Das Berufsleben des Christen
Biblische Grundsätze für das Berufsleben
Wie viel und wie lange arbeiten wir?
Neben der Frage nach der Priorität unserer Arbeit beschäftigt uns das Thema, wie viel wir arbeiten sollten. Die Antwort auf diese Frage hängt mit dem zuvor behandelten Thema zusammen. Wir wollen sie aber noch einmal gesondert überdenken.
Gottes Schöpfungsordnung
Den ersten Hinweis darauf, wie Gott die Arbeitswoche eines Menschen sieht, finden wir bereits auf dem ersten Blatt der Bibel: „So wurden vollendet der Himmel und die Erde und all ihr Heer. Und Gott hatte am siebten Tag sein Werk vollendet, das er gemacht hatte; und er ruhte am siebten Tag von all seinem Werk, das er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn; denn an ihm ruhte er von all seinem Werk, das Gott geschaffen hatte, indem er es machte“ (1. Mo 2,1–3).
Wir können zwar nicht davon sprechen, dass Gott im Sinn einer menschlichen Arbeitsleistung tätig gewesen wäre, doch Er selbst spricht dennoch von einem Werk, das Er getan hat. Gott wirkte sechs Tage lang, dann ruhte Er. So lernen wir aus diesen Bibelversen, dass die 6-Tage-Woche von Gott vorgegeben worden ist. Keiner von uns könnte sich beschweren, wenn er nur einen einzigen freien Tag in der Woche hätte – und viele kennen das ja auch in Deutschland bis heute so. Diesen Rhythmus hatte Gott ursprünglich vorgesehen. Wir sollten dankbar sein, dass wir in aller Regel zwei freie Tage pro Woche zur „Erholung“ haben. Ein „biblisches Recht“ darauf haben wir nicht.
Ohnehin muss man „Erholung“ in Anführungszeichen verstehen. Denn tatsächlich sind diese beiden Tagen oft durch familiäre und sonstige Verpflichtungen voller als andere Tage. Gerade bei größeren Familien, aber auch durch Aufgaben in der Gemeinde (Versammlung), im erweiterten Familienkreis und darüber hinaus kann die Hoffnung auf Erholung schnell schwinden. Unsere Ehefrauen, die zugleich Mütter von unseren Kindern sind, arbeiten im Übrigen (sozusagen) sieben Tage in der Woche … Haben wir schon einmal an sie gedacht? Dennoch dürfen wir dankbar sein, dass wir in einem Land leben, in dem man der bezahlten Arbeit nicht sieben Tage in der Woche nachgehen muss.
Das Gesetz
Als Christen stehen wir nicht unter Gesetz. Das wird aus einigen Bibelversen deutlich, wie zum Beispiel aus Römer 10,4. Dennoch dürfen wir nicht übersehen, dass viele der göttlichen Anweisungen im Gesetz die Lebensumstände des Menschen betrafen. Gott hatte sie somit zum Wohl des Menschen gegeben. Das gilt für die Speisevorschriften (reine Tiere) genauso wie für die Hygienevorschriften.
Im Gesetz lesen wir: „Sechs Tage sollst du arbeiten und all dein Werk tun; aber der siebte Tag ist Sabbat dem HERRN, deinem Gott: Du sollst keinerlei Werk tun, du und dein Sohn und deine Tochter, dein Knecht und deine Magd und dein Vieh und dein Fremder, der in deinen Toren ist“ (2. Mo 20,10). Auch die Begründung nennt Gott an dieser Stelle: Er selbst ruhte am siebten Tag, nachdem Er in sechs Tagen die Schöpfung gemacht hatte. Offensichtlich nimmt dieses Gebot Gottes zur 6-Tage-Arbeitswoche unmittelbar Bezug auf sein eigenes Werk, in sechs Tagen die Erde für den Menschen zuzubereiten. So macht Er sich selbst zum Maßstab und Vorbild für die Arbeit des Menschen.
Diese Stellen bestätigen, dass Gott eine 6-Tage-Woche für den Menschen vorgesehen hat. Wir dürfen das nicht sklavisch handhaben wollen, wie es der Synagogenvorsteher zur Zeit unseres Herrn tun wollte (Lk 13,14). Aber wir lernen aus diesem Gebot im Alten Testament, dass der Mensch nicht ununterbrochen arbeiten kann. Er hat Ruhephasen nötig.
Wir sollten daher an dieses Gebot denken, wenn wir unsere 5-Tage-Arbeitswoche mit oftmals gerade einmal 35 Arbeitsstunden zu verteidigen suchen. Natürlich ist wahr, dass heute ein viel größerer Stressfaktor vorhanden ist. Man muss wesentlich intensiver und schneller arbeiten, als dies zu Zeiten des Alten Testaments oder während der Lebenszeit unseres Herrn üblich war. Auch der Apostel Paulus lebte in einer „anderen Zeit“. Das, was heute an Informationen und Daten in einer hohen Geschwindigkeit zu verarbeiten ist (E-Mail, Internet, Intranet, Handy usw.), war damals unvorstellbar.
Wir dürfen nicht meinen, wir hätten ein Recht auf eine 5-Tage-Woche oder gar auf eine 4-Tage-Woche. Denn das sind Zeitfaktoren, die von den Tarifparteien (Arbeitgeber und Arbeitnehmer) vereinbart worden sind, die aber nichts ursächlich damit zu tun haben, wann, wie lange und wie intensiv gearbeitet werden sollte. Frühere Generationen kannten eine solche Festlegung nicht.
Es erscheint uns allerdings wahr zu sein, dass wir – unabhängig von Vereinbarungen der Tarifparteien – mindestens doch einen Tag nötig haben, um wieder zu Kräften zu kommen. Deshalb sollten wir unsere freien Tage nicht mit allen möglichen Aktivitäten vollstopfen. Wir benötigen Ruheperioden. Das gilt auch für sogenannte „Workaholics“. Gott selbst ruhte am siebten Tag und teilt uns das ausdrücklich mit. Später nannte Er diesen Tag „Sabbat“ und machte ihn zu einem gesetzlichen Feiertag, also einem ausdrücklich arbeitsfreien Tag.
Der Mensch hat rein physisch und auch psychisch Ruhe nötig. Gott kennt uns besser, als wir uns selbst kennen. Daher dürfen wir dankbar sein, wenn wir einen arbeitsfreien Tag in der Woche haben. Um aber keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Wir machen den Sonntag nicht zum „Sabbat der Christen“. Es geht uns hier nur um die Tatsache, dass der Mensch einen Tag der Entspannung pro Woche nötig hat.
Fleiß
Bei allen Fragen um Arbeitszeit und Wochenarbeitsstunden sollte eines jedenfalls deutlich sein: Mitarbeiter, die Christen sind, sollten so viel Zeit in ihren Beruf investieren, dass sie nicht als faul gelten. Immer wieder lesen wir im Buch der Sprüche über den Wert des Fleißes und die Ermahnung an den Faulen, endlich aktiv zu werden. Beispielsweise heißt es in Sprüche 6,6: „Geh hin zur Ameise, du Fauler, sieh ihre Wege und werde weise.“ Ein anderer Hinweis lautet: „Die Seele des Faulen begehrt, und nichts ist da; aber die Seele der Fleißigen wird reichlich gesättigt“ (Spr 13,4).
Ruth, die spätere Ehefrau von Boas, ist ein schönes Vorbild für Fleiß. Von ihr lesen wir: „Sie ist gekommen und dageblieben vom Morgen an bis jetzt; was sie im Haus gesessen hat, ist wenig“ (Rt 2,7). Fleiß ist bis heute eine Eigenschaft, die positiv und vorbildlich ist. Sie sollte jeden Christen auszeichnen. In anderem Zusammenhang heißt es in Römer 12,11: „Im Fleiß seid nicht säumig.“ Das sollten wir auch auf unser Arbeitsleben beziehen. Das bedeutet nicht, dass wir als Arbeitnehmer oder Vorgesetzte ständig die Ersten und die Letzten im Büro sein sollten. Wir sollten fleißig, aber nicht ehrgeizig oder gar versessen auf Karriere sein. Sonst gleichen wir jemand, dessen Leben man mit den Worten überschreiben könnte:
Nur Arbeit war dein Leben,
nie dachtest du an dich,
nur für die Deinen streben,
war deine höchste Pflicht.
Manchem mag dieser Reim aus den Predigten des bekannten Pfarrers und Evangelisten Wilhelm Busch bekannt vorkommen. Immer wieder wies er bei der Verkündigung des Evangeliums darauf hin, dass man einen solchen Spruch auf den Grabstein eines Tiers, einer Kuh oder eines Pferdes, schreiben könne, nicht aber auf den eines Menschen. Wie unpassend wäre eine solche Charakterisierung für einen Christen! Unser Leben soll nicht nur aus Arbeit bestehen! Andererseits ist wahr, dass „derjenige, der im Beruf nur seine Pflicht tut, seine Pflicht nicht getan hat“, wie einmal jemand sagte. Leider ist die Einstellung, kein Strichlein mehr zu tun als nur das Notwendigste, zuweilen unter Christen anzutreffen.
Leben, um zu arbeiten – arbeiten, um zu leben
Es gibt für unser Leben einen tieferen Sinn, der nicht unmittelbar mit dem Arbeitsleben zu tun hat. Man kann den Fleiß einseitig überbetonen. Vermutlich kennen wir alle Menschen, deren einziger Lebenszweck es ist, auf der Karriereleiter hochzuklettern. Leider können Christen einem solchen „Ideal“ anhängen. Damit hätten wir unseren eigentlichen Lebenszweck aber verfehlt. Denn Gott hat uns nicht auf dieser Erde gelassen, damit wir unser Leben der Arbeit widmen, sondern damit wir Ihn verherrlichen, von Ihm zeugen und zum Wohl der Gläubigen tätig sind.
Salomo schreibt in dem einzigen Psalm, der seinen Namen trägt: „Vergeblich ist es für euch, dass ihr früh aufsteht, spät aufbleibt, das Brot der Mühsal esst“ (Ps 127,2). Zuvor hatte er schon gesagt, dass die Bauleute vergeblich an einem Haus arbeiten, wenn der HERR das Haus nicht baut. Das dürfen wir nicht vergessen, wenn wir einmal selbstkritisch feststellen müssen, dass unser Leben im Wesentlichen nur noch aus Arbeit besteht. Das ist und war nie Gottes Gedanke für seine Geschöpfe. Wir können noch so viel arbeiten: Wenn Gott nicht seinen Segen zu unserer Arbeit gibt, arbeiten wir vergeblich. Meint Salomo damit, dass wir uns nun doch nicht anstrengen müssen? Ganz bestimmt nicht. Es gilt, zwei Seiten zu unterscheiden:
- Unsere Verantwortung ist es, fleißig zu sein.
- Gottes Seite ist, dass der Segen allein von Ihm kommt; kein Verdienst ist auf unserer Seite.
Deshalb sollten wir nüchtern sein und unseren Verstand benutzen, wenn es um das Ausmaß unseres Arbeitseinsatzes geht. „Nehmt zu Ohren und hört meine Stimme, horcht auf und hört meine Rede! Pflügt wohl der Pflüger den ganzen Tag, um zu säen? Furcht und eggt er den ganzen Tag sein Ackerland?“ (Jes 28,23.24). Alles hat seine Zeit und Ordnung. Wir sollten nicht meinen, durch einen „Dauereinsatz“ würden die Arbeitsergebnisse und unser Lohn besonders großartig. Im Gegenteil: Ohne Erholung werden wir bald so ausgelaugt sein, dass wir sogar weniger leisten, obwohl wir viel arbeiten. Bei alledem sollten wir auch daran denken, dass wir das alles hier auf der Erde zurücklassen werden. Wer die Arbeit um der Arbeit willen oder um des Vorwärtskommens wegen tut, wird diese Zeit nicht in der Ewigkeit wiederfinden.
Urlaub
Ein kurzes Wort zum Thema Urlaub. Heute spielt die Urlaubszeit im Denken von Arbeitern und Angestellten eine wichtige Rolle. In der neutestamentlichen Zeit gab es solche Urlaubszeiten gewöhnlich nicht. Das heißt natürlich nicht, dass nicht auch Paulus und die Christen damals Zeiten der Erholung hatten. Da die Arbeit damals in aller Regel nicht so stressreich war, sondern langsamer vonstatten ging, gab es bereits während der Arbeitsverrichtung mehr Ausgleich. Auch die Reisen dauerten damals länger, weil sie zu Fuß oder mit langsamen Gefährten unternommen wurden. Das gab vielen Zeit zum Aufatmen.
Die Sklaven zur Zeit des Apostels konnten überhaupt nicht an Urlaub denken. Sie mussten arbeiten, arbeiten, arbeiten. Sie mussten immerzu arbeiten, jeden Morgen früh aufstehen und bekamen keine Freizeit geschenkt. Deshalb sollten wir dankbar sein, dass es in Deutschland Gesetze gibt, die uns mindestens vier Wochen Urlaub pro Jahr garantieren. Diese „Einrichtung“ geht wahrscheinlich auf die Sozialreformen von Otto von Bismarck zurück (zwischen 1878 und 1890), die uns in Deutschland die gesetzliche Kranken- und Rentenversicherung gebracht haben.
Menschen können nicht unentwegt arbeiten, weil sie sonst durch die vielfältigen Belastungen seelisch und körperlich irgendwann ausgebrannt sind1. Sie brauchen Erholung und Urlaub. Aus diesem Grund hat Gott seinem Volk jede Woche einen Tag „Kurzurlaub“ verordnet. Das war jedoch nicht alles. War die Anweisung Gottes an sein Volk Israel, dreimal im Jahr nach Jerusalem zu reisen, um dort anlässlich der Festlichkeiten Opfer zu bringen, nicht mit einer Art „Urlaub“ verbunden? Auch die Feste, die über mehrere Tage gingen (Fest der ungesäuerten Brote, Laubhüttenfest), waren mit arbeitsfreien Tagen verknüpft. Insofern kannten schon die Israeliten „Urlaub“.
Man mag einwenden, dass manche Israeliten bevorzugten, in Ruhe zu Hause zu bleiben, weil die Reise nach Jerusalem anstrengend – vielleicht würde man heute sagen: stressig – war. Wir wissen ja, dass Reisen damals durchaus schwierig waren und gefährlich sein konnten. Dennoch war mit diesen Reisen eine Abwechslung verbunden. Gott hatte sozusagen „aktive Erholung“ für sein Volk bestimmt. Hinzu kommt, dass diese Reisen wesentlich langsamer vonstatten gingen, als wir das heute gewohnt sind. Dadurch waren sie mit Abwechslung und Ruhephasen verbunden. Und interessanterweise finden wir in der Zeit Nehemias, dass es in alttestamentlicher Zeit doch schon so etwas wie Urlaub gab (vgl. Neh 13,6). Dieser Mann Gottes jedenfalls nutzte seinen Urlaub für das Werk Gottes.
Die Fürsorge Gottes
Diese Fürsorge Gottes für seine Geschöpfe wird im Gesetz auf zu Herzen gehende Weise ausgedrückt. Dort lesen wir die bereits zitierten Hinweise zum Sabbat, an dem der Israelit nicht zu arbeiten brauchte (vgl. 2. Mo 20,10.11). Gott sorgte dafür, dass dieser Ruhetag nicht nur den Herren galt, sondern gerade auch den Sklaven. Und nicht nur das: Gott bestimmte, dass sogar die Tiere und auch heidnische Gastarbeiter diesen Ruhetag erhielten. So ist Gott sogar für die Tiere besorgt – wie viel mehr für uns Menschen.
Der Herr Jesus musste seinen Jüngern ebenfalls deutlich machen, dass sie eine Ruhezeit nötig hatten. Wir können nicht sagen, dass sie regelrecht Urlaub machen konnten. Aber Er rief ihnen einmal zu: „Komm ihr selbst her an einen öden Ort für euch allein und ruht ein wenig aus. Denn es waren viele, die kamen und gingen, und sie fanden nicht einmal Zeit, um zu essen“ (Mk 6,31). Ist dieses Ausruhen nicht der Sinn von Urlaub?
Auch hier ist es nötig, nüchtern zu sein. Vermutlich ist keiner von uns in der Lage, ununterbrochen 52 Wochen im Jahr und das Jahr für Jahr engagiert und mit effizienten Ergebnissen zu arbeiten. Früher oder später werden wir sonst ausgebrannt sein. Gerade die in den letzten Jahren zunehmende Hektik hat dazu geführt, dass man wirklich darauf achten sollte, Urlaubszeiten zu nehmen, die auch tatsächlich zur physischen und psychischen Erholung genutzt wird. Viele Menschen sind in ihrem ganzen Leben noch nie in Urlaub „gefahren“, um durch einen Ortswechsel wirklich abschalten zu können. Das gilt nicht nur für Landwirte, die niemand haben, der ihre Tiere oder Felder versorgen könnte, sondern auch für viele, die nicht über entsprechende finanzielle Mittel verfügen, um sich einen Urlaub in der Ferne erlauben zu können. Lasst uns daher an solche denken, die es besonders schwer haben, Urlaubszeiten zu haben, und ihnen einmal Entlastung anbieten, indem wir ihre Kinder einladen oder ihnen selbst praktisch zur Hand gehen.
In früheren Zeiten verging das Leben deutlich langsamer als heute. Paulus konnte in Zeiten „auftanken“, in denen er auf Reisen war und allein von einem Ort zu einem anderen ging. Öfter waren die Reisen für ihn gefährlich („oft auf Reisen“, 2. Kor 11,26, was Teil seiner Mühen war). Offensichtlich aber genoss er manche Reisen, weil sie ihm Zeit gaben, allein mit seinem Herrn zu sein und dadurch wieder Kraft für den weiteren Dienst zu bekommen (Apg 20,13).
Bewusst Urlaub machen
Wir müssen uns heute in Zeiten größter Hektik freie Zeit geradezu „erkämpfen“ und versuchen, die Hektik nicht selbst zu verursachen. Daher sollte Urlaub wirklich Urlaub sein. Die wenigsten Führungskräfte aber fühlen sich in der Lage, ihr Smartphone wirklich einmal auszuschalten. Nicht nur sie meinen, ständig auf dem neusten Stand im Blick auf die unterschiedlichsten Lebensbereiche sein zu müssen – Beruf, private Mails, Ebaykäufe und -verkäufe, Events, Sport usw. Natürlich ist es wahr, dass heute gerade von Führungskräften viel verlangt wird, selbst in der Urlaubszeit. In manchen Unternehmen gibt es allerdings inzwischen aufgrund staatlicher Vorgaben die Pflicht, mindestens zwei Wochen im Jahr jedes Kommunikationsmittel, das mit der beruflichen Tätigkeit zu tun hat, abzuschalten. Das ist „gesund“.
Und: Ob man im Urlaub Diener des Herrn „in Ruhe“ und Frieden lässt, die normalerweise im „Werk des Herrn“ tätig sind? Auch sie haben Ruheperioden nötig. Natürlich kann man nicht wissen, ob jemand im Urlaub ist, wenn man ihm eine Mail schreibt. Dann liegt es an ihm selbst, in Weisheit zu antworten. Aber wenn man einen solchen Diener an einem Urlaubsort sieht, kann man auf ihn und seine Ehe und seine Familie Rücksicht nehmen.
Ein abschließender Gedanke zum Urlaub: Wir brauchen diese Zeit der Abspannung vom beruflichen Stress. Was wir nicht nötig haben, ist „Urlaub“ von Christen, von christlichen Zusammenkünften und Gottesdiensten. Daher wird sich ein Christ einen Urlaubsort aussuchen, wo es entsprechende Möglichkeiten gibt, Gottesdienste aufzusuchen. Da, wo der Herr Jesus verheißen hat, persönlich in der Mitte der Seinen zu sein (vgl. Mt 18,20), wird ein Christ nicht fehlen wollen. Auch und gerade nicht im Urlaub.
Noch ein Wort zum Thema „Stress“. Wir sollten uns auch bewusst machen, dass Stress oft nicht allein oder nicht einmal in erster Linie beruflich bedingt ist. Wenn man sich das gesamte Wochenende (oder den Wochenwechsel) mit Terminen, Besuchen usw. „vollpackt“, so dass man den Montag zunächst einmal als Erholung nötig hat, muss man sich nicht wundern, dass der Beruf als stressig empfunden wird. Wenn dann noch Schwierigkeiten in der örtlichen Gemeinde (Versammlung) vorhanden sind, vielleicht auch zwischen den Ehepartnern und zwischen den Eltern und Kindern, sollte man sich sehr genau überlegen, was man in der „freien Zeit“ am besten tut. Oft dient es der persönlichen Gesundheit viel mehr, wenn man Problemfelder im privaten und gemeindlichen Leben einmal angeht, um sie zu lösen, als wenn man ihnen zu entfliehen sucht. Probleme lösen sich nämlich nicht von selbst.
Rente und Pension: Ruhestand
Es gibt heute nicht nur Urlaub, sondern auch eine Renten- oder Pensionszeit. Dafür sollen wir dankbar sein. Wir brauchen kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn wir mit 65 (oder künftig 67) Jahren „in Rente gehen“. Denn einen „Ruhestand“ kennt schon das Alte Testament.
Von den Leviten heißt es: „Aber von fünfzig Jahren an soll er [der Levit] aus der Arbeit des Dienstes austreten und nicht mehr dienen; er mag seinen Brüdern helfen am Zelt der Zusammenkunft, wenn sie ihren Dienst versehen; aber Dienst soll er nicht tun. So sollst du mit den Leviten in ihren Aufgaben tun“ (4. Mo 8,25.26). Für die Leviten gab es nicht nur eine Anfangszeit des Dienstes (erst 30 Jahre bzw. 25 Jahre, später 20 Jahre), sondern auch eine Zeit, die ihnen den „Ruhestand“ ermöglichte. Natürlich hörten die Aufgaben der Leviten nicht mit dem Erreichen der Altersgrenze von 50 Jahren auf. Sie waren für ihre Stammesbrüder weiterhin beratend tätig. Diese Verse zeigen uns, dass Gott grundsätzlich einen festen Lebensabschnitt für das Arbeiten vorgesehen hat.
Oder war diese Vorschrift auf die Leviten beschränkt und besaß damit keine allgemeine Gültigkeit? Die Leviten waren sozusagen die modernen „Beamten“, deren Aufgabe es war, für das Wohl des ganzen Volkes zu sorgen. So waren sie zum Beispiel in der Zeit Davids für die Verwaltung des Landes verantwortlich. In diesem Sinn kann man die sie betreffenden Vorschriften sicher im Blick auf die heutige Zeit verallgemeinern. Natürlich sind sie dann nicht allein auf Beamte zu beziehen, sondern gleichermaßen auf Arbeiter und Angestellte.
Wir reden an dieser Stelle natürlich aus einer deutschen Perspektive. In anderen Ländern gibt es keine Altersvorsorge und Rente, die mit dem deutschen Sozialsystem vergleichbar ist. Dadurch sind Christen dort darauf angewiesen, möglichst lange zu arbeiten, um ihren Lebensunterhalt weiter aufbringen zu können. Und es ist auch wahr, dass das „Rentenalter“ für viele keine Ruhe-, sondern eine Unruhezeit ist. Was sich ändert, ist das Arbeitsfeld (und der Zahlungsträger, derjenige also, der die Rentenzahlungen übernimmt). Arbeit gibt es ja auch weiter genug, nur in anderem Umfeld: im Haus, in der Familie, inmitten der Christen, in der Mission usw.
Dennoch ist es durchaus biblisch, dass man nicht bis an sein Lebensende einer regelmäßigen, täglichen, bezahlten Arbeit nachgeht. Gilt das aber auch für den geistlichen Dienst? Dazu sagt Gottes Wort nichts direkt. Den Korinthern wird gesagt: „Daher, meine geliebten Brüder, seid fest, unbeweglich, allezeit überströmend in dem Werk des Herrn, da ihr wisst, dass eure Mühe nicht vergeblich ist im Herrn“ (1. Kor 15,58). In diesem Sinn gibt es im Werk des Herrn keinen Ruhestand.
Allerdings können wir die Anordnungen an die Leviten auch auf unsere geistlichen Aufgaben anwenden. Die Leviten blieben im Dienst, aber ihre Aufgabe veränderte sich von einem praktischen Volleinsatz hin zu einem beratenden Dienst. Womöglich haben wir heute zu diesem Thema eine etwas andere Auffassung. Neigen wir nicht allzu leicht dazu, zu meinen, dass Christen, die – womöglich noch neben ihrem irdischen Beruf – in einem besonderen geistlichen Dienst stehen, bis zum Schluss, bis zum letzten Atemzug und in vollem Maß in diesem geistlichen Bereich „arbeiten“ sollten? Wenn wir anderer Meinung sind, werden wir sie gerade im Alter, wenn sie möglicherweise über keine regelmäßigen Einkünfte verfügen, besonders berücksichtigen. Manche von ihnen konnten über einen längeren Zeitraum in keine Rentenversicherung einzahlen. Haben sie nicht auch – wie andere Christen, auch wie die Leviten – das Recht, eine Art „Ruhestand“ in Anspruch zu nehmen?
Wenn wir über den Ruhestand nachdenken, dann gibt dies Anlass, auch über Aufgaben von Christen im Pensionsalter zu sprechen. Dadurch, dass sie dann nicht mehr an verpflichtende Tätigkeiten gebunden sind, können sie sich ihre Zeit frei einteilen. Inmitten der Gläubigen gibt es manche lohnenswerte Aufgabe. Ältere Christen können sich zum Gebet treffen, um für die berufstätigen Christen zu beten, für die Familien, für die jungen Christen, für die Kinder usw. Sie können mehr als im Beruf stehende Christen andere alte Gläubige besuchen, einsame Menschen, Witwen, Witwer usw. Auch Familien freuen sich über ermunternde Besuche älterer Ehepaare. Auch im evangelistischen Bereich gibt es viele Möglichkeiten, sich im „Ruhestandsalter“ nützlich zu machen. Ein besonderes Augenmerk dürfen ältere männliche Rentner darauf legen, ihre Ehefrauen stärker in der Hausarbeit zu unterstützen als während ihrer Berufszeit.
Ehefrauen und Mütter
Am Schluss dieses Kapitels wollen wir noch ein kurzes Wort über Ehefrauen und Mütter sagen. Wir haben darüber gesprochen, dass Gott in der Bibel von einer 6-Tage-Arbeitswoche spricht. Hier aber scheint es Ausnahmen zu geben: Man kann an Landwirte mit Viehhaltung denken, und sicher gibt es darüber hinaus noch andere Berufe, auf die das zutrifft. Ein besonderes Augenmerk gilt jedoch den Ehefrauen, die zugleich Mütter sind.
Als Männer müssen wir wohl alle zugeben, dass viele von uns zwar den Samstag und den Sonntag mehr oder weniger arbeitsfrei haben, nicht jedoch unsere Frauen. Auch viele soziale sowie medizinische Berufe kennen dieses Vorrecht eines „arbeitsfreien Wochenendes“ nicht, ebenso wenig wie der Einzelhandel usw.
In den meisten Familien sind es die Ehefrauen und Mütter, die täglich das Frühstück zubereiten – auch samstags und sonntags. Es sind in aller Regel unsere Frauen, die sich um das Mittagessen und das Abendbrot kümmern – auch samstags und sonntags. Sind nicht sie es, die an den Wochenenden und Wochenwechseln für die Familie sorgen? Die ganze Woche über haben sie außerdem den Haushalt versorgt. Es ist wahr, dass sie sich in besonderer Weise um die häuslichen Arbeiten kümmern sollen (Tit 2,4). Das aber heißt gerade nicht, dass die Männer die Hände bei diesen Aufgaben in den Schoß legen sollten.
Umso mehr sollten wir als Ehemänner (und als Kinder) unseren Ehefrauen und Müttern für ihren unermüdlichen Einsatz danken, den sie so oft freiwillig geleistet haben. Diesen Dank sollte man einmal aussprechen bzw. durch ein Geschenk unterstreichen. Unsere Ehefrauen bzw. die Mütter würden sich zweifellos noch mehr darüber freuen, wenn ihr Ehemann oder ihre Kinder mit anpacken und eine dieser täglichen Arbeiten auch einmal übernehmen würden.
Es ist fast eine Ironie, dass dies in vielen Familien fast immer nur am sogenannten Muttertag geschieht. Dann gibt es Geschenke, Blumen und ein paar nette Worte. Unser Dank und unsere Anerkennung wären glaubhafter, wenn er das ganze Jahr über durch Taten zum Ausdruck käme. Mindestens an für uns „arbeitsfreien Tagen“ sollten wir Ehemänner mit anpacken und die häusliche Arbeit nicht wieder vollständig unseren Frauen überlassen. Sie sind es wert, dass wir uns engagieren. Und das nicht nur an wenigen Tagen in der Woche oder im Jahr … Denn aus der Schrift können wir nicht ableiten, dass diese Aufgaben allein von der Frau zu übernehmen sind.
Fußnoten
- 1 Ein Zeichen der außerordentlich hohen psychischen Belastung heute ist die gestiegene Anzahl von Menschen, die unter dem „Burn-out-Syndrom“, einem Erschöpfungszustand, leiden. Wer sich nicht seiner Belastungsgrenzen bewusst ist, steht in Gefahr, in entsprechende Lebenskrisen zu geraten.