Der Brief an die Kolosser

2. Christus, das Werk Christi und das Geheimnis (Kapitel 1,15-29)

Der Brief an die Kolosser

Die Heiligen in Kolossä standen in Gefahr, durch Philosophie und eitlen Betrug von Christus weggezogen zu werden. So würden sie das Bewusstsein der Fülle ihrer Quellen in Christus, dem Haupt verlieren. Auch die wahre Beziehung der Versammlung zu Christus, seinem Leib, würde verloren gehen. Um dieser List Satans zu begegnen, sucht der Geist Gottes in diesem Teil des Briefes unsere Herzen für Christus zu gewinnen, indem Er die Herrlichkeiten seiner Person entfaltet, die Größe seines Werkes und die Herrlichkeit des Geheimnisses.

Die Herrlichkeiten der Person Christi (Kapitel 1,15-19)

Die Herrlichkeit des Sohnes in seiner Beziehung zu Gott

„Der das Bild des unsichtbaren Gottes ist, der Erstgeborene aller Schöpfung. Denn durch ihn sind alle Dinge geschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: Alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen. Und er ist vor allen, und alle Dinge bestehen durch ihn.“ (Vers 15-17).

1.      Der Apostel hat schon von der Offenbarung des Vaters als des Einen gesprochen, unter dessen Einfluss die Gläubigen gebracht worden sind. Nun stellt er uns die Herrlichkeiten des Sohnes in seiner Beziehung zu Gott vor. Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes. Im tiefsten Sinn seiner Gottheit ist Gott unsichtbar. Aber in seiner moralischen Existenz ist Gott vollkommen offenbart worden in dem Sohn, der Fleisch geworden ist. „Der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat ihn kundgemacht“ (Joh 1,18). Nur eine göttliche Person ist passend dafür, eine göttliche Person vollkommen zu offenbaren. Erst, als der Sohn in diese Welt kam, konnte das Herz des Vaters kundgemacht werden.

In der Schrift lesen wir von „Bild“ und „Gleichnis“. Der Unterschied zwischen beiden liegt darin, dass Gleichnis bedeutet, wie ein anderer zu sein: Man hat dieselben Charakterzüge und Merkmale. „Bild“ stellt den Gedanken von Repräsentation eines anderen vor, ob man ihm gleich ist oder nicht. Gott hat gesagt: „Lasst uns Menschen machen in unserem Bild, nach unserem Gleichnis (1. Mo 1,26). Adam war Gott insofern gleich, als er sündlos geschaffen worden ist. Er war auch im Bild Gottes, indem er Gott als im Zentrum eines Systems repräsentierte, über das er Herrschaft ausüben sollte. Der Mann ist noch immer das „Bild Gottes“ (1. Kor 11,7), auch wenn er als gefallener Mensch Gott sehr unähnlich geworden ist. Von dem Sohn lesen wir an keiner Stelle, dass Er in dem Gleichnis des unsichtbaren Gottes ist, denn Er ist Gott. Wenn man sagte, Er sei Gott gleich, könnte das den Gedanken nahe legen, dass Er nicht wirklich Gott wäre. Dennoch ist der Sohn das „Bild des unsichtbaren Gottes“, der Eine, der in seiner Person vollkommen Gott in seinem Charakter und seinen moralischen Eigenschaften vor dem gesamten Universum repräsentiert.

Die Herrlichkeit des Sohnes in seiner Beziehung zur Schöpfung

2.      Nach der Herrlichkeit des Sohnes in seiner Beziehung zu Gott kommen die Herrlichkeiten des Sohnes in seiner Beziehung zu dem gesamten geschaffenen Universum. Als Er in die Schöpfung eintrat, war Er der „Erstgeborene aller Schöpfung“. Das Wort „Erstgeborener“ wird in der Schrift oft benutzt, um eine zeitliche Priorität zu benennen: Es geht um denjenigen, der zuerst gekommen, geboren ist. Die Schrift benutzt dieses Wort jedoch auch, um eine Vorrangstellung und Würde zu kennzeichnen. Gott spricht von Ephraim als von „meinem Erstgeborenen“, wenn auch historisch gesehen Manasse der Erstgeborene Sohn Josephs war (Jer 31,9). Auch von David heißt es: „So will auch ich ihn zum Erstgeborenen machen, zum Höchsten der Könige der Erde“ (Ps 89,28). Hier wird dieses Wort benutzt, um eine Vorrangstellung Davids über die Könige der Erde auszudrücken. So wird er zu einem Vorbild auf Christus. Wenn der Sohn in die Schöpfung eintritt, muss Er notwendigerweise den Vorrang in Stellung und Würde haben über alle geschaffenen Wesen. In diesem Sinn ist Er der „Erstgeborene aller Schöpfung.“

Dann wird uns mitgeteilt, warum der Sohn diesen überragenden Platz als Erstgeborener besitzt. „Denn durch ihn sind alle Dinge geschaffen worden“, seien sie im Himmel oder auf der Erde, sichtbar oder über die Grenzen unserer Sehfähigkeiten hinausgehend, seien es materielle Kräfte oder geistliche Mächte. Darüber hinaus lesen wir, dass nicht nur alle Dinge durch Ihn geschaffen wurden, sondern sie wurden auch „für Ihn“ geschaffen, wie auch für den Vater.

Im Anschluss werden wir weiter vor den bösen Gedanken von Menschen gewarnt, die zwar bekennen, seine Vorherrschaft über die Schöpfung festzuhalten, die aber doch sagen, dass Er selbst einen Anfang habe. Ausdrücklich heißt es: „Und er ist vor allen“. Diese Aussage zeigt uns in klarer Weise die göttliche und ewige Herrlichkeit des Sohnes. Wir werden zurückgebracht zu der Zeit, als es nichts Geschaffenes gab, um zu lernen, dass Er nicht nur da war, sondern dass Er der ewig Seiende ist, der immer „ist“. Das sind Worte, die den Gedanken verbieten, dass „Er einen Anfang hatte“ oder dass „Er gemacht worden sei“. Sie bestätigen vielmehr seine ewige Existenz als Sohn.

Schließlich wird uns in Verbindung mit der Schöpfung gesagt, dass „alle Dinge durch ihn bestehen“. Die geschaffenen Dinge bestehen nicht nur nebeneinander, sondern es handelt sich um ein Miteinander aller Dinge. Die riesige Schöpfung wird durch den Sohn in allen ihren Einzelteilen als ein harmonisches Ganzes aufrechterhalten. Menschen wollen dadurch, dass sie von Naturgesetzen sprechen, den Schöpfer aus seinem Universum herausstoßen. Aber getrennt von der erhaltenden Macht des Sohnes würde sich alles in Chaos auflösen. Zweifellos hat Gott in seine Schöpfung Gesetze hineingelegt, durch die Gott das Universum erhält. Denn Gott ist ein Gott der Ordnung, und inmitten all der vielen wechselnden Theorien haben die Menschen sicher einen Teil dieser Gesetze entdeckt. Aber wir können mit Recht fragen: Wenn Schwerkraft eines dieser Gesetze darstellt, durch das die Erde in ihrer Umlaufbahn um die Sonne gehalten wird, wer erhält dann diese Schwerkraft? Die Schrift antwortet auf diese Frage: „Alle Dinge bestehen durch ihn.“

So hat der Sohn, als Er in diese Schöpfung eintrat, den Platz der Vorherrschaft als der Erstgeborene eingenommen. Denn alle Dinge wurden durch Ihn und für Ihn geschaffen. Und Er ist vor allen, und alle Dinge bestehen durch Ihn.

Die Herrlichkeit des Sohnes in seiner Beziehung zur Versammlung

„Und er ist das Haupt des Leibes, der Versammlung, der der Anfang ist, der Erstgeborene aus den Toten, damit er in allem den Vorrang habe. Denn es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen“ (Verse 18-19).

3.      Nun kommen die Herrlichkeiten des Sohnes in seiner Beziehung zur Versammlung (Gemeinde) vor uns. „Er ist das Haupt des Leibes, der Versammlung“. Hier werden wir in Gedanken über den Bereich von Erde und Tod hinausgeführt. Um das Haupt der Versammlung zu sein, ist es nicht ausreichend, dass der Sohn in seine Schöpfung eintrat und den Platz der Vorrangstellung einnahm in der Welt, die seine Hände gebildet hatten. Er musste weiter gehen, ja sogar in den Tod. So bekam Er eine Vorrangstellung in der Auferstehung, durch die Er der Anfang einer neuen Schöpfung wurde, in welcher der Tod keine Macht mehr hat. In dieser neuen Szene verbindet Er seine Versammlung mit sich.

Es gibt, wie wir gesehen haben, eine Vorrangstellung, die Ihm in Blick auf die Schöpfung aufgrund dessen gehört, was Er ist. Es gibt auch eine Vorrangstellung, die Er sich durch das Werk erworben hat, das Er vollbracht hat. So hat Er in allen Dingen den Vorrang: „Denn es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen.“ Auf so gesegnete Weise hat Er den Vater offenbart. Aber Er tat noch mehr. Er offenbarte die Gottheit - den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist. Denn in Ihm wohnt die „Fülle leibhaftig“.

DIE HERRLICHKEITEN DES WERKES CHRISTI (KAPITEL 1,20-23)

Die Herrlichkeit des Werkes Christi im Blick auf die Schöpfung

„Und durch ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen - indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes - durch ihn, es seiden die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln“ (Vers 20).

Der Apostel hat uns die Herrlichkeiten der Person des Sohnes vorgestellt. Nun geht er dazu über, uns die Herrlichkeiten seines Werkes zu zeigen. So, wie auch die Herrlichkeit seiner Person zuerst in ihrer Beziehung zur Schöpfung und dann ihrer Verbindung zur Versammlung präsentiert wird, wird auch die Herrlichkeit seines Werkes in dieser doppelten Weise gezeigt. Zuerst sehen wir sein Werk in Beziehung zur Schöpfung (Vers 20), dann, wie es sich auf diejenigen auswirkt, welche die Versammlung bilden (Verse 21.22).

Die ganze Schöpfung ist durch den Sündenfall betroffen. Sünde hat das gesamte Universum verunreinigt. Eine solche verunreinigte Schöpfung ist völlig unpassend für Gott. So sehen wir an anderer Stelle, dass „die ganze Schöpfung mitseufzt und mit in Geburtswehen liegt bis jetzt“ (Röm 8,22). Es ist Gottes Freude, alle Dinge mit der Gottheit zu versöhnen, so dass alles in Übereinstimmung mit seinen Gedanken sein wird. Am Ende wird Er das riesige Universum mit völliger Befriedigung ansehen.

Um die Wehen und die Unordnung der Schöpfung wegzunehmen, war es nicht genug, dass der Sohn als Mensch in diese Welt kam. Er musste auch in den Tod gehen. Nur „durch das Blut seines Kreuzes“ war es möglich, die verdorbene Schöpfung mit Gott zu versöhnen. Das Blut ist geflossen und auf den Sühndeckel gebracht worden (vgl. Röm 3,25). So ist Frieden gemacht worden mit Gott. Wie hätte Gott auf eine andere Weise die seit dem Sündenfall verunreinigte Schöpfung in Übereinstimmung mit seiner Gerechtigkeit ertragen können, wenn nicht das Blut Christi immer vor seinen Augen gewesen wäre? Dennoch müssen wir noch warten, bis wir die volle Anwendung seines Werkes auf die Schöpfung sehen können.

Versöhnung der Gläubigen

„Und euch, die ihr einst entfremdet und Feinde wart nach der Gesinnung in den bösen Werken, hat er aber nun versöhnt in dem Leib seines Fleisches durch den Tod, um euch heilig und untadelig und unsträflich vor sich hinzustellen“ (Verse 21.22).

Abgesehen von den geschaffenen Dingen gibt es die Personen, welche die Versammlung bilden. Geschaffene Dinge tragen die Folgen des verunreinigenden Charakters der Sünde. Diese Menschen waren zudem entfremdet in ihrer Gesinnung durch die bösen Werke. In weiterem Gegensatz zu den geschaffenen Dingen lernen wir, dass die Gläubigen schon jetzt versöhnt worden sind. Das Werk Christi hat nicht nur unsere Sünden hinweggetan, sondern uns in einen Zustand vor Gott gebracht, in dem Er uns mit Freude betrachten kann als „heilig und untadelig und unsträflich“. So sieht uns die Gottheit in Christus Jesus schon heute. Leider sind wir in unserem praktischen Lebenswandel oft weit entfernt von „untadelig und unsträflich“.

Warnung vor Abweichen

„Sofern ihr in dem Glauben gegründet und fest bleibt und nicht abbewegt werdet von der Hoffnung des Evangeliums, das ihr gehört habt, das gepredigt worden ist in der ganzen Schöpfung, die unter dem Himmel ist, dessen Diener ich, Paulus, geworden bin“ (Vers 23).

Die Wahrheit der Versöhnung setzt voraus, dass wir wahre Gläubige sind. Die Wirklichkeit des Glaubens zeigt sich darin, dass man im Glauben bleibt. Der Apostel spricht nicht von dem Glauben des Einzelnen, sondern von dem gemeinsamen Glauben - also der Wahrheit, die geglaubt wird. Wenn ein Mensch, der die Wahrheit bekannt hat, dieses gemeinsame Glaubensgut aufgibt, können wir nicht sicher sein, dass bei ihm persönlich wirklich Glaube vorhanden ist. Wir können allerdings umgekehrt schließen, ob das, was jemand glaubt, der Wahrheit entspricht oder nicht.

Bruder William Kelly hat einmal dazu gesagt: „Eine Person mag sehr ernsthaft sein in dem, was falsch ist, oder in dem, was richtig ist. Aber die Wahrheit selbst ist ein unnachgiebiger Maßstab. Wenn man versuchen würde, jemand allein aufgrund seines persönlichen Herzenszustands zu beurteilen, kann man gar nichts sagen. Denn wer kann das Herz beurteilen außer Gott? Anders allerdings steht es mit der Glaubenswahrheit. Wenn jemand sichtbar gegen diese handelt, indem er das aufgibt, was er vorher bekannt hat, könnten wir ein Urteil über dieses Abweichen vornehmen. Aber die Frage des Glaubens des Herzens - also der Bekehrung - belassen wir in Gottes Händen.“

Der Apostel sah, dass die Kolosser in Gefahr standen, von der Wahrheit abzuweichen. Daher fährt er fort, sie zu warnen. Wenn sie die Wahrheit aufgeben würden, hätte niemand ein Recht, sie als solche zu betrachten, die versöhnt worden sind. Daher ermahnt er sie, sich nicht von der Hoffnung des Evangeliums abbewegen zu lassen. Die Hoffnung des Evangeliums ist im Himmel, im Gegensatz zu den Hoffnungen Israels, die alle mit der Erde zu tun haben. Es gab solche, die versuchten, diese Heiligen von ihren himmlischen Hoffnungen durch die Annahme von Asketismus, Festen und Anordnungen wegzubringen, wodurch die Gläubigen sich mit dieser Erde verbänden. Solche Lehren waren nicht in Übereinstimmung mit dem Evangelium, dass sie gehört hatten und dessen Diener Paulus geworden war.

Die Herrlichkeit des Geheimnisses (Kapitel 1,24-29)

Der Apostel hatte die Herrlichkeit der Person Christi und seines Werkes gezeigt. Nun vervollständigt er die Wahrheit, indem er uns die Herrlichkeit des Geheimnisses vorstellt. Die Herrlichkeit und Vorrangstellung der Person Christi stand zunächst mit der Schöpfung und dann mit seiner Beziehung zur Versammlung in Verbindung. Die Herrlichkeit seines Werkes hat ebenfalls Bezug zu diesen zwei Sphären - der Schöpfung und der Versammlung.

Nun spricht der Apostel von dem Dienst der Wahrheit in diesem doppelten Aspekt. Zuerst geht es um den Dienst des Evangeliums „für die ganze Schöpfung, die unter dem Himmel ist“. Dann aber spricht er auch von dem Dienst des Geheimnisses für die Heiligen.

Leiden für die Verkündigung der Wahrheit des Geheimnisses

„Jetzt freue ich mich in den Leiden für euch und ergänze in meinem Fleisch das, was noch fehlt an den Drangsalen des Christus für seinen Leib, das ist die Versammlung“ (Vers 24).

Der Dienst der Wahrheit des Geheimnisses hat den Apostel ins Gefängnis gebracht. Und in Verbindung mit dieser großen Wahrheit ergänzte er, was noch fehlte an den Drangsalen des Christus. Zugleich vollendete er das Wort Gottes. Die Wahrheit der Versammlung brachten dem Apostel mehr als jede andere Wahrheit Verfolgung und Leiden, besonders vonseiten der Juden. Die Wahrheit, welche die Religion der Juden und die Philosophie der Heiden beiseite stellt und die dem Fleisch in beiden Gruppen keinen Platz einräumt, sondern Gnade für alle Menschen verkündigte, war deshalb beiden Gruppen verhasst. Dieser Hass fand seinen Ausdruck in der Verfolgung des Apostels, die zu seiner Gefangenschaft führte.

Christus hat in der Tat in seiner großen Liebe auf dem Kreuz für die Versammlung gelitten. Der Apostel nun hat in seiner Liebe zur Versammlung für die Verkündigung der Wahrheit des Geheimnisses gelitten. Wie groß und vollkommen die sühnenden Leiden Christi waren, so war es doch kein Teil seines Dienstes der Liebe, die Wahrheit des Geheimnisses öffentlich zu verkündigen. Dafür war es nötig, dass Er seinen neuen Platz als verherrlichter Mensch in der Herrlichkeit einnahm. Zudem war es notwendig, dass der Geist Gottes auf diese Erde kam. Danach konnte der Apostel Paulus diesen Dienst der Liebe mit den Leiden, die damit verbunden waren, übernehmen. Auf diese Weise vervollständigte er das, was noch an den Drangsalen des Christus fehlte.

Vollendung des Wortes Gottes

„Deren Diener ich geworden bin nach der Verwaltung Gottes, die mir in Bezug auf euch gegeben ist, um das Wort Gottes zu vollenden“ (Vers 25).

Zudem vervollständigt das Geheimnis den großen Kreis der Themen, die Teil des Wortes Gottes sein sollten. Das schließt vollständig jedes andere Thema aus, das Menschen als Wahrheit oder Entwicklung der Wahrheit gerne einführen wollen.

Bruder John Nelson Darby hat dazu einmal geschrieben: „Der Bericht der Wahrheiten, die Gott behandeln musste, um uns die Herrlichkeit Christi zu offenbaren und um uns einen vollständigen Unterricht gemäß seiner Weisheit zu geben, war ab dem Zeitpunkt vollständig, als die Lehre der Versammlung offenbart wurde.“

Das Geheimnis

„Das Geheimnis, das von den Zeitaltern und von den Geschlechtern her verborgen war, jetzt aber seinen Heiligen offenbart worden ist“ (Vers 26).

Diese große Wahrheit - dass die Versammlung aus Gläubigen von den Juden und Heiden geformt wird, die zu einem Leib zusammengefügt worden ist, vereinigt mit Christus, dem verherrlichten Menschen, um eine himmlische Gesellschaft zu bilden - war in den vergangenen Zeitaltern und Geschlechtern verborgen. Dieses Geheimnis war durch alle vergangenen Epochen unbekannt. Es war den früheren Generationen des Volkes Gottes auch nicht offenbart worden, nicht einmal den Engeln. Als Gott mit den Juden und den Heiden jeweils getrennt voneinander handelte, konnte diese Wahrheit nicht offenbart sein, die jede dieser beiden Gruppen beiseite gestellt hätte, um eine neue und himmlische Gesellschaft zu bilden.

Der Inhalt des Geheimnisses

„Denen Gott kundtun wollte, welches der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses ist unter den Nationen, das ist: Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit“ (Vers 27).

Nun aber ist es den Heiligen offenbart worden, denen Gott nicht nur das Geheimnis bekannt machen wollte, auch nicht nur die Herrlichkeit des Geheimnisses, sondern den „Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses“. Der Apostel schreibt denen, die aus den Heiden berufen worden waren. So betont er besonders, dass dieses Geheimnis unter den Heiden enthüllt worden ist. Er unterstreicht die Seite der Wahrheit, die war für diese Gläubigen aus dem Heidentum so nötig, dass das Geheimnis die große Wahrheit enthält: „Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.“

Es ist wahr, dass das Geheimnis auch die große Wahrheit enthält, dass die Heiligen in Christus, dem Haupt repräsentiert werden. Aber die Wahrheit, dass Christus in den Herzen der Heiligen wohnt und sein Charakter in ihnen sichtbar werden soll, war die Wahrheit, welche die Kolosser am meisten nötig hatten, um den Gefahren zu begegnen, denen sie ausgesetzt waren. Diese große Wahrheit ist die Hoffnung der Herrlichkeit, wo Christus auf so vollkommene Weise in seinem Volk sichtbar gemacht werden wird, wie wir in einem anderen Brief lesen: „Er wird kommen, um an jenem Tag verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert zu werden in allen denen, die geglaubt haben“ (2. Thes 1,10).

Es ist wichtig, diese zwei großen Teile des Geheimnisses vor unseren Seelen zu bewahren, die in den Briefen an die Epheser und Kolosser entfaltet werden:

  1. Es ist der Ratschluss Gottes, dass in der Versammlung eine Gesellschaft von Heiligen im Himmel sein soll, welche die Erhöhung und Annahme Christi, des Hauptes, teilen wird. Das wird in dem Epheserbrief entwickelt (Eph 2,6; 3,6).
  2. Es ist auch der Ratschluss Gottes, dass der Charakter und die moralische Schönheit Christi, des Hauptes, in der Versammlung sichtbar werden. Sie ist sein Leib nun auf der Erde, wie auch in der kommenden Herrlichkeit. Das ist die große Wahrheit, wie sie im Kolosserbrief entwickelt wird (Kol 1,26.27).

Konsequenz: Predigt und Ermahnung

„Denn wir verkündigen, indem wir jeden Menschen ermahnen und jeden Menschen lehren in aller Weisheit, damit wir jeden Menschen vollkommen in Christus darstellen; wozu ich mich auch bemühe, indem ich kämpfend ringe gemäß seiner Wirksamkeit, die in mir wirkt in Kraft“ (Verse 28.29).

In der Zwischenzeit predigte Paulus Christus. Er warnte und belehrte jeden Menschen mit dem Ziel, dass jeder Heilige Christus widerspiegeln und so „vollkommen in Christus“ sein möge, ein Ausdruck, der einen vollständig erwachsenen Christen meint.

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