Das Buch der Richter
Bleibe deinem Gott treu!
Kapitel 17
Der Götzendienst in Ephraim
Israel war als ganzes Volk dem Götzendienst verfallen. Es diente den Baalim und den Astarot. Der Bericht über Micha und seine Mutter in Kapitel 17 zeigt nun, wie das Geschwür des Götzendienstes die israelitischen Häuser befallen und verdorben hat.
Der Götzendienst ist eine Lüge und verbindet sich naturgemäss mit Gewalt. Das sind die beiden Charakterzüge Satans, der sowohl ein Lügner als auch ein Mörder ist. Die Gewalt - das zweite Merkmal des Bösen in Israel - erscheint in der Geschichte des Stammes Dan (Kap. 18).
Micha und seine Mutter (V. 1-6)
“Und es war ein Mann vom Gebirge Ephraim, sein Name war Micha. Und er sprach zu seiner Mutter: Die 1100 Sekel Silber, die dir genommen worden sind und worüber du einen Fluch getan hast und auch vor meinen Ohren geredet hast - siehe, das Silber ist bei mir; ich habe es genommen. Da sprach seine Mutter: Gesegnet sei mein Sohn von dem Herrn! Und er gab die 1100 Sekel Silber seiner Mutter zurück. Und seine Mutter sprach: Das Silber hatte ich von meiner Hand dem Herrn geheiligt für meinen Sohn, um ein geschnitztes Bild und ein gegossenes Bild zu machen; und nun gebe ich es dir zurück. Und er gab das Silber seiner Mutter zurück. Und seine Mutter nahm 200 Sekel Silber und gab sie dem Goldschmied, und der machte daraus ein geschnitztes Bild und ein gegossenes Bild; und es war im Haus Michas. Und der Mann Micha hatte ein Gotteshaus; und er machte ein Ephod und Teraphim und weihte einen von seinen Söhnen, und er wurde sein Priester“ (17,1-6).
Micha war ein Mann aus dem Gebirge Ephraim. Er stahl seiner Mutter 1'100 Silberstücke. Das war genau der gleiche Betrag, den jeder Fürst Delila zahlte, damit sie Simson den Philistern verriet.
Als Micha seiner Mutter das Geld zurückgab, überging sie ihren früheren Fluch und wagte sogar, ihren Sohn im Namen des HERRN zu segnen (V. 2).
Als sie den Götzendienst in ihrem Haus einführten, handelten Mutter und Sohn im gegenseitigen Einverständnis, aber entgegen den Geboten des Gesetzes (2. Mo 20,3.4). Mit dem geschnitzten und dem gegossenen Bild hatte Micha ein «Gotteshaus». Mit dem Ephod und dem Teraphim sollte sein Sohn den priesterlichen Dienst nachahmen, obwohl er gar keinen Anspruch auf ein Priesteramt besass. Dies war dem Stamm Levi vorbehalten.
Was für ein abscheuliches Chaos wurde mit dem Namen des wahren Gottes verbunden! Aber irrten die Christen nicht in gleicher Weise ab, als sie götzendienerische Grundsätze wie z.B. die Verehrung von Heiligen einführten? Machen sie sich nicht genauso schuldig, wenn sie weltliche Elemente - also alles, was die Wichtigkeit des Menschen hervorhebt - benutzen, um Gott anzubeten oder das Evangelium zu verkündigen?
Der Levit aus Juda (V. 7-13)
„Und es war ein Jüngling aus Bethlehem-Juda, vom Geschlecht Juda; der war ein Levit und hielt sich dort auf. Und der Mann zog aus der Stadt, aus Bethlehem-Juda, um sich aufzuhalten, wo er es treffen würde. Und als er seines Weges zog, kam er in das Gebirge Ephraim zum Haus Michas. Und Micha sprach zu ihm: Woher kommst du? Und er sprach zu ihm: Ich bin ein Levit aus Bethlehem-Juda; und ich gehe hin, mich aufzuhalten, wo ich es treffen werde. Da sprach Micha zu ihm: Bleibe bei mir und sei mir Vater und Priester, so werde ich dir jährlich zehn Sekel Silber geben und Ausrüstung an Kleidern und deinen Lebensunterhalt. Und der Levit ging hinein. Und der Levit willigte ein, bei dem Mann zu bleiben; und der Jüngling wurde ihm wie einer seiner Söhne. Und Micha weihte den Leviten; und der Jüngling wurde sein Priester und war im Haus Michas. Und Micha sprach: Nun weiß ich, dass der Herr mir wohltun wird, denn ich habe einen Leviten zum Priester“ (17,7-13).
Ein Levit aus Bethlehem, der kein wirkliches Recht auf den Priesterdienst hatte, kam auf der Suche nach einem Aufenthaltsort am Haus Michas vorbei. Da bestimmte Micha ihn zum Priester anstelle seines Sohnes, obschon er keine Berechtigung hatte, ihm dieses Amt zu verleihen. Er sorgte für den Leviten und zahlte ihm einen Lohn (V. 10). So wurde der Schein gewahrt, aber das ganze religiöse System dahinter war total falsch. Trotzdem wagte Micha wie zuvor seine Mutter, den Anspruch auf göttliche Zustimmung zu erheben: «Nun weiss ich, dass der HERR mir wohltun wird» (V. 13).
Wie leichtfertig ging Micha mit dem Wort Gottes um, das er kannte. Die Priester gehörten zwar dem Stamm Levi an, aber nur die Familie Aarons war zum Priesterdienst berufen worden (4. Mo 18,1-4). Korah, der Levit, versündigte sich mit Dathan und Abiram, als er den Priesterdienst an sich reissen wollte, und kam mit seinen Verbündeten im göttlichen Gericht um (4.Mo 16,9.10).
Das Beispiel von Micha und dem Leviten aus Juda deutet auch auf die Einrichtung des Klerus im christlichen Zeugnis hin. Hüten wir uns vor jeglicher Einmischung von Menschen und vor jeder menschlichen Organisation in den Versammlungen, damit dem Heiligen Geist seine freie Wirksamkeit gelassen wird. Wir können sie nur im Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes praktisch verwirklichen.