Ährenlese im Neuen Testament (Johannes)
Kapitel 19-21
Johannes 19,1–16
Zum Spott werfen die Soldaten Jesu ein Purpurkleid um und setzen Ihm eine Krone aus Dornen aufs Haupt. Und Pilatus lässt es zu, Ihn so dem Volk vorzuführen: «Siehe, der Mensch!» – «Kreuzige, kreuzige ihn!» antworten die Obersten voller Wut. Und sie bringen einen neuen Anklagegrund vor: Er hat gelästert, Er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht. Aber das bringt den Statthalter nur noch mehr in Verlegenheit. Der da vor ihm steht, könnte also nicht nur ein König, sondern ein Gott sein (Vers 7.8). Um sich Sicherheit zu geben, beruft er sich auf seine Macht; aber der Herr Jesus bringt ihn wieder in seine wahre Stellung zurück. Dieser heidnische Regierungsbeamte vernimmt, sicher zum ersten Mal, durch welche Autorität er eingesetzt worden ist: nicht durch die des Kaisers, wie er meint, sondern durch die «von oben» (Vers 11;
Johannes 19,17–30
Er, der einige Tage zuvor in seiner ganzen königlichen Majestät in Jerusalem eingezogen war, geht jetzt hinaus, «sein Kreuz tragend». Der gleiche Gegensatz erscheint in der Überschrift, die Pilatus auf das Kreuz setzt: «Der König der Juden» ist Jesus, der Nazaräer. Er wird zwischen «zwei anderen» gekreuzigt und unter die Übeltäter eingereiht. Dieses Evangelium berichtet uns aber nicht von den Lästerungen, die Er von den Vorübergehenden erdulden musste (
Beachten wir, wie sich alles, bis in die kleinsten Einzelheiten, abspielen muss, «auf dass die Schrift erfüllt würde»: die Verteilung der Kleider (Vers 24), der Essig, der Jesu gegeben wird (Vers 28; siehe auch Verse 36.37). Dann erfüllt Er selbst den letzten Akt seines freiwilligen Gehorsams: Er übergibt den Geist (Kapitel 10,18). Seine Liebe hat am Kreuz alles vollendet. Und wenn jemand denkt, noch etwas tun zu müssen, um sein Heil zu sichern, so höre und glaube er den letzten Worten seines sterbenden Erlösers: «Es ist vollbracht!»
Johannes 19,31–42
Als die Soldaten kamen, um den Gekreuzigten die Beine zu brechen und sie so zu töten, stellten sie fest, dass sie es bei Jesu nicht tun mussten, da Er schon gestorben war. Beim bekehrten Übeltäter erfüllte ihre Brutalität das Wort des Herrn: «Heute wirst du mit mir im Paradiese sein» (
Dann findet das Begräbnis unseres anbetungswürdigen Erlösers statt. Gott hat zwei Jünger vorbereitet, um dem Leib seines Sohnes die in den Schriften angekündigte Ehre zu erweisen (
Johannes 20,1–18
Die erste Person, die an diesem herrlichen Auferstehungsmorgen zum Grab eilt, ist Maria Magdalene, diese Frau, von der der Herr sieben Dämonen ausgetrieben hat (
Eine solche Zuneigung kann Jesus nicht ohne Antwort lassen. Und was Er tut, übersteigt die Gedanken Marias bei weitem! Es ist ein lebendiger Herr, der ihr begegnet, sie bei ihrem Namen ruft, und ihr eine Botschaft von höchster Bedeutung anvertraut; denn persönlich dem Herrn anhangen, ist das Mittel zu einem wirklichen Verständnis. Er beauftragt Maria, seinen «Brüdern» zu verkündigen, dass das Kreuz Ihn keineswegs von ihnen getrennt habe, sondern die Grundlage zu ganz neuen Beziehungen bilde. Welch unschätzbare Tatsache: sein Vater ist unser Vater, und sein Gott ist unser Gott geworden. Der Herr Jesus hat uns zur Freude seines eigenen Herzens für immer in diese glückseligen Beziehungen gebracht (
Johannes 20,19–31
Es ist Abend an einem wunderbaren ersten Tag der Woche. Gemäss seiner Verheissung kommt der Herr in die Mitte der versammelten Jünger (Kapitel 14,19). Er zeigt ihnen in seinen Händen und in seiner Seite die «sicheren Kennzeichen», dass ihr Friede mit Gott gemacht ist (
An diesem Sonntag war Thomas abwesend. Und als die anderen Jünger ihm mitteilen: «Wir haben den Herrn gesehen», bleibt sein Herz kalt und ungläubig. Wieviele Kinder Gottes entsagen leichtfertig dem kostbaren Zusammenkommen zum Herrn Jesus hin -vielleicht, weil sie in ihrem Innern nicht an seine Gegenwart glauben. Thomas stellt den jüdischen Überrest dar, der Ihn später, wenn er Ihn sieht, als seinen Herrn und seinen Gott erkennen wird. «Was sind das für Wunden in deinen Händen?», wird er fragen (
Johannes 21,1–14
Nur sieben Jünger kommen zu dem Treffpunkt, den der Herr Jesus mit ihnen in Galiläa vereinbart hat (
Und jetzt begegnen sie dem Meister, der für seine müden Knechte alles vorbereitet hat. Er hat ihre Fische nicht nötig (Vers 9), doch verachtet Er das Ergebnis ihrer Arbeit nicht (Vers 10) und lässt es genau zählen (Vers 11).
Wie oft vergessen wir, wie diese Jünger, unser grosses und nahe bevorstehendes Zusammentreffen mit dem Herrn! Wie oft auch sollten wir inmitten unserer Umstände, in den Niederlagen und in den Erfolgen, schneller Den erkennen, der zu uns spricht, und feststellen können: «Es ist der Herr» (Vers 7).
Johannes 21,15–25
Dem Herrn blieb hienieden noch übrig, einen letzten Liebesdienst an seinem Jünger Petrus zu erfüllen. Dreimal hatte dieser seinen Meister verleugnet. Dreimal musste er durch eine schmerzliche Frage erforscht werden: Du hast behauptet, mehr Zuneigung zu mir zu haben als diese hier, sie aber haben mich nicht verleugnet (
Das Evangelium ist zu Ende. Aber alles, was die unendliche Person, die es erfüllt, getan, ausgesprochen oder erfahren hat, ist von unschätzbarem Interesse, und Gott hat es nicht vergessen (Vers 25). Es sind unerschöpfliche Bücher, die wir während der Ewigkeit lesen werden. In der gegenwärtigen Zeit soll jeder Erlöste mit Inbrunst an den letzten Worten seines Herrn testhalten. «Folge du mir nach».