Was von Anfang war
Eine Auslegung der Johannesbriefe
2. Johannes 1-13
Jedem aufmerksamen Leser der Heiligen Schrift muss die bemerkenswerte Tatsache auffallen, dass wir einen apostolischen Brief haben, der anerkanntermaßen an eine Frau und ihre Kinder gerichtet ist. Berücksichtigt man die Zurückhaltung der Apostel und den ungewöhnlichen Charakter einer solchen Anrede, dann sollten wir unbedingt untersuchen, warum der Heilige Geist hier von Seiner gewohnten Weise abweicht, und das umso mehr, als der erste Brief so ausgesprochen allgemein und umfassend abgefasst ist. Wenn es überhaupt einen direkten Adressaten für den ersten Brief gibt, dann ist es die ganze Familie Gottes. Er bezieht sich nicht auf eine bestimmte Örtlichkeit und enthält nichts Persönliches oder Individuelles im üblichen Sinn, d. h., was nur für besondere Personen bestimmt ist. Er umschließt noch mehr als irgendein anderer Brief – vielleicht mit Ausnahme des Judasbriefes – jedes Glied der Familie Gottes, wo es auch sein mag. Doch derselbe Johannes wurde – wahrscheinlich zu einem späteren Zeitpunkt – durch den Heiligen Geist geleitet, an eine Einzelperson zu schreiben, und zwar nicht an einen Mann, sondern an eine Frau mit ihren Kindern. Noch später schrieb er mit seinem dritten Brief an einen Mann, und es ist leicht zu erkennen, wie übereinstimmend diese Tatsache mit dem Gegenstand ist, der darin zu seinem und unserem Besten behandelt wird. Sein Name wird genannt; aber im zweiten Brief wird die Frau ohne Nennung ihres Namens angeredet. Darin können wir eine zarte Rücksichtnahme erkennen. Es ging zweifellos um die Bedürfnisse der Frau. Dennoch wurde ihr unnötige Peinlichkeit und öffentliches Bekanntwerden erspart. Zugleich entstand ein inspirierter Brief, der für die Heiligen zu allen Zeiten von höchstem Wert ist.
Das sind auf jeden Fall Tatsachen, und wir sind berechtigt, uns ein Urteil zu bilden; die gegebene Auslegung empfiehlt sich dem Erkenntnisvermögen deutlich als richtig; wer davon nicht überzeugt ist, braucht unser Urteil nicht anzunehmen. Der zweite Brief ist zwar kurz, aber einer der ernstesten des Neuen Testamentes und grundlegender als der sehr interessante und lehrreiche Brief, der später an Gajus gerichtet wurde. Dieser hier nun wurde an eine Frau und ihre Kinder geschrieben. Es müssen daher außergewöhnliche Gründe vorgelegen haben, die für den Heiligen Geist von dauernder und dringender Wichtigkeit waren und die Ihn veranlassten, durch den Apostel einen so besonders ernsten Brief an die auserwählte Frau und ihre Kinder zu richten; wir müssen das anhand seines Inhaltes erkennen. Dass außergewöhnliche Umstände vorlagen, wird durch die Tatsache erhärtet, dass der Heilige Geist hier von Seiner gewohnten Weise abweicht und sich aus Gründen von gebieterischer Wichtigkeit an eine Frau und ihre Kinder wendet, indem Er sie unter die unmittelbare und hohe Verantwortung stellt, gemäß der Wahrheit zu handeln, die in diesem Brief mitgeteilt wird.
Es ging um die Frage: wahrer oder falscher Christus? Gibt es in der ganzen Heiligen Schrift etwas Wichtigeres als das, besonders seitdem der Christus geoffenbart worden ist? Bevor Er in Erscheinung trat, versuchte der Feind, den Sinn der Gläubigen mit gegenwärtigen und untergeordneten Dingen zu beschäftigen. Aber nun wurde der wahre Christus gemäß der Verheißung vorgestellt, jetzt wurde der Sohn Gottes durch ein unumstößliches Zeugnis und in persönlicher Gnade und Wahrheit beglaubigt, und Er hat uns ein Verständnis gegeben, damit wir den Wahrhaftigen kennen, der selbst auch der wahrhaftige Gott und das ewige Leben ist. Es war eine dreiste Tat Satans, der das sehr wohl wusste, bekennende Christen dahin zu bringen, die Wahrheit über Christus zu verfälschen und auch gegen Christus einen Götzen aufzustellen. Das hatte er von alters her gegen Jehova unternommen, als Er sich mit Israel nach dem Fleische, das unter dem Gesetz stand, beschäftigte. Als nun der Sohn Gottes in Gnade und Wahrheit gekommen war, da versuchte es Satan in seiner List auf entsprechende Art und Weise, die Wahrheit herabzuwürdigen, als wäre sie zu elementar und einfältig; er stellte einen völlig falschen Christus dar, um so die Quelle aller Segnungen zu verunreinigen und den Seelen zu schaden, indem sie zu einem falschen Christus verführt wurden, anstatt zu dem Einen geleitet zu werden, der nicht nur der wahre Christus, sondern die Wahrheit ist. Eben das versuchte Satan jetzt durch die vielen Antichristen zu erreichen, und das erklärt auch den ungewöhnlichen Appell des Heiligen Geistes in diesem Brief.
Der Apostel nennt sich hier „der Älteste“. Auf diese Weise verlässt er gleichsam den ersten Platz in der Versammlung Gottes, den er völlig zu recht innehatte. Doch die Liebe geht instinktiv den vortrefflicheren Weg, und der Heilige Geist inspirierte hier den Apostel wegen des besonderen Anlasses. Wir finden diese Handlungsweise in allen seinen Briefen, und der Apostel Paulus handelte manchmal auch so. Gott unterweist uns demnach sogar durch die kleinste Änderung in der Heiligen Schrift, durch alles, was mitgeteilt wird und auch durch das, was nicht erwähnt wird, vollkommener als auf irgendeine andere Weise. So gab es zweifellos einen besonders einleuchtenden und würdigen Grund, warum der Apostel Johannes sich sowohl der auserwählten Frau als auch dem geliebten Gajus lieber mit dem Namen „Ältester“ als mit „Apostel“ vorstellt.
Doch da ist noch ein anderer Punkt zu beachten. Er sagt nicht „... der geliebten Frau“. Manche Christen gebrauchen gern warmherzige Ausdrücke für andere, ohne die geringste Veranlassung dafür zu haben. Das ist keine gute Gewohnheit, besonders wenn es sich um eine Frau handelt. Einem Bruder so zu schreiben ist nicht taktlos. Wenn wir an den Unterschied zwischen Männern und Frauen denken, dann begreifen wir die Weisheit Gottes, die sich darin zeigt, dass der „Älteste“ diese Ausdrücke der Frau gegenüber vermeidet und anderen in dieser Hinsicht ein gutes Beispiel gibt. Hätte er anders gehandelt – und wäre es noch so rein gewesen –, dann würden ihn viele nachgeahmt haben. Aber so war alles weise geordnet, und wohl uns, wenn wir aus dem, was wir hier lesen, unsere Lehren ziehen.
„Der Älteste an eine auserwählte Frau“. Er ist darauf bedacht, mit Ehrerbietung, jedoch ohne Schmeichelei zu schreiben. Wir sehen weder Selbstsucht bei ihm, noch empfiehlt er sich selbst. Man könnte ihn eher für gefühlskalt halten, aber nicht eines Vergehens im Blick auf unpassende Ausdrucksweise bezichtigen. „Der Älteste an eine auserwählte Frau (oder Herrin)“. Ihre irdische Stellung, die sie der Vorsehung verdankte, wurde nicht missachtet, doch was beide schätzten, war das Anrecht auf die göttliche Gnade. Sie war von Gott auserwählt, eine von Gott und für Gott selbst Auserwählte in Christo. Was sollte ein Herz, das durch Glauben gereinigt ist, mehr wertschätzen als das? Der Apostel wurde geleitet, den Ausdruck zu gebrauchen, der die souveräne Handlungsweise Gottes hervorhob. Gott hatte sie aus all ihren natürlichen Verbindungen heraus erwählt, und der Apostel erkennt freudig an, dass sie schon hier auf der Erde in neue und göttliche Beziehungen gebracht worden war. Es ist gesegnet zu wissen, dass das auch heute noch für jeden wahren Christen gilt. Schon in diesen einführenden Worten können wir feststellen, wie sehr jeder Brief mit dem Gegenstand, den Gott darin mitteilen will, übereinstimmt. Hier ist es die Absicht, die auserwählte Frau und ihre Kinder vor den verführerischen Schlingen eines Antichristen zu bewahren. Der Brief an Gajus war geschrieben worden, um ihn angesichts der Hindernisse zu ermuntern, so auf dem Pfade der Gnade auszuharren, wie er begonnen hatte. Mit dem Wort „auserwählt“ wurde Gott der Frau vor Augen gestellt, während der Ausdruck „Geliebter“ den Gajus ermutigte, sich nicht von den finsteren Absichten des Diotrephes erschrecken zu lassen. Menschen ermatten oft im Gutestun, wenn sie sich durch jene getäuscht sehen, denen sie womöglich noch in Liebe gedient haben, und sie erregen sich leicht über die Kritik von solchen, die aus Gewohnheit Widerstand leisten, aber sich niemals ernsthaft bemühen, in Schwierigkeiten zu helfen. Christus befähigt uns dazu, diese Rätsel zu lösen.
„Der Älteste an eine auserwählte Frau und ihre Kinder.“ Ganz gewiss sprach der Apostel Johannes voller Herzlichkeit zu diesen Kindern, wenn er sie unter normalen Umständen sah, und sie kannten seine zärtliche Zuneigung zu ihnen. Jetzt schrieb er jedoch über einen so ernsten Gegenstand, dass angesichts dessen eine Frau und ihre Kinder als solche bedeutungslos wurden, da es um den Namen des Herrn und um das Anrecht, das die Gnade gegeben hatte, ging. Der Apostel stellt ihnen in der eindringlichsten Weise vor, dass sie verpflichtet waren, mit Sorgfalt und Eifer für die Ehre Christi einzutreten. Das ließ keine Kompromisse zu. Dass Satan die Wahrheit über Christus untergrub, war damals schon eine Tatsache. Der Apostel wusste, dass sie in Gefahr waren; er schreibt ihnen, damit sie auf der Hut seien. Alles andere musste in diesem Fall der Ehre Gottes untergeordnet werden. Es ging nun um den wahren Christus, und Johannes sah, dass sie in Gefahr standen, unbewusst die Ehre Christi herabzusetzen. Daher sind seine Worte verhältnismäßig kurz, einfach und bestimmt. Er kommt ohne Umschweife auf den Kern der Sache zu sprechen und redet in einer Weise, die von keinem Christen missverstanden werden sollte. Er versichert ihnen jedoch, dass er sie in Wahrheit liebt. Daran mangelt es stets, wenn man Christus aus den Augen verloren hat. „Die ich liebe in Wahrheit“ – wie bedeutsam und herzerforschend! Er liebte sie nicht wegen ihrer persönlichen Vorzüge; er mochte noch so viel Liebliches an ihnen gesehen haben, aber davon spricht er nicht, sondern nur von „Liebe in Wahrheit“. Das geht noch weiter als „in der Wahrheit lieben; er liebte „in Wahrheit“. Ganz gewiss hatten sie die Wahrheit. Natürlich kann niemals Wahrheit ohne die Wahrheit vorhanden sein; aber „in Wahrheit“ bedeutet wahrhaftig, wahrheitsgemäß.
Der Apostel hielt es für wichtig, sie inmitten der Hohlheit, die durch das Schwinden der Wahrheit entstanden war, der göttlichen Wirklichkeit seiner Liebe zu versichern. Gott hatte sie durch die Wahrheit zu Sich Selbst gebracht. „Und nicht ich allein, sondern auch alle, die die Wahrheit erkannt haben.“ Welch eine wunderbare Sache ist es, in solch einer Welt des hohlen Scheines auf die Liebe, die aus Gott ist, rechnen zu dürfen! Johannes war ohne Einschränkung der Liebe jedes Glaubenden gewiss. Er konnte sich darauf verlassen, dass alle, die Christus als ihr Leben besaßen, diese auserwählte Frau und ihre Kinder liebten wie er. Seine apostolische Autorität hinderte ihn in keiner Weise, diese Kinder mit ihrer Mutter zu lieben. Sie waren Kinder Gottes und nicht nur Kinder ihrer Mutter; er kann sagen: „... die ich liebe in Wahrheit.“ Er konnte hinzufügen, dass nicht nur er sie liebte, sondern auch alle, die die Wahrheit erkannt hatten. Sind das nicht Bande, die es zu befestigen und wertzuschätzen gilt, ihr lieben Brüder? Der Apostel konnte damals auf alle zählen, die die Wahrheit erkannt hatten und die Frau und ihre Kinder in Wahrheit liebten. Ohne die Liebe in Christo und ohne den Geist, der uns nach der Erlösung gegeben worden ist, ist es nicht möglich, dieses bei all den Hindernissen zu verwirklichen. In höchster Vollkommenheit wird es in Christus gesehen, aber auch in dem Christen kommt es zur Darstellung.
„Um der Wahrheit willen, die in uns bleibt und mit uns sein wird in Ewigkeit.“ Es ist auffallend, auf welche Weise der Apostel über die Wahrheit spricht. Er stellt sie hier als Person dar, genauso wie Paulus es in Philipper 1, mit dem Evangelium tut. Der Apostel Paulus war sowohl Diener der Versammlung als auch des Evangeliums, und obwohl er über die Versammlung geschrieben hat wie sonst niemand, predigte er doch auch wie kein anderer das Evangelium. Die Frohe Botschaft von der Gnade Gottes und der Herrlichkeit Christi war seine Freude. Bei ihm gab es da keinen Gegensatz zur Wahrheit über die Versammlung. Im Gegenteil – sein Dienst galt beiden und erstreckte sich von der Tiefe der Gnade bis zur Höhe der Herrlichkeit. Er empfand, wie es der Apostel Johannes hier ausdrückt: „... um der Wahrheit willen, die in uns bleibt und mit uns sein wird in Ewigkeit.“ Keiner von beiden hätte das von irgendeiner christlichen Verordnung gesagt, wie wichtig sie auch sein mag. Eine solche Verordnung hat ihre Bedeutung, die man nicht ohne Nachteil für sich verachten oder ignorieren kann. Aber was ist sie im Vergleich zur Wahrheit? Sie besteht nur für kurze Zeit und kann in einem Augenblick für immer verschwinden. Doch die Wahrheit bleibt in uns und wird mit uns sein in Ewigkeit. Das bedeutet, dass sie zunehmend Macht über das Herz gewinnt, solange wir auf Erden sind; erst im Himmel werden wir sie zu unserer Freude in Vollkommenheit haben, und das bis in Ewigkeit.
Es folgt nun sein trefflicher Gruß: „Es wird mit euch sein Gnade, Barmherzigkeit, Friede.“ Die Gnade ergießt sich aus der göttlichen Liebe und wendet sich dem Sünder zu; Friede ist die Frucht, das Ergebnis des Werkes Christi für die Glaubenden. Gnade und Friede werden den Heiligen im Allgemeinen gewünscht. Barmherzigkeit entspricht dem persönlichen Bedürfnis des Einzelnen in Schwachheit und Prüfung. So galt sie auch der auserwählten Frau und ihren Kindern. Wie angebracht sie in diesem Fall war, beweist gerade dieser Brief an sie. Immer wenn wir an uns persönlich denken, empfinden wir das Bedürfnis nach der Barmherzigkeit Gottes. Sprechen wir über die Versammlung, ihre Vorrechte und die erhabene Herrlichkeit, zu der sie in und mit Christus berufen ist, dann tritt jedes Bedürfnis hinter der Herrlichkeit der Gnade Gottes zurück. Doch der Einzelne hat Bedürfnisse, derentwegen er immer wieder Barmherzigkeit nötig hat.
Gnade und Friede gelten für die ganze Versammlung, solange sie auf der Erde ist. Aber der Gruß: „Es wird mit euch sein Gnade, Barmherzigkeit und Friede von Gott, dem Vater, und von dem Herrn Jesus Christus, dem Sohne des Vaters“ muss die Frau und ihre Kinder sehr ermuntert haben, und das um so mehr, als es weniger ein Wunsch oder ein Gebet sondern eine Versicherung war. Der Ausdruck „Sohn des Vaters“ wird auch nur hier verwendet. Warum das? Die Leugnung Seiner Herrlichkeit durch den Feind wird mit dieser ungewöhnlichen Aussage über Ihn beantwortet. Der Geist Gottes lässt vor den Augen des Satans das leuchtende Banner wehen zur Stärkung dieser gläubigen Familie, der die Aufforderung galt, in Treue standzuhalten. Welch ein glorreicher Titel ist „Sohn des Vaters“! Die Gläubigen werden oft Söhne und Kinder genannt; aber keiner außer unserem Herrn heißt „Sohn des Vaters“.
All dieses wird ihnen in Wahrheit und Liebe zugesichert. Der Herr allein ist es, der die Sicherheit gibt. Ohne Ihn hätten wir niemals aus der Finsternis in das Licht Gottes gebracht werden können. Ihm verdanken wir es, dass wir den Vater und Ihn selbst kennen. Er war die Fülle der Wahrheit und Liebe, und Er hat uns durch Seine Gnade und durch Sein Werk dahin gebracht, dass unsere Seelen das alles wissen, besitzen und sich dessen erfreuen.
Der Apostel fährt fort und sagt: „Ich freute mich sehr, dass ich einige von deinen Kindern... gefunden habe.“ Er sagt nicht „deine Kinder“, weil vielleicht eines von ihnen oder mehrere den Herrn Jesus noch nicht als Heiland und Herrn bekannt hatten.
Möglicherweise waren sie auch unter dem bösen Einfluss der Verführer zu Fall gekommen. Aus bestimmtem Grunde sagt er nur, dass er „einige von ihren Kindern“ in der Wahrheit wandelnd gefunden habe. Diese damals schon notwendige Einschränkung zeigt uns, wie außerordentlich wichtig es ist, nicht nur die Wahrheit zu kennen, sondern „in Wahrheit zu wandeln“ oder – wie derselbe Apostel im Evangelium Johannes 3,21 sagt – „die Wahrheit zu tun“. Doch er fügt hinzu: „... wie wir von dem Vater ein Gebot empfangen haben.“ Da manche Christen zu der Ansicht neigen, dass ein Gebot notwendigerweise gesetzlich sein muss, sollten sie bezüglich dieses Irrtums eines Besseren belehrt werden. Niemand spricht soviel von Geboten wie unser Herr, besonders im Evangelium nach Johannes, der dieses Wort auch wiederholt in seinen Briefen nennt, in denen das Gesetz überhaupt nicht behandelt und selbst nicht einmal angedeutet wird. Der Sohn Gottes erstrahlt in ihnen wie sonst nirgends. Doch der Sohn Gottes liebte es, in Bezug auf Sich und uns von Geboten zu sprechen, aber nach Grundsätzen, die nichts mit dem Gesetz zu tun haben (vgl. Joh 10,18; 12,49; 13,34; 14,15.21.31; 15,10).
Der Grund dafür ist, dass Er den Platz des Menschen eingenommen hatte, d. h. den Platz völliger Abhängigkeit, ja selbst des Gehorsams. Obwohl Er der Sohn des Vaters war, machte Er Sich Selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an, indem Er in Gleichheit der Menschen geworden ist, und, in Seiner Gestalt wie ein Mensch erfunden, Sich Selbst erniedrigte, indem Er gehorsam ward bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. Er gab Seine Gottheit nicht auf, konnte sie auch nicht aufgeben, sondern Er entsagte der Herrlichkeit, die Er aufgrund Seiner persönlichen Würde besaß, um Gott zu rechtfertigen und Menschen zu segnen. Damit Er als der abhängige Mensch und als vollkommener Diener dieses Werk vollenden konnte, empfing Er alles von Gott, Seinem Vater. Dementsprechend wird auch in Psalm 40 von Ihm in Bezug auf Seine Fleischwerdung gesagt: „Ohren hast du mir bereitet“ (oder: gegraben). Ja, noch mehr, Sein Ohr war täglich geöffnet, wie in Jesaja 50 steht, und Er hörte auf das, was Sein Vater Ihm zu sagen hatte. Schließlich bleibt Er wie der treue hebräische Knecht nach 2. Mose 21 Diener auf ewig und verzichtet darauf, frei auszugehen; das vor den Richtern durchbohrte Ohr war davon das Zeichen, für den Herrn hatte es allerdings die noch tiefere Bedeutung des Todes. Das trifft nur auf Ihn allein zu. Doch wir, einst verlorene Sünder, haben durch Glauben sowohl das Leben Christi als auch die Salbung des Heiligen Geistes empfangen. Wir lieben Seine Gebote, wie Er die Gebote Seines Vaters liebte; so ist es auch unsere Bestimmung, Seine Tugenden zu verkündigen. Wozu sind wir denn sonst hier gelassen worden? Der Herr Jesus hing stets an den Geboten Seines Vaters; in Ihm waren Liebe und Gehorsam absolut vollkommen. Wir sind Seine Nachfolger, doch wie wenig gleichen wir Ihm in dieser Hinsicht!
Der Herr Jesus lernte an dem, was Er litt, den Gehorsam. Wir lernen gehorchen, indem wir unsere Widerspenstigkeit verurteilen, und der Heilige Geist bewirkt, dass das für uns durch die Gnade Christi Freiheit wird. Christus lernte den Gehorsam, weil er für Ihn als Gott etwas völlig Neues war. Wir müssen ihn lernen, weil wir von Natur ungehorsam sind, und das ist etwas ganz anderes. Durch die Gnade lieben wir das Wort und ehren von ganzem Herzen Gott, der uns liebt. Nun empfangen wir dankbar ein Gebot des Vaters. Gibt es irgendetwas Gutes, dem nicht göttliche Autorität zugrunde liegt? Das Auslöschen der göttlichen Autorität würde ein unaussprechlicher Verlust sein. Zweifellos gibt es etwas Höheres als Autorität, und das ist die göttliche Liebe. Aber während die Liebe von jeher in Gott war und uns geoffenbart wurde, als wir gottlos und böse waren, beginnen wir bei unserer Bekehrung stets mit der Anerkennung der göttlichen Autorität und der Unterwürfigkeit des Herzens; wir erschrecken über unseren früheren rebellischen Geist. Bei der Bekehrung unterwirft sich ein Mensch erstmals in seinem Leben wirklich Gott, indem er sich nach dem Willen Gottes vor dem Herrn Jesus beugt.
„Und nun bitte ich dich, Frau, nicht, als ob ich ein neues Gebot dir schriebe, sondern das, was wir von Anfang gehabt haben: dass wir einander lieben sollen“ (V. 5). Hierüber braucht man nur wenig zu sagen, weil wir schon so viel davon hörten. Dennoch ist es immer gut, wenn wir uns daran erinnern, dass dieses Lieben nicht nur ein bedeutender Wesenszug der neuen Natur und der göttlichen Unterweisung ist, sondern untrennbar mit Gehorsam in Verbindung steht, der stets ein Merkmal dafür ist, dass wir aus Gott geboren sind. So heißt es in Vers 6: „Und dies ist die Liebe, dass wir nach seinen Geboten wandeln.“ Nur der böse Eigenwille des gefallenen Menschen versucht, diese beiden Dinge zu trennen. Nicht nur sind beide Gottes Gebote oder Christi Gebote, was dasselbe ist, sondern sie sind in diesen bemerkenswerten Worten einander gleichgesetzt, und zwar deswegen, weil sie von dem Leben in Christus, das wir besitzen, nicht zu trennen sind. Erneut werden im letzten Teil des Verses alle zusammen zu dem verpflichtet, was Christus Seinen Jüngern gebot: „Dies ist das Gebot, wie ihr von Anfang gehört habt, dass ihr darin wandeln sollt.“ Die Worte „... von Anfang gehört habt ...“ werden mit Bedacht hinzugefügt, um alle – damals und heute – daran zu erinnern, dass dieser ausdrückliche Befehl bereits zu der Zeit erteilt wurde, als Christus hier auf Erden war.
Mit Adam begann das Menschengeschlecht auf der Erde; aber Christus ist der Anfang für den Glaubenden. Durch Ihn ist Gnade und Wahrheit geworden; Er war der Ursprung des christlichen Gehorsams und der gegenseitigen Liebe. Wie konnte irgendjemand die Wahrheit über Christus kennen, ehe Er gekommen und auf Erden geoffenbart worden war? Zwar schauten die Treuen aus nach Seinem Kommen, das Segen für die Menschheit und die Erde mit sich bringen würde; aber wie wenig Bestimmtes gab es darüber für ihren Glauben! Alles, was darüber Klarheit geben konnte, war für die Zukunft aufgehoben worden. Weltlich Gesinnte dachten an Ihn im Rahmen ihrer eigenen irdischen und menschlichen Bestrebungen; die aus Gott Geborenen hatten jedoch ihren Glaubensblick mehr oder weniger nur auf das gerichtet, was Gott offenbaren würde, und ehe Christus kam, konnten selbst diese nur recht unbestimmte Erwartungen haben. Als aber der Sohn Gottes wie vorausgesagt kam und im Fleische geoffenbart wurde, kamen Gnade und Wahrheit in Ihm. Das Licht richtete alles, was mit der Natur Gottes unvereinbar ist, und die Wahrheit machte jeden Menschen und alle Dinge offenbar und zeigte, was sie wirklich sind. „Dies ist das Gebot, wie ihr von Anfang gehört habt, dass ihr darin wandeln sollt.“
Jetzt aber drängten die schlimmsten Arten des Bösen von allen Seiten herein. Es genügte Satan nicht, das Bestehende zu verderben, sondern er ließ nun auch die Wahrheit durch solche, die sie einst bekannt hatten, verleugnen. Daher erfolgt der dringende Appell, die Wahrheit entschieden zu verteidigen und mehr als je in Treue zu handeln. „Denn viele Verführer sind in die Welt ausgegangen.“ (Die Ausdrucksweise „sind in die Welt gekommen“, wie im Textus receptus und in einigen Übersetzungen zu lesen ist, ist ungenau.)
Diese Verführer waren früher in der Versammlung gewesen und hatten sie verlassen, um ihrem unheiligen Tun, nämlich Gottes Wort zu verhöhnen und den Sohn zu leugnen, nachzugehen. „In die Welt gekommen“ drückt diese Tatsache keineswegs aus, auch liegt darin kein vernünftiger Sinn. Sie verließen die christlichen Bekenner, als sie von Satan dazu verführt worden waren, die Wahrheit über Christus zu leugnen. Sie trugen die schrecklichen Merkmale von Verführern an sich, „die nicht Jesum Christum im Fleische kommend bekennen; dies ist der Verführer und der Antichrist“. Im Judasbrief wurde uns gezeigt, dass das tödliche Übel von solchen kam, die drinnen waren, obwohl sie sich absonderten. Doch die Johannesbriefe behandeln eine spätere Zeit, nämlich die „letzte Stunde“, wenn solche Menschen ausgehen würden, um als offenkundige Feinde zu widerstehen. Wenn jemand sich der Versammlung Gottes anschließt und eine Zeitlang in ihr als Christ seinen Platz einnimmt und sie dann wieder verlässt, ist er verderbter als zu Beginn seines christlichen Bekenntnisses, wiewohl er da bereits böse war. Er hasst nun die Wahrheit und diejenigen, die sie festhalten. Sein ganzes Tun und Trachten geht dahin, die Heiligen zu verführen, die Wahrheit zu verleumden und Christus zu leugnen. So macht uns diese Stelle klar, dass diejenigen, die „nicht Jesum Christum im Fleische kommend bekennen“, in die Welt ausgegangen sind. Das Kommen Christi wird hier in der abstrakten Gegenwartsform ausgedrückt; in 1. Johannes 4,2 steht es im Perfekt, d. h. als gegenwärtiges Ergebnis einer in der Vergangenheit geschehenen Handlung. Die unterschiedlichen Zeitformen ändern jedoch praktisch nichts an der Wahrheit, die in beiden Schriftstellen Seine auf diese Art gekennzeichnete Person zum Ausdruck bringt. Auch an dieser Stelle ist es richtiger, das Mittelwort „kommend“ stehen zu lassen als die Konstruktion in einem Nebensatz aufzulösen.
Diese Verführer glaubten nicht an die Wahrheit Seiner Person; sie bekannten Ihn nicht. Sie leugneten zwar nicht die historische Tatsache Seiner Geburt, aber sie anerkannten nicht die Person Christi als im Fleische kommend oder gekommen. Das ist ja gerade die tiefe und wunderbare Wahrheit, dass Er, der von Ewigkeit her der Sohn des Vaters war, auf diese Weise kommen sollte. Das bekennen alle, die das Leben haben und mit dem Heiligen Geist Gottes gesalbt sind. Er hätte ja als Engel oder auf irgendeine andere mögliche Weise kommen können; doch um den Willen Gottes zu erfüllen und um Seiner Ehre willen gefiel es Ihm, im Fleische zu kommen. Dieses Bekenntnis über Ihn, dessen göttliche und menschliche Natur in einer Person vereinigt war, bestritten die Verführer. Mit diesem Bekenntnis ist nicht alles ausgedrückt, was Christentum ausmacht; aber es stellt die Grundlage dar, ohne welche die Erlösung unmöglich ist. Jemand, der den Herrn Jesus nicht so gekommen bekennt, ist der Verführer und der Antichrist.
„Sehet auf euch selbst, auf dass wir nicht verlieren, was wir erarbeitet haben, sondern vollen Lohn empfangen.“ Das ist nicht nur eine ernste Warnung, sondern ein Appell an die Liebe, gleich der Bitte des Apostels in 1. Johannes 2,28. Frühere Abschreiber und moderne Herausgeber und Bibelübersetzer haben, indem sie dieses übersahen, die darin liegende Bedeutung nicht erkannt und daraus einen Gemeinplatz gemacht. „Sehet auf euch selbst, auf dass wir“ – nicht „ihr“ – „nicht verlieren ...“ schreibt der Apostel und sucht so auf rührende Weise ihre Liebe anzuspornen. Die von dem Apostel in 1. Johannes 2,28 an die ganze Familie Gottes gerichtete Aufforderung gilt hier auch der auserwählten Frau und ihren Kindern.
„Jeder, der weitergeht und nicht bleibt in der Lehre des Christus, hat Gott nicht; wer in der Lehre bleibt, dieser hat sowohl den Vater als auch den Sohn.“ Die in einigen Übersetzungen anzutreffende Wiedergabe „wer übertritt“, gibt den Sinn nicht korrekt wieder. Das Gesetz hat damit nichts zu tun; daher ist „übertreten“ ein falscher Ausdruck. Es muss heißen: „Jeder, der weitergeht ...“, d. h., der über die Wahrheit von Christum „hinausgeht“. Das ist nun andererseits ein schwerer Schlag für alle, die so sehr in den Fortschrittsgedanken verliebt sind. Wie könnte die geoffenbarte Wahrheit einer menschlichen Wissenschaft gleich sein, die weiterentwickelt werden kann? Wem die Wahrheit nicht genügt, die Gott in Christus gegeben hat und wer daher über diese Wahrheit hinausgeht, der entfernt sich in Wirklichkeit von ihr und gibt sie zugunsten der Einbildungen des menschlichen Geistes preis. Unter welchen Vorwänden man auch immer nach höherem Licht oder nach höherer Wahrheit sucht, wie groß das Vertrauen in diese modernen Ansichten auch sein mag – wer über das inspirierte Wort hinausgeht und sich seinen eigenen Ideen oder den Vorstellungen anderer zuwendet, der „hat Gott nicht“; er steht außerhalb jeglicher gegenwärtiger Beziehungen zu Gott. Dagegen hat der, der „in der Lehre des Christus bleibt, sowohl den Vater als auch den Sohn“; er besitzt die höchste und tiefste sowie die intimste Offenbarung der Gottheit.
„Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, so nehmet ihn nicht ins Haus auf und grüßet ihn nicht; denn wer ihn grüßt, nimmt teil an seinen bösen Werken.“ Das ist eine der schmerzlichsten Verpflichtungen für einen Gläubigen, und diese wurde der Frau und ihren Kindern in gebieterischer Weise auferlegt. Ich möchte das an einem Beispiel erläutern. Vor vielen Jahren kam eine liebe Bekannte von mir dadurch in Schwierigkeiten, dass sie in einer Versammlung von Christen war, die sich weigerte, einen ähnlichen Irrtum zu verurteilen. Diese Schwester zog später an einen Ort, wo die Versammlung das Böse entschieden verurteilte. Sie zögerte aber, ihre Verantwortlichkeit einzugestehen, und verteidigte sich damit, dass sie nur eine Frau sei und nichts dazu sagen oder tun könne. Solche Entschuldigungen mögen bescheiden und edel klingen; würden Frauen in Angelegenheiten so handeln, in denen sich für sie Zurückhaltung geziemt, dann wäre das lobenswert. Aber wer erwartet oder hofft, dass auf einer solchen Grundlage das Böse gründlicher verurteilt wird? Ich erinnerte diese „auserwählte Frau“ an diesen Brief; das brachte sie zum Schweigen; denn sie war ebenso einsichtig und erfahren wie gottesfürchtig. Das Ergebnis war, dass sie zu der Überzeugung kam, sich der Pflicht, an die sie gebunden war, entzogen zu haben.
Wenn die Lehre des Christus auf dem Spiel steht, darf man nicht zögern: Kompromisse bedeuten Verrat am Herrn. Wenn wir Ihm nicht treu sind, werden wir niemals in den Dingen, die Gott uns geoffenbart hat, treu sein. Mit Seiner Person, mit der Gnade und Wahrheit zu uns kam, ist die Ehre Gottes aufs innigste verknüpft. Wenn daher jemand kommt, der diese Lehre nicht bringt, so sind alle, wie auch die Frau und ihre Kinder, ernsthaft verpflichtet, einen solchen um Christi willen nicht zu beachten, selbst wenn er früher der liebste christliche Freund auf Erden war. Das ist es, wozu uns Gott heute auffordert. Wenn jemand nicht die Lehre des Christus bringt, dann schließe die Tür; gib dich nicht mit einem Antichristen ab. Denen, die den Namen des Herrn und Sein Wort nicht achten, muss solch ein Verhalten unerhört erscheinen, besonders in diesen liberalen Tagen, wo der Mensch alles und Christus wenig oder gar nichts bedeutet. Selbst bekennende Christen schweigen geflissentlich dazu und denken: „Wie schade, die Einheit durch solche Fragen zu stören! Ist es nicht die Hauptsache, dass die Christen zusammenhalten und jede Trennung, dieses entsetzliche Übel, vermeiden? Übrigens – er ist doch ein so netter und lieber Bruder! Sicher wird er bereit sein, seine Ansichten aufzugeben, wenn man nicht gerade Öl ins Feuer gießt.“ So reden die Neutralen, die noch gefährlicher als die betrogenen Verführer sind.
Nein, meine Brüder, durch die Gnade verdanken wir alles dem Sohne Gottes und dem Vater, der Ihn sandte und gab. Wenn wir als Christen zu etwas berufen sind, wo wir um jeden Preis entschieden und unbeugsam sein müssen, dann in dem Fall, wo die Ehre Christi und die Wahrheit über Ihn angetastet werden.
Die Schlussverse 12 und 13 sind ein schönes Zeugnis von der heiligen und dennoch herzlichen Liebe, welche die Heiligen am Anfang des christlichen Zeugnisses verband und die auch zwischen dem betagten Apostel und dieser christlichen Familie bestand. „Da ich euch vieles zu schreiben habe, wollte ich es nicht mit Papier und Tinte tun, sondern ich hoffe, zu euch zu kommen und mündlich mit euch zu reden, auf dass unsere Freude völlig sei.“ Aus der Zuversicht, mit der der Apostel sein Kommen anmeldete, sowie aus seinem Gruß können wir entnehmen, wie völlig er sich darauf verließ, dass die Empfänger seines Briefes seine Aufforderung zu Herzen nehmen und unbedingt ausführen würden, diese Verräter an Christus abzuweisen, die umhergingen, um andere in ihr böses Tun zu verstricken. Der Apostel beschränkt sich auf die Warnung, dass Kompromisse in solchem Fall bedeuten, mit dem Bösen Gemeinschaft zu haben, aber er droht nicht mit den sich daraus ergebenden Folgen. Auch bemüht er sich nicht, ihre Unterwerfung unter den ausdrücklichen Befehl dadurch zu erwirken, dass er sich auf seine eigene Stellung oder auf die noch immer bestehende vertraute Freundschaft beruft. Alles hängt davon ab, was die Gnade in uns an Empfindungen dafür, was wir dem Herrn schuldig sind, bewirkt hat. Es kann sein, dass sogar der jüngste Gläubige standhaft ist, während andere, die der Zeit nach viel tiefere Empfindungen haben sollten, in böse Dinge, wenn auch geringfügiger Art, verwickelt und auf diese Weise für den unendlichen Wert der Person Christi unempfindlich geworden sind. Es handelt sich nämlich tatsächlich um eine Sache zwischen dem Sohn Gottes und Satan. Wie sehr es dem Apostel um die Treue zu Christus ging, geht daraus deutlich hervor, dass er schreibt, wie völlig ihre Freude sei, wenn er zu ihnen käme. Hätte er an ihrer Treue gezweifelt, dann hätte er diesbezüglich keine Hoffnung haben können.
Es wird gut sein, an dieser Stelle noch hinzuzufügen, dass dem Geist Gottes nichts daran gelegen sein kann, bei unbedeutenden Meinungsverschiedenheiten in Fragen der Zucht die Strenge anzuwenden, die eine unbedingte Notwendigkeit ist, wenn es sich um die Frage: wahrer oder falscher Christus handelt. Solch ein Fehler wird durch den Erzfeind zur Zerstreuung derer benutzt, für die Christus starb, um sie in eins zu versammeln. Selbst wenn es sich um die Lehre im Allgemeinen handelt, findet man keine schriftgemäße Grundlage für solch eine extreme Handlungsweise, es sei denn, dass fundamentale Irrtümer vorliegen. Noch weniger angebracht ist solche Strenge bei unterschiedlichen Auffassungen über die Einrichtungen des Christentums, sei es die Taufe oder das Abendmahl. Die Lehre des Christus beansprucht jedoch die entschiedenste Treuepflicht jedes Heiligen; wer Seine Person antastet, muss nicht nur öffentlich hinaus getan, sondern auch persönlich abgewiesen werden, koste es was es wolle.