Kann ein Christ verloren gehen?

Auserwählung

Kann ein Christ verloren gehen?

Wir kommen jetzt zu einem weiteren Gesichtspunkt, der für das Thema „Heilsgewissheit“ von Bedeutung ist. Das Erlösungswerk des Herrn Jesus am Kreuz von Golgatha ist nämlich nicht die „Reaktion“ Gottes auf die Sünde, sondern geht auf einen ewigen Plan zurück. In diesem Ratschluss Gottes kommt nicht nur die Allwissenheit Dessen zum Ausdruck, der das Ende bereits am Anfang verkünden kann (Jes 46,10), sondern auch Sein bestimmter, unumstößlicher Wille (Apg 2,23; Eph 1,11) und Sein ewiger Vorsatz (Eph 3,11).

Der Ratschluss Gottes ist so ewig wie Er selbst, wie wir aus den vom Heiligen Geist in diesem Zusammenhang gewählten Ausdrucksweisen „ewiger Vorsatz“ (Eph 3,10), „ehe die Welt war“ (Joh 17,5), „vor den Zeitaltern“ (1. Kor 2,6), „vor den Zeiten der Zeitalter“ (2. Tim 1,9), „vor ewigen Zeiten“ (Tit 1,2) und dem dreimaligen „vor Grundlegung der Welt“ (Joh 17,24; Eph 1,4; 1. Pet 1,20) entnehmen können. In der Ewigkeit vor Erschaffung der Welt hat Gott jeden Einzelnen derer, die einmal an Seinen Sohn glauben würden, erkannt. Er kannte in Seiner Allwissenheit auch jeden anderen Menschen, doch die Vorkenntnis, von der die Bibel spricht, bezieht sich nur auf Gläubige. Nach Römer 8,29 sind wir nicht nur „zuvor erkannt“, sondern auch „zuvor bestimmt zur Sohnschaft“.

Er wusste, wann wir geboren werden würden, wer und wie wir als in Sünde geborene Menschen sein würden, aber Er wusste auch, dass wir uns bekehren und an Seinen Sohn glauben würden! Die Vorkenntnis Gottes hatte ein bestimmtes, herrliches Ziel, das Seinem Ratschluss und Vorsatz entsprach.

Auserwählt in Christus

Mit dieser Vorkenntnis Gottes ist die Auserwählung aller derer verbunden, die einmal vereint mit dem Herrn Jesus, ihrem Erlöser und Herrn, in der Herrlichkeit ewige Freude in Gemeinschaft mit Gott, dem Vater, genießen werden. Denn wie Petrus gleich zu Anfang seines ersten Briefes schreibt, geschah unsere Auserwählung „nach Vorkenntnis Gottes“ (1. Pet 1,2).

Im Brief an die Epheser, der die persönlichen und gemeinsamen Segnungen derer, die an den Herrn Jesus glauben, beschreibt, wird uns mit geteilt, dass wir in Christus, den der Vater vor Grundlegung der Welt liebte und als Opferlamm zuvor erkannte, vor Grundlegung der Welt auserwählt sind (Eph 1,4). Unsere Segnungen sind also nicht nur das Ergebnis der Barmherzigkeit Gottes gegenüber verlorenen Sündern, sondern beruhen auf einem Beschluss, den Er bereits gefasst hatte, ehe die Welt existierte und ehe einer von uns geboren war oder auch nur eine einzige Sünde begangen hatte. Ursprung und Ziel dieser göttlichen Auserwählung liegen also außerhalb der Schöpfung.

Der ewige Ratschluss Gottes besteht jedoch nicht nur in Seiner Vorkenntnis und Auserwählung derer, die an Seinen Sohn glauben sollten, sondern er umfasst auch ihre Vorbestimmung zu einem wunderbaren, ewigen Teil. Gott hat alles, was damit zusammenhängt bis ins Einzelne vorher festgelegt. Der Herr Jesus wurde nicht nur gekreuzigt, weil Sein eigenes Volk Ihn verwarf und weil Pilatus, der römische Statthalter, ihn zum Tode verurteilte, sondern weil Gottes Hand und Ratschluss es so zuvor bestimmt hatte (Apg 4,28).

Auch die Segnungen, die Gott in Christus für die Seinen von Ewigkeit her bereitgehalten hat, die aber in den Zeiten vor dem Kreuz nicht bekannt waren, nennt der Apostel Paulus in 1. Korinther 2,7 „Gottes Weisheit in einem Geheimnis, die verborgene, die Gott vor den Zeitaltern zu unserer Herrlichkeit zuvor bestimmt hat.“ Und wenn wir an uns selbst denken, lesen wir in Epheser 1,11, dass wir „zuvor bestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Rat seines Willens“.

Nicht über das Wort Gottes hinausgehen

Dadurch, dass man weitergeht als Gottes Wort es zulässt, werden die Vorkenntnis, die Auserwählung und die Vorbestimmung manchmal in einen falschen Zusammenhang gestellt. Wir dürfen jedoch nicht über das, was Gottes Wort uns offenbart, hinausgehen. Darin finden wir zwar wunderbare Aussagen über die ewigen Gedanken Gottes bezüglich derjenigen, die einmal bei Ihm in der Herrlichkeit sein werden, aber keine einzige Stelle über eine ewige Vorbestimmung anderer Menschen zur Verdammnis! Alle, die verloren gehen, werden ihre gerechte Strafe für ihre Sünden empfangen, jedoch nicht auf Grund einer Vorbestimmung Gottes, sondern „nach ihren Werken“ (Off 20,11–15; vgl. Röm 9,22–24).

Für den Verstand des natürlichen Menschen scheint hierin ein Widerspruch zu liegen, mit dem er sich nicht abfinden kann. Doch für den Glauben gibt Gottes Wort in Jesaja 55,8.9 eine einfache Antwort: „Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR. Denn wie der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege, und meine Gedanken als eure Gedanken.“ Die Weisheit Gottes steht unendlich hoch über unserer schwachen Erkenntnis. Doch gibt Er uns in Seinem Wort Einblicke in Seinen Ratschluss, den Er in der Ewigkeit vor Erschaffung der Welt bezüglich derer, die Er einmal erlösen wollte, gefasst hat. Wenn wir uns daran halten, werden wir vor dem Vorwurf bewahrt bleiben: „Wer bist du denn, o Mensch, dass du das Wort nimmst gegen Gott?“, der in Römer 9,20 an diejenigen gerichtet wird, die Gottes Souveränität nicht akzeptieren wollen.

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