Betrachtung über Jakobus (Synopsis)

Kapitel 4

Betrachtung über Jakobus (Synopsis)

In allem, was jetzt noch folgt, haben wir das Gericht Gottes über die ungezügelte Natur, über den Willen in seinen verschiedenen Formen. Wir hören von Streitigkeiten, die aus den Wollüsten des natürlichen Herzens hervorgehen; von Bitten an Gott, die aus derselben Quelle kommen, von den Wünschen des Fleisches und der Seele, die sich in der Freundschaft mit der Welt entfalten und dort ihren Bereich finden, was somit Feindschaft wider Gott ist. Die Natur des Menschen gelüstet in missgünstiger Weise und ist voller Neid in Bezug auf andere. Aber Gott gibt größere Gnade: eine entgegenwirkende Kraft tritt in Tätigkeit, wenn jemand damit zufrieden ist, klein und demütig, wie ein Nichts in dieser Welt zu sein. Die Gnade und Gunst Gottes sind mit einem solchen Menschen, denn Gott widersteht den Hochmütigen und gibt den Demütigen Gnade.

Hierauf entfaltet der Apostel die Tätigkeit einer durch den Geist Gottes geleiteten Seele inmitten der ungläubigen und selbstsüchtigen Menge der Juden, mit denen sie verbunden war (V. 7–10). Jakobus setzt nämlich immer noch voraus, dass die Gläubigen, an die er schreibt, mit dem Gesetz in Verbindung standen. Wenn sie Übel redeten von ihrem Bruder, dem das Gesetz einen Platz vor Gott gab, so redeten sie übel von dem Gesetz 1, nach dem er einen so großen Wert hatte. Das Gericht war Gottes Sache, und Er hatte das Gesetz gegeben und würde sowohl seine Autorität aufrecht halten als auch Freiheit und Rettung verleihen.

In den Versen 13–16 werden derselbe Eigenwille und das Außerachtlassen Gottes getadelt, das falsche Vertrauen, das  daraus hervorgeht, dass man sich einbildet, tun zu können, was einem beliebt – das Fehlen der Abhängigkeit von Gott. Vers 17 ist eine allgemeine Schlussfolgerung, die sich stützt auf den bereits in Jak 3, 1 angedeuteten Grundsatz sowie auf das, was in Bezug auf den Glauben gesagt worden ist. Die Kenntnis des Guten, ohne dass man es zur praktischen Ausführung bringt, macht eben das Unterlassen des Werkes, das hätte getan werden können, zu einer direkten Sünde. Die Tätigkeit des neuen Menschen fehlt, und die des alten ist da. Obwohl das Gute vor unseren Augen ist und wir sehr wohl wissen, was wir tun sollten, entschließen wir uns doch nicht dazu. Es ist keine Neigung vorhanden, es zu tun; wir wollen es nicht tun.

Fußnoten

  • 1 Vergleiche hiermit 1. Thessalonicher 4,8, wo der Geist den Platz des Gesetzes hienieden einnimmt.
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