Botschafter des Heils in Christo 1854
Unsere Hoffnung in Gott
„Wenn aber Kinder, so auch Erben – Erben Gottes und Miterben Christi, …“ (Röm 8,17). „Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, wiederum zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!“ (Röm 8,15). Gott hat den Geist seines Sohnes in unsere Herzen gesandt, … (vgl. Gal 4,6). Unsere Stellung zu Gott ist eine überaus herrliche geworden, und versichert uns der reichsten Segnungen. Christus hat uns zu Seinem Kindschaftsrecht erhoben. Wir erfreuen uns mit Ihm der gleichen Liebe des Vaters und haben vollen Anteil an Seinem überschwänglichen Erbe. Wir sind berufen zu der Herrlichkeit Gottes in Christus Jesus. Er ist uns gleich geworden im Fleische, indem Er alle unsere Sünden auf Sich nahm, und hat uns Sich gleich gemacht als Kind vor Gott dem Vater. Die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, … (vgl. Joh 17,22).
Solange wir in dieser Hülle wallen, sind wir beschwert und sehnen uns nach unserer Behausung, die vom Himmel ist (vgl. 2. Kor 5,2). Wir warten auf unsere volle Kindschaft, nämlich auf die Erlösung unserer Leiber, aber in Hoffnung sind wir selig (vgl. Röm 8,23.24). Doch unsere Hoffnung wird sich bald in ein seliges Schauen verwandeln, all unser Sehnen wird gestillt werden bei der Ankunft des Herrn. Und wie wir getragen haben das Bild des irdischen, also werden wir auch tragen das Bild des himmlischen (vgl. 1. Kor 15,49). Schon jetzt ist unser Leben mit Christo in Gott verborgen, aber wir werden auch dem Leibe nach auferstehen, wenn Er kommen wird (vgl. 1. Thes 4,17). Christus ist aus den Toten auferweckt, und der Erstling der Entschlafenen geworden (vgl. 1. Kor 15,20). Der Geist, der Christum aus den Toten auferweckt hat, wird auch unsere sterblichen Leiber lebendig machen, weil Sein Geist in uns wohnt (vgl. Röm 8,11). Er wird unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten, zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit, nach der wirksamen Kraft, mit der Er sich auch alle Dinge unterwerfen kann (vgl. Phil 3,21). An diesen Augenblick knüpfen sich all unsere Hoffnungen und das Ziel unserer Wünsche. Der Apostel Paulus war bereit, alles zu erdulden, und selbst dem Tode Jesu ähnlich zu werden, um nur zu dieser Auferstehung zu gelangen.
Schon jetzt besitzen wir das hohe Vorrecht, alle unsere Segnungen, die wir in Christo haben, durch den Glauben zu genießen. „Der Glaube aber ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft, eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht“ (Heb 11,1). In den Vollgenuss der Segensfülle werden wir jedoch erst kommen, wenn wir zur Auferstehung von den Toten gelangt sind. Ein ewiges, unverwelkliches und unbeflecktes Erbe wird uns im Himmel aufbewahrt, und wir werden es mit Christus genießen. Bis zur Befreiung dieses Besitztums ist uns der Geist als Unterpfand geschenkt worden (vgl. Eph 1,14). Durch diesen Geist sind wir auch versiegelt bis auf den Tag Jesu Christi (vgl. Eph 1,13; Eph 4,30; 2. Kor 1,22). Wenn wir unsere Beziehungen zu Gott dem Vater und dem Herrn Jesu Christus recht verstehen, so werden wir uns jetzt schon der reichen Segnungen im Glauben erfreuen. Wir sind nun Gottes Kinder und wir wissen auch, dass wir Ihm (Jesus) gleich sein werden, denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist (vgl. 1. Joh 3,2). Die Liebe des Vaters ruht auf uns, wie auf Ihm, denn wie Er ist, so sind auch wir in dieser Welt (1. Joh 4,17). Sie sind Alle aus Einem, beide, der da heiligt und die da geheiligt werden (vgl. Heb 2,11). Darum scheut Er sich auch nicht, sie Brüder zu nennen, indem er spricht: „Ich will deinen Namen meinen Brüdern kundtun ...“ (Heb 2,12). Am Tag Seiner Auferstehung, als Er Sein Werk für uns vollendet hatte, spricht Er selbst zu Maria: „Gehe hin zu meinen Brüdern“ (Mt 28,10). Jesus Christus hat uns einen Platz neben Sich angewiesen und mit Sich in die gleichen Rechte und Beziehungen zu Gott und dem Vater gestellt. Wir dürfen nun als Kinder in aller Zuversicht zu Ihm reden. Welch eine Fülle von Freude und Hoffnung liegt in dem Gedanken, dass der Erstgeborene unter den vielen Brüdern schon aufgefahren ist und Seinen Platz in der Herrlichkeit zur Rechten des Vaters eingenommen hat! Hat Er dort Seinen Platz eingenommen, so werden auch Seine Brüder Ihn dort finden. Wollen wir wissen, wie sehr wir geliebt und gesegnet sind, so haben wir nur zu erforschen, wie sehr Er geliebt und gesegnet ist, denn wir sind als Seine Brüder Ihm gleich worden.
Noch mehr. Wir sind die Braut des Lammes (vgl. Off 22,17). In Ewigkeit sind wir mit Ihm verlobt. Paulus schreibt der Versammlung in Korinth: „ … ich habe euch einem Mann verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen“(2. Kor 11,2). Noch pilgert die Braut in der Fremde und wartet und sehnt sich nach Ihrem entfernten Bräutigam. O, möchte sie es in aller keuschen Treue tun! Im Glauben darf sie jetzt schon vertrauten und innigen Umgang mit Ihm pflegen und die Süßigkeit Seiner Liebe schmecken. Bald wird sie Ihn auch von Angesicht zu Angesicht schauen und in der Fülle Seiner Herrlichkeit zu Seiner Rechten thronen. Sie wird Ihm zur Hochzeit entgegengeführt werden und Sich im Vollgenuss Seiner Liebe erfreuen. Dann wird es heißen: „Lasst uns fröhlich sein und frohlocken und ihm die Ehre geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Frau hat sich bereitet. Und es wurde ihr gegeben, dass sie sich kleide in feine Leinwand, glänzend und rein; denn die feine Leinwand sind die Gerechtigkeiten der Heiligen“ (Off 19,7.8).
Doch noch mehr. Christus ist das Haupt der Versammlung und die Versammlung ist Sein Leib (vgl. Kol 1,18) und jeder Gläubige ein Glied dieses Leibes. Diese Beziehung verbindet uns auf das festeste mit Ihm. Haupt und Leib sind unzertrennlich. Als Saulus die Versammlung verfolgte, trat Ihm Jesus auf dem Wege nach Damaskus in den Weg und bekannte Selbst diese Einheit. Er sagte: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“ (Apg 9,4). Es ist klar: wer meinem Leib Übles tut, tut es mir. Aber die Segnungen des Hauptes sind auch die des Leibes. Beide haben Alles gemein. Diese Beziehungen sind ungemein herrlich und unauflöslich. Der Apostel redet oft davon in seinen Briefen, namentlich auch in der letzten Hälfte des 5. Kapitels an die Epheser. Er spricht hier von dem innigen Verhältnisse des Hauptes zu dem Leib; indem er das eheliche Verhältnis zum Bild nimmt. Christus ist das Haupt der Versammlung und Er ist seines Leibes Heiland (vgl. Eph 5,23). Christus, der die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat, damit Er sie heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort, damit Er die Versammlung sich selbst verherrlicht darstellt, die nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern dass sie heilig und untadelig sei (vgl. Eph 5,25–27). Wir sind teuer erkauft; wir sind das Werk Seiner aufopfernden und hingebenden Liebe. Wenn ich so sagen darf, wir sind das Weib Seiner Wahl, das Er aus tiefem Elend und großer Armut und Unreinigkeit durch die Hingabe Seines Eigenen Lebens erlöste, und mit Seinem Blute erkauft und geheiligt hat. Angetan mit den Kleidern des Heils, ist sie bestimmt, alle Seine Rechte und Beziehungen als Sohn Gottes mit Ihm zu teilen. 0, herrliches Los! Sie ist die zweite Eva des zweiten Adams und erwählt, um mit Ihm zu herrschen und zu regieren und das herrliche Erbe zu besitzen. „Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst. Denn niemand hat jemals sein eigenes Fleisch gehasst, sondern er nährt und pflegt es, wie auch der Christus die Versammlung. Denn wir sind Glieder seines Leibes, [von seinem Fleisch und von seinen Gebeinen]. Deswegen wird ein Mensch den Vater und die Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die zwei werden ein Fleisch sein. Dieses Geheimnis ist groß; ich sage es aber in Bezug auf Christus und auf die Versammlung“ (Eph 5,28–32). Ja, es ist ein überaus herrliches Geheimnis! Christus liebt in uns Sich selbst und Er kann Sich ja Selbst nicht hassen. Die Versammlung darf überzeugt sein, dass Er sie auch liebt, wie Sich Selbst, und sie mit der innigsten Zuneigung nährt und pflegt, denn sie ist ja Sein Eigener Leib. Wie Eva aus Adams Fleisch und Gebein bereitet war, so die Versammlung aus dem zweiten Adam. Sie ist ein Teil von Ihm, und wenn ich so sagen darf, sein anderes Ich. Wie die zwei, Adam und Eva ein Fleisch waren, also Christus und die Versammlung. Er verlässt alles, ja selbst auch das Teuerste, und hängt ihr an.
Wie unaussprechlich ist doch die Liebe, womit wir geliebt sind, und welch eine Quelle von Freuden und Segnungen hat uns Gott in Christus bereitet! O, Geliebte, lasst uns doch stets Seinen Namen preisen und verherrlichen! Lasst uns den Gott unsers Herrn Jesus Christus, den Vater der Herrlichkeit bitten, dass Er uns gebe den Geist der Weisheit und Offenbarung zu Seiner Erkenntnis und erleuchtete Augen unseres Verständnisses, zu erkennen die Hoffnung Seiner Berufung und den herrlichen Reichtum Seines Erbes an den Heiligen und die überschwängliche Größe Seiner Kraft an uns den Glaubenden nach der Wirkung Seiner mächtigen Stärke, in der Er gewirkt hat in dem Christus, indem Er Ihn aus den Toten auferweckt hat und gesetzt hat zu Seiner Rechten über Alles, was im Himmel und auf Erden ist (vgl. Eph 1,17–23). Er möge uns mehr mit allen Heiligen erfassen lassen, welches die Breite und Länge und Höhe und Tiefe sei; auch zu erkennen die Liebe des Christus, die doch alle Erkenntnis übersteigt, damit wir erfüllt werden zu der ganzen Fülle Gottes hin (vgl. Eph 3,18.19).
Noch stehen wir in der Wartezeit. All unser Verlangen ist auf Jesus gerichtet, den wir vom Himmel erwarten. Er ist als Hoherpriester mit Seinem Eigenen Blut in das Allerheiligste droben eingegangen und wir sind das versöhnte Volk, welches auf Sein Kommen mit Sehnsucht harrt. Wir haben große Ursache, Ihn mit aller Freudigkeit zu erwarten, denn Er wird allen denen, die Seiner harren, erscheinen zur Seligkeit (vgl. Heb 9,28). In Gottes Wort werden wir oft ermahnt, stets in dieser Erwartung zu stehen, immer bereit zu sein, Ihm entgegen zu gehen. Diese Bereitschaft übt einen großen Einfluss auf unsern ganzen Wandel aus. Sie erhält uns allezeit wacker und tröstet uns in allen unsern Drangsalen. Zur apostolischen Zeit finden wir die Versammlung in Thessalonich in ständiger Erwartung, und der Apostel hatte viel von Ihrem Werk im Glauben, Ihrer Arbeit in der Liebe und Ihrer Ausdauer in der Hoffnung zu rühmen. Ihr wurde am meisten über die Ankunft des Herrn geoffenbart.
Die Söhne dieser Welt haben den Herrn nur zum Gericht zu erwarten. Uns aber hat Gott nicht gesetzt zum Zorn, sondern die Seligkeit zu besitzen. Wir sind nicht in der Finsternis, dass uns der Tag des Herrn wie ein Dieb ergreift, sondern Söhne des Lichts und Söhne des Tages (vgl. 1. Thes 5,4–9). Die hier um Seines Namens willen Trübsal leiden, werden ruhen, wenn der Herr Jesus geoffenbart werden wird vom Himmel (vgl. 2. Thes 1,7). Er wird diese Welt richten, aber wir werden vor diesem Gericht, (d. h. derer, die auf Erden leben) hinweggenommen, da wir ja mit Ihm die Welt richten werden (vgl. 1. Kor 6,2; Off 2,26.27). Wir, die wir leben und überbleiben auf die Ankunft des Herrn, werden mit den in Christus Entschlafenen zugleich entrückt werden in Wolken, dem Herrn entgegen in die Luft und werden also bei dem Herrn allezeit sein (vgl. 1. Thes 4,15–17). Dies ist die erste Auferstehung. Selig und heilig ist, der Teil daran hat; über die hat der andere Tod keine Macht; sie werden Priester Gottes und Christus sein und mit Ihm regieren tausend Jahre (Off 20,5–6).
Ja, Er hat uns zu Königen und Priestern gemacht und wir werden über die Erde herrschen (vgl. Off 5,10).
So lasst uns, Geliebte, allezeit wacker und nüchtern sein und Jesus vom Himmel erwarten. Alle Verheißungen sind Ja und Amen in Ihm. Wann Er kommen wird, wissen wir nicht; aber Er ist nahe. Wir können Seine Ankunft jeden Augenblick erwarten. Unsere Hoffnungen und Erwartungen knüpfen sich nicht an diese Erde; unser Erbteil ist droben im Himmel. Wenn wir Ihm entgegengerückt sind, werden wir in dessen Besitz gelangen. So lasst uns nüchtern sein, angetan mit dem Brustharnisch des Glaubens und der Liebe, und mit dem Helm der Hoffnung der Errettung (vgl. 1. Thes 5,8).