Das Buch der Richter
Bleibe deinem Gott treu!
Überblick Kapitel 17-21
Der moralische Zustand des Volkes
Das Wort Gottes vervollständigt die Geschichte Israels zur Zeit der Richter mit zwei weiteren Teilen:
- Einerseits zeichnet es das Bild des religiösen und moralischen Zerfalls in den Kapiteln 17 - 21 des Buches der Richter.
- Anderseits malt es das Gemälde der Gnade und des Glaubens im Buch Ruth.
Das erste Bild zeigt die überströmende Sünde des Menschen, das zweite die überreiche Gnade Gottes (Röm 5,20).
Der Zustand des Volkes Gottes
Gott geht niemals leichtfertig über die Verfehlungen der Seinen hinweg. Er züchtigt sie, weil Er gerecht ist und sie liebt. Sein Ziel ist es, sie nach der Fülle seiner Erbarmungen zu segnen (5. Mo 8,16; Klgl 3,32). Diese Wahrheit wollen wir nicht aus den Augen verlieren, wenn wir den Bericht lesen, der uns das grosse Elend und den tief greifenden Verfall des Volkes Gottes enthüllt.
Die historische Reihenfolge
Drei Tatsachen zeigen, dass die Kapitel 17 bis 21 des Buches der Richter nicht der chronologischen Ordnung der Geschichte des Volkes folgen:
- Die Eroberung von Lais durch den Stamm Dan: Dieser Stamm hatte Leschem - ein anderer Name für Lais - eingenommen, nachdem Josua das Land verteilt hatte (Jos 19,47). Dieses Ereignis wird im Buch der Richter wieder aufgegriffen (Kap. 18,1.29).
- Kirjat-Jearim und Machaneh-Dan: Während der Expedition Dans erhielt die Stadt, die in der Nähe von Kirjat-Jearim lag, den Namen Machaneh-Dan, als Erinnerung an die Eroberer (Kap. 18,12). Allerdings war dieser Ort bereits zur Zeit Simsons bekannt (Kap. 13,25).
- Pinehas: Dieser treue Priester war ein Sohn Eleasars und ein Enkel Aarons. Er hatte das Ende der Wüstenwanderung noch mitgemacht und lebte zur Zeit Josuas (4. Mo 25,7; Jos 22,13). Er war aber auch noch bei der Angelegenheit von Gibea dabei (Kap. 20,27.28).
Gott will uns damit zeigen, dass der Niedergang des Volkes stufenweise geschah und die eigentlichen Ursachen des Ruins sich schon seit langer Zeit gezeigt hatten.
Der Geist der Unabhängigkeit
Zwei Aussagen charakterisierten die lange Richterzeit:
- «In jenen Tagen war kein König in Israel» (Kap. 18,1; 19,1).
-
«Jeder tat, was recht war in seinen Augen» (Kap. 17,6; 21,25).
Noch war die Zeit nicht gekommen, da Israel von Samuel einen König forderte und den HERRN verwarf (1. Sam 8,5.7). Aber das Volk war der göttlichen Regierung bereits überdrüssig, die es von allen anderen Nationen unterschied.
Die Versammlung auf der Erde unterscheidet sich auch von jedem menschlichen System. Wenn sie aber wie Simson ihr Geheimnis der Welt offenbart, so beweist sie damit, dass sie ihr Verhältnis zu Christus praktisch aufgegeben hat. Sie verliert dann auch ihren Platz als Zeuge.
In dem Mass, wie wir die Autorität Gottes und seines Wortes aus den Augen verlieren oder sogar verwerfen, handeln wir nach unserem eigenen Willen. Wir tun dann das, was in unseren Augen recht ist. Gewisse Menschen behaupten, sie liessen sich durch die Anweisungen ihres Gewissens leiten. Das Gewissen ist wohl ein Beurteiler, aber kein unfehlbarer Führer. Es ist äusserst wichtig, ein reines und zartes Gewissen vor Gott und Menschen zu bewahren, denn durch das Gewissen dringt göttliches Licht in unser Herz und gibt uns die Erkenntnis von Gut und Böse. Aber der einzige Führer für unser Leben bleibt das Wort Gottes, das uns durch den Heiligen Geist offenbart wird.
Die persönliche christliche Freiheit - die an ihrem Platz durchaus wertvoll ist - schliesst unsere Verantwortung als Glieder am Leib des Christus nicht aus. Als solche müssen wir in allem, was wir tun, danach trachten, die Einheit des Geistes zu bewahren (Eph 4,3). Das Vergessen oder Vernachlässigen dieser einfachen und doch so wichtigen Wahrheit trägt unwillkürlich zur Schwachheit und Verwirrung im Volk Gottes bei.