Die Opfer
Der große Versöhnungstag IV
„Und Aaron soll in das Zelt der Zusammenkunft hineingehen und die Kleider aus Leinen ausziehen, die er anzog, als er in das Heiligtum hineinging, und sie dort niederlegen; und er soll sein Fleisch im Wasser baden an heiligem Ort und seine Kleider anziehen; und er soll hinausgehen und sein Brandopfer und das Brandopfer des Volkes opfern und Sühnung tun für sich und für das Volk. Und das Fett des Sündopfers soll er auf dem Altar räuchern. Und wer den Bock als Asasel fortführt, soll seine Kleider waschen und sein Fleisch im Wasser baden; und danach darf er ins Lager kommen. Und den Stier des Sündopfers und den Bock des Sündopfers, deren Blut hineingebracht worden ist, um Sühnung zu tun im Heiligtum, soll man hinausschaffen außerhalb des Lagers und ihre Häute und ihr Fleisch und ihren Mist mit Feuer verbrennen. Und der, der sie verbrennt, soll seine Kleider waschen und sein Fleisch im Wasser baden; und danach darf er ins Lager kommen.
Und dies soll euch zur ewigen Satzung sein: Im siebten Monat, am Zehnten des Monats, sollt ihr eure Seelen kasteien und keinerlei Arbeit tun, der Einheimische und der Fremde, der in eurer Mitte weilt; denn an diesem Tag wird man Sühnung für euch tun, um euch zu reinigen: Von allen euren Sünden werdet ihr rein sein vor dem HERRN. Ein Sabbat der Ruhe soll er euch sein, und ihr sollt eure Seelen kasteien, eine ewige Satzung“ (3. Mo 16,23–31).
Ich hatte gestern eigentlich gedacht, dass ich mit diesem Kapitel zu Ende gekommen sei; aber der Herr machte mir heute klar, dass ich über einige Punkte doch noch etwas sagen sollte. Darum habe ich jetzt auch diese Verse wieder gelesen. Erst möchte ich auf das zurückkommen, was ich schon gesagt habe. Wenn wir dieses Kapitel prophetisch betrachten, stehen die zwei Böcke in Verbindung mit Israel, und dieser Farren mit uns, die wir das priesterliche Haus Aarons sind – Christus und Seine Versammlung – die Versammlung natürlich nicht gesehen als der Leib Christi (das haben wir nicht im Alten Testament), sondern als das priesterliche Haus derer, die mit Ihm verbunden sind und dadurch ihre Arbeit, ihren Dienst im Heiligtum haben.
Aber das macht auch klar – und das ist sehr wichtig –, dass die prophetische Bedeutung dieses Kapitels nicht in einem Augenblick liegt, wie oft gedacht wird. Das Kapitel ist nicht eine Darstellung des Kreuzes und der Stunden, in denen der Herr starb, sondern es umspannt eine Zeit von jetzt schon mehr als 1900 Jahren. Dieses Kapitel umspannt die ganze Zeit von dem Augenblick an, da der Herr zum Kreuz ging, um dort dieses wunderbare Werk zu vollbringen, bis zu dem Augenblick, da Er auf diese Erde wiederkommen wird und Sein Volk Ihn sehen und erkennen wird, dass Er ihre Sünden an Seinem Leib getragen hat. Das bedeutet also, und das ist aus diesem Zusammenhang klar: Israel ist das Volk, das draußen steht, so wie auch in diesem Kapitel das Volk Israel, die Glieder dieses Volkes, außerhalb der Stiftshütte standen. Wann wussten sie, dass Gott das Opfer angenommen hatte? Erst, wenn Aaron aus dem Heiligtum herauskam, und das war, wenn er mit diesem Bock kam und die Sünden des Volkes auf den Kopf des Bockes bekannte. Wenn Gott es nicht angenommen hätte, wäre Aaron gestorben und nicht lebendig herausgekommen. So wird Israel erst wissen, dass das Werk angenommen ist, wenn sie den Herrn Jesus aus dem Himmel kommen sehen. Dann werden sie erkennen, dass Er wirklich von Gott angenommen ist und dass Er der HERR Selbst ist, ihr Erlöser, so wie wir es klar in Jes 53 finden, wo sie sagen, was sie dann bei Ihm sehen werden und auch in Sacharja, wo sie Ihn erblicken. Dann wird gesagt, dass alle Geschlechter des Landes über Ihn wehklagen werden gleich der Wehklage über den Eingeborenen (Sach 12,10).
Was den Sünder in unserer Zeit betrifft, ist es genau das Gleiche. Als Gläubige, als Glieder des priesterlichen Hauses werden wir in Aaron gesehen und sind wir in dem Herrn Jesu im Heiligtum und wissen also, dass Gott das Werk angenommen hat; denn wir sind im Heiligtum mit Ihm verbunden, und wir sind sogar in der Gegenwart Gottes. Wir wissen also, dass das Blut da ist, siebenmal vor die Bundeslade gesprengt, sodass wir dort die feste Grundlage sehen, die es uns ermöglicht, Gott zu nahen. Und dass wir in der Gegenwart Gottes sind, beweist, dass Gott das Opfer angenommen hat. Für jeden Gläubigen ist es wahr, was in 1. Joh 1,7 steht, dass, wenn wir in dem Licht sind, „so haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde“. Das bedeutet nicht, dass es möglich ist, dass ein Christ nicht immer im Licht ist. Es sagt uns vielmehr, was die Stellung jedes Christen ist. Jeder Christ ist im Licht, hat Gemeinschaft mit allen anderen Christen und ist an diesem Platz, wo die Kraft des Blutes des Herrn Jesus wirksam ist, sodass er vor Gott niemals mehr beschmutzt werden kann. Er steht immer da in der Kraft des Blutes des Herrn Jesus.
Aber wenn ein Sünder jetzt zu Gott kommt, ist er nicht im Heiligtum, sondern in derselben Stellung wie das Volk Israel; er steht also außerhalb. Er wird erst wissen, dass Gott das Opfer angenommen hat, wenn er sieht, dass der Herr Jesus seine Sünden an Seinem Leib auf dem Holz getragen hat. Wenn er das sieht – und es ist Gott, der ihn darauf hinweist und der den Glauben in ihm wirkt, sodass er es annehmen kann – dann weiß er, dass Gott das Opfer angenommen hat, und von diesem Augenblick an ist er auch frei, in das Heiligtum einzugehen, weil er jetzt auch zu dem priesterlichen Haus gehört, wie alle Gläubigen frei sind, das zu tun.
Dann möchte ich noch etwas zu Vers 29 sagen, wo es heißt: „Im siebten Monat, am Zehnten des Monats, sollt ihr eure Seelen kasteien und keinerlei Arbeit tun, der Einheimische und der Fremde“. Ich habe den ersten Satz vergessen: „Und dies soll euch zur ewigen Satzung sein“.
Wir haben das „Und dies soll euch zur ewigen Satzung sein“ selten in Verbindung mit diesen Opfern. Aber bei der Einsetzung des Versöhnungstages finden wir es zweimal: in Vers 29 und Vers 34: „Und das soll euch zur ewigen Satzung sein“. Das macht uns klar, wie grundlegend und wichtig diese Einsetzung von Gott ist. Eine Einsetzung ist natürlich das, was das Bild auch bei uns bedeutet, etwas, was für alle Ewigkeit gültig ist. Die Grundlage, die hier gelegt wird, ist die einzige, auf der ein Mensch zu Gott kommen und auf welcher Gott einen Menschen in Seiner Gegenwart empfangen kann. Für Israel ist es sogar so, dass dieses Wort wirklich, buchstäblich erfüllt wird. Israel wird auch in der Zukunft den Versöhnungstag feiern. Es ist eine ewige Einsetzung.
Aber wir sehen hier, dass, wenn es um die Begegnung Gottes mit dem Menschen geht, um Gott als den gerechten Richter, der Sünden richten muss, und um den Menschen als verlorenen Sünder, der zu Gott kommt – aber, wie wir in 1. Mose 4 gelesen haben, mit einem Opfer, mit der Hand auf dem Herrn Jesus als dein Opfer –, dass das an sich nicht Anlass zur Freude war, sondern sie sollten ihre „Seelen kasteien und keinerlei Arbeit tun“. Gott legt hier also schon im Bild den Nachdruck darauf, dass ein Mensch nur zu Gott kommen kann aufgrund dessen, was der Herr Jesus getan hat, nur aufgrund von unbedingter Gnade und dass nichts von ihm selbst dabei sein kann. Ihr sollt „keinerlei Arbeit tun“.
Das ist eine wichtige Sache für jeden Sünder, der zu Gott kommt. Kennen wir nicht die Gesetzlichkeit unserer Herzen, dass wir so sehr geneigt sind, doch etwas selbst zu tun? Ja, wir wissen, wir brauchen das Werk des Herrn Jesus. Aber gewöhnlich ist es so, wenn ein Sünder zu Gott kommt, dass er denkt, dass er sich selbst doch etwas verbessern muss, dass er erst aufhören muss zu sündigen, jedenfalls aufhören, grobe Dinge zu tun, bevor er zu dem Herrn Jesus kommen kann. Aber Gottes Wort legt den Nachdruck darauf, dass es nur Gnade ist und nur aufgrund des Werkes des Herrn Jesus, dass keinerlei Arbeit getan werden darf. Vielmehr kann man nur aufgrund dieses Werkes, aufgrund des Blutes, das ins Heiligtum hineingetragen worden ist, und aufgrund der Tatsache, dass der Herr Jesus die Sünden all der Seinen an Seinem Leib getragen hat, Vergebung von Sünden empfangen.
Und dabei, wie gesagt, „eure Seelen kasteien“, das bedeutet die Notwendigkeit, dass in den Gewissen Beugung ist vor Gott und Betrübnis im Hinblick auf die Sünden. Johannes 3 sagt uns in Verbindung mit der Bekehrung, dass der Mensch durch das Wasser gereinigt wird, das bedeutet im Selbstgericht, indem er sich selbst in der Gegenwart Gottes richtet und vor Gott bekennt, dass er ein verlorener Sünder ist. Es ist klar, dass, wenn jemand sich selbst als Sünder und als verloren sieht, dann keine Freude in seinem Herzen ist, sondern nur Beugung und Demütigung. Wir sehen auch immer, dass, wenn ein Ungläubiger das Evangelium hört und gleich Freude in seinem Herzen hat, er gewöhnlich nicht bekehrt ist und dann meistens auch nicht zur Bekehrung kommt.
Das, worüber ich jetzt sprechen wollte, haben wir in Vers 25: „Und das Fett des Sündopfers soll er auf dem Altar räuchern“, und weiter in Vers 27: „Und den Stier des Sündopfers und den Bock des Sündopfers, deren Blut hineingebracht worden ist, um Sühnung zu tun im Heiligtum, soll man hinausschaffen außerhalb des Lagers und ihre Häute und ihr Fleisch und ihren Mist mit Feuer verbrennen. Und der, der sie verbrennt, soll seine Kleider waschen und sein Fleisch im Wasser baden; und danach darf er ins Lager kommen“.
Zuerst sehen wir hier das Wunderbare, dass das ganze Opfer verbrannt werden musste als Zeichen dafür, wie schrecklich Sünde in den Augen Gottes ist, sodass nicht nur das Tier geschlachtet und das Blut hineingetragen werden musste als ein Beweis dafür, dass der Tod eingetreten war, sondern dass auch alles, was von dem Tier war, vollständig verbrannt werden musste. Der Zorn Gottes über die Sünde hat nur Ruhe, wenn das, was von der Sünde spricht, vollständig im Gericht vernichtet ist. Aber nun finden wir die Ausnahme, dass das Fett auf dem Altar geräuchert wird. Wir sind bisher nicht an die anderen Opfer gekommen, an das Brandopfer z. B., das hier auch kurz erwähnt wird. Aber wenn wir zum Brandopfer kommen, werden wir sehen, dass dieses ganz auf dem Altar geräuchert und ganz verzehrt wurde, als ein wohlriechender Geruch für Gott. Wir werden sehen, dass wir im Brandopfer nicht die Seite des Werkes des Herrn Jesus haben, die mit unserer Sünde und der Verletzung der Rechte Gottes in Verbindung steht, sondern das – wenn ich es menschlich sagen darf –, was der Herr Jesus mehr getan hat, als nötig gewesen wäre, um uns zu retten und die Gerechtigkeit Gottes zu befriedigen.
Wie gesagt, in dem Blut, das ins Heiligtum getragen wurde, haben wir die Antwort auf das, was der Mensch Gott angetan hat, die Bezahlung der Schuld, die der Mensch Gott gegenüber hat, indem er Ihn entehrte. Wir haben gesehen, dass der Mensch im Anfang nicht nur das Gebot Gottes übertrat, sondern Gott Seiner Ehre beraubte, indem er der Schlange glaubte, dass das Wort Gottes nicht wahr sei, als Gott sagte: „… denn an dem Tag, da du davon isst, musst du sterben“ (1. Mo 2,17), und dass er glaubte, dass die Schlange recht hatte, als sie sagte: „… an dem Tag, da ihr davon esst, eure Augen aufgetan werden und ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Böses“ (1. Mo 3,5), mit anderen Worten, erstens: Das Wort Gottes ist nicht wahr, dass ihr sterben werdet, zweitens: Gott liebt euch nicht; denn wenn Er euch liebte, würde Er euch nicht vorenthalten haben, so hoch zu klimmen, dass ihr Ihm gleich sein würdet, drittens: Gott ist nicht gerecht, wenn Er euch das verbietet. Adam und Eva glaubten das und haben so Gott entehrt, indem sie das leugneten, was Gott in Sich Selbst ist. Wir haben gesehen, dass dieses erst wieder gutgemacht werden musste, bevor Gott Sich mit Sündern in Verbindung setzen konnte, um Gnade zu erweisen. Das Sündopfer ist die Antwort auf diese Frage, und die Bedeutung des Sündopfers geht praktisch nicht weiter. Es ist der Teil des Werkes des Herrn Jesu, der genügend war, um die Gerechtigkeit Gottes zu befriedigen. Gott strafte Ihn, Gott richtete Ihn und strafte diese Entehrung Gottes, die Leugnung aller Seiner herrlichen Charakterzüge – wenn ich das im Hinblick auf Gott sagen darf – Seine beleidigte Majestät. Er starb, und so war Gottes Gerechtigkeit vollkommen befriedigt, und dabei wurden die Sünden aller, die an Ihn geglaubt haben und an Ihn glauben werden, gestraft und das volle Gericht darüber getragen, sodass die gerechten Forderungen Gottes vollkommen erfüllt sind.
Aber das Werk des Herrn Jesus war bedeutend mehr. In Johannes 13 wird uns gesagt: „Jetzt ist der Sohn des Menschen verherrlicht, und Gott ist verherrlicht in ihm“. Das heißt, dass der Herr Jesus nicht nur die Gerechtigkeit Gottes befriedigt hat, sondern dass Er mehr getan hat, indem Er Gott gerade in dem Augenblick verherrlicht hat, als Er von Gott geschlagen wurde, weil Er zur Sünde gemacht wurde und unsere Sünden an Seinem Leib trug. Das wird uns im Brandopfer dargestellt, das ein wohlriechender Geruch für Gott ist, wie wir, wenn der Herr verzieht und Er uns die Gelegenheit gibt, noch sehen werden.
Aber nun sehen wir das Wunderbare: Wenn auch das ganze Sündopfer, weil es der Ausdruck des schonungslosen Gerichtes Gottes über die Sünde war, von dem Feuer verzehrt werden musste, wurde doch ein Teil auf dem Altar dargebracht und da für Gott geräuchert. Gott wollte darin zeigen, dass, wenn Er Sein Angesicht auch verbergen musste vor dem, der unsere Sünden trug und Sein Gericht dort erdulden musste, Er doch niemals mit mehr Bewunderung und mehr Wohlgefallen auf Seinen Sohn geschaut hat, als in diesem Augenblick. Das Fett spricht von der Energie des Willens – das finden wir an anderen Stellen. Hier ist es also das, was von der Kraft des Willens des Herrn Jesus so wohlannehmlich für Gott war, und wovon Philipper 2 sagt: „… indem er gehorsam wurde bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz“ (Phil 2,8). Der Wille des Herrn Jesus, gehorsam zu sein, Sein Wille, Gott zu verherrlichen, hatte so viel Energie, war so kräftig, dass Er alles ertragen wollte, dass Er sogar zur Sünde gemacht werden und unsere Sünden tragen wollte, dass Er sogar von Gott gerichtet und ganz durch das Gericht vernichtet werden wollte, nur um diese Frage der Sünde, durch die Gott so beleidigt war, aus der Welt zu schaffen, wie wir es in Hebräer 9,26 lesen, dass Er gekommen ist, um die Sünde abzuschaffen, oder wie Johannes 1,29 sagt: um die Sünde der Welt wegzunehmen, – was Er tun wird, wenn der neue Himmel und die neue Erde kommen, in denen Gerechtigkeit wohnt.
Nun kommen wir zu dem, was in Verbindung damit steht, nämlich: „Und den Stier des Sündopfers und den Bock des Sündopfers, deren Blut hineingebracht worden ist, um Sühnung zu tun im Heiligtum, soll man hinausschaffen außerhalb des Lagers und ihre Häute und ihr Fleisch und ihren Mist mit Feuer verbrennen“. Das zeigt uns, wie schrecklich das Gericht Gottes war, und das lässt uns etwas davon erkennen, was der Herr erdulden musste, als Er für uns das Werk vollbrachte. Es ist, wie wir in 2. Korinther 5,21 lesen: „Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm“, und ebenso in Römer 8,3, dass Gott die Sünde im Fleisch an (in) Ihm gerichtet hat, wie auch Petrus schreibt: „der selbst unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen hat“ (1. Pet 2,24). Das Gericht Gottes war vollkommen. Es musste alles verzehren, so wie hier gesagt wird, dass das ganze Opfer verbrannt werden musste. Und später in 4. Mose 19 sehen wir, dass es so verbrannt werden musste, dass nur Asche übrig blieb, sodass alles vollkommen verzehrt wurde.
Das spricht von dem, was das Gericht Gottes an dem Kreuz für den Herrn Jesus bedeutete. Im Bilde musste Er ganz vernichtet werden; Er musste von Gott verlassen werden; das Schwert der Gerechtigkeit Gottes musste Ihn vollkommen schlagen, bis die Gerechtigkeit Gottes völlig befriedigt war, bis der Herr Jesus alles getragen hatte, was sonst in alle Ewigkeit unser Teil gewesen wäre, wenn wir in der Hölle gewesen wären. Dort am Kreuz hat der Herr Jesus unsere Schuld vollkommen getragen. Wenn es auch nur drei Stunden der Finsternis waren – umso tiefer war Sein Leiden, umso tiefer und schärfer war das Gericht Gottes, das dort an Ihm ausgeübt wurde. Nein, wir werden nie vollkommen ergründen können, was das für den Herrn Jesus war. Können wir ermessen, was es für Ihn war, wenn Er klagt (: „… meine Ungerechtigkeiten haben mich erreicht … zahlreicher sind sie als die Haare meines Hauptes“ (Ps 40,13)? Können wir verstehen, was es für Ihn war, der die Sünde nicht kannte, der die Sünde hasste, und von dem Gottes Wort sagt, dass Er zu rein von Augen ist, um Böses zu sehen (Hab 1,13), dass Er alle meine schmutzigen Sünden auf Sich nehmen und sie, wie Petrus schreibt an – oder buchstäblich „in“, im Griechischen steht nicht „an“, sondern „in“ – Seinem Leib tragen musste? Er musste sie nicht nur äußerlich als eine Last aufheben, Er musste sie in Sich aufnehmen, als ob sie Seine eigenen Sünden wären. Was muss das für Ihn, den Heiligen, gewesen sein!
Können wir verstehen, was es für Ihn war, von dem das Wort Gottes sagt, dass Er Sünde nicht kannte, zur Sünde gemacht zu werden, als ob Er dieses schreckliche Ding sei, das Gott so hasste, die Sünde, die Quelle, aus der alle unsere bösen Taten hervorkommen? Können wir verstehen, was das für den Herrn Jesus gewesen sein muss? Wir können es nicht ergründen, aber wir fühlen etwas davon, wenn wir in Psalm 69 lesen, wie Er klagt, dass Er versunken sei „in tiefen Schlamm, und kein Grund ist da“, und wie Er fühlte, was das Gericht Gottes war, als Er zu Gott klagte: „alle deine Wogen und deine Wellen sind über mich hingegangen“ (Ps 42,8) und Psalm 22: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“? – wie der Herr es buchstäblich tat (Matthäus 27). Was muss das für Ihn gewesen sein!
Wir wollen kurz an die Stellung des Herrn Jesus in diesem Augenblick denken! Er war nicht mehr auf dieser Erde. Man hatte Ihn erhöht, wie es in der Schrift heißt. Die Welt hatte gesagt: Wir haben keinen Platz für Ihn. Als Er auf Erden lebte, musste Er klagen, dass Er keinen Platz hatte, wo Er das Haupt niederlegen konnte (Matthäus 8,20), und jetzt wollte die Welt Ihm keinen Platz geben, um Seinen Fuß darauf niederzusetzen. Sie erhöhten Ihn am Kreuz. Sie sagten: Geh dahin zurück, woher du gekommen bist! Wir wollen dich nicht! Die ganze Schöpfung wirkte mit, um Ihn zu verwerfen. Die Menschen vereinigten sich. In Seiner Verwerfung wurden Pilatus und Herodes Freunde miteinander. Die Pharisäer und Sadducäer, die größten Feinde, wurden an diesem Tag Freunde, vereinigten sich in ihrem Hass gegen Ihn, und sie schlossen sich mit den Römern zusammen, die sie beide hassten. Die ganze Welt vereinte sich gegen Ihn und verband sich mit Satan und allen seinen Dämonen. Ja, sie alle scharten sich unter der Fahne Satans. Hier wurde offenbar, dass Satan wirklich der Fürst dieser Welt ist und dass die Welt ihn als ihren Gott annehmen wollte. Darum nennt der Herr Jesus den Satan in Johannes 12,31 den „Fürst dieser Welt“, und darum kann der Apostel Paulus in 2. Korinther 4,4 ihn den „Gott dieser Welt (dieses Zeitlaufs)“ nennen.
Und nicht nur das. Selbst die materielle Schöpfung ließ sich von ihm gebrauchen. Das Holz, das der Herr erschaffen hat, wurde für die Menschen das Mittel, um Ihn zu kreuzigen. Von dem Eisen, das Er erschaffen hat, machte man Nägel, um Ihn ans Kreuz zu heften. Auch die Materie war im Dienst böser Menschen, im Dienst Satans, um Ihn zu peinigen. Sie verwarfen Ihn und sagten: Geh dahin, woher du gekommen bist. Und der Himmel schloss sich über Ihm. Der Herr ist gestorben, man kann sagen im Niemandsland. Und dann, als alles gegen Ihn war, musste Er dieses Gericht tragen, musste Er die Sünden auf Sich nehmen. Da wurde Er zur Sünde gemacht, und Sein Gott verbarg Sein Angesicht vor Ihm und ließ Ihn allein. „Mein Gott mein Gott warum hast du mich verlassen?“ (Ps 22,2). Vers 16: „… in den Staub des Todes legst du mich“. Können wir ermessen, was das für den Herrn Jesus war?
Aber da sehen wir, was Sünde in den Augen Gottes ist, wie Er sie hasst. Und nur da lernen wir, was Sünde ist, wenn wir sehen, welchen Preis der Herr Jesus für meine Sünden hat zahlen müssen. Da lernen wir, was wir sind und was das Teil eines jeden sein wird, der Ihn verachtet und Ihn nicht annehmen will und dadurch selbst das Gericht Gottes wird tragen müssen. Da kann er sehen, was sein Teil in alle Ewigkeit sein wird, wenn er zum Kreuz sieht und erkennt, was dort das Teil des Herrn Jesus war. Wie schrecklich muss das gewesen sein!
Aber Gottes Wort zieht eine Schlussfolgerung aus diesen Versen. So wie fast alle Dinge in diesem Kapitel im Hebräerbrief erklärt werden, so sagt Gott auch, was dieses für uns bedeutet. Wir könnten es in diesem Kapitel selbst auch finden. Aber in Hebräer 13 haben wir die göttliche Erklärung dieser Verse. Da heißt es von Vers 10 an: „Wir haben einen Altar, von dem zu essen die kein Recht haben, die der Hütte dienen. Denn von den Tieren, deren Blut für die Sünde in das Heiligtum hineingetragen wird durch den Hohenpriester, werden die Leiber außerhalb des Lagers verbrannt.
Darum hat auch Jesus, damit er durch sein eigenes Blut das Volk heiligte, außerhalb des Tores gelitten. Deshalb lasst uns zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, seine Schmach tragend. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. Durch ihn nun lasst uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen“ (Heb 13,10–15).
Die Bedeutung ist auch aus diesem Kapitel klar zu sehen: Wir wissen, das Blut des Opfers wurde ins Heiligtum getragen, und die Leiber wurden außerhalb des Lagers verbrannt. Wenn einer bei dem Opfer sein wollte, gab es nur zwei Möglichkeiten: Entweder musste er im Heiligtum sein – denn da war das Blut – oder er musste außerhalb des Lagers sein, denn da waren die Leiber, die dort verbrannt wurden. In Hebräer 13 werden wir ermuntert, dahin zu gehen, und Gottes Wort nimmt nicht an, dass es einen gibt, der Ihn wirklich als den Sohn Gottes kennt, „… der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat“ (Gal 2,20), in dessen Herzen kein Verlangen ist, bei Ihm zu sein. Und dann zeigt das Wort uns den Weg und den einzigen Ort, wo wir bei Ihm sein können. Er ist nicht im Lager, Er ist entweder im Heiligtum – da ist Sein Blut – oder Er ist außerhalb des Lagers, und da können wir bei Ihm sein. Oh ja, dem Herrn sei Dank, wir können bei Ihm im Heiligtum sein. Wir haben es gesehen, und in Kapitel 10, auch schon in Kapitel 4, wird gesagt, dass der Weg ins Heiligtum offen ist. Und wir, die wir in dieser Zeit leben, die wir zu der Versammlung des lebendigen Gottes gehören, alle, die jetzt teilhaben an dem Herrn Jesus, haben die Freimütigkeit, ins Heiligtum einzugehen und dürfen dort sein in der Gegenwart Gottes, da bei Ihm, wo Sein Blut ist, wo Er als der große Hohepriester, der große Priester über das Haus Gottes, jetzt ist.
Aber wir sind auch auf dieser Erde. Zwar können wir auch ins Heiligtum eingehen, und wenn wir allein mit dem Herrn beschäftigt sind und besonders, wenn wir als priesterliche Familie zusammenkommen, um unsere Opfer des Lobes und Dankes zu bringen, dann können wir im Glauben ins Heiligtum eintreten und dort unsere Opfer auf dem goldenen Altar bringen, unsere Opfer von Räucherwerk, was von Seinen Herrlichkeiten spricht, von Seiner Lieblichkeit, wie wir diese Woche gesehen haben. Und wunderbar ist es, dort einzugehen, dort in diesen heiligen Platz, in die Gegenwart Gottes, um mit einem ruhigen Gewissen da zu sein, wie der Hebräerbrief uns sagt; denn wir wissen, und das Blut sagt es uns: Alle Sünden sind hinweggetan. Da, in vollkommener Ruhe, dürfen wir Ihn anbeten, den Urheber unseres Heils, aber wir dürfen Ihm dort auch unsere Früchte, unsere Opfer bringen, Opfer des Lobes, „die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen (Heb 13,15), da vor dem Vater aussprechen, was wir in Seinem Sohn gefunden haben, dem Herrn Jesus, Seinem Sohn und meinem Heiland, dem Sohn Gottes, der mich geliebt hat. Der Vater sagt: Dieser ist mein geliebter Sohn, der das ganze Werk für mich vollbracht hat, in dem ich all mein Wohlgefallen gefunden habe. Und ich darf zu dem Vater sagen: Er ist mein Heiland, in welchem auch mein Herz Wohlgefallen gefunden hat. Ich darf dem Vater erzählen, was ich bei Ihm an Herrlichkeiten gesehen habe, Herrlichkeiten, die der Vater kennt, aber die Er mir gerade deswegen in Seinem Wort offenbart hat, sodass ich sie mit Ihm genießen sollte und sie Ihm dann bringen kann als Opfer, die wohlannehmlich für Ihn sind. Wunderbar, dieser Dienst, wunderbar, so ins Heiligtum einzugehen.
Aber wir sind nicht immer in den Zusammenkünften. Wir sind auch nicht immer allein zu Hause. Wir müssen auf die Straße, und da sind wir nicht im Heiligtum. Wir leben hier auf der Erde, in der Wüste, und das ist nicht das Heiligtum. Nun kommt die Frage auf uns zu: Wollen wir nur im Himmel bei Ihm sein und nicht auch auf dieser Erde? Nun sagt Gottes Wort: Es gibt nur einen Ort, wo wir bei Ihm sein können, da, wo die Leiber dieses Sündopfers verbrannt werden, außerhalb des Lagers, in der Wüste. Glauben Sie, dass das in dieser Welt ein ehrenvoller Platz ist? Glauben Sie, dass das Kreuz auf Golgatha ein ehrenvoller Platz war? Denken wir nur einen Augenblick an die Zeit, als der Herr dort am Kreuz hing und gestorben war! Glauben Sie, dass einer geehrt wurde, wenn er sagte: „Ich will nicht mehr in Jerusalem sein? Ich verlasse den Tempel, ich will bei Ihm sein, meinem Heiland“, und sich da unter das Kreuz stellte? Das bedeutete, dass er sich einsmachte mit Ihm, der von der ganzen Welt verworfen, verachtet und gehasst wurde, und dass er alles verließ, was die Welt ehrte, woran die Welt ihr Wohlgefallen fand.
Aber nur da konnte man bei dem Herrn Jesus sein. Jeder, der getauft ist, hat eigentlich in der Taufe offiziell diesen Platz bei Christus eingenommen. Römer 6 sagt es uns: Wir sind getauft worden auf Seinen Tod, zu Seinem Tod hin. Wir sind mit Ihm begraben. Wir haben in der Taufe bekannt: Wir wollen mit dem gestorbenen Christus eins sein. Wir wollen unter dem Kreuz stehen, an dem Er hängt, der gestorben, von der Welt ermordet worden ist. Wir wollen nicht in Jerusalem sein. Wir wollen dort in dem Grab sein, wo Er ist, dem Zeichen von Verachtung, dem Zeichen dessen, woran die Welt nicht mehr denkt. Wenn einer beerdigt ist, in einem Grab liegt, dann ist er für die Welt nicht mehr da. Das haben wir in der Taufe bekannt. Aber ist es Wirklichkeit? Oh, das möchte ich auch unsere Herzen fragen. Wollen wir, nachdem wir das Werk des Herrn Jesus gesehen haben, nicht an diesem Ort bei Ihm sein, wo Er das wunderbare Werk vollbracht hat, an dem Kreuz als dem Mittelpunkt all des Hasses, der Verwerfung und Verachtung dieser Welt? In Hebräer 13 ist es klar, was das Lager ist, wie auch in 3. Mose 16.
3. Mose 16: Das Volk war in der Wüste, und sie wohnten dort zusammen. Im Anfang des 4. Buches Mose sehen wir, wie sie sich lagerten. Sie waren als Volk zusammen in der Wüste, getrennt von jedem Volk. Es war das einzige Volk auf Erden, das „Volk Gottes“ genannt wurde. Aber die Leiber der Sündopfer waren außerhalb des Lagers, des Ortes, wo Gott gedient wurde, und zwar nach Ordnungen, die Er ursprünglich Selbst eingesetzt hatte. Ein Lager ist nach Gottes Wort ein Platz, der gekennzeichnet ist erstens durch einen organisierten Gottesdienst, wobei aber der Weg ins Heiligtum nicht geöffnet ist – die Juden durften nicht eintreten – zweitens, wo die, die da sind, kein vollkommenes Gewissen haben, weil sie nicht wissen, dass wirklich alles vollbracht ist und sie nicht hineingehen ins Heiligtum, und drittens, wo eine Priesterschaft als Mittler zwischen Gott und Menschen ist, um dort Gott zu dienen. Das Lager ist der Ort, wo der natürliche Mensch einen Platz hat und wo es Dinge gibt, die nicht unter das Gericht des Todes gekommen sind.
Wovon spricht das Blut? Es spricht vom Tod, davon, dass der Herr Jesus gestorben ist. Bei diesem Blut sehen wir: Gott hat uns in Ihm gerichtet. Er sieht uns als gestorben, wie 2. Korinther 5 sagt: „Daher, wenn jemand in Christus ist, da ist eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden“. Was wir leben, leben wir als eine neue Schöpfung vor Gott, wie Epheser 2,5 sagt, mit Ihm lebendig gemacht und mit Ihm auferweckt, und gemäß Kolosser 2, 11–12 (nachdem auf die Taufe hingewiesen wird) mit Ihm begraben und in Ihm auferweckt. Wir sind also als Gläubige in diese neue Welt versetzt. Diese neue Welt spricht von einem Durch-den-Tod-Gegangensein, wo der alte Mensch zurückgeblieben ist, sodass Kolosser 3 sagt: Wir sind mit Christus gestorben und haben den alten Menschen ausgezogen. Epheser 4 sagt auch, dass wir den alten Menschen abgelegt haben. Kolosser 3 sagt noch mehr: Wir haben den alten Menschen mit seinen Handlungen ausgezogen (Vers 9). Gott gebe, dass es eine praktische Wirklichkeit bei uns ist!
Es geht darum, praktisch zu verwirklichen, was wir in Christus geworden sind, dass wir mit Ihm gestorben und auferweckt sind. Wie könnte da, wo das Blut von dem Tod über den natürlichen Menschen spricht und außerhalb des Lagers, wo die Leiber der Opfer sind, die auch nur von dem Tod über den natürlichen Menschen sprechen – wie könnte der natürliche Mensch dann noch einen Platz an diesen beiden Orten haben, die nur davon sprechen, dass der natürliche Mensch so verdorben war, dass Gott nur Gericht für ihn hatte, weil all das Gebilde der Gedanken seines Herzens nur böse ist den ganzen Tag. Und dann sehen wir, dass der natürliche Mensch außerhalb des Lagers keinen Platz haben kann und selbstverständlich auch nicht innerhalb des Vorhangs. Wir können nur ins Heiligtum eingehen, weil wir in Christus gestorben sind und das Gericht vollkommen ausgeübt ist. Dann sehen wir, was das Lager ist, und es ist gut, dass wir es sehen. Es ist gut, dass wir sehen, dass außerhalb des Lagers der einzige Platz ist, wo wir auf Erden bei dem Herrn Jesus sein können, und dass das auch der einzige Platz ist, wo wir ins Heiligtum eingehen.
Aber wenn es sich jetzt um das Zusammenkommen auf Erden handelt, ist der einzige Platz, wo wir bei dem Herrn Jesus sein können, wo Er in der Mitte der Seinen ist, da, wo Er allein Autorität hat, aber vor allem, wo verwirklicht wird, dass wir mit Ihm gestorben sind und nur der neue Mensch, die neue Schöpfung, einen Platz hat. Das ist die Lektion, die Gottes Wort uns in Verbindung mit dem Platz des Zusammenkommens gibt.
In Verbindung hiermit komme ich auf die Verse 16 bis 20 zurück. In Kolosser 1,19–21 und Johannes 1,29 sehen wir, dass das Blut des Herrn Jesus eine solche Kraft hat, dass nicht nur wir dadurch gereinigt sind und Gott vollkommen befriedigt ist in Bezug auf uns, sondern dass aufgrund dieses Blutes einmal auch die Himmel und die Erde gereinigt und zu Gott zurückgebracht werden. Das finden wir in den Versen 16–20 dieses Kapitels angedeutet, wenn wir hier auch nicht die ganze Fülle des Werkes in allen seinen Folgen suchen dürfen. Denn wenn die Bilder des dritten Buches Mose auch wirklich für uns sind, – sie wurden damals doch Israel gegeben und sie können uns die ganze Fülle der Wirklichkeit nicht offenbaren. Es sind nur Schatten der Wirklichkeit. Darum haben wir hier nicht die Versöhnung der Dinge in den Himmeln und auf der Erde, wie in Kolosser 1,20, sondern nur die Versöhnung des Heiligtums, des Bildes vom Himmel.
Wir finden in Gottes Wort den sehr wichtigen Grundsatz, dass die Berührung von Bösem Verunreinigung bewirkt. Die Erde und die Himmel haben nicht selber gesündigt. Aber die Erde ist verunreinigt, weil sündige Menschen auf Erden leben, und die Himmel sind unrein geworden durch die Anwesenheit von Satan und seinen Dämonen, und auch dadurch, dass wir Gläubigen im Glauben hineingehen. Das Buch Josua macht uns klar, dass wir selbst oft nicht praktisch rein sind.
Hier sehen wir nun, auf wie wunderbare Weise der Herr auch dafür Vorsorge getroffen hat. Auch das Heiligtum ist gereinigt durch das Blut des Herrn Jesus. Gott kann keine Unreinheit in Seiner Gegenwart dulden, und wir sind praktisch nicht immer rein – wissen wir das nicht aus Erfahrung? Aber auch diese durch uns hineingebrachte Unreinheit ist durch das Blut des Herrn Jesus weggenommen. Wenn das nicht so wäre, würden wir nie in die Gegenwart Gottes kommen dürfen.
Aber in den Versen 18 und 19 finden wir auch, dass Aaron für den Altar, der vor dem HERRN ist, Sühnung tun sollte. Das ist der kupferne Altar, der im Vorhof stand. Der Vorhof ist ein Bild der Erde, wenn auch der Erde als des Ortes, wo das Kreuz gestanden hat. Der kupferne Altar ist der Tisch des Herrn (Mal 1,7–8.11–14), der Ort, wohin Gott hier auf der Erde sein Volk einlädt, zu Ihm zu kommen und bei Ihm zu sein.
Es ist gut, dies klar zu unterscheiden. Mose durfte immer in das Allerheiligste eingehen, während Aaron nur einmal im Jahr dieses Vorrecht hatte. Wenn Gott mit Mose sprach, war das bei der Bundeslade (2. Mo 25,22 und 4. Mo 7,89; 12,8). Mose ist ein Bild des Herrn Jesus als des Apostels unseres Bekenntnisses (Heb 3,1.2), der große Lehrer, der das Wort Gottes mit Autorität spricht. Darum finden wir bei Ihm nicht die Schwachheiten, die Aaron hatte, der Priester, „der Nachsicht zu haben vermag mit den Unwissenden und Irrenden, da auch er selbst mit Schwachheit behaftet ist“ (Heb 5,2). Darum war bei der Bundeslade im Allerheiligsten der Ort, wo Gott mit Mose sprach Aber mit dem Volk sprach Gott am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft, bei dem kupfernen Altar, wie 2. Mose 29,42–45; 3. Mose 9,8 und viele andere Stellen uns das sagen. Darum wird die Stiftshütte das Zelt der Zusammenkunft genannt.
Da durfte das Volk zu Gott kommen, um seine Opfer zu bringen. Da wurden die Friedensopfer gebracht, wovon Gott Sein Teil bekam, das Er Sein Brot, Seine Speise nannte (3. Mo 3,11.16). Aaron als Bild des Herrn Jesus bekam ein Teil und jeder vom Volk, der rein war, durfte davon essen. Im Bild hatte Gott da eine Mahlzeit mit Seinem Volk.
Ist das nicht ein Bild von unserer Anbetungsstunde? Ich kenne kein Bild im Alten Testament, das mehr Ähnlichkeit mit dem Abendmahl des Herrn am Tisch des Herrn hat, als das Friedensopfer beim kupfernen Altar – dem Tisch des Herrn im Alten Testament.
Aber sind wir immer praktisch rein, wenn wir so zusammenkommen? Wirkt das Fleisch nie, wenn wir da sind? Haben wir nicht manchmal vergessen, uns im Selbstgericht zu reinigen, wenn wir dahingingen? Und sind wir immer nur mit dem Herrn und Seinem Werk beschäftigt? Haben wir nicht dann und wann selbst unreine Gedanken in dieser Stunde? Gott kann keine Gemeinschaft mit Sünde haben, und der kupferne Altar ist gerade das erhabenste Bild von Heiligkeit. Wie wir sahen, ist es ein Bild des Herrn Jesus, zwar als Mensch, aber so gerecht, dass das Feuer, die untersuchende, prüfende Heiligkeit Gottes, nichts darin fand, das verbrannt werden konnte. Der Überzug des Altars war von dem Erz (Kupfer) der Rauchpfannen der 250 Männer gemacht, die durch das Feuer Gottes vernichtet wurden; aber die Rauchpfannen wurden nicht verzehrt (4. Mo 16,35–17,5).
Wir sehen diese Heiligkeit des Herrn in Joh 13. In Vers 1 und 3 wird über den Vater gesprochen, aber dann wird plötzlich gesagt: „… dass er von Gott ausgegangen war und zu Gott hingehe“ (Joh 13,3). Das ist sehr bemerkenswert. Wenn im Evangelium des Johannes vom Vater gesprochen wird, ist das immer in Verbindung mit Gnade und Liebe. Wenn es sich um Verantwortlichkeit handelt, sagt der Heilige Geist „Gott“. Darum ist dieser Wechsel so bedeutungsvoll.
Der Herr Jesus ist der ewige Sohn des Vaters, und es ist klar, dass Er zum Vaterhaus zurückkehren würde. Aber Er hatte 33 Jahre auf dieser Erde gelebt, in dieser Welt, von der Satan der Fürst ist und bald der Gott sein wird. In demselben Kapitel lässt der Herr sehen, dass selbst der Staub hier auf Erden besudelt, und dass wir nur Gemeinschaft mit Ihm haben können, wenn Er uns die Füße wäscht. Wie war es nun mit Ihm, nachdem Er hier 33 Jahre gelebt hatte, umringt von Sündern, umgeben von der Macht Satans, immer in Berührung mit Sünde und Ungerechtigkeit?
Er war von Gott gekommen, von Gott, der ein unzugängliches Licht bewohnt (1. Tim 6,16), in dem gar keine Finsternis ist (1. Joh 1,5), Der zu rein von Augen ist um Böses zu sehen (Hab 1,13). So konnte Gabriel zu Maria sagen: „darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden“ (Lk 1,35). Aber wie war es jetzt? Wir sehen es an Seinen Beziehungen mit Aussätzigen. In 3. Mose 13 und 14 steht, dass jeder, der mit Aussätzigen in Verbindung kommen würde, unrein sei. Aber als ein Aussätziger zu dem Herrn kam und sagte: „… wenn du willst, kannst du mich reinigen“ (Lk 5,12), rührte der Herr ihn an, und was war das Resultat? Nicht der Herr war unrein geworden, sondern der Aussätzige war rein. So groß war die Heiligkeit des Herrn. Er konnte so zu Gott in das unzugängliche Licht zurückkehren. Aber wenn der Tisch des Herrn das Bild von Ihm in dieser Heiligkeit ist, wie können wir dann da zusammenkommen, ohne gerichtet zu werden?
Hier in 3. Mose 16,18.19 haben wir die Antwort. Das Blut wurde auf den Altar gebracht, als dem einzigen Ort dafür auf Erden. So können wir da zusammenkommen, ohne gerichtet zu werden, wenn auch das Fleisch in uns wirkt. Natürlich hebt das nicht die Zucht des Vaters in Seinem Haus auf, wenn wir unwürdiglich von dem Brot essen und von dem Wein trinken (1. Kor 11, 26–34).
Noch eine Bemerkung in Verbindung mit der Tatsache, dass die Bilder im Alten Testament nur Schatten der Wirklichkeit und nicht der Dinge Ebenbild sind (Heb 10,1). Oft wird gesagt, dass das Sündopfer es mit unserer Sünde zu tun hat, mit unserem Zustand, unserer verdorbenen Natur (2. Kor 5,21; Röm 8,3) und das Schuldopfer mit unseren Sünden, den bösen Taten die wir getan haben. Wahrscheinlich habe ich selber das auch wohl gesagt. Aber wenn wir das Wort Gottes genau untersuchen, bezweifle ich, dass diese Unterscheidung richtig ist. In Israel wurde der Mensch noch erprobt. Das Gesetz erprobte ihn, um herauszustellen, ob noch etwa Gutes in ihm war. Erst die Verwerfung des Herrn Jesus machte klar, dass es nichts Gutes im Menschen gab, und dass seine Natur so böse war, dass Gott ihn nur richten konnte. So konnte die Wahrheit von Römer 8,3 im Alten Testament noch nicht offenbart werden. Und gerade die Tatsache, dass der zweite Bock, der die Sünden des Volkes tragen musste, auch Sündopfer genannt wird, macht das klar. Ich hoffe, bei der Behandlung des Schuldopfers in 3. Mose 5 und 6 darauf zurückzukommen.
Ist es uns aufgefallen, dass in Vers 5 gesagt wird, dass die zwei Böcke „Ziegenböcke“ sein mussten? Wenn wir allen Stellen nachgehen, die über Ziegen sprechen, finden wir, denke ich, dass die Ziege das spezielle Sündopfer ist. Siehe z. B. 3. Mose 4,23.28; 9,3; 23,19; 4. Mose 7 (12x); 15,24.27; 29 (4x) usw. und Matthäus 25,32 usw. bestätigt das. Wie die Fußnote in der Elberfelder Bibel zeigt, gebraucht der Herr Ziegenböcke als Bilder für Seine Feinde, die von Ihm gerichtet werden. Diese Kenntnis ist wichtig, um es zu verstehen, wenn in Gottes Wort über eine Ziege oder einen Ziegenbock gesprochen wird.
So sind wir jetzt am Ende unserer Betrachtung des Sündopfers angekommen. Wir haben gefunden, was der Zustand des Menschen vor Gott ist und was er braucht, um zu Gott gebracht zu werden, und was für Gott notwendig war, um diesen Sünder in Gnade empfangen zu können. Und wir haben gefunden, dass das wunderbare Werk des Herrn Jesus am Kreuz allen Ansprüchen Gottes und allen Bedürfnissen des Sünders im Hinblick auf die Sünden voll entsprochen hat. Gebe der Herr, dass wir tief unter den Eindruck der Herrlichkeit dieses Werkes gekommen sind und noch mehr unter den Eindruck der Herrlichkeit des Sohnes Gottes, „der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat“ (Gal 2,20)!