten Zuneigungen, die geeignet sind, das Herz unseres hochgelobten Herrn zu beglücken. Diese Wahrheit anzuschauen ist überaus gesegnet. Der Heilige Geist hat die Aufgabe, den Herrn Jesus zu verherrlichen (Joh 16,14.15). Dazu nimmt er von dem, was des Herrn Jesus ist, um es uns zu verkündigen. Er arbeitet unablässig an uns, um die heiligen Zuneigungen der Liebe und des Vertrauens in uns unserem hochgelobten Herrn gegenüber zur Entfaltung zu bringen. Ja, es ist in Wahrheit die anbetungswürdige Person des Vielgeliebten, in dem Gott uns für sich annehmbar und angenehm gemacht hat für Zeit und Ewigkeit. Aus Gnaden ist er selbst unser Vielgeliebter, und wir – wir lieben ihn, weil er uns zuerst geliebt hat (Eph 1,6; 1. Joh 4,19).

Der Herr müht sich mit unablässiger Fürsorge um seine Versammlung, die noch auf der Erde ist. Er hat sie geliebt und hat sich selbst für sie hingegeben. Nachdem er nach seinem Leiden und seiner Todespein am Kreuz auferweckt und in Herrlichkeit droben erhöht worden ist, widmet er jetzt seine volle Fürsorge seiner Braut, um sie durch sein Wort zu heiligen, dass sie hier lerne, seine Wesenseigenschaften anzunehmen und wiederzustrahlen. Er wird sie sich verherrlicht, tadellos, ohne Flecken oder Runzel oder irgend eine Unvollkommenheit darstellen. Damit sie fähig und würdig ist, seine eigene Gnade und Schönheit auszustrahlen, und dass sie dann für immer in der himmlischen Herrlichkeit die geliebte Gefährtin seiner innigen Liebe sei. In Epheser 5 sehen wir, dass es der Herr Jesus selbst ist, der die Versammlung, seine geliebte Braut, im Hinblick auf die ewige Herrlichkeit zubereitet. Bei dieser seiner Arbeit haben wir nichts weiter zu tun, als uns in Bezug auf die Unterweisungen des Herrn lernfähig und aufmerkend zu zeigen. Es sind die Unterweisungen des Wortes Gottes und des Heiligen Geistes, der von dem nimmt, was des Herrn ist, um es uns mitzuteilen.

Der Herr der Herrlichkeit möchte, dass wir jedes Licht und jede Segnung göttlicher Gnade empfangen, denn seine anbetungswürdige Person ist der vollkommene Ausdruck dieser Gnade. Aber der Herr wendet sich auch an unsere Verantwortlichkeit und fordert uns geradezu auf, alles so zu tun, dass wir ihm wohlgefallen. Er bereitet uns nicht nur für unsere ewige Vereinigung mit ihm selbst, dem himmlischen Bräutigam, zu, sondern er zeigt uns seinen Willen, damit wir uns für die glückselige Ewigkeit zubereiten lassen. Wir lesen in Offenbarung 19,7: „Die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Frau hat sich bereitet“.

Im Alten Testament ist vielfach die Rede von Herzensangelegenheiten. Man hat nicht mit Unrecht gesagt: Das Buch der Psalmen ist das Herz der Heiligen Schrift. Die Evangelien berichten uns geschichtlich die großen, grundlegenden Taten des Christentums: Die Geburt, das Wirken, den Dienst und das kostbare Opfer des Heilandes, sowie seine herrliche, siegreiche Auferstehung und Himmelfahrt.

Die übrigen Schriften des Neuen Testamentes geben uns die Lehre des Christus, d. h. der vollkommene Schatz großer, christlicher Grundwahrheiten, deren Gegenstand und Mittelpunkt unser anbetungswürdiger Herr ist. Gerade im Alten Testament, und ganz besonders im Buch der Psalmen, finden wir prophetisch niedergelegt, was in seiner heiligen Seele und in seinem vollkommenen Herzen vor sich ging, die tiefen innerlichen Empfindungen, die Ihn während seines Leidensweges vor dem Kreuz und auf dem Kreuz bewegten.

Das Buch, das wie kein anderes im ganzen Alten Testament die zarten Zuneigungen des Bräutigams zur Braut entfaltet und darbietet, ist das Hohelied Salomos, dem wir uns jetzt etwas näher zuwenden möchten.

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