Das Berufsleben des Christen
Biblische Grundsätze für das Berufsleben
Welche Priorität hat die irdische Arbeit?
Ein berufstätiger Mensch verbringt normalerweise mindestens sieben Stunden am Tag an seinem Arbeitsplatz. Wenn man noch die Zeit addiert, die für die Hin- und Rückfahrt benötigt wird, sind es sicher oft neun und mehr Stunden, die man für den Beruf eingespannt ist. Vermutlich gibt es bis auf das Schlafen keine andere „Tätigkeit“, die uns derart lange in Anspruch nimmt. Heißt das, dass unser irdischer Beruf die höchste Priorität in unserem Leben einnehmen sollte?
Ohne Arbeit kein Essen
Wieder einmal liefert uns einer der Thessalonicher-Briefe eine Antwort auf die Frage, wie wichtig unsere irdische Arbeit ist. In 2. Thessalonicher 3,10 lesen wir: „Denn auch, als wir bei euch waren, geboten wir euch dieses: Wenn jemand nicht arbeiten will, so soll er auch nicht essen.“
Dieser Hinweis des Apostels Paulus unterstreicht noch einmal, dass unsere Arbeit für unser irdisches Leben eine sehr große Bedeutung hat. Denn wenn jemand, der nicht arbeiten will, nicht einmal essen soll, dann erkennen wir daran, dass unsere berufliche Tätigkeit sehr wichtig ist. Wir sollen eben nicht auf Kosten anderer leben, sondern selbst für unseren Lebensunterhalt sorgen.
Trachtet aber zuerst!
Bedeutet das nun, dass die berufliche Arbeit oberste Priorität in unserem Leben haben sollte? Nein! Der Herr Jesus selbst forderte seine Jüngern in der sogenannten Bergpredigt auf: „Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugefügt werden“ (Mt 6,33). Mit anderen Worten: Wer seine eigentliche Lebenserfüllung in seinem Beruf sucht, hat nicht verstanden, was Gott als den Schwerpunkt unseres Lebens sehen möchte.
Im Blick auf die Notwendigkeit, das Leben durch Lohn bzw. Gehalt finanziell bestreiten zu können, gilt für viele: Wir arbeiten, um zu leben; aber wir leben nicht, um zu arbeiten. Das heißt, wir sollten nicht versuchen, so viel Zeit wie möglich am Arbeitsplatz zu verbringen. Wir sollen im Beruf treu sein, aber unser Herz sollte nicht an unserer Arbeitsstelle „kleben“.
Der Apostel Paulus warnt uns davor, reich werden zu wollen (wozu unser Beruf einen großen Beitrag leisten kann): „Die aber, die reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstrick und in viele unvernünftige und schädliche Begierden, die die Menschen versenken in Verderben und Untergang“ (1. Tim 6,9). Das zeigt deutlich, dass wir nicht arbeiten sollten, um reich zu werden. Wenn das unser Ziel ist, wird unsere Freude am Herrn Jesus leiden. Paulus geht sogar noch weiter. Er sagt, dass diese Haltung in geistlichen, manchmal auch in materiellen Untergang führt.
Im Hinblick auf unsere Prioritäten ist ein Gleichnis von Bedeutung, das der Herr Jesus seinen Jüngern und der Volksmenge erzählte: Ein reicher Mensch war ein höchst erfolgreicher Landwirt, und zwar so erfolgreich, dass seine Scheune für seine Ernte nicht mehr auszureichen schien. Daher wollte er größere Speicher bauen, um noch mehr Erfolg zu haben. Und dann wollte er zu sich selbst sagen: „Du bist großartig, du kannst ausruhen, essen, trinken, fröhlich sein. Denn du hast alles, was du brauchst.“ Was aber muss Gott diesem Menschen sagen? „Du Tor! In dieser Nacht fordert man deine Seele von dir; was du aber bereitet hast, für wen wird es sein? So ist der, der für sich selbst Schätze sammelt und nicht reich ist in Bezug auf Gott“ (Lk 12, 20.21).
Mit diesem Gleichnis warnt uns der Herr Jesus vor der Gefahr der Habsucht und des Egoismus, vor falschem Selbstvertrauen und dem Stützen auf materielle Güter. Zugleich zeigt Er uns damit, dass es am Ende nicht auf unseren beruflichen Erfolg ankommt. Noch einmal: Wir sollen fleißig und treu sein. Entscheidend ist aber nicht, wie viel wir arbeiten, wie viel wir verdienen und ob wir im Beruf erfolgreich sind, sondern ob unser Verhältnis mit Gott in Ordnung ist. Für einen Gläubigen, der Frieden mit Gott hat, gilt es, im Beruf durch Treue und Fleiß ein Leben zu führen, das andere respektieren. So fällt es leichter, auch einmal eine Gelegenheit zu ergreifen, von Bekehrung und Glaube zu sprechen. Wer aber seine Lebenserfüllung im Beruf sucht, lernt durch dieses Gleichnis, dass beruflicher Ehrgeiz und auch Erfolg im Beruf keinen Lohn im Himmel erbringen wird. Es bleibt alles auf der Erde zurück.
Die verschiedenen Lebensbereiche des Christen
Ein Christ hat in der Regel sehr verschiedene Bereiche, in denen er gefordert ist:
- sein persönliches Glaubensleben, das nicht vom täglichen Leben zu trennen ist;
- sein Leben in der Familie;
- sein Leben und seine Aufgaben in der Gemeinde;
- seine Aufgaben im Reich Gottes, Gläubigen zu dienen und Ungläubigen das Evangelium zu verkündigen;
- sein irdisches Arbeitsleben.
Natürlich sollten der Herr Jesus und seine Aufgaben im Leben eines Christen an erster Stelle stehen. Wenn Gott uns eine Familie anvertraut hat, kann es zudem nicht nach seinem Willen sein, wenn wir unsere Ehefrau und unsere Kinder vernachlässigen. Auch im Blick auf weiterläufige Verwandte haben wir Aufgaben.
So steht in dieser Aufzählung das Arbeitsleben an der fünften Stelle. Wir sollen uns im Arbeitsleben als treue Christen bewähren, aber die Priorität liegt nicht bei unserem Beruf, sondern bei unserem Herrn und den Aufgaben im Königreich Gottes, verbunden mit unserer Verantwortung in der Familie. Damit wird der Beruf nicht unwichtig. Aber wir sollten nicht vergessen, dass wir unseren Beruf nicht in den Himmel mitnehmen werden. Wenn sich dagegen unsere Kinder bekehren, werden wir sie im Himmel wiedersehen. Wenn wir zusammen mit der Familie für Christen und Nichtchristen leben, werden wir dafür von dem Herrn Jesus belohnt werden.