Der Prophet Daniel und seine Botschaft
alter Titel: Notizen zum Buch Daniel

Kapitel 3 - Aus dem Feuerofen gerettet

Der Prophet Daniel und seine Botschaft

Einleitung

In Kapitel 2 deutet Daniel den Traum Nebukadnezars und zeigt, welche Entwicklung die Weltreiche während der „Zeiten der Nationen“ nehmen werden. Bevor das Thema der Weltreiche in Kapitel 7 in der Vision Daniels wieder aufgenommen wird, beschreiben uns die Kapitel 3–6 geschichtliche Ereignisse, die in der Zeit der ersten beiden Weltreiche stattfanden. In den Kapiteln 3–5 befinden wir uns im Babylonischen Reich. Kapitel 6 beschreibt die Zeit des nachfolgenden Medopersischen Reiches.

Diese vier Kapitel bilden insofern eine wichtige Einheit. Sie beinhalten vordergründig geschichtliche Fakten und kaum direkte Prophetie. Dennoch tragen sie hintergründig einen eindeutig prophetischen Charakter. Immer dann, wenn die Bibel „Geschichte schreibt“, ist das mehr als „nur“ Geschichte. Wir dürfen die Bibel nicht darauf „reduzieren“, dass sie einfach Tatsachen berichtet. Es ist die Weisheit Gottes, uns auch darin zu unterrichten. Viele biblische Geschichten haben neben der moralischen Bedeutung durchaus einen prophetischen (und manchmal auch typologischen) Charakter, den wir nicht übersehen sollten. Sie illustrieren uns neutestamentliche Wahrheiten oder weisen auf zukünftige Ereignisse hin.1

Jedes der Kapitel 3–6 im Buch Daniel beschreibt eigenständige Merkmale, die wir in der Geschichte der Herrscher und Reiche während der Zeit der Nationen wiederfinden (und zwar insbesondere in dem vierten – dem Römischen Reich). In einer Serie von historischen Ereignissen wird uns der Charakter und das Verhalten dieser Weltreiche vorgestellt. Sie haben völlig versagt. Sie haben nicht in Abhängigkeit von Gott regiert, sondern von Anfang an Missbrauch betrieben. Wir finden in diesen Ereignissen wichtige Grundsätze, die ab Kapitel 7 weiter erläutert werden. A. C. Gaebelein schreibt: „Diese Kapitel beschreiben den moralischen Zustand, der die ersten beiden Weltreiche durchwehte; sie deuten gleichzeitig prophetisch den moralischen Zustand an, der bis zum Ende der Zeit der Nationen fortdauern wird.“2

Wir unterscheiden deshalb erstens die geschichtliche Bedeutung, zweitens die prophetische Komponente und drittens die praktische (moralische) Unterweisung.

Die geschichtliche Bedeutung

Nebukadnezar hatte die in Kapitel 2 empfangene Belehrung schnell vergessen. Seine Erkenntnis am Ende des Kapitels hielt nicht lange an. In Kapitel 2 sehen wir das souveräne Handeln Gottes mit einem Mann, dem Er die Herrschaft anvertraut. Gott führt in den „Zeiten der Nationen“ sozusagen ein neues Herrschaftssystem auf dieser Erde ein. Aber was tut der erste Herrscher dieser „neuen“ Zeit? Er missbraucht die Macht, die Gott ihm gibt. Er schiebt die Rechte Gottes an die Seite und ersetzt sie durch das Gebot zum Götzenkult.

Die Kapitel 3–6 zeigen den moralischen Verfall und den Niedergang der Macht, die den Nationen gegeben worden war. Neben Götzendienst finden wir Elemente wie Hochmut, Selbstüberhebung, Hass und Menschenverachtung. Gleichzeitig staunen wir über die Geduld, die Gott schon damals mit einem „verdrehten und verkehrten Geschlecht“ (vgl. Phil 2,15) hatte.

Die besonderen Merkmale dieses Niedergangs sind:

  1. Kapitel 3: Götzendienst und Ignoranz im Blick auf die Rechte Gottes. Die zivile Macht bedient sich der satanischen Religion, um das Volk politisch zu einen. Nebukadnezar erhöht sich selbst. Am Ende muss er anerkennen, dass nur Gott würdig ist, angebetet zu werden.
  2. Kapitel 4: Das Haupt der Nationen verliert das Bewusstsein der Beziehung zu Gott und überhebt sich selbst. Nebukadnezar wird auf die Stufe eines Tieres erniedrigt, das keinen Verstand hat. Er muss lernen, dass derjenige, der sich selbst erhöht, erniedrigt werden wird. Am Ende erhebt und verherrlicht er Gott als den „König des Himmels“.
  3. Kapitel 5: Die Gottlosigkeit strebt in dem Fest Belsazars dem Höhepunkt zu. Die heiligen Geräte aus dem Tempel Gottes werden entweiht. Das ist nichts anderes als Gotteslästerung. Das Gericht wird angekündigt und unmittelbar vollzogen. Für Belsazar ist es zu spät. Das Kapitel endet mit seinem Tod.
  4. Kapitel 6: In Darius erkennen wir den totalen Abfall. Der König macht sich selbst zum Gott, indem nur zu ihm gebetet werden soll. Das ist die Vergötterung des Menschen. Die Treue Daniels bringt ihn in die Löwengrube, woraus Gott ihn rettet. Auch Darius erkennt am Ende an, dass der Gott Daniels der wahre Gott ist, dessen Reich nicht zerstört wird.

Parallel dazu sehen wir die Treue Daniels und seiner drei Freunde, die beispielhaft ist und zeigt, dass es immer einen Überrest gibt, der den Gedanken Gottes entsprechend handelt.

Die prophetische Komponente

In den geschilderten Begebenheiten finden wir prophetisch die Erfahrungen des jüdischen Überrestes in der Endzeit. Andernfalls könnte der Gedanke aufkommen, dass die Ereignisse dieser Kapitel sehr willkürlich ausgewählt worden sind. Aber das ist nicht der Fall. Das Ereignis des brennenden Feuerofens weist hin auf die Leiden des Überrestes kommender Tage. Kapitel 4 zeigt uns die maßlose Erhebung des ersten Weltherrschers. Zugleich erkennen wir darin Merkmale, die das letzte der vier Weltreiche in der Zukunft kennzeichnen werden. Wir verstehen Kapitel 5 viel besser, wenn wir bedenken, dass es der Übergang von dem ersten Weltreich zum zweiten Weltreich ist. Wir lernen, wie sehr Gott in der Zeit des Endes verlästert wird. Kapitel 6 zeigt uns, dass sich der letzte Herrscher der Nationen am Ende zum Gott machen wird. Der Heilige Geist hat gerade diese Ereignisse ausgewählt, weil sie bestimmte Grundsätze der Endzeit klar machen, die wir mit Hilfe dieser Bilder besser verstehen können.

Das Götzenbild Nebukadnezars erinnert an das Götzenbild, das in Offenbarung 13,11-18 beschrieben wird. Dort ist es der letzte König der „Zeiten der Nationen“, dem göttliche Huldigung entgegengebracht werden wird. Zwischen dem ersten König (Nebukadnezar) und dem letzten König (dem römischen Weltherrscher) gibt es Parallelen und auch Gegensätze. Ein gravierender Gegensatz ist, dass Nebukadnezar seine Macht direkt von Gott bekam, während der römische Herrscher direkt satanisch inspiriert sein wird. Auf die Parallelen kommen wir später zurück.

In Kapitel 3 lernen wir etwas von den großen Leiden und Verfolgungen des Überrestes in der Endzeit. Der Feuerofen ist ein Bild der „Drangsal Jakobs“. So wie damals wird Gott sich auch in Zukunft ein Zeugnis erhalten, egal wie dunkel die Zeiten auch sein mögen. Gott wird dem treuen Überrest seine Barmherzigkeit und seine Macht zeigen. Er wird sich zu denen bekennen, die seine Rechte aufrechterhalten und sich zu Ihm bekennen werden. Das Leiden bleibt ihnen nicht erspart, aber am Ende steht die wunderbare Rettung Gottes. Wir lernen, dass der Überrest nicht – wie wir – vor der Stunde der Versuchung bewahrt werden wird (vgl. Off 3,10), sondern dass er in der und durch die Drangsal gerettet wird. Diesen Unterschied sollten wir gut beachten.

Die praktische (moralische) Unterweisung

Daniel 3 ist reich an praktischer Unterweisung für das tägliche Leben des Christen. Es ermuntert uns, selbst in schwieriger Zeit konsequent zu unserem Herrn zu stehen – koste es, was es wolle. Wenn wir diesen Aspekt vor uns haben, werden wir sehr vorsichtig und bescheiden. Die meisten Leser dieser Zeilen leben wie der Autor in einem Umfeld, das nicht von direkter Feindschaft, von offenem Hass und diktatorischen Befehlen gekennzeichnet ist, sondern von vordergründiger Toleranz. Dennoch mag es im heutigen Leben des Christen Situationen geben, wo ein Bekenntnis zu Christus deutlich erkennbare Nachteile mit sich bringt.

Wir staunen, wie sich drei junge jüdische Männer im fremden Land mutig über den Befehl des damals mächtigsten Mannes der Welt wegsetzen, weil sie ihrem Gott treu bleiben und gefallen wollen. Die heute bei vielen Christen beliebten Worte „Kompromiss“, „Toleranz“ und „Anpassung“ hatten sie offenbar nicht in ihrem Wortschatz. Für sie blieb Unrecht ein Unrecht, und Schlechtes konnte nicht gut werden. Sie lebten nicht im Grenzbereich oder in der Grauzone, sondern positionierten sich eindeutig und klar. Sie lehnten es konsequent ab, mit der Sünde überhaupt in einen Dialog zu treten.

Die ersten Christen gingen ebenfalls durch schwierige Umstände und wurden geprüft. Sie wurden befestigt und ermahnt, „... im Glauben zu verharren, und dass wir durch viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen müssen“ (Apg 14,22). Dem Grundsatz nach gilt das auch für uns: „Alle aber auch, die gottselig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden“ (2. Tim 3,12). Diese Verfolgung mag sich für uns heute anders äußern als damals (obwohl wir erkennen, dass viele Christen auf dieser Welt Ähnliches erleben), aber auch Spott, Verachtung und Geringschätzung sind eine Art von „Verfolgung“ und „Leiden“.3

Verse 1–7: Das Bild wird aufgestellt

Ein Götzenbild aus Gold

Nebukadnezar tat das, was viele Große dieser Welt getan haben – er baut. Er setzt sich ein Denkmal. Es war durchaus nicht unüblich, dass sich orientalische Herrscher solche Monumente bauen ließen. Häufig trugen sie ihr eigenes Bildnis und dienten neben der eigenen Ehre auch der Ehre der Götter, die sie verehrten. Nebukadnezars Bild war aus Gold und wurde in der Ebene Dura aufgestellt. Es war ein gigantisches Bild, das alle Aufmerksamkeit auf sich zog.

Das aramäische Wort „Dura“ bedeutet wörtlich „ein von einer Mauer umgebener Ort“. Das Wort „Ebene“ weist auf eine flache Landausdehnung zwischen den Bergen hin. Es gab damals mehrere Orte, die diesen Namen trugen. Der König suchte jedenfalls einen Platz, wo man sein Bild schon von weitem gut sehen konnte. Das Bild wurde in der Nähe Babylons in einem von Bergen umgebenen Tal aufgestellt. Es war von allen Seiten aus gut einsehbar und muss – vor allem im Sonnenschein – ein beeindruckendes Monument gewesen sein. Das Bild aus Gold war ein Beweis des Reichtums des babylonischen Herrschers. Wir erinnern uns an den Reichtum Salomos, der längst Geschichte war. Der Reichtum war nicht mehr in Israel, sondern bei den Nationen.

Wir wissen nicht genau, was den König veranlasste, solch ein Bild zu bauen. Im Jahr 605 war er in Ägypten gewesen und hatte dort sicher die Hinterlassenschaften von Ramses II. dem Großen bewundert, der eine besondere Vorliebe für gigantische Bauten hatte. Es ist weiterhin sehr gut möglich, dass sein Traum aus Kapitel 2 ihn inspirierte, dieses Bild zu bauen. Daniel hatte ihm gesagt, dass er das Haupt aus Gold war, und nun wurde die Statue komplett aus Gold gebaut.

Wie viel Zeit zwischen dem Traum in Kapitel 2 und dem Bau des Götzenbildes in Kapitel 3 liegt, ist nicht bekannt. Es fällt jedenfalls auf, dass Gott diese beiden Ereignisse unmittelbar zusammenstellt. Es scheint, als wenn Nebukadnezar dokumentieren wollte, dass es ihm zu wenig war, nur das „Haupt“ aus Gold zu sein. Er wollte mehr sein. Was Daniel ihm gesagt hatte, schien vergessen zu sein. Sein „Bekenntnis“ am Ende von Kapitel 2 war nur der Ausdruck seiner momentanen Bewunderung gewesen. Er war äußerlich beeindruckt, aber innerlich unverändert. Wenn Gott nicht im Inneren etwas Neues schafft, ändert sich der Mensch nicht. Das Wort Gottes muss Herz und Gewissen erreichen, damit etwas verändert und bewegt wird. Das war bei dem König nicht der Fall. Er hatte sich weder im Inneren verändert, noch hatte er seine Wege geändert. Kapitel 3 offenbart seinen wahren Charakter. Er selbst steht im Mittelpunkt und will alle Ehre für sich haben.

Die Ausmaße des Bildes waren enorm. Es war sechzig Ellen hoch und sechs Ellen breit. Das sind knapp 30 Meter in der Höhe und knapp 3 Meter in der Breite.4 Die Proportionen erscheinen uns ein wenig seltsam, aber jedenfalls fiel dieses Bild auf. Jedoch nicht nur das. Die Zahl „sechs“ spielt in der Bibel eine wichtige Rolle. Es ist die Zahl des Menschen und sie charakterisiert die Herrschaft des Menschen über die Erde. Der erste Mensch, dem Gott die Herrschaft gab, war Adam. Er wurde am sechsten Tag geschaffen. Hier haben wir einen weiteren Menschen, der die Herrschaft von Gott bekam. Sein Bildnis ist wiederum durch die Zahl „sechs“ geprägt. Wenn wir die beiden genannten Zahlen addieren, kommen wir auf zwei „Sechsen“. Es fällt nicht schwer, die gedankliche Linie weiterzuziehen. Der letzte Weltherrscher, der seine Macht direkt vom Teufel bekommt, wird durch drei „Sechsen“ gekennzeichnet. „Hier ist die Weisheit. Wer Verständnis hat, berechne die Zahl des Tieres, denn es ist eines Menschen Zahl; und seine Zahl ist 666“ (Off 13,18). Der Hochmut und die Arroganz von Nebukadnezar weisen auf den noch größeren Hochmut und die Arroganz des römischen Weltherrschers (und des Antichrists) am Ende der „Zeiten der Nationen“ hin.

Das Bild wird eingeweiht

Große Einweihungszeremonien mit Prunk und Extravaganz waren damals so üblich, wie sie es heute sind, aber die Einweihung dieses Bildes übertraf manches. Das Reich Nebukadnezars war groß, und aus allen Völkern, Völkerschaften und Sprachen kamen die Menschen zusammen, um das Bild zu bewundern. Alles, was Rang und Namen hatte, war anwesend. Ausdrücklich erwähnt werden die Satrapen, Befehlshaber, Statthalter, Oberrichter, Schatzmeister, Gesetzeskundige, Rechtsgelehrte und Oberbeamte. Diese „Auflistung“ finden wir gleich zweimal in unserem Kapitel. Es ist nicht ganz einfach, genau nachzuvollziehen, was sich hinter den einzelnen Dienstgraden verbarg. Für die Auslegung spielt es auch keine Rolle. Jedenfalls waren es hohe Beamten aus den Bereichen Politik, Militär, Justiz und Verwaltung, die sich alle der Macht Nebukadnezars beugen mussten. Jede Autoritätsebene war vertreten, und alle mussten an der Einweihung teilnehmen.

Wenn etwas „geweiht“ wird, ist das häufig das Zeichen eines Totalitätsanspruchs. Das kennen wir bis heute z. B. in kommunistischen und diktatorischen Regimen. Eine „Weihe“ verfolgt immer einen bestimmten Zweck, und in diesem Fall sollten sich alle dem Bild hingeben und vor ihm niederfallen. Das Bild hatte den Zweck, dass man es anbetete und so dem König und seinen Göttern huldigte. Solche „Götzen“ gibt es bis heute. Es sind nicht immer sichtbare Götter aus Holz und Stein, sondern oft haben sie einen anderen Charakter. Der natürliche Mensch sucht Befriedigung, und häufig findet er sie in irgendeiner Form des Götzendiensts. Petrus spricht in diesem Zusammenhang von „frevelhaften Götzendienereien“, in denen der natürliche Mensch lebt (1. Pet 4,3). Kinder Gottes hingegen werden aufgefordert, sich vor den Götzen zu hüten (1. Joh 5,21). Ein Beispiel für modernen Götzendienst ist die Habsucht (Kol 3,5). Letztlich ist ein Götze alles, was in unserem Leben einen höheren Stellenwert als Gott selbst hat. Damit möchte der Teufel uns beschäftigen. Wenn wir uns diesen Götzen „weihen“, wird Gott das genommen, was Ihm zusteht.

Der Aufforderung des Königs wurde Folge geleistet und alle erschienen. Ein Herold rief mit Macht und kündigte an, was geschehen sollte. Er muss eine gewaltige Stimme gehabt haben. Der Befehl war einfach formuliert und gut verständlich. Er ließ keine Fragen offen. Alle, die anwesend waren, sollten vor dem Bild niederfallen und es anbeten. So wie es befohlen war, geschah es. Erst standen sie vor dem Bild, dann fielen sie nieder, und dann beteten sie an.

Das letzte, was im vorherigen Kapitel berichtet wird, ist die Tatsache, dass Nebukadnezar vor Daniel niederfiel. Hier nun veranlasst er andere, vor ihm und seinem Götzenbild niederzufallen. In Kapitel 2 gab er dem Gott Daniels die Ehre. Hier will er die Ehre für sich und seine Götzen haben. Das Bild ist ein Ausdruck seines Hochmuts und zeigt, wie weit er von Gott entfernt war. Ein Ausleger schreibt: „Anstatt zur Ehre des Allmächtigen zu leben und alle Herzen zum Gehorsam zu führen, den die Menschen Ihm schulden, wird die Autorität, die in die Hände der Nationen gelegt ist, missbraucht, um das Geschöpf zu verherrlichen und dem Menschen den Platz zu geben, der nur Gott zusteht.“5 Was Nebukadnezar tut, ist Amtsanmaßung und Amtsmissbrauch. Er hat sich nicht verändert und zeigt seinen wahren Charakter. Er verkehrt die von Gott gegebene Autorität ins Gegenteil. Er nutzt sie für seine eigenen egoistischen Ziele. Das ist eine typisch menschliche Verhaltensweise, die wir bis heute bei solchen beobachten können, denen Autorität gegeben ist. Es geht hier um eine der Hauptwurzeln des Versagens des Menschen im Blick auf seine Verantwortung, die Welt zu regieren. Die übertragene Macht wird ins Gegenteil verkehrt und für eigene Zwecke missbraucht.

Genau das geschieht in der Zeit des Endes, wenn erstens der Heilige Geist und zweitens die Gläubigen der Gnadenzeit diese Erde verlassen haben werden. 2. Thessalonicher 2 erwähnt diese beiden, die bis zum Zeitpunkt der Entrückung der Gläubigen als „Bremse“ für das Böse wirken (2. Thes 2,6.7). Wenn diese „Bremse“ weg ist, wird der Mensch der Sünde (das ist der Antichrist) offenbar, der sich selbst erhöht und im Tempel in Jerusalem ein Götzenbild aufstellen lässt, vor dem sich alle niederwerfen müssen. Dieses Götzenbild ist dem letzten Weltherrscher in den „Zeiten der Nationen“ geweiht. Daniel 12,11 erwähnt dieses Götzenbild der Zukunft: „Und von der Zeit an, da das beständige Opfer abgeschafft wird, und zwar um den verwüstenden Gräuel [das ist ein Gräuelgötze] aufzustellen, sind 1.290 Tage“ (vgl. auch Dan 9,27). Der Herr Jesus spricht ebenfalls von diesem Bild: „Wenn ihr nun den Gräuel der Verwüstung, von dem durch Daniel, den Propheten, geredet ist, stehen seht an heiligem Ort...“ (Mt 24,15). Dieses Götzenbild wird in Jerusalem stehen. Ausführlicher wird darüber in Offenbarung 13 berichtet: „Und ich sah ein anderes Tier aus der Erde heraufsteigen [das ist der Antichrist]: Und es hatte zwei Hörner gleich einem Lamm, und es redete wie ein Drache. Und die ganze Gewalt des ersten Tieres [das ist der römische Weltherrscher] übt es vor ihm aus, und es bewirkt, dass die Erde und die, die auf ihr wohnen, das erste Tier anbeten, dessen Todeswunde geheilt wurde [das ist der römische Herrscher in Verbindung mit seinem Reich]. Und es tut große Zeichen, so dass es sogar Feuer vom Himmel auf die Erde herabkommen lässt vor den Menschen; und es verführt die, die auf der Erde wohnen, wegen der Zeichen, die vor dem Tier zu tun ihm gegeben wurde, indem es die, die auf der Erde wohnen, auffordert, ein Bild dem Tier zu machen, das die Wunde des Schwertes hat und wieder lebendig wurde. Und es wurde ihm gegeben, dem Bild des Tieres Odem zu geben, damit das Bild des Tieres sogar redete und bewirkte, dass alle getötet wurden, die das Bild des Tieres nicht anbeteten. Und es bringt alle dahin, die Kleinen und die Großen, und die Reichen und die Armen, und die Freien und die Knechte, dass sie ein Malzeichen annehmen an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn; und dass niemand kaufen oder verkaufen kann als nur der, der das Malzeichen hat, den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens“ (Off 13,11-17). Es wird deutlich, dass die okkulte Macht des Antichrists und des römischen Weltherrschers enorm groß sein werden. Im Gegensatz zu dem Bild Nebukadnezars wird ihr Bild sogar reden können.

Religion für das Volk

Die gesamte Inszenierung war mehr als eine politische Veranstaltung. Nebukadnezar handelte menschlich gesprochen durchaus klug, aber eben ohne Gott. Er herrschte nicht in Abhängigkeit von Gott, sondern setzte die Rechte Gottes an die Seite. Er versuchte, sein Reich durch menschliche Mittel und List zu stärken und sich auf diese Weise die Loyalität seiner Untertanen zu sichern. Wir müssen bedenken, dass sein Reich enorm groß war und viele Völker, Völkerschaften und Sprachen umfasste. Es war ein multikulturelles und heterogenes Reich mit unterschiedlichen Kulturen, Sprachen, Gebräuchen, Religionen usw. Spannungen waren vorprogrammiert und konnten die Sicherheit des Reiches in Frage stellen. Integration war also ein Gebot der Zeit.

Wie kann man so einen bunten Blumenstrauß verschiedenster Menschen am besten unter ein Haupt zusammenbinden? Geschichte und Erfahrung lehren, dass nichts Menschen so sehr voneinander trennt wie Unterschiede in der Religion. Das fängt in Ehe und Familie an und endet bei Völkern und Nationen. Unterschiedliche religiöse Auffassungen sind immer eine Ursache für Krisen und Konflikte gewesen. Umgekehrt eint nichts so sehr wie eine gemeinsame Religion. Das war dem König klar, und deshalb versuchte er, die politische Einheit über die religiöse Einheit zu erreichen.

Gott hat den Menschen die Ewigkeit in Herz gelegt (Pred 3,11). Deshalb haben wir Menschen ein religiöses Bedürfnis. Wenn wir dieses Bedürfnis nicht von Gott stillen lassen, wittert der Teufel seine Chance. Auch er kennt den Wunsch vieler Menschen nach Religion. Er nutzt Religion dann für sich und seine Zwecke, um die Menschen in seine Gewalt zu bringen (vgl. Röm 1,19-23). Sentimentale Zeremonien sind dabei ein probates Mittel, denn sie sprechen den natürlichen Menschen an und scheinen eine gewisse Sinnesbefriedigung zu geben. Das war damals so. Das ist heute so. Das wird in der Zukunft so sein.

Religion muss dem natürlichen Menschen gefallen, sonst erfüllt sie ihren Zweck nicht. Das Ziel Satans ist Religion, die immer ohne den wahren Gott ist. Dabei sollte sie einfach und attraktiv sein und die Sinne ansprechen. Oftmals stellt sie keine allzu hohen Ansprüche an den Intellekt, und vor allem berührt sie das Gewissen nicht grundlegend. Schließlich sollte sie möglichst schnell vermittelbar sein und nicht allzu viel kosten. All das erfüllte das Götzenbild in der Ebene Dura. Sobald die Musik zu hören war, sollten alle niederfallen und anbeten. Aber das Gewissen blieb dabei völlig unberührt. Eine solche Religion bringt keinen Menschen zu Gott. Religion, die nur für irdische Zwecke instrumentalisiert wird, kann keinen Menschen retten.

Die prophetische Komponente ist unübersehbar. Am Ende der „Zeiten der Nationen“ werden der römische Herrscher und der Antichrist sowohl der jüdischen als auch der christlichen Religion ein Ende machen. Der religiöse Charakter des Antichrists ist offenkundig. Er ist ein abtrünniger Christ, weil er den Vater und den Sohn leugnet. Er ist ein abtrünniger Jude, weil er leugnet, dass Jesus der Christus (Messias) ist (1. Joh 2,22). Nicht ohne Grund wird er ein „falscher Prophet“ genannt (Off 16,13). Daniel 9,27 macht klar, dass der jüdische Opferdienst aufhören wird. Stattdessen wird es im Römischen Reich eine Einheitsreligion geben, die eindeutig okkult ist. Der Antichrist wird unter der Regie des römischen Herrschers dafür sorgen, dass es keine Religion alter Prägung mehr gibt. Der Antichrist wird aus Namenchristen und Juden eine Einheit machen und eine einheitliche Religion gründen. Er wird die Menschen betrügen, aber sie werden ihm glauben. Diese Religion findet ihren schrecklichen Höhepunkt darin, dass alle, die dann auf der Erde wohnen, den römischen Herrscher – das Tier aus dem Meer – anbeten werden. „Und alle, die auf der Erde wohnen, werden es anbeten, jeder, dessen Name nicht geschrieben ist in dem Buch des Lebens des geschlachteten Lammes von Grundlegung der Welt an“ (Off 13,8). Der Antichrist wird dazu beitragen, dass genau das geschieht. „Und die ganze Gewalt des ersten Tieres [römischer Herrscher] übt es [das zweite Tier, der Antichrist] vor ihm aus, und es bewirkt, dass die Erde und die, die auf ihr wohnen, das erste Tier anbeten“ (Off 13,12).

Musik

Der Einsatz von Musik ist oft manipulierend und stimulierend. Somit können fröhliche Stimmung und religiöse Gefühle, die weder von sich aus „einfach da“ sind noch befohlen werden können, durch Musik stimuliert werden. Jemand hat einmal gesagt, dass man mit Musik einen Wilden zähmen kann und dass sie gleichzeitig die Wildheit eines Menschen entfachen kann. Man spricht nicht umsonst davon, dass „Musik ins Blut geht“. In der Tat können sich freie und denkende Menschen plötzlich wie Marionetten verhalten. Musik übt – je nach Art – eine positive oder negative Wirkung auf das Gemüt des Menschen aus.6 Das gilt in der kultivierten Welt genauso wie in der Welt weniger zivilisierter Völker.

Die Musik spricht besonders den natürlichen Menschen an. Ihren Anfang finden wir bei den Nachkommen Kains. „Und Lamech nahm sich zwei Frauen; der Name der einen war Ada, und der Name der anderen Zilla. Und Ada gebar Jabal; dieser war der Vater der Zeltbewohner und Herdenbesitzer. Und der Name seines Bruders war Jubal; dieser war der Vater all derer, die mit der Laute und der Flöte umgehen“ (1. Mo 4,19-21). Die Musik sollte das Leben ohne Gott auf einer Erde, die Gott verflucht hatte, angenehmer machen. Dennoch müssen wir in der Beurteilung der Frage der Musik vorsichtig und ausgewogen bleiben. Musik birgt eindeutig das Risiko der Beeinflussung und Manipulation. Andererseits dürfen wir nicht verkennen, dass Musik im alttestamentlichen Gottesdienst durchaus ihren Platz hatte und nicht kritisiert wird. 1. Chronika 16,42 spricht von „Musikinstrumenten Gottes“, 2. Chronika 7,6 von den „Musikinstrumenten des Herrn“. Es wurde also nicht nur gesungen, sondern es wurde auch Musik gespielt.7

Man müsste jedoch blind sein, um nicht zu erkennen, dass der Teufel die Musik im wahrsten Sinn des Wortes „instrumentalisiert“ hat und für seine Zwecke nutzt. So war es auch bei der Einweihungsfeier in Babel. Die Menschen sollten sich wohl fühlen und möglichst wenig nachdenken. Nebukadnezar hatte „alle Art von Musik“ organisiert. Harte Musik betäubt und macht empfindungslos. Zarte Musik hingegen lullt ein. Marschmusik wiederum lädt zum Gleichschritt ohne Nachdenken ein. Die Beine marschieren und das Gehirn wird weitgehend ausgeschaltet.

Viermal werden verschiedene Instrumente erwähnt. Es waren sowohl Blas- als auch Zupfinstrumente:

  • Das Horn: Ein Blasinstrument aus tierischem Horn.
  • Die Pfeife: Ein Blasinstrument aus Schilfrohr.
  • Die Zither: Ein Saiteninstrument, das mit einer Harfe oder eine Leier verglichen werden kann.
  • Die Sambuke: Ein Saiteninstrument in Form einer dreieckigen Harfe.
  • Die Laute: Eine Harfe mit 12 Saiten aus Messing, die mit Holzplättchen bespielt wurde.
  • Die Sackpfeife: Ein Blasinstrument, das mit einem Dudelsack verglichen werden kann. Der Sack wurde aus Tierhaut hergestellt. Gespielt wurde mit zwei Pfeifen.8

Es war für jeden Geschmack und für jedes Alter etwas dabei. Die Veranstaltung war in der Tat psychologisch hervorragend aufgebaut. Man kann hier lernen, wie man eine Großveranstaltung erfolgreich durchführt. Politische Führer zu allen Zeiten haben das ebenfalls gut verstanden. Es ist keine Erfindung der Neuzeit.

Eine drakonische Strafe

Der Befehl des Königs war klar und eindeutig. Aus Sicht der Festteilnehmer mochte es eine Kleinigkeit sein, diesem Befehl nachzukommen. Aus Sicht Gottes war das Verlangen jedoch eine Aufforderung und ein kollektiver Zwang zum Götzendienst. Damit keiner auf die Idee kam, dem Befehl nicht Folge zu leisten, wurde eine drakonische Strafe angekündigt. Wer nicht niederfiel und anbetete, sollte sofort in den brennenden Feuerofen geworfen werden.

Menschenverbrennung und „Feueröfen“ sind ebenfalls keine Erfindungen der Neuzeit. Fast scheint es so, als ob Diktatoren der Weltgeschichte bei Nebukadnezar „in die Lehre“ gegangen wären. Jedenfalls erkennen wir, dass Verbrennungsöfen und Scheiterhaufen eine lange Geschichte haben. Nebukadnezar wusste noch etwas, was andere Diktatoren ebenfalls wussten und wissen: Menschen, die Angst haben, sind leichter beherrschbar. Ob die Menschen sich gerne oder nicht gerne vor dem Götzenbild niederwarfen, spielte keine Rolle. Sie taten es – und wenn es aus Angst war.9

Der brennende Feuerofen war gleichbedeutend mit dem sicheren Tod. Im Lauf der Jahrhunderte haben Tausende von Menschen ihr Leben in „Feueröfen“, auf „Scheiterhaufen“, als „brennende Fackeln“ oder auf andere Weise als Märtyrer gelassen. Aber das Ereignis hat unverkennbar eine prophetische Komponente und weist uns erneut auf die Zeit des Endes hin.

Wenn der letzte Weltherrscher über diese Erde herrscht und der Antichrist in Jerusalem regiert, wird ebenfalls unter Androhung drakonischer Strafmaßnahmen die Anbetung des Götzenbildes eingefordert werden. Der Antichrist wird sich in den Tempel Gottes in Jerusalem setzen und sich über alles erhöhen, was Gott heißt oder verehrungswürdig ist (2. Thes 2,4). Er wird, wie wir gesehen haben, zu Ehren des römischen Herrschers ein Götzenbild aufrichten. Wer dieses Götzenbild nicht anbetet, wird getötet werden (Off 13,15). So wird sich in der Zeit des Endes die „Wirksamkeit des Satans in aller Macht und allen Zeichen und Wundern“ manifestieren (vgl. 2. Thes 2,9.10). Der Feuerofen deutet an, dass diejenigen, die diesem satanischen Befehl nicht nachkommen, durch große Verfolgungen und Leiden gehen und jederzeit mit dem Tod rechnen müssen.

Welche Anwendung liegt darin für uns? Für viele Christen auf der Welt brennt das Feuer heiß und spürbar unter Verfolgung und äußerem Druck. Sie leben in einer ständigen Bedrohung. Eigentlich wagen wir in unseren freien Ländern gar nicht, darüber überhaupt zu sprechen. Solch einen „Feuerofen“ gibt es für uns nicht. Wir sind Gott dafür dankbar. Und doch gibt es auch für uns Bedrohung – wenn auch in einem ganz anderen Ausmaß. Wenn wir uns konsequent weigern, uns den Götzen dieser Welt hinzugeben, wird das Folgen haben. Wir werden verspottet, verhöhnt, ausgegrenzt und vielleicht ignoriert oder gar geächtet. Man bezeichnet uns als engstirnig und vielleicht sogar als fundamentalistisch. Gerade für junge Leute sind dieser Gruppenzwang und die möglichen Konsequenzen ein echtes Problem.

Die Abwesenheit Daniels

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wo eigentlich Daniel war. Er wird in diesem Kapitel nicht erwähnt. Über diese Frage ist viel spekuliert worden, es gibt jedoch keine befriedigende Antwort. Gott sagt es uns nicht, und deshalb wissen wir es nicht und brauchen es auch nicht zu wissen. Der weitere Verlauf der Geschichte macht jedenfalls eindeutig klar, dass Daniel nicht anwesend war. Es ist auszuschließen, dass er seinen Glauben aufgegeben und sich vor dem Götzenbild niedergebeugt hat. Aber seine drei Freunde waren anwesend. Am Ende von Kapitel 2 lernen wir, dass sie über die Verwaltung der Landschaft Babel bestellt worden waren. Das, was wir nun über die drei hören, macht jedenfalls deutlich, dass sie nicht von dem Glauben Daniels lebten, sondern ihre eigene feste Glaubensüberzeugung hatten.

Wir lernen daraus für uns, wie wichtig es ist, dass wir jeder auf seinen eigenen Glaubensfüßen stehen. Niemand kann von dem Glauben anderer leben. Wir lernen von dem Glauben anderer, aber wir müssen unser eigenes Glaubensleben führen. Die drei Freunde hatten nicht die Weisheit und Einsicht, die Gott Daniel gegeben hatte, aber ihr Glaube war dennoch von gleicher Qualität. Sie teilten seine Hingabe an Gott und die Absonderung von der Welt. Deshalb standen sie aufrecht, als alle anderen hinfielen. F. B. Hole schreibt: „Es ermutigt zu sehen, dass Gott bei Abwesenheit eines Dieners von hervorragendem Mut und außergewöhnlicher Kraft weniger begabte Diener auswählen und benutzen kann, um durch sie machtvoll zu wirken.“10 Das erinnert an ein Wort von Paulus an seinen jüngeren Bruder Timotheus: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast“ (2. Tim 3,14).

Verse 8–12: Eine Anklage gegen den Überrest

Gegen den Strom schwimmen

Gott kommt bisher in der Geschichte nicht vor. Seine Rechte wurden komplett ignoriert. Der König missbrauchte seine Macht für etwas, das nur Gott zustand. Und alle machten mit. Alle trotteten hinterher. So ist es in der Geschichte der Menschen immer wieder gewesen. Wir möchten niemand verurteilen. Aber es ist wahr, was Martin Luther King einmal sagte: „Wer ein unrechtes System untätig hinnimmt, arbeitet mit diesem System zusammen.“11 Die Taktik Nebukadnezars schien jedenfalls aufzugehen. Obwohl es so viele Religionen und Götzen in seinem Reich gab, fielen alle vor dem Bild auf die Erde. Sie zeigten blinden Gehorsam. In der Zukunft werden alle Menschen – so verschieden die Kulturen dann sein mögen – das Zeichen des Tieres aus dem Meer (des römischen Herrschers) annehmen. Alle werden sich vor ihm niederbeugen. Menschen, die Gott nicht kennen, tun das im blinden Gehorsam, weil sonst die Folgen gravierend sein werden.12 Sie geben damit ihre Unterordnung unter die satanische Autorität des Tieres zu erkennen.

Wie viele von denen, die niederfielen und das Bild anbeteten, Juden waren, wissen wir nicht. Die Juden waren ja leider „von Haus aus“ über eine lange Zeit an den Götzendienst gewöhnt gewesen. Er war vielen von ihnen in Fleisch und Blut übergegangen. Aber die drei gottesfürchtigen jungen Männer aus Juda konnten und wollten da nicht mitmachen. Sie sagten nicht nur innerlich „Nein“, sondern sie allein blieben stehen und fielen nicht um. Sie konnten nicht verhindern, bei der Zeremonie anwesend zu sein. In diesem Punkt schuldeten sie dem König Gehorsam. Aber nun wurde etwas verlangt, wo sie klar und entschieden „Nein“ sagen. In einer äußerst brenzligen Situation verweigern sie den Gehorsam, wohl wissend, welche Konsequenzen das haben würde. Sie wussten: „Nicht-Mitmachen kostet nicht nur den Job, sondern kostet das Leben.“ Aber sie wussten ebenfalls: „Mitmachen ist Ungehorsam gegen Gott und kostet mehr als das Leben.“ In diesem Fall mussten sie Gott mehr gehorchen als Menschen, und sie sagen „Nein“. Sie waren echte „Nonkonformisten“. Sie kannten und achteten das erste Gebot, das Gott seinem Volk Israel gegeben hatte: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“ (2. Mo 20,3; 5. Mo 5,7). Sie verwirklichten und erlebten das, was der Herr Jesus später sagte: „Wer sein Leben findet, wird es verlieren, und wer sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden“ (Mt 10,39). Es mag noch mehr Juden gegeben haben, die ähnlich dachten, aber sie haben sich anscheinend versteckt und nicht geoutet.

Wenn bei einer Massenveranstaltung tausende von Menschen auf die Erde fallen und nur drei Männer stehen bleiben, kann das nicht verborgen bleiben. Außerdem waren die drei nicht „irgendwer“. Sie nahmen eine besondere Stellung im Reich ein. Sie standen im Rampenlicht der Öffentlichkeit und wurden wahrgenommen. Dennoch blieben sie standhaft. Sie schwammen gegen den Strom. Sie machten nicht das, was alle anderen im blinden Gehorsam machten. So wird es auch in den Tagen des Endes wenige Menschen geben, die sich dem Befehl des Antichrists widersetzen und das Tier nicht anbeten werden. Sie wissen, welche Konsequenzen das hat. Trotzdem werden sie treu bleiben und ausharren. Die Bibel nennt sie einen „Überrest“ (z. B. Jes 37,32).

Die praktische Anwendung für uns liegt auf der Hand. Passen wir uns dem Zeitgeist an? Tun wir das, was alle anderen auch tun? Natürlich ist es vordergründig einfacher, auf den Wellen des Zeitgeistes und der Beliebigkeit durchs Leben zu surfen, als sich konsequent zu Gott und seinem Wort hin zu orientieren. Die Themenfelder des Zeitgeistes sind vielfach belegt. „Moderne“ Götzen warten an jeder Ecke darauf, dass wir uns vor ihnen niederbeugen, ob in Kultur, Sport, Politik, Wissenschaft, Ethik usw. Wie Daniels Freunde werden wir aufgefordert, mitzumachen und nicht als Außenseiter dazustehen. Besonders für junge Leute ergibt sich an dieser Stelle ein enormes Spannungspotential. Dass wir mit diesen Götzen konfrontiert werden (vor ihnen stehen), können wir nicht vermeiden. Wir leben in der Welt. Aber wir müssen aufpassen, dass sie uns nicht in ihren Bann ziehen und wir vor ihnen niederfallen und ihnen huldigen.

Dabei gibt es genügend Ausreden, mit denen man das Gewissen – scheinbar – beruhigen kann. Sadrach, Mesach und Abendnego hätten solche Pseudoargumente schnell finden können:

  • z. B.: „Was macht es schon aus, es ist ja nur eine kleine Sache, die der König fordert. In einem kurzen Augenblick ist es vorbei, und dann sind wir frei. Einmal ist keinmal.“ Wirklich nicht? Für Gott eben doch.
  • z. B.: „Wir müssen die Handlung ja nur äußerlich vollziehen und es nicht im Herzen tun.“ Aber ihnen war klar, dass derjenige, der das Knie beugt, gleichzeitig sein Herz verbiegt. Äußere Teilnahme bedeutet innere Zustimmung.
  • z. B.: „Andere tun es doch auch.“ Dieses „Killerargument“ ist nicht tot zu bekommen. Was andere tun, muss noch lange keine Rechtfertigung sein, es auch zu tun.
  • z. B.: „Unsere Position im Staat macht es erforderlich, dass wir uns vor dem Bild verneigen. Es gibt einen Gruppenzwang, dem wir nicht entkommen können.“ Gruppenzwänge sind in der Tat oft Fesseln, und es kostet viel Energie, sich nicht von ihnen gefangen nehmen zu lassen.
  • z. B.: „Wir können für unsere jüdischen Landsleute in Babylon viel mehr Gutes tun, wenn wir unsere Stellung behalten. Wenn wir tot sind, nützen wir ihnen gar nichts mehr.“ Das Argument klingt zwar sehr „sozial“, wird dadurch aber nicht stichhaltiger.

Solche Überlegungen scheinen die drei keinen Moment bewegt zu haben. Sie hatten einen klaren Entschluss gefasst und setzten ihn um – trotz der bekannten Konsequenzen.

Vor dem König verklagt

Wo Angst und Einschüchterung regieren, herrscht in der Regel gleichzeitig das Spitzelwesen (besonders in kommunistischen Systemen ist das immer noch so). Deshalb ließen die Folgen der klaren Positionierung nicht auf sich warten. Chaldäische Männer traten auf und verklagten die jungen Männer beim König. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass die Chaldäer sich freuten, die drei jüdischen Außenseiter vor dem König diskreditieren zu können und endlich eine Anklage gegen die gefunden zu haben, die der König am Ende von Kapitel 2 befördert hatte. Wahrscheinlich war bekannt, wie die drei über die Götzen Babylons dachten (siehe Kapitel 1). Die Anklage war listig vorgebracht, das Motiv war eindeutig Neid, Hass und Feindschaft auf die Juden. Der Neid tat sein böses Werk. Er ist eine Ursache für jede schlechte Tat (vgl. Jak 3,16).

Die Anklage wird mit schmeichelnden Worten vor den König gebracht, die seinem Ego sicher gut gefallen haben. Dabei war das, was die Chaldäer dem König ins Gedächtnis riefen, durchaus wahr. Er hatte ja tatsächlich dieses schreckliche Gebot erlassen; er hatte die drei über die Verwaltung der Landschaft Babel bestellt. Die Erinnerung daran sollte möglicherweise dem König suggerieren, dass die drei sich dafür nun als undankbar erwiesen. Auch die konkrete Anklage entsprach zumindest in zwei Punkten den Tatsachen. Sie bestand insgesamt aus drei Teilen:

  1. Diese Männer achten nicht auf dich: Das stimmte nur zum Teil. Wir gehen wohl richtig in der Annahme, dass die drei ihren Dienst treu getan hatten. Sie waren zur Einweihungsfeier des Bildes erschienen. Erst an dem Punkt, wo sie etwas gegen den ausdrücklichen Willen Gottes tun sollten, verweigerten sie den Gehorsam.
  2. Deinen Göttern dienen sie nicht: Das stimmte voll und ganz, und ungewollt stellen sie den dreien damit ein gutes Zeugnis aus. Sie dienten ihrem irdischen Herrn, wussten aber, dass sie darüber hinaus zuerst ihrem himmlischen Herrn verantwortlich waren.
  3. Das goldene Bild beten sie nicht an: Sie waren keine Götzendiener und beugten sich nicht vor dem Bild. Ihre Anbetung galt allein dem wahren Gott im Himmel.

Verse 13–18: Ein Zeugnis vor dem König

Eine grobe Anmaßung

Spätestens als die Ankläger den König daran erinnerten, dass er selbst die drei Juden in hohe Positionen eingesetzt hatte, hätten bei Nebukadnezar die roten Lampen des Gewissens angehen müssen. Er hätte sich an seinen Traum und seine Erkenntnis erinnern müssen, von der Kapitel 2 am Ende berichtet.

Stattdessen lesen wir von „Zorn und Grimm“. Die Wut eines Menschen ist immer ein schlechter Berater. Sie lässt den Verstand und die Vernunft nicht arbeiten. Salomo schreibt: „Grimm ist grausam und Zorn eine überströmende Flut; wer aber kann bestehen vor der Eifersucht!“ (Spr 27,4). Beides war hier im Spiel. Einerseits die Eifersucht der chaldäischen Männer und andererseits der Grimm des Königs. Noch einmal Salomo: „Besser ein Langmütiger als ein Held, und wer seinen Geist beherrscht, als wer eine Stadt erobert“ (Spr 16,32). Nebukadnezar hatte viele Länder erobert und beherrscht, aber er war hier nicht in der Lage, seinen Geist zu beherrschen.

Nun stehen die drei jungen Männer vor dem tobenden König und ihren Anklägern. Er ist der mächtige Herrscher eines riesigen Weltreiches, sie sind Exiljuden einer verachteten Nation, die im Krieg unterlegen war. Der Ausgang der Sache scheint von vornherein klar zu sein. „Der Grimm des Königs gleicht Todesboten“ (Spr 16,14). Das wird den dreien klar gewesen sein. Doch bevor das Urteil verkündigt und vollstreckt wird, richtet der König zunächst das Wort an sie:

  1. Er stellt eine Frage: Der König fragt nicht, ob die Anklage richtig ist, sondern er will wissen, ob es Absicht war, was sie getan haben. Dabei fügt er noch etwas hinzu, was vorher nicht gesagt worden war, nämlich, dass sie seinen Göttern dienen sollten. Vorher ging es lediglich um das Bild. Der Zusatz macht deutlich, dass hinter dem Bild tatsächlich die Götter Babylons standen.
  2. Er gibt ihnen eine letzte Chance, ihre Loyalität zu beweisen: Die Welt tut alles, um uns für sich zu gewinnen. Sie gibt im Allgemeinen nicht so schnell auf, sondern versucht auf alle Weise, die Gläubigen in ihren Bann zu ziehen. So ist es heute, und so wird es auch in Zukunft sein, wenn der jüdische Überrest treu zu seinem Gott stehen wird. Bevor die Welt ihr wahres Gesicht zeigt, versucht sie es oft mit anderen Mitteln.
  3. Er wiederholt die Gerichtsandrohung: Der Feuerofen stand bereit, anscheinend brannte er schon. Wenn wir uns die Szene vorstellen wollen, so strahlte auf der einen Seite das goldene Bild, und auf der anderen Seite brannte bereits der Ofen des Gerichts. Das war die Wahl, vor der die drei standen.
  4. Er vergreift sich in seiner Wortwahl: Der König fügt die lästerlichen Worte hinzu: „Und wer ist der Gott, der euch aus meiner Hand erretten wird?“ Das erinnert an die Worte Pharaos, als Gott ihn aufforderte, das Volk Israel ziehen zu lassen: „Wer ist der Herr, auf dessen Stimme ich hören soll, um Israel ziehen zu lassen? Ich kenne den Herrn nicht, und auch werde ich Israel nicht ziehen lassen“ (2. Mo 5,2). Als Nebukadnezar das Bild aufrichtete, hatte er die Rechte Gottes schon an die Seite gestellt. Aber jetzt fordert er Gott direkt heraus. Er nimmt die Allgewalt, die nur Gott hat, für sich in Anspruch. Wenn ein Mensch das tut, greift er direkt Gott an.

Jahrzehnte vorher hatte der König von Assyrien durch Sanherib ähnliche Worte gesprochen: „Wer ist unter allen Göttern dieser Nationen, die meine Väter vertilgt haben, der vermocht hätte, sein Volk aus meiner Hand zu erretten, dass euer Gott vermögen sollte, euch aus meiner Hand zu erretten? ... Denn kein Gott irgendeiner Nation und irgendeines Königreichs hat sein Volk aus meiner Hand und aus der Hand meiner Väter zu erretten vermocht; wie viel weniger wird euer Gott euch aus meiner Hand erretten!“ (2. Chr 32,14.15). Er wurde wie Nebukadnezar eines Besseren belehrt.

Es war nunmehr nicht länger eine Sache zwischen Nebukadnezar und den drei jungen Männern, sondern es war eine Sache unmittelbar zwischen dem König und Gott geworden. Der König strotzte vor Selbstvertrauen und -überschätzung. J. N. Darby schreibt dazu: „Das (die Frage des Königs, wer sie retten würde) ist Gottlosigkeit – dieses Prinzip der Gotteslästerung, das das Tier (den Herrscher der Weltreiche) zu allen Zeiten und in allen Umständen gekennzeichnet hat.“13 Der Antichrist wird sich einmal in den Tempel in Jerusalem setzen und sich über alles erhöhen, was Gott heißt. Er wird sich selbst darstellen, dass er Gott sei (2. Thes 2,4). Von dem römischen Weltherrscher lesen wir: „Und ihm wurde ein Mund gegeben, der große Dinge und Lästerungen redete... Und es öffnete seinen Mund zu Lästerungen gegen Gott, seinen Namen zu lästern“ (Off 13,5.6).

Keine unnötige Diskussion und Argumentation

Salomo schreibt: „Wer jähzornig ist, muss dafür büßen; denn greifst du auch ein, so machst du es nur noch schlimmer“ (Spr 19,19). Ob die drei diesen Text kannten? Jedenfalls lassen sie sich auf keine Diskussion mit dem tobenden und wütenden König ein. Sie sind völlig ruhig. „Seid nüchtern, wacht; euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge“ (1. Pet 5,8). Sie geben allerdings eine klare und präzise Antwort, die ihre Position eindeutig zementiert. Dabei erkennen wir in ihren Worten nicht nur einen erstaunlichen Mut, sondern gleichzeitig ein großes Vertrauen auf die Treue Gottes. „Den festen Sinn bewahrst du in Frieden, in Frieden; denn er vertraut auf dich“ (Jes 26,3).

Den dreien war klar, dass der Kampf nicht ihr Kampf, sondern der des Herrn war. W. Kelly schreibt: „Es ist nicht die Weise Gottes in der Gegenwart, Gewalt mit Gewalt zu beantworten. Es ist nicht die Weise Gottes, mit den Nationen zu handeln, indem Er sie vernichtet, selbst wenn sie ihre Macht, die Gott ihnen gegeben hat, gegen Ihn missbrauchen.“14 Für die drei war die Sache klar. Es gab keinen Kompromiss. Deshalb war eine weitere Diskussion sinnlos.

Das Neue Testament fordert uns auf: „Heiligt Christus, den Herrn, in euren Herzen. Seid jederzeit bereit zur Verantwortung gegen jeden, der Rechenschaft von euch fordert“ (1. Pet 3,15). Für einen Christen geht es nicht darum, den Menschen zu sagen, was sie falsch machen und wie sie es besser machen könnten. Es geht vielmehr darum, wie wir uns verhalten. Es gibt Situationen, wo jede Diskussion sinnlos ist, wo man Argumente nicht mehr einsetzen kann, sondern nur noch die Wahrheit bekennen muss. Das ist häufig der Punkt, wo der Kampf für die Wahrheit in das Leiden für die Wahrheit übergeht. Echter Glaube argumentiert nicht, sondern er gehorcht. Er sucht nicht nach faulen Ausreden und Kompromissen.

In Kapitel 2 wird der Überrest durch besondere Weisheit gekennzeichnet. Hier ist es unbeugsame und nicht zu zerstörende Treue und das Vertrauen zu Gott. Beides kam von Gott.

Ein klares Bekenntnis

Der Herr Jesus sagte seinen Jüngern im Blick auf die Zeit der Drangsal des Überrestes: „Wenn sie euch aber vor die Synagogen und die Obrigkeiten und die Gewalten führen, so seid nicht besorgt, wie oder womit ihr euch verantworten oder was ihr sagen sollt; denn der Heilige Geist wird euch in derselben Stunde lehren, was ihr sagen sollt“ (Lk 12,11.12). Ähnliches erfahren die drei Freunde, als sie dem König antworten. In ihrer Antwort liegen fünf Aussagen:

  1. Wir halten es nicht für nötig, dir ein Wort darauf zu erwidern: Der König hatte sich Gott gegenüber vergriffen, und so würde Gott die Antwort geben, nicht sie. Sie rechneten mit dem Eingreifen Gottes und überließen die Sache Gott. Von dieser Haltung können wir lernen. Wie oft versuchen wir, uns selbst zu verteidigen, statt die Sache Gott zu überlassen. Das vollkommene Beispiel ist der Herr selbst, der „sich dem übergab, der gerecht richtet“ (1. Pet 2,23).
  2. Unser Gott, dem wir dienen: Das war das Geheimnis ihrer Zuversicht. Sie kannten Gott als „ihren Gott“. Zu wissen, wer Gott ist, ist das Geheimnis unserer Kraft im Zeugnis vor den Menschen. Natürlich dienten die drei dem König, aber in ihrem Leben gab es einen größeren „Dienstherrn“. Gott hatte den höheren Anspruch an sie. Für Nebukadnezar war das fremd. Er kannte nur Menschen, für die er die höchste Autorität war.
  3. Ob unser Gott ... uns aus dem brennenden Feuerofen zu erretten vermag - und er wird uns aus deiner Hand, o König, erretten: Die drei wussten sich in dem Willen Gottes sicher und vertrauten seiner Weisheit und Macht. Wie die Sache ausgehen würde, war ihnen nicht klar. Sie wussten jedoch, dass Gott mächtiger war als der König. So wie Er es machen würde, war es gut. Sie waren mutig, aber nicht übermütig. So handelt der Glaube immer. Sie waren bereit, als Märtyrer zu sterben. Wenn es so kommen würde, war es der Wille Gottes. Darin liegt tiefes Vertrauen. Paulus schreibt am Ende seines Lebens und angesichts des drohenden Märtyrertodes in Rom: „Aus diesem Grund leide ich dies auch; aber ich schäme mich nicht, denn ich weiß, wem ich geglaubt habe, und bin überzeugt, dass er mächtig ist, das ihm von mir anvertraute Gut auf jenen Tag zu bewahren“ (2. Tim 1,12).
  4. Er wird uns aus deiner Hand, o König, erretten: Das drückt die Sicherheit aus, dass Nebukadnezar sie zwar töten konnte, aber über den Tod hinaus konnte er nichts tun. Der Herr Jesus macht dem gläubigen Überrest mit folgenden Worten Mut: „Ich sage aber euch, meinen Freunden: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und danach nichts weiter zu tun vermögen“ (Lk 12,4). Worauf stützte sich das Vertrauen der drei selbst im Fall des Todes? Offensichtlich glaubten sie – wie Abraham – an die Auferstehung. Sonst hätten sie so nicht sprechen können.
  5. Es sei dir kund, o König, dass wir deinen Göttern nicht dienen und das goldene Bild, das du aufgerichtet hast, nicht anbeten werden: Damit zogen sie einen Schlussstrich unter die Sache. Es gab nichts Weiteres dazu zu sagen. Ihre Entscheidung stand fest.

Der Überrest der Juden wird einmal sagen: „Siehe, Gott ist meine Rettung, ich vertraue, und fürchte mich nicht; denn Jah, der Herr, ist meine Stärke und mein Gesang, und er ist mir zur Rettung geworden“ (Jes 12,2).

Gott mehr gehorchen als Menschen

In der Antwort der drei an den König liegt eine wichtige Unterweisung für uns, was unser Verhältnis zu den Regierungen in den „Zeiten der Nationen“ betrifft. Das Neue Testament macht an verschiedenen Stellen klar, dass wir gehalten sind, den „Obrigkeiten“ (der Staatsgewalt) zu gehorchen (vgl. Röm 13,1; Tit 3,1; 1. Pet 2,13-17). Regierungen sind von Gott eingesetzt, unabhängig davon, ob sie gut oder nicht gut sind und ihre Macht missbrauchen. Es geht auch nicht um die Frage, wie jemand an die Macht gekommen ist. Als Paulus und Petrus ihre Briefe schrieben, regierte ein christenfeindlicher Kaiser in Rom.15

Wer der Regierung gehorcht, gehorcht Gott. Wir sollen deshalb Respekt zeigen und den Anweisungen folgen. Allerdings gibt es Grenzen. Wenn es um die Rechte Gottes geht und Dinge von uns gefordert werden, die Gottes Wort uns ausdrücklich untersagt, müssen wir Gott mehr gehorchen als den Menschen. Das machen zwei Verse aus der Apostelgeschichte sehr klar:

  • „Petrus aber und Johannes antworteten und sprachen zu ihnen: Ob es vor Gott recht ist, auf euch mehr zu hören als auf Gott, urteilt ihr“ (Apg 4,19).
  • „Petrus und die Apostel aber antworteten und sprachen: Man muss Gott mehr gehorchen als Menschen“ (Apg 5,29).

Es ist bemerkenswert, dass wir in keiner Bibelstelle zum aktiven Ungehorsam aufgefordert werden, wohl aber dazu, Gott mehr zu gehorchen. Damit ist die Frage beantwortet, ob sich Christen an dem sogenannten „zivilen Ungehorsam“ beteiligen können. Dabei geht es um die Durchsetzung von Bürger- und Menschenrechten innerhalb einer bestehenden Gesellschaftsstruktur, wobei man bewusst in Kauf nimmt, bestehende Gesetze zu missachten. Das kann niemals unsere Aufgabe sein. Die drei Freunde haben sich nicht geweigert, an der Einweihung teilzunehmen. Das war ihre Pflicht, der sie nachkamen. Als es jedoch darum ging, das Gebot Gottes übertreten zu müssen und ein Götzenbild anzubeten, gehorchten sie Gott mehr als ihrem König. E. Dennett schreibt: „Die Grenze des Gehorsams gegenüber der Regierung ist der Gehorsam gegenüber Gott.“16

Verse 19–27: Gott rettet den Überrest

Bis zum Äußersten geprüft

Das Vertrauen der drei Freunde in Gott war groß, aber es führte nicht dazu, dass der König seine Drohung nicht wahr machte. Im Gegenteil: Er wurde umso zorniger. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Dass drei junge Gefangene es wagten, ihm in aller Öffentlichkeit zu widerstehen, konnte nicht toleriert werden. Wir können uns die Szene sehr gut vorstellen. In seiner Wut befahl er, den Ofen siebenmal mehr zu heizen, als eigentlich erforderlich war, und die drei gebunden hineinzuwerfen.17 Dieser Befehl zeigt, dass der König in absoluter Rage reagiert haben muss. Sollte der Befehl das Ziel gehabt haben, die Qualen der drei Männer zu erhöhen, so hatte er mit dieser Maßnahme genau das Gegenteil erreicht. Eine Reduzierung der Hitze hätte das Leiden verlängert, aber nicht eine Erhöhung. Als Folge dieses Befehls starben die stärksten Männer seines Heeres. Das macht deutlich, wie wenig das Leben eines Menschen für Nebukadnezar zählte. Unschuldige Soldaten mussten den sinnlosen Befehl mit dem Tod bezahlen. Es war schon sonderbar genug, dass Nebukadnezar die stärksten Männer seines Heeres beauftragte. War ihm die Sache nicht ganz geheuer? Aber wenn Gott eingreift, kann kein Mensch etwas ausrichten. Letztlich war es Gott, der über allem stand und für den auch der heißeste Ofen kein Hindernis war.

Hatten die drei Freunde, als es um die Frage des Gewissens ging, dem König standhaft im Glauben widerstanden und ein klares Zeugnis abgelegt, so hören wir nun von keinerlei Reaktion. Kein Protest. Kein Widerstand. Keine Klagen. Wie oft verhalten wir uns gerade umgekehrt. Wir vergewaltigen unser Gewissen und bringen es zum Schweigen, aber wir wehren uns, wenn es uns an den Kragen geht. Die drei handelten im Geist und in der Gesinnung des Herrn Jesus, der sich ebenfalls nicht gewehrt hat, als man Ihn grausam ans Kreuz nagelte und zu Tode brachte.

Es ist meines Wissens der erste Bericht in der Bibel, wo Dienern Gottes eine so grausame Todesstrafe angedroht wurde. Wenige Jahrzehnte später erging es Daniel ähnlich. Er wurde in die Löwengrube geworfen. Wir denken an die vielen Gläubigen, die in den Jahrhunderten der „Kirchengeschichte“ ihr Leben als Märtyrer auf Scheiterhaufen gelassen und als „Ketzer“ verbrannt worden sind. Wir sind dankbar, dass wir solche Erfahrungen nicht machen mussten. Gleichzeitig ist uns bewusst, dass es heute immer noch Christen gibt, die um ihres Glaubens willen verfolgt, brutal misshandelt und getötet werden. „Brennende Feueröfen“ gibt es immer noch. Dieser erste Fall, den die Bibel beschreibt, hat solchen Menschen ohne Frage mehr zu sagen als uns und wird ihnen helfen, standhaft zu bleiben. Dennoch ist auch für uns in äußerlich guten Tagen ein Wort des schottischen Pfarrers Samuel Rutherford (1600–1661) des Nachdenkens wert. Rutherford ging durch große Leiden für seinen Herrn, und sein Leben hätte fast auf einem Scheiterhaufen sein Ende gefunden. Er schreibt: „Du wirst nicht die Möglichkeit erhalten, dich still in den Himmel und die Gemeinschaft Christi hineinzustehlen, ohne einen Kampf kämpfen und ein Kreuz tragen zu müssen.“18 Die Art und Weise, wie wir das Kreuz tragen, mag ganz verschieden sein, aber ohne geht es nicht. „Der Schmelztiegel für das Silber und der Ofen für das Gold, aber Prüfer der Herzen ist der Herr“ (Spr 17,3).

Es ist ein Prinzip Gottes, dass Er den Glauben erprobt.19 Damals tat Er es durch das Feuer. Heute mag es auf andere Weise sein. Der Widersacher Gottes – der Teufel – wird alles daran setzen, unser Glaubensvertrauen zu zerstören. Gott hingegen lässt Prüfungen in unserem Leben zu, um unseren Glauben positiv zu entwickeln. Er möchte die „Bewährung des Glaubens“ sehen. In der Prüfung zeigt sich, wie echt und authentisch der Glaube ist. Wir können das mit einem Schiff vergleichen: Erst im Sturm zeigt sich, ob es seetauglich ist oder nicht.

Jakobus schreibt: „ ... da ihr wisst, dass die Bewährung eures Glaubens Ausharren bewirkt“ (Jak 1,3). Petrus drückt es so aus: „... damit die Bewährung eures Glaubens, viel kostbarer als die des Goldes, das vergeht, aber durch Feuer erprobt wird, befunden werde zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi“ (1. Pet 1,7). Petrus schreibt ebenfalls: „Geliebte, lasst euch durch das Feuer der Verfolgung unter euch, das euch zur Prüfung geschieht, nicht befremden, als begegne euch etwas Fremdes“ (1. Pet 4,12), und der Schreiber des Hebräerbriefs erinnert uns an die Glaubenshelden, die „des Feuers Kraft auslöschten, des Schwertes Schärfe entgingen, aus der Schwachheit Kraft gewannen“ (Heb 11,34). Das illustrieren uns die drei Freunde Daniels sehr deutlich. Sie zählen zu den Glaubenshelden des Alten Testaments.

Das Vertrauen der drei wird bis aufs Äußerste geprüft, ohne dass Gott zunächst eingreift. Sie kommen in den Ofen hinein, so wie Daniel später in die Löwengrube kam. Ähnlich war es in Bethanien (Joh 11), wo der Tod erst eintreten musste, bevor der Herr eingriff. Er tat es dort, um seine Herrlichkeit zu zeigen. Der Sohn Gottes sollte dadurch verherrlicht werden, dass Er Lazarus später auferweckte. Wenn Gott uns in eine Prüfung hineingehen lässt, hat Er immer eine Absicht dabei. Wir fragen oft, warum Er uns in einer Schwierigkeit nicht (sofort) hilft, aber oft hat Gott viel mehr in seinem Plan, als wir erahnen.

So auch hier. Gott wollte mehr tun. Er wollte ein größeres Wunder tun, als zu verhindern, dass die drei in den Feuerofen geworfen wurden. So wird es dem Überrest am Ende der Tage ebenfalls ergehen. Die gläubigen Juden kommender Tage werden nicht „vor der Stunde der Versuchung“ bewahrt.20 Sie kommen tatsächlich in den Schmelztiegel der Drangsal hinein und werden sehr viel erleiden.

Feuer ist in der Bibel häufig ein Bild von Gericht, von Leiden und von Prüfung. Zum ersten Mal ist in 1. Mose 15,17 von einem rauchenden Ofen und einer Feuerflamme die Rede. In Offenbarung 9,2 lesen wir von dem Rauch, der aus dem Schlund aufstieg wie der Rauch eines großen Ofens (vgl. Ps 21,10). Von diesem Feuer der Leiden schreiben die Propheten häufig. Dazu vier Referenzstellen:

  • „Und sein Fels wird vor Schreck entweichen, und seine Fürsten werden vor dem Banner verzagen, spricht der Herr, der sein Feuer in Zion und seinen Ofen in Jerusalem hat“ (Jes 31,9).
  • „Siehe, ich habe dich geläutert, doch nicht wie Silber; ich habe dich geprüft im Schmelzofen des Elends“ (Jes 48,10).
  • „Wehe, denn groß ist jener Tag, ohnegleichen, und es ist eine Zeit der Drangsal für Jakob! Doch er wird aus ihr gerettet werden“ (Jer 30,7).
  • „Wer aber kann den Tag seines Kommens ertragen, und wer wird bei seinem Erscheinen bestehen? Denn er wird wie das Feuer des Schmelzers sein und wie die Lauge der Wäscher. Und er wird sitzen und das Silber schmelzen und reinigen; und er wird die Kinder Levi reinigen und sie läutern wie das Gold und wie das Silber“ (Mal 3,2).

Wer sich mit der Geschichte des Volkes Israel bzw. der Juden aufmerksam beschäftigt, stellt fest, dass der Feuerofen immer heiß war. Kein Volk hat in seiner Geschichte so sehr gelitten wie dieses Volk. Es begann in Ägypten und findet seinen Abschluss am Ende der „Zeiten der Nationen“ und in der „großen Drangsal Jakobs“. Dann wird der Feuerofen tatsächlich noch siebenmal heißer sein. Der Druck wird zunehmen und unerträglich sein. Doch am Ende gibt es Rettung.

Gott rettet

Feuer verbrennt einen Menschen und tut weh. Das lernen wir meistens bereits als Kinder. Aber wenn Gott es will, verbrennt ein Mensch nicht im Feuer. Gott steht über den Naturgesetzen. Obwohl jedermann klar war, dass die drei Juden ihren Widerstand mit dem Tod bezahlen würden, starben sie nicht. Gott griff ein, und Er tat es auf eine ganz besondere Weise.

Als Nebukadnezar in den Ofen sah, traute er seinen Augen nicht. Er sah nicht die Leichen der drei Männer, sondern er sah sie lebend im Ofen umhergehen. Und nicht nur das: Sie waren nicht allein. Eine vierte Person war bei ihnen, die der König unschwer als „einen Sohn der Götter“ (einen Sohn Gottes) identifizierte.

Gott hatte eingegriffen. Genauso wird Gott eingreifen, wenn der Überrest durch das Feuer der Drangsal geht. Ein Bild davon gibt uns der brennende Dornbusch in der Wüste, den Mose sah. Obwohl kaum etwas so gut brennt wie ein trockener Dornbusch in einer heißen Wüste, verbrannte dieser Busch nicht (2. Mo 3,2). Die Antwort auf die Frage, warum das so war, lesen wir in 5. Mose 33,16. Dort ist die Rede von dem Gott, „der im Dornbusch wohnte“. Die Gegenwart Gottes im Dornbusch sorgte dafür, dass dieser unversehrt blieb. Wer (oder was) rettete die drei im Feuerofen? Die Gegenwart des „Sohnes Gottes“. Gott selbst kam in ihre Drangsal hinein und rettete sie auf diese Weise. Bevor Gott den Überrest aus dem Feuer und der Prüfung herausnimmt, ist Er erst einmal bei ihnen. Das spricht von der Zartheit und dem Mitempfinden Gottes in der Drangsal. Gott ist mitten in der Prüfung. Er wandelte mit ihnen im brennenden Feuerofen. Das ist hier die buchstäbliche Erfüllung der zwei bekannten Verse:

  • Jesaja 63,9: „In all ihrer Bedrängnis war er bedrängt, und der Engel seines Angesichts hat sie gerettet. In seiner Liebe und in seiner Erbarmung hat er sie erlöst.“
  • Jesaja 43,2: „Wenn du durchs Wasser gehst, ich bin bei dir, und durch Ströme, sie werden dich nicht überfluten; wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt werden, und die Flamme wird dich nicht verbrennen.“

Gott wird dem Überrest in größter Not nahe sein, Er wird sie trösten, Er wird sie bewahren, und schließlich wird Er sie herausführen: „Dann schreien sie zu dem Herrn in ihrer Bedrängnis, und er führt sie heraus aus ihren Drangsalen. Er verwandelt den Sturm in Stille, und es legen sich die Wellen“ (Ps 107,28.29). Die Rettung Gottes ist gewaltig und großartig, und sie bildet einen Kontrast zu den Leiden vorher:

  • „Denn siehe, der Tag kommt, brennend wie ein Ofen; und alle Übermütigen und alle Täter der Gottlosigkeit werden zu Stoppeln werden; und der kommende Tag wird sie verbrennen, spricht der Herr der Heerscharen, so dass er ihnen weder Wurzel noch Zweig lassen wird. Aber euch, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen mit Heilung in ihren Flügeln. Und ihr werdet ausziehen und hüpfen wie Mastkälber; und ihr werdet die Gottlosen zertreten, denn sie werden Asche sein unter euren Fußsohlen an dem Tag, den ich machen werde, spricht der Herr der Heerscharen“ (Mal 3,19-21).
  • „Du hast Menschen auf unserem Haupt reiten lassen; wir sind ins Feuer und ins Wasser gekommen, aber du hast uns herausgeführt zu überströmender Erquickung“ (Ps 66,12)
  • „Wehe, denn groß ist jener Tag, ohnegleichen, und es ist eine Zeit der Drangsal für Jakob! Doch er wird aus ihr gerettet werden“ (Jer 30,7).

Die Anwendung für uns liegt auf der Hand. Heilsgeschichtlich ist es völlig klar, dass wir nicht in die „große Drangsal“ oder in die „Stunde der Versuchung“ hineinkommen.21 Dennoch gibt es im Leben jedes Kindes Gottes schwierige Situationen, die wir mit einem „brennenden Ofen“ vergleichen können. Das können Nöte ganz unterschiedlicher Art sein (Krankheit, Trauer, Einsamkeit, Probleme am Arbeitsplatz, Eheprobleme, Not in der Familie, Probleme mit Geschwistern usw.). Die Zusagen, die Gott dem Überrest gibt, gelten auch uns. David fürchtete kein Übel, weil der Herr bei ihm war (Ps 23,4). Der Herr ist bei uns bis zur Vollendung des Zeitalters (Mt 28,20). Der Schreiber des Hebräerbriefs sagt: „Denn er hat gesagt: ‚Ich will dich nicht versäumen und dich nicht verlassen', so dass wir kühn sagen können: ‚Der Herr ist mein Helfer, und ich will mich nicht fürchten; was wird mir ein Mensch tun?“ (Heb 13,5.6) Der bekannte schwäbische Pietist Johann Albrecht Bengel (1687–1752) soll einmal gesagt haben: „Gott hilft uns nicht immer am Leiden vorbei, aber Er hilft uns hindurch.“22

Besehen wir noch einige Details:

  • Die Fesseln lösten sich, und die Männer verbrannten nicht: Sie waren mit ihren Mänteln, Röcken, Mützen und den übrigen Kleidern gebunden ins Feuer geworfen worden. Die Fesseln, die sie binden sollten, brachten ihnen die Freiheit. Gebunden kamen sie in den Ofen und ungebunden liefen sie umher. Wie oft lassen wir uns – manchmal sogar freiwillig – von dieser Welt „Fesseln“ anlegen, die uns daran hindern, für Gott zu leben und die Wesensmerkmale des Herrn Jesus zu offenbaren. Manchmal muss Gott dann eine Prüfung schicken, um diese Bindungen wegzunehmen.
  • Gott war unmittelbar und sichtbar bei ihnen und wandelte mit ihnen: Am Hof des Palasts hatten die drei mit Gott gelebt (gewandelt), und nun war Gott in der Prüfung bei ihnen und ging (wandelte) mit ihnen. So neigt Er sich auch zu uns herab und kommt in unsere Prüfungen hinein. Paulus scheibt: „Bei meiner ersten Verantwortung stand mir niemand bei, sondern alle verließen mich; es werde ihnen nicht zugerechnet. Der Herr aber stand mir bei und stärkte mich ...; und ich bin gerettet worden aus dem Rachen des Löwen“ (2. Tim 4,16.17). Hätten die drei Freunde einen faulen Kompromiss geschlossen, hätten sie nie das Vorrecht gehabt, mit dem Sohn Gottes im brennenden Ofen zu wandeln. Durch ihre Weigerung, das Götzenbild anzubeten, bekamen sie diese einmalige Gelegenheit.
  • Sie wurden sichtbar gerettet: Die vielen Menschen, die dem Schauspiel beiwohnten, nahmen das wahr. Einmal wird die Welt sehen, dass wir zu Jesus gehören. Er hat selbst gesagt: „ ...damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt und sie geliebt hast, wie du mich geliebt hast“ (Joh 17,23). Und auch die Nationen werden einmal wahrnehmen, dass Israel wieder das anerkannte Volk Gottes ist.

Die Rettung Gottes war vollständig und jedenfalls ein Wunder:

  • Das Haar ihres Hauptes war nicht versengt: Gott kümmert sich tatsächlich um die Haare unseres Hauptes. „An euch aber sind selbst die Haare des Hauptes alle gezählt“ (Mt 10,30). „Und kein Haar von eurem Haupt wird verloren gehen“ (Lk 21,18). Unserem Gott ist nichts zu groß und nichts zu klein.
  • Die Mäntel waren nicht verändert: Die Kleidung ist in der Bibel oft ein Bild unseres Zeugnisses. Ihr Zeugnis war authentisch und echt gewesen. Sie hatten nicht versucht, mit einem Kompromiss ihr Leben zu retten. Gott sorgt dafür, dass das Zeugnis derer, die Ihm vertrauen, keinen Schaden nimmt.
  • Der Geruch des Feuers war nicht an sie gekommen: Nicht die geringste Folge des Feuers war zu sehen. Israel wird einmal vergessen, durch welche Not sie gegangen sind: „... so dass, wer sich im Land segnet, sich bei dem Gott der Treue segnen wird, und wer im Land schwört, bei dem Gott der Treue schwören wird; denn die früheren Bedrängnisse werden vergessen und vor meinen Augen verborgen sein“ (Jes 65,16).

Das Erschrecken des Königs und seine Reaktion

Nebukadnezar hatte Gott herausgefordert, und Gott hatte geantwortet. Die Antwort Gottes besteht hier nicht im Gericht, sondern in der Rettung der drei Todeskandidaten. Gott erweist sich als langmütig und gnädig. Er zeigt seine Macht in Ruhe und Stille, aber eindeutig und klar.

Gleichwohl ist das Erschrecken des Königs groß. Er sieht vier Männer im brennenden Ofen und hat dafür keine Erklärung. Was er sah, war keine Vision, sondern Realität. Es wird nicht gesagt, ob seine Räte die vierte Person ebenfalls sahen oder ob Gott nur für einen Augenblick die Augen des Königs öffnete.23 Was er sah, manifestierte jedenfalls die Macht Gottes, die größer war als jede Macht des Königs. Die Fesseln waren gelöst, und die drei jungen Männer bewegten sich frei im Feuer. Die vierte Person, die bei ihnen war, verglich er mit einem „Sohn der Götter“. Gerade das war ja das Geheimnis der Rettung. Die drei waren in der Gegenwart des „Sohnes Gottes“ (wie man den Ausdruck auch übersetzen kann). In seiner Gegenwart kann man auf dem Wasser und durchs Feuer gehen.

Nebukadnezar muss seine Niederlage eingestehen, und er hat die Größe, es zu tun. Von dem Götzenbild ist fortan in Kapitel 3 keine Rede mehr. Alles dreht sich nur noch um den „höchsten Gott“, den „Gott Sadrachs, Mesachs und Abednegos“.

Der Ausdruck „Sohn der Götter“ oder „Sohn Gottes“ verdient besondere Aufmerksamkeit. Nebukadnezar drückt damit etwas aus, das weit über sein Verständnis hinausging. Bibeltreue Ausleger denken an vergleichbare Fälle wie Balaam oder Kajaphas, die als ungläubige Menschen Aussagen machten, die sie nur unter der momentanen Leitung des Heiligen Geistes tun konnten. Gott benutzte diese Menschen für einen Augenblick, um Dinge zu bezeugen, die Ihm wichtig waren. Was sie sagten, überstieg jedenfalls bei weitem ihre Erkenntnis.

Im Buch Daniel finden wir zwei bemerkenswerte Titel des Herrn Jesus. In Daniel 7,13 wird Er eines „Menschen Sohn“ genannt. Der Titel „Sohn des Menschen“ steht mit seiner Regierung über diese Erde in Verbindung (vgl. Ps 8,5-7). Diese Regierung beginnt mit Gericht (vgl. Off 1,13). Der Titel „Sohn Gottes“ zeigt uns eine andere Seite: Als Sohn Gottes gibt Er Leben. Als Sohn Gottes weckt Er Menschen aus den Toten auf (vgl. Joh 5,25). Als Sohn Gottes macht Er frei. Hier war Er tatsächlich der Sohn und befreite diejenigen, die gebunden waren. „Wenn nun der Sohn euch frei macht, werdet ihr wirklich frei sein“ (Joh 8,36). Menschen hatten die drei gebunden, hatten sie mit dem Tod bedroht, aber der Sohn Gottes machte sie frei. Sie lernten Gott in einer besonderen Weise als Retter und Befreier kennen.

Verse 28–33: Die Antwort Nebukadnezars

Ein besonderes Bekenntnis

Kapitel 4 macht uns deutlich, dass Gott mit dem König von Babel noch nicht am Ziel war. Dennoch reagiert er hier – ähnlich wie am Ende von Kapitel 2 – sehr emotional. Er ist äußerlich beeindruckt und preist Gott. Zweimal nennt er Ihn den „höchsten Gott“, und zweimal (eigentlich dreimal) spricht er von dem „Gott Sadrachs, Mesachs und Abednegos“. Das weist auf eine gewisse Distanz hin. Etwas Ähnliches hatten wir in Kapitel 2 gefunden, als er von dem „Gott Daniels“ sprach. Er kannte Gott nicht als seinen Gott. Dennoch ist sein Lobpreis bemerkenswert.

Nebukadnezar kommt zu wichtigen Erkenntnissen:

  1. Er anerkennt die Macht Gottes: Er hatte seinen Engel gesandt, um seine Knechte zu retten. Das war die Antwort auf seine frivole Frage, wer der Gott sein würde, der aus der Hand des Königs retten könnte. Diesen Gott gab es, und das musste der König anerkennen. Nicht Nebukadnezar war der „Höchste“, sondern Gott.
  2. Er anerkennt, dass die drei Knechte des höchsten Gottes sind: Er nennt sie nicht seine Knechte, sondern Knechte Gottes. Sie waren bereit, alles zu geben, was sie hatten. Sie waren bereit, ihr Leben zu geben, um es auf diese Weise neu zu gewinnen. Sie wollten keinem anderen Gott dienen und ihn anbeten.
  3. Er anerkennt die Wirksamkeit des Glaubens in den dreien: Als sie in den Ofen geworfen wurden, war Gott für sie unsichtbar. Aber gerade das ist das Wesen des Glaubens. Er rechnet konkret mit dem, was man nicht sieht. Von Mose lesen wir: „Durch Glauben verließ er Ägypten und fürchtete die Wut des Königs nicht; denn er hielt standhaft aus, als sähe er den Unsichtbaren“ (Heb 11,27). Gott hatte sich zu diesem Glauben der drei bekannt, und davon gibt Nebukadnezar Zeugnis.

Das alles hat wiederum eine prophetische Komponente. Wenn einmal das Reich in Macht und Herrlichkeit gegründet sein wird, werden auch die Nationen glauben und sich zu Gott bekennen. Dazu zwei Referenzstellen, die stellvertretend für viele andere stehen. „Versammelt euch und kommt, nähert euch insgesamt, ihr Entronnenen der Nationen! Keine Erkenntnis haben die, die das Holz ihres geschnitzten Bildes tragen und zu einem Gott flehen, der nicht retten kann. Tut kund und bringt herbei; ja, beraten mögen sie sich miteinander! Wer hat dies von alters her hören lassen, lange zuvor es verkündet? Nicht ich, der Herr? Und es ist sonst kein Gott außer mir; ein gerechter und rettender Gott ist keiner außer mir! Wendet euch zu mir und werdet gerettet, alle ihr Enden der Erde! Denn ich bin Gott und keiner sonst. Ich habe bei mir selbst geschworen, aus meinem Mund ist ein Wort in Gerechtigkeit hervorgegangen, und es wird nicht rückgängig gemacht werden, dass jedes Knie sich vor mir beugen, jede Zunge mir schwören wird. Nur in dem Herrn, wird man von mir sagen, ist Gerechtigkeit und Stärke. Zu ihm wird man kommen, und alle, die gegen ihn entbrannt waren, werden beschämt werden“ (Jes 45,20-24). „Sein Name wird ewig sein. Solange die Sonne besteht, wird sein Name sprossen; und in ihm wird man sich segnen; alle Nationen werden ihn glücklich preisen. Gepriesen sei der Herr, Gott, der Gott Israels, der Wunder tut, er allein!“ (Ps 72,17.18).

Dann wird sich auch erfüllen, was Jesaja an anderer Stelle sagt: „Den Tod verschlingt er für immer; und der Herr, Herr, wird die Tränen von jedem Angesicht abwischen, und die Schmach seines Volkes wird er wegnehmen von der ganzen Erde. Denn der Herr hat geredet“ (Jes 25,8).

Ein geänderter Befehl

Der König ist gedemütigt und anerkennt die Macht Gottes und das Vertrauen seiner Knechte. Aber mehr noch, er preist den Gott dieser drei und gibt dann den Befehl, dass keiner in seinem Reich Unrechtes gegen diesen Gott reden soll, der auf eine solche Art und Weise retten kann. Damit gibt er zu, dass es einen Gott gibt, der mächtiger ist als seine Götter.

Nebukadnezars Befehl zeigt, dass Gottes Werk an ihm noch nicht zu Ende war. Wenn wir genau lesen, merken wir, dass er den Götzendienst nicht verbietet, sondern lediglich anordnet, dass gegen den Gott Israels nichts Unrechtes geredet werden soll. Er erkennt an, dass es keinen anderen Gott gibt, der auf solche Weise retten kann. Er erkennt aber noch nicht, dass es außer Ihm keinen anderen wirklichen Gott gibt. Es war noch keine wirkliche Wegwendung von den Göttern hin zu dem lebendigen und wahren Gott. Er nennt Ihn wohl den „höchsten Gott“, aber nicht den „alleinigen Gott“. Die Wundertaten Gottes beeindrucken ihn – mehr noch nicht.

Dennoch erfüllt Gott hier das, was er durch Jesaja sagen ließ: „Ich bin der Herr, das ist mein Name; und meine Ehre gebe ich keinem anderen, noch meinen Ruhm den geschnitzten Bildern“ (Jes 42,8).

Ein besonderer Lobpreis

Es ist nicht ganz klar, wann Nebukadnezar seinen besonderen Lobpreis, der in den Versen 30–33 beschrieben wird, ausgesprochen hat. In einigen Bibelübersetzungen (so z.B. die unrevidierte EÜ) bilden diese Verse den Anfang von Kapitel 4. Einige Ausleger gehen deshalb davon aus, dass er dieses Wort Jahre nach den in Kapitel 3 geschehenen Ereignissen gesprochen hat.24

Bemerkenswert ist, dass Nebukadnezar nicht mehr von seiner Macht und von seinem Reich, sondern von der Macht Gottes und von Gottes ewigem Reich spricht. Zuerst wünscht er allen Völkern, Völkerschaften und Sprachen, die auf der Erde wohnen, Frieden in Fülle. Diesen Frieden hat es in den „Zeiten der Nationen“ nie gegeben, und es kann ihn auch nicht geben. Gott sagt durch Jesaja zweimal: „Kein Friede den Gottlosen!“ (Jes 48,22; 57,21). Wenn die Menschen am Ende der Zeit einmal meinen werden, Frieden und Sicherheit sei geschaffen, wird ein plötzliches Verderben über sie kommen (1. Thes 5,3). Erst wenn der Herr Jesus, der wahre Friedensfürst (vgl. Jes 9,5), über diese Erde regieren wird, wird der Friede kein Ende mehr nehmen (Ps 72,3; Jes 9,6;). Dann wird tatsächlich „Friede in Fülle“ bei denen sein, die auf der Erde wohnen.

Dann spricht er von den „Zeichen und Wundern“, die der höchste Gott an ihm getan hat. Der Ausdruck „Zeichen und Wunder“ kommt in der Bibel wiederholt vor. Im Alten Testament wird er entweder für das Handeln Gottes mit dem Pharao in Ägypten oder in Verbindung mit seinem Handeln mit den Königen der Weltreiche gebraucht (5. Mo 6,22; 29,2; 34,11; Neh 9,10; Ps 135,9; Jer 32,20; Dan 3,32; 6,28). Im Neuen Testament wird er sowohl für das Handeln Gottes als auch für das Handeln böser Menschen verwandt (z. B. Apg 4,30; 5,12; 14,3; 15,12; Mk 13,22; 2. Thes 2,9). Nebukadnezar war jedenfalls äußerlich beeindruckt von dem mächtigen Handeln Gottes. Leider hatte es – wie bei vielen Menschen heute – bisher nicht sein Herz und sein Gewissen erreicht.

Nebukadnezar nennt die Zeichen groß und die Wunder mächtig und schreibt sie dem „höchsten Gott“ zu, dessen Reich ein ewiges Reich ist und dessen Herrschaft von Geschlecht zu Geschlecht währt. Diese Einsicht ist in der Tat bemerkenswert. Darius kommt später zu einer ähnlichen Erkenntnis: „Er ist der lebendige Gott und besteht ewig, und sein Reich wird nie zerstört werden, und seine Herrschaft währt bis ans Ende“ (Dan 6,27). In Kapitel 7,27 benutzt Daniel eine ähnliche Formulierung. Er sagt dort: „Sein Reich ist ein ewiges Reich, und alle Herrschaften werden ihm dienen und gehorchen.“ Das wird in der Offenbarung bestätigt: „Und der siebte Engel posaunte: Und es geschahen laute Stimmen in dem Himmel, die sprachen: Das Reich der Welt unseres Herrn und seines Christus ist gekommen, und er wird herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (Off 11,15). Als der Engel zu Maria kommt und ihr die Geburt des Sohnes ankündigt, sagt er Folgendes: „Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben; und er wird über das Haus Jakobs herrschen in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben“ (Lk 1,32.33).

Wie Nebukadnezar verbindet der Engel die ewige Herrschaft mit dem Titel „höchster Gott“. Dieser Ausdruck ist in der Tat besonders, weil es einer der Titel Gottes ist, der mit seiner Regierung im Tausendjährigen Reich in Verbindung steht. In 1. Mose 14,18 wird Gott zum ersten Mal und in Hebräer 7,1 zum letzten Mal so genannt. Beide Male geht es um Melchisedek, den König von Salem, der ein Bild von dem Herrn Jesus in seiner Friedensherrschaft im Reich ist. Der König von Babel äußert also hier – ohne sich dessen innerlich bewusst zu sein – eine großartige Wahrheit. Leider war diese Erkenntnis nicht von langer Dauer. Das lernen wir in Kapitel 4. Erst am Ende dieses Kapitels ist seine Einsicht nicht nur eine äußere, sondern dann ist sie zu einer inneren Überzeugung geworden.

Fußnoten

  • 1 Ein paralleles Beispiel liefert der Prophet Jesaja. Die ersten 35 Kapitel enthalten erkennbar prophetische Weissagungen. Ab Kapitel 36 bis Kapitel 39 finden wir geschichtliche Details aus der Geschichte Hiskias, und dann folgen ab Kapitel 40 wieder direkte Weissagungen. Aber wie in den Kapiteln 3–6 von Daniel haben auch diese geschichtlichen Ereignisse eine prophetische Komponente.
  • 2 Gaebelein, A. C.: Daniel, a key to the visions and prophecies of the book of Daniel, Kregel Publications
  • 3 In diesem Zusammenhang sei auf Galater 4,29 verwiesen. Dort lesen wir: „Aber so wie damals der nach dem Fleisch Geborene den nach dem Geist Geborenen verfolgte, so auch jetzt.“ Die Rede ist von Ismael und Isaak. Wenn wir den historischen Bericht in 1. Mose 21,9 lesen, finden wir dort, dass Ismael Isaak verspottete. Spott ist also eine Art der „Verfolgung“.
  • 4 Die alte Elle hat die Länge eines menschlichen Armes und entspricht einem Maß von ca. 45–50 cm.
  • 5 Tapernoux, P.: Daniel, in www.bibliquest.org
  • 6 Ein positives biblisches Beispiel dazu finden wir bei König Saul (1. Sam 16,23). Negative Beispiele liefern uns Amos 6,5 und Offenbarung 18,22.
  • 7 Allerdings können wir keiner Stelle im Neuen Testament entnehmen, dass die Musik im christlichen Gottesdienst einen Platz hat. Musik regt die Gefühle an und kann leicht ein Hindernis werden, uns im Gottesdienst auf das Wesentliche zu konzentrieren, nämlich den Vater in „Geist und Wahrheit“ anzubeten. Das „natürliche Element“ der Musik ist im Allgemeinen nicht erforderlich, wenn der Geist uns in der Anbetung leitet. Wir sagen das, ohne dabei eine absolute Regel aufzustellen.
  • 8 Alle Erklärungen der Musikinstrumente von: J. Muller, Le prophète Daniel, in: Sondez les écritures, Bibles et Publications Chrétiennes, Valence
  • 9 Gott ist da ganz anders. Er zwingt uns Menschen nicht, Ihn anzubeten. Er sucht – wenn es um Anbetung geht – freiwillige Herzen. Der Vater „sucht“ Anbeter (Joh 4,23). Er „befiehlt“ keine Anbetung.
  • 10 Hole, F. B.: Der Prophet Daniel (in www.bibelkommentare.de)
  • 11 Zitiert nach T. Lehmann, Karriere ohne Kaviar, Aussaat Verlag
  • 12 Das Gericht bleibt allerdings nicht aus. Am Ende werden die drei Freunde Daniels bewahrt, während die anderen das Gericht trifft. Das geht über Daniel 3 hinaus, sei aber doch zur Abrundung erwähnt: „Und ein anderer, dritter Engel folgte ihnen und sprach mit lauter Stimme: Wenn jemand das Tier und sein Bild anbetet und ein Malzeichen annimmt an seine Stirn oder an seine Hand, so wird auch er trinken von dem Wein des Grimmes Gottes, der unvermischt in dem Kelch seines Zorns bereitet ist; und er wird mit Feuer und Schwefel gequält werden vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm. Und der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit; und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht, die das Tier und sein Bild anbeten und wenn jemand das Malzeichen seines Namens annimmt. Hier ist das Ausharren der Heiligen, die die Gebote Gottes und den Glauben Jesu bewahren“ (Off 14,9-12).
  • 13 Darby, J. N.: Studies on the Book of Daniel (www.stempublishing.com)
  • 14 Kelly, W.: Notes on the Book of Daniel (www.stempublishing.com)
  • 15 Kaiser Nero regierte von 54–68 in Rom. Mit ihm begann die Verfolgung der Christen. Mit Ausnahme der Briefe an die Thessalonicher und an die Galater (die wahrscheinlich vor 54 geschrieben wurden), hat Paulus alle seine Briefe vermutlich in der Regierungszeit von Nero geschrieben. Gleiches nimmt man im Allgemeinen für die beiden Briefe Petrus' an.
  • 16 Dennett, E.: Daniel, the Prophet (www.stempublishing.com)
  • 17 Wie ein solcher Ofen aussah, wissen wir nicht genau. Der Ofen ähnelte vermutlich einem großen Topf, der nach oben offen war. An der Seite befand sich eine Öffnung, durch die er geheizt wurde und durch die üblicherweise das geschmolzene Material entnommen werden konnte. An diese Öffnung wurden die drei vermutlich gebracht und hineingeworfen. Eine Öffnung in der Seitenwand ermöglichte es den Schmelzern, den Schmelzprozess zu überprüfen und in den Ofen hineinzusehen. Durch weitere Öffnungen in den Seitenwänden konnte mit Blasebälgen Sauerstoff zugeführt werden, um das Feuer weiter anzufachen. Es muss ein großer Ofen gewesen sein, wenn er Platz für vier erwachsene Männer hatte, die darin frei umhergehen konnten.
  • 18 Rutherford, S.: Loveliness of Christ
  • 19 Es geht hier nicht um Prüfungen aufgrund eigenen Fehlverhaltens. Diese Prüfungen kennen wir ebenfalls in unserem Leben. Hier ist der Grund der Prüfung aber ein anderer. Den drei Freunden wird keinerlei Fehlverhalten vorgehalten. Im Gegenteil: Kapitel 1 zeigt uns, von welchem Charakter die drei waren.
  • 20 Die Zusage aus Offenbarung 3,10 gilt nicht dem gläubigen Überrest, sondern den Gläubigen der Gnadenzeit. Wir werden nicht in die Drangsal hineinkommen, die über diese Erde kommt, bevor der Herr Jesus sichtbar zurückkommt und sein Reich in Macht und Herrlichkeit gründet.
  • 21 Diesen Punkt möchte ich deutlich betonen, da es viele Christen gibt, die das glauben. Näher darauf einzugehen, würde über den Rahmen dieser Auslegung hinausgehen. Der interessierte Leser sei z. B. auf das Buch von W. Lickley: „Die Botschaft des Propheten Maleachi für die heutige Zeit“ (E. Paulus Verlag), S. 135–143, verwiesen. Dort werden insgesamt 14 Gründe angeführt, die dafür sprechen, dass die Gläubigen der Gnadenzeit vor der Drangsal entrückt werden.
  • 22 Zitiert nach: http://de.wikiquote.org/wiki/Johann_Albrecht_Bengel, 13.02.2014
  • 23 Vgl. die Begebenheit von Elisa und seinem Knaben in 2. Könige 6,17
  • 24 H. G. Moss nennt einen Zeitversatz von etwa 10 Jahren, ohne das allerdings zu begründen (Quelle: Moss, H. G: Der Prophet Daniel, CSV Hückeswagen)
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