Botschafter des Heils in Christo 1854
Gedanken über 1. Johannes 1
Der Apostel Johannes schreibt den Christen, um sie vor Verführung, zu bewahren (Kap 2,16). Ernstlich ermahnt er sie: „Kindlein lasst euch niemand verführen“ (Kap 3,7). Die Verführer waren hier vornehmlich solche, die da nicht bekannten, Christus Jesus ins Fleisch gekommen. Er nennt sie Widerchristen, weil sie von dem Geist des eigentlichen Antichristen beseelt waren. Diesen gegenüber hebt er schon gleich im ersten Verse des Briefes die köstliche und wichtige Wahrheit hervor, dass Jesus im Fleisch offenbart: „Das wir gehört haben, das wir gesehen haben mit unseren Augen, das wir beschaut haben und unsere Hände betastet haben vom Wort des Lebens – und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und zeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist welches war bei dem Vater und ist uns erschienen.“ – Christus ist, das Leben. Wer den Sohn hat, der hat das ewige Leben. Wir besitzen es in Ihm vollkommen, wie Er es selbst besitzt. „Er ist uns gemacht von Gott zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung“ (1. Kor 1,30). Es ist ein herrlicher Gedanke, Ihn selbst in seiner Vollkommenheit zu haben. „Was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir euch, auf dass ihr auch mit uns Gemeinschaft habt; unsere Gemeinschaft aber ist mit dem Vater und seinem Sohn Jesus Christus.“ Das Leben bringt uns in diese selige Gemeinschaft. Wer das ewige Leben hat, der hat und steht den Sohn, und wer den Sohn steht, der steht den Vater (Joh 14,9). „An demselben Tage werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin, und ihr in mir und ich in euch“ (V 20). Der Geist des Vaters und des Sohnes in uns ist die Quelle und die Kraft dieser Einheit. Es ist ein unaussprechliches Glück und Vorrecht, die Gemeinschaft des Vaters und des Sohnes genießen zu können. Dies macht unsere Freude vollkommen (V 4).
Nach Epheser 1,4 wissen wir, dass wir nach dem ewigen Ratschluss Gottes vor Gründung der Welt in Christus erwählt sind, dass wir sollten sein heilig und unsträflich vor Ihm in der Liebe. Dies ist das Wesen Gottes. Er ist heilig, ohne Tadel und ist die Liebe. Diesem Wesen sollen wir nach seinem Ratschluss ganz entsprechen. Wir sollen vor Ihm ein Gegenstand sein, worin Er sich selbst wiederfindet. Welch ein Reichtum von Weisheit und Liebe offenbart sich in diesen Gedanken. Es ist wahr, wir werden diesem Ratschluss erst völlig in der Herrlichkeit entsprechen; aber es ist gut, dass wir ihn jetzt verstehen. Er wird unsere Herzen mit Liebe und Anbetung erfüllen und wir werden hienieden als Erlöste und Geliebte in seiner Gemeinschaft demselben durch unseren ganzen Wandel zu entsprechen suchen. Wer die Hoffnung hat, Jesu in der Herrlichkeit gleich zu sein, reinigt sich, wie Er rein ist (1. Joh 3,3).
In Vers 5 des angeführten Kapitels sehen wir den Charakter Gottes: „Gott ist ein Licht, und ist keine Finsternis in ihm.“ „So wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit Ihm haben, und wandeln in der Finsternis, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit“ (V 6). Wer im Licht wandelt, befindet sich in der Gegenwart und Gemeinschaft Gottes. Ein jeder Christ befindet sich im Licht Gottes, weil er in Christus ist; aber es kann sein, dass er nicht nach dem Licht wandelt. Das Bewusstsein der Nähe und Gegenwart Gottes wird uns alles offenbaren, was nicht nach dem Licht ist.
In Vers 7 finden wir die Stellung des Christen auf dreifache Weise ausgedrückt. 1. So wir im Licht wandeln, wie er im Licht ist; so haben wir 2. Gemeinschaft unter einander; und 3. das Blut Jesu Christi macht uns rein von aller Sünde. Der Christ kann nicht in Finsternis sein, weil Er in Christus in die Gegenwart Gottes gebracht ist. Das Fleisch denkt nur an sich und kennt keine Gemeinschaft, darum kann nur dann von Gemeinschaft die Rede sein, wenn wir im Licht wandeln. Das Blut Christi macht uns rein von aller Sünde, um stets die Gegenwart und Gemeinschaft Gottes genießen zu können. Gott ist heilig und duldet die Sünde nicht vor seinem Angesicht. „Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst und die Wahrheit ist nicht in uns“ (V 8). Hier ist von der Sünde, als dem Wesen, und nicht von den Sünden, als den einzelnen Tatsachen, die Rebe. Wir können nicht sagen, wir haben keine Sünde, aber wohl, wir stehen vor Gott ohne Sünde, weil das Blut Christi uns reinigt von aller Sünde. Wäre letzteres nicht also, so dürften wir nie die Gegenwart und Gemeinschaft Gottes genießen, denn Gott ist heilig. „Wenn wir sagen, wir haben nicht gesündigt, so machen wir Ihn zum Lügner und sein Wort ist nicht in uns“ (V 10). Das Wort Gottes sagt uns, dass wir gesündigt haben, und unsere Sünden das Opfer Christi erfordern; wer solches leugnet, der leugnet Gottes Wort. Aber wie köstlich und beruhigend ist es für das Herz der Christen, dass sie wissen, dass ihr Hohepriester mit seinem eigenen Blut im Heiligtum droben ist und Er sie stets in Kraft dieses Blutes vertritt und jede Anklage des Satans zu Boden schlägt. Es ist also nichts da, was ein Grund für uns wäre, nur einen Augenblick die Gegenwart und Gemeinschaft Gottes zu entbehren. Wenn wir sündigen, so werden wir betrübt sein; der Heilige Geist wird uns züchtigen, aber Er wird uns auch überzeugen, dass Jesus uns vertritt und uns dann wieder zum Genuss der Gemeinschaft des Vaters und des Sohnes zurückführen. Nie aber wird der Heilige Geist uns sagen, dass Gott uns irgend eine Sünde zurechnet.
Wir haben in diesem Kapitel drei Arten von Verführung. 1. Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit Ihm haben, und wandeln in der Finsternis, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit (V 6). So wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst und die Wahrheit ist nicht in uns (V 8). 3. So wir sagen, wir haben nicht gesündigt, so machen wir Ihn zum Lügner und sein Wort ist nicht in uns (V 10). Diesem gegenüber aber wissen wir als Gläubige, dass wir 1. in Christus stets im Licht sind, 2. dass sein Blut uns reinigt von aller Sünde, 3. dass Gott die Sünde nicht zurechnet und Jesus uns stets vertritt.
Der 9. Vers ist mehr allgemein. Gott fordert von unserer Seite Bekenntnis der Sünde, und seine Vergebung nach Treue und Gerechtigkeit gründet sich auf das Opfer Christi. Er kann uns die Sünden nicht zurechnen, weil das Blut Christi vor seinem Angesicht ist, und Er treu und gerecht ist.