Botschafter des Heils in Christo 1853
Euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott
Die Gerechtigkeit Gottes war durch den Tod am Kreuz zufriedengestellt. Gesetz und Sünde hatten ihr Recht geltend gemacht und ihre Ansprüche durch dasselbe verloren. Jesus wurde nun aus dem Gericht genommen. Er wurde auferweckt durch die Kraft und Herrlichkeit des Vaters und zu seiner Rechten gesetzt. Der Tod hatte keine Macht mehr über Ihn.
Wir sind aber in und mit Ihm gestorben, darum sind wir auch mit Ihm aus dem Gericht genommen, sind mit Ihm auferweckt und in den Himmel versetzt. Unser Leben ist mit Ihm in Gott verborgen. Hier offenbart sich die unergründliche Weisheit und der Reichtum der Gnade Gottes. Die Engel begehren hineinzuschauen, die Fürstentümer und Herrschaften in den Himmeln wissen es nicht genugsam zu bewundern und zu preisen. In Ihm ist die Gemeinde Gott heilig, gerecht, unsträflich und ohne Tadel dargestellt. Selbst Heiden, die keine Verheißungen und Bündnisse, kein Gesetz und Gottesdienst usw. hatten, sind dieser Gnade teilhaftig geworden. In Christus gilt weder Beschneidung noch Vorhaut etwas, sondern nur der Glaube, der in der Liebe tätig ist. Dies große Geheimnis, dass auch Heiden mit einverleibt, dass auch sie Miterben des Christus sein sollten, war bis auf die Zeiten der Apostel und Propheten im neuen Bund in Gott verborgen. Es ist uns aber durch diese offenbart worden, zum Lob seiner reichen Gnade und Herrlichkeit.
Auch hier sehen wir, dass alles Machwerk des Menschen nichts ist, seine eigene Gerechtigkeit fällt in den Staub, und all sein Verdienst ist eitel. Nur in Christus wird er von Gott erkannt, ist er angenehm und geliebt. Nur in Ihm ist er geborgen vor der List und Bosheit aller Feinde. Nur in Ihm ist er Miterbe einer unaussprechlichen Herrlichkeit. Wie töricht ist ein Mensch, der selbst an seiner Gerechtigkeit arbeitet, der sich selbst immer in Betracht zieht, der sich misst mit eigenen Augen. Ein solcher hat keine Kraft und keine lebendige Hoffnung. Vor Gott gilt der Mensch nichts. Er ist in Christus Jesus getötet und vor Gott weggetan, darum dürfen wir ihn nicht wieder vor Gott bringen. Auf Jesus allein ruht das Wohlgefallen des Vaters und wer in Jesus ist, ruht in diesem Wohlgefallen. Darum hat der Glaube nichts als Jesus, die Hoffnung der Herrlichkeit. Mag er Ihn erst heute ergreifen, oder schon Jahre lang an Ihn geglaubt haben, er hat Jesus, und somit hat er Alles. Aber je länger wir dieses unermeßliche Gut erkannt und erprobt haben, desto kostbarer ist es, desto gewisser und fester leben wir in Ihm, und desto glücklicher sind wir. In dem einen Opfer sind alle vollendet dargestellt, die geheiligt werden. Wer da meint, durch ein längeres Bleiben und Leben in Ihm erst gerecht, heilig, unsträflich und angenehm zu werden, der sieht wieder von diesem einen Opfer, worin alle Glaubenden schon vollkommen gemacht sind, ab, und beschaut sich wieder außerhalb von Christus. Ein solcher hat das Werk der Erlösung noch nicht recht erkannt und weiß nicht, was uns in Jesus geschenkt ist.
„Denn wir wissen, dass, wenn unser irdisches Haus, die Hütte, zerstört wird, wir einen Bau von Gott haben, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, ein ewiges, in den Himmeln. Denn in diesem freilich seufzen wir und sehnen uns, mit unserer Behausung, die aus dem Himmel ist, überkleidet zu werden; sofern wir allerdings, wenn wir auch bekleidet sind, nicht für nackt befunden werden“ (2. Kor 5,1–3). Unser Leben ist mit Christus in Gott verborgen. Lasst es uns fest glauben. Wir sind schon durch den Glauben in das ewige Leben eingegangen, und werden es nicht erst tun. Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Unser leiblicher Tod ist nur ein Ablegen der irdischen Hülle, in welcher wir unseren Schatz auf dieser Erde tragen. In ihr sind wir beschwert und darum sehnen wir uns nach dem verherrlichten Leib, nach einer Behausung, von Gott erbaut. Sind wir in Christus schon mit in den Himmel versetzt, so wissen wir, dass wir Teil haben an dem Sieg über Sünde, Tod und Teufel, denn wir sind in Christus siegend hervorgegangen. Darum bekennen wir auch jetzt: der Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat (vgl. 1. Joh 5,7). Unser Leben ist verborgen mit Christus in Gott. Der Geist des Vaters und des Sohnes ruht auf uns, die wir glauben. Derselbe kindliche Geist, der in Christus rief: „Mein Vater!“, ruft auch in uns das „Abba, Vater!“. Er versichert uns dadurch der Kindschaft, er leitet uns, dass wir in der Gesinnung leben, worin auch Jesus Christus einherging. Er ist das Siegel der Verheißung und das Pfand unseres Erbteils. O, seliges Bewußtsein, sich so mit Christus vereint zu wissen, in der Liebe eines solchen Vaters zu ruhen.
So lange wir aber auf der Erde sind, fordert es Kampf, in diesem Bewußtsein zu leben. Unzählige Feinde voll List und Bosheit, wollen uns diesen Glauben schwächen oder gar rauben. Sie sind Feinde Gottes und wollen uns verführen, seine unermeßliche Liebe, den Reichtum seiner Gnade und die Fülle seiner Herrlichkeit nicht recht zu erkennen, damit wir Ihm nicht Ruhm, Preis und Anbetung von ganzem Herzen bringen sollen.
Wir sollen uns unseres Sieges über sie nicht recht bewußt werden, auf dass sie uns unter ihrer Herrschaft behalten und wir Knechte bleiben. Liebe Freunde! Lasst euch das Ziel nicht verrücken. Haltet fest, was wir in Jesus sind und haben. Seht nicht mehr auf das Sichtbare sondern allein auf das Unsichtbare.
Gott hat den Menschen erprobt bis auf den tiefsten Grund und ihn als Sünder erfunden. Selbst der Jünger, der drei Jahre mit Jesus das Brot aß, wurde sein Verräter. So sucht auch Ihr bei Euch selbst nichts anderes, als Sünde, Ohnmacht und Verderben. Was uns fehlt, ist nur in Jesus. In Ihm wohnt die Fülle der Gottheit und wir wissen, dass Er sich uns ganz geschenkt hat. So lasst uns Gott erproben, wie Er uns erprobt hat. Was Jesus bei uns gefunden, davon redet laut sein Tod am Fluchholz. Lasst auch uns in unserem ganzen Leben beweisen, was wir in ihm finden: Früchte der Gerechtigkeit. Jesus hat für uns im Gericht ausgeharrt, bis alle Schuld getilgt, bis alles Verderben gesühnt war. Halten auch wir bei Ihm aus im Glauben, selbst wenn wir nichts sehen. Wir werden erfahren, dass Er Gott ist. Der Vater wird sich uns in allen Lagen des Lebens, in allen Drangsalen als Vater beweisen. Bekennen wir uns nur zu Ihm, Er wird immer, auch selbst im Sterben, sich zu uns bekennen. Wir werden finden, was wir bedürfen, wir werden empfangen, um was wir bitten.
„Geliebte, wenn unser Herz [uns] nicht verurteilt, so haben wir Freimütigkeit zu Gott, und was irgend wir erbitten, empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und das vor ihm Wohlgefällige tun“ (1. Joh 3,21.22). So lasst uns den guten Kampf kämpfen und im Glauben ausharren!