Wenn die Mauer des Schweigens bricht ...
Hilfe für misshandelte Kinderseelen
Fragen & Antworten
Erlebt und verarbeitet
Man kann den Kindesmissbrauch verarbeiten. Mit Gottes Hilfe, in Verbindung mit einer christlichen Seelsorge und, wenn nötig, auch unter zeitweiser Einnahme geeigneter Medikamente ist es möglich, das Trauma Kindesmissbrauch hinter sich zu lassen. Manche werden ein Leben lang sensibler als andere auf bestimmte Handbewegungen, Bonbons, Möbelstücke oder Geräusche usw. reagieren, die sie in Verbindung mit dem Missbrauch erlebt haben. Denn Gegenstände und Sinneseindrücke können eine Macht ausüben, die ihnen eigentlich nicht zusteht. Eine knarrende Tür ist nichts weiter als eine Tür, der ein wenig Öl fehlt. Aber für ein Opfer kann sie der Auslöser für einen nächtlichen Alptraum sein. Dennoch kann man das traurige Thema hinter sich lassen.
Opfer müssen auch lernen, dass bestimmte persönliche Erlebnisse nicht in jedem Fall mit Missbrauch zu tun haben. Opfer werden darauf achten, dass ihre Kinder nicht auf den Mund geküsst werden – das ist für Betroffene ein Schritt, der die Grenze des persönlichen Respekts überschreitet. Sie haben eine Antenne im Blick darauf, dass das ein erster Schritt zum Missbrauch sein könnte. Was aber, wenn ihre Kinder das einmal so tun? Oder wenn ihr Kind von einem anderen einmal so geküsst wird? Dann wird man lernen müssen, dass es in diesem Fall keinen sexuellen Hintergrund haben muss.
Es könnte allerdings auf ein ungewöhnliches Erlebnis des anderen Kindes hinweisen … Jedenfalls können Dinge, die an und für sich nicht ungewöhnlich sind, bei einem Betroffenen Kettenreaktionen auslösen, die mit Abwehrverhalten verbunden sind. Hier ist es gut, wenn ein Opfer versucht, solche Punkte zu analysieren, um nicht bei jedem dieser Dinge überzureagieren.
Im Folgenden habe ich drei „Opfer“ befragen können, die inmitten praktizierender Christen sexuell missbraucht worden sind, in ihren eigenen Familien. Ich bin ihnen dankbar, dass sie bereit waren, diese Fragen zu beantworten und etwas von dem Leid preiszugeben, das sie als Kinder und bis heute erlebt haben.
Die ersten beiden Personen wurden als Mädchen missbraucht, die dritte Person als Junge.
Ein weibliches Opfer
1. Wie alt warst du, als der Missbrauch begann, und von wem bist du missbraucht worden?
Ich war 8 Jahre alt, als ich es zum ersten Mal wahrgenommen hatte. Ich wurde von meinem Großvater und parallel von meinem leiblichen Vater missbraucht. Es hörte im ersten Fall erst auf, als mein Großvater starb, und im zweiten Fall, als ich von zu Hause auszog.
2. Wenn du dich zurückerinnerst: Was waren deine Gedanken und Empfindungen, als diese Annäherungen geschahen und du sexuell missbraucht wurdest?
Das ist eine Gefühlswand, die da auf ein kindliches Gemüt zurollt, die ich fast nicht mit Worten beschreiben kann. Einfach erklärt war es erniedrigend, schmerzhaft für Körper und Seele, abscheulich, verletzend, Diebstahl, machtbesessen, ich war machtlos und ohnmächtig. Einiges davon habe ich in Briefen ein stückweit verarbeitet.
3. Was empfindest du heute, wenn du über diese Zeit nachdenkst?
Echte Trauer über diese verlorenen Jahre, aber auch das verloren gegangene Vertrauen in die Geschwister, in den Menschen und zum Mann ganz allgemein, und – was besonders tragisch ist: zu Gott.
4. Was für Empfindungen hast du heute im Blick auf den Täter?
Zunächst war es Hass und Ekel, dann kam die Leere hinzu, und nun ist er für mich der ärmste Mensch der Welt – in vielerlei Hinsicht.
5. Wie würdest du die körperlichen, wie die seelischen Folgen des Missbrauchs beschreiben (kurz- und langfristig)?
Mein Selbstwertgefühl und meine Gedankenwelt sind durch diese Taten kaputt gegangen und können nur mit professioneller Hilfe aufgebaut und, um es einmal materiell auszudrücken, repariert werden. Ich bin nervös, unstet, inkonsequent, ziel- und haltlos. Mein Glaube an Gott, an den Herrn Jesus als Heiland und an den Vater im Himmel sind komplett zerstört worden. Ich habe viele körperliche Folgen wie zum Beispiel Migräne und weitere, organische Probleme. Auch kämpfe ich dadurch mit Übergewicht und Muskelverspannungen, vor allem in den Schultern und im Genick. Seit ich in einer speziellen Therapie bin, sind meine schlimmen Akneschübe versiegt. Das hat mir wirklich sehr geholfen.
6. In was für einer Weise leidest du heute noch unter diesem Missbrauch?
Das Empfinden für meine Sexualität ist gestört. Es ist mir meistens viel mehr ein notwendiges Übel als eine wunderschöne Empfindung. Darunter hat auch mein Ehemann zu leiden. Ich kann mich nicht darüber äußern, was mir gut tut oder was nicht. Hinzu kommt, dass ich mich für meinen Körper und mein Aussehen schäme.
7. Sprichst du noch von „deinem Vater“, falls es sich bei diesem um den Täter handelt?
Nein, habe ich noch nie. Ich habe ihn stets mit „Vadder“ angeredet und sehe in ihm nur meinen leiblichen Erzeuger.
8. Wie lange ging das Martyrium?
Ich kann mich weder an den Beginn noch an das Ende genau erinnern.
9. Warum hast du dich damals nicht sofort jemandem gegenüber „offenbart“?
Habe ich – meiner Mutter! Sie sagte mir: „Du hast geträumt, mein liebes Kind!“ Danach habe ich mich nie wieder direkt an jemanden gewandt. Mein Vater hat in der Öffentlichkeit dafür gesorgt, dass ich als „Dummschwätzerin“ gelte; und so war es die ganzen furchtbaren Jahre lang.
10. Hat deine Mutter nie etwas davon mitbekommen? Hast du damals deine Mutter dafür mitverantwortlich gemacht?
Ja, sie wusste davon. Ich machte sie nicht nur damals dafür verantwortlich, sondern tue das auch heute noch, vor allem für meine körperlichen und seelischen Folgen.
11. Wie war dein Verhältnis zu deinen Geschwistern? Haben sie nie etwas mitbekommen?
Nein, haben sie nicht. Mein Vater hat dafür gesorgt, dass wir nur selten alleine waren. Dadurch konnten wir nur wenig ungestört miteinander reden. Wie er das hinbekam, weiß ich heute allerdings nicht mehr. Vom Missbrauch habe ich weder ihnen noch anderen nahe stehenden Personen gesagt, außer meiner Mutter, denn meine Angst war mörderisch. Meine Geschwister haben auch deshalb nichts mitbekommen, weil mein Vater immer wieder kundtat, dass ich eine Lügnerin sei.
12. Wie sahen deine Hilferufe aus? Wie wurde auf sie reagiert?
Ich habe, nachdem ich mit meiner Mutter sprach, mich an für mich vertrauensvolle Menschen in den örtlichen Gemeinden gewandt, in denen wir „zu Hause“ waren. Sie glaubten mir nicht – das haben sie mir auch so direkt gesagt. Aber mein Vater hatte schon vorgesorgt und mich als Lügnerin vor dem Herrn tituliert.
13. Wann und warum hast du die Hilferufe eingestellt?
Meine Mutter sagte ich träume, und die Christen in der örtlichen Gemeinde glaubten mir nicht: Mein Vater war zu mächtig und konnte so verhindern, dass man mir glaubte. Zudem fehlten mir dann Kraft und Mut. Selbstbewusstsein hatte ich keines mehr.
14. Du bist in einer christlichen Versammlung (Gemeinde) groß geworden. Was hat man zu dem Missbrauch damals gesagt? Was sagt man dazu heute?
Man war überfordert und wusste nicht, wie man damit richtig umgehen sollte. Zudem glaubte man mir nicht und hatte später zugleich kein Verständnis dafür, dass ich mich nicht lauter „gewehrt“ hatte. Inzwischen wohne ich an einem anderen Ort, werde aber freundlich und nett angesprochen, wenn ich an einem meiner Heimatorte bin. Die Christen dort hüllen sich in Schweigen, ein alter, verantwortlicher Bruder eines anderen Ortes hat sich mehrfach bei mir entschuldigt. Dafür bin ich dankbar.
15. Haben verantwortliche Personen dieser örtlichen Versammlungen (Gemeinden) jemals ein Bekenntnis der Mitschuld abgelegt? Wie haben sie dir gegenüber auf das Bekanntwerden des sexuellen Missbrauchs reagiert? Was hättest Du Dir gewünscht?
Mein Vater ist inzwischen aus der praktischen Gemeinschaft der Gemeinde (Versammlung) ausgeschlossen worden. An zwei Orten hat man sich intensiv mit dem Fall beschäftigt. Die Personen eines dritten Ortes hüllen sich in Schweigen. Leibliche Geschwister meines Vaters sind krank oder stellen sich auf die Seite meines Vaters.
16. Kannst du eine Therapie empfehlen, die ein Opfer mitmachen sollte?
Ja unbedingt: EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing), eine Methode für Trauma-Betroffene. Davon braucht man in der Regel 5–6 Sitzungen à 101 €. Dann ist ganz wichtig zu wissen, dass es ein Opferentschädigungsgesetz gibt. Es übernimmt die Kosten jeglicher Behandlungen.
17. Kannst Du einmal beschreiben, wie Deine Therapie abgelaufen ist: Wie hast Du selbst therapiert, und was hat Dir dabei besonders geholfen?
Beim EMDR wird der REM-Schlaf provoziert. Dadurch zerkleinert die Hirnrinde die im Unterbewusstsein gespeicherten Situationen und bringt sie nach außen – man kann endlich reden. Man „triggert“ sich damit, aber das ist ja so gewollt. Ich war nicht in der Lage, mich selbst ohne externe Hilfe zu therapieren. Ich bin dankbar, dass ich es mit einer gläubigen Therapeutin zu tun hatte.
18. Wie wichtig ist für dich die Vergebungsbereitschaft, um das Trauma des Missbrauchs zu überwinden?
Vergebungsbereitschaft ist aus meiner Sicht wirklich wichtig, aber das Vergeben ist schwerer gesagt als getan. Ich bin sicher, dass Gott mir das auf alle Fälle zugesteht.
19. Gibt es einen Weg für Familienangehörige und Christen in der örtlichen Versammlung (Gemeinde), einem Missbrauch vorzubeugen oder zu erkennen, dass sexueller Missbrauch eines Kindes vorliegen könnte?
Aus meiner Sicht ist ganz wichtig, dass die Grenzen, die ein Kind für sich absteckt, zum Beispiel ein Küsschen von Papa, der Tante oder die Hand zum Gruß reichen, dass diese Grenzen von Erwachsenen und auch Eltern akzeptiert werden. Darüber hinaus ist es wichtig, solche Erwachsene, bei denen man den Eindruck hat, dass sie Macht besitzen und ausüben wollen, genau zu beobachten.
20. Was rätst du Kindern, die missbraucht werden? An wen sollen sie sich wenden – was sollen sie tun?
Auf alle Fälle rate ich Betroffenen, sich an einen ihrer Lehrer zu wenden und zusammen mit diesem zur Polizei zu gehen. Geschwister und Elternteile sind fast immer zu befangen.
Ein weibliches Opfer
1. Wie alt warst du, als der Missbrauch begann, und von wem bist du missbraucht worden?
Ca. 5 Jahre, aber ich kann mich weder an den genauen Anfang erinnern, noch an ein „End-Datum“. Es ging aber über eine größere Anzahl von Jahren. Ich bin von meinem Vater und seinem Pflegesohn missbraucht worden.
2. Wenn du dich zurückerinnerst: Was waren deine Gedanken und Empfindungen, als diese Annäherungen geschahen und du sexuell missbraucht wurdest?
Zuerst habe ich das alles nicht verstanden. Dieses Geheimnis war einfach nur lästig und bedrückend. Später habe ich mich meistens wie eine Puppe gefühlt und damit versucht, alles nicht so an mich ranzulassen.
3. Was empfindest du heute, wenn du über diese Zeit nachdenkst?
Trauer über die verlorene Kindheit, die verlorenen Jahre.
4. Was für Empfindungen hast du heute im Blick auf den Täter?
Totales Unverständnis, wie m(M)an(n) so etwas mit den eigenen Kindern tun kann.
5. Wie würdest du die körperlichen, wie die seelischen Folgen des Missbrauchs beschreiben (kurz- und langfristig)?
Gott sei Dank gibt es bei mir keine körperlichen Folgen. Die seelischen waren: Vertrauensverlust in erwachsene Personen, totales Abhandenkommen des eigenen Selbstwertgefühls. Später musste ich wirklich erlernen, Männer nicht nur als Sex-orientierte Wesen zu sehen.
6. In was für einer Weise leidest du heute noch unter diesem Missbrauch?
Ich muss mir immer wieder sagen, dass nicht alle Männer so sind. Mein oft sehr schwaches Verlangen nach intimer Nähe führe ich auch darauf zurück.
7. Sprichst du noch von „deinem Vater“, falls es sich bei diesem um den Täter handelt?
Ja, denn ich hatte immer ein Zwei-Väter-Bild. Einmal den guten und einmal den bösen, der so schreckliche Dinge von mir verlangte.
8. Wie lange ging das Martyrium?
Ca. 10–12 Jahre. Ich kann mich leider weder an den Beginn noch an das endgültige Ende erinnern.
9. Warum hast du dich damals nicht sofort jemandem gegenüber „offenbart“?
Weil ich kein Vertrauen zu Erwachsenen hatte. Später hielt ich dann niemand mehr für stark genug, um so eine Mitteilung verkraften zu können.
10. Hat deine Mutter nie etwas davon mitbekommen? Hast du damals deine Mutter dafür mitverantwortlich gemacht?
Wenn meine Mutter mal eine Ahnung oder einen Verdacht hatte, hat sie meinen Vater darauf angesprochen. Der hat dann alles vehement abgestritten und hat ihr sogar noch Vorwürfe gemacht, dass sie ihm so etwas zutraut. Er hat alles mit aus seiner Sicht passenden Bibelstellen untermauert.
11. Wie war dein Verhältnis zu deinen Geschwistern? Haben sie nie etwas mitbekommen?
Die älteren haben es mehr oder weniger gewusst, die jüngeren haben es geahnt und alle haben mich fürs „Mitmachen“ verachtet.
12. Wie sahen deine Hilferufe aus? Wie wurde auf sie reagiert?
Als Kind habe ich mich mehrmals gegenüber einer Spielkameradin geäußert, und jedes Mal musste ich es zurücknehmen und mich als Lügnerin hinstellen lassen, die sich alles nur ausgedacht hat, um die Freundin zu beeindrucken. Mit ca. 14 Jahren habe ich dann einer gläubigen Freundin sehr deutlich davon erzählt, weil ich es einfach nicht mehr ausgehalten habe. Die hat es dann ihren Eltern erzählt, die wiederum meine Eltern zur Rede gestellt haben. Vor dem gemeinsamen Gespräch wurde ich dann von meinem Vater instruiert, doch wieder die gleiche Lügengeschichte zu erzählen. Das wurde dann auch „gerne“ geglaubt, so dass ich wieder einmal die Schlimme war, die so unglaubliche Dinge über den eigenen Vater erzählt. Ich hatte übrigens nie die Gelegenheit, mich mit den Eltern der Freundin unter vier Augen zu unterhalten, und selbst meine Mutter hat nie an meiner Aussage gezweifelt und sie mal mir gegenüber in Frage gestellt. Hätte sie das auch nur ein einziges Mal getan, ich hätte ihr die ganze Wahrheit erzählt! Danach habe ich 10 Jahre geschwiegen!
13. Wann und warum hast du die Hilferufe eingestellt?
Nach diesen Erfahrungen des Nichtglaubens, als ich 14 Jahre alt war.
14. Du bist in einer christlichen Versammlung (Gemeinde) groß geworden. Was hat man zu dem Missbrauch damals gesagt? Was sagt man dazu heute?
Man war sprachlos, fassungslos und auch unwissend, wie man mit solch einem brisanten Thema umgeht. Z. T. auch Unverständnis darüber, wie ich so etwas solange habe „mitmachen“ können, ohne die Dinge konkret anzugehen. Inzwischen gehe ich an einem anderen Ort zu den Zusammenkünften, werde aber immer sehr freundlich und freudig begrüßt, wenn ich an meinem Jugendort zu Besuch komme.
15. Haben verantwortliche Personen dieser örtlichen Versammlungen (Gemeinden) jemals ein Bekenntnis der Mitschuld abgelegt? Wie haben sie dir gegenüber auf das Bekanntwerden des sexuellen Missbrauchs reagiert? Was hättest Du Dir gewünscht?
Wenn es jemals ein Bekenntnis der Mitschuld gegeben hat, dann ein sehr globales mit vielen Erklärungen, warum man denn damals meinem Vater geglaubt hat. Man hat mich auch damals nie persönlich dazu gefragt, sondern immer nur meinen Vater.
16. Kannst du eine Therapie empfehlen, die ein Opfer mitmachen sollte?
Eine Therapie ist meiner Ansicht nach absolut notwendig, aber es muss schon ein christlicher Therapeut sein, oder natürlich auch ein christlicher Seelsorger. Nur gibt es davon fast keine – zumindest zu meiner Zeit nicht. Eine „richtige“ Therapie ist allerdings auch immer noch eine Frage des Geldes.
17. Kannst Du einmal beschreiben, wie Deine Therapie abgelaufen ist: Wie hast Du selbst therapiert, und was hat Dir dabei besonders geholfen?
Zuerst haben wir an meinem Selbstwertgefühl gearbeitet und es „zurückerobert“, sofern im Blick auf diese Vorgänge überhaupt eines jemals in meiner Kindheit vorhanden war. Außerdem habe ich gelernt, die Bibel mit eigenen Augen zu lesen und zu verstehen, und nicht mehr nur durch die Brille meines Vaters zu sehen, der die Auslegungen immer so formulierte, dass sie passten. Wichtig war für mich auch, dass ich jetzt eine erwachsene Person bin, die selbstständig Entscheidungen treffen darf, kann und soll, und die nicht mehr „ferngesteuert“ wird.
18. Wie wichtig ist für dich die Vergebungsbereitschaft, um das Trauma des Missbrauchs zu überwinden?
Ohne Vergebungsbereitschaft geht es nicht. Aber das ist ein langer und schmerzlicher Prozess, den man am Anfang in erster Linie für sich selbst vornimmt, damit die alten Wunden heilen können.
19. Gibt es einen Weg für Familienangehörige und Christen in der örtlichen Versammlung (Gemeinde), einem Missbrauch vorzubeugen oder zu erkennen, dass sexueller Missbrauch eines Kindes vorliegen könnte?
Ich glaube, das ist fast nicht möglich. Wer etwas verbergen und geheim halten will, findet immer einen Weg, und bis sich ein Opfer outet, braucht es eine so große Vertrauensbasis, dass das über den normalen Gemeindekontakt nicht abgedeckt werden kann. Zumindest war es bei mir so. Ansonsten sollte man Augen und Ohren offen halten und einen siebten Sinn für unnatürliches Verhalten entwickeln. Aber den muss man sich, glaube ich, im Gebet vom Herrn schenken lassen, da Menschen dem Anderen nur bis vor die Stirn gucken können.
20. Was rätst du Kindern, die missbraucht werden? An wen sollen sie sich wenden – was sollen sie tun?
Um eine Person beten, die stark genug ist, mit dieser Nachricht umgehen und mithelfen zu können, dass dieses Martyrium aufhört.
Ein männliches Opfer
1. Wie alt warst du, als der Missbrauch begann, und von wem bist du missbraucht worden?
Ca. 5 Jahre, als der Missbrauch von meinem Opa und ca. 10 und 14 Jahre, als dies mehrfach von fremden Männern stattfand. Wie oft dies der Fall war, ist mir heute nicht mehr bewusst.
2. Wenn du dich zurückerinnerst: Was waren deine Gedanken und Empfindungen, als diese Annäherungen geschahen und du sexuell missbraucht wurdest?
Die Aufgabe, die zum jeweiligen Zeitpunkt gestellt wurde, erfüllte ich, ohne darüber nachzudenken, was dies für den menschlichen Körper zu bedeuten hat. Dies bedeutete „einfach mitmachen und zusehen was passiert“. Weder während des Missbrauchs noch danach konnte ich begreifen, was das alles für eine Bedeutung haben könne, oder was für eine Art von Begierde das vonseiten der Missbrauchenden überhaupt war.
Was ich empfunden habe war eine direkte Abneigung zu den jeweiligen Geschehnissen.
3. Was empfindest du heute, wenn du über diese Zeit nachdenkst?
Hass über die Ausnutzung der Wehrlosigkeit gegenüber kleinen Kindern, der Missbrauch ihres Unwissens über das intime Gebiet. Besonders schlimm finde ich, dass durch diese sexuellen Handlungen gegenüber allem, was ich als Christ durch die Bibel gelernt habe, verstoßen worden ist. Daher empfinde ich den sexuellen Missbrauch von solchen, die bekennen, Christen zu sein, als viel gravierender als den von ungläubigen Menschen, die das Urteil über dieses Thema vonseiten unseres Gottes und Vaters nicht kennen.
Hass ist die eine Seite. Betroffenheit und Trauer die andere. Nicht nur zeitlich ist etwas auf der Strecke geblieben, sondern auch viel von der natürlichen Entwicklung und Integration in die Gesellschaft von Christen und Menschen ganz allgemein. Auch intime Empfindungen sind dadurch verschoben worden oder ganz verloren gegangen.
Wie gerne würde man von den eigenen Familienangehörigen (Eltern, usw.) verstanden werden. Grundsätzlich ist es mein Erleben, dass ich nicht verstanden worden bin, außer von denen, die das Gleiche erlebt haben. Das bedeutet, dass man einsam und verlassen ist mit diesem Wissen und hilflosen Gefühl. Das alles lässt sich auch nicht abschütteln.
4. Was für Empfindungen hast du heute im Blick auf den Täter?
Die Antwort auf diese Frage liegt für mich im Bereich von „A-Z“. Das heißt Hass bis hin zu dem, dass mir Personen, die Kinder missbrauchen, sogar zum Teil leidtun.
5. Wie würdest du die körperlichen, wie die seelischen Folgen des Missbrauchs beschreiben (kurz- und langfristig)?
Körperlich hatte dies unter anderem zur Folge, dass ich früh mit dem Trinken von alkoholischen Getränken anfing, um all das auszublenden, was vorgefallen ist.
Selbstwertgefühle machen mir bis heute zu schaffen. Vertrauensverlust zu den Eltern und Misstrauen gegen „alles und jeden“ sind weitere Folgen.
6. In was für einer Weise leidest du heute noch unter diesem Missbrauch?
Eigenartigerweise habe ich trotz dieser Zuwiderhandlungen bis heute ein extremes sexuelles Verlangen, worunter ich sehr stark leide. Oftmals hört und liest man, dass Missbrauchsopfer eher abgeneigt sind, intime und sexuelle Handlungen mit einem Partner vorzunehmen. Bei mir ist das Gegenteil der Fall. Das führe ich aber auch auf die Missbrauchsvorfälle zurück, da ich persönlich davon überzeugt bin, das diese viele Grenzen bei mir verschoben bzw. erweitert haben. Eine derartige Reaktion ist sogar wissenschaftlich nachgewiesen.
Da ich mich aber bis Dato nicht direkt damit beschäftigt hatte, wurde mir erst im Alter von gut 30 Jahren bewusst, woher diese „hässlichen“ Auswirkungen stammen.
Eine weitere Folge sind Misstrauen, eingeschränktes Selbstvertrauen, zum Teil aggressives Verhalten. Vieles sehe ich zu schnell als persönlichen Angriff an. Die Neigung zu übermäßigem Genuss von Alkohol gehört auch dazu.
Das Bedürfnis von Nähe und Wärme, was für jedes Kind normal ist, hat ebenfalls sehr gelitten. Das erschwert eine für beide Seiten schöne Partnerschaft in der Ehe ungemein. Meine Mutter erzählte mir zudem, dass ich als Kind, nachdem diese Missbräuche begonnen hatten, nie „kuscheln“ wollte. Heute weiß ich, warum das so war. Es fällt mir bei meinen eigenen Kindern sehr schwer, ihnen ab einem gewissen Alter das zu geben, was sie an Nähe des Vaters brauchen. Ich habe Angst, ihnen nicht gerecht zu werden. Nach wie vor fällt es mir sehr schwer, über diese Dinge zu reden und zu schreiben.
7. Sprichst du noch von „deinem Opa“, falls es sich bei diesem um den Täter handelt?
Ja, das tue ich. Aber ich habe immer einen sehr bitteren Beigeschmack, wenn ich von ihm spreche.
8. Wie lange ging das Martyrium?
Ich bin der Meinung, dass der Missbrauch durch die einzelnen Personen keine lange Zeit dauerte, jedoch lange genug, um die entscheidenden Augenblicke und Vorgänge im Gedächtnis eingebrannt zu haben.
9. Warum hast du dich damals nicht sofort jemandem gegenüber „offenbart“?
Was meinen Opa anging, war er zu damaliger Zeit eine sehr angesehene und autoritäre geistliche sowie menschliche Person sowohl in den Versammlungen als auch ganz allgemein im Leben.
Aus den Augen eines Kindes war er sozusagen einfach unantastbar. Daher bin ich immer davon ausgegangen, dass seine Aussagen in den Augen von anderen Gläubigen und allgemein von anderen Menschen authentischer sind als meine. Daher habe ich mich aus Angst einfach bedeckt gehalten. Zudem waren mir diese Vorfälle derart peinlich, dass ich nicht darüber sprechen wollte. Die überaus strenge Erziehung im Elternhaus hat mein Vertrauen zu meinen Eltern schon vorher getrübt.
Aus diesen Gründen habe ich mich auch in den anderen Vorfällen niemand anvertraut.
10. Hat deine Mutter nie etwas davon mitbekommen? Hast du damals deine Mutter dafür mitverantwortlich gemacht?
Nein, meine Mutter hat davon nie direkt etwas mitbekommen. Ich wollte das aber auch vermeiden, da mir alles mehr als peinlich war. Daher wollte ich auch nicht, dass meine Mutter mit diesen Punkten zu meinen Vater geht. Das hätte nur zu einem Eklat geführt, mit der Folge, dass dieser dann möglicherweise gegen sie und mich mit Gewalt vorgeht.
Nach ihrer eigenen Aussage gab es jedoch eine gewisse Ahnung oder ein solches Gespür, was Mütter vielleicht allgemein doch haben, auch wenn sie nichts Genaues wissen. Warum keine Reaktion ihrerseits erfolgte, vermag ich nicht zu beurteilen.
11. Wie war dein Verhältnis zu deinen Geschwistern? Haben sie nie etwas mitbekommen?
Das Verhältnis zu meinen Geschwistern litt „Gott sei Dank“ nicht darunter. Im Gegenteil, sie gaben mir eher einen gewissen Halt und auch Ablenkung. Somit sorgten sie dafür, dass ich trotz allem noch eine einigermaßen erträgliche Kindheit hatte. So war ich in der Lage, das „Problem“ ein wenig auszuhalten, ja sogar zum Teil zu verdrängen.
Ich selbst habe ihnen nichts darüber erzählt. Aber sie selbst waren in ähnlicher Weise betroffen und hatten somit dieselben Probleme wie ich.
12. Wie sahen deine Hilferufe aus? Wie wurde auf sie reagiert?
Ich habe schon gesagt, dass ich mich letztlich aus Angst niemandem richtig mitgeteilt habe. Besonders durch die strenge Erziehung hatte ich einfach zu viel Angst, mit der Sache zu meinen Eltern oder zu vertrauten Personen zu gehen. Ein Gang in die Öffentlichkeit kam überhaupt nicht für mich in Frage. Dies führte dazu, dass ich das Thema eigentlich komplett verdrängt hatte.
Kurz vor meiner Volljährigkeit kam meine Mutter einmal zu mir und berichtete mir davon, dass sie mitbekommen habe, dass meine Schwester missbraucht worden sei. In diesem Zusammenhang teilte ich ihr auch meine Erlebnisse mit. Dies aber nur in sehr eingeschränkter Art und Weise.
13. Wann und warum hast du die Hilferufe eingestellt?
Mit ca. 14 Jahren hatte ich keine Lust mehr, mich mit diesem Thema zu plagen und zu warten bzw. zu hoffen, dass irgendwann einmal ein Mensch mir begegnen könnte, der nach meinem Ermessen meine Lage hätte verstehen können. Somit beschloss ich für mich, das ganze Thema einfach ruhen zu lassen, um nicht noch mehr Kraft zu lassen.
14. Du bist in einer christlichen Versammlung (Gemeinde) groß geworden. Was hat man zu dem Missbrauch damals gesagt? Was sagt man dazu heute?
Ein „damals“ gab es in meinem Fall nicht. Die ganze Angelegenheit kam erst nach rund 30 Jahren (ab dem ersten Vorfall) an das Tageslicht.
Die Frage, „was man dazu sagt“, erübrigt sich aus meiner Sicht. Denn in der Natur des Menschen liegt es, auf so eine schlimme Sache immer bestürzt zu reagieren. Aber Bestürzung allein hat noch niemand wirklich weitergeholfen.
15. Haben verantwortliche Personen dieser örtlichen Versammlungen (Gemeinden) jemals ein Bekenntnis der Mitschuld abgelegt? Wie haben sie dir gegenüber auf das Bekanntwerden des sexuellen Missbrauchs reagiert? Was hättest Du Dir gewünscht?
Ein Bekenntnis der verantwortlichen Personen oder Versammlungen, in denen mein Opa als dienender Bruder, sein Platz einnahm, gab es mir gegenüber leider nicht. Die Reaktion auf das Bekanntwerden dieser Ereignisse war eine gewisse, natürliche und zu erwartende Bestürzung über diese Sache.
Es ist mir wichtig, dass die Versammlungen, in denen mein Opa als „Bruder“ geschätzt und geachtet war, sich bewusst machen, das die konkreten Vorfälle nicht nur die einzelne Person betreffen, die diese schrecklichen Sünden begangen hat. Auch die ganze örtliche Versammlung ist mitverantwortlich. Nicht, dass ich ihr vorwerfen würde, sie hätte das alles gewusst und geschwiegen. Aber nachdem solch ein sündiger Zustand bei einer Person bekannt wird, die über viele Jahre an den Zusammenkünften teilgenommen hat und Taten betrifft, die über viele Jahre getan worden sind, ist deutlich, dass in dieser örtlichen Versammlung (ohne ihr damaliges Wissen) Sünde vorhanden war. Ich hoffe, dass dementsprechend öffentliche Bekenntnisse abgelegt worden sind. Da bin ich mir aber nicht sicher, denn wer will gerade in der heutigen Zeit schon solche Sünden offenbar machen?
Heute sind die Dinge meines Wissens offenbar geworden. Es ist mein Gebet, dass ein wirkliches „Beugen unter diese Sünde“ geschehen ist – ich selbst habe davon leider nichts mitbekommen. Wir Menschen neigen leider dazu, über Dinge, die vorgefallen sind, „Gras wachsen zu lassen“. Gott handelt nicht so.
Es wäre wunderbar zu wissen, dass dieses Thema auch in den örtlichen Versammlungen gottgemäß geregelt wird, um seinen Segen und sein „Ja“ zu uns und unserem Handeln zu erfahren.
Was soll die Welt dazu sagen, wenn sie mitbekommt, dass solche Vorfälle auch unter uns Christen vorkommen? Sind wir nicht aufgefordert, ein Zeugnis in Heiligkeit und Liebe zu sein? Das können wir nur sein, wenn wir uns unter Sünde beugen und diese aufrichtig und von Herzen bekennen.
16. Kannst du eine Therapie empfehlen, die ein Opfer mitmachen sollte?
Nein, leider nicht, da ich nie den Mut hatte, mich einer solchen zu unterziehen. Aber ich kann jedem Betroffenen nur raten, sich einer Therapie zu unterziehen. Das gilt umso mehr, wenn man als Betroffener keine Vertrauenspersonen hat, mit denen man im vollen Umfang über den oder die Vorfälle reden kann. Ganz wichtig ist es, dass man nicht unterschätzt, was für Auswirkungen solch ein Missbrauch haben kann. Daher ist eine sofortige Therapie meines Erachtens fast ein „Muss“. Auf die persönliche gefühlte Stärke kommt es da nicht an, da es sich bei allem, besonders bei den negativen Auswirkungen, um einen schleichenden und langen Prozess handelt.
17. Kannst Du einmal beschreiben, wie Deine Therapie abgelaufen ist: Wie hast Du selbst therapiert, und was hat Dir dabei besonders geholfen?
Eine Therapie in Form von Gott gegebenen, gewissen Aufgaben kann durchaus helfen.
Da ich dieses Thema auch meiner Frau erzählt habe und somit ihr gegenüber offen war, hat mir allein dieses Weitergeben meiner Erlebnisse, Erfahrungen und Empfindungen schon sehr geholfen. Es kommt hinzu, dass Gott uns gesunde Kinder geschenkt hat. Somit habe ich eine große Aufgabe von Gott übertragen bekommen, die mir wirklich Freude macht. Wenn ich meine Kinder sehe und ihre Kindheit und diese mit der meinen vergleiche, ist das nicht nur ein Segen, sondern auch eine gewisse Belohnung und Freude für die verloren Tage meiner eigenen Kindheit.
Darüber hinaus gibt es bis heute nur zwei, vielleicht drei Personen, mit denen ich offen über meine Erfahrungen reden kann. Meine Eltern gehören leider nicht dazu.
18. Wie wichtig ist für dich die Vergebungsbereitschaft, um das Trauma des Missbrauchs zu überwinden?
Eine Vergebung würde ich aus menschlicher Sicht nicht schaffen. Daher danke ich Gott dafür, dass ich Ihn kennen darf und Ihn auch darum bitten kann, mir die Kraft zu geben, meinen Tätern zu vergeben. Vom christlichen, biblischen Standpunkt her haben wir sogar die Verpflichtung zu vergeben. Aber das ist in diesem Fall alles andere als einfach!
19. Gibt es einen Weg für Familienangehörige und Christen in der örtlichen Versammlung (Gemeinde), einem Missbrauch vorzubeugen oder zu erkennen, dass sexueller Missbrauch eines Kindes vorliegen könnte?
Eine 100 %-ige Vorbeugung wird es nie geben. Gleichwohl gibt es schon Vorsichtsmaßnahmen. Eine Vorbeugung besteht darin, zu den eigenen Kindern ein echtes Vertrauensverhältnis aufzubauen. Zudem ist es sehr wichtig, den Kindern zu zeigen, wie Gott als Vater mit seinen Kindern umgeht. So können sie lernen, wie ein Vater für seine Kinder besorgt sein sollte.
Gewisse Anzeichen bzw. Verhaltensänderungen gibt es bei Kindern, die missbraucht worden sind, immer. Wir sollten also darauf achten, ob sich Kinder plötzlich verändern in ihrem Verhalten und ihren Zuneigungen. Dann aber stellt sich die Frage, wie und was man als Elternteil oder Erwachsener mit dieser „stillen Information“ macht, wenn ich etwas gemerkt habe. Jedenfalls muss man eine vertrauenswürdige Person finden, die nicht Teil des direkten Umfelds ist und mit der man die Beobachtungen abgleichen kann.
Zudem finde ich es ausgesprochen wichtig, dass auch unsere jetzige Gesellschaft und auch Versammlungen (Gemeinden) mit diesem Thema offen konfrontiert werden. Denn nur so erreicht man auch eine gewisse Sensibilität für die Eltern bzw. Erwachsenen.
20. Was rätst du Kindern, die missbraucht werden? An wen sollen sie sich wenden – was sollen sie tun?
In den meisten Fällen ist das Vertrauen zu allen Personen zuerst einmal zerstört. So war es zumindest bei mir. Ich rate auf jeden Fall, so schnell wie möglich eine Person des Vertrauens anzusprechen, falls es eine solche noch gibt. Notfalls muss man sogar überlegen, auch wenn es hart ist, eine Anzeige zu erstatten. Denn dann kommen automatisch Prozesse in Gang, die sicherstellen, dass diese Missbrauchsvorfälle nicht weitergehen können. Für das Kindeswohl ist das hilfreich. Allerdings wird dann in der Öffentlichkeit bekannt, was mit ihm geschehen ist. Daher sollte ein solcher Schritt in der Regel erst dann erfolgen, wenn andere Hilferufe vergeblich waren.
Bezüglich einer möglichen Anzeige möchte ich noch begründen, warum ich einen solchen Schritt überhaupt in Erwägung ziehe. Ein derartiger Missbrauch von Kindern ist ja nicht nur inmitten der örtlichen Versammlung passiert. Daher ist ein „Ausschluss“ des Täters nur die eine Seite, an die man denken muss. Denn auch der Christ steht nicht nur unter der Zucht der Versammlung, sondern ist als Bürger zudem den jeweiligen Landesgesetzen unterworfen. Auch vor dem Gesetz ist also im Blick auf Kindesmissbrauch zu handeln. Wir sollten nicht versuchen, um des Ansehens wegen solche Vorfälle unter der Decke zu halten. Selbst in der Welt gehören die Kinderschänder in Strafanstalten zu denen, für die das geringste Verständnis aufgebracht wird. Nicht, dass wir Menschen und Christen verachten sollten. Wir dürfen aber nicht vergessen, was für eine furchtbare Tat ein solcher Missbrauch ist.