Simson
Glaubensheld und Versager
Exkurs: Simson – oder die Vermischung von Licht und Finsternis
Schwerpunktmäßig haben wir uns bislang mit der moralischen Seite des Lebens Simsons beschäftigt. Durch seine Augen, sein Herz und seine sexuellen Triebe ließ sich Simson mehrfach von Frauen verführen. Zudem scheint er ein sehr jähzorniger Mensch gewesen zu sein. Er sucht, sich immer zu rächen, wenn er sich falsch behandelt fühlte. Vor derartigen Reaktionen warnt uns der Geist Gottes durch diese Schilderungen.
Allerdings lernen wir durch Simson noch etwas Weiteres, das für das Glaubensleben eines jungen Christen von großer Bedeutung ist. Simson verband sich nicht nur mit ungläubigen Frauen. Er verband sich damit auch als Gläubiger mit einem Volk, das nicht Volk Gottes war. Das bedeutet auf die heutige Zeit übertragen, dass sich ein Gläubiger mit Ungläubigen verbindet.
Unschriftgemäße Gemeinschaft (2. Kor 6 )
Das Neue Testament warnt uns vor solchen Verbindungen ausdrücklich: „Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen. Denn welche Genossenschaft haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis? Und welche Übereinstimmung Christus mit Belial? Oder welches Teil ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? Und welchen Zusammenhang der Tempel Gottes mit Götzenbildern? Denn ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: ‚Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein'. Darum geht aus ihrer Mitte hinaus und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt Unreines nicht an, und ich werde euch aufnehmen; und ich werde euch zum Vater sein, und ihr werdet mir zu Söhnen und Töchtern sein, spricht der Herr, der Allmächtige“ (
Auch wenn Simson dieses neutestamentliche Gebot noch nicht kennen konnte, wusste er doch, dass sich ein Israelit nicht verunreinigen durfte. Zumindest hätte er sich dann sofort reinigen müssen, wie die verschiedenen Reinigungsvorschriften deutlich machen (vgl. z.B.
Das beinhaltet auch eine Botschaft für die heutige, christliche Zeit. Die Hinweise in
Das Bild des Jochs kommt aus der Landwirtschaft. Dort werden zwei Tiere zusammengebunden, um eine bestimmte Arbeit wie das Umgraben eines Ackers auszuführen. Das Zusammenbinden von zwei verschiedenen Arten von Tieren würde dazu führen, dass es zu keinem Ergebnis kommt. Unterschiedliche Tierarten können nicht zusammenarbeiten. Zudem war im Alten Testament verboten, ein reines Tier (wie ein Rind) mit einem unreinen Tier (wie dem Esel) zusammenzubinden (
- Zwei nicht zusammengehörende Naturen – unrein & rein; gläubig & ungläubig – können keine gemeinsame Arbeiten durchführen.
- Joch ist ein Zusammengebundensein, was mit gegenseitigen Pflichten zu tun hat. Ein Gläubiger kann sich mit einem Ungläubigen nicht in einer freiwilligen Weise verbinden, so dass daraus gegenseitige Pflichten entstehen.
- Diese Gemeinschaft verunreinigt.
Was bedeutet Verunreinigung?
Wie muss man sich eine solche Verunreinigung konkret vorstellen? Es geht nicht darum, dass wir auf eine mystische, nicht nachvollziehbare Art und Weise verunreinigt würden. Wer sich mit ungläubigen Menschen freiwillig zusammenschließt, macht sich mit dem Prinzip ihres Lebens – der Ungerechtigkeit und der Finsternis – eins. Es geht nicht darum, dass man keinen Kontakt zum Beispiel mit ungläubigen Arbeitskollegen haben dürfte. Dann müssten wir ja aus der Welt hinausgehen. Gerade das sollen wir nicht tun (
In seinem ersten Brief an die Korinther schreibt Paulus ausdrücklich: „Wenn jemand von den Ungläubigen euch einlädt und ihr wollt hingehen, so...“ (
Wer sich aber beispielsweise zusammen mit einem Ungläubigen beruflich selbstständig macht, verbindet sich auf freiwilliger Basis mit einem Ungläubigen. Mit einem Wort: Sie haben Gemeinschaft. Gleiches gilt für eine Ehe mit einem Ungläubigen. Allerdings spricht Paulus in diesen Versen nicht von einer Eheschließung, weil man eine geschlossene Ehe nicht mehr auflösen darf.
Dieses Miteinander verunreinigt einen Gläubigen. Denn er identifiziert sich mit Sünde und Unglauben. Er heißt somit in Gottes Augen diese Sünden gut. Er mag persönlich durchaus gegen das Böse Stellung beziehen. Aber die Tatsache, dass er sich mit jemandem verbindet, der durch Unglauben und Sünde gekennzeichnet ist, macht ihn selbst (moralisch) unrein.
Gemeinschaft bedeutet nichts anderes, als gleiche Ziele und Interessen zu verfolgen. Wie aber könnten Licht und Finsternis, Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit zusammengehören? Der Apostel begründet die Unmöglichkeit einer Verbindung eines gläubigen mit einem ungläubigen Menschen damit, dass man auch Christus nicht mit Belial, dem Teufel, auf dieselbe Stufe stellen kann. Denn diese beiden in jeder Hinsicht gegensätzlichen Personen haben nichts Gemeinsames. So wie der Tempel Gottes nichts mit Götzenbildern gemein hat, so haben Erlöste nichts mit Ungläubigen gemein. Daher ist es in den Augen Gottes nicht nur ungeheuerlich, Christus mit Belial und den Tempel Gottes mit Götzenbildern zu verbinden, sondern auch, dass ein Gläubiger sich in eine Verbindung mit einem Ungläubigen begibt.
Auch äußere Verbindungen können verunreinigen
Der Apostel gibt uns noch ein herrliches Motiv, allein die Gemeinschaft mit Gott und den Seinen zu suchen. Gott wohnt und wandelt unter den Gläubigen. Er möchte im Blick auf ihr tägliches Leben eine Beziehung als Gott und Vater zu ihnen wahrnehmen und sie als sein Volk anerkennen können. Das aber ist nur möglich, wenn sie sich von jeder Verunreinigung fernhalten.
Bezieht sich eine solche geistliche Befleckung nur auf die beiden genannten Beispiele von Beruf und Ehe? Nein, jede freiwillige Verbindung mit Ungläubigen gehört in diese Kategorie. Wenn sich die Arbeitskollegen beispielsweise regelmäßig in einer Kneipe treffen, um den Abend miteinander zu verbringen: Welches Teil hat ein Gläubiger darin? Wenn Ungläubige auf Facebook Gruppen bilden, die nichts mit einer fachlichen, schulischen oder beruflichen Sacharbeit zu tun haben: Was hat ein Gläubiger hier zu suchen? So könnte man fortfahren... Jeder muss für sich selbst erkennen, auf welchem Gebiet seines Lebens solche Gefahren drohen. Und sich konsequent davon distanzieren.
Diese Beispiele zeigen, dass äußerliche Verbindungen meist auch eine innere Gemeinschaft offenbaren. Aus diesem Grund warnt der Apostel Paulus ausdrücklich vor einer solchen Vermischung von Licht und Finsternis. Sie verunreinigt.
Heiliges den Hunden geben (Mt 7,6 )
Simson verband sich mit den Feinden Gottes, mit Ungläubigen. Leider auch immer wieder mit Unreinem. Zu diesem Punkt hat auch der Herr Jesus konkret etwas gesagt. Im
Unheiligen soll das Heilige nicht gegeben werden – also gerade das, was Gott ist: heilig. Denn Gott ist ein heiliger Gott (vgl.
Nun bedarf es in dieser Hinsicht geistlichen Unterscheidungsvermögens. Denn Widerstand ist nicht immer ein Hinweis darauf, dass man die Predigt einstellen sollte. Der Herr Jesus ist in der Art und Weise, wie Er mit Menschen umgegangen ist, unser großes Vorbild. Wer von uns hätte mit der Frau am Jakobsbrunnen über Anbetung gesprochen, wobei man nicht deutlich sehen kann, an welchem Punkt ihre neue Geburt während dieses Gesprächs mit dem Herrn stattgefunden hat (
Man kann aber noch in einer zweiten Weise Perlen vor die Schweine werfen, nämlich indem man Ungläubige an den Segnungen der Beziehung eines Jüngers mit seinem Vater in den Himmeln Anteil nehmen lässt. Wenn man so tut, als ob Ungläubige genauso an diesen Segnungen Anteil hätten, besteht folgende Gefahr: Diese Ungläubigen verstehen von diesem Segen nichts, zertreten die „Segensperlen“ und zerreißen so das Zeugnis der Gläubigen. Wenn man zum Beispiel sowohl Nicht-Christen als auch Christen in die Beziehungen Gläubiger untereinander einbezieht, fehlt der wichtige Unterschied zwischen Heiligem und Unheiligem. Zwei Beispiele aus dem Alten Testament illustrieren diesen Gedanken:
- Simson (
Ri 16 ): Zunächst verband er sich mit einer Philisterin, Delila, die zu den Feinden des Volkes Gottes gehörte. Er zeigte damit, dass es aus seiner Sicht offenbar keinen Unterschied zwischen Unheiligen und Heiligen gibt. Das führte dazu, dass er ihr nach vielem Drängen sein Herz kundtat und sie damit an seinem Glaubensgeheimnis Anteil nehmen ließ. Er hatte etwas Heiliges „Hunden“, die dies gar nicht verstehen können, hingeworfen. Was passierte? Sie zertrat diese Perlen unter ihren Füßen, indem sie dieses Geheimnis seinen Feinden verriet. Diese zerrissen den Mann, der sich mit ihnen äußerlich verbunden hatte. - Lot (
1. Mo 19 ): Anfangs machte er sich durch seinen Aufenthalt in Sodom mit den dort lebenden ungöttlichen Menschen eins – vermutlich war sogar seine Frau von dort. Aber als „Gerechter“ war er gleichsam eine „Perle“ unter ihnen. Doch als es darauf ankam und er seinen Schwiegersöhnen das Wort Gottes vorstellte (nicht das Evangelium!), war er in ihren Augen wie einer, der Scherz treibt, und sie „zertraten“ ihn: Wenn Gott es nicht verhindert hätte, hätten sie Lot zerrissen!
Wir sehen: Wer sich mit gottlosen Menschen verbindet, gibt das Heilige den Hunden und wirft den Schweinen die Perlen Gottes vor. Was ist in diesem Fall die Perle und das Heilige? Es war das Wort Gottes, das Lot von den Engeln hörte und das er seinen Schwiegersöhnen weitergab. Es wurde von den „Hunden“ und „Schweinen“ als Scherz aufgenommen und verspottet. In der Folge wäre Lot selbst fast zertreten und zerrissen worden. Allein die Energie der Engel, die ihn aus dieser falschen Umgebung fortrissen, bewahrte ihn vor dieser Konsequenz..
Dabei gilt es zu bedenken: Wer zu den „Schweinen“ oder „Hunden“ gehört, muss kein moralisch verwerfliches Leben führen. Es können menschlich sehr edle Menschen sein – aber ohne Gott! „Und ihr sollt mir heilig sein, denn ich bin heilig, ich, der HERR; und ich habe euch von den Völkern abgesondert, damit ihr mein seid“ (
Der Schaden unschriftgemäßer Verbindungen
Als Konsequenz aus der Belehrung dieser Verse kann man folgern: Der Herr verwirft an dieser Stelle jede Vermischung von Jüngern mit Gottlosen, von Menschen, die Gott angehören, mit solchen, die Ihn ablehnen. Auch dadurch gibt man das Heilige, das uns anvertraut worden ist, an Ungläubige. Sie ziehen es in den Dreck und zertrampeln es oft sogar unter den Füßen. Das, was Gott wichtig war, würde von Unheiligen besudelt.
Das ist ein sehr wichtiger Grundsatz, den es auch für uns heute noch zu berücksichtigen gilt. Gott hasst die Vermischung von Gläubigen mit dieser Welt. Er hat uns aus der Welt herausgenommen (vgl.
„Wenn jemand von den Ungläubigen euch einlädt und ihr wollt hingehen ...“ (
Der Schaden ist sogar ein doppelter:
- Das Heilige, die Perlen, werden zertreten und ihres Wertes beraubt. Die Menschen dieser Welt erkennen, dass wir Gläubige sind, selbst wenn wir noch so fehlerhaft leben. Ihr Urteil wird dann sein: Das Heilige, was diese Menschen ausmacht, steht offenbar in keinem Widerspruch zu dieser Welt und ihrer Atmosphäre. Das Heilige wird damit unheilig. Ist uns das klar, wenn wir als Jünger des Herrn gemeinsame Sache mit der Welt machen? Das kann die theologische, die kulturelle, die sportliche, die philosophische oder die politische Welt sein …
- Wir selbst erleiden einen Schaden: Die Schweine zerreißen uns. Offenbar spielt der Herr hier nicht auf das Haustier, sondern auf wilde Schweine an. Sie zerstören das Zeugnis des Gläubigen und zerreißen seinen Glauben. Wie oft ist ein Gläubiger, der angefangen hat, sich mit der Welt einzulassen, in seinem Glauben geistlich und moralisch zugrunde gegangen.
Es gibt eine sehr aktuelle Anwendung dieser Belehrung: In manchen Versammlungen (Gemeinden, Kirchen) werden heute sogenannte Gästegottesdienste gefeiert. Ungläubige und Gläubige sollen gemeinsam Gott lobsingen. Lobpreislieder werden gemeinsam angestimmt. Es gibt ja in dieser Hinsicht keinen fundamentalen Unterschied, redet man sich ein. Wie aber können ungläubige Menschen den Vater anbeten? Man wirft ihnen die Perlen christlicher Anbetung vor die Füße. Als Ungläubige aber können sie mit diesen Perlen nichts anfangen, weil es neues Leben bedarf, um als Anbeter vor Gott treten zu können. Daher zertreten sie diese Perlen, verachten das Heilige und alles nimmt Schaden. Auch wenn Gott in seiner Souveränität solche unbiblischen Veranstaltungen zur Bekehrung eines Menschen nutzen kann – ihr Fundament steht im Widerspruch zu diesem Vers.
Vermischung von Jüngern mit Gottlosen
Der Herr verwirft an dieser Stelle also jede Vermischung von Jüngern mit Gottlosen, von Menschen, die Gott angehören, mit solchen, die Ihn ablehnen. Das ist ein sehr wichtiger Grundsatz, den wir auch für uns heute berücksichtigen müssen. Gott hasst die Vermischung von Gläubigen mit dieser Welt. Er hat uns aus der Welt herausgenommen (vgl.
Jakobus drückt das so aus: „Wisst ihr nicht, dass die Freundschaft der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer nun irgend ein Freund der Welt sein will, erweist sich als Feind Gottes“ (
Geht es nur um Gläubige und Ungläubige?
Wir sollten allerdings nicht denken, dass sich dieses Prinzip allein auf den Gegensatz der Extreme Licht und Finsternis, schwarz und weiß beschränkt. Dieser Grundsatz geht weiter. Nicht, dass man für sich in Anspruch nehmen dürfte, Licht zu sein, während ein anderer, vielleicht weltlich gesonnener Christ, in den Bereich der Finsternis gestellt würde. Ein solcher Gedanke wäre nichts anderes als geistlicher Hochmut und der Beweis, dass man selbst fleischlich gesonnen ist. Denn Selbstkritik muss immer weiter gehen als das Urteil über andere.
Das Neue Testament zeigt allerdings, dass derjenige, der im Gehorsam gegenüber Gottes Wort ein Leben zur Ehre des Herrn führen möchte, keine gemeinsame Sache machen darf mit jemandem, der als ein Gefäß zur Unehre bezeichnet wird (
In gleicher Weise ist es möglich, im Blick auf den gemeinsamen Weg der Kinder Gottes, wie wir ihn im Neuen Testament niedergelegt finden (vgl.
Dieser gemeinsame Weg, also das Miteinander von Erlösten in den Zusammenkommen „als Versammlung“ (Gemeinde, vgl.
Können wir mit solchen Christen zusammen dem Herrn Jesus dienen? Aus Gottes Wort lernen wir, dass die Dienstgemeinschaft enger ist als die „Tischgemeinschaft“ (am Tisch des Herrn). Paulus war nicht bereit, mit Johannes Markus weiter zu dienen, obwohl dieser natürlich noch immer inmitten der Gläubigen das Brot brach. Gleiches gilt für Barnabas, Demas, mit denen Paulus früher einen gemeinsamen Dienst getan hatte, usw., wie man gerade dem 2. Timotheusbrief entnehmen kann. Das offenbart, wie sorgsam man sein muss, was die praktische Gemeinschaft mit Gläubigen betrifft. Dabei wollen wir uns aber vor Extremen hüten! Wenn zum Beispiel in einer Fußgängerzone Christen spontan ein evangelistisches Lied singen und jemand dann die gute Botschaft verkündigt, muss man nicht erst prüfen, wer jetzt alles mitgemacht hat. Dafür gibt es sicher noch weitere Beispiele.
Grundsätze für den gemeinsamen Dienst finden wir in
Dann heißt es in Vers 12, dass jeder Dienst (auch der des Evangelisten, Vers 11) zur „Auferbauung des Leibes des Christus“ ist. Das heißt jeder Dienst hat mit der Versammlung, dem Leib Christi, zu tun, direkt oder hinführend. Wenn man aber im Blick auf die Versammlung unterschiedliche Gedanken hat, kann man dann wirklich einen gemeinsamen Dienst tun? Ein gemeinsamer Dienst kann nicht zur von Gott gewollten Einheit führen, wenn die Diener in der Verwirklichung der Einheit des Geistes voneinander getrennt sind. Das tut weh. Aber nur im Gehorsam gegenüber Gottes Wort werden wir letztlich glücklich sein und den Herrn ehren können.
Als Christen bleiben diese Erlösten immer „Brüder“ und „Schwestern“, die durch das gleich wertvolle Blut Jesu erlöst worden sind und die wir von Herzen höher achten sollen als uns selbst (vgl.