Botschafter des Heils in Christo 1854
Mit Christus einsgemacht
„Denn wenn wir mit ihm einsgemacht worden sind in der Gleichheit seines Todes, so werden wir es auch in der seiner Auferstehung sein“ (Röm 6,5).
Es ist notwendig zu verstehen, dass wir mit Christus einsgemacht worden sind, so wie in der Gleichheit seines Todes, als auch zu in seiner Auferstehung. Auf dieser Wahrheit allein beruht unsere Rechtfertigung vor Gott, und in gläubiger Anerkennung derselben haben wir Frieden mit Ihm. Viele Christen verstehen diese Wahrheit nicht, worin der Grund liegt, dass sie immer wieder als „arme Sünder“ vor Gott erscheinen. Der Christ muss das Wesen des Glaubens verstehen und im Glauben wandeln. Abraham glaubte dem Herrn und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet. Er hielt sich an den Dingen, die er nicht sah, als sehe er sie, er hoffte, als nichts zu hoffen war. Gott hatte zu ihm gesprochen und das war ihm genug. Das ist dem Glauben immer genug. Der Glaube macht uns selig in den Dingen, die wir nicht sehen. Er schaut da Heil und Sieg, wo der Unglaube nichts sieht, und wo der Unglaube Hilfe und Errettung zu sehen glaubt, da sieht der Glaube nichts. Wenn Gott gesprochen hat, so ist der Glaube sicher, dass er das auch tun kann, was Gott zugesagt hat. Kein Mensch kann die Gedanken Gottes ergründen, sie sind auch nie in eines Menschen Herz aufgekommen (vgl. 1. Kor 2,9). Doch der Glaube hält sich stets daran, wie ein fester Anker und bewirkt, dass wir in voller Gewissheit wandeln.
Der Apostel sagt: „Wir sind mit Christus einsgemacht worden in der Gleichheit seines Todes. Ich erforsche und erkenne, dass das, was mit Christus Jesus geschehen ist, auch mit mir geschehen ist, weil ich mit Ihm einsgemacht worden bin. Diese Gedanken spricht Gott durch sein Wort aus, wo ein Mensch nie hätte dran denken können. Und hätte doch ein Mensch daran gedacht, was würde es mir nützen, wenn Gott sie nicht ausgesprochen hätte. Daher sagt sein Wort: „Oder wisst ihr nicht, dass wir, so viele auf Christus Jesus getauft worden sind, auf seinen Tod getauft worden sind? So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe auf den Tod, damit, so wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln“ (Röm 6,3.4). Alle unsere Sünden lagen auf Jesus, als er auf Golgatha zur Sünde gemacht wurde und in den Tod gegangen ist. Unsere Strafe lag auf Ihm, weshalb wir Ihn am Fluchholz zwischen 2 Mördern hängen sehen. „Der selbst unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen hat“ (1. Pet 2,24). Der Leib, auf dem unsere Sünden und unsere Strafe lagen, wurde begraben und vor Gott für ewig hinweg getan. Wir sind nun mit Ihm einsgemacht in der Gleichheit seines Todes und wir sind auch mit Ihm begraben durch die Taufe auf den Tod. „… dieses wissend, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde abgetan sei, dass wir der Sünde nicht mehr dienen“ (Röm 6,6). Das sind die Gedanken Gottes über uns in Christus Jesus, woran jedoch nur der Glaube sich halten kann, weil sie nicht gesehen werden. Dieser Glaube aber findet genau darin den Grund unserer Rechtfertigung und gibt uns den Frieden mit Gott.
Wenn ich erkannt habe, dass ich durch den Glauben mit Christus einsgemacht worden bin, so kann ich als „Sünder von Natur“ vor Gott nicht mehr erscheinen. Denn wer gestorben ist, ist gerechtfertigt oder freigesprochen von der Sünde (vgl. Röm 6,7). Darum wurde Christus „für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm“ (2. Kor 5,21). Denn wir sind nicht nur einsgemacht mit Ihm in der Gleichheit seines Todes, sondern auch in seiner Auferstehung. Gott hat Ihn um unserer Gerechtigkeit willen auferweckt, „und hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus“ (Eph 2,6). „Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott“ (Kol 3,3). In dieser Gewissheit und Wahrheit hat unser Glaube die Kraft, der Sünde nicht zu dienen, die Geschäfte des Fleisches und seine Glieder zu töten und in der Neuheit des Lebens zu wandeln.
Wir wissen, dass der aus den Toten auferweckte Christus, nicht mehr stirbt, „der Tod herrscht nicht mehr über Ihn“ (Röm 6,9). Es herrscht nun aber auch der Tod nicht mehr über uns, die wir durch den Glauben mit Ihm einsgemacht worden sind. Auch wir sind aus dem Tod in das Leben übergegangen (vgl. Joh 5,24, 1. Joh 3,14). „Wer den Sohn hat, hat das Leben“ (1. Joh 5,12). Entweder werden wir diese irdische Hütte ablegen und in der Auferstehung von den Toten eine Behausung von Gott empfangen (vgl. 2. Kor 5,2), oder, die wir leben und übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, werden verwandelt werden (vgl. 1. Kor 15,51.52). So hat in Christus der Tod seine Macht über uns verloren. „Der Lohn der Sünde ist der Tod“ (Röm 6,23). Diesen Lohn haben wir empfangen in dem Tod Christi. „Denn was er gestorben ist, ist er ein für alle Mal der Sünde gestorben; was er aber lebt, lebt er Gott. So auch ihr, haltet dafür, dass ihr der Sünde tot seid, Gott aber lebend in Christus Jesus“ (Röm 6,10.11). Alle, die durch den Glauben in Christus sind, stehen nicht mehr als Sünder und Gottlose vor Gott, sondern als Lebende, die mit Ihm auch in der Gleichheit der Auferstehung einsgemacht sind. „Also ist jetzt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind“ (Röm 8,1). Die Rechte und alle Segnungen, welche unser Herr Jesus in seiner Kindschaft vor Gott dem Vater einnimmt, haben auch wir, weil wir ja mit Ihm einsgemacht sind. Wir sind Kinder Gottes, denn wir haben den Geist der Sohnschaft empfangen, indem wir rufen: „Abba, Vater!“ (Röm 8,15). „Wenn aber Kinder, so auch Erben – Erben Gottes und Miterben Christi“ (Röm 8,17). Ja, sein Geist, der uns jetzt schon gegeben ist, ist das Unterpfand unseres köstlichen Erbteils im Himmel. Wir sind mit Ihm einsgemacht und sind darum auch Teilhaber seiner Herrlichkeit.
Wandeln wir im Glauben in dieser Wahrheit, so lassen wir die Sünde nicht über uns herrschen und gehorchen nicht mehr ihren Lüsten. „Wir, die wir der Sünde gestorben sind, wie sollten wir noch darin leben?“ (Röm 6,2). Ihre Herrschaft und Macht, ja ihr schrecklicher Lohn, der Tod, haben ihre Ansprüche verloren, weil wir für sie nicht mehr leben, sondern in dem Tod Christi unsern Tod ihretwegen gefunden haben. Doch nur der Glaube, hat das Wesen und die Kraft aller dieser Dinge, wo der Unglaube nichts als leere und kraftlose Worte sieht. – Unsere Glieder sind nicht mehr zu gebrauchen als Waffen der Ungerechtigkeit, um dem Tod Frucht zu bringen, sondern wir sollen sie Gott übergeben zu Waffen der Gerechtigkeit, so ist unsere Frucht in Heiligung und das Ende das ewige Leben (Röm 6,22). Wir waren Sklaven der Sünde, nun aber sind wir Sklaven der Gerechtigkeit geworden (Röm 6,18), und dadurch wird der Vater verherrlicht, dass wir viel Furcht bringen. Es wäre aber unmöglich, Gott zu dienen und seinen Namen zu verherrlichen, wenn wir nicht mit Christus einsgemacht worden sind, sowohl in der Gleichheit des Todes als auch in der Auferstehung. Solange wir der Sünde unterworfen sind, dienen wir ihr und bringen dem Tode Frucht. Wir können nicht anders, selbst wenn wir es wollen. Doch sind wir in Christus der Sünde gestorben, so sind wir von ihr frei gemacht und leben durch Jesus Christus unserem Herrn.
„Denn die Sünde wird nicht über euch herrschen, denn ihr seid nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade“ (Röm 6,14). Es waren in den ersten christlichen Versammlungen viele Gesetzeseiferer beschäftigt, die Gläubigen unter das Gesetz zurückzuführen, sogar auch die Gläubigen aus den Heiden, die noch nie unter der Haushaltung des Gesetzes gestanden hatten. Der Bund, den Gott in dieser Haushaltung mit dem Volke Israel machte, war auf bestimmte Gesetze gegründet. Wer diese Gebote tat, der sollte leben (vgl. 3. Mo 18,5). Das Volk war in diesen Bund mit Gott eingegangen und war nun auch verpflichtet, darin zu wandeln. Es wurde aber offenbar, was in ihren Herzen war, sie waren ein halsstarriges Volk. „Denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde“ (vgl. Röm 3,20). – Der Apostel Paulus hat oft mit diesen Eiferern des Gesetzes kämpfen müssen und in seinen Briefen finden wir lehrreiche Mitteilungen über diesen Gegenstand, die uns wohl als Ermahnung und Warnung dienen können, um so mehr, da auch in unsern Tagen viele aus Mangel an Erkenntnis der göttlichen Wahrheit, eine gesetzliche Stellung eingenommen haben, und nicht zur Freiheit des Glaubens durchgedrungen sind. Namentlich sind die Briefe an die Römer und Galater reich an Belehrungen über diesen Punkt.
In 1. Timotheus 1,9 sagt der Apostel, dass für den Gerechten das Gesetz nicht bestimmt ist, sondern den Ungerechten und Gottlosen. Wenn ich verstanden habe, dass ich mit Christus einsgemacht worden bin, sowohl in der Gleichheit seines Todes, wie in seiner Auferstehung, so weiß ich auch, dass ich durch das Gesetz des Lebens in Christus freigemacht bin (Röm 8,2).
Stelle ich als Herr einen Diener ein, so mache ich mit ihm einen schriftlichen Vertrag mit gewissen Pflichten und Rechten. Diesen schriftlichen Vertrag habe ich aber nicht mit einem Kind. Hier ist nur die Liebe wirksam, und „die Liebe ist Erfüllung des Gesetzes“ (Röm 13,8–10). „Wenn ihr mit Christus den Elementen der Welt gestorben seid, was unterwerft ihr euch Satzungen, als lebtet ihr noch in der Welt?“ (Kol 2,20). Der Gläubige ist mit Christus auferstanden und in den Himmel versetzt; er gehört dieser Welt nicht mehr an. Jene Satzungen gehörten unter die Haushaltung des Gesetzes, aber nicht unter die Haushaltung der Gnade; sie waren einem irdischen Volk gegeben, aber nicht dem himmlischen. „Unser Leben ist nicht in dieser Welt, sondern es ist verborgen mit dem Christus in Gott (Kol 3,3)“.
„Oder wisst ihr nicht, Brüder (denn ich rede zu denen, die das Gesetz kennen), dass das Gesetz über den Menschen herrscht, solange er lebt? Denn die verheiratete Frau ist durchs Gesetz an den Mann gebunden, solange er lebt; wenn aber der Mann gestorben ist, so ist sie losgemacht von dem Gesetz des Mannes. Also wird sie denn, während der Mann lebt, eine Ehebrecherin genannt, wenn sie eines anderen Mannes wird; wenn aber der Mann gestorben ist, ist sie frei von dem Gesetz, so dass sie keine Ehebrecherin ist, wenn sie eines anderen Mannes wird. Also seid auch ihr, meine Brüder, dem Gesetz getötet worden durch den Leib des Christus, um eines anderen zu werden, des aus den Toten Auferweckten, damit wir Gott Frucht brächten“ (Röm 7,1–4). So sind also die Gläubigen durch den Leib Christi freigemacht von dem Gesetz, und als ein himmlisches Volk, als Kinder für Gott beiseite gestellt. Warum redet aber der Apostel Paulus in Römer 7 noch in den folgenden Versen so viel von dem Gesetz, dem er doch gestorben ist? Nur zur Belehrung für die, welche nicht verstanden haben, dass sie durch den Leib Christi von dem Gesetz frei gemacht sind. „Also ist das Gesetz unser Erzieher gewesen auf Christus hin, damit wir aus Glauben gerechtfertigt würden. Da aber der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter einem Erzieher“ (Gal 3,24.25). „Denn Christus ist das Ende des Gesetzes, jedem Glaubenden zur Gerechtigkeit“ (Röm 10,4). Christus, „als er ausgetilgt hat die uns entgegen stehende Handschrift in Satzungen, die gegen uns war, hat er sie auch aus der Mitte weggenommen, indem er sie an das Kreuz nagelte“ (Kol 2,14).
Dies sollte eigentlich nur eine Belehrung für Gläubige aus den Juden sein, die unter der Haushaltung des Gesetzes standen; doch es wird für jegliche Seele von Segen sein, die sich freiwillig unter das Gesetz gestellt hat, und noch nicht zur Freiheit des Glaubens gekommen ist. Alle, die durch den Glauben mit Christus einsgemacht worden sind, stehen nicht mehr vor Gott als Sünder, die dem Gesetz und Tod unterworfen sind, sondern als gerechtfertigte und freigemachte Kinder Gottes. Es wird einen großen Einfluss auf unsern ganzen Wandel ausüben, wenn wir verstanden haben, dass wir mit Christus sowohl in der Gleichheit seines Todes, wie in seiner Auferstehung, einsgemacht worden sind. Wir stehen nun in der Gnade und der Kraft, das herrliche Vorrecht der Kinder Gottes genießen zu können, nämlich Gott zu dienen. So lasst uns in der Freiheit stehen, womit uns Christus befreit hat; lasst uns in seinem Geist wandeln und dieses Vorrecht mit dankbarem und wahrhaftigem Herzen genießen.
Jeder wahrhaft Gläubige ist mit Christus gestorben und auferstanden. Er steht nicht mehr als Sünder und Gottloser vor Gott da, selbst wenn er unwissend in diesen Gedanken Gottes ist. Allein diese Unwissenheit ist es, die seinen Frieden mit Gott stört und seinen Wandel sehr mangelhaft erscheinen lässt. Hält aber der Christ im gläubigen Bewusstsein an dieser Wahrheit fest, so wandelt er im Frieden und verherrlicht Gott. Sind wir in Christus, so sitzen wir auch mit Ihm zur Rechten Gottes und freuen uns der seligen Kindschaft. Dort allein ist die Stellung des Gläubigen und er muss sich stets vergegenwärtigen, dass er sich dort befindet (vgl. Eph 2,6). Dies ist der Kampf des Glaubens. Alles, was sichtbar ist, ja selbst unsichtbare Mächte und Bosheiten sind stets beschäftigt, unseren Glauben zu schwächen und uns diese Erkenntnis zu rauben. Darum bedürfen wir in diesem Kampf des Glaubens Beharrlichkeit und alle Wachsamkeit im Gebet. Viele Lehren, selbst von Kindern Gottes, die aber unwissend in diesen so köstlichen Wahrheiten sind, können uns, wenn wir darauf hören, in unserem Glauben schwach machen, und wir tun besser, sie nicht zu hören. Ja es ist in unserer Zeit der Verwirrung für ein Kind Gottes schwer, den guten Kampf des Glaubens zu kämpfen. Aber Gott ist treu: die Aufrichtigen, die in Lauterkeit und Wahrheit vor Ihm allein leben möchten, wird Er recht leiten und führen. O, wir sind teuer erkauft, so lasst uns nicht Knechte der Menschen werden!