Botschafter des Heils in Christo 1854
Einige Gedanken über die Geschichte Josephs
Diese Geschichte ist so interessant, dass selbst die Kinder ihr immer ein aufmerksames Ohr leihen, wiewohl sie nicht die Schönheiten verstehen, welche in dieser Geschichte für den Gläubigen enthalten sind, welcher darin das Bild Jesu Christi erkennt; so sehr ist es wahr, dass es (für das Herz, welches noch nicht verhärtet ist) eine innerliche Schönheit in allem gibt, was den Herrn offenbart.
Joseph ist in den Ratschlüssen Gottes der Erbe der Herrlichkeit, und das Oberhaupt seiner ganzen Familie. Dies erregt die Eifersucht seiner Brüder, umso mehr, da er der Liebling seines Vaters ist. Die Brüder verkaufen ihn an die Heiden und geben ihn für tot aus, anstatt ihn wirklich zu töten, wie die Juden mit dem wahren Joseph getan hatten.
Nach diesem verfällt Juda in alle Arten von Elend und Sünden, ohne dass ihm indessen dadurch das königliche Geschlechtsregister entzogen wird.
Joseph wird, in Folge falscher Anklagen, von den Heiden erniedrigt. Er wird ins Gefängnis geworfen, seine Füße werden in Fesseln gelegt; das Eisen dringt in seine Seele, bis zur Zeit, wo seine Gerechtigkeit an den Tag kommt. Das Wort Gottes stellt ihn auf die Probe. Von seiner Erniedrigung befreit, wird er zur Reckten des Thrones erhoben, die Verwaltung der ganzen Macht der Heiden wird ihm anvertraut, solange er von seinen Brüdern ungekannt bleibt.
In der Erniedrigung ist er der Dolmetscher der Gedanken und Ratschlüsse Gottes; während seiner Erhöhung verwaltet er mit Macht und mit derselben Weisheit, welche er schon an den Tag gelegt hatte, als er in der Unterdrückung war, und übergibt alles unter die unmittelbare Herrschaft dessen, welcher auf dem Thron sitzt.
Eine andere Szene zeigt sich: Josephs Brüder, von der Hungersnot getrieben, werden auf dem Weg der Buße und Demütigung dahin gebracht, endlich in der Herrlichkeit den anzuerkennen, welchen sie einst verwerfen hatten. Benjamin, ein Vorbild der Macht des Herrn der Erde unter den Juden, wird mit dem vereinigt, welcher, solange er seinen Brüdern unbekannt war, die Macht des Thrones unter den Heiden hatte. Christus begreift diese beiden Charaktere in sich.
Endlich wird Jakob und den Seinen, als einem besonderen Volk, ein Platz angewiesen in dem Land, welches das am meisten begünstigte von allen den Ländern war, welche unter der Herrschaft des großen Königs sich befanden.
Es gibt nichts Rührenderes, als das Benehmen Josephs gegen seine Prüder. Aber ich muss diese Betrachtungen den Herzen meiner Leser überlassen, indem ich sie, so viel als meine Wünsche dies vermögen, unter den kostbaren Einfluss des Geistes Gottes stelle.
Man ist glücklich, zu bemerken, dass Jakob, als er dem Pharao vorgestellt wird, wiewohl er anerkennt, dass sein Leben im Vergleich mit dem Leben seiner Väter traurig gewesen ist, nichts desto weniger sich im Stand fühlt, er, der verachtete Hirte, den Monarchen zu segnen. Es ist unstreitig: der, welcher segnet, ist größer, als der, welcher gesegnet wird. Das kleinste und am meisten strauchelnde unter den Kindern Gottes hat das Bewusstsein seiner Überlegenheit in Gegenwart der hochstehenden Leute dieser Welt.
Man hat nicht verfehlt, in der Geschichte Josephs eins der merkwürdigsten Vorbilder des Herrn Jesus zu erkennen. Dieser vorbildliche Charakter bezieht sich selbst auf viele Einzelheiten der Wege Gottes in Betreff der Juden und Heiden.
So sehen wir im 48. Kapitel Joseph als Erben; die doppelte Erbportion, welche dem altern, dem Erben des Vaters unter den Juden angewiesen wurde, wurde ihm gegeben (Siehe 1. Chr 5,1–2).