Das Berufsleben des Christen
Biblische Grundsätze für das Berufsleben

Wozu arbeiten wir?

Das Berufsleben des Christen

Neben dem Grund für die Arbeit, die wir tun sollen, interessiert uns ebenfalls das Ziel der Arbeit. Wie immer geht es nicht um unsere menschlichen Ziele, sondern um die Ziele, die Gott mit unserer beruflichen Tätigkeit verbindet. Auch zu dieser Fragestellung gibt uns Gottes Wort eine Reihe von Hinweisen.

Die Sorge für den eigenen Lebensunterhalt

Diesen Punkt haben wir bereits im vorherigen Kapitel kurz besehen. Die Versorgung der eigenen Familie ist nicht nur ein Grund für die Arbeit, sondern auch ein Ziel unserer beruflichen Tätigkeit. Wir sollen für den eigenen Lebensunterhalt aufkommen. Dazu werden wir in 2. Thessalonicher 3,12 aufgefordert.

Unterstützung von Bedürftigen

Gott möchte allerdings nicht nur, dass wir für uns selbst sorgen. Er weiß viel besser als wir, dass es viele bedürftige Menschen auf dieser Erde gibt. Wenn also in unserer Gesellschaft von sozialem Ausgleich und sozialer Gerechtigkeit die Rede ist, so gibt es niemand, der mehr in dieser Hinsicht Vorsorge trifft als Gott selbst (vgl. Mt 6,25 ff.; 5. Mo 10,8; Ps 10,14.18; usw.). Das sollte auch für uns als Christen gelten. Aus ökonomischer Sicht gibt es viele (wirtschafts-)politische Forderungen, den Arbeitslohn für die Sozialisierung von arbeitslosen Menschen zu benutzen – zum Beispiel durch weitere Erhöhung von Steuern für Gutverdiener –, die fragwürdig erscheinen. Unabhängig von einer solchen Beurteilung aber haben wir als Christen die Pflicht, darauf zu achten, dass die Armen in unserer Umgebung genug zu essen haben; Paulus nennt das Nahrung und Bedeckung (1. Tim 6,8).

In Epheser 4,28 lesen wir: „Wer gestohlen hat, stehle nicht mehr, sondern arbeite vielmehr und wirke mit seinen Händen das Gute, damit er dem Bedürftigen etwas zu geben habe.“ Diese Aufforderung lesen wir gerade in dem Brief, in dem es um die höchsten Segnungen des Christen geht. In diesem Brief beschreibt der Apostel Paulus die Stellung der Erlösten in ihrem ganzen Ausmaß. Dennoch übersieht er dabei nicht das tägliche Leben. Die irdischen Pflichten dürfen nicht vernachlässigt werden. Im Gegenteil: Die großartigen himmlischen Segnungen der Gläubigen sollen sich auf ihr irdisches Leben auswirken. So spricht der Apostel hier davon, dass wir nicht nur Gnade empfangen haben, sondern in einer gnädigen Haltung geben sollen – zugunsten unserer Mitmenschen. Daher arbeiten wir nicht nur für uns selbst, sondern auch für Bedürftige. Damit sind solche gemeint, die nicht für ihren eigenen Lebensunterhalt aufkommen können, auch wenn sie alle Anstrengungen in diese Richtung unternommen haben. Es geht also nicht um solche Personen, die nicht arbeiten wollen. Diesen wird nämlich aufgetragen zu arbeiten.

Auch in Verbindung mit dem einzigen Wort des Herrn Jesus, das wir nicht in den Evangelien finden, lesen wir von der Aufforderung, Bedürftige zu unterstützen. Der Apostel Paulus sagte den Ältesten von Ephesus: „Ich habe euch in allem gezeigt, dass man, so arbeitend, sich der Schwachen annehmen und der Worte des Herrn Jesus gedenken müsse, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger als Nehmen“ (Apg 20,35). Der Herr Jesus hat das vorgelebt, wir sollen Ihm darin nachfolgen. Wenn Er, der Herr der Herren und König der Könige, bereit war, diesen untersten Weg zu gehen, wie viel mehr sollten wir dazu bereit sein.

Aus diesem Grund fordert der Apostel Paulus die Korinther auf, regelmäßig Geld zu spenden: „Was aber die Sammlung für die Heiligen betrifft: Wie ich für die Versammlungen 1 von Galatien angeordnet habe, so tut auch ihr. An jedem ersten Wochentag lege ein jeder von euch bei sich zurück und sammle auf, je nachdem er Gedeihen hat, damit nicht dann, wenn ich komme, Sammlungen stattfinden“ (1. Kor 16,1–3). Den Korinthern wird aufgetragen, regelmäßig Geld für die Armen in Jerusalem zurückzulegen (V. 3). Sie sollten wegen dieser Bedürfnisse nicht dann und wann – wenn es ihnen nützlich erschien – Geld in eine Sammlung für andere Christen geben. Sie hatten den Auftrag, jeden Sonntag zu spenden. Paulus legte ihnen das Werk des Herrn ans Herz, denn er wollte dafür Sorge tragen, dass die notwendigen finanziellen Mittel für diese armen Gläubigen zur Verfügung standen und in einer ordentlichen Weise gesammelt wurden.

Werk des Herrn

Als Christen arbeiten wir nicht nur für uns selbst und für solche, die nicht in der Lage sind, für sich selbst aufzukommen. Wir haben auch die Aufgabe, das Werk des Herrn2 auf dieser Erde zu unterstützen. Damit sind nicht nur spezielle Diener des Herrn gemeint, die einen geistlichen Dienst an Christen und Ungläubigen tun. Es geht auch um das Wohl von Christen, die in vielen Gegenden dieser Welt sowohl materielle als auch geistliche Bedürfnisse haben. Im Werk des Herrn gibt es zudem „Werke“, die finanziert werden müssen (Verbreitung von Bibeln und Schriften, Autos in Missionsgebieten, Gemeinderäume usw.). Man kann somit von Personen- und Sachspenden reden.

Dem Geist Gottes ist dieses Thema sogar so wichtig, dass Er das Spenden für die christliche Arbeit und auch für Arme mit der gemeinsamen Anbetung und dem Lob der Gemeinde (Versammlung, Kirche) Gottes verbindet: „Durch ihn nun lasst uns Gott stets ein Opfer darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen. Das Wohltun aber und Mitteilen vergesst nicht, denn an solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen“ (Heb 13,15.16). Wir neigen dazu, die christliche Anbetung besonders hoch zu schätzen, materielle Gaben jedoch gering zu achten. Dieser Vers belehrt uns anders: Gott schätzt die Gaben für das Werk des Herrn (Mitteilen) und die materielle Versorgung der Bedürftigen (Wohltun). Beides wünscht Er von uns.

Ein gutes Zeugnis in dieser Gesellschaft

Gott verbindet mit unserem Beruf also das Versorgen der Diener des Herrn Jesus und das materielle Geben für Bedürftige. Er hat aber darüber hinaus unsere Beziehung zu Nachbarn sowie anderen Menschen dieser Gesellschaft im Auge. Paulus schreibt nämlich im Blick darauf an die Thessalonicher: „Wir ermahnen euch aber, Brüder, reichlicher zuzunehmen und euch zu beeifern, still zu sein und eure eigenen Geschäfte zu tun und mit euren eigenen Händen zu arbeiten, so wie wir euch geboten haben, damit ihr ehrbar wandelt vor denen, die draußen sind, und niemand nötig habt“ (1. Thes 4,10–12).

Durch die Arbeit mit den eigenen Händen können wir vor Ungläubigen ein gutes Zeugnis ablegen. Denn die Menschen können nicht unseren Glauben, wohl aber unser Leben und unsere Werke sehen. Daran messen sie unseren Glauben. Daher ist es wichtig, der Arbeit treu nachzugehen, um glaubwürdig zu sein. Wie tragisch wäre es, wenn die Nachbarn oder die (ehemaligen) Arbeitskollegen mit dem Finger auf uns zeigen könnten, weil wir (z. B. aus Faulheit oder Bequemlichkeit) Arbeit verweigern. Damit würden wir dem Glauben und der christlichen Wahrheit keinen Dienst erweisen.

Zugleich bringen wir durch unsere Weigerung, zu arbeiten, nicht nur Unehre auf uns selbst, sondern auch auf den Herrn Jesus. Unser Leben soll den Herrn verherrlichen, aber wir würden Ihn verunehren, wenn wir nicht treu arbeiten wollen, und uns daher schuldig machen. Wir wollen uns gegenseitig ermutigen, alles zu vermeiden, was Menschen in unserem Umfeld dazu bringen könnte, das Evangelium der Gnade Gottes nicht anzunehmen, weil wir keinen ehrbaren Lebenswandel führen.

Eine Zierde der Lehre

Treue im beruflichen Bereich führt jedoch nicht nur dazu, dass wir vor unbekehrten Menschen ehrbar leben. Der Apostel Paulus zeigt uns darüber hinaus, was für einen Wert Gott einer treu ausgeübten Arbeit beimisst. Wir lesen in Titus 2,9.10: „Die Knechte ermahne, sich ihren eigenen Herren unterzuordnen, in allem wohlgefällig zu sein, nicht widersprechend, nichts unterschlagend, sondern alle gute Treue erweisend, damit sie die Lehre, die unseres Heiland-Gottes ist, zieren in allem.“

Die Ermahnungen an Knechte (Sklaven) bzw. Hausknechte sind mit Vorsicht auf die aktuelle Zeit zu übertragen, da heute in der zivilisierten Welt die Sklaverei nicht mehr existiert. Dennoch geben sie Hinweise für Arbeitnehmer. Gott adelt die Treue im beruflichen Bereich. Er belehrt uns, dass wir durch eine bewusste Unterordnung und durch Treue sogar die Lehre, die mit dem Retter-Gott in Verbindung steht, „zieren“.

Durch unsere Treue bei der Arbeit bestätigen wir somit nicht nur die Kraft des Wortes Gottes, sondern wir schmücken diese Lehre. So, wie ein Tisch manchmal durch eine schöne Tischdecke besonders hervorstrahlt oder ein Schrank durch eine schöne Leiste oder ein Bild durch einen Bilderrahmen verziert wird, so wird die Lehre des Wortes Gottes durch unseren Lebenswandel in schöner Weise sichtbar gemacht. Gott ehrt diejenigen, die Ihn ehren (1. Sam 2,30).

Wir lernen also aus dem Titusbrief, dass Gott gerade vergleichsweise einfache Arbeiten, die von Knechten, ganz besonders adelt. Das dürfen wir auf unsere Arbeitsleistung heute beziehen. Wir könnten der biblischen Lehre praktische Kraft im Blick auf unsere Mitmenschen verleihen, indem wir treu und gewissenhaft arbeiten. Damit wird nämlich unser Zeugnis für Ungläubige authentisch und unser Verhalten zu einem „Aushängeschild“ der Lehre.

Zum Schluss: Freude haben

Es mag manchen Leser befremden, diesen Punkt hier abschließend zu lesen. Kann man wirklich Freude haben bei der Arbeit? Ja, weil Gott sie schenkt. Es wäre sogar tragisch, wenn man jeden Tag mit Angst und Bauchschmerzen aufstehen müsste, weil die Verrichtung der beruflichen Tätigkeit so schrecklich ist. Das mag über gewisse Zeiten so sein. Wenn es allerdings zu einem Dauerzustand wird, werden sich gesundheitliche Schäden einstellen.

Gott hat uns Männer mit Mühsal bei der Arbeit bestrafen müssen, weil wir wissentlich die Sünde in unser Leben aufgenommen haben (1. Mo 3,17–19). Das heißt im Übrigen nicht, dass die Arbeit für Frauen leichter wäre! Im Gegenteil – sie haben nicht nur die Folge der Sünde Evas zu tragen bei Schwangerschaften und Geburten, sondern zugleich auch noch die Folge der Sünde Adams auf sich zu nehmen, ob sie nun zu Hause oder außer Haus arbeiten.

Arbeit war schon vor dem Sündenfall vorhanden und dort, wie alles, zur Freude für den Menschen. Auch wenn es heute Lebensabschnitte gibt, in denen uns die Arbeit keine Freude bereitet, müssen wir doch festhalten, dass Arbeit ein Segen Gottes ist und damit trotz der Mühsal zur Freude des Menschen gegeben ist. Arbeit ist eine richtige und wichtige Tagesbeschäftigung. David geriet glaubensmäßig gerade dann ins Straucheln, als er müßig zu Hause herumsaß (2. Sam 11,1 ff.).

In Prediger 3,12.13 heißt es: „Ich habe erkannt, dass es nichts Besseres unter ihnen gibt, als sich zu freuen und sich in seinem Leben gütlich zu tun; und auch, dass er isst und trinkt und Gutes sieht bei all seiner Mühe, ist für jeden Menschen eine Gabe Gottes.“ Arbeit ist Mühe. Aber Gott möchte, dass wir bei all unserer Mühe Gutes sehen und Freude haben. Selbst dazu hat Er uns Arbeit gegeben. Niemand möge das als Scherz oder Absurdität bzw. so verstehen, dass man sich über Menschen lustig macht, die es beruflich sehr schwer haben und sich deshalb gar nicht freuen können. Wir müssen zugeben, dass es (manchmal lange) Lebensabschnitte gibt, in denen uns die Arbeit keine Freude bereitet. Dennoch ist es im Allgemeinen Gottes Gedanke für den Menschen, dass er sich trotz Mühsal bewusst ist, dass Gott ihn durch die Arbeit segnen will.

Fußnoten

  • 1 Die Bezeichnung „Versammlung“ ist aus unserer Sicht die beste und bis heute die am besten passende Übersetzung von ekklesia. Darunter fasst der Geist Gottes im Neuen Testament die Gesamtheit aller Christen an einem Ort, weltweit oder in ihrer Vollendung (alle Christen aller Zeiten). Weil sich unter vielen Christen jedoch der Begriff „Gemeinde“ durchgesetzt hat und manche „Versammlung“ als eine Bezeichnung für Christen mit einer bestimmten Glaubensüberzeugung verstehen, werden wir in diesem Buch im Wesentlichen beim Ausdruck „Gemeinde“ bleiben. In den zitierten Bibelstellen, die der Elberfelder Übersetzung (Edition CSV Hückeswagen) entnommen sind, benutzen wir weiter den Ausdruck „Versammlung“.
  • 2 Unter „Werk des Herrn“ verstehen wir die Arbeit im Reich Gottes, die sich besonders der Missionierung von Menschen widmet, also der Verkündigung der guten Botschaft im In- und Ausland. Zudem kann man mit dem „Werk des Herrn“ die geistliche Unterstützung von Christen in ihrem persönlichen und gemeinschaftlichen Glaubensleben verstehen. Dazu gehören auch Belehrungen, die hilfreich sind, um das Wort Gottes besser zu verstehen.
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