Das Berufsleben des Christen
Biblische Grundsätze für das Berufsleben
Für wen bzw. für was arbeiten wir?
Für wen arbeiten wir? Wir haben diesen Aspekt bereits gestreift, greifen ihn hier aber noch einmal gesondert auf, weil er einen ganz wesentlichen Aspekt unseres Themas betrifft.
Arbeit für den menschlichen, irdischen Arbeitgeber
Wenn es um das Arbeiten geht, dann sollten wir zuerst daran denken, dass wir von Gott das Gebot haben, „niemand nötig zu haben“ (1. Thes 4,12). Es wäre aber seltsam, wenn wir bei der Frage nach der Person, für die wir arbeiten, nicht zunächst an unseren Vorgesetzten in dem Unternehmen oder der Organisation denken, für die wir tätig sind, es sei denn, wir sind selbstständig. „Ihr Knechte, gehorcht den Herren nach dem Fleisch mit Furcht und Zittern!“ (Eph 6,5). „Die aber, die gläubige Herren haben, sollen sie nicht verachten, weil sie Brüder sind, sondern ihnen umso mehr dienen, weil sie Treue und Geliebte sind, die die Wohltat empfangen“ (1. Tim 6,2).
Wir dürfen also nie außer Acht lassen, dass wir von Gott gegebene Vorgesetzte und Arbeitgeber haben. Gott hat sie uns als Autoritäten gesetzt, und deshalb sollten wir sie achten. Wir arbeiten für sie. Unsere Arbeitsleistung sollte somit dem Erhalt und Gewinn dieses Unternehmens und damit dem Vorgesetzten und Arbeitgeber gelten. Wir dürfen nicht „mit angezogener Handbremse“ arbeiten, sondern sollten mit vollem Elan und Einsatz für unsere Arbeitgeber tätig sein.
Arbeit für den Ehemann und die Kinder
Ehefrauen und Mütter haben die Aufgabe, für ihre Ehemänner und für ihre Kinder tätig zu sein (Tit 2,4; 1. Mo 2,20). Oft ist es eine schwere und anspruchsvolle Aufgabe – je nach dem, wie groß der Haushalt ist, wie der Ehemann und die Kinder veranlagt sind und was für Ansprüche an die Ehefrau und Mutter gestellt werden. Aber eigentlich sollte es eine dankbare Aufgabe sein. Denn für die Seinen zu arbeiten, die man von Herzen liebt, sollte nicht schwerfallen.
Arbeit für den Herrn Christus
Bei alledem dürfen wir aber nicht vergessen, dass wir als Christen ein darüber hinausgehendes Ziel unserer Arbeit haben. Ungläubige Menschen können nicht erkennen, dass hinter einem irdischen Vorgesetzten eine himmlische Person steht. Wir als Christen jedoch sehen weiter! So jedenfalls werden wir durch den Apostel Paulus belehrt.
Im Epheserbrief schreibt er: „Ihr Knechte, gehorcht den Herren nach dem Fleisch mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens, als dem Christus“ (Eph 6,5). Im Kolosserbrief heißt es darüber hinaus sehr eindrücklich: „Ihr dient dem Herrn Christus“ (Kol 3,24). Wir sollen also unsere Arbeitsleistung nicht nur für unseren irdischen Vorgesetzten tun, sondern so, als hätten wir es mit Christus selbst zu tun. Das motiviert uns, gute Arbeit abzugeben, selbst wenn unsere direkten Vorgesetzten oder Führungskräfte moralisch bzw. ethisch zweifelhafte Menschen sind. Christus ist der Inhalt unseres Lebens und Motiv unseres Handelns – auch bei der Arbeit.
Wir dienen nicht nur Christus, sondern dem Herrn Christus. Der Titel „Herr“ weist auf seine Autorität hin. Es ist nicht in unser Belieben gestellt, ob wir dienen oder nicht, ob wir treu arbeiten oder nicht, ob wir gehorchen oder nicht. Wir arbeiten für den Herrn, und wer wollte da nicht das Beste geben?
Arbeit für Lohn
Da wir uns mit der Entlohnung bislang nur in einem speziellen Zusammenhang beschäftigt haben, greifen wir das Gehalt an dieser Stelle noch einmal auf. Wie schon am Anfang erwähnt, dürfen wir Arbeit nicht auf bezahlte Arbeit reduzieren. Das würde die Arbeitsgebiete sehr einengen. Aber in unserer Erfahrungswelt hat Arbeit oft mit Bezahlung zu tun. Wir erhalten unsere Aufgaben von Vorgesetzten. Ihnen gegenüber haben wir Rechenschaft abzulegen, was Arbeitsgüte und -schnelligkeit betrifft. Letztlich sollten wir unsere Arbeit jedoch für den Herrn Jesus tun. Wir dürfen aber daran denken, dass wir eine Entlohnung für unsere Tätigkeit erhalten.
In Kolosser 4,1 lesen wir: „Ihr Herren, gewährt euren Knechten das, was recht und billig ist.“ Arbeitnehmer sollen für das, was sie leisten, bezahlt, also entlohnt werden. Darüber darf sich ein Mitarbeiter freuen, und es ist kein niedriges Motiv, wenn er seine Arbeit für einen vereinbarten Lohn tut. Wir müssen Geld verdienen, um unseren Lebensunterhalt bestreiten zu können, dafür brauchen wir Lohn.
Es gibt aber einen noch darüber hinausgehenden Lohn. Der Apostel Paulus fordert die Knechte auf, treu zu arbeiten, „da ihr wisst, dass, was irgend ein jeder Gutes tut, er dies vom Herrn empfangen wird, er sei Sklave oder Freier“ (Eph 6,8). Es gibt also nicht nur einen materiellen Lohn als Gehalt, sondern darüber hinaus sogar noch eine himmlische Belohnung vonseiten des Herrn Jesus. Dieser Hinweis des Apostels in dem Brief, der uns zu den höchsten christlichen Segnungen führt, beweist, dass die Belohnung kein nebensächlicher Gedanke ist. Zuweilen wird der Gedanke an Lohn, wie schon gesagt, als ein niedriges Motiv angesehen. Gott beurteilt die Dinge anders. Natürlich gibt es noch höhere Motive, aber Gott stellt uns den Gedanken an Lohn als einen berechtigten und guten Beweggrund für unser Handeln vor.
Arbeit für andere
Dieses Thema haben wir schon in dem Kapitel behandelt, in dem es um die Frage ging, „wozu wir arbeiten“ müssen. Daher hier nur eine kurze Wiederholung. Gott möchte nicht nur, dass wir für uns selbst sorgen. Er weiß viel besser als wir, dass es viele bedürftige Menschen in der Welt gibt. Wenn also in unserer Gesellschaft von sozialem Ausgleich und sozialer Gerechtigkeit die Rede ist, so gibt es niemand, der in dieser Hinsicht mehr Vorsorge trifft als Gott selbst. Wenn Gott ein Herz für Arme und Bedürftige hat, sollte dies auch auf uns als Christen zutreffen.
In Epheser 4,28 lesen wir: „Wer gestohlen hat, stehle nicht mehr, sondern arbeite vielmehr und wirke mit seinen Händen das Gute, damit er dem Bedürftigen etwas zu geben habe.“ In diesem Brief beschreibt der Apostel Paulus die Stellung der Erlösten in ihrem ganzen Ausmaß. Dennoch übersieht er dabei nicht das tägliche Leben. Die irdischen Pflichten dürfen nicht vernachlässigt werden.
Erwerbslosigkeit – Arbeitslosigkeit
Auch Christen bleiben nicht vor Erwerbslosigkeit bzw. Arbeitslosigkeit verschont. Denn das Evangelium ist keine irdische Erfolgsbotschaft. Christen haben mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie ungläubige Menschen. Dennoch hat es den Anschein, dass Gott gerade Christen immer wieder hilft, eine Arbeitsstelle zu finden. Eine Verheißung, immer Arbeit und Brot zu haben, gibt es jedoch nicht.
Wir sollten nicht übersehen, dass der psychische Druck gerade dann enorm hoch ist, wenn in einer örtlichen Versammlung (Gemeinde) alle einen guten, sicheren Arbeitsplatz haben. Wer dann seinen Arbeitsplatz verliert, fühlt sich möglicherweise minderwertig und spricht nicht über seinen Verlust. Das kann zu einer schweren Last werden. Deshalb sollte jeder dazu beitragen, eine Atmosphäre zu schaffen, die keinen Gruppendruck zulässt und in der jeder offen sagen kann, dass er seine Arbeitsstelle verloren hat.
In einer guten christlichen Gemeinschaft werden wir gewiss erfahren, wenn Gläubige kurz vor einer Entlassung stehen bzw. schon (länger) arbeitslos sind. Wir sollten ihnen die nötige Hilfestellung geben, aber auch mit der notwendigen Sensibilität auf sie zugehen, damit ihr Selbstwertgefühl nicht zu sehr leidet und sie von ihrer finanziellen Situation nicht erdrückt werden.
Gott hat schon immer ein besonderes Herz für arme Menschen: „Denn der Arme wird nicht aufhören inmitten des Landes; darum gebiete ich dir und spreche: Du sollst deinem Bruder, deinem Bedürftigen und deinem Armen in deinem Land, deine Hand weit öffnen“ (5. Mo 15,11). Dieses Gebot galt in der Epoche des Gesetzes. Es sollte umso mehr unter denen gelten, die als Gläubige auf wunderbare Weise in der Familie Gottes miteinander verbunden worden sind.