Die ersten Jahrzehnte des Christentums
Kommentar zur Apostelgeschichte
Kapitel 15
Verse 1-5
„Und einige kamen von Judäa herab und lehrten die Brüder: Wenn ihr nicht beschnitten werdet nach der Weise Moses, so könnt ihr nicht errettet werden.“ Selbstverständlich waren diese „einige“ nicht wie Paulus und Barnabas vom Heiligen Geist gesandt. Satan war es, der gesetzliche Vorschriften in das Christentum hineinzubringen versuchte. Die Gebote fanden aber nur Anwendung auf den Menschen in Adam. Der Tod Christi, die Grundlage des Christentums, hat aber diesem Menschen gerichtlich ein Ende gesetzt, wie auch den Forderungen des Gesetzes, die ihn zum Tod verurteilten. Darum hat der Christ, da er das Leben des auferstandenen Christus lebt, nichts mit dem Gesetz zu tun. Denn „Christus ist das Ende des Gesetzes, jedem Glaubenden zur Gerechtigkeit“ (Röm 10,4).
Man begreift, dass „ein Zwiespalt und ein nicht geringer Wortwechsel“ zwischen Paulus und jenen Leuten entstanden. Denn der Apostel erkannte deutlich, wie sein Brief an die Galater uns zeigt, dass mit solchen Lehren das Fundament des Christentums untergraben wurde.
Die Versammlung war noch einer anderen Gefahr ausgesetzt. Die Berufung von Paulus, den Nationen das Evangelium zu bringen, war nicht in Jerusalem, sondern in Antiochien erfolgt, und zwar unmittelbar von dem verherrlichten Herrn aus. Der Feind suchte nun zwischen den aus dem Judentum hervorgegangenen Christen, die noch die Vorschriften des Gesetzes beobachteten, und den Brüdern aus den Nationen, die das von Paulus gelehrte reine Evangelium angenommen hatten, eine Spaltung hervorzurufen.
Um diese Spaltung zu verhindern, ließ es Gott nicht zu, dass die Frage des Gesetzes, das man den Gläubigen aus den Nationen aufzwingen wollte, in Antiochien geregelt wurde. Paulus hätte zu diesem Zweck seine Berufung in die Waagschale werfen und die Entscheidung selbst treffen können. Denn er war weder von Jerusalem, noch von denen, die vor ihm Apostel waren, berufen worden. Es wurde aber beschlossen, dass Paulus und Barnabas und noch einige Brüder mit ihnen zu den Aposteln und Ältesten nach Jerusalem hinaufgehen sollten, um gemeinsam mit ihnen diese wichtige Streitfrage zu lösen. Das zweite Kapitel des Galaterbriefes teilt uns mit, dass Paulus „infolge einer Offenbarung“ hinaufzog. Zweifellos brauchte er solch eine Offenbarung, um bereit gemacht zu machen, die Frage den Aposteln und Ältesten in Jerusalem vorzulegen, statt unabhängig von ihnen, inmitten einer Versammlung der Nationen, eine Entscheidung zu treffen. Auf diese Weise machte die göttliche Weisheit den Plan des Feindes zunichte, „denn seine Gedanken sind uns nicht unbekannt“ (2. Kor 2,11).
Alle diese Brüder brachen auf in voller Gemeinschaft mit der Versammlung in Antiochien. Als sie Phönizien und Samaria durchzogen, machten sie „allen Brüdern große Freude“, indem sie „die Bekehrung derer aus den Nationen“ erzählten. In Jerusalem angekommen, „wurden sie von der Versammlung und den Aposteln und Ältesten aufgenommen und sie berichteten alles, was Gott mit ihnen getan hatte.“ In ihrem Bericht war weder von Beschneidung noch von Gesetz die Rede, sondern nur von der Gnade Gottes, die allen das Herz mit Freude erfüllen kann.
In diesem Abschnitt sehen wir die überragende Stellung der Versammlung und ihre Autorität. Die Brüder hatten von der Versammlung, die sie vertraten, das Geleit erhalten. In Jerusalem angekommen, wurden sie von der Versammlung aufgenommen. Hier wird die Versammlung sogar vor den Aposteln und Ältesten genannt. Es ist gut, dies zu beachten und der Versammlung auch den Platz einzuräumen, der ihr zukommt. Auf der Versammlung ruht die Verantwortung und die Vollmacht zum Handeln. Beim Anhören des Berichtes der Apostel erhoben sich einige Gläubige von der Sekte der Pharisäer und sagten, man müsse diese Gläubigen aus den Nationen beschneiden und ihnen gebieten, das Gesetz Moses zu halten. Wohl schrieben sie die Beschneidung nicht als Mittel zur Errettung vor, wie das „einige“, die von Judäa nach Antiochien herabgekommen waren, getan hatten. Aber diese Gläubigen aus der Sekte der Pharisäer mussten noch aus ihrer Bindung an eine Ordnung der Dinge gelöst werden, die Gott bis auf Christus hin auferlegt hatte, aber am Kreuz beendete. Das Judentum konnte nicht mit dem Christentum vermischt werden. Aber Gott erlaubte diese Bemühungen des Feindes, damit diese Frage erörtert und ins volle Tageslicht gerückt wurde, und zwar in der Versammlung von Jerusalem, die den Kern der Kirche der Anfangszeit bildete und einen jüdisch christlichen Charakter hatte.
Verse 6-21
„Die Apostel aber und die Ältesten versammelten sich, um diese Angelegenheit zu besehen.“ Eine solch wichtige Frage wurde von fähigen Brüdern behandelt. Aber ihre Entscheidung musste, wie aus Vers 22 hervorgeht, durch die Versammlung bestätigt werden. Heute sollen wir nach den gleichen Grundsätzen handeln.
Petrus ergriff inmitten der versammelten Brüder nach viel Wortwechsel als erster das Wort (V. 7). Er, der Apostel der Beschneidung, erinnerte daran, dass vor längerer Zeit der Herr ihn unter ihnen allen auserwählt habe, damit die Nationen durch seinen Mund „das Wort des Evangeliums hören und glauben sollten“. Der Herr hatte ihm die Schlüssel des Reiches der Himmel gegeben. Im Anschluss an das Gesicht (Kapitel 10), hatte Petrus dem Kornelius und die bei ihm waren, die Tür zu diesem Reich aufgeschlossen. Dieser Tatsache sollten die Brüder Rechnung tragen und dem Paulus volle Freiheit lassen, nach dem Ruf zu handeln, den er empfangen hatte, um das von Petrus begonnene Werk fortzusetzen.
Im 8. Vers spielt Petrus auf diese Szene an, die im Kapitel 10,44-48 beschrieben wird: „Und Gott, der Herzenskenner gab ihnen Zeugnis, indem er ihnen den Heiligen Geist gab, wie auch uns; und er machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen, indem er durch den Glauben ihre Herzen reinigte.“ Die Gläubigen aus den Nationen und die aus den Juden sind durch das gleiche Mittel auf den Boden der gleichen Segnung gebracht worden und bilden einen Leib. Sie sind Teilhaber der gleichen Gabe des Heiligen Geistes. Gott vollbringt auch heute dasselbe Werk: Er wirkt in den Herzen, reinigt sie durch den Glauben, führt sie in das Licht und erkennt den Glaubenden als sein Kind an: „Der Geist selbst bezeugt mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind“ (Röm 8,16). Er vereinigt alle Gläubigen zu einem Leib, von dem Christus das verherrlichte Haupt ist. Warum also sollte man den Gläubigen aus den Nationen ein Joch auferlegen, das weder die Juden noch ihre Väter tragen konnten? Um errettet zu werden, hatten sie doch alle die gleiche Gnade gebraucht.
Man würde „Gott versuchen“, wollte man ihnen das Joch des Gesetzes auferlegen. Damit würde man sozusagen Gott zwingen, eine Probe zu wiederholen, die am Kreuz ihr Ende gefunden hat. Die Erprobung des Menschen hat 40 Jahrhunderte gedauert und ein deutliches Resultat gezeitigt: Sie hat sowohl sein Verderben als auch seine Unfähigkeit, das Gesetz zu erfüllen, bewiesen. Der Apostel Paulus musste dauernd gegen die gesetzliche Belehrung kämpfen, die judaisierende Lehrer fortwährend den Christen aufzwingen wollten. Der jetzige Zustand der Christenheit ist das Ergebnis einer Vermischung von Gnade mit Gesetzlichkeit, die schon damals das Werk des großen Apostels zu zerstören drohte.
Beim Anhören der Ausführungen von Petrus schwieg „die ganze Menge“ und „sie hörten Barnabas und Paulus zu, die erzählten, wie viele Zeichen und Wunder Gott unter den Nationen durch sie getan habe“. Dann ergriff Jakobus, der Bruder des Herrn (Gal 1,19), das Wort. Er ist der Schreiber des Jakobusbriefes und war eine der Säulen der Versammlung in Jerusalem. Er sprach: „Brüder, hört mich! Simon hat erzählt, wie zuerst Gott darauf gesehen hat, aus den Nationen ein Volk zu nehmen für seinen Namen. Und hiermit stimmen die Worte der Propheten überein, wie geschrieben steht: ‚Danach will ich zurückkehren und die Hütte Davids wieder aufbauen, die verfallen ist, und ihre Trümmer will ich wieder aufbauen und sie wieder aufrichten; damit die übrigen der Menschen den Herrn suchen, und alle Nationen, über die mein Name angerufen ist, spricht der Herr, der dieses tut', was von jeher bekannt ist.“
Das Volk, das Gott - nach den Worten von Petrus - zuerst für seinen Namen aus den Nationen herausnimmt, ist die Versammlung, das himmlische Volk. Nachher, wenn die Kirche gesammelt und von der Erde weggenommen sein wird, wendet sich Gott wieder seinem irdischen Volk zu. Wenn über dessen abtrünnige Masse die Gerichte gekommen sind und der Überrest gereinigt ist, wird Gott die Hütte Davids wieder aufbauen, um die tausendjährigen Segnungen zu erfüllen. Die Nationen, die dann auf der Erde sind, werden an den irdischen Segnungen teilhaben, wie auch heute die Gläubigen aus den Nationen an den himmlischen Segnungen teilnehmen. Der Anführung aus dem Propheten Amos fügt Jakobus das Wort hinzu: „Was von jeher bekannt ist.“ Wir haben schon einmal die Tatsache festgestellt, dass bei den Anführungen aus dem Alten Testament, die wir im Neuen Testament finden, der Geist oft den Gedanken Gottes ergänzt, indem Er neue Elemente einführt, die helleres Licht auf den betreffenden Gegenstand werfen. Schon bei der Berufung des jüdischen Volkes in der Person Abrahams hat Gott die Segnung der Nationen angekündigt (1. Mo 12, 3 und 22, 18) und diese Verheißung auch gegenüber Isaak (1. Mo 26,4) und Jakob (1. Mo 28,14) wiederholt. Diese Wahrheit war also von jeher bekannt und wurde auch von der Mehrzahl der Propheten verkündigt.
Jakobus urteilte, „dass man denen, die sich von den Nationen zu Gott bekehren, keine Schwierigkeiten mache, sondern ihnen schreibe, dass sie sich enthalten von den Verunreinigungen der Götzen und von der Hurerei und vom Erstickten und vom Blut.“ Diese Vorschriften beziehen sich nicht nur auf das Judentum, sondern betreffen die Rechte Gottes über alle Menschen, und zwar vom Anfang ihrer Geschichte an. Die Christen brauchen, um sie zu erfüllen, nicht unter das Gesetz gestellt zu werden. Denn durch ein Leben des Gehorsams in der Kraft des Geistes wird „die Rechtsforderung des Gesetzes in ihnen erfüllt“ (Röm 8,4). Dieses Recht ist in der Liebe, die die Summe des Gesetzes ist, zusammengefasst. Denn wer in der Liebe wandelt, erfüllt das Gesetz.
Als Teilhaber der Natur Gottes und durch die Gabe des Heiligen Geistes sind die Gläubigen fähig gemacht, zu lieben und in ihrem ganzen Leben Christus nachzuahmen. Er ist ein Vorbild, das alles übertrifft, was das Gesetz forderte!
Verse 22-34
„Dann schien es den Aposteln und den Ältesten samt der ganzen Versammlung gut, Männer aus sich zu erwählen und sie mit Paulus und Barnabas nach Antiochien zu senden: Judas, genannt Barsabbas, und Silas, Männer, die Führer unter den Brüdern waren“ (Vers 22). Wie wir schon einmal festgestellt haben, wird hier die Autorität der Versammlung hervorgehoben. Die schwierige Frage wurde von kompetenten Brüdern untersucht: die Apostel und die Ältesten. Aber einen Beschluss zu fassen, ist die Aufgabe der Versammlung, denn nur sie besitzt die Vollmacht des Herrn dazu.
Die Botschaft an die Versammlungen der Nationen gründete sich auf die drei Erklärungen, die vor den versammelten Brüdern in Jerusalem abgegeben worden waren:
- Petrus hatte bezeugt, dass die Gläubigen aus den Nationen den Heiligen Geist bekommen hatten wie die Gläubigen aus den Juden. Gott machte keinen Unterschied zwischen ihnen, denn alle waren durch die gleiche Gnade errettet worden (Verse 8-11).
- Paulus und Barnabas hatten erzählt, welche Wunder Gott durch sie getan und wie Er somit ihren Dienst unter den Nationen bestätigt hatte (Vers 12).
- Jakobus hatte das Zeugnis der Schriften bezüglich der gegenwärtigen und der zukünftigen Segnung der Menschen aus den Nationen angeführt (Verse 13-18).
Der Brief war nicht nur an die Brüder in Antiochien, sondern auch an die Brüder in Syrien und Zilizien gerichtet. Er gab ihnen allen zu verstehen, dass jene Männer, durch die sie beunruhigt worden waren, keine Weisung von den Aposteln in Jerusalem erhalten hatten. Das war ein wichtiger Punkt. Paulus und Barnabas wurden darin als Männer anerkannt, „die ihr Leben hingegeben haben für den Namen unseres Herrn Jesus Christus“, indem sie den Nationen das Evangelium verkündeten. Auf diese Weise machte sich die Versammlung in Jerusalem eins, sowohl mit ihnen selbst als auch mit ihrem Werk unter den Nationen. Diesen Gläubigen aus den Nationen wurde keinerlei Last auferlegt, außer der Empfehlung, die mit der Vollmacht des Heiligen Geistes, der Apostel, der Ältesten und der ganzen Versammlung bekleidet war. Sie sollten sich von Götzenopfern und vom Blut, von Ersticktem und von Hurerei enthalten. Diese vier Stücke sind durch die Rechte Gottes über seine Geschöpfe bedingt. Das große Zeugnis Israels vor den Nationen bezog sich auf die Einheit des allein wahren Gottes, im Gegensatz zu den Götzen. Dieses Zeugnis wurde durch das Christentum bestätigt und durch die Offenbarung Gottes in der Person seines Sohnes erweitert. Das Verbot, Blut zu essen, erhielt schon Noah beim Wiederanfang in einer gereinigten Welt (1. Mo 9,4). Später wurde es Israel gegenüber erneuert (3. Mo 7,26-27; 17,10-14 und 5. Mo 12,16.23). Das Blut ist das Leben, das Gott gehört. Der Mensch hat es durch die Sünde verwirkt und besitzt kein Recht, es sich anzueignen. Er kann das Böse, das er getan hat, nicht wieder gutmachen. Jemand hat gesagt: „Das Leben ist wieder zu Gott zurückgekehrt.“
Aber Gott bietet in seiner Gnade dem Sünder das ewige Leben an, und zwar durch den Glauben an seinen Sohn, der anstelle des Schuldigen gestorben ist. Der Herr sagt: „Wenn ihr nicht das Fleisch des Sohnes des Menschen esst und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch selbst. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn auf erwecken am letzten Tag“ (Joh 6,53-54).
Das Verbot der Hurerei steht im Zusammenhang mit der Tatsache, dass Gott Mann und Frau geschaffen hat, um in einer unauflöslichen Ehe ein Fleisch zu sein (Mt 19,4-6). Eine andere Verbindung widerspricht dem Willen des Schöpfers und ist Sünde.
Die von der Versammlung mit Paulus und Barnabas gesandten Brüder zählten zu denen, die Führer unter den Brüdern waren. Das zeigt, welche Wichtigkeit die Versammlung von Jerusalem der Botschaft an die Versammlungen aus den Nationen beimaß. Diese Brüder waren nicht nur Überbringer des Briefs; sie waren auch fähig, mündlich zu bestätigen, was in dem Brief stand (V. 27). Für die aus dem Heidentum kommenden Christen musste es kostbar sein, von den Gläubigen in Jerusalem als „Brüder“ angeredet zu werden und eine Familie Gottes mit ihnen zu bilden.
Judas und Silas übten ihren Dienst in der Versammlung von Antiochien mit aller Freimütigkeit aus. Sie verwirklichten die Wahrheit, dass die Gaben für die ganze Versammlung an allen Orten gegeben sind, und brachten ihren Brüdern kostbare Ermunterungen von Seiten des Herrn, indem sie in ihrer Mitte ihre Gaben ausübten. „Mit vielen Worten“ ermahnten sie die Gläubigen, die durch eine falsche Belehrung beunruhigt worden waren. Weil man sie unter das Gesetz zu stellen versucht hatte, war ihnen die Heilssicherheit geraubt worden. Der Dienst dieser beiden Brüder war also dringend nötig.
Das Leben aus Gott wird durch Gnade den Glaubenden gegeben und offenbart sich im Gehorsam gegen das Wort. Unsere Werke können der Vollkommenheit des Erlösungswerkes nichts hinzufügen. Die Überbringer jener judaisierenden Lehren hatten die Brüder verstört und beunruhigt (V. 24). Das ist immer das Ergebnis einer falschen Belehrung. Paulus braucht in 2. Thessalonicher 2,2 ähnliche Ausdrücke. Der schriftgemäße Dienst hingegen erbaut, tröstet und erfreut. In diesem 15. Kapitel kann man also die Ergebnisse beider Arten von Belehrungen wahrnehmen.
Nachdem Judas und Silas einige Zeit in Antiochien verweilt hatten, wurden sie von den Brüdern nach Jerusalem entlassen. Aus dem weiteren Bericht kann man aber erkennen, dass Silas in Antiochien blieb. Auch Paulus und Barnabas hielten sich in Antiochien auf. Sie „lehrten und verkündigten mit noch vielen anderen das Wort des Herrn“, das die Rechte des Herrn und seine Autorität hervorhob. Das Wort, das sie verkündigten, entsprach den Offenbarungen, die besonders Paulus vom Herrn empfangen hatte. Diese Offenbarungen waren damals noch nicht niedergeschrieben. Wir aber besitzen sie heute in den Schriften des Neuen Testamentes.
Verse 35-41
Einige Tage später schlug Paulus dem Barnabas vor, zurückzukehren und in jeder Stadt, in der sie auf ihrer ersten Reise das Wort des Herrn verkündigt hatten, die Brüder zu besuchen. „Barnabas aber wollte auch Johannes, genannt Markus, mitnehmen.“ Paulus jedoch hielt Markus nicht dafür geeignet, ein Werk zu tun, das vom Diener einen völligen Verzicht auf alles, was von der Natur kommt, erfordert. Er kam zu diesem Schluss, weil Markus sie am Anfang des Werkes schon verlassen hatte, offenbar weil er das Werk in Jerusalem, wo die Apostel waren, für leichter hielt. Die Uneinigkeit zwischen Paulus und Barnabas verursachte eine Erbitterung zwischen ihnen, und sie trennten sich. Barnabas segelte nach Zypern, seiner Heimat, und nahm Markus mit, der sein Neffe war. Im Werk des Herrn dürfen nur seine Gedanken wegleitend sein. Das erfordert vom Diener, völlig abhängig von Ihm zu sein, und unbeeinflusst von den Zuneigungen zur Heimat oder der Verwandtschaft zu handeln. Paulus ging „nicht mit Fleisch und Blut zu Rate“, wenn es sich um das Werk handelte. Wie freut es uns, zu sehen, dass Markus später wieder zu Paulus zurückkehrte und ihm nützlich war (Kol 4,10; Phlm 24; 2. Tim 4,11). Es scheint, dass die Weigerung von Paulus, ihn mitzunehmen, in ihm ein Werk der Läuterung auslöste, das ihm persönlich nützlicher war, als der Dienst mit dem Apostel ohne diese innere Zubereitung. Barnabas wird im Hinblick auf seinen späteren Dienst nicht mehr erwähnt - außer in 1. Korinther 9,6, wo Paulus ihn als Diener des Herrn anerkennt.
„Paulus aber erwählte sich Silas und zog aus, von den Brüdern der Gnade Gottes anbefohlen.“ - Es wird nicht gesagt, dass die Brüder auch Barnabas und Markus dem Herrn anbefahlen! - Das Werk unter den Nationen interessierte Silas. Sein Name lässt vermuten, dass er nicht jüdischer Abstammung war. Er war vom Herrn geleitet, Paulus zu begleiten. Sie durchzogen Syrien und Zilizien und befestigten die Versammlungen.
So begann die zweite Reise des Apostels Paulus. An den Orten, wo er zuvor das Evangelium verkündigt hatte, entfaltete sich jetzt seine Tätigkeit hauptsächlich in den Versammlungen. Er arbeitete an ihrer Auferbauung und an ihrer geistlichen Entwicklung. Er bemühte sich „jeden Menschen vollkommen in Christus“ darzustellen. Das war das Ziel, das er verfolgte (Kol 1,28).
Ein Evangelist darf die Seelen, die dem Herrn zugeführt worden sind, nicht ohne Führung und ohne Nahrung lassen. Sie sollen nicht wie Schafe sein, die keinen Hirten haben. Gestützt auf Gottes Wort sollte er wissen, was die „Versammlung Gottes“ ist und diesen Seelen klar machen, dass jeder Gläubige zu ihr gehört. In der Versammlung können sie nach Gottes Gedanken das finden, was notwendig ist, um im Glauben befestigt und wahre Zeugen des Herrn zu werden.