Die Briefe des Simon Petrus
1. Petrus 5
Ermahnungen
Der Apostel kehrt in diesem Kapitel wieder zu der Ermahnung zurück. Am Ende des vierten Kapitels hat er gewisse Wahrheiten bezüglich der Regierung Gottes aufgezeigt, weil es Gottes Haus ist (1. Pet 4,10.17.18). In Kapitel 5 führt er jetzt Ermahnungen für die Ältesten und die Jüngeren an. Ein Ältester zu sein, bringt seine eigene Bedeutung mit sich. Petrus spricht nicht zu offiziellen Personen, sondern zu solchen, die von den Jahren her reifer sind. Dies ist in Übereinstimmung mit der Apostelgeschichte, in der wir von Ältesten lesen. Bei den Juden war ein Ältester ein charakteristischer Ausdruck für einen älteren Mann. Petrus sagt, dass er ein Ältester in dem Sinn sei, wie ich es erwähnt habe, aber niemand würde daran denken, von Petrus als einem Ältesten zu sprechen, wie es heutzutage in der allgemeinen Christenheit der Brauch ist. Auch das Ältestenamt, von dem Paulus spricht, war nicht unbedingt durch große Gaben gekennzeichnet. Es war eine örtliche Aufgabe an dem Ort, wo ein Ältester hingestellt war und sonst nirgendwo.
Wir lesen von lehrenden und vorstehenden Ältesten (1. Tim 5,17). Wer waren diese Ältesten? Es waren solche, die diese offizielle Stellung an einer bestimmten Örtlichkeit durch die besondere Ernennung der Apostel oder durch die Abgesandten der Apostel hatten. Es gibt zwei einfache Gründe, weshalb man in der heutigen Zeit diese offizielle Position nicht mehr haben kann. Der Hauptgrund ist, dass niemand die kompetente, ernennende Macht besitzt, außer jemand könnte einen Beweis erbringen, ein Apostel oder ein Abgesandter der Apostel zu sein – und dies ist unmöglich. Jemand, der sagt, er sei ein Apostel, spricht nicht die Wahrheit. Die apostolischen Nachfolger waren „reißende Wölfe“, die die Herde nicht verschonten. Außerdem ist nicht die gesamte Versammlung in einem Ort vereint, um Älteste für diese zu ernennen.
Angenommen, wir hätten die Macht, wo würden wir beginnen, Älteste zu ernennen? Als erstes müssten wir die Christenheit zu ihrem wahren Zentrum bringen und die gesamte Versammlung Gottes zusammenbringen und sie sichtbar vereinen. Wo würde Paulus, wenn er heute hier wäre, anfangen, Älteste zu ernennen? Er könnte nirgendwo anfangen, weil es keinen Ort gibt, an dem die ganze Versammlung Gottes an einem Platz zusammenkommt.
Aber man findet Männer, die den Dienst der Ältesten in wunderbarer Weise ausüben, ohne irgendetwas darüber zu sagen. Sie dienen Christus und werden letzten Endes ihren Lohn erhalten. Jede andere Ausübung des Ältestenamtes wäre nur leere Anmaßung. Es gibt heute weder die Versammlung als sichtbare Gesamtheit, über die man Älteste ernennen könnte, noch besteht die autorisierte Macht dazu, Älteste offiziell zu ernennen.
Der Herr sah die Unordnung, die in sein Haus hineinkommen würde, voraus, und so unterließ Er in seiner Weisheit die Einführung eines Systems, das die Menschen nur voneinander trennen würde. Genau dies wäre nämlich letzten Endes die Konsequenz gewesen. Welch eine Weisheit ist in Ihm! Er sah voraus, was geschehen würde, und so ließ Er die offizielle Funktion mit den Aposteln enden, und nun sind wir auf Gott und sein Wort der Gnade geworfen, um uns in Einfachheit ganz allein auf den Herrn zu stützen.
„Die Ältesten nun unter euch ermahne ich, der Mitälteste und Zeuge der Leiden des Christus und auch Teilhaber der Herrlichkeit, die offenbart werden soll“ (V. 1). Petrus betrachtet die beiden äußersten Punkte der Geschichte des Christus: Er hatte seine Leiden gesehen und würde seine Herrlichkeit sehen. Zwischen diesen beiden Punkten waren die Gläubigen in der Welt, und Petrus ermahnt die Ältesten, für sie zu sorgen.
„Hütet die Herde Gottes, die bei euch ist, indem ihr die Aufsicht nicht aus Zwang führt, sondern freiwillig, auch nicht um schändlichen Gewinn, sondern bereitwillig“ (V. 2). Wie schön ist dies! „Die Herde Gottes, die bei euch ist“. Hütet sie, sagt er. Ich habe keinen Zweifel daran, dass Petrus auf die vertrauensvollen Worte des Herrn in seiner eigenen Geschichte Bezug nimmt: „Weide meine Lämmer... Hüte meine Schafe!“ (Joh 21,15.16). Als der Herr ihn an den Punkt gebracht hatte, wo er erkannte, dass nur Er selbst es war, der in seiner Allwissenheit sein Herz geprüft hatte und der wissen konnte, ob wirklich Liebe zu Ihm vorhanden ist, da war der Augenblick gekommen, seine Schafe und Lämmer in die Fürsorge des Petrus zu geben.
„Indem ihr die Aufsicht führt“, fährt der Apostel fort, „nicht aus Zwang, sondern freiwillig“. Ich glaube, der Geist Gottes sah voraus, dass in der Christenheit heute das sogenannte Sorgen für die Schafe Christi eine Art Berufsstand werden würde! Hier finden wir, wie der Heilige Geist einer solchen Sache ein vernichtendes Urteil gibt. Es ist absolut wahr, dass der Arbeiter seines Lohnes wert ist. Mir ist bewusst, dass der Apostel Paulus diesen Grundsatz ausdrücklich niedergelegt hat, dass für solche, die arbeiten, gesorgt werden soll. Aber bereits in dem nächsten Vers sagt Paulus: „Ich aber habe von keinem dieser Dinge Gebrauch gemacht. Ich habe dies aber nicht geschrieben, damit es so mit mir geschehe.“ (1. Kor 9,15). Der göttliche Grundsatz für einen Diener ist, dass er im Glauben lebt und dem Herrn vertraut. Er sorgt für seine Diener und begegnet allen ihren Bedürfnissen.
„Nicht um schändlichen Gewinn, sondern bereitwillig“ ist ein spontaner, gesegneter Wunsch im Dienst für den Herrn und die Sorge für sein Volk. Und was könnte glückseliger sein, als das Vorrecht zu haben, in irgendeiner Form für das Volk Christi sorgen zu dürfen?
„Und nicht als solche, die über ihre Besitztümer herrschen, sondern die Vorbilder der Herde sind“ (V. 3). Der Geist Gottes sah den Zustand in der heutigen Christenheit voraus, dass der Dienst des Wortes Gottes zu einer Geschäftssache werden würde und die Versammlung Gottes in so viele Herden der Menschen zerbrochen sein würde. Als Konsequenz davon entsteht der tiefste Neid, wenn ein Schaf seinen wahren Platz in Gottes Herde findet, denn dadurch verliert ja jemand eines „seiner“ Schafe. Die Schrift sagt, „nicht als solche, die über ihre Besitztümer herrschen“. Die Schafe zu weiden ist mehr, als sie zu ernähren. Es beinhaltet, den Schafen nachzugehen, wenn sie aus dem geschützten Bereich ausgebrochen sind, oder wenn sie vielleicht von Dornen verletzt sind, sie zu trösten, ihnen zu helfen und für sie zu sorgen, sie zu ernähren, zu stillen und sie einfach auf jede Weise zu behüten.
Jede Gabe, die von der Versammlung Gottes auf der Erde benötigt wird, hat Er gegeben, jedoch sind der Stolz und Eigenwille des Menschen hineingekommen, um den vollen Nutzen dieser Gnade Gottes zu verhindern.
Welchen wunderbaren Unterschied macht es aus, wenn wir die Gläubigen als Gottes eigene Herde ansehen. Angenommen es ist ihnen kalt, so werden wir versuchen, sie zu wärmen. Angenommen sie lieben uns nicht sehr, dann werden wir sie umso reichlicher lieben. Lasst uns unser Werk in der Stille tun und auf diese Weise ein Vorbild für die Herde sein. Lasst uns sie leiten, ihre Führer sein und auf das Erscheinen des Erzhirten warten, so werden wir eine unvergängliche Krone erhalten. Hier werden wir vielleicht verachtet und als niedrig erachtet, aber wir sollten uns keine Sorgen machen, sondern gehen weiter und warten, bis der Erzhirte kommen wird, um uns zu belohnen.
In Johannes 10 wird der Herr der gute Hirte genannt, der uns in seinem Tod liebte und sich selbst für uns hingab. Hebräer 13 zeigt Ihn als den großen Hirten in der Auferstehung. Seine Auferstehung zeigt seine unumschränkte Macht: „Niemand kann sie aus seiner Hand rauben“. Daneben hat Er aber auch viele Hirten unter sich, und so spricht Petrus hier von Ihm als dem „Erzhirten“ (V. 4). Er liebt seine Herde, und obwohl Er den Schauplatz verlassen hat, ist Er immer noch der Erzhirte und legt es in die Herzen Einiger, für seine Herde zu sorgen. Er sagt, dass Er ihren Dienst nicht vergessen und es für sie danach eine Krone geben wird, die niemals vergehen wird. Ich glaube nicht, dass alle diese Krone bekommen werden.
Es gibt eine Krone der Gerechtigkeit für alle, die sein Erscheinen lieben. Ich denke, das betrifft jede Seele, die aus Gott geboren ist, denn es ist unmöglich, aus Gott geboren zu sein, und nicht die Erscheinung Christi zu lieben. Natürlich möchten wir den Herrn gerne sehen. Jede Seele, die aus Gott geboren ist, liebt den Gedanken, den wunderbaren Herrn zu sehen. Daher denke ich, wird jedes Kind Gottes die Krone aus 2. Timotheus 4 empfangen.
Bei Jakobus hören wir von einer Krone des Lebens. Wir werden auch diese Krone empfangen – Gott sei Dank – weil wir nicht aus Gott geboren werden konnten, ohne Ihn zu lieben. Dafür dass wir sein Erscheinen lieben, bekommen wir eine Krone der Gerechtigkeit und dafür, dass wir Ihn selbst lieben und etwas von den Prüfungen geschmeckt haben, empfangen wir eine Krone des Lebens.
Der Herr sagt zu Smyrna: „Sei getreu bis zum Tod, und ich werde dir die Krone des Lebens geben.“ (Off 2,10). Du wirst um meines Namens willen geprüft, sagt Er, und vielleicht gehst du für mich durch den Tod. Doch ich bin für dich durch den Tod gegangen. Du stehst auf der einen Seite des Flusses und ich auf der anderen, und du wirst durch diese Wasser gehen müssen, um zu mir zu gelangen. Doch in dem Augenblick, wenn dein Kopf auf dieser Seite aus dem Wasser heraufkommt, werde ich eine Krone des Lebens darauf setzen.
Vielleicht geht unsere Erprobung nicht bis zum Tod. Aber diese Krone der Herrlichkeit ist für die, die sich um das sorgen, worum Er sich sorgt, und für die, die danach streben, ihre Liebe zu Ihm darin zu erweisen, dass sie nach seinen Schafen schauen.
„Ebenso ihr Jüngeren, ordnet euch den Älteren unter. Alle aber seid gegeneinander mit Demut fest umhüllt; denn, Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt Er Gnade“ (V. 5). Wenn ich nicht mit Demut umhüllt bin, so bin ich nicht unterwürfig. „Er leitet die Sanftmütigen im Recht und lehrt die Sanftmütigen einen Weg.“ (Ps 25,9). Gott sorgt immer für den Demütigen. „Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig“, sind die Worte des Herrn selbst (Mt 11,29). Demut ist eine glückselige Sache, doch wie leicht bläht uns bereits eine Kleinigkeit auf. Paulus sagt, dass das Fleisch so völlig verdorben ist, dass es sich in seinem Fall rühmte, in der Herrlichkeit gewesen zu sein. Weil Paulus im Himmel gewesen war, musste der Herr ihm einen Dorn im Fleisch geben, um ihn davor zu bewahren, sich zu überheben. Auch wir sind oftmals aufgebläht, einfach nur wegen seiner Gnade zu uns, weil Er uns in eine Stellung von Licht und Freiheit gebracht hat. Die einzige Bewahrung des Gläubigen besteht daher in einem demütigen Wandel.
Der Herr wird jeden, der sich damit schmückt, die Wahrheit, das Licht und den einzig richtigen Standpunkt zu haben, verderben, zerstreuen und verkümmern lassen. Es ist eine Sache, einen Standpunkt erlangt zu haben, doch es ist eine andere Angelegenheit, diesen zu behalten; denn die Macht des Feindes ist stets bemüht, es mit denen aufzunehmen, die eine hohe Stellung erlangt haben, damit sie zu Fall gebracht werden, um dann umso deutlicher den Namen, nach dem sie genannt waren, zu verunehren. „Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade.“ Welch eine ernste Sache ist es, wenn ein Heiliger Gottes in einen Zustand gerät, in dem Gott ihm tatsächlich widersteht! Wie schrecklich ist es, wenn der Herr gegen uns gerichtet ist, weil wir Hochmut in unserem Herzen Raum gegeben haben! Gott widersteht einer hochmütigen Person: Aber wo gibt es eigentlich überhaupt Raum in uns für Hochmut, die wir doch so ganz und gar abscheulich sind?
„Durch Übermut gibt es nur Zank“ (Spr 13,10). Noch nie gab es einen Zank zwischen Gläubigen, ohne dass Hochmut zu Grunde gelegen hat! Wir erheben uns für unsere Rechte, und der Herr wird uns erniedrigen. Wir mögen das bekommen, was wir wollen, aber der Herr wird seine Hand gegen uns richten. Ein Christ sollte wie ein Stück dehnbare Masse sein, immer nachgiebig, niemals widerstehend, außer wenn es um den Teufel geht (siehe V. 9).
„So demütigt euch nun unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zur rechten Zeit“ (V. 6). Wie viel glückseliger ist es doch, wenn wir uns unter seine mächtige Hand demütigen und Er uns erhöht, als wenn wir uns selbst erhöhen und Er uns erniedrigen muss! „Jeder der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden“ (Lk 14,11a). Das ist der erste Mensch. „Wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden“ (Lk 14,11b). Das ist der zweite Mensch. Der erste Mensch versuchte, sich selbst zu Gott zu machen und fiel in Gemeinschaft mit Satan. Der zweite Mensch, der Gott war, machte sich selbst zu nichts und Gott erhöhte Ihn zur allerhöchsten Herrlichkeit.
Gott demütigt uns auf zweierlei Weise. Durch die Erkenntnis, was in unserem Herzen ist und durch die Erkenntnis dessen, was in seinem Herzen ist. Und nichts demütigt uns so sehr, als zu erkennen, was in seinem Herzen ist. Aber ich kann mich noch so sehr demütigen – ich glaube nicht, dass ich jemals auf meine mir eigentlich gebührende Stufe erniedrigt sein werde – die Stufe, auf der Gott mich sieht. Es sollte ein fortlaufender Vorgang sein. Es gibt einen Unterschied zwischen demütig sein und gedemütigt werden. Ich bin demütig, wenn ich in Gottes Gegenwart und mit dem, was Er ist, beschäftigt bin. Ich werde gedemütigt, wenn ich gezwungen bin, mich selbst zu betrachten, denn mein eigenes Ich ist stets ein betrüblicher, demütigender Betrachtungsgegenstand.
„Indem ihr all eure Sorge auf ihn werft; denn er ist besorgt für euch“ (V. 7). Welcher Trost für das Herz, welche Ruhe für die Seele in allen Auf- und Ab-Bewegungen und Wechselfällen dieses Lebens, zu wissen, dass Er für uns sorgt! Warum sollten wir also beunruhigt sein? Ist es das wert, dass sich zwei um dieselbe Sache sorgen? Wenn wir uns Sorgen darüber machen, nehmen wir es aus seinen Händen. Aber wenn Er sich darum sorgt, dann können wir es uns leisten, ohne Sorge zu sein, in die Arme des Vaters zu fallen und dort zu ruhen, ohne Furcht oder Sorge. Wenn wir die Vollkommenheit seines Besorgtseins um uns kennenlernen, dann sind wir frei, uns um seine Dinge und seine Interessen zu kümmern, weil Er sich ja um unsere Angelegenheiten kümmert.
„Seid nüchtern, wacht; euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widersteht standhaft im Glauben, da ihr wisst, dass dieselben Leiden sich an eurer Brüderschaft in der Welt vollziehen“ (V. 8.9). Doch weil Er sich um uns sorgt, sollten wir keineswegs unachtsam werden. Nein, erinnern wir uns stets daran, dass unser Widersacher, der Teufel, wie ein brüllender Löwe umhergeht und sucht, wen er verschlingen könnte. Hier erscheint der Teufel wie ein brüllender Löwe, denn diese hebräischen Gläubigen gingen durch äußere Verfolgungen. Im zweiten Brief des Petrus erscheint der Teufel wie eine Schlange im Gras, indem er moralische Verdorbenheit einführt.
„Wisst, dass dieselben Leiden sich an eurer Brüderschaft in der Welt vollziehen.“ Jeder denkt, dass kein anderer ein derartig leidensvolles Los hat wie man selbst. Petrus sagt, dass dies keineswegs wahr ist – jeder andere hat dasselbe Los wie wir. Wir sind nicht die einzigen Personen, die leiden. Aber er befiehlt uns dem Gott aller Gnade an. Wir brauchen Gnade auf dem ganzen Weg.
„Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, nachdem ihr eine kurze Zeit gelitten habt, er selbst wird euch vollkommen machen, befestigen, kräftigen, gründen. Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen“ (V. 10.11). Er hat uns in Christus Jesus zur Herrlichkeit berufen, und nachdem wir eine kurze Zeit gelitten haben werden, wird Er uns vollkommen machen, uns befestigen, kräftigen und gründen. Es heißt „eine kurze Zeit“, nicht nur eine Zeit. Eine Zeit mag eine gewisse Dauerhaftigkeit haben, doch Er verkürzt sie. Wir müssen uns also „eine ganz kleine Zeit“ gedulden, sagt Paulus (Heb 10,37). Wir müssen nur „eine kurze Zeit“ leiden, sagt Petrus.
„Befestigen, kräftigen, gründen.“ Welche Stellung hat der Gläubige in der Berufung Gottes und nicht nur in der Berufung Gottes, sondern in dieser belebenden Macht, die Er die Seinen auf dem Weg stets erfahren lässt! Er selbst, der uns berufen hat, wird uns vollkommen machen. Haben wir nicht alles, was unsere Herzen ermutigt, stärkt, tröstet und erhält in Gott? Gottes Vorsatz, Gottes Berufung, Gottes aufrechterhaltende Gnade auf dem ganzen Weg bringen uns schlussendlich in seine Herrlichkeit.
„Durch Silvanus, den treuen Bruder, wie ich dafür halte, habe ich euch mit wenigem geschrieben, euch ermahnend und bezeugend, dass dies die wahre Gnade Gottes ist, in der ihr stehen sollt“ (V. 12). Wie wunderbar spricht Petrus in diesem Brief von der Gnade, und das Kapitel endet mit Gott, der dem Demütigen Gnade gibt, weil Er der Gott aller Gnade ist. Petrus sagt, dass er bezeugt, „dass dies die wahre Gnade Gottes ist, in der ihr stehen sollt.“ Der Herr möge es uns geben, dass wir diese Gnade mehr verstehen, indem wir sein Wort studieren und uns mehr in Ihm erfreuen!
„Es grüßt euch die Miterwählte in Babylon und Markus, mein Sohn“ (V. 13). Auf wen nimmt der Apostel hier Bezug? Die allgemeine Meinung war über achtzehn Jahrhunderte hinweg, dass der Apostel hier die Gemeinde der Auserwählten in Babylon meint. Einige haben in diesen Tagen den Gedanken aufgebracht, es handle sich hierbei um die Frau des Petrus. „Die Miterwählte in Babylon“, meinen andere, sei eine Frau von besonderer Stellung an diesem Ort gewesen. Aber dies sind nur Vermutungen. Wer Markus war, ist auch nicht eindeutig. War er der wirkliche Sohn des Petrus oder sein Sohn im geistlichen Sinn, bekannt als Markus der Evangelist? Mein eigener Gedanke – nicht dass ich dies lehren würde – ist, dass die „Miterwählte in Babylon“ die Brüderschaft oder Gemeinschaft der erwählten Gläubigen an diesem Ort ist, und dass Markus nicht der eigentliche Sohn des Petrus war, sondern ein Kind im Glauben.
„Grüßt einander mit dem Kuss der Liebe. Friede sei euch allen, die ihr in Christus seid!“ (V. 14). Petrus möchte gerne, dass sie einander, als Ausdruck der Zuneigung, mit dem Kuss der Liebe grüßen. Er wünscht ihnen „Frieden“. Was für ein herrlicher Wunsch!
Wenn wir auf diesen Brief zurückschauen, welche Schönheit ist darin enthalten! Im ersten Kapitel finden wir die Berufung zum Himmel hin, im zweiten Kapitel dann unsere heilige und königliche Priesterschaft, verbunden mit den Aufgaben, die sich aus dieser Stellung ergeben. Dann sehen wir den Wandel der Unterwürfigkeit und des Leidens im dritten Kapitel. Im vierten Kapitel wird uns der Geist Gottes und der Herrlichkeit, als auf uns ruhend, vorgestellt. Im fünften Kapitel schließlich ist es Gott, der uns stets ernährt, aufrechterhält, kräftigt und uns niemals verlässt, bis Er uns in die Herrlichkeit zu seinem Sohn gebracht haben wird.