Die Briefe des Simon Petrus
1. Petrus 2
Im Besitz des neuen Lebens zeigt uns Petrus jetzt, dass es Dinge gibt, die unser altes Leben kennzeichneten und daher abgelegt werden müssen. „Legt nun ab alle Bosheit und allen Trug und Heuchelei und Neid und alles üble Nachreden, und wie neugeborene Kinder seid begierig nach der vernünftigen, unverfälschten Milch, damit ihr durch diese wachst zur Errettung, wenn ihr wirklich geschmeckt habt, dass der Herr gütig ist“ (V. 1–3). Trug bedeutet, etwas Böses im Sinn zu haben, das man nicht durchschauen kann. Wie wertvoll sind die Worte des Herrn über Nathanael, „Siehe, wahrhaftig ein Israelit, in dem kein Trug ist“ (Joh 1,47) Ohne Trug zu sein bedeutet, dass man ehrlich und durchschaubar ist. War der Herr jemals zweideutig? Er war klar wie das Licht, denn Er war „das Licht“.
„Heuchelei“, bei der man als etwas erscheint, was man nicht ist, oder man etwas verbirgt, was man in Wahrheit eigentlich ist, soll ebenfalls abgelegt werden, genauso wie „Neid und alles üble Nachreden“. Die Schrift krempelt uns um und zeigt uns, was in unserem Herzen ist. Es gibt kein anderes Buch, das auf diese Weise Gott und auch den Menschen offenbart. Wenn wir uns nur diesen Dingen, die wir hier im zweiten Kapitel sehen, unterwerfen würden, so würde nicht dieses Unkraut im Garten des Herrn wachsen und so oft zum Schaden sein und den Garten entstellen. Es ist einfach, bei anderen Menschen einen Fehler zu sehen. Man braucht kein Mikroskop, um die Fehler bei anderen zu sehen. Aber ist dies der Weg, ihnen zu helfen? Besser wäre es, wenn wir damit beginnen würden, an uns selbst zu arbeiten.
„Wie neugeborene Kinder seid begierig nach der vernünftigen, unverfälschten Milch, damit ihr durch diese wachst zur Errettung“ (V. 2). Das erste Kapitel hat uns gezeigt, wie wir durch das Wort geboren wurden, hier wird die Nahrung für das neue Leben vorgestellt. Das Wort gab uns Leben, und das Wort erhält und ernährt dieses Leben auf dem gesamten Weg. Bis wir bei dem Herrn in der Herrlichkeit sind, werden wir niemals ausgewachsen sein. Wir sollen diesen Charakterzug eines neugeborenen Kindes die gesamte Zeit bis zur Herrlichkeit haben. In dem Maß, in dem wir uns von dem Wort des Herrn ernähren und uns daran erfreuen, wird die Seele wachsen und die zuvor erwähnten Dinge (V. 1) werden ferngehalten. Der Herr möge es uns schenken, dass wir sein Wort lieben, uns mehr und mehr darin erfreuen und in einfachem Gehorsam ihm gegenüber leben, bis wir sein Angesicht sehen.
Wir sind oft sehr dazu geneigt, das anzunehmen, was andere über die Schrift denken; das heißt, wir nehmen es verfälscht auf. Wenn wir glücklich sein möchten, müssen wir das Wort selber aufnehmen. Wenn wir das aufgeben, dann verlieren wir mit Sicherheit alles andere. Wenn der Saft des Baumes nicht mehr da ist, dann ist der Baum krank und bringt keine Frucht mehr. Das Wort Gottes ist alles für die Seele. Nutzen wir die Möglichkeiten, die uns gegeben sind, um das Wort zu studieren? Vielleicht ist es uns nicht möglich, stundenlang Zeit zu investieren, aber nutzen wir unsere Minuten aus? Leitet uns dieses Buch täglich auf dem Weg des Lebens?
Wann immer wir von Satan ins Straucheln oder zu Fall gebracht wurden oder einen Fehler begangen haben, war dies die unmittelbare Folge davon, dass wir einen Teil des Wortes Gottes vernachlässigt haben.
Der Herr antwortete und besiegte Satan in der Wüste, weil Er von dem Wort Gottes lebte, nicht weil Er selbst Gott war. Wenn wir von Satan geschlagen worden sind, dann deshalb, weil wir nicht nach dem Wort Gottes lebten. Ich glaube, dass in dem Wort eine göttliche Führung für unsere Seele enthalten ist, für jeden Schritt unserer Geschichte, von Anfang bis Ende. Wir finden darin Grundsätze, die uns zu allen Zeiten leiten, wenn wir uns nur ihnen unterwerfen.
Ich möchte uns ermuntern, mit mehr Aufmerksamkeit und unter Gebet das Wort des Herrn beständig zu erforschen, um so seine Gedanken kennenzulernen. Die Bibel ist ein vergleichsweise kleines Buch. Wie kann es also sein, dass wir so wenig daraus wissen? Ich denke, weil dieses Buch eine Tiefe beinhaltet, die kein anderes Buch hat und es in Abhängigkeit von Gott gelesen werden muss, um es zu verstehen. Es ist auch so, dass Satan alles daran setzt, uns daran zu hindern, den Inhalt der Bibel in unseren Herzen zu bewahren, denn Satan weiß um den Wert der Bibel.
„Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden; und ich werde ihn lieben und mich selbst ihm offenbaren“ (Joh 14,21), heißt, dass der Herr ihn besuchen wird, und „wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen“ (Joh 14,23). In dem Maß, wie unsere Seelen das Wort beherzigen, werden wir den Geist Gottes erfahren, der uns die Freude an dem gibt, der das lebendige Wort ist.
Gerade da Petrus so oft und in so rührender Weise auf seine eigene Verleugnung des Herrn hindeutet, ist es für mich keine Überraschung, dass er den Lesern des Briefes so eindringlich das Wort des Herrn empfiehlt. Hätte er das Wort, das der Herr damals an ihn selbst gerichtet hatte, beherzigt und daran gedacht, hätte er Ihn wohl nie verleugnet.
Unsere heilige und königliche Priesterschaft
Nachdem Petrus uns in dem ersten Kapitel gezeigt hat, dass der Christ erlöst, erneuert und durch den Heiligen Geist befähigt ist, in Neuheit des Lebens zu wandeln, geht er nun dazu über, unsere neuen Beziehungen zu entfalten. Er zeigt, dass Christen nicht nur als ein geistliches Haus zusammengefügt sind, sondern eine heilige und königliche Priesterschaft sind. Heilig im Blick auf Gott und königlich im Blick auf Menschen. Das alles ist eine Folge davon, dass man zu Christus gekommen ist.
„Zu welchem kommend, als zu einem lebendigen Stein, von Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt, kostbar, werdet auch ihr selbst als lebendige Steine aufgebaut, ein geistliches Haus, zu einer heiligen Priesterschaft, um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlangenehm durch Jesus Christus“ (V. 4.5). Petrus gebraucht sehr gerne das Wort „lebendig“. Wir erinnern uns an die Worte, die er zu Jesus sprach: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt 16,16). Hier sagt er nun, dass wir zu einem „lebendigen Stein“ gekommen sind, auserwählt und kostbar; das ist Gottes Wertschätzung.
Es heißt „zu welchem kommend“, d. h. es ist eine Person, mit der wir es zu tun haben und zu der wir gebracht sind. Wissen wir, was das bedeutet? Haben wir in unserer Lebensgeschichte mit dem Sohn Gottes als einer lebendigen Person zu tun gehabt? Wenn ja, was ist das Ergebnis davon? „Auch ihr selbst werdet als lebendige Steine aufgebaut.“
Ein Christ ist ein „lebendiger Stein“. Ein Stein ist ein Teil eines Felsen. Was für eine Sicherheit gibt uns das! Wo finden wir zum ersten Mal diese Veranschaulichung? Bei Petrus, als er zu dem Herrn Jesus gebracht wird. Der Herr sagt zu ihm: „Du wirst Kephas heißen (was übersetzt wird: Stein)“ (Joh 1,42).
Diese Handlung der Namensänderung durch den Herrn ist äußerst bedeutsam. Es zeigt, dass Er der Herr und Besitzer von Petrus war. Wenn der Name einer Person geändert wurde, so deutete dies immer darauf hin, dass er der Besitz desjenigen geworden war, der die Namensänderung veranlasste. Wie fand diese Namensänderung statt? Der Herr sprach zu Petrus. Wie werden wir lebendige Steine? Dadurch, dass wir die Stimme des Sohnes Gottes gehört haben. „Es kommt die Stunde und ist jetzt, da die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie gehört haben, werden leben“ (Joh 5,25).
Ein Christ ist, als er zu Christus gekommen ist, ein lebendiger Stein geworden. Was für ein Gefühl der Sicherheit wird der Seele dadurch gegeben! Wir hatten mit dem Lebendigen zu tun! Er ist ein lebendiger Stein, und wir sind jetzt lebendige Steine. Wir haben das „Felsenleben“. Es ist dasselbe Leben wie sein Leben. Könnten wir jemals von Ihm getrennt werden? Niemals! Sein Leben ist jetzt unser Leben und es ist „verborgen mit dem Christus in Gott“ (Kol 3,3).
Das „geistliche Haus“, von dem Petrus hier spricht, ist vergleichbar mit der Lehre des Paulus von dem einen „Leib“. Was Paulus den „Leib“ nennt, nennt Petrus das „Haus“. Es ist aber keineswegs das, was Paulus meint, wenn er von dem Haus spricht. Wenn Paulus von dem Haus spricht, meint er damit die große Masse christlicher Bekenner.
Wenn wir das geistliche Haus in seiner Vollkommenheit sehen möchten, so müssen wir Offenbarung 21 lesen. Wie wunderbar glänzen dort diese Steine! Die Steine sind genau dieselben wie die, die hier in unserem Kapitel aufgebaut werden. Jedoch werden wir bis zu diesem Zeitpunkt alle bis zum Äußersten auf dem Schleifstein des großen Edelsteinschleifers gewesen sein. Jeder Schmutz und unschöner Auswuchs wird weggenommen sein, so dass der Stein funkeln und glänzen wird. Die Steine, die dort so schön glänzen, sollen aber schon hier für Christus glänzen! Wie schön wäre es, wenn bereits jetzt die Welt in dir und in mir Christus sehen könnte! Nach und nach werden die Nationen in das Licht jener Stadt kommen. Sie werden dann die Herrlichkeit Christi hervorstrahlen sehen, und bereits jetzt sollen sie seine Gnade und Liebe sehen, wie sie sich in unserem Leben und auf unseren Wegen Tag für Tag widerspiegeln.
Die Gläubigen sind jedoch neben dem geistlichen Haus auch eine „heilige Priesterschaft“. Die Vorstellung der Menschen von einem Priester ist, dass der Priester sich zwischen die Seele und Gott stellt und die Angelegenheiten der Seele mit Gott regelt. Dies war in der Tat im Alten Testament so. Aber jetzt ist jede gerettete Seele ein Priester. Üben wir unsere Priesterschaft aus? Dies ist eine Frage von tiefgehender Bedeutung für jeden Gläubigen. Wir sind nicht alle Prediger, denn Gott hat nicht jedem von uns die Kraft gegeben, das Wort des Herrn zu predigen. Aber wir sind alle Priester.
Das Predigen ist die Ausübung einer geistlichen Gabe und das göttlich vorgesehene Mittel, um den Menschen die Wahrheit Gottes zu vermitteln. Daher sollte jeder, der zum Predigen aufsteht, eine tiefe Einsicht in seinem Herzen haben, dass er den Menschen vor sich etwas von Gott austeilt. Aber während das öffentliche Predigen der Gabe entsprechend begrenzt ist, so ist die Priesterschaft das Teil des jüngsten, des schwächsten, des kraftlosesten Gläubigen, sowohl der Frauen als auch der Männer.
Wenn die heilige Priesterschaft ausgeübt wird, ist das Resultat Anbetung. Wenn hingegen eine Gabe, die der Herr einem Diener gegeben hat, ausgeübt wird, ist das Resultat z. B. die Predigt. Anbetung ist von Menschen zu Gott gerichtet, der Dienst des Wortes von Gott zu uns. Die heiligen Priester sollen geistliche Schlachtopfer bringen. In Hebräer 13,15 steht: „Durch ihn nun lasst uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.“ Aus den Herzen der Gläubigen sollte beständig Preis, Lob und Anbetung aufsteigen.
Der Herr hat uns zuallererst zusammengefügt, damit wir Gott preisen, danken und loben. Wir müssen Gott an die erste Stelle setzen. Das, was Ihm gebührt, muss Ihm gegeben werden. Wir dürfen auch nicht die Predigt des Evangeliums an die erste Stelle setzen. Hierin hat die Christenheit versagt. Die Welt wurde an die erste Stelle gesetzt, und die Rettung verlorener Seelen wurde zur höchsten Priorität gemacht. Dies ist allerdings nicht das, was Gott als unsere erste Priorität haben möchte. Es ist durchaus wichtig und hat seinen Platz; wir können uns nicht ernstlich genug darum bemühen, verlorene Seelen zu retten, aber Gottes Ansprüchen gegenüber uns, seinen Gläubigen und heiligen Priestern, muss zuerst entsprochen werden. Danach gehen wir mit all unserer Energie verlorenen Seelen nach.
Worin besteht das Werk Gottes vom Tag der Pfingsten an? Was sucht Er seitdem? Der Vater sucht Anbeter –, und weil Er Anbeter sucht, ist es die Absicht des Sohnes, hinzugehen, Sünder zu suchen und zu finden und sie zu Anbetern zu machen. Wenn wir zu Anbetern und heiligen Priestern gemacht sind, ist es einfach, unseren Aufgaben als königliche Priester nachzukommen. Sind wir königliche Priester? Im Blick auf Gott sind wir heilige Priester und auf unserem Weg durch diese Welt sollen wir königliche Priester sein. Diese königliche Würde verleiht uns eine ehrenvolle Stellung. Was könnte es Ehrenvolleres geben, als Gottes Botschafter in einer Welt zu sein, die seine Gnade ablehnt!
Wie wunderbar ist es zu lesen: „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum, damit ihr die Tugenden dessen verkündigt, der euch berufen hat aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht“ (V. 9). Ich habe das Empfinden, dass wir sehr dazu neigen, zu vergessen, was es bedeutet, eine persönliche Verantwortung als königlicher Priester zu haben. Es ist unser Vorrecht und unsere ernste Verantwortung, „die Tugenden dessen zu verkündigen, der uns berufen hat aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.“ Zunächst müssen wir jedoch unsere heilige Priesterschaft ausüben. Wenn wir also zu einem geistlichen Haus zusammengefügt sind und das Vorrecht haben, heilige Priester zu sein, sollten wir dieses Vorrecht auch ausüben und unsere Herzen sollten eine Antwort auf die Gedanken Gottes geben. Die Sache ist sehr einfach. Petrus sagt, dass diese geistlichen Schlachtopfer Gott wohlangenehm sind. Das ist es, was der Herr sucht, woran Er sich erfreut und wonach Er verlangt. Das ist es, wozu sein Sohn in diese Welt gekommen ist.
Die Priesterschaft im Alten Testament gibt uns ein Bild von unserer jetzigen Stellung. Gott legt Christus sozusagen in unsere Hände, damit wir Ihn in geistlicher Weise darbringen. Er möchte nicht, dass wir mit uns selbst beschäftigt sind, weder mit unserer eigenen Stellung, noch mit unseren eigenen Segnungen. Gott möchte, dass wir mit Christus und allem, was Er ist, beschäftigt sind, denn Er ist kostbar in den Augen Gottes und auch für uns.
„Euch nun, den Glaubenden, ist die Kostbarkeit“ (V.7), d.h. das, was Gott als kostbar ansieht, ist auch für uns wertvoll. Der Glaube sieht genau das, was Gott sieht.
Für die Zusammenkünfte zur Anbetung wäre es eine immense Hilfe, wenn der Gedanke uns erfüllen würde, dass wir als Priester die sind, die etwas vor Gott bringen, was Ihn erfreut: Christus. Ich möchte den Gedanken, dass unser persönlicher Zustand in großem Maß die Versammlungen Gottes beeinflusst, besonders hervorheben. Angenommen, ein großer Teil der heiligen Priester wäre oberflächlich und gleichgültig mit einem geringen Genuss an Christus, dann würde dies die ganze Versammlung beeinflussen. Wären unsere Herzen doch nur erhellt mit einem tieferen Empfinden der Liebe und Gnade Gottes, wie anders wären dann die Anbetungsstunden! Christus wäre alles und Christus allein. Der Herr möge uns mehr dahin bringen, sich daran zu erfreuen, heilige Priester zu sein, deren Herzen mit Christus erfüllt sind und Ihn daher beständig Gott bringen als den, der kostbar für Ihn und uns ist.
Aber wenn wir heilige Priester sind, dann sollen wir auch königliche Priester sein. Worin besteht nun die königliche Priesterschaft? Sie hat eindeutig dieselbe Natur wie Priesterschaft Christi nach der Ordnung Melchisedeks. Die Ausübung seiner Priesterschaft geschieht nach dem Vorbild Aarons – Er denkt an sein armes und schwaches Volk hier auf der Erde – und die Ordnung der Priesterschaft ist nach der Ordnung Melchisedeks. Jetzt begegnet Er Schwachheit und Gebrechlichkeit. Wenn Er jedoch einmal als vollkommener Priester nach der Ordnung Melchisedeks hervorkommen wird, wird Er keiner Schwachheit mehr begegnen. Alles ist dann reiner Segen als Folge des Sieges. Aber bevor Christus die Priesterschaft nach der Ordnung Melchisedeks ausübt, sagt Er zu seinem Volk, dass sie diese ausüben müssen. Christus wird einmal für jeden zum Segen sein, und Er sagt uns, dass auch wir zum Segen für andere sein können. Auf verschiedenste Weise können wir in christlicher Liebe, Gnade und Hingabe den körperlichen oder seelischen Bedürfnissen anderer begegnen. Vielleicht können wir nur einer hungrigen Person etwas zu essen geben, einen Kranken besuchen, ein trauerndes Herz trösten oder einem unruhigen Gewissen ein Wort sagen. Aber das alles fließt daraus hervor, dass wir königliche Priester sind und unsere Priesterschaft in rechter Weise ausüben.
Wir haben also in Hebräer 13,15 unsere heilige Priesterschaft gesehen, das beständige Darbringen des Opfers des Lobes, und in Vers 16 des Kapitels finden wir unsere königliche Priesterschaft. „Das Wohltun aber und Mitteilen vergesst nicht, denn an solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen.“ Das Opfer des Lobes steht an erster Stelle, und die Wohltätigkeit, d. h., den Charakter Gottes wiederzugeben, kommt danach. Die Welt soll auf dich und mich schauen und in uns den Charakter dessen sehen, den sie nicht sehen kann. Er, der jetzt im Verborgenen ist, soll in allen unseren Worten und Taten sichtbar werden. Christus überträgt uns also die Ausübung der Priesterschaft nach der Ordnung Melchisedeks bis zu dem Tag, an dem Er kommt, um sie selbst auszuüben.
Die Priesterschaft nach der Ordnung Melchisedeks ist eine Priesterschaft von reinstem Segen. Ein Christ ist eine Person, die gesegnet ist und nun selbst zum Segnenden wird. Christus hat uns in dieser Welt gelassen, damit unser Herz Gott gegenüber stets voll von Lob und Dankbarkeit inmitten einer undankbaren Welt ist, und damit wir in einer selbstsüchtigen Welt den Menschen in Wohltätigkeit und Selbstlosigkeit begegnen. Gott gilt unsere Dankbarkeit und unser Lob. Den Menschen gilt unsere Wohltätigkeit und Selbstlosigkeit. So sollte unser Leben sein. Der Herr möge es schenken, dass seine Gnade an unseren Herzen wirkt, dass diese geistlichen Früchte sichtbar werden.
„Euch nun den Glaubenden, ist die Kostbarkeit, den Ungläubigen aber: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, dieser ist zum Eckstein geworden“, und „ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses“ – die sich, da sie nicht gehorsam sind, an dem Wort stoßen, wozu sie auch gesetzt worden sind“ (V. 7.8). Diese Verse zeigen uns den Weg Israels als Nation. Sie stoßen sich an dem Wort, weil sie Gott nicht gehorchen. „Wozu sie auch gesetzt worden sind“. Wozu sind sie gesetzt? Als Volk sind sie dazu gesetzt, diesen Stein vor sich zu haben. Gott gab ihnen das wunderbarste Vorrecht, Christus in ihrer Mitte zu haben, aber sie stießen sich an Ihm, weil Er in Erniedrigung und Gnade kam.
„Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht“ (V. 9). Petrus spricht hierbei insbesondere den gläubigen Überrest Israels und die jüdischen Gläubigen an, die Gott zu sich hingewendet hat. Petrus sagt ihnen, dass sich das Volk in seiner Gesamtheit zwar an Christus gestoßen hat, aber dass sie, die armen und schwachen Gläubigen, in Christus alle Segnungen haben, die Gott dem Volk verheißen hatte.
Gott hatte dem Volk in 2. Mose 19 gesagt, dass sie als Volk von besonderem Wert für Ihn seien, wenn sie gehorsam wären - ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation (2. Mo 19,5.6). Sie waren ungehorsam gewesen und hatten alles verloren; jetzt erklärt Petrus den Gläubigen, dass sie, ein schwacher Überrest, diese Segnung trotz des Ungehorsams des Volkes durch die Gnade Gottes und den Gehorsam zu Christus haben sollten.
„Die ihr einst „nicht ein Volk“ wart, jetzt aber ein Volk Gottes seid; die ihr „nicht Barmherzigkeit empfangen hattet“, jetzt aber Barmherzigkeit empfangen habt“ (V. 10). Diese Worte sind ein Zitat aus dem Buch des Propheten Hosea. Aufgrund der Boshaftigkeit und Sünde des Volkes hatte Gott damals gesagt, sie würden keine Barmherzigkeit empfangen und nicht sein Volk sein (Hos 1,6). Das Volk hatte also den Segen aufgrund seines Ungehorsams verloren. In Kapitel 2 verheißt Gott ihnen dann, sie trotz der Sünde, des Ungehorsams, der Untreue und des Gerichts in den Segen zurückzubringen. Sie werden genau an dem Ort, wo sie gerichtet wurden, gesegnet werden (Hos 2,25). Das Gericht ist vorübergegangen und die Barmherzigkeit triumphiert, denn selbst Ungehorsam kann die Absichten der Gnade Gottes nicht verhindern.
Gott wird seine Verheißungen an Israel erfüllen und sie durch seine Gnade segnen. Sie werden in das Tal Achor gehen (Jos 7,26; Hos 2,17), an den Ort, wo das Gericht zum ersten Mal über das Land kam, weil sie sich mit dem Verbotenen entweiht hatten. Genau an diesem Ort, wo sie einst gerichtet wurden, werden sie den Segen durch Barmherzigkeit empfangen. Aber jetzt, sagt Petrus, bekommt ihr, als der gläubige Überrest, diese Stellung schon vor der kommenden Zeit, in der Gott das Volk Israel wiederherstellen wird.
Nachdem der Apostel diese besondere Stellung des Segens, die die Gläubigen unter den Juden einnehmen, vorgestellt hat, beginnt er mit seinen Ermahnungen. Es ist auffallend, dass im Wort Gottes die Ermahnungen stets auf eine deutliche und klare Entfaltung der Lehre, die das Herz in eine Beziehung mit Gott gebracht hat, gegründet sind. So bildet auch dieses Kapitel bei dieser allgemeinen Regel keine Ausnahme.
Wir erkennen auf einen Blick, wie einfach und natürlich diese Ermahnungen hier eingebracht sind. Petrus hat diese Menschen zum Himmel hin gerufen. Er hat im ersten Kapitel die himmlische Berufung entfaltet und ihnen gezeigt, dass sie von dem Vater auserwählt sind, abgesondert durch das Wirken des Geistes und geschützt durch das Blut des Sohnes Gottes. Er hat auch gezeigt, dass ein Erbteil in den Himmeln für sie aufbewahrt ist, dass sie dafür bewahrt werden und in der Zwischenzeit hier auf der Erde durch Nöte gehen, aber sich in Ihm erfreuen und Ihn lieben, obgleich sie Ihn nicht gesehen haben. Dann hat er ihnen gezeigt, dass sie Kinder Gottes sind, erlöst durch das Blut des Sohnes und erneuert durch den Geist und das Wort Gottes.
In dem zweiten Kapitel hat er ihre neue Stellung aufgezeigt. Sie sind ein geistliches Haus, in dem Gott wohnt und darüber hinaus sind sie zugleich heilige und königliche Priester – heilige Priester, indem sie Gott geistliche Schlachtopfer darbringen, und königliche Priester, indem sie die „Tugenden dessen verkündigen, der sie berufen hat aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht“. Dann hat er ihnen erklärt, dass sie sein Volk sind und Barmherzigkeit empfangen haben. Und welche wunderbare Sache ist die Barmherzigkeit. Wir brauchen sie allezeit auf unserem Weg auf dieser Erde.
Dies ist also die Stellung, in der der Gläubige steht. Das ist die Sicht, die Petrus auf das Christsein hat: Der Gläubige ist einerseits auf dieser Erde gelassen, um Gott das zu geben, was Ihm zusteht und andererseits, damit anderen Menschen gezeigt wird, was Gott seinem Wesen nach in der Gnade und Liebe seines Herzens ist. Sind wir nach all diesem nicht vorbereitet für jegliche Ermahnung?
„Geliebte, ich ermahne euch als Fremdlinge und als solche, die ohne Bürgerrecht sind, euch der fleischlichen Begierden zu enthalten, die gegen die Seele streiten“ (V. 11). Er spricht den Christ als Fremden und Pilger an. Warum sind wir Fremde? Weil wir hier nicht zuhause sind. Warum sind wir Pilger? Weil wir auf der Reise zu einem Ort sind, den wir erreichen möchten. Wir sind Fremde, weil unsere Hoffnungen und Freuden und der Eine, den wir am meisten lieben, in dem Himmel sind. Dies macht den Himmel zur Heimat unseres Herzens.
Aus dem Himmel geboren, gehören wir zum Himmel. Unser Vater ist im Himmel, unser Erretter ist im Himmel, unsere Quellen der Versorgung sind im Himmel. Unsere Hoffnungen, unsere Freuden sind alle im Himmel – kurzgesagt sind wir wie eine exotische Pflanze hier unten, die nicht an dieses Klima angepasst ist. Wir sind auch Pilger, und ein Pilger betrachtet seine Reise niemals als beendet, bis er das Ziel seiner Reise erreicht hat.
„Enthaltet euch von fleischlichen Begierden“ (V. 11), sagt der Apostel. Petrus spricht vom inneren Leben der Seele, von den vielen kleinen Dingen, die hereinkommen, um die Gemeinschaft mit Gott zu verderben und um Wachstum und die Erkenntnis Christi zu verhindern.
Wir wissen, was eine Schlinge für uns ist, was uns ins Straucheln bringen wird, und er sagt, dass wir bereit sein müssen, uns der Dinge zu enthalten, die ein Hindernis sind, „die gegen die Seele streiten“. Wir müssen in der Tat das Messer der Beschneidung benutzen. Als Israel den Jordan durchquert hatte, um das Land in Besitz zu nehmen, mussten sie scharfe Messer benutzen, bevor sie scharfe Schwerter benutzen konnten. Warum? Weil die scharfen Messer für sie selbst bestimmt waren und sie zuerst selbst zurechtgebracht werden mussten, bevor sie gegen den Feind streiten konnten. Wenn wir nach außen Kraft haben wollen, müssen wir im Inneren Reinheit haben. Wenn wir Freude haben wollen, müssen wir Heiligkeit haben. Die Freude folgt der Heiligkeit immer ein wenig hinterher, und der Mensch, der nicht heilig ist, kann niemals glücklich sein. Mit Heiligkeit meine ich, sich selbst und die eigenen Wege praktisch zu richten: in praktischer Weise tätig zu werden, sodass das Fleisch im Tod bleibt, wo Gott es durch das Kreuz Christi hingetan hat. Es muss im Inneren Heiligkeit geben, sonst kann es nach außen hin keine Freude geben. Wer glücklich sein möchte, muss heilig sein.
„Und dass ihr euren Wandel unter den Nationen ehrbar führt, damit sie, worin sie gegen euch als Übeltäter reden, aus den guten Werken, die sie anschauen, Gott verherrlichen am Tag der Heimsuchung. Unterwerft euch jeder menschlichen Einrichtung um des Herrn willen: es sei dem König als Oberherrn oder den Statthaltern als denen, die von ihm gesandt werden zur Bestrafung der Übeltäter, aber zum Lob derer, die Gutes tun. Denn so ist es der Wille Gottes, dass ihr dadurch, dass ihr Gutes tut, die Unwissenheit der unverständigen Menschen zum Schweigen bringt“ (V. 12–15). Jetzt wendet sich der Apostel dem Äußerlichen zu. Wenn wir unser Herz praktisch durch den Herrn gereinigt haben, werden wir nach außen hin richtig stehen. Wenn wir dem Herrn nahe folgen möchten, werden wir entdecken, dass nicht nur Ungläubige (die „Nationen“), sondern manchmal auch weltlich gesinnte Christen vieles gegen uns zu sagen haben. Aber sie werden einmal vor Gott bekennen müssen, dass unsere Werke des Herrn würdig waren; und obwohl sie schlecht über uns redeten, wussten sie, dass Gott in uns und durch uns wirkte.
Es ist eine wunderbare Sache, wenn ein junger Christ mutig auf der Seite des Herrn steht. Er muss damit rechnen, dass alte Freunde aus der Welt viel über ihn reden werden und selbstverständlich nur Böses. Wenn er damit rechnet, wird er nicht überrascht sein, wenn es so kommt.
„...euren Wandel ehrbar führt...“ (V. 12). Es bedeutet, unseren Wandel gemäß einer so hohen Messlatte zu führen, dass keiner einen Finger auf irgendetwas legen und sagen kann, dass dieses oder jenes nicht richtig, nicht gerecht oder nicht löblich sei. Es sollte noch nicht einmal den Verdacht geben, wir hätten etwas Böses getan, geschweige denn einen Beweis dafür..
Vers 11 spricht von der Unterwerfung des inneren Lebens, Vers 12 spricht von der rechten Ordnung des äußeren Lebens, und in Vers 13 wird uns gesagt, dass wir uns um des Herrn willen den Gewalten unterwerfen sollen. Wenn die Regierung eines Landes eine noch so ungerechte Sache einführen würde, so wäre es trotzdem die Pflicht des Christen, sich darunter zu beugen. Könnte es je einen böseren Kaiser als Nero geben? Und doch schrieb Paulus zu Neros Zeiten an die Christen in Rom, dass sie sich den höheren Gewalten unterwerfen sollten, weil sie von Gott eingesetzt sind.
Der Herr Jesus selbst kam in die Welt, um keine Rechte zu haben, um verachtet und verstoßen zu werden und um schließlich aus der Welt geworfen zu werden, die seine eigenen Hände gemacht hatten – und der Christ soll Christus folgen und ebenfalls keine Rechte haben. Um welche Sache es auch gehen mag, außer sie verstößt gegen den offenbarten Willen Gottes, wir sollen uns um des Herrn willen unterwerfen. Das sind die Kennzeichen eines königlichen Priesters, die Tugenden zu verkündigen, die in Ihm sind. Wenn Christen sich zum Streit hinreißen lassen oder sich der Welt anschließen, dann gibt es kein Zeugnis darüber, was Geduld, Enthaltung oder dergleichen ist.
„Als Freie und nicht als solche, die die Freiheit zum Deckmantel der Bosheit haben, sondern als Knechte Gottes“ (V. 16). Hier erhält der Christ die Stellung völliger Freiheit. Er gehört nicht dieser Welt an, sondern dem Himmel. Und er nutzt seine Freiheit nicht als Deckmantel für die Bosheit, sondern als ein Diener Gottes nutzt er sie nur um danach zu streben, ein Knecht zu sein. Nun, die Beschäftigung des Knechtes ist es, einfach dem Willen des Meisters zu folgen, und es ist Gottes Wille, dass er sich unterwirft. Wenn ich die Dinge in meine eigenen Hände nehme, sagt der Herr sozusagen: „Du bist auf die Barrikaden gegangen und nun lasse ich es dich ausfechten“. Die Konsequenz wird in diesem Fall stets sein, dass wir geschlagen werden.
„Erweist allen Ehre; liebt die Brüderschaft; fürchtet Gott; ehrt den König“ (V. 17). Petrus greift jetzt einige der Beziehungen des Lebens auf. Ich soll jedem Ehre geben, dem Ehre gebührt, sei es, dass jemand einen besonderen Anspruch darauf hat oder was auch immer, ich soll Ehre geben. Es ist oftmals auch ein wenig Stolz im Herzen dessen, der diese Ehre nicht bringen möchte. Aber, glaub mir, es gibt nichts, was mehr gegen Gott ist, nichts, was mehr abstumpft, nichts, was durch und durch vom Teufel ist, als Radikalismus oder Gleichmacherei. Diese Haltung wird einmal der Antichrist einnehmen, der alle Autorität und Macht umwerfen wird, nur um die Machtverhältnisse zu ändern.
Unter den Christen gibt es nur eine Stellung vor Gott; alle sind Heilige und eins in Christus Jesus. Gott hat seinen Sohn Jesus Christus erhöht und hat mit Ihm jeden Gläubigen in seine Gegenwart gebracht. Welche wunderbare Erhöhung! In Christus gibt es weder Jude noch Heide, weder gebunden noch frei. Dies ist die Lehre des Christus – die Lehre der Versammlung. Wie sollte ich mich dann verhalten? Wie Christus! Ich sollte wie Christus reden und handeln. Aber es gibt auch die „Lehre, die unseres Gottes ist“, d. h., wenn ich ein Knecht bin, dann sollte ich mich auch wie ein solcher verhalten; wenn ich mich nicht so verhalte, bringe ich alles aus seiner festgelegten Ordnung.
Die Lehre des Christus ist, dass es nicht den Hauch eines Unterschieds zwischen zwei Gläubigen gibt, während die Lehre Gottes mir sagt, dass es solche gibt, denen ich Ehre geben soll. Wenn ich dazu nicht bereit bin, dann wandle ich nicht mit Gott. Das soll nicht widerwillig, sondern aus vollem Herzen geschehen. Es ist ein sehr schöner Gegenstand, der in diesen vier zusammenhängenden Dingen in Vers 17 enthalten ist: Petrus spricht von der Welt, von der Brüderschaft, von Gott und von dem König.
Es ist vergeblich, wenn wir sagen, dass wir Gott fürchten, wir aber nicht allen Menschen das geben, was Gott möchte, dass wir ihnen geben sollen. Es ist keine echte Gottesfurcht vorhanden, wenn ich nicht danach strebe, in seinem Licht, jeder Beziehung, in die ich hier auf der Erde gesetzt bin, genauso nachzukommen, wie Er es von mir möchte.
„Ihr Hausknechte, ordnet euch den Herren in aller Furcht unter, nicht allein den guten und milden, sondern auch den verkehrten“ (V. 18). Petrus spricht hier nicht zu Sklaven, sondern zu häuslichen Dienern. Und was sagt er ihnen? „Ordnet euch unter in aller Furcht“. Es mögen sehr harte oder missmutige Herren sein, doch dies entbindet den christlichen Knecht nicht von seiner Unterordnung. Lasst uns unsere Schwachheit anerkennen, aber niemals sie zu beschönigen suchen. Lasst uns unsere Kraftlosigkeit anerkennen, aber sie niemals rechtfertigen!
Die Furcht, von der in diesem Vers die Rede ist, ist die Angst, dass ich Gott falsch darstellen könnte. Mein Herr oder meine Herrin kann unbekehrt sein, und ich muss ihnen gegenüber Gott darstellen.
„Denn dies ist wohlgefällig, wenn jemand um des Gewissens vor Gott willen Beschwerden erträgt, indem er zu Unrecht leidet. Denn was für ein Ruhm ist es, wenn ihr ausharrt, indem ihr sündigt und geschlagen werdet? Aber wenn ihr ausharrt, indem ihr Gutes tut und leidet, das ist wohlgefällig bei Gott. Denn hierzu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten, euch ein Beispiel hinterlassend, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt; der keine Sünde tat, noch wurde Trug in seinem Mund gefunden“ (V. 19–22). Wenn wir Gutes tun und dafür harte Worte ernten, es geduldig ertragen und keinen Dank von unseren Herren bekommen, so kann es uns egal sein, denn wir werden einen Dank von Gott für diese wunderbare Erweisung der Geduld inmitten schwierigster Umstände bekommen. Der Beweggrund für uns so zu handeln, ist wunderbar: Es ist, weil Christus dasselbe tat, als Er für uns gelitten hat.
Petrus spricht vom Leiden um des Gewissens willen, um der Gerechtigkeit willen, um Christi willen und um böser Taten willen. Ich könnte eventuell um meiner eigenen Sünde willen leiden müssen, aber ich sollte dies niemals tun – und warum? Weil Christus für Sünden gelitten hat. Es kann sein, dass ich um meines Gewissens willen leiden muss, wenn z. B. eine Anordnung meines (irdischen) Herrn im Widerspruch zu Gott steht und ich dann natürlich Gott mehr gehorchen muss als Menschen. Gehorsam Gott gegenüber ist das Erste – der große vorherrschende Grundsatz im Leben des Christen. Wenn ich im Gehorsam gegenüber meinem Herrn Gott ungehorsam sein müsste, dann gilt für mich das, was Petrus in Apostelgeschichte 4 sagt: „Ob es vor Gott recht ist, auf euch mehr zu hören als auf Gott, urteilt ihr“. Es kann niemals richtig sein, Gott gegenüber ungehorsam zu sein, um Menschen zu gehorchen. Niemals sollte der Gläubige sich so verhalten.
In solchem Fall mag ich um des Gewissens willen leiden, jedoch wird die Seele reich belohnt durch das Wohlgefallen und den Segen des Herrn und den Genuss seiner Gegenwart. Petrus stellt Christus als ein wunderbares Beispiel darin vor, „der gescholten, nicht wiederschalt, leidend, nicht drohte, sondern sich dem übergab, der gerecht richtet“ (V. 23).
Christus übergab seine Angelegenheit völlig in die Hände Gottes, und Petrus sagt uns, dass wir dasselbe tun müssen. Christus sagte, dass Er alles aus der Hand Gottes als von Ihm kommend annahm. Wenn wir dasselbe tun, verschwindet der Stachel der Anfechtung und Segen für die Seele wird das Ergebnis sein.
Dieser Hinweis auf den vollkommenen Weg des Herrn, führt den Apostel an dieser Stelle dazu, in sehr berührender Weise die Echtheit und Tiefe der Leiden Christi darzustellen. „Der selbst unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen hat, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben, durch dessen Striemen ihr heil geworden seid. Denn ihr gingt in der Irre wie Schafe, aber ihr seid jetzt zurückgekehrt zu dem Hirten und Aufseher eurer Seelen“ (V. 24.25). Deine und meine Sünden haben Ihn an das Kreuz gebracht, und jetzt sind wir der Sünde gestorben, aber lebend für Gott.
Jesus tat immer recht; wir hingegen sind abgewichen, doch wir sind zurückgebracht zu diesem gesegneten Einen, der der Aufseher ist. Der Eine, der sich um unsere Seelen bemüht, der Hirte, der den Schafen nachgeht.
Der Herr möge es uns geben, dass wir uns mehr und mehr in Ihm erfreuen, um Ihm nachzufolgen, von Ihm zu lernen, sein Wort vermehrt als die tägliche Freude unserer Seelen zu haben und Frucht zu bringen in unserem Leben.