Botschafter des Heils in Christo 1854
Gedanken zu Matthäus 18,20
Diese trostreichen Worte des Herrn Jesus führen uns auch auf ein Vorrecht der Kinder Gottes und es gereicht uns zu einem großen Segen, wenn wir es recht verstehen und genießen. Alles, was Gott uns in Christus darreicht, ist ein Ausfluss Seiner erbarmenden Liebe, und darum ein Segen für uns, und wer irgendetwas davon gering achtet, der achtet Gott selbst und seine große Liebe gering.
Sind unsere Herzen auf diese Liebe Gottes gerichtet und davon erfüllt, so können wir nicht anders, als Gott preisen. Die so zärtliche Zuneigung Gottes als Vater für uns, erweckt in uns ähnliche Gefühle. Sobald wir anfangen zu begreifen, was Gott für uns ist, werden wir immer von tiefer Verehrung und Liebe gegen Ihn erfüllt sein. Es ist dann unsere größte Freude, wenn unser Gott und Vater verherrlicht und gepriesen wird. Es genügt uns aber nicht, wenn wir allein Ihm Opfer darbringen. Wir sehnen uns danach, dass viele Herzen von den Gedanken Gottes erfüllt und aus vieler Mund Gott gepriesen werde. Die Erkenntnis der Liebe Christi, die zwar alle Erkenntnis übersteigt, ruft in uns diese Sehnsucht hervor. Es betrübt uns, wenn wir sehen, dass die Heiligen diese Liebe wenig erkennen und ihre Herzen so wenig darauf gerichtet sind. Dieser Mangel an Erkenntnis erweckt in uns die Fürbitte und Gebete für die Heiligen und treibt uns zur erbarmenden Liebe und herzlichen Ermahnung. Wir werden nicht an uns dabei denken, sondern allen Eifer für die Verherrlichung Gottes und das Heil der Brüder beweisen. Unser ganzes Verhalten wird es offenbaren, wie sehr wir wünschen, dass Gott und Christus Jesus verehrt und gepriesen werde. Unsere Freude aber wird erhöht, wenn wir in der Gemeinschaft der Heiligen Gott unsere Lobpreisungen, unseren Dank und unsere Anbetung darbringen. Wir werden uns zurufen: „Lasst uns ihn lieben, denn er hat uns zuerst geliebt.“ Diese Liebe soll unsere Herzen ganz erfüllen, und wir sollen erkennen, wie innig sie uns mit Gott und untereinander verbunden hat.
Sobald wir im Namen Jesu versammelt sind – und anders sollen wir nie versammelt sein –, ist Jesus, die Quelle aller Segnungen und die Fülle der Gottheit, in unserer Mitte. Sobald wir dieses in Wahrheit erkennen, werden unsere Herzen auf Ihn gerichtet sein, und wir werden von Ihm erwarten, was wir bedürfen. Wir sollen uns nicht darum versammeln, weil dieser oder jener begabte Bruder unter uns ist, sondern weil Jesus selbst da ist, wo wir in Seinem Namen versammelt sind. Wenn man sich nur dann versammelt, wenn dieser oder jener Bruder gegenwärtig ist, so steht es traurig um die Seelen. Die Gegenwart Christi wird gering geachtet. Der Bruder wird vielmehr höher gesetzt als Jesus, die Quelle alles Heils. Die Versammlungen werden immer gesegnet sein, wo die Herzen in Einfalt auf Jesus gerichtet sind, und wo man von Ihm allein es erwartet, gesegnet zu werden. Sind die Gaben auch gering, man wird gesegnet sein, weil Jesus in der Mitte ist. Ein begabter Bruder kann nicht immer in unserer Mitte sein, aber der Gegenwart Christi haben wir uns jeden Augenblick zu erfreuen. Dies Bewusstsein soll stets unser Trost und unsere Freude sein. Die Glieder einer Versammlung sollen sich gegenseitig daran erinnern, dass Jesus unter ihnen ist. Sie sollen von Ihm erbitten, was sie bedürfen. Er wird die Bitte erhören, weil ja alle Seelen auf Seine Ehre und ihr gegenseitiges Heil bedacht sind. Wo in der Liebe Gottes vereinte Herzen etwas vom Vater begehren, da werden sie keine Fehlbitte tun. Es ist des Vaters Wohlgefallen, sich an Seinen Kindern zu verherrlichen und zu offenbaren, was Er für uns ist.
Eine Versammlung gering schätzen, in welcher Jesus selbst wohnt, heißt Ihn selbst und Seine Liebe gering schätzen. Wer nicht dahin kommt, wo Jesus, die Segensquelle, sich uns mitteilen will, achtet sich selbst dieses Segens unwürdig. Glauben wir der Versammlung der Heiligen nicht zu bedürfen, sondern ohne sie uns erbauen zu können, so beweisen wir, dass wir uns selbst für klug halten, aber nicht bereit sind, uns vom Herrn segnen zu lassen. Haben die einzelnen Glieder keinen verborgenen Umgang mit Gott, so werden auch ihre Versammlungen matt und kraftlos sein; verachten wir die Gemeinschaft der Heiligen, so wird auch unsere persönliche und verborgene Gemeinschaft mit Gott sehr schwach sein.
Sobald die Brüder, welche in der Versammlung etwas reden, nicht allein auf die Verherrlichung Gottes und die Erbauung des Leibes Christi bedacht sind, sondern vielmehr an ihre Verherrlichung denken, werden sie weder sich noch andere in Wahrheit erbauen. Wir mögen mit vielen und schönen Worten von dem Reichtum Christi reden können. Das macht es nicht aus, sondern die Kraft, und wenn unsere Herzen von diesem Reichtum erfüllt sind. Wollen wir etwas zur Erbauung reden, so dürfen wir nicht vergessen, dass Jesus in unserer Mitte ist, und wenn wir uns in Seiner Gegenwart befinden. Alles soll zu seiner Ehre geschehen. In einer Versammlung soll aber nicht nur, der da redet, wirksam sein, sondern aller Herzen sollen im Gebet und Flehen, im Loben und Danken auf den, der in ihrer Mitte ist, gerichtet sein. Dies wird stattfinden, wenn man sich Seiner Gegenwart erfreut, und von Ihm allein erwartet, gesegnet zu werden. Je schwächer und mangelhafter eine Versammlung dasteht, desto leichter werden falsche Brüder einschleichen und sich darin halten können. Ihre Gegenwart wird aber für die Gemeinschaft ein Bann sein, der den vollen Segen aufhält. Gott ist aber bereit, eine Versammlung vor solchem Bann zu bewahren und sie davon zu befreien.
Fühlen wir unsere ganze Abhängigkeit von Ihm, leben wir in Seinem Licht, so wird Er die falschen Brüder von uns fern halten. Tragen wir vor Ihm Leid, wenn eine Gemeinschaft nicht zu Seines Namens Preis dasteht, sind wir darüber göttlich betrübt, so wird der Herr beweisen, dass Er stets bereit ist, alles unlautere Wesen zu offenbaren und hinwegzutun. Jesus, in unserer Mitte, ist selbst auf die Ehre und die Heiligkeit Seines Hauses, welches wir sind, und des köstlichen Namens bedacht, und wird unsere Gebete auch in diesem Stück erhören. Lasst uns nicht müde werden, mit einfältigem Herzen zu Ihm zu flehen und Ihm alles anheimzustellen. Liegt uns das Wohl einer einzelnen Seele am Herzen, wie viel mehr das Heil einer ganzen Versammlung, dass sie in Wahrheit erkenne, was Gott für uns ist, und Seinen Namen verherrliche. Wo die Einfalt Christi das Herz der Glieder erfüllt, wo das Band der Liebe und des Friedens sie innig verbunden hält, wird der Herr in vollem Frieden unter ihnen sein.
Es gibt nichts, was unsere Herzen in der Gemeinschaft der Heiligen so sehr erfreut und unser Vertrauen in allen Dingen so aufrecht erhält, als das Bewusstsein, dass Jesus in unserer Mitte ist. Seine Gegenwart allein bewirkt es, dass wir gesegnet werden, weil Er fortwährend beschäftigt ist, für uns zu beten und uns zu vertreten. Wenn die brüderliche Liebe unser Herz erfüllt, so werden wir uns gewiss freuen, unsere Brüder und Schwestern zu sehen, und uns mit ihnen versammelt zu wissen, aber unsere größte Freude soll die sein, dass Jesus, die Quelle alles Heils, selbst in unserer Mitte ist. Vor Seiner Gegenwart soll gleichsam für jedes Glied alles andere verschwinden. Sie soll so sehr unsere Herzen erfüllen und unsere Glaubensblicke gefesselt halten, dass wir für sonst nichts mehr da sind. Er ist ja der köstlichste Gegenstand unseres Glaubens, unserer Liebe und Hoffnung. Er ist der Gegenstand unserer Verehrung und Lobpreisung. Wir werden den seligsten Frieden genießen, wenn wir uns ganz in Ihm verlieren. Wir werden unseren Brüdern mit ungeheuchelter und inbrünstiger Liebe begegnen, wenn wir sie nur in Ihm suchen und finden.
Der Herr gebe, dass wir das hohe Vorrecht, uns im Namen Jesu zu versammeln, immer mehr schätzen lernen, damit wir es oft genießen und dass unsere Herzen, so oft wir uns versammelt haben, von der Gegenwart Christi durchdrungen und auf Ihn gerichtet sein mögen. Nichts ist köstlicher für eine Seele, als wenn sie in seiner seligen Gemeinschaft mit allen Heiligen sich um Ihn geschart weiß. Es wird nicht lange dauern, so werden Ihn unsere Augen sehen. Er wird sich dann persönlich in unserer Mitte befinden und wir werden mit Ihm alle Segnungen völlig genießen. Er wird alsdann ganz der Gegenstand unserer Verehrung und Verherrlichung sein. Wir werden aber auch jetzt von denselben Neigungen erfüllt sein, wenn wir verstanden haben, dass Er unsichtbar in unserer Mitte ist, sobald wir in Seinem Namen versammelt sind.