Betrachtungen über die Briefe des Petrus
1. Petrus 4
„Da nun Christus für uns im Fleisch gelitten hat, so wappnet auch ihr euch mit demselben Sinn; denn wer im Fleisch gelitten hat, ruht von der Sünde, um die im Fleisch noch übrige Zeit nicht mehr den Begierden der Menschen, sondern dem Willen Gottes zu leben“ (Verse 1–2).
Petrus erwähnte schon im zweiten Kapitel, dass Christus „unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen hat, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben“ und im dritten Kapitel „denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führe“ (Kap. 2,24; 3,18). Christus hat für uns gelitten, d.h. er ist für uns gestorben. Er war gehorsam bis zum Tod. Wenn er für uns litt bis in den Tod, kann dann der Weg des Christen in der Nachfolge des Herrn ein anderer sein? Gewiss nicht! Es gilt den Tod des Christus auf unser praktisches Leben anzuwenden. Christus wollte lieber sterben, als ungehorsam sein. „So wappnet auch ihr euch mit demselben Sinn“, führt der Apostel aus. Er will sagen, dass wir willig sein möchten zu leiden. Ist dies der Fall, tritt das Fleisch, unsere alte Natur, nicht in Tätigkeit, wir sind also von der Sünde befreit und so wie Christus, nachdem er für die Sünde gelitten hat, zur Ruhe einging und nie mehr etwas mit der Sünde zu tun haben wird, sind auch wir – in ihm – zur Ruhe gelangt. Auf Grund des vollendeten Werkes auf Golgatha ruhen nun auch wir von der Sünde, und das bedingt praktisch, dass wir die Zeit, die uns nach der Bekehrung noch zur Verfügung steht „nicht mehr den Begierden der Menschen, sondern dem Willen Gottes leben“. Petrus offenbart hier die gleiche Wahrheit, die Paulus in Römer 6 kundtut: „Denn wer gestorben ist, ist freigesprochen von der Sünde“ (Röm 6,7). Das ist die gleiche Wahrheit, nur betont Paulus den Grundsatz und Petrus die praktische Durchführung, indem er die Leiden des Herrn als Muster hinstellt; Leiden, die allerdings nicht von der Wahrheit, dass er für uns gestorben ist, getrennt werden können. Der Wille des Menschen ist dem Willen Gottes völlig entgegengesetzt. Satan weiß dies, darum versucht er, uns auf alle mögliche Weise wieder in die Sünde der Welt zu verstricken, aus der uns Gottes Gnade gerettet hat.
„Denn die vergangene Zeit ist uns genug, den Willen der Nationen vollbracht zu haben, indem ihr wandeltet in Ausschweifungen, Begierden, Trunkenheit, Schwelgereien, Trinkgelagen, und frevelhaften Götzendienereien; wobei es sie befremdet, dass ihr nicht mitlauft zu demselben Treiben der Ausschweifung, und sie lästern euch – die dem Rechenschaft geben werden, der bereit ist, Lebende und Tote zu richten“ (Verse 3–5).
Mit Beschämung denkt der Gläubige zurück an die Zeit da er seinem eigenen, sündigen Willen gefolgt ist, wie könnte er denn nun wieder in die Fußstapfen des Verführers treten. Die Welt ruft ihm zu: „Komm, mach mit!“, aber der Befreite in Jesus Christus folgt den „bösen Buben“ nicht. Das befremdet die Kinder dieser Welt. Sie können nicht verstehen, dass wir die Löwengrube der Verfolgungen, des Gespöttes, der Verleumdungen, ja des Hasses jeder Einwilligung in die Sünde vorziehen. Petrus betont, dass das göttliche Gericht vor der Tür steht. Gott ist bereit, Lebende und Tote zu richten. Da aber Gott nicht den Tod des Sünders will, sondern dass er lebe, ließ Er das kostbare Evangelium verkündigen, das, weil alle gesündigt haben, auch allen angeboten werden soll. Was soll und wird die Folge sein, wenn man ein solch großes Heil ausschlägt? Gott wird jeden ohne Ansehen der Person zur Rechenschaft ziehen und da wird der Sünder auf Tausend nicht Eins antworten können. Man kann nicht ungestraft mit Gottes Langmut spielen.
„Denn dazu ist auch den Toten gute Botschaft verkündigt worden, damit sie zwar gerichtet werden dem Menschen gemäß nach dem Fleisch, aber leben möchten Gott gemäß nach dem Geist“ (V. 6).
Wir haben schon im vorherigen Kapitel darauf hingewiesen, dass uns die Heilige Schrift keine Hoffnung auf eine Gnadenpredigt nach dem Tod gibt. Heute ist der Tag des Heils, nicht morgen. Nur das Heute gehört dir, nicht das Morgen. Unser Vers will erneut zeigen, dass kein Mensch, wenn er verloren geht, eine Entschuldigung hat. Hiob sagt schon, dass Gott mit jedem Menschen zwei- oder dreimal redet – und wie oft Er sich deinem Herzen schon bezeugt hat, das weißt du ja am besten selber –, um sein Leben abzuwenden von der Grube des ewigen Verderbens. Das Gericht Gottes ist frei von jeder Ungerechtigkeit. Ein menschliches Gericht kann in guter Treue doch Irrtümer begehen, das göttliche Urteil entspricht genau dem, was der Mensch nach dem Fleisch, d.h. hier lebend, getan oder nicht getan hat. Es wird da kein Versehen geben und nichts Ungereimtes sich einschleichen können. Diese Tatsache sollte einen tiefen Einfluss auf unser geistiges Leben ausüben und uns dahin führen, das Fleisch zu fliehen und in Gerechtigkeit und Heiligkeit „Gott gemäß in dem Geist“ zu leben. Möchten wir, wenn der Herr erscheinen wird, als treue Knechte und als treue Mägde erfunden werden.
Für dich nur
darf mein Leben sein,
Und was ich hab' für dich allein,
Weil du am Kreuze mich erworben.
Von Sünd' und Tod bin ich befreit
Und bin zu deinem Dienst geweiht;
Ich lebe jetzt, weil du gestorben.
O welche Huld! Wie liebst du mich!
Ja, was ich bin, bin ich für dich!
„Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge“ (V. 7a).
Man braucht in unseren Tagen, die in besonderer Weise den Stempel der Endzeit tragen, keine besonderen Fähigkeiten, um erkennen zu können, wie nahe das Ende aller Dinge gekommen ist. Petrus redet hier nicht von dem Kommen des Herrn für die Seinen, noch von seiner Ankunft mit den Seinen, sondern er will lediglich betonen, dass jede Stütze des Fleisches schwinden wird und alles Sichtbare, Zeitliche oder Diesseitige vergehen wird. Petrus mag an die Zerstörung Jerusalems gedacht haben, aber wie furchtbar sie auch war und ohne Frage ein Abbild der zukünftigen Gerichte, war diese doch nicht das „Ende“, aber ein Hinweis darauf, dass Gott die Regierung in Händen hat, und dass trotz allen Widerstandes der gottfeindlichen Menschen das „Reich Ihm doch bleiben muss und wird“.
„Seid nun besonnen und seid nüchtern zum Gebet“ (V. 7b).
Der Apostel Paulus ermahnt die Jünglinge durch Titus, besonnen zu sein, und desgleichen die Allgemeinheit „besonnen und gerecht und gottselig zu leben in dem jetzigen Zeitlauf“ (Tit 2,12). Je mehr sich die Weltzeit dem Ende naht, umso angebrachter ist die Besonnenheit, weil Unnüchternheit und Schwärmerei immer mehr überhand nehmen. Das Verharren in der Gebetsgemeinschaft mit den Heiligen und das Flehen in der Kammer wird uns vor den Dingen dieser Welt bewahren und uns befähigen, unseren Lauf in heiligem Wandel, in Frömmigkeit und Gottesfurcht zu vollenden. Satan gibt sich große Mühe, den Sinn der Gläubigen mit äußerem Erfolg mit sichtbaren Dingen, mit dem, was das Fleisch liebt usw. zu betören und von den göttlichen Pfaden abzubringen.
O schenke
uns Beständigkeit
Auf unserem Pfad zur Herrlichkeit,
Bis wir dich ewig schauen werden;
Und lenke völlig Herz und Sinn
Von allem, was uns hier Gewinn,
Weg von der Eitelkeit der Erden!
Lass uns die Zeit der Fremdlingschaft
Hier wandeln, Herr, in deiner Kraft!
„Vor allem habt untereinander eine inbrünstige Liebe, denn die Liebe bedeckt eine Menge von Sünden“ (V. 8).
Liebe ist das Kennzeichen des neuen Lebens, das uns in Christus Jesus geschenkt ist. Liebe muss sich betätigen, sie kann nicht passiv sein. Der Apostel stellt die Liebe „vor alle anderen Dinge“. Sie ist die schönste, lieblichste und anmutigste aller christlichen Tugenden. Wo die Liebe fehlt, fehlt alles und das christliche Zeugnis ist dahin. Die Liebe soll gegenseitig und „inbrünstig“ sein. Inbrünstige Liebe denkt nicht an sich selbst, sondern hat nur das Wohl des anderen im Auge. Sie ist fähig, die Schwachheiten der anderen zu tragen, darum ist sie imstande „eine Menge von Sünden“ zuzudecken, aber wohlgemerkt nicht die eigenen, sondern die des anderen. Schon Salomo sagt: „Hass erregt Zwietracht, aber Liebe deckt alle Übertretungen zu“ (Spr 10,12), und Johannes schreibt den Gläubigen, indem er sie auf die große Liebe Gottes aufmerksam macht: „So sind auch wir schuldig, einander zu lieben“ (1. Joh 4,11). Vergessen wir nicht, dass solche Liebe nicht nur ein eindringliches Zeugnis für das Evangelium ist, sondern dass auch Gott auf eine in Liebe verbundene Gemeinschaft mit Wohlgefallen herabschaut.
Liebe kann
uns alles geben,
Was auf ewig nützt und ziert,
Und zum höchsten Stand erheben,
Der die Seelen aufwärts führt.
Menschen- oder Engelzungen,
Wo sich keine Lieb' erweist,
Wie beredt man sie sonst preist,
Wie beherzt sie angedrungen,
Sind ein flüchtiger Gesang,
Sind ein Erz- und Schellenklang.
„Seid gastfrei gegeneinander ohne Murren“ (V. 9).
Gastfreundschaft ist ein weiteres Zeugnis wahren Christentums. Auch der Hebräerbrief spricht davon: „Die Bruderliebe bleibe. Die Gastfreundschaft vergesst nicht, denn durch diese haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt“ (Heb 13,1.2). Im Gegensatz zu dem was vergeht, ist Bruderliebe und Gastfreundschaft von ewigem Wert, also unvergänglich. Der Strahl der göttlichen Liebe leuchtet hell hinein in das Dunkel der diesseitigen Welt und das Unvergängliche in das Vergängliche. Wir sehen also, dass Liebe noch etwas mehr ist, als was wir bereits betrachtet haben. Liebe ist bereit, Opfer zu bringen. Wann leuchtete die Liebe unseres Heiland-Gottes heller, als in dem Augenblick, da Er bereit war, sein Leben als Opfer auf die Schlachtbank zu legen. Lasst es uns nicht vergessen: Liebe und Opfersinn gehören zusammen. Wir möchten geneigt sein zu denken, dass die Beifügung der Worte „ohne Murren“ überflüssig sei. Und doch, die Erfahrung lehrt, wie wichtig und angebracht sie sind. Es kann sein, dass man je nach dem auch einmal unsympathische Gäste zu beherbergen hat, oder die Hausfrau ist so in Anspruch genommen und da kommen auch noch Gäste...! Ich kannte eine Schwester, die so gern wie sie Besuch hatte, so ungern das Abwaschen besorgte. Aber natürlich: je mehr Besuch, umso mehr Geschirr zum Abwaschen. Ich schenkte ihr den Wandspruch: „Tut alles ohne Murren!“ und war neugierig zu erfahren, wo sie ihn platzieren würde. Sie hängte ihn über den Spülstein. Ja, Gott blickt freundlich auf das gastfreie Haus und wir erleben es immer wieder: gastfreie Häuser sind gesegnete Häuser.
„Je nachdem jeder eine Gnadengabe empfangen hat, dient einander damit als gute Verwalter der mannigfaltigen Gnade Gottes“ (V. 10).
Jegliche Gnadengabe kommt von Gott und wenn wir den großen, herablassenden Geber schätzen, werden wir auch die geschenkte Gabe gottgemäß verwalten. Gott wünscht, dass wir einander dienen, aber nicht jeder kann das in der gleichen Weise. Gott verteilt die Gaben nach seinem Gutdünken völlig ungleich, aber doch so, dass sie alle in göttlicher Harmonie zum Wohl und Nutzen seines erlösten Volkes dienen müssen.
„Wenn jemand redet, so rede er als Aussprüche Gottes; wenn jemand dient, so sei es als aus der Kraft, die Gott darreicht, damit in allem Gott verherrlicht werde durch Jesus Christus, dem die Herrlichkeit ist und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen“ (V. 11).
Das Wort Gottes hat uns viele Anweisung gegeben, wie wir reden sollen. Es handelt sich hier offenbar um das öffentliche Reden in den Zusammenkünften, was natürlich die Verantwortlichkeit des Redenden erhöht. Ach, wie ist im Lauf der Zeit die erfrischende Wirksamkeit des Heiligen Geistes zu einer gewohnheitsmäßigen Tätigkeit hinabgesunken. Möchte die Abhängigkeit vom Herrn unter der Leitung seines Geistes wieder lebendig werden, dass nicht unsere Gedanken, sondern des Herrn Aussprüche wieder Geltung haben. Nur so kann der Dienst in Kraft sein und den Hörenden das gegeben werden, was Gott zu ihrer Förderung und Erbauung geben und schenken will. Dann wird der Name des Herrn inmitten der Seinen wieder erhoben und verherrlicht werden. Dies sollte unser Ziel sein. Herrlichkeit, Anbetung und Macht aber sei dem Herrn Jesus.
„Geliebte, lasst euch durch das Feuer der Verfolgung unter euch, das euch zur Prüfung geschieht, nicht befremden, als begegne euch etwas Fremdes; sondern insoweit ihr der Leiden des Christus teilhaftig seid, freut euch, damit ihr auch in der Offenbarung seiner Herrlichkeit mit Frohlocken euch freut“ (Verse 12–13).
Der Weg der Christen war von Anfang an ein Weg der Verfolgungen. Sie fanden ihren Höhepunkt unter dem grausamen Kaiser Nero und später in den Folterkammern der Inquisition einer von Gott abgefallenen sogenannten Kirche, besonders im Mittelalter. Aber das Blut der Märtyrer war der Same der Kirche. Das Zeugnis des Herrn wuchs und erstarkte und ist heute trotz der kleinen Kraft – wie paradox das klingen mag – größer denn je. Müssen wir uns wundern, wenn der Apostel schreibt, dass die Kinder angesichts der Leiden nicht erschrecken sollten? Christus hat gelitten und wir leiden, das ist nicht befremdlich, im Gegenteil ein Anlass zu Freude, denn die Welt ist solcher Leiden nicht wert. Dem Tag der Leiden folgt der nie endende Tag der Herrlichkeit und Glückseligkeit. Das Feuer der Prüfung wird das Gold nur in umso herrlicherem Glanz erscheinen lassen. Es ist müßig zu sagen, dass es sich hier selbstverständlich nur um Leiden um Christi willen handeln kann. Darum haben die, die einst gelitten haben, teil an der Offenbarung seiner Herrlichkeit, und das mit Frohlocken. Es ist für den Gläubigen ein befriedigendes Gefühl zu wissen, dass der, der hier geschmäht, verachtet und verhöhnt war, doch noch zu seinem Recht kommt und in Herrlichkeit auf dieser Erde erscheinen wird, mit Jubel und Frohlocken von den himmlischen Heerscharen und all seinen Bluterkauften begleitet. Er wird Thron und Herrschaft auf der Erde aufrichten.
„Wenn ihr im Namen Christi geschmäht werdet, glückselig seid ihr! Denn der Geist der Herrlichkeit und der Geist Gottes ruht auf euch. Bei ihnen freilich wird Er verlästert, bei euch aber wird er verherrlicht“ (V. 14 und Anmerkung).
Christus kam als das Licht in die Finsternis dieser Welt. Aber die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht. Darum schmähten sie den Träger des Lichts. Den Seinen geht es als seinen Nachfolgern auch nicht besser, denn wenn der Meister solches erlitten, wie wird es dann seinen Knechten ergehen! Dennoch liegt kein Grund zum Verzagen vor; vielmehr sind die glückselig zu preisen, die um seines Namens willen geschmäht werden. Dies ist kein Verlust, sondern ein großer Gewinn. Ein Gewinn allerdings, der sich erst in der Herrlichkeit auswirken wird – aber als Unterpfand besitzen wir schon heute den „Geist der Herrlichkeit“. Wir dürfen uns der Leiden rühmen, die wir um Christi willen zu erdulden haben. Und der Geist Gottes, der auf uns ruht ist die Bürgschaft, dass wir in Ewigkeit lobpreisen werden, weil die Leiden der Jetztzeit sich wandeln werden in jubelnde Freude der Herrlichkeit. Mögen die Lästerer toben, Kinder Gottes sind immer im Vorteil, denn das, was jene lästern, ist ihr kostbares, unverlierbares und unveränderliches Erbe in Herrlichkeit. So hat schon der Herr die Jünger belehrt: „Glückselig seid ihr, wenn die Menschen euch hassen und wenn sie euch ausschließen und schmähen und eure Namen als böse verwerfen um des Sohnes des Menschen willen; freut euch an jenem Tag und hüpft vor Freude, denn siehe, euer Lohn ist groß in dem Himmel; denn genauso taten ihre Väter den Propheten“ (Lk 6,22.23).
Du hast vom
Tode uns befreit,
Von jedes Feindes Macht;
Jetzt und in alle Ewigkeit
Sei Dir das Lob gebracht.
„Dass doch niemand von euch leide als Mörder oder Dieb oder Übeltäter oder als einer, der sich in fremde Sachen mischt; wenn aber als Christ, so schäme er sich nicht, sondern verherrliche Gott in diesem Namen.“ (Verse 15–16).
Es ist dem Apostel ein großes Anliegen, dass die Heiligen auch wirklich ihrer Stellung gemäß in Christus einen heiligen Wandel führen möchten. Sehr, sehr traurig und beschämend ist es, wenn ein Christ – und es kommt mehr vor als wir denken – um Böses willen leidet. Das sollte nicht so sein. Welch tiefe Schmach fällt dadurch auf den Namen des Herrn! Wenn aber jemand um seines christlichen Charakters willen – der das, was dem Herrn nicht wohlgefällig ist, nicht duldet – leidet, so braucht er sich nicht zu schämen. Er kann und darf Gott dafür danken und Ihn preisen. Ein besonders großes Übel finden wir bei manchen Christen, Männer wie Frauen, dass sie sich „in fremde Sachen mischen“. Ach wie böse ist es doch in den Versammlungen bestellt, wo einer glaubt, er müsse der Detektiv des anderen sein und sich anmaßt, Dinge beurteilen zu können, zu denen der Herr ihn weder befähigt noch berufen hat. Wie viele böse und ungute Gerüchte wurden so über treue Brüder und Schwestern zum Schaden des Zeugnisses ausgestreut. Es ist offenbar, dass solches Tun früher oder später auf die Fehlenden zurückfällt. Möchten wir alle, Alt und Jung, Brüder und Schwestern, immer wieder an die Worte denken, die Paulus an die gläubigen Korinther schreibt: „Die Liebe neidet nicht, die Liebe tut nicht groß [ist nicht überheblich], sie bläht sich nicht auf [als Alleswisser], sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles“ (1. Kor 13,4.7).
„Denn die Zeit ist gekommen, dass das Gericht anfange bei dem Haus Gottes; wenn aber zuerst bei uns, was wird das Ende derer sein, die dem Evangelium Gottes nicht gehorchen? Und wenn der Gerechte mit Not errettet wird, wo will der Gottlose und Sünder erscheinen?“ (Verse 17–18).
Immer wieder tritt der Charakter des Briefes des Petrus zu Tage: die Herrschaft, die Regierung und das Reich des Christus. Aber wie ernst ist es doch, dass der Apostel das „Haus Gottes“ in Verbindung mit dem Gericht bringen muss. Einem Gericht, das bereits seinen Anfang genommen hat, obwohl die Gnadenzeit noch währt. Es wird kaum nötig sein, zu bemerken, dass mit dem „Haus Gottes“ die Gemeinde des Herrn, die Versammlung der Erlösten und Erretteten gemeint ist. Dieses Haus trägt die ganze Verantwortlichkeit des Namens, nach dem es genannt ist. Dem Haus Gottes geziemt Heiligkeit. Schon zu Apostelzeiten begann man, schläfrig und gleichgültig zu werden und damit öffnete man der Unheiligkeit Tür und Tor. Gott war es sich selbst schuldig, im Gericht einzugreifen, denn seine heiligen Augen konnten das Böse nicht sehen und nicht dulden. So musste Gott Wege der Züchtigung beschreiten, um einerseits das Haus zu reinigen und andererseits die Heiligen von den eingegangenen Bindungen mit der Welt zu lösen. Es sind Wege, die bis in unsere Tage ihre Fortsetzung gefunden haben. Wir finden dasselbe bei Israel: als seine Schuld zu Gott schrie, befahl Gott die Reinigung, das Gericht, und dieses musste bei seinem Heiligtum beginnen. „Sie fingen an bei den alten Männern, die vor dem Haus waren“ (Hes 9,6). Wie ernst ist es doch, wenn Gott zu seinem Volk von Gericht reden muss! In der Offenbarung beginnt das Gericht bei der Kirche (Kap. 2 und 3) und endet im Gericht über die Welt, wenn die wahre Kirche zu Gott entrückt sein wird. Wir haben schon darauf hingewiesen, dass es befremdlich ist, dass Gott in Verbindung mit seinem Haus von Gericht spricht, aber dieses Gericht ist nur für diese Erde, für die Laufbahn, auf der wir unter Verantwortlichkeit stehen. Aber wenn Gott mit uns den Weg auf dieser Erde gehen soll, so kann es nur in Absonderung von allem Bösen sein, und zwar sowohl in Bezug auf den praktischen Wandel als auch in Bezug auf die Lehre – in beiden Fällen verabscheut Gott das Böse. Wenn nun aber das Gericht schon bei den Kindern Gottes beginnt und Gott sie seine Heiligkeit spüren lässt, was soll dann mit dem Sünder und Gottlosen geschehen? Unrettbar verloren müssen sie als Sünder vor dem heiligen Thron erscheinen, und da ist keiner, der für sie eintritt, denn den, der für sie hätte eintreten können, haben sie samt seinem Evangelium verworfen. Sie wollten nicht, dass dieser über sie herrsche. Arme verlorene Welt!
„Schuldig,
schuldig!“ heißt der Schluss,
Den der Sünder muss erfahren;
Dieses Urteil Gottes muss
Sich an jeglichem erwahren.
Wer es glaubt hienieden nicht,
Der erfährt es im Gericht.
„Daher sollen auch die, die nach dem Willen Gottes leiden, einem treuen Schöpfer ihre Seelen anbefehlen im Gutes tun.“ (V. 19).
Eine große Ermunterung! Wir sind nicht allein, wenn wir Leiden ausgesetzt sind in dieser argen Welt. Der Schöpfer-Gott hält zu seinen Geschöpfen, Er will ihnen beistehen und ihnen aushelfen. Wir sehen auch hier, dass das zarte, innige Verhältnis, das die Glieder mit ihrem Haupt verbindet, fehlt. Es ist hier nicht der Heiland, der in Sanftmut und Güte als der Gute Hirte seine Schäflein weidet, nein, es ist der Schöpfer-Gott, dem das Geschöpf unterworfen ist. Wir alle stehen unter seiner Herrschaft. Wir sind Ihm verantwortlich. Gerade heute, wo der Mensch geneigt ist, alle Autorität zu verleugnen und abzulehnen, ist unser Wort von großer Wichtigkeit, denn der Schöpfer hat ein Recht, von seinen Geschöpfen völlige Unterwerfung und restlosen Gehorsam zu fordern. Dem demütigen Christen bietet dies keine Schwierigkeit und er ist dankbar, dass er angesichts aller Anfechtungen seitens der Welt, die durch den Fürsten der Finsternis, Satan, aufgestachelt ist, seine Seele einem treuen Schöpfer anbefehlen darf und zwar im praktischen Tun dessen, was Gott wohlgefällig ist. Das haben auch die drei Männer im Feuerofen erfahren. Gott konnte ihnen den schweren Weg nicht ersparen, aber Er ging mit ihnen in den Ofen und sie schauten die Hilfe, den Sieg und die Herrlichkeit des Herrn! Großer und wunderbarer Gott!
Gott ist das
Licht. Wen dieses Licht erhellt,
Der kennet Weg und Bahn;
In seinem Glanz durchschreitet er die Welt!
Und stößet sich nicht an.
O selig, wer entgangen
Dem Reich der Finsternis!
Wer Lebenslicht empfangen,
Dem ist das Ziel gewiss.