Simson
Glaubensheld und Versager

Schlussbemerkungen

Simson

Wir haben Simson als einen Mann kennengelernt, der einen guten Anfang nahm. Seine Eltern waren gläubig, seine Mutter lebte, nachdem ihr der Engel des Herrn erschienen war, in bewusstem Gehorsam gegenüber den Geboten Gottes. Simson hatte anscheinend eine Jugendzeit, in der er den Schutz eines gottesfürchtigen Elternhauses genießen konnte.

Als er dann aber in ein heiratsfähiges Alter kam, warf Simson das Vorbild seiner Mutter und die Gebote für den Nasir über Bord. Gott hatte ihm großartige Fähigkeiten und besonders eine einzigartige Kraft übertragen. Diese Geschenke aber nahm Simson nicht zum Anlass, Gott durch Gehorsam zu ehren. Zwar engagierte er sich immer wieder gegen die Philister, die Feinde des Volkes Gottes. Aber er vergaß, dass Gott Herzen sucht, die sich Ihm ganz hingeben. So blieben Heiligkeit und Reinheit immer wieder auf der Strecke.

Gott konnte Simson verschiedene Male benutzen, um den Philistern herbe Niederlagen beizubringen. Aber unter Simson war nur ein kurzzeitiges Aufatmen für das Volk Israel möglich, für ein Volk, das seinen Richter immer wieder schmählich im Stich ließ.

So bleibt das Zeugnis Simson durchwachsen. Auf der einen Seite wollte er das Richtige tun und Gott ehren. Auf der anderen Seite missbrauchte er die Kraft Gottes für eigene Zwecke und stand sich selbst immer wieder im Weg. Am Ende war sein Versagen so groß, dass Gott ihn als Diener nicht weiter verwenden konnte. Dann schenkte Er ihm in Verbindung mit seinem Tod den größten Sieg, den Simson je hervorgebracht hatte.

Joseph – Simson

Am Ende erinnern wir an einen jungen Mann, der – auf den ersten Blick – in einer ähnlichen Situation war wie Simson. Es geht um Joseph im Haus Potiphars und die Annäherungsversuche durch die Frau Potiphars. Wie gesagt, auf den ersten Blick eine ähnliche Situation. Trotzdem sind sowohl die Unterschiede als auch das Ergebnis bemerkenswert.

  • Beide befanden sich in fremdem Land. Simson war freiwillig zu den Philistern gegangen. Joseph konnte nichts dazu, dass er in Ägypten war. Er war ohne eigenes Verschulden dort.
  • Beide befanden sich in einer brisanten Situation. Simson hatte sich ganz bewusst dieser Gefahr ausgesetzt und war selbst aktiv geworden. Joseph kam ungewollt in diese kritische Lage. Er konnte es nicht ändern.
  • Beide landen schließlich im Gefängnis. Bei Simson war es die Folge seines bösen Weges. Joseph traf keine Schuld – im Gegenteil, es war die Konsequenz eines treuen, Gott hingegebenen Lebens. Bei ihm war es die Hand Gottes, der ihn anschließend zum „Retter der Welt“ (1. Mo 41,45) machte.

Es gibt Situationen, in denen wir es nicht vermeiden können, dass die Welt mit ihren Verlockungen auf uns zukommt. Solche Situationen können sich am Arbeitsplatz, in der Ausbildung, in der Freizeit und zu anderen Gelegenheiten plötzlich entwickeln. Niemand kann etwas dazu, wenn er plötzlich von dem netten Kollegen oder der netten Kollegin in eine unangenehme Situation hineingezogen wird. Die Frage ist dann nur, wie wir reagieren. Wenn wir uns wie Simson bewusst in Gefahr begeben, werden wir eine Niederlage erleiden. Wenn es sich um nicht gewollte Situationen wie bei Joseph handelt, können wir von Joseph lernen, wie wir ohne inneren moralischen Schaden herauskommen.

Was war das Geheimnis des Sieges von Joseph? Was hat er anders gemacht als Simson? Wir nennen drei Punkte:

  • Joseph war ein gottesfürchtiger junger Mann. Er sagte: „Wie sollte ich dieses große Übel tun und gegen Gott sündigen?“ (1. Mo 39,9). Er wusste, dass jede Sünde eine Sünde gegen Gott war. Das wollen wir uns tief einprägen. Jede Sünde schadet nicht nur uns (oder manchmal auch anderen), sondern jede Sünde ist zuerst eine Beleidigung Gottes. In diesem Punkt müssen wir sehr sensibel sein.
  • Joseph ergriff die Flucht. Als er merkte, dass es jetzt ums Ganze ging, sah er zu, dass er verschwand. Die Folgen überließ er seinem Gott. Seine Kraft lag in der Flucht. Flucht ist manchmal feige. Aber wenn der Teufel kommt, um uns zu verführen, wenn das Fleisch gereizt wird und die Lust in uns hochkommt, dann gibt es nur dieses eine Mittel: nichts wie weg. Hätte Simson es nur auch so gemacht! Das Neue Testament fordert uns mehrfach zur Flucht auf. Wir sollen vor dem Götzendienst fliehen (1. Kor 10,14). Wir sollen vor der Hurerei fliehen (1. Kor 6,18). Wir sollen vor den jugendlichen Begierden fliehen (2. Tim 2,22). Wir sollen vor der Geldliebe fliehen (1. Tim 6,11). Flucht ist immer dann angesagt, wenn der Teufel unsere alte Natur reizt1. Flucht bedeutet, den größtmöglichen Bogen um eine Person oder eine Sache zu machen.
  • Joseph hatte einen klaren Entschluss gefasst. Er wollte nicht sündigen. Entschlüsse fassen wir immer mit dem Herzen. Deshalb spricht das Neue Testament in Apostelgeschichte 11,23 von einem „Herzensentschluss“. Von Joseph lernen wir, dass wir erstens wollen müssen, und dass wir es zweitens aus Liebe zu unserem Herrn tun, und dass wir es drittens dann auch wirklich tun müssen.

Bleibt zum Schluss die Frage: Wem wollen wir gleichen? Simson oder Joseph? Wollen wir ein halber Christ sein, oder uns ganz auf die Seite unseres Herrn stellen?

Sprüche 4,18: „Aber der Pfad der Gerechten ist wie das glänzende Morgenlicht, das stets heller leuchtet bis zur Tageshöhe.“

Sprüche 10,17: „Es ist der Pfad zum Leben, wenn einer Unterweisung beachtet; wer aber Zucht unbeachtet lässt, geht irre.“

Jesaja 26,7: „Der Pfad des Gerechten ist gerade; du bahnst gerade den Weg des Gerechten.“

Fußnoten

  • 1 Im Gegenzug sollen wir dem Teufel widerstehen, wenn die Glaubenswahrheit Gottes angegriffen wird (Jak 4,7; 1. Pet 5,9; Jud 1,3; Eph 6,11ff). Leider fliehen wir oft, wenn wir widerstehen sollen und versuchen zu widerstehen, wenn wir fliehen sollen.
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