Die ersten Jahrzehnte des Christentums
Kommentar zur Apostelgeschichte
Kapitel 16
Verse 1-3
In Lystra fand Paulus Timotheus, den Sohn einer jüdischen Mutter und eines griechischen Vaters. Dieser hatte ein gutes Zeugnis „von den Brüdern in Lystra und Ikonium. Paulus wollte, dass dieser mit ihm ausgehe, und er nahm und beschnitt ihn.“ Es könnte so scheinen, als ob diese Handlungsweise im Widerspruch zum Brief gestanden hätte, den die Versammlung von Jerusalem an die Jünger aus den Nationen gesandt hatte. Aber Paulus tat es nicht, um das jüdische Gesetz zu beobachten, sondern um bei den Juden, die dem Evangelium feindlich gesinnt waren, jede Veranlassung, sich der ungehinderten Erfüllung seines Dienstes entgegenzustellen, aus dem Weg zu räumen. Der Einwand, er nehme den Sohn eines Griechen zu seinem Genossen, sollte entkräftet werden. Ein Kind aus einer Mischehe wurde in Israel nicht als zum Volk gehörend betrachtet, sondern musste mit seiner Mutter entlassen werden. Schon deswegen konnte die Beschneidung des Timotheus nicht die Erfüllung des Gesetzes zum Ziel haben.
Bei Titus hingegen vollzog Paulus die Beschneidung nicht, weil es in diesem zweiten Fall seinem Dienst geschadet hätte (Gal 2,3).
Der Name Timotheus bedeutet „der Gott ehrt“. Dieser Zug kennzeichnet ihn. Der Apostel sagte später von ihm: „Er arbeitet am Werk des Herrn, wie auch ich“ (1. Kor 16,10) und: „Ich habe keinen Gleichgesinnten, der von Herzen für das Eure besorgt sein wird“ (Phil 2,20). Deshalb wollte Paulus den Philippern diesen Mitarbeiter senden. Er ist der einzige, der im Neuen Testament „Mensch Gottes“ genannt wird (1. Tim 6,11).
Verse 4-5
Paulus und Silas teilten den Versammlungen „zur Beobachtung die Beschlüsse mit, die von den Aposteln und Ältesten in Jerusalem festgesetzt worden waren“. Es war notwendig, sie zu „beobachten“ und zu bewahren. Die Gläubigen sollten gut verstehen, dass die Unterweisung der judaisierenden Lehrern mit der Lehre der Apostel und der Versammlung in Jerusalem im Widerspruch stand. Die Galater beobachteten diese Beschlüsse offensichtlich kaum.
„Die Versammlungen nun wurden im Glauben befestigt und mehrten sich täglich an Zahl“ (Vers 5). Mit dem Ausdruck „Glauben“ werden hier die Wahrheiten bezeichnet, die der Glaube erfasst. Es sind die Unterweisungen des Apostels, die Satan ihnen rauben wollte. Durch den Beschluss von Jerusalem hatte ihr Glaube eine starke Stütze und eine große Ermunterung empfangen. Es ist immer wieder nötig, im Glauben befestigt zu werden. Judas ermahnt uns, „für den einmal den Gläubigen überlieferten Glauben zu kämpfen ... euch selbst erbauend auf euren allerheiligsten Glauben“ (Jud 3.20, siehe auch 1. Kor 16,13 und Kol 2,7).
Heute, in einer Zeit, in der der Unglaube in der Christenheit immer weiter fortschreitet, haben wir mehr denn je nötig, im Glauben befestigt zu werden. Wir müssen in der wieder ans Licht gebrachten Wahrheit fest gegründet sein, um sie zu bewahren und in allem von ihr geleitet zu werden. Eine gewisse oberflächliche Kenntnis von ihr genügt nicht: Der Glaube muss diese Wahrheiten ergreifen, um nach ihnen zu leben. Der Glaube erfasst das Wort, um es in die Tat umzusetzen, damit unser Werk wirklich ein Werk des Glaubens sei. Die Versammlungen mehrten sich täglich an Zahl. Dieses Wachstum stand im Zusammenhang mit ihrer Befestigung. Wenn eine Versammlung in einem guten Zustand ist, kann Gott sein Wort an den Unbekehrten segnen. Es werden Menschen zum Herrn geführt und zu der Versammlung hinzugetan.
Verse 6-12
Diese Verse enthalten wichtige Belehrungen über die Art und Weise, wie der Herr seine Diener führt. Er gibt ihnen auf verschiedene Art Wegweisung. Um sie zu erkennen und zu befolgen, müssen sie in einem geistlichen Zustand sein, der der Erkenntnis seiner Gedanken nicht im Weg steht. Die Seele muss von Gott genährt und der eigene Wille unterworfen sein. Der Diener muss in seiner Abhängigkeit leben und alle seine Beweggründe in seiner Gegenwart prüfen.
„Sie durchzogen aber Phrygien und die galatische Landschaft“, eine Gegend, die der Apostel bei seiner ersten Reise nicht erreicht hatte. Es wird nichts von dem Werk gesagt, das er dort tat, obwohl als Ergebnis dieser Reise auch dort Versammlungen gebildet wurden. Ein Bericht darüber wäre wohl interessant gewesen, aber nicht notwendig zu unserer Belehrung. Der Brief an die Galater dagegen, den ihnen Paulus später schrieb, ist für uns unentbehrlich. Von dort aus wollten Paulus und seine Begleiter nach Asien reisen. Der Heilige Geist erlaubte es ihnen aber nicht.
Der Heilige Geist, diese göttliche Person, leitete die Diener des Herrn in der Weise, dass Er durch diese menschlichen Werkzeuge Gottes Werk tun konnte, wo und wann es Ihm gefiel. Wir wissen nicht, welches Mittel Er benutzte, um Paulus zu hindern, „das Wort in Asien zu reden“. Das Wichtige daran ist auch hier, dass Paulus sich wirklich von Ihm leiten ließ. Sie kamen nach Mysien, im Norden der Provinz Asien, und versuchten von dort nach Bithynien, im Osten von Mysien, zu reisen, aber „der Geist Jesu erlaubte es ihnen nicht“. Der „Geist Jesu“ ist der Geist, der den vollkommenen Diener in der Erfüllung seines ganzen Werkes und in der vollkommenen Unterwürfigkeit und Abhängigkeit von dem Willen seines Gottes und Vaters gekennzeichnet hatte. Um zum Beispiel der Familie in Bethanien zu Hilfe zu kommen, hatte Ihm die Kenntnis ihrer Trübsal nicht genügt. Ehe Er hinging, musste Er den Willen seines Vaters kennen. Es war der Heilige Geist, die im Werk des Herrn tätige, göttliche Person, die den Apostel hinderte, das Wort in Asien zu verkündigen. Es war „der Geist Jesu“, der Geist der Unterwürfigkeit und der Abhängigkeit, der Geist ihres vollkommenen Vorbildes, der den Dienern nicht erlaubte, nach Bithynien zu reisen. Es ist das erste und einzige Mal, dass wir diesem Ausdruck in der Bibel begegnen. Von Mysien gingen der Apostel und seine Begleiter „nach Troas hinab“, denn sie durften weder nach Asien noch nach Bithynien reisen. Aber auch in Troas sollten sie nicht arbeiten. Hier griff der Herr auf eine andere Weise ein, denn Er leitet seine Diener nicht nur nach einer einzigen Regel. Um seinen Willen zu erkennen, ist daher eine umso größere Abhängigkeit nötig.
Er kann sie durch sein Wort leiten oder durch einen Umstand, der als Zufall erscheinen mag. Sie sollen aber bedenken, dass in seinen Wegen nichts dem Zufall überlassen wird. Sie müssen in allen Dingen den Sinn des Herrn erforschen und mit dem Psalmisten sagen: „Lehre mich, Herr, deinen Weg: Ich werde wandeln in deiner Wahrheit; einige mein Herz zur Furcht deines Namens“ (Ps 86,11).
Hier wird Paulus durch ein Gesicht geleitet: Er sieht einen mazedonischen Mann, der ihn bittet: „Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!“ Dieses Gesicht war noch kein bestimmter Befehl des Herrn, aber Paulus wurde dadurch innerlich geübt. Sogleich suchten er und seine Begleiter nach Mazedonien abzureisen, da sie schlossen, der Herr habe sie gerufen, jenes Land zu evangelisieren.
Die Tatsache, dass der Herr seinen Diener mit allen Mitteln hinderte, das Werk in den Gegenden des heutigen Kleinasien fortzuführen - es wurde später fortgesetzt - lässt die Absicht des Herrn erkennen, dass Paulus das Evangelium zuerst nach Europa bringen sollte. Deshalb musste der Herr auch ganz besonders eingreifen, um Paulus zu leiten.
Ab Vers 10 berichtet Lukas, der Verfasser der Apostelgeschichte, nicht mehr in der dritten Person. Man kann annehmen, dass er sich in Troas dem Apostel angeschlossen hat, dessen treuer Mitarbeiter er wurde. Er wird in Kolosser 4,14; Philemon 24 und 2. Timotheus 4,11 erwähnt.
Paulus und seine Begleiter verließen Troas und begaben sich über das Meer „nach Samothraze, und am folgenden Tag nach Neapolis und von da nach Philippi“, einer römischen Kolonie, wo sie einige Tage verweilten.
Verse 13-15
In der Abhängigkeit des Herrn begann das Werk in Philippi in aller Stille. Der Apostel griff nicht zu auffälligen, menschlichen Hilfsmitteln, sondern ließ sich in allem durch Gottes Wort leiten. Auch hier verkündete er das Evangelium zuerst den Juden, dann den Griechen. In dieser Stadt gab es, wie es scheint, keine Synagoge. Die gottesfürchtigen Juden hatten ihren Gebetsort an einem Fluss. Paulus und seine Begleiter begaben sich daher dorthin, setzten sich nieder „und redeten zu den Frauen“, die da versammelt waren. Der Herr tat der Lydia das Herz auf, „dass sie Acht gab auf das, was von Paulus geredet wurde.“ Sie war eine Proselytin, die Gott diente. Schon in den vorhergehenden Kapiteln sind wir solchen begegnet. Als der Herr sein Werk in ihr getan hatte, wurde sie unverzüglich getauft. Sie hatte durch den Glauben Christus angenommen und konnte nun sein Wesen offenbaren und ein Licht in der Welt sein. Sogleich zeigte sich in ihrem Verhalten gegenüber den Dienern des Herrn die göttliche Liebe, die sie nun besaß. Sie hatte den Wunsch, die Brüder in ihrem Haus aufzunehmen, war sich aber bewusst, dass diese keine Gemeinschaft haben könnten mit Untreue. Deshalb fügte sie ihrer Einladung die Worte bei: „Wenn ihr urteilt, dass ich dem Herrn treu bin.“ Die Einladung wurde angenommen. Nicht die Brüder hatten sie darum gebeten, sondern „sie nötigte uns“.
Man braucht also nicht eine lange christliche Erfahrung zu besitzen, um zu wissen, was sich vor dem Herrn geziemt. Unter der ungehinderten Wirkung des Geistes Gottes erfasst der Gläubige, der in der ersten Frische des göttlichen Lebens steht, sehr bald, was Gottes Gedanken sind.
Verse 16-19
Das Werk des Herrn begegnet immer dem Widerstand Satans. Anfänglich geht er in feiner, listiger Art vor. Später aber, wenn er entlarvt ist, wendet er Gewalt an. Hier bediente er sich zuerst einer Magd, die einen Wahrsagergeist hatte und ihren Herren durch Wahrsagerei viel Gewinn brachte. Sie folgte Paulus und seinen Begleitern nach und schrie: „Diese Menschen sind Knechte Gottes, des Höchsten, die euch den Weg des Heils verkündigen.“ Das war aber nur ein kleiner Teil der Wahrheit. Gott, der Höchste, „der Himmel und Erde besitzt“ (1. Mo 14,22), hatte sich in seinem Sohn offenbart. Dieser Herr und Erretter, der Satan besiegt hat, wurde von Paulus verkündigt. Der Apostel ertrug es „viele Tage“, dass die Magd hinter ihnen herlief und immer wieder dieselben Worte schrie. Er wartete auf Gottes Zeitpunkt, um diesem Werk des Teufels Einhalt zu gebieten. Schließlich befahl er dem Geist „im Namen Jesu Christi“ von dieser Frau auszufahren. Der Feind wollte dem Werk Gottes schaden, gab sich aber anfänglich den Anschein, als ob er ihm gut gesinnt wäre. Satan kann jedoch nicht mit sich selbst entzweit sein. Es bedurfte des Unterscheidungsvermögens eines Paulus, der sich in der Nähe des Herrn aufhielt, um in dieser Sache die Hand des Feindes zu erkennen und seinem Tun entgegenzutreten. Er wandte sich nicht an die Frau, sondern direkt an den Geist, und zwar nicht in dem Namen Gottes, des Höchsten, sondern im Namen Jesu Christi, der Satan am Kreuz besiegt hat. Im Werk des Herrn darf man in keiner Weise die Unterstützung von Seiten der Kinder der Welt annehmen. Auch Serubbabel lehnte dies ab (Esra 4,1-4), was den offenen Widerstand gegen den jüdischen Überrest entfesselte. Das gleiche geschah jetzt auch in Philippi. Als die Herren der Magd „sahen, dass die Hoffnung auf ihren Gewinn dahin war“, lösten sie eine Verfolgung aus, die aber der Ausführung des Werkes ganz gewiss förderlicher war, als irgendeine Hilfe Satans. Paulus und Silas sollten gefangen gesetzt werden, damit der Kerkermeister und seine Familie mit dem Evangelium in Berührung kommen konnten.
Verse 20-34
Satan, der in seiner heuchlerischen List durch den Apostel entlarvt worden war, bediente sich nun der Herren dieser Magd. Als sich diese ihres Verdienstes beraubt sahen, setzten sie eine heftige Verfolgung gegen die Apostel in Szene. „Sie griffen Paulus und Silas und schleppten sie auf den Markt zu den Vorstehern.“ Sie klagten die beiden nicht an, einen Dämon ausgetrieben zu haben - denn das wäre den Hauptleuten gleichgültig gewesen - sondern bezichtigten sie vielmehr, durch die Verkündigung von Gebräuchen, die für römische Staatsangehörige ungeziemend seien, Verwirrung angestiftet zu haben. Die Volksmenge, ebenso leicht beeinflussbar wie in Lystra, erhob sich gegen Paulus und Silas. Ohne Untersuchung und ohne gesetzlichen Richterspruch ließen ihnen die Hauptleute auf den entblößten Rücken „viele Schläge“ geben. Dann befahlen sie dem Kerkermeister, die beiden sicher zu verwahren. „Dieser warf sie, als er solchen Befehl empfangen hatte, in das innerste Gefängnis und befestigte ihre Füße fest in den Stock.“ Hier endete das Werk der von Satan angeführten Menschen und es war ihnen nicht erlaubt, mehr zu tun. Der Herr selbst trat nun für seine Diener ein.
Im Fall der Magd mit dem Wahrsagergeist war Satan durch die Kraft des Heiligen Geistes entlarvt und vertrieben worden. Jetzt erlaubte ihm der Herr, seine Macht zu entfalten, damit öffentlich kundgetan wurde, dass diese gegenüber der Macht Gottes nichts ausrichten kann. Der Feind kann den Geist Gottes nicht hindern, sein Werk der Erlösung von Sündern und der Befreiung aus seiner Macht zu vollbringen. Die Diener des Herrn standen über allem. Mochten sie wund geschlagen und ihre Füße in dem Stock befestigt werden - ihr Friede und ihre Freude waren nicht gebunden. Nichts konnte sie von der Liebe Christi trennen. Die beiden verwirklichten jetzt, was Paulus später an die Philipper schrieb: „Freut euch in dem Herrn allezeit! Wiederum will ich sagen: Freut euch ...“ (Phil 4,4-7). Sie hatten denen, die sie zu Unrecht geschlagen hatten, keinen Widerstand geleistet und nichts in ihrem Seelenzustand hinderte sie, sich im Herzen zu freuen. Prüfungen machen nur dann unglücklich, wenn der Eigenwille tätig ist. Wer sich in den Leiden dem Herrn unterwirft, kann verwirklichen, dass der Herr über allem steht. Das ist für den Leidenden eine kostbare Quelle des Friedens und der Freude.
Satan und die Menschen hatten ihr Werk vollbracht. Paulus und Silas, glücklich in ihrer Ergebenheit, beteten und sangen zur Ehre des Herrn: Das war eine mächtige Predigt für die zuhörenden Mitgefangenen. Nun zeigte der Herr, wer Macht und Gerechtigkeit besitzt, um sein Werk der Gnade an den Menschen zu vollbringen: „Plötzlich aber geschah ein großes Erdbeben, so dass die Grundfesten des Gefängnisses erschüttert wurden; sofort aber öffneten sich alle Türen, und die Fesseln aller wurden gelöst.“ Was vermag die Macht Satans und der Menschen angesichts solcher Tatsachen? Die Grundfesten eines starken Gefängnisses wurden erschüttert, sorgfältig geschlossene Türen öffneten sich, starke Fesseln wurden aufgelöst! Doch was noch wunderbarer ist, in einer solchen Umgebung entfaltete die Gnade ihre ganze Macht! Dieselbe Macht Gottes hatte sich auch bei der Auferstehung des Herrn siegreich offenbart, damit Sünder errettet und dem Machtbereich Satans entrissen werden konnten.
In der Meinung, die Gefangenen hätten die offenen Türen zur Flucht benutzt, wollte sich der Kerkermeister umbringen. „Paulus aber rief mit lauter Stimme und sprach: Tu dir nichts Übles, denn wir sind alle hier.“ Gottes Macht greift nicht ein, um Unordnung anzurichten. Der Kerkermeister fiel zitternd vor den Gefangenen nieder, deren Füße er vorhin in dem Stock befestigt hatte und nahm eine völlig andere Haltung ein als zuvor. Innerhalb weniger Augenblicke hatte der Geist Gottes auf das Gewissen dieses Menschen eingewirkt, ihn von der Sünde überführt und ihm klar gemacht, an wen er sich zu wenden hatte, um errettet zu werden. Er befand sich nun in der Rolle des Verurteilten, Paulus und Silas aber in der von Befreiern. Der Kerkermeister führte sie heraus und sprach zu Ihnen: „Ihr Herren, was muss ich tun, um errettet zu werden? Sie aber sprachen: Glaube an den Herrn Jesus und du wirst errettet werden, du und dein Haus. Und sie redeten das Wort des Herrn zu ihm, samt allen, die in seinem Haus waren.“ Das Heil kommt aus dem Glauben an eine Person außerhalb von uns, und diese Person ist der Herr Jesus Christus. Nicht dadurch, dass ein Mensch den Beweis seiner Errettung in sich selbst sucht, wird er seines Heils sicher. Der Glaube ist das Mittel, um Christus als Heiland anzunehmen. Aber wer zu Ihm kommt, stütze sich nicht auf den Glauben, sondern einzig und allein auf den Herrn, um errettet zu werden.
Paulus spricht eine wunderbare Tatsache aus, wenn er sagt: „Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst errettet werden, du und dein Haus.“ Durch den Glauben des Vaters oder der Mutter wird die ganze Familie „geheiligt“ (1. Kor 7,14), d.h. durch die Gnade Gottes in einen Segenskreis hineingestellt und von der Welt abgesondert. Gott erkennt die irdische Beziehung des Gläubigen zu seiner Familie an und beschäftigt sich in besonderer Weise mit jedem Einzelnen ihrer Glieder. Er hört auf die Fürbitte des Gläubigen und segnet sein Zeugnis unter den Angehörigen. Dadurch sind sie aber noch nicht errettet. Die Bekehrung und Wiedergeburt jedes einzelnen ist erforderlich, um der ewigen Segnungen und Vorrechte der Versammlung teilhaftig zu werden. Wie groß ist die Verantwortung der Eltern, nichts auf den Weg der Kinder zu legen, was sie von diesem Ziel ablenken könnte. Wenn Gott zum Vater sagt: „Du wirst errettet werden, du und dein Haus“, so darf er es im Glauben festhalten und sein ganzes Verhalten soll darauf ausgerichtet sein.
„In jener Stunde der Nacht“ nahm der Kerkermeister Paulus und Silas „zu sich und wusch ihnen die Striemen ab; und er wurde getauft, er und alle die Seinen sogleich. Und er führte sie ins Haus hinauf, setzte ihnen einen Tisch vor und frohlockte, an Gott gläubig geworden, mit seinem ganzen Haus.“ Nachdem er und die Seinen das Evangelium gehört und Gott geglaubt hatten, frohlockte er jetzt mit seinem ganzen Haus. Sofort trat bei ihm, wie bei Lydia, die Bruderliebe in Tätigkeit: „Er wusch ihnen die Striemen ab“ und „setzte ihnen einen Tisch vor.“
Verse 35-40
Es blieb noch etwas zu tun, um den Triumph der Macht des Herrn zu vollenden. Die Hauptleute hatten gegen das römische Recht in Ungerechtigkeit gehandelt, denn ein Römer durfte nicht ohne vorherige Untersuchung verurteilt und gestraft werden. Nun wollten sie Paulus und Silas ohne weitere Formalität entlassen. „Geht also jetzt hinaus und zieht hin in Frieden“, ließen sie ihnen sagen. Aber Paulus wollte, dass sie ihre Ungerechtigkeit öffentlich eingestanden. Deshalb tat er ihnen kund, dass er und Silas Römer seien. Am Tag zuvor, als ihnen die Bekanntgabe dieser Tatsache Schläge erspart hätte, hatten sie nichts davon gesagt, sondern sich allem unterworfen. Jetzt aber war es in Übereinstimmung mit Gottes Gedanken, dass die Ungerechtigkeit der Amtspersonen ans Licht gebracht wurde. Die Hauptleute kamen denn auch herbei, redeten ihnen zu und baten sie, ihren Wünschen nachzukommen. Ihre Ehre war nun wiederhergestellt, aber ehe sie die Stadt verließen, begaben sie sich zu ihrer Gastgeberin Lydia. „Und als sie die Brüder sahen, ermahnten sie sie und gingen weg.“
Die Versammlung von Philippi war gegründet. Paulus konnte jetzt weitergehen und die Botschaft des Heils in anderen Gegenden den Menschen bringen, die unter der Sklaverei Satans waren.