Einführender Vortrag zum 1. Petrusbrief
Kapitel 3
Die Ermahnung ist nicht auf Sklaven beschränkt. Hier wird den verschiedenen Beziehungen im praktischen Leben begegnet. Auf jeden Fall werden die wichtigsten berücksichtigt und insbesondere das große sittliche Band zwischen Frauen und ihren Ehemännern. Dann folgt die allgemeine Ermahnung: „Endlich aber seid alle gleichgesinnt, mitleidig, voll brüderlicher Liebe, barmherzig, demütig, und vergeltet nicht Böses mit Bösem, oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern im Gegenteil segnet, weil ihr dazu berufen worden seid, daß ihr Segen ererbet.“ [V. 8–9]. Welch eine Stellung für einen Christen – für einen Segen berufen, um ein Segen zu sein! Das wird in einzigartiger Weise (indem es bestätigt, was wir schon angemerkt haben) von den Psalmen bekräftigt. In Kapitel 1 zitiert Petrus das Gesetz, in Kapitel 2 die Propheten und nun in Kapitel 3 die Psalmen. So werden alle lebendigen Aussprüche Gottes in einen Nutzen für Christen verwandelt. Du mußt nur Sorge tragen, daß du dieselben oder einen Teil derselben nicht mißbrauchst!
„Denn wer das Leben lieben und gute Tage sehen will, der enthalte seine Zunge vom Bösen, und seine Lippen, daß sie nicht Trug reden; er wende sich ab vom Bösen und tue Gutes; er suche Frieden und jage ihm nach; denn die Augen des Herrn sind gerichtet auf die Gerechten, und seine Ohren auf ihr Flehen; das Angesicht des Herrn aber ist wider die, welche Böses tun.“ [V. 10–12]. Danach fragt Petrus: „Und wer ist, der euch Böses tun wird, wenn ihr Nachahmer des Guten geworden seid? Aber wenn ihr auch leiden solltet um der Gerechtigkeit willen, glückselig seid ihr! Fürchtet aber nicht ihre Furcht, noch seid bestürzt, sondern heiliget Christus, den Herrn, in euren Herzen.“ [V. 13–15].
Das führt zu einen anderen wichtigen Punkt: Wenn wir leiden, sollte es niemals für eine Sünde geschehen, und zwar aus dem ergreifenden Grund, weil Christus ein für allemal für Sünden gelitten hat. Möge das genügen! Christus hat für Sünden gelitten. Darauf hat Er, falls wir so sagen dürfen, ein Alleinrecht. Hier soll alles enden. Was bleibt uns dann noch? Er allein war fähig, für Sünden zu leiden. Wir sollten niemals leiden müssen, außer um Christus willen – es sei denn, wie hier erwähnt wird, wegen der Gerechtigkeit. „Denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, auf daß er uns zu Gott führe, getötet nach dem Fleische, aber lebendig gemacht nach dem Geiste, in welchem er auch hinging und predigte den Geistern, die im Gefängnis sind“ [V. 18–19].
Beachten wir sorgfältig, daß Petrus nicht sagt, Christus sei ins Gefängnis gegangen, um den Geistern dort zu predigen! Er benutzt solche Worte nicht und meint auch nichts derartiges. Die erwähnten Geister werden als sich im Gefängnis befindend gekennzeichnet. Sie warten dort auf den Tag des Gerichts. Gott mag sie schon in dieser Welt gerichtet haben; das ist indessen nicht alles. Er wird sie in der nächsten Welt richten. Es mag schon ein Gericht gegeben haben; dieses war aber nicht das Gericht. So schreibt Petrus gerade von diesen Geistern, die hier erwähnt werden: „Welche einst ungehorsam waren, als die Langmut Gottes harrte in den Tagen Noahs, während die Arche zugerichtet wurde, in welche wenige, das ist acht Seelen, durch Wasser gerettet wurden.“ [V. 20].
Das ist nicht eine Beschreibung aller Menschen, die im Unglauben gestorben sind, sondern die Herausstellung einer Generation, die mit dem Segen eines besonderen Zeugnisses an sie begünstigt war und durch einen außergewöhnlichen Gerichtsschlag getroffen wurde. Die Predigt geschah in den Tagen Noahs. Diese Menschen erlebten das Predigen unmittelbar, bevor das Gericht über sie hereinbrach, und zwar weil sie das Zeugnis Christi durch Noah verachteten. So wie der Geist Christi in den Propheten gepredigt hatte, so predigte Er auch durch Noah. Ich erkenne hierin keine Schwierigkeit. Diese Verse enthalten nichts, was als Grundlage für ein Netzwerk von Lehren dienen könnte, welche dem Rest der Bibel fremd sind. Es ist ein Fehler, solche Lehren aus den Worten einer Person herzuleiten, die nicht weiß, was in den unteren Örtern der Erde vorgeht. Es wird nicht von einer Predigt im Gefängnis gesprochen, sondern von Geistern im Gefängnis, noch davon, daß die Predigt im Gefängnis erfolgte. Petrus spricht von der Bevölkerung, welche Noah hörte und damals das Wort des Herrn mißachtete. Nicht der Geist Noahs selbst predigte, sondern der Geist Christi.
Es mag nützlich sein herauszustellen, daß der Heilige Geist insbesondere in Verbindung mit Noah erwähnt wird. So finden wir in 1. Mose 6: „Mein Geist soll nicht ewiglich mit dem Menschen rechten, da er ja Fleisch ist.“ Es wurde eine Zeit der Langmut festgesetzt: „Seine Tage seien hundert und zwanzig Jahre.“ Das heißt, daß der Geist Gottes sich jene ganze Zeit im Zeugnis um die Menschen bemühte. Danach kam die Flut und nahm sie alle hinweg. Ihre Geister werden indessen jetzt im Gefängnis verwahrt, um auf jenes Gericht zu warten, das niemals endet. Warum erwähnt Petrus gerade sie? – Aus diesem Grund: Nur jene wenigen wurden damals errettet, während die große Masse unterging. Beim Nachdenken wird klar, daß kein anderes Beispiel so zutreffend für die Gedankenführung dieses Bibelabschnittes ist – so wenige werden gerettet, und so viele kommen um. Die ungläubigen Juden mochten die Christen wegen ihrer geringen Anzahl verspotten, während die große Masse weiterhin Juden blieb, und diesen geringen Erfolg als Endergebnis für unvereinbar mit dem Kommen des Messias halten. In diesem Einwand liegt keinerlei Kraft. Der Christ konnte antworten, daß, als die Flut kam, auch nur einige wenige errettet wurden, wie das erste Buch Mose, der Juden eigene inspirierte und unbestreitbare Geschichte, zeigt. Jenseits jedes Zweifels kamen damals die Vielen um und wurden noch weniger Menschen errettet, als jüdische Christen zur Zeit dieses Briefes. Damit wird dieser Abschnitt ausreichend verständlich. Es gibt nicht die geringste Entschuldigung dafür, die Sprache dieses Verses falsch auszulegen oder irgendeine Lehre hineinzulesen, welche die übrige Schrift nicht kennt. Der Vers spricht eine ernste Warnung an den Unglauben aus, die sich auf eindeutig vor aller Augen in dieser Welt geoffenbarte Tatsachen stützt, und redet nicht von einer Wahrheit, die nur zu verstehen ist, wenn wir sie auf eine andere Welt beziehen.
„Welches Gegenbild auch euch jetzt errettet, das ist die Taufe (nicht ein Ablegen der Unreinigkeit des Fleisches, sondern das Begehren eines guten Gewissens vor Gott), durch die Auferstehung Jesu Christi.“ [V. 21]. Auch hier gibt unsere [engl.] Bibelversion eine eigenartige Übersetzung. Der Text lautet genau genommen nicht: „Die Antwort eines guten Gewissens.“1 Die wahre Aussage mag die Schwierigkeit der Stelle einen Augenblick lang größer erscheinen lassen (wie es, wie ich annehme, die Wahrheit oft, wenn nicht sogar immer, tut). Wenn sie indessen angenommen und verstanden wird – was würde mit vergleichbarer Kraft auf das Gewissen einwirken? Das [griechische] Wort ist etwas schwierig; doch ich glaube, es spricht nachdrücklich von dem, was das Gewissen wünscht und von Gott erbittet.2 Nun, wenn ein Gewissen vom Heiligen Geist berührt wird – was befriedigt ein solches Gewissen? – Sicherlich nicht weniger als die Annahme vor Gott in Gerechtigkeit! Und das ist genau die Stellung in welche uns die Taufe versetzt. Das bedeutet: Es geht dabei nicht einfach um das Blut Christi, welches niemals von der Taufe versinnbildlicht wird. Noch weniger geht es um das Leben Christi. Nichts dieser Art hat mit der Taufe zu tun. Sie gründet sich in Wirklichkeit auf den Tod Christi; und unser passender Platz in der Taufe wird uns durch Christi Auferstehung gezeigt. So sagt Petrus: „Welches Gegenbild auch euch jetzt errettet, das ist die Taufe.“ Niemals erkennen wir die Erlösung in ihrer wahren Kraft so fest bestätigt wie in der Auferstehung. Du magst erkennen, wie deiner Schuld im Tod begegnet wird. Es gibt jedoch keine Errettung ohne die Kraft der Auferstehung. Beide sind untrennbar verbunden. So führt Petrus, wenn er davon spricht, daß die Taufe uns errettet, notwendigerweise die Auferstehung ein.
„Welches Gegenbild auch euch jetzt errettet, das ist die Taufe (nicht ein Ablegen der Unreinigkeit des Fleisches ...).“ Petrus meint nicht den äußeren Akt des Taufens. Dieser vermag niemand zu erretten. Doch das, was durch die Taufe vorgestellt wird, errettet. Sie verkündet, daß der christliche Mensch einen neuen Platz und eine neue Stellung eingenommen hat – überhaupt nicht in dem ersten Adam, sondern in dem Zweiten Adam in der Gegenwart Gottes. Dieser Mensch ist ohne Sünde und vor Gott angenommen, wie Christus angenommen ist. Das stellt die Taufe vor uns; und zeigt uns, in was sie uns, natürlich als ein Zeichen, hineinführt. „Welches Gegenbild auch euch jetzt errettet, das ist die Taufe (nicht ein Ablegen der Unreinigkeit des Fleisches, sondern das Begehren eines guten Gewissens vor Gott), durch die Auferstehung Jesu Christi, welcher, in den Himmel gegangen, zur Rechten Gottes ist, indem Engel und Gewalten und Mächte ihm unterworfen sind.“
Fußnoten