Simson
Glaubensheld und Versager

Exkurs: Simson – oder die Vermischung von Licht und Finsternis

Simson
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Schwerpunktmäßig haben wir uns bislang mit der moralischen Seite des Lebens Simsons beschäftigt. Durch seine Augen, sein Herz und seine sexuellen Triebe ließ sich Simson mehrfach von Frauen verführen. Zudem scheint er ein sehr jähzorniger Mensch gewesen zu sein. Er sucht, sich immer zu rächen, wenn er sich falsch behandelt fühlte. Vor derartigen Reaktionen warnt uns der Geist Gottes durch diese Schilderungen.

Allerdings lernen wir durch Simson noch etwas Weiteres, das für das Glaubensleben eines jungen Christen von großer Bedeutung ist. Simson verband sich nicht nur mit ungläubigen Frauen. Er verband sich damit auch als Gläubiger mit einem Volk, das nicht Volk Gottes war. Das bedeutet auf die heutige Zeit übertragen, dass sich ein Gläubiger mit Ungläubigen verbindet.

Unschriftgemäße Gemeinschaft (2. Kor 6)

Das Neue Testament warnt uns vor solchen Verbindungen ausdrücklich: „Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen. Denn welche Genossenschaft haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis? Und welche Übereinstimmung Christus mit Belial? Oder welches Teil ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? Und welchen Zusammenhang der Tempel Gottes mit Götzenbildern? Denn ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: ‚Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein'. Darum geht aus ihrer Mitte hinaus und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt Unreines nicht an, und ich werde euch aufnehmen; und ich werde euch zum Vater sein, und ihr werdet mir zu Söhnen und Töchtern sein, spricht der Herr, der Allmächtige“ (2. Kor 6,14–18).

Auch wenn Simson dieses neutestamentliche Gebot noch nicht kennen konnte, wusste er doch, dass sich ein Israelit nicht verunreinigen durfte. Zumindest hätte er sich dann sofort reinigen müssen, wie die verschiedenen Reinigungsvorschriften deutlich machen (vgl. z.B. 4. Mo 19). Hinzu kommt, dass er als Nasir eine besondere Verantwortung besaß, wie wir verschiedentlich gesehen haben. Dennoch machte er immer wieder gemeinsame Sache mit Heiden. Verschiedene Male berührte er unreine Tiere oder ihre Überreste. Zudem begab er sich an Orte, von denen er als Nasir wusste, dass er dort nichts zu suchen hatte.

Das beinhaltet auch eine Botschaft für die heutige, christliche Zeit. Die Hinweise in 2. Korinther 6 belehren uns als Christen darüber, dass es für uns nicht in erster Linie um äußerliche Kontakte geht. Er spricht von einer inneren Verunreinigung. Diese brandmarkt er.

Das Bild des Jochs kommt aus der Landwirtschaft. Dort werden zwei Tiere zusammengebunden, um eine bestimmte Arbeit wie das Umgraben eines Ackers auszuführen. Das Zusammenbinden von zwei verschiedenen Arten von Tieren würde dazu führen, dass es zu keinem Ergebnis kommt. Unterschiedliche Tierarten können nicht zusammenarbeiten. Zudem war im Alten Testament verboten, ein reines Tier (wie ein Rind) mit einem unreinen Tier (wie dem Esel) zusammenzubinden (5. Mo 22,10). Übertragen auf die heutige Zeit bedeutet dies:

  1. Zwei nicht zusammengehörende Naturen – unrein & rein; gläubig & ungläubig – können keine gemeinsame Arbeiten durchführen.
  2. Joch ist ein Zusammengebundensein, was mit gegenseitigen Pflichten zu tun hat. Ein Gläubiger kann sich mit einem Ungläubigen nicht in einer freiwilligen Weise verbinden, so dass daraus gegenseitige Pflichten entstehen.
  3. Diese Gemeinschaft verunreinigt.

Was bedeutet Verunreinigung?

Wie muss man sich eine solche Verunreinigung konkret vorstellen? Es geht nicht darum, dass wir auf eine mystische, nicht nachvollziehbare Art und Weise verunreinigt würden. Wer sich mit ungläubigen Menschen freiwillig zusammenschließt, macht sich mit dem Prinzip ihres Lebens – der Ungerechtigkeit und der Finsternis – eins. Es geht nicht darum, dass man keinen Kontakt zum Beispiel mit ungläubigen Arbeitskollegen haben dürfte. Dann müssten wir ja aus der Welt hinausgehen. Gerade das sollen wir nicht tun (1. Kor 5,10). Zudem haben wir einen ausdrücklichen Auftrag, in dieser Welt das Evangelium zu verkündigen (vgl. Apg 1,8; Lk 24,48; Mk 16,15; Mt 28,19; usw.). Diese Mission könnten wir gar nicht ausführen, wenn wir uns von Ungläubigen vollständig isolieren würden.

In seinem ersten Brief an die Korinther schreibt Paulus ausdrücklich: „Wenn jemand von den Ungläubigen euch einlädt und ihr wollt hingehen, so...“ (1. Kor 10,27). Dieses „hingehen wollen“ setzt voraus, dass man eine solche Einladung bewusst annimmt. Man folgt ihr nicht automatisch. Daher ist es wichtig, einen solchen Schritt mit Gebet zu tun und vor dem Herrn und in Abhängigkeit von dem Heiligen Geist zu entschieden, ob die Annahme einer solchen Einladung angesagt ist. Darüber hinaus wird man bei einer solchen Einladung betend jede Gelegenheit suchen, die gute Botschaft vom Kreuz weiterzugeben. Wenn das überhaupt nicht möglich ist oder man ein solches Zeugnis nicht einmal erwägt, hat ein Christ an einem solchen Ort nichts zu suchen.

Wer sich aber beispielsweise zusammen mit einem Ungläubigen beruflich selbstständig macht, verbindet sich auf freiwilliger Basis mit einem Ungläubigen. Mit einem Wort: Sie haben Gemeinschaft. Gleiches gilt für eine Ehe mit einem Ungläubigen. Allerdings spricht Paulus in diesen Versen nicht von einer Eheschließung, weil man eine geschlossene Ehe nicht mehr auflösen darf.

Dieses Miteinander verunreinigt einen Gläubigen. Denn er identifiziert sich mit Sünde und Unglauben. Er heißt somit in Gottes Augen diese Sünden gut. Er mag persönlich durchaus gegen das Böse Stellung beziehen. Aber die Tatsache, dass er sich mit jemandem verbindet, der durch Unglauben und Sünde gekennzeichnet ist, macht ihn selbst (moralisch) unrein.

Gemeinschaft bedeutet nichts anderes, als gleiche Ziele und Interessen zu verfolgen. Wie aber könnten Licht und Finsternis, Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit zusammengehören? Der Apostel begründet die Unmöglichkeit einer Verbindung eines gläubigen mit einem ungläubigen Menschen damit, dass man auch Christus nicht mit Belial, dem Teufel, auf dieselbe Stufe stellen kann. Denn diese beiden in jeder Hinsicht gegensätzlichen Personen haben nichts Gemeinsames. So wie der Tempel Gottes nichts mit Götzenbildern gemein hat, so haben Erlöste nichts mit Ungläubigen gemein. Daher ist es in den Augen Gottes nicht nur ungeheuerlich, Christus mit Belial und den Tempel Gottes mit Götzenbildern zu verbinden, sondern auch, dass ein Gläubiger sich in eine Verbindung mit einem Ungläubigen begibt.

Auch äußere Verbindungen können verunreinigen

Der Apostel gibt uns noch ein herrliches Motiv, allein die Gemeinschaft mit Gott und den Seinen zu suchen. Gott wohnt und wandelt unter den Gläubigen. Er möchte im Blick auf ihr tägliches Leben eine Beziehung als Gott und Vater zu ihnen wahrnehmen und sie als sein Volk anerkennen können. Das aber ist nur möglich, wenn sie sich von jeder Verunreinigung fernhalten.

Bezieht sich eine solche geistliche Befleckung nur auf die beiden genannten Beispiele von Beruf und Ehe? Nein, jede freiwillige Verbindung mit Ungläubigen gehört in diese Kategorie. Wenn sich die Arbeitskollegen beispielsweise regelmäßig in einer Kneipe treffen, um den Abend miteinander zu verbringen: Welches Teil hat ein Gläubiger darin? Wenn Ungläubige auf Facebook Gruppen bilden, die nichts mit einer fachlichen, schulischen oder beruflichen Sacharbeit zu tun haben: Was hat ein Gläubiger hier zu suchen? So könnte man fortfahren... Jeder muss für sich selbst erkennen, auf welchem Gebiet seines Lebens solche Gefahren drohen. Und sich konsequent davon distanzieren.

Diese Beispiele zeigen, dass äußerliche Verbindungen meist auch eine innere Gemeinschaft offenbaren. Aus diesem Grund warnt der Apostel Paulus ausdrücklich vor einer solchen Vermischung von Licht und Finsternis. Sie verunreinigt.

Heiliges den Hunden geben (Mt 7,6)

Simson verband sich mit den Feinden Gottes, mit Ungläubigen. Leider auch immer wieder mit Unreinem. Zu diesem Punkt hat auch der Herr Jesus konkret etwas gesagt. Im Matthäus 7,6 heißt es: „Gebt nicht das Heilige den Hunden; werft auch nicht eure Perlen vor die Schweine, damit sie diese nicht etwa mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen.“

Unheiligen soll das Heilige nicht gegeben werden – also gerade das, was Gott ist: heilig. Denn Gott ist ein heiliger Gott (vgl. 3. Mo 11,44; Jos 24,19). Wie „gibt“ man nun das Heilige diesen unreinen Menschen? Als Christen haben wir die Aufgabe, den Ungläubigen das Evangelium zu verkündigen. Es gibt aber Teile der Wahrheit, die sie nicht verstehen können (1. Kor 2,14). Wenn wir über sie vor Ungläubigen sprechen, verachten sie dieses Heilige und versehen es mit Spott. Man kann an die Wahrheit über die Versammlung Gottes denken (die Perle, vgl. Mt 13,46), an die souveräne Auserwählung (Eph 1,4), an die Sohnschaft der Gläubigen, die Kindschaft, den Besitz des Heiligen Geistes, usw. Wenn die christliche Wahrheit verspottet oder gelästert wird, werden gewissermaßen Perlen zertreten.

Nun bedarf es in dieser Hinsicht geistlichen Unterscheidungsvermögens. Denn Widerstand ist nicht immer ein Hinweis darauf, dass man die Predigt einstellen sollte. Der Herr Jesus ist in der Art und Weise, wie Er mit Menschen umgegangen ist, unser großes Vorbild. Wer von uns hätte mit der Frau am Jakobsbrunnen über Anbetung gesprochen, wobei man nicht deutlich sehen kann, an welchem Punkt ihre neue Geburt während dieses Gesprächs mit dem Herrn stattgefunden hat (Joh 4)? Manche würden das vielleicht in die Kategorie von Matthäus 7,6 eingeordnet haben. Aber der Herr in seiner Weisheit wusste, worüber Er mit dieser Frau reden konnte. Hinzu kommt, dass sie selbst das Thema Anbetung einführt. Ein anderes Beispiel finden wir in Johannes 6,43.44. Der Herr Jesus spricht dort zu Ungläubigen (wenn auch in etwas verborgener Form) von der Auserwählung. Das ist ein bis heute selbst unter Christen kaum richtig verstandenes Thema. Könnten wir nicht leicht denken, dass ein Gespräch über die Auserwählung „Perlen vor die Säue werfen“ ist? Offensichtlich sah der Herr das anders. Wir müssen also genau überlegen, wo etwas zu einem Zertreten von Perlen führen kann und wo nicht.

Man kann aber noch in einer zweiten Weise Perlen vor die Schweine werfen, nämlich indem man Ungläubige an den Segnungen der Beziehung eines Jüngers mit seinem Vater in den Himmeln Anteil nehmen lässt. Wenn man so tut, als ob Ungläubige genauso an diesen Segnungen Anteil hätten, besteht folgende Gefahr: Diese Ungläubigen verstehen von diesem Segen nichts, zertreten die „Segensperlen“ und zerreißen so das Zeugnis der Gläubigen. Wenn man zum Beispiel sowohl Nicht-Christen als auch Christen in die Beziehungen Gläubiger untereinander einbezieht, fehlt der wichtige Unterschied zwischen Heiligem und Unheiligem. Zwei Beispiele aus dem Alten Testament illustrieren diesen Gedanken:

  1. Simson (Ri 16): Zunächst verband er sich mit einer Philisterin, Delila, die zu den Feinden des Volkes Gottes gehörte. Er zeigte damit, dass es aus seiner Sicht offenbar keinen Unterschied zwischen Unheiligen und Heiligen gibt. Das führte dazu, dass er ihr nach vielem Drängen sein Herz kundtat und sie damit an seinem Glaubensgeheimnis Anteil nehmen ließ. Er hatte etwas Heiliges „Hunden“, die dies gar nicht verstehen können, hingeworfen. Was passierte? Sie zertrat diese Perlen unter ihren Füßen, indem sie dieses Geheimnis seinen Feinden verriet. Diese zerrissen den Mann, der sich mit ihnen äußerlich verbunden hatte.
  2. Lot (1. Mo 19): Anfangs machte er sich durch seinen Aufenthalt in Sodom mit den dort lebenden ungöttlichen Menschen eins – vermutlich war sogar seine Frau von dort. Aber als „Gerechter“ war er gleichsam eine „Perle“ unter ihnen. Doch als es darauf ankam und er seinen Schwiegersöhnen das Wort Gottes vorstellte (nicht das Evangelium!), war er in ihren Augen wie einer, der Scherz treibt, und sie „zertraten“ ihn: Wenn Gott es nicht verhindert hätte, hätten sie Lot zerrissen!

Wir sehen: Wer sich mit gottlosen Menschen verbindet, gibt das Heilige den Hunden und wirft den Schweinen die Perlen Gottes vor. Was ist in diesem Fall die Perle und das Heilige? Es war das Wort Gottes, das Lot von den Engeln hörte und das er seinen Schwiegersöhnen weitergab. Es wurde von den „Hunden“ und „Schweinen“ als Scherz aufgenommen und verspottet. In der Folge wäre Lot selbst fast zertreten und zerrissen worden. Allein die Energie der Engel, die ihn aus dieser falschen Umgebung fortrissen, bewahrte ihn vor dieser Konsequenz..

Dabei gilt es zu bedenken: Wer zu den „Schweinen“ oder „Hunden“ gehört, muss kein moralisch verwerfliches Leben führen. Es können menschlich sehr edle Menschen sein – aber ohne Gott! „Und ihr sollt mir heilig sein, denn ich bin heilig, ich, der HERR; und ich habe euch von den Völkern abgesondert, damit ihr mein seid“ (3. Mo 20,26). Gott will keine Vermischung des Heiligen mit dem Unheiligen. Das Heilige soll von dem Unheiligen unterschieden werden (vgl. 3. Mo 10,10; Hes 22,26). Wenn das nicht mehr der Fall ist, wird das Heilige früher oder später zertreten und zerrissen.

Der Schaden unschriftgemäßer Verbindungen

Als Konsequenz aus der Belehrung dieser Verse kann man folgern: Der Herr verwirft an dieser Stelle jede Vermischung von Jüngern mit Gottlosen, von Menschen, die Gott angehören, mit solchen, die Ihn ablehnen. Auch dadurch gibt man das Heilige, das uns anvertraut worden ist, an Ungläubige. Sie ziehen es in den Dreck und zertrampeln es oft sogar unter den Füßen. Das, was Gott wichtig war, würde von Unheiligen besudelt.

Das ist ein sehr wichtiger Grundsatz, den es auch für uns heute noch zu berücksichtigen gilt. Gott hasst die Vermischung von Gläubigen mit dieser Welt. Er hat uns aus der Welt herausgenommen (vgl. Gal 1,4) und für sich selbst geheiligt (vgl. 1. Pet 1,2). Gott macht eine Trennung zwischen Welt und Nicht-Welt. Sie passen nicht zusammen.

„Wenn jemand von den Ungläubigen euch einlädt und ihr wollt hingehen ...“ (1. Kor 10,27). Dieser Vers zeigt, dass es einer konkreten Motivation bedarf, zu Ungläubigen zu gehen. Diese Motivation kann doch nur sein, sie mit dem Evangelium Gottes bekannt zu machen. Jeder andere Grund vermischt die Grundsätze von Heiligkeit und Gottlosigkeit. „Welche Gemeinschaft hat Licht mit Finsternis ... Oder welches Teil ein Gläubiger mit einem Ungläubigen?“ (2. Kor 6,14.15). Jakobus drückt das so aus: „Wisst ihr nicht, dass die Freundschaft der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer nun irgend ein Freund der Welt sein will, erweist sich als Feind Gottes“ (Jak 4,4).
Der Schaden ist sogar ein doppelter:

  1. Das Heilige, die Perlen, werden zertreten und ihres Wertes beraubt. Die Menschen dieser Welt erkennen, dass wir Gläubige sind, selbst wenn wir noch so fehlerhaft leben. Ihr Urteil wird dann sein: Das Heilige, was diese Menschen ausmacht, steht offenbar in keinem Widerspruch zu dieser Welt und ihrer Atmosphäre. Das Heilige wird damit unheilig. Ist uns das klar, wenn wir als Jünger des Herrn gemeinsame Sache mit der Welt machen? Das kann die theologische, die kulturelle, die sportliche, die philosophische oder die politische Welt sein …
  2. Wir selbst erleiden einen Schaden: Die Schweine zerreißen uns. Offenbar spielt der Herr hier nicht auf das Haustier, sondern auf wilde Schweine an. Sie zerstören das Zeugnis des Gläubigen und zerreißen seinen Glauben. Wie oft ist ein Gläubiger, der angefangen hat, sich mit der Welt einzulassen, in seinem Glauben geistlich und moralisch zugrunde gegangen.

Es gibt eine sehr aktuelle Anwendung dieser Belehrung: In manchen Versammlungen (Gemeinden, Kirchen) werden heute sogenannte Gästegottesdienste gefeiert. Ungläubige und Gläubige sollen gemeinsam Gott lobsingen. Lobpreislieder werden gemeinsam angestimmt. Es gibt ja in dieser Hinsicht keinen fundamentalen Unterschied, redet man sich ein. Wie aber können ungläubige Menschen den Vater anbeten? Man wirft ihnen die Perlen christlicher Anbetung vor die Füße. Als Ungläubige aber können sie mit diesen Perlen nichts anfangen, weil es neues Leben bedarf, um als Anbeter vor Gott treten zu können. Daher zertreten sie diese Perlen, verachten das Heilige und alles nimmt Schaden. Auch wenn Gott in seiner Souveränität solche unbiblischen Veranstaltungen zur Bekehrung eines Menschen nutzen kann – ihr Fundament steht im Widerspruch zu diesem Vers.

Vermischung von Jüngern mit Gottlosen

Der Herr verwirft an dieser Stelle also jede Vermischung von Jüngern mit Gottlosen, von Menschen, die Gott angehören, mit solchen, die Ihn ablehnen. Das ist ein sehr wichtiger Grundsatz, den wir auch für uns heute berücksichtigen müssen. Gott hasst die Vermischung von Gläubigen mit dieser Welt. Er hat uns aus der Welt herausgenommen (vgl. Gal 1,4) und für sich selbst geheiligt (vgl. 1. Pet 1,2). Gott macht eine Trennung zwischen Welt und Nicht-Welt. Diese beiden gegensätzlichen Systeme passen nicht zusammen.

Jakobus drückt das so aus: „Wisst ihr nicht, dass die Freundschaft der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer nun irgend ein Freund der Welt sein will, erweist sich als Feind Gottes“ (Jak 4,4).

Geht es nur um Gläubige und Ungläubige?

Wir sollten allerdings nicht denken, dass sich dieses Prinzip allein auf den Gegensatz der Extreme Licht und Finsternis, schwarz und weiß beschränkt. Dieser Grundsatz geht weiter. Nicht, dass man für sich in Anspruch nehmen dürfte, Licht zu sein, während ein anderer, vielleicht weltlich gesonnener Christ, in den Bereich der Finsternis gestellt würde. Ein solcher Gedanke wäre nichts anderes als geistlicher Hochmut und der Beweis, dass man selbst fleischlich gesonnen ist. Denn Selbstkritik muss immer weiter gehen als das Urteil über andere.

Das Neue Testament zeigt allerdings, dass derjenige, der im Gehorsam gegenüber Gottes Wort ein Leben zur Ehre des Herrn führen möchte, keine gemeinsame Sache machen darf mit jemandem, der als ein Gefäß zur Unehre bezeichnet wird (2. Tim 2,19–22). Nur durch diese Kompromisslosigkeit, die in Liebe gelebt werden muss, wird man ein Gefäß zur Ehre sein können. Dass Ungläubige immer Gefäße zur Unehre sind, muss nicht weiter erklärt werden. In erster Linie weist dieses Bild allerdings auf Christen hin, von denen man sich „wegreinigen“, absondern, also trennen und fernhalten muss, weil sie selbst durch böse Lehre oder Moral geprägt sind bzw. diese verteidigen.

In gleicher Weise ist es möglich, im Blick auf den gemeinsamen Weg der Kinder Gottes, wie wir ihn im Neuen Testament niedergelegt finden (vgl. 1. Kor 1214; Eph 4; Mt 18; usw.), eine Vermischung zuzulassen. Das heißt nicht, dass sich Gläubige isolieren sollen. Es geht auch nicht darum, dass man zum Brotbrechen nur diejenigen Kinder Gottes aufnimmt, die aus Zusammenkommen stammen, mit denen eine regelmäßige Gemeinschaft des Gedächtnismahls gepflegt wird. Denn diejenigen, die sich nach 2. Timotheus 2,19–21 als Gefäße zur Ehre erweisen, sollen sich gerade nicht isolieren, sondern „nach Gerechtigkeit, Glaube, Liebe, Frieden mit denen streben, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen“ (2. Tim 2,22). Sondern Gläubige werden als Glieder des Leibes Christi aufgenommen, weil sie Kinder Gottes sind und nicht bewusst in moralischem oder in lehrmäßig Bösen leben oder Gemeinschaft damit pflegen.
Dieser gemeinsame Weg, also das Miteinander von Erlösten in den Zusammenkommen „als Versammlung“ (Gemeinde, vgl. 1. Kor 11,18), ist ein wesentlicher Bestandteil des Glaubenslebens. Wenn man allerdings meint, mit Christen, die in dieser Hinsicht bewusst eine andere Auffassung vertreten, bis auf das Brotbrechen und die sonstigen Zusammenkünfte vieles gemeinsam machen zu können, übersieht man, dass hier Lebenswege miteinander verbunden werden, deren Grundlagen sehr unterschiedlich oder sogar gegensätzlich sind.

Können wir mit solchen Christen zusammen dem Herrn Jesus dienen? Aus Gottes Wort lernen wir, dass die Dienstgemeinschaft enger ist als die „Tischgemeinschaft“ (am Tisch des Herrn). Paulus war nicht bereit, mit Johannes Markus weiter zu dienen, obwohl dieser natürlich noch immer inmitten der Gläubigen das Brot brach. Gleiches gilt für Barnabas, Demas, mit denen Paulus früher einen gemeinsamen Dienst getan hatte, usw., wie man gerade dem 2. Timotheusbrief entnehmen kann. Das offenbart, wie sorgsam man sein muss, was die praktische Gemeinschaft mit Gläubigen betrifft. Dabei wollen wir uns aber vor Extremen hüten! Wenn zum Beispiel in einer Fußgängerzone Christen spontan ein evangelistisches Lied singen und jemand dann die gute Botschaft verkündigt, muss man nicht erst prüfen, wer jetzt alles mitgemacht hat. Dafür gibt es sicher noch weitere Beispiele.

Grundsätze für den gemeinsamen Dienst finden wir in Epheser 4,1–16. Dieses Kapitel beginnt damit, dass die Gläubigen aufgefordert werden, die Einheit des Geistes in einer geistlichen Gesinnung zu bewahren. Auf diese Belehrung folgen dann Hinwiese zum Dienst der Gläubigen (ab Vers 11). Wenn ich mit jemandem zusammen diese Einheit nicht bewahren kann, wie will ich einen Dienst tun, der gerade mit dieser Einheit in Verbindung steht, die es im Blick auf die Versammlung (Gemeinde) zu bewahren gilt?

Dann heißt es in Vers 12, dass jeder Dienst (auch der des Evangelisten, Vers 11) zur „Auferbauung des Leibes des Christus“ ist. Das heißt jeder Dienst hat mit der Versammlung, dem Leib Christi, zu tun, direkt oder hinführend. Wenn man aber im Blick auf die Versammlung unterschiedliche Gedanken hat, kann man dann wirklich einen gemeinsamen Dienst tun? Ein gemeinsamer Dienst kann nicht zur von Gott gewollten Einheit führen, wenn die Diener in der Verwirklichung der Einheit des Geistes voneinander getrennt sind. Das tut weh. Aber nur im Gehorsam gegenüber Gottes Wort werden wir letztlich glücklich sein und den Herrn ehren können.

Als Christen bleiben diese Erlösten immer „Brüder“ und „Schwestern“, die durch das gleich wertvolle Blut Jesu erlöst worden sind und die wir von Herzen höher achten sollen als uns selbst (vgl. Phil 2,3). Aber hier gilt der Grundsatz, der auch im natürlichen Bereich existiert und auf den geistlichen anwendbar ist: Die Schwerkraft zieht nach unten, nicht nach oben. Das gilt nicht nur für Christen, mit denen man keine Gemeinschaft beim Brotbrechen praktizieren kann, sondern in mindestens gleichem Maß im Blick auf Christen, deren Streben dem Reichtum, der Ehre oder leichtfertiger Zerstreuung in dieser Welt gilt. Gemeinsame Sache in diese Richtung ist für uns gefährlich und führt uns von einem Leben für den Herrn Jesus weg. Daher sollten wir einen konsequenten Gehorsam gegenüber Gottes Wort verwirklichen – aber in Liebe und Demut. Eine solche Gesinnung wird Gott segnen.

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