Botschafter des Heils in Christo 1853
Gedanken zu Hebräer 9,27.28
„Und ebenso wie es den Menschen gesetzt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht, so wird auch der Christus, nachdem er einmal geopfert worden ist, um vieler Sünden zu tragen, zum zweiten Mal denen, die ihn erwarten, ohne Sünde erscheinen zur Errettung“ (Heb 9,27.28).
Diese beiden Verse lehren uns zwei sehr wichtige Tatsachen: Erstens, dass der Tod das natürliche Teil des Menschen ist, danach das Gericht, und zweitens, dass für die Gläubigen dieser Tod und dieses Gericht von Christus getragen ist und sie nunmehr mit Freuden das zweite Kommen unseres Herrn Jesus Christus erwarten! Sie nennen Ihn mit Sehnsucht und dies ist es, was die Heiligen von den Weltmenschen unterscheidet. Der eine nimmt durch die Gnade das Zeugnis von der Liebe Gottes an, der andere verwirft es. Das stellt zwischen beiden einen absoluten Gegensatz auf. Die eigenen Anstrengungen des Menschen sind hier nichts, denn er hat keine Macht, um sich von dem Tod zu befreien, in welchem er schon ist. Die Gläubigen sehen, dass Christus an ihrer Stelle dem Tod und dem Gericht begegnet und sich ihnen unterzogen hat. Also lieben sie Christus, indem sie sich seines Werkes erinnern. Ihnen wird Christus zum zweiten Male ohne Sünde erscheinen. Nicht, als wäre Er, was seine Person betrifft, das erste Mal nicht schon ohne Sünde gewesen, aber damals hatte Er sich in die Umstände der Sünde versetzt, Er wurde zur Sünde gemacht für uns. Was aber die Gläubigen betrifft, so gibt es bei seinem zweiten Kommen mit der Sünde nichts mehr zu tun. Er wird ihnen zur Seligkeit kommen, um sie in den Besitz der Ergebnisse seines ersten Kommens zu setzen. Die Seligkeit wird die Erfüllung dessen sein, was wir jetzt glauben. Indem wir Ihn betrachten, wie Er zur Rechten Gottes sitzt, erwarten wir einen völligen Segen bei seinem zweiten Kommen, und wenn dieser Glaube im Herzen ist, so werden die Resultate desselben im Leben offenbart. Die Stellung der Kirche ist es, die Seligkeit auf die Wirkungen seines ersten Kommens zu gründen und alle Folgen derselben bei seinem zweiten Kommen zu erwarten.
Dies wird im ersten Brief an die Epheser ans Licht gestellt. Die Gläubigen, heißt es Epheser 1,7, „haben die Erlösung durch das Blut Christi, die Vergebung der Vergehungen.“ Paulus bezeichnet anschließend unsere gegenwärtige Stellung als: „angenehm gemacht in dem Geliebten“ (Eph 1,6). Wir werden in die Erkenntnis der Ratschlüsse und Absichten Gottes eingeweiht. Es wird uns gesagt, dass für die Verwaltung der Fülle der Zeiten alles unter ein Haupt zusammengebracht werden wird in dem Christus (Eph 1,10). In der Zeit bis die Herrlichkeit da ist, sind wir versiegelt worden durch den Heiligen Geist, „der das Unterpfand unseres Erbes ist, bis zur Erlösung des erworbenen Besitzes, zum Preis seiner Herrlichkeit“ (Eph 1,12–14). Die Kirche hat also ihre Erlösung in Christus und sie erwartet, dass alle Dinge in Ihm vereinigt sein werden. Inzwischen besitzt sie den Heiligen Geist.
1. Der Herr Jesus ist selbst der Mittelpunkt aller Ratschlüsse Gottes. Ich will versuchen zu zeigen, dass alles, was die Kirche, die Juden oder Heiden betrifft, nur die Entfaltung seiner Herrlichkeit ist. Aber es gibt in dieser Beziehung mehr. Wir werden sehen, dass die Kirche Gottes dargestellt wird als solche, die sich nicht allein gegenwärtig des Vorrechts der Gemeinschaft Jesu erfreut, sondern auch als Miterbin des Christus oder als solche, die eines Tages mit Ihm die Erbschaft besitzen soll. Indem die Gläubigen die Herrlichkeit des Christus herbeiwünschen, sehnen sie sich nach ihrer eigenen Herrlichkeit, denn sie sind „Erben Gottes und Miterben Christi“ (Röm 8,17). Wir haben davon in Eva ein Vorbild. Eva war nicht ein Teil der Schöpfung, sie war nicht Herr der Schöpfung wie Adam, sondern sie wurde ihm beigesellt als Miterbin alles dessen, was Adam selbst erbte. Ebenso verhält es sich mit der Kirche. Sie soll mit Christus vereinigt werden, wenn Er von seiner rechtmäßigen Erbschaft Besitz nehmen wird.
2. Was den Ratschluss Gottes in Christus betrifft, so wird sein Titel als Erbe aller Dinge auf dreierlei Weise in der Heiligen Schrift offenbart. Erstens: Er hat alle Dinge geschaffen (Kol 1,16) und wie Er sie erschaffen, so sind sie auch „für Ihn.“ „Alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen.“ Er ist der große Erbe und soll alle Dinge besitzen. Durch Ihn sollen alle Dinge versöhnt werden (Kol 1,20), dann wird die ganze Welt Ihm unterworfen sein. Den zweiten Grund seines Titels finden wir in Hebräer 1,2: Es wird hier gesagt, dass Gott „den Sohn gesetzt hat zum Erben aller Dinge“. Der dritte Grund, der auf den Ratschlüssen Gottes beruht, ist dieser, dass der Mensch über alle Dinge gesetzt werden soll. Das lehrt uns der achte Psalm. Der Apostel Paulus führt diesen Psalm dreimal an, indem er jedes Mal irgendeinen Punkt von besonderer Wichtigkeit bezeichnet und immer darauf Nachdruck legt, dass der Herr Jesus der Mensch ist, von dem hier geredet wird. Er führt diesen Psalm in Heb 2,6–9 an: „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, oder des Menschen Sohn, dass du auf Ihn siehst? Du hast Ihn ein wenig unter die Engel erniedrigt, mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt und ihn gesetzt über die Werke deiner Hände; du hast alles seinen Füßen unterworfen.“ Er hat also „nichts gelassen, was ihm nicht unterworfen wäre“, fügt der Apostel hinzu, „jetzt aber sehen wir ihm noch nicht alles unterworfen. Wir sehen aber Jesus ... mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.“ Die Hälfte der Prophezeiung ist erfüllt, weil der, welcher herrschen soll, gekrönt ist. Sein Sitzen zur Rechten Gottes ist das Unterpfand, dass auch das Übrige erfüllt werden wird. Wir sehen darin nur das, was schon in Jesus erfüllt ist. Alle Dinge sind seinen Füßen noch nicht unterworfen. Er hat noch nicht seine große Macht in die Hand genommen und noch nicht seine Herrschaft angetreten (Off 11,17). Er sitzt, verborgen in Gott, bis die Zeit kommt, wo Gott seine Feinde als Schemel für seine Füße legen wird, wie es im Psalm 110,1 heißt 1.
3. Der achte Psalm wird außerdem in Epheser 1,22 angeführt, und zwar in Bezug auf die Versammlung, die sein Erbe teilt. Vorher hat der Apostel Gott gebeten, dass die Briefempfänger die Macht erkennen, die Gott jetzt zu ihren Gunsten ausübt und die dieselbe ist, die Er an Christus entfaltet hat, als Er Ihn von den Toten auferweckte. Danach nennt er die Versammlung, „die sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt“ (Eph 1,23) und dass sie daraus folgend mit Ihm seine zukünftige Herrlichkeit teilen wird. Christus wird dann augenscheinlich der Erbe aller Dinge, das Haupt und der Mann der Versammlung sein. Außerdem wird Psalm 8 angeführt in 1. Korinther 15,23–25. Dort geschieht es in Bezug auf das Reich und folglich in Bezug auf die Auferstehung: „Jeder aber in seiner eigenen Ordnung: der Erstling, Christus; dann die, die des Christus sind bei seiner Ankunft ... bis er alle Feinde unter seine Füße gelegt hat.“ Hier ist es also, wo die Anführung des Psalms zitiert wird: „Alles hast du unter seine Füße gestellt“ (Ps 8,7). Alles, was jetzt in Unordnung ist, soll den Füßen dieses Menschen unterworfen werden, und wenn alles unter seiner Herrschaft völlig geordnet sein wird, dann wird Er das Reich wieder zurückgeben. In 2. Timotheus 4,1 sehen wir, dass das Königreich oder die Regierung mit der Erscheinung des Herrn verbunden ist. Es soll alsdann errichtet werden. Es ist also klar, dass die Erscheinung des Christus nicht (wie einige sagen) am Ende, sondern am Anfang einer gewissen Periode stattfinden wird, denn am Ende dieser Periode wird das Königreich zurückgegeben werden. Man sehe die Worte des Apostels Paulus an Timotheus: „Ich bezeuge ernstlich vor Gott und Christus Jesus, der Lebende und Tote richten wird, und bei seiner Erscheinung und seinem Reich“ (2. Tim 4,1). Diese Stelle zeigt deutlich, dass die gewöhnliche Meinung, es gäbe es einen Tag von 24 Stunden für das Gericht, falsch ist. Das Gericht wird hier in der Tat dargestellt als eine gewisse Zeit andauernd. Die Erscheinung des Christus wird beim Beginn seiner Herrschaft stattfinden und sofort wird ein Gericht über die Bösen kommen, welche noch leben unter den Nationen, über welche der Zorn Gottes insbesondere kommen wird, weil sie sein Evangelium verworfen haben. Aber dieses Gericht, mehr oder weniger streng in seiner Ausübung, wird während der Periode seiner Herrschaft andauern (siehe dazu Jes 60,12; Jer 31,29.30; Sach 14,17–19; Ps 101,5–8) so lange, bis beim Ende dieser Herrschaft, wie lange auch deren Dauer sei, die unbekehrten Toten gerichtet werden. Wenn nun sein Erscheinen am Anfang seiner Regierung stattfindet, so ist es klar, dass die Kirche auferstanden und bei Ihm sein muss, wenn Er Besitz davon nimmt. Christus, wie wir gesehen haben, der „auferstandene Mensch“ ist der Erstling der Entschlafenen, dann die, welche des Christus sind bei seiner Ankunft (1. Kor 15,23; 1. Thes 4,15.17) und dann beginnt das Königreich, welches am Ende (d.h. am Ende einer bestimmten Periode, wovon in diesem Kapitel nicht geredet wird 2) demjenigen zurückgegeben wird, der Ihm alles gegeben hat, nämlich Gott dem Vater, „damit Gott alles in allem sei“ (1. Kor 15,28).
4. Der Titel Christus als Erbe aller Dinge und der Titel der Versammlung als seine Miterbin ist erklärt worden. Aber wir wiederholen, dass dieses nur in der Absicht Gottes besteht, denn dies ist noch nicht geschehen sondern wird erst noch geschehen. Christus allein sitzt zur Rechten des Vaters, „fortan wartend, bis seine Feinde hingelegt sind als Schemel seiner Füße“ (Heb 10,13). Wenn man fragt, was jetzt geschieht, so werden wir antworten, dass während der Zeit der Erwartung die Miterben des Christus durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes und mittelst der Predigt des Wortes gesammelt werden. Bemerken wir im Vorbeigehen, wie die Versammlung schon jetzt durch den Glauben und später öffentlich in diese gesegnete Beziehungen mit Christus eintritt. Dies geschieht durch die lebendig machende Kraft des zweiten Adams (1. Kor 15,45.47). Diese lebendig machende Kraft vereinigt die, welche sie besitzen, mit Christus, ihrem Haupt, und versetzt sie mit Ihm in Beziehungen, die ganz ähnlich sind denen, die wir durch die natürliche Geburt mit dem ersten Adam haben. Wir sind also die Erben seiner Herrlichkeit genau in derselben Weise, wie wir Erben alles des Elends sind, in welches der Fall des ersten Adams uns versetzt hat. Das ist es, was im letzten Teil des fünften Kapitels an die Römer erklärt wird. Das so gegebene Leben versetzt uns im Geist dahin, wo Jesus ist. Wir sind mit Ihm auferstanden durch den Glauben an die wirksame Kraft Gottes, welcher Ihn auferweckt hat (Kol 2,12). Das ist nicht eine Sache, welche wir noch erlangen müssen, sondern wir besitzen das Leben, welches, indem es uns mit unserem Haupt vereinigt, uns hienieden die Heiligkeit genießen lässt. Wir erwarten die Herrlichkeit, welche uns dessen teilhaftig machen wird, was unser Oberhaupt selbst genießt.
5. Es ist sehr wichtig zu begreifen, dass dieses ewige Leben, das wir in Christus selbst besitzen, nichts mit der uns umgebenden Welt gemein hat. Ebenso wird der Ausgang davon, eine Auferstehung des Leibes, zu einer bestimmten Zeit sein, und zwar nach einem Grundsatz, welcher von der Auferstehung der Bösen verschieden ist. Es wird die erste Auferstehung sein (Off 20,5) als Folge eines zuvor gegebenen Lebens. Die Heiligen werden auferweckt, weil sie eins sind mit demjenigen, welcher auferweckt ist. Sie werden auferweckt in Folge ihrer Vereinigung mit dem Herrn Jesus. Die Bösen dagegen werden auferweckt, um durch Ihn gerichtet zu werden, und zwar zu einer ganz anderen Zeit. Römer 8,11 zeigt uns den Grund davon: Weil der Geist Gottes schon in den Gläubigen wohnt: „Wenn aber der Geist dessen, der Jesus aus den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus aus den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen wegen seines in euch wohnenden Geistes.“ Es ist in der Schrift nicht die Rede von einer einzigen und gemeinsamen Auferstehung. Die allgemeine Meinung ist die, dass an einem gewissen Tag alle Menschen, Gute und Böse, vor Gott erscheinen und ihr Los empfangen werden – aber die Schrift sagt nichts dergleichen. Sie unterscheidet immer zwei Auferstehungen, die der Gerechten und die der Ungerechten. Eine Stelle könnte allerdings einem oberflächlichen Leser einen Schein von Wahrheit für jene Meinung zu geben scheinen. In Johannes 6,39.40.54 sagt der Herr, dass Er am letzten Tag auferwecken wird. Aber Er redet nur von denen, welche durch den Vater gezogen zu Ihm gekommen sind (Joh 6,44), von denen, welche sein Fleisch gegessen und sein Blut getrunken haben (Joh 6,56). Dies sind Ausdrücke, welche die Gläubigen bezeichnen. Er redet hier von einem letzten Tag nur in Bezug auf die Gerechten. Es wird auf die Bösen nicht einmal hingedeutet. Der Herr besteht auf dieser Wahrheit, dass alle zukünftigen Segnungen mit der Auferstehung verbunden sind. Die Worte „der letzte Tag“ haben wahrscheinlich Bezug auf einen den Juden bekannten Gedanken, was z.B. durch die Frage der Jünger (welche von Geburt Juden waren) deutlich wird: „Was ist das Zeichen deiner Ankunft und der Vollendung des Zeitalters?“ (Mt 24,3). An allen anderen Stellen unterscheidet die Schrift deutlich zwei Auferstehungen. Lukas 14,14 sagt: „Dir wird vergolten werden in der Auferstehung der Gerechten.“ Ebenso Lukas 20,35: „die aber für würdig erachtet werden, jener Welt teilhaftig zu sein und der Auferstehung aus den Toten.“ Hier zeigt sich ein bemerkenswerter Unterschied. Die, welche dafür würdig erachtet werden, erlangen diese Auferstehung. Es ist dies besonders in 1. Korinther 15,23 zu sehen: „Jeder aber in seiner eigenen Ordnung: der Erstling, Christus; dann die, die des Christus sind bei seiner Ankunft.“ Nichts ist klarer als das. Ebenso in 1. Thessalonicher 4,16: „und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen“3 und in Philipper 3,11: „Ob ich auf irgendeine Weise hingelangen möge zur Auferstehung aus den Toten.“ Paulus konnte nicht wünschen, zu dem zu gelangen, was die Bösen mit ihm gemeinsam haben würden. Er redet auch nicht von einer Auferstehung der Toten, sondern von einer Auferstehung aus den Toten.
6. Eine Stelle in Johannes 5,25–29 wird oft angeführt, als ob sie die Frage gegen eine erste Auferstehung entscheide: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist jetzt, da die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie gehört haben, werden leben. ... Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und hervorkommen werden: die das Gute getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber das Böse verübt haben, zur Auferstehung des Gerichts.“ Aber unmittelbar zuvor hatte der Herr gesagt: „Es kommt die Stunde und ist jetzt, da die Toten [welche in ihren Übertretungen und Sünden tot sind – Eph 2,1] die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie gehört haben, werden leben.“ Diese Stunde hat die ganze Zeit des Lebens Christi und noch 1800 Jahre gewährt 4, es ist die Stunde oder die Zeit der Lebendigmachung der Seele. Es gibt eine Periode, während der die Seelen lebendig gemacht werden, und eine Periode, wo die Körper auferstehen werden. Die Stunde in den Johannes 5,27–29 wird die Zeit sein, an deren Anfang für die Gerechten die Auferstehung des Lebens und an deren Ende (wie lang auch ihre Dauer sein mag) für die Bösen eine Auferstehung des Gerichts stattfinden wird. Christus wird nicht nötig haben, die Kinder Gottes zu richten, um sie zu zwingen, Ihn zu ehren, denn wir ehren Ihn jetzt wegen des Lebens, das Er uns gegeben hat. „Denn der Vater richtet auch niemand, sondern das ganze Gericht hat er dem Sohn gegeben“ (Joh 5,22), „damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge“ (Phil 2,10). So werden die Bösen gezwungen sein, Jesus zu ehren, folglich wird es für sie eine Auferstehung des Gerichts geben, eine Ladung, vor Gericht zu erscheinen, weil sie keinen Teil an Jesus haben. Dagegen ist für die Gerechten ihre Auferstehung, was ihren Leib betrifft, nur die Vollendung eines Lebens, das ihnen vorher schon gegeben ist. Der Zeitpunkt der einen dieser Auferstehungen ist nicht dieselbe, wie die der anderen Auferstehung. Die Auferstehung der Gerechten wird bei der Ankunft stattfinden, aber die Auferstehung der anderen Toten (Bösen) wird am Ende seiner Regierung stattfinden, „die übrigen Toten wurden nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren“ (Off 20,5).
7. Die Hoffnung der Versammlung ist also die Zukunft von Christus. Man kann nicht die Briefe des Paulus lesen, ohne zu sehen, dass es hier eine große Wahrheit gibt, die gelehrt wird als eine, die immer der Seele gegenwärtig sein soll. Diese Zukunft ist oft mit dem Tod vermischt worden. Man sagt uns häufig, dass die Zukunft des Christus für jeden Menschen mit dem Tod eintritt. Das sind jedoch ganz und gar verschiedene Dinge. Man kann die Stellen, welche davon reden, nicht auf den Tod anwenden, und zwar deshalb, weil dieses Ereignis die Lebenden in ihrem Wohlleben und in ihrer Weltlichkeit antreffen wird: „Und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen am Himmel erscheinen; und dann werden alle Stämme des Landes wehklagen, und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit“ (Mt 24,30). Im Geist der Apostel ist es diese Lehre (und nicht der Tod), auf welche sich alle Beweggründe der Pflicht zur Heiligkeit und jede Art des Trosts in allen Trübsalen bezieht 5.
Man sehe einige Beispiele, als Beweggründe zur Heiligkeit. „Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes, und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen, dass wir, wenn es offenbar werden wird, ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Und jeder, der diese Hoffnung zu ihm hat, reinigt sich selbst, wie er rein ist“ (1. Joh 3,2.3). Sie verbindet sich mit den Tröstungen in den Prüfungen. Der Trost, den der Apostel den Heiligen gibt, die den Verlust der entschlafenen Brüder beweinen, ist nicht dieser, dass sie ihnen folgen sollten, sondern dass Gott die, welche sie verlassen hatten, wiederbringen wird (siehe dazu 1. Thes 4,13.18). Als Beweggrund der Geduld: „Habt nun Geduld, Brüder, bis zur Ankunft des Herrn. Siehe, der Ackerbauer wartet auf die köstliche Frucht der Erde und hat Geduld ihretwegen, bis sie den Früh- und den Spätregen empfängt. Habt auch ihr Geduld, befestigt eure Herzen, denn die Ankunft des Herrn ist nahe“ (Jak 5,7.8). Als Trost in der Verfolgung: Gott möchte „euch, die ihr bedrängt werdet, Ruhe mit uns geben bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her, mit den Engeln seiner Macht“ (2. Thes 1,7). Die Rückkehr desjenigen, welcher sich auf einige Zeit entfernt hatte und welcher der Gegenstand ihrer Zuneigung und Hoffnung war, obgleich sie Ihn gegenwärtig nicht sahen – das war es, was der Heilige Geist ihnen vor Augen stellte um ihren Mut zu beleben und ihr Herz zu trösten. Diese Hoffnung musste in einer heiligen Weise auf ihr Gewissen wirken, indem sie ihre Neigungen von der Welt abzog und ihnen in ihren Prüfungen Geduld gab, worin sie sich wegen ihres Glaubens befanden. Wenn man sich fragt, welcher Beweggrund den Apostel antrieb, das Evangelium mit so viel Eifer zu verkündigen und seine so zarte Sorge um die Ehre des Herrn zu tragen, so finden wir die Antwort hierauf in 1. Thessalonicher 2,19. „Denn wer ist unsere Hoffnung oder Freude oder Krone des Ruhmes? Nicht auch ihr vor unserem Herrn Jesus bei seiner Ankunft?“ 6
8. Das Vergessen dieser Zukunft hat alle Arten von Übel herbeigeführt, ja noch mehr: Wir können sagen, dass das Abweichen von dieser Wahrheit der Ruin der Kirche gewesen ist. Denn was ist das Zeichen, woran man den bösen Knecht erkennt? Er sagt: „Mein Herr bleibt noch aus“ (Mt 24,48). Das bringt den Knecht dahin, seine Mitknechte zu schlagen und zu essen und zu trinken mit denen, welche sich berauschen. Die Kirche ist ihrer Berufung untreu gewesen, und das ist es, wovor das Wort Gottes uns immer wieder warnt. In Matthäus 25 haben wir das Gleichnis von den 10 Jungfrauen. Sie werden uns dargestellt als solche, „die ihre Lampen nahmen und ausgingen, dem Bräutigam entgegen“ (Mt 25,1). Der Bräutigam ist nicht der Heilige Geist. Wir sind bekehrt, um seinen Sohn vom Himmel zu erwarten (1. Thes 1,9.10) und nicht den Heiligen Geist, welchen wir (mit aller möglichen Ehrfurcht sei es gesagt) schon besitzen (Joh 14,16.17; 15,26; 16,13). „Als aber der Bräutigam noch ausblieb, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein“ (Mt 25,5). Wir wissen, dass der Bräutigam seit 1800 Jahren verzieht 4 und dass die ganze Kirche schläfrig geworden und eingeschlafen ist. Was ist es, was sie aufweckt? Was ist es, was sie wieder in die Stellung der Erwartung versetzt, welche ihr geziemt? Ist es nicht der Schrei um Mitternacht: „Siehe, der Bräutigam!“ (Mt 25,6)? Dieser Schrei, ich glaube es, lässt sich seit einigen Jahren vernehmen und führt die Kirche allmählich zu ihrer wahren Hoffnung zurück 4. Alle Jungfrauen hatten dieselbe vergessen und alle erwachten, als der Schrei um Mitternacht sich vernehmen ließ. Der Unterschied zwischen den törichten und klugen Jungfrauen ist dieser, dass die einen Öl in ihren Lampen hatten (das Öl ist ein Vorbild der Gnadengabe des Heiligen Geistes) und dass die anderen keines hatten. Es ist hier nicht die persönliche Wachsamkeit, welche einen Heiligen charakterisiert, welche hier hervorgehoben wird, denn alle waren gleichermaßen eingeschlafen und alle wurden zugleich wach, sondern die Kirche als Leib ist es, die ihre Hoffnung vergisst und eben hierdurch in die Erschlaffung verfällt.
9. Was den Charakter oder die Natur dieser Zukunft betrifft, so lernen wir in der Apostelgeschichte: „Und als sie unverwandt zum Himmel schauten, als er auffuhr, siehe, da standen zwei Männer in weißen Kleidern bei ihnen, die auch sprachen: Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht hinauf zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird ebenso kommen, wie ihr ihn habt auffahren sehen in den Himmel“ (Apg 1,10.11). Das ist etwas ganz anders als das Gericht, das Christus am Ende halten wird, denn dann wird dies nach Offenbarung 20,11 das Gericht des großen weißen Thrones sein. Der Himmel und die Erde werden vor seinem Angesicht fliehen und für sie wird keine Stätte gefunden. Dagegen soll Christus wiederkommen, wie Er aufgefahren ist. Noch mehr, diese Zukunft, so wie wir sie in Apostelgeschichte 3,19–21 erfahren, ist nicht die Zeit des Verschwindens der Erde und des Himmels, sondern der Wiederherstellung aller Dinge. „Damit Zeiten der Erquickung kommen vom Angesicht des Herrn und er den euch zuvor bestimmten Christus Jesus sende, den freilich der Himmel aufnehmen muss bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von denen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat.“ Die Propheten reden nicht von den Dingen des Himmels, sondern von dem Glück und von dem Segen, welcher auf der Erde sein soll. Sie reden von der Erde, welche dann „voll Erkenntnis des HERRN sein [wird], wie die Wasser den Meeresgrund bedecken“ (Jes 11,9) Sie reden von der doppelten Decke, welche von allen Völkern weggenommen sein soll, und von dem Tag, wo der Tod in den Sieg verschlungen sein wird (Jes 25,7.8; 1. Kor 15,54). Aber für alle diese Dinge wird Gott Jesus senden (Apg 3,20).
Es ist aber Zeit, auf einen anderen Teil des Gegenstandes zu kommen. Wenn die Versammlung bei der Ankunft des Herrn Jesus aufgenommen sein wird, was werden dann die Auswirkungen dieser Ankunft auf die Welt im Allgemeinen, d.h. auf die Juden und auf die Heiden, sein? Wir haben gesehen, dass die Versammlung, ich meine die Gläubigen, den Charakter des Segens hat. Das wird das Ende ihres Leidenszustands sein und der Anfang des Zustands ihrer Verherrlichung. Aber was wird die Ankunft für die Welt sein? Dieses führt mich zu einem weiteren Teil der Betrachtung.
1. Es hat drei große Systeme im Verlauf der Zeit gegeben, von Gott festgestellt, welche alle in Bezug auf das Zeugnis, was ihnen aufgetragen war, gefehlt haben: die Juden, die Heiden und die Versammlung Gottes. Es ist gut, in Bezug auf ihren Fall und auf die zukünftigen Absichten Gottes mit ihnen einige Worte anzudeuten. Als Gott über die Juden „Lo-Ammi“ (Nicht-mein-Volk – Hos 1,9) ausgesprochen hatte, da übergab Er die Macht in die Hände der Heiden in der Person des Nebukadnezar (Dan 2,37) und seiner Nachkommen, und diese haben die Macht von da an immer in Besitz gehabt. Als die Juden und die Heiden (indem die vierte Monarchie oder das Römische Reich dastand als Weltreich) sich zusammen vereinigten um den Messias zu verwerfen, da führte Gott die Versammlung, das himmlische Volk, ein – nicht um eine irdische Herrschaft zu bekommen, sondern damit sie hier unten Zeugen würden von Christus, sitzend zur Rechten Gottes. Die Schrift stellt uns diese drei Ordnungen der Dinge als solche dar, welche ihre Berufung verfehlt haben: die Juden, die Heiden und die Christenheit als solche.
2. In Bezug auf die Juden (jetzt noch „Lo-Ammi“ oder Nicht-mein-Volk) muss man bemerken, dass ihr Fall aus ihrem Ungehorsam gegen das Gesetz entstanden ist, welches sie zu halten versprochen hatten. Sie werden aber durch die freie Gnade Gottes und als Folge der Verheißungen an Abraham trotz ihres Falles, wofür sie schon bestraft sind und noch bestraft werden, wieder in das Land Kanaan eingeführt. In 1. Mose 13,15 sehen wir, dass das Land Kanaan dem Abraham und seinen Nachkommen für immer gegeben wird. In 1. Mose 15,13.14 findet sich die Ankündigung der Gefangenschaft in Ägypten und die Befreiung aus dieser Gefangenschaft und dass das Geschenk des Landes von neuem den Nachkommen Abrahams gemacht wird aufgrund eines Bundes Gottes ohne Bedingungen. In Bezug auf 1. Mose 17,7.8 wissen wir, dass der erste Teil davon erfüllt ist, dass die Kinder Israels von Ägypten erlöst wurden und geführt zum Berge Sinai, wo das Gesetz gegeben wurde. Alle Wege Gottes in Bezug auf sie waren bis dahin rein in Gnade gewesen. Aber dort stellten sie sich freiwillig unter ein Gesetz: „Alles, was der HERR geredet hat, wollen wir tun“ (2. Mo 19,8). Das sind ihre Worte. Aber sie fielen unter diesem Gesetz, wie es die Sünde des goldenen Kalbes beweist (2. Mo 32,7.8). Demnach berührte das keineswegs die Verheißungen, die dem Abraham gegeben waren. Die Fürbitte Moses in 2. Mose 32,13 ruht auf diesen Verheißungen und auf dem Eid Gottes. Das Volk ist aufgrund dieser zwei Dinge schließlich in das Land eingegangen. Genauso ging es in allen späteren Wegen Gottes mit diesem Volk: Obschon Er sie wegen ihrer Übertretungen züchtigte, als sie in diesem Land waren, und sie endlich daraus vertrieb, bleiben die Verheißungen, dem Abraham gemacht, ihnen immer gesichert (3. Mo 26,44.45; Mich 7,20).
3. Es gibt zwei Hauptgrundsätze, welche sich auf ihre schlussendliche Wiederherstellung beziehen. Es sind Grundsätze, welche einen Unterschied machen zwischen dieser Wiederherstellung und aller bisherigen Wege Gottes mit ihnen, so reich sie an Gnade waren. Erstens werden sie gepflanzt in das Land unter dem neuen Bund (Jer 31,31–40). Dann werden sie die Gegenwart des Messias haben (Hes 34,23.24; 37,27.28; 43; Jer 33,14–26). Als der Messias zum ersten Mal kam, verwarfen sie Ihn, und obwohl sie dadurch das Maß ihrer Sünden voll machten, rührte das die Verheißungen nicht an, die ohne Bedingungen gemacht waren. Mehrere von denen, die wir in Jesaja, 2. Samuel 7 und Amos 9,11–14 finden, bleiben noch zu erfüllen.
4. Was die Macht der Heiden betrifft, so sollte sie nicht allein durch Sünde enden, sondern durch offene Rebellion gegen Gott. Nun sollte die Christenheit einen großen Anteil an dieser Rebellion haben und darin die Hauptrolle spielen 7. Diese Macht, wie wir es eben gesagt haben, fängt in der Person Nebukadnezars an, sie setzt sich danach fort unter der Monarchie der Perser, der Griechen und der Römer. Diese letzte bestand zurzeit des Herrn Jesus, und durch die Juden veranlasst gebrauchte sie ihre Macht, die sie im Ursprung von Gott bekommen hatte, dazu, dass sie den Mensch gewordenen Sohn Gottes tötete. Diese Macht wird fortbestehen, bis sich der Stein vom Berg ohne Hände losreißt und diese Reiche in ihrer letzten Form zerbricht und verzehrt, nämlich unter den zehn Königen, welche dem Tier ihre Macht geben (Dan 2,40–45; Off 17,11–14).
Hier bleibe ich einen Augenblick stehen, um einem weit verbreiteten Irrtum zu begegnen, nämlich dem, dass der kleine Stein bedeuten soll, dass das Reich des Christus am Pfingsttag eingeführt worden sei und dass dieses Reich von der Zeit an so gewachsen sei, dass es ein großer Berg geworden ist. Mit anderen Worten, dass die gesamte Welt in der jetzigen Haushaltung durch die Predigt des Evangeliums bekehrt werden soll. Lasst uns dabei bedenken, dass der Stein erst dann anfängt zu wachsen, nachdem er die Bildsäule zermalmt hat. Erst danach wird er zu einem hohen Berg, welcher die ganze Erde erfüllt (Dan 2,35). Es ist nicht etwas, das in das Wesen der Welt eindringt und den moralischen Charakter davon ändert, sondern etwas, was das ganze System der Bildsäule zerstört, ehe der Stein anfängt zu wachsen und zu einem Berg wird. Die Schrift sagt nirgendwo, dass das Christentum allgemein überhandnehmen wird, solange die Bildsäule besteht. Sie sagt, dass der Stein die ganze Macht der Erde zerstören wird, wenn die letzte Monarchie zerstört wird, um danach das Zentrum eines neuen Systems zu werden. Der kleine Stein bedeutet ohne Zweifel: Christus kommt, um zu richten, und danach wird sein Reich eingeführt. Dann aber, und nur dann, wird in Wirklichkeit die Erde voll werden an Erkenntnis des HERRN, wie der Prophet Jesaja vorhersagt (Jes 11,9).
Außerdem wird in Offenbarung 16 erzählt, dass drei unreine Geister, welche Geister von Dämonen sind, die Zeichen tun, ausgehen sollen „zu den Königen des ganzen Erdkreises, um sie zu versammeln zu dem Krieg des großen Tages Gottes des Allmächtigen“ (Off 16,14) – Sind diese das Evangelium, welches die ganze Welt zur Unterwerfung unter Christus bringen soll? Welche Auslegung man dieser Stelle im Einzelnen auch geben mag, sie zeigt offensichtlich die volle Entwicklung und ausgedehnte Tätigkeit des bösen und verderblichen Einflusses Satans in der Absicht, die Mächte dieser Welt in den letzten Zeiten zum großen Kampf Gottes, des Allmächtigen, und folglich zum Gericht zu versammeln.
5. Aber was wird uns von der sogenannten bekennenden Kirche gesagt? Die Heilige Schrift schweigt hierüber nicht. Ihr Ende, gleich dem Ende alles dessen, was jemals von Gott dem Menschen anvertraut worden ist, ist ein Fall und ein Verfall. Wir haben hierüber zuerst in Matthäus 13,24–30 die positive Offenbarung, dass sich auf dem Acker, den der Sohn des Menschen besät hat, Unkraut unter dem Weizen finden wird. Hiermit wird weder das Heidentum im eigentlichen Sinn bezeichnet noch unbekehrte Sünder noch Menschen an und für sich, sondern es wird damit die Einführung des Bösen bezeichnet an der Stelle, wo das Gute gesät worden war. Es kommt dann die Frage: Soll man das Unkraut ausreißen? Die Antwort war: Nein. Das Ausreißen ist nicht Sache der jetzigen Haushaltung, sondern das Säen. Wir können und wir sollen das Evangelium predigen, und doch soll überall, wo der gute Same ausgesät ist, auch das Böse sein,te des Gerichts. Es werden außerdem die Tage des Menschensohns mit den Tagen Noahs und Lots verglichen (Lk 17,26–31). „Ebenso“, so lautet der schreckliche Schluss, „wird es an dem Tag sein, da der Sohn des Menschen offenbart wird.“ Genauso offenbart uns die Heilige Schrift, weit entfernt von zukünftigen glücklichen und gesegneten Tagen zu reden, „dass in den letzten Tagen schwere Zeiten eintreten werden“ (2. Tim 3,1–5; vgl. Röm 1,28–32). Ja, das Ende der bekennenden Kirche, so wie die Schrift es uns offenbart, ist eine Ungerechtigkeit, welche der der Heiden gleich ist, begleitet von einer Form der Gottseligkeit, welche vielleicht äußerlich etwas sehr Schönes, aber im Grund nur Moder und Totengebeine sein wird. Weiterhin wird der besondere Charakter der letzten Tage der bekennenden Kirche, wovon wir in 1. Johannes 2,18 lesen, offenbart: „Kinder, es ist die letzte Stunde und wie ihr gehört habt, dass die Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen geworden.“ Das soll das Kennzeichen der letzten Zeit sein. Nicht wachsende und sich weiter verbreitende Segnungen, sondern Antichristen, die sich aus der Kirche erheben, Vorläufer des Antichristen (den Jesus zerstören soll), und nicht allgemeine Segnungen vor dem Gericht. 2. Thessalonicher 2 zeigt uns außerdem den Verlauf, den das Böse nimmt, von der Zeit des Apostels an bis zur Erscheinung des Christus, ohne dass sich hier der geringste Platz fände, wo man eine Zeit allgemeinen Segens einschalten könnte. „Denn schon ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit wirksam“, sagt Paulus, „nur ist jetzt der da, der zurückhält, bis er aus dem Weg ist, und dann wird der Gesetzlose offenbart werden, den der Herr Jesus verzehren wird durch den Hauch seines Mundes ...“ (2. Thes 2,7.8).
Das Geheimnis hatte zur Zeit des Apostels begonnen und sollte dauern bis zur Ankunft des Herrn Jesus. Im Brief des Judas zeigt sich der Abfall und Verfall noch deutlicher. Jud 1,3 schreibt er mit vielem Eifer hinsichtlich ihres gemeinsamen Heiles an sie. Er hätte gewünscht, sich über die ihnen gemeinsame Segnung aussprechen zu können, aber er wurde verhindert und sah sich genötigt, sie zur Fortsetzung des Kampfes für den einmal den Heiligen überlieferten Glauben zu ermahnen. Weit entfernt, dass von den Fortschritten des Guten die Rede gewesen wäre, betonte er vielmehr, dass schon die Zeit gekommen sei, das Böse zu bekämpfen. Böse und gottlose Menschen hatten sich unter sie gemischt, welche die Gnade Gottes in Ausschweifung verkehrten und Gott und unseren Herrn Jesus Christus, den alleinigen Herrn, d.h. insbesondere die Herrschaft des Christus, verleugneten, zu Beginn moralisch, aber danach in offener Empörung. Das ist der Charakter des Antichristen: Er leugnet den Vater und den Sohn, er leugnet, dass Jesus der Christus ist (1. Joh 2,22), und er leugnet, dass Jesus im Fleisch gekommen ist (1. Joh 4,3; 2. Joh 7). Sah aber Judas in der Zukunft eine Verbesserung des Zustands? Keineswegs, denn er sagt: „Henoch ... [hat] von diesen geweissagt und gesagt: ‚Siehe, der Herr ist gekommen inmitten seiner heiligen Tausende, um Gericht auszuführen gegen alle und zu überführen alle Gottlosen von allen ihren Werken der Gottlosigkeit, die sie gottlos verübt haben ...'“ (Jud 1,14.15). Dieselben Menschen, welche sich unter sie gemischt hatten, nötigten ihn, zu sagen: Sie sind es, von welchen Henoch prophezeit hat. In Judas 1,11 unterscheidet er sie in drei Klassen. Er bezeichnet hier einen dreifachen Charakter des Abfalls, indem er auch den Fortschritt des Bösen, in der Natur des Menschen, offenlegt: 1. Kain: das natürliche Böse, der Hass. 2. Bileam: das kirchliche Verderben, die Predigt für Lohn. 3. Korah: die Unabhängigkeit von Gott, die Empörung gegen seine Oberherrlichkeit, die Verleugnung des Christus als Herr und Hoherpriester. Dieses Widersprechen und diese offene Empörung führen ihren Untergang herbei 8.
6. Indem uns das Gericht so gezeigt wird, kann man sich fragen: Wie und durch welches Mittel soll die Erde, und vor allem das Land der Juden, später noch gesegnet werden 9, dem gemäß, was oben gesagt ist? Hierauf antworten wir, dass das Gericht nicht allgemein ist und dass, obgleich das Gericht, und zwar sehr schwer, auf Israel 10 (Sach 13,8.9) und selbst über alle Völker fallen soll (Jes 63,1–6; Jer 25,31), dennoch ein Überrest umkehrt und gerettet wird (Jes 1,9; 10,21.22). Der jüdische Überrest, welcher der großen Trübsal des jüngsten Tages entrinnt (Jer 30,7), wird der Same oder der Kern der künftigen Nation und ihre Stadt Jerusalem wird die Hauptstadt der Welt sein. „Das Wort, das Jesaja ... über Juda und Jerusalem geschaut hat. Und es wird geschehen am Ende der Tage, da wird der Berg des Hauses des HERRN feststehen auf dem Gipfel der Berge und erhaben sein über die Hügel. Und alle Nationen werden zu ihm strömen ... Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen, und das Wort des HERRN von Jerusalem“ (Jes 2,1–3). Wenn ihr Licht gekommen und die Herrlichkeit des HERRN über ihr aufgegangen ist, dann werden die Nationen wandeln zu ihrem Licht und die Könige zum Glanz ihres Aufgangs (Jes 60,1.3). Oder vielmehr, wie es in einer anderen Stelle ausgedrückt wird: „Israel [wird] blühen und knospen; und sie werden mit Früchten füllen die Fläche des Erdkreises“ (Jes 27,6). Nach dem Gericht der Lebenden (welches mehr oder weniger streng ist, je nach dem größeren oder geringeren Licht, welches sie empfangen haben – Lk 12,47.48) wissen wir, durch eine Menge von Zeugnissen der Heiligen Schrift, dass die Heiden unter das Zepter der Gnade und der Wahrheit des Herrn Jesus gebracht werden wird und dass Jerusalem der Mittelpunkt seiner Regierung sein wird (siehe dazu u.a. Spr 3,8.9; Ps 72; Sach 8,20–22; Röm 11).
7. Die Segnung der Kirche ist verschieden. In den himmlischen Örtern sind wir gesegnet, und zwar schon bevor die Israeliten „den sehen werden, den sie durchbohrt haben“ (Sach 12,10). Von der Kreuzigung an bis jetzt haben wir Christen unser Teil in den himmlischen Örtern (Eph 1,3). Aus einem noch stärkeren Grund werden wir dieses Teil haben, wann Er offenbart werden wird. Lasst uns also uns nicht niederschlagen lassen durch das Böse, welches uns umgibt. Lasst uns Öl in unseren Lampen haben, die Wirksamkeit des Heiligen Geistes in unseren Herzen. Wie dunkel auch die Nacht sei, die Gläubigen können immer sagen: „Amen; komm, Herr Jesus!“ (Off 22,20). Indem wir die Erlösung durch sein kostbares Blut haben und durch den Heiligen Geist lebendig gemacht sind – o mögen unsere Neigungen so sehr geheiligt sein, dass wir nichts anderes mehr verlangen. Lasst uns von allem Abstand nehmen, was Er bei seiner Ankunft richten wird. So werden wir nicht beschämt werden.
Fußnoten
- 1 Es heißt in Hebräer 2,5: „Denn nicht den Engeln hat er den zukünftigen Erdkreis unterworfen, von dem wir reden.“ Der zukünftige Erdkreis meint die zukünftige bewohnbare Erde. Es ist nicht der Himmel, sondern die Erde, welche der Herrschaft des Menschen unterworfen sein soll, und dieser Mensch ist Christus.
- 2 In Offenbarung 20 wird die Dauer dieses Reiches bestimmt und auf 1000 Jahre festgestellt
- 3 Die Kraft dieser Stelle besteht nicht in dem Wort zuerst, welches hier einfach sagt: bevor die Lebenden verwandelt sind. Wir führen diese Stelle als Beleg dafür an, dass, Auferstehung oder Verwandlung, Gott hinsichtlich ihrer mit den Bösen besonders verfährt.
- 4 geschrieben im Jahr 1853
- 5 Der Tod ist nicht der Trost und obgleich sein Stachel genommen ist, kann er nicht der Gegenstand unserer Zuneigung sein, obwohl wir uns dennoch dessen, was jenseits des Todes ist, erfreuen können. Er ist weder der Augenblick der Erfüllung unserer Hoffnungen noch die Zeit der Herrlichkeit Christi und der Versammlung.
- 6 Man lese dazu noch die folgenden Stellen: 1. Kor 1,7; Kol 3,4; 1. Thes 3,13; 1. Thes 5,2.4.23; 2. Thes 1,7; 2. Thes 2,1; 1. Tim 6,14; 2. Tim 4,8; Tit 2,13; 2. Pet 1,16.21. Wenn man diese Stellen prüft, so wird man sehen, dass sie nicht allein diese Lehre bestätigen, sondern auch, dass sie sich anknüpfen an die Gedanken über die Beweggründe des täglichen Lebens des Christen. Ich übergehe hier mehrere Stellen, an welchen der Herr Jesus diese Erwartung als den menschlichen Charakter der Gläubigen darstellt. „Und ihr, seid Menschen gleich, die auf ihren Herrn warten, wann irgend er aufbrachen mag von der Hochzeit, damit, wenn er kommt und anklopft, sie ihm sogleich öffnen“ (Lk 12,36).
- 7 Man muss mit Sorgfalt unterscheiden zwischen der zivilen Form und der kirchlichen Form der Welt. Die Hand Gottes wird auf beide schwer fallen. Über die Mächte dieser Welt, weil sie Gott im Allgemeinen verleugnen und ihre Macht letztendlich dem Tier geben werden. Über die sogenannte Kirche, weil sie von der Wahrheit Gottes abgewichen ist und anstatt ihrer Berufung treu zu bleiben und ihr himmlisches Bürgerrecht festzuhalten, sich mit den Mächten dieser Welt verbunden hat und zwar so, dass sie ein und dasselbe zu sein scheinen. Unter diesen Mächten der Welt sind also nicht heidnische Mächte zu verstehen, sondern solche, die den Namen Christen tragen. Wir sehen in der Offenbarung den Ausgang der beiden Mächte an der Stelle, wo von dem Tier und dem falschen Propheten die Rede ist.
- 8 Die Sünde Korahs bestand darin, dass er die Ordnung des von Gott eingesetzten Priestertums leugnete. Die Ordnung Gottes über diesen Gegenstand ist jetzt anders, denn alle seine Kinder sind Priester (1. Pet 2,5) und alle haben die „Freimütigkeit zum Eintritt in das Heiligtum durch das Blut Jesu“ (vgl. Heb 10,19)
- 9 In die Segnung der Erde hat man nicht diejenigen mit einzubeziehen, deren endliches Los schon vorher bestimmt ist.
- 10 ursprünglich: Jerusalem