Botschafter des Heils in Christo 1853
Wacht, steht fest im Glauben
Liebe Brüder! Es ist nicht zu verkennen, wir leben in einer sehr ernsten und wichtigen Zeit, in einer Zeit, die an den einzelnen Christen und für die gesamte Versammlung des Herrn auf der ganzen Erde, das ernste Wort richtet: Wacht! Der Herr ist nahe! Eine herrliche Zukunft ist uns verheißen – nicht hier auf der Erde, wo die Versammlung nur ein Pilger und Fremdling ist, sondern zur Rechten des Sohnes Gottes auf seinem herrlichen Thron. Unsere himmlische Berufung muss immer unsere Hoffnung beleben, das wunderbare Ziel vor unseren Augen sein, wenn wir nicht ermatten und weich werden wollen. Wir sind doch die Braut Jesu Christi, das himmlische Volk, die Miterben seiner Herrlichkeit. Schon jetzt ist uns in Ihm seine Gesinnung geschenkt und sein kindlicher Geist ruft in uns: „Abba, Vater“ (Röm 8,15). Schon jetzt wissen wir, dass sein Opfer uns in Ewigkeit vollendet, dass wir in Ihm vor dem Vater gereinigt und gerecht dargestellt sind und dass dessen Liebe völlig auf uns ruht. In diesem gläubigen Bewusstsein verharren wir und wandeln vor Ihm nach seinem Wohlgefallen. Verlieren wir dieses Bewusstsein, dass wir durch das Blut Jesu gewaschen sind, so ist unser Wandel unrein und unser Gottesdienst vergeblich. In diesem Glauben sind wir in Jesu versetzt, haben keine Gemeinschaft mit der Welt und der Sünde, sondern werden gute Früchte bringen, weil wir eine Rebe am Weinstock sind. Doch die Welt hasst, schwächt und verfolgt uns. Sie ist und bleibt die Feindin Jesu Christi und seiner Braut, die in gleicher Gesinnung mit Ihm ist. Wir aber sehen in all diesen Leiden eine Züchtigung des Vaters zu unserem Nutzen (Heb 12,4–11), damit unser bewährter Glaube kostbarer erfunden werde als das vergängliche Gold (1. Pet 1,7). O lasst uns mit Geduld laufen in den Kampf, der uns verordnet ist und hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens (Heb 12,1.2). Die Wartezeit geht ihrem Ende entgegen, die mit Sehnsucht wartende Braut wird bald von ihrem himmlischen Bräutigam heimgeführt. Nicht lange mehr währt die Zeit unserer Erlösung und dann werden wir ewig zu seiner Rechten sitzen und mit Ihm richten und regieren. „Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen“ (Off 3,21). „Wer überwindet und meine Werke bewahrt bis ans Ende, dem werde ich Gewalt über die Nationen geben; und er wird sie weiden mit eiserner Rute, wie Töpfergefäße zerschmettert werden“ (Off 2,26.27). „Wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden?“ (1. Kor 6,2). „Glückselig und heilig, wer teilhat an der ersten Auferstehung! Über solche hat der zweite Tod keine Gewalt, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit ihm herrschen tausend Jahre“ (Off 20,6). Da fangen wir an zu verstehen, was Johannes in seinem ersten Brief schreibt: „Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes, und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen, dass wir, wenn es offenbar wird, ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist“ (1. Joh 3,2).
Nicht wahr, liebe Brüder, der Gedanke, dass wir so teuer erkauft sind und eine so hohe, wunderbare Berufung aus Gnaden erlangt haben, erfüllt unsere Herzen mit tiefem Ernst, mit beglückender Freude, mit Lob und Preis und Anbetung. Dieser Gedanke bringt uns auch auf der Erde schon in unsere passende Stellung. Es sind viele Feinde, angetan mit List und Macht, die uns dieses herrliche Ziel aus den Augen nehmen und uns unserer lebendigen Hoffnung berauben wollen. Darum ist unser Leben in unserer Fremdlingschaft ein Leben fortwährenden Kampfes. Gelingt es dem Feind uns den Herrn aus unserem Blick zu entrücken oder Ihn wertlos zu machen, so ermatten und unterliegen wir. Darum bedarf es der ganzen Waffenrüstung Gottes und nicht umsonst ruft uns hier der Apostel zu: „Wacht, steht fest im Glauben, seid mannhaft, seid stark.“ Nur der einfältig Glaubende, der sich stets seiner eigenen Schwäche und Ohnmacht bewusst bleibt, wird das Kleinod erringen. Lasst uns nicht vergessen, dass wir in Jesus alles haben, was zum Leben und zur Gottseligkeit gehört (2. Pet 1,3). Allein die Hingabe des Herrn Jesus an Gott rechtfertigt den Gläubigen, und die Kraft der Auferstehung des Herrn gibt dem, der glaubt, Kraft und Sieg. Nirgends sonst haben wir etwas zu suchen, oder werden wir etwas finden, als in Ihm. „Es ist in keinem anderen das Heil“ (Apg 4,12). Gott sieht nur in Ihm den Glaubenden als das geliebte, teure Kind. Einst kämpfte das Haupt, jetzt die Glieder; einst der Bräutigam, jetzt die Braut. Aber das ewige Leben und der Heilige Geist ist der Besitz der Versammlung, die in Ihm erkauft und erlöst ist und sich nun nicht mehr vor Gottes ewigem Gericht fürchten muss. Geliebte Brüder, lasst uns doch nie ohne Christus gehen, wohin Satan uns so gerne haben will. Es macht mutlos und verzagt. Wir sind in einem Opfer vollkommen gemacht in Ewigkeit (Heb 10,14). Es fehlt nichts mehr, in Christus Jesus sind wir vollkommen vor Gott hingestellt, heilig und untadelig und unsträflich (Kol 1,22), gereinigt vom bösen Gewissen (Heb 10,22). Lasst uns das doch einfältig und kindlich glauben. Lasst uns doch mit Ernst kämpfen in der Kraft und in der Stärke des Herrn, so werden wir auch mit Sicherheit in der Gerechtigkeit leben.
Die Gemeinde des Herrn wird durch den Geist ermahnt, in all ihren Gliedern dem zu leben, der sie erkauft hat, reich zu sein an guten Werken, die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden zu verleugnen und besonnen und gerecht und gottselig zu leben in dieser Welt (Tit 2,12; 1. Joh 2,3; 2,6–3,7 – Eph 2,10; Röm 6,11). Ist es doch auch die Freude der Braut, wenn sie wirklich ihren himmlischen Bräutigam liebt und ihn unaufhörlich mit Sehnsucht erwartet, keusch und züchtig zu leben und nicht mit Sünde und Welt umzugehen, sondern sich unbefleckt zu erhalten. Hat doch der Sohn Gottes die Versammlung durch sich und zu sich selbst herrlich gemacht und sie durch den ihr mitgeteilten Geist angetan mit dem köstlichen Schmuck der göttlichen Tugenden. Wird sie in diesem Schmuck noch anderen Dingen nachlaufen, dann vergisst sie, wie teuer sie erkauft wurde. Sie vergisst ihre himmlische Berufung zur Herrlichkeit Gottes und verkennt den Wert der göttlichen Gnade, den unerforschlichen Reichtum der Liebe Jesu Christi.
Und doch geliebte Brüder, lasst uns ehrlich sein: wenn wir uns nun unter den zerstreuten Gliedern der Versammlung Gottes umsehen, so finden wir die meisten, die doch zur Freiheit berufen sind, wie die Gefangenen. Wir finden die so teuer Erlösten, wie Sklaven und die, deren Ruheort nur im Himmel ist, als wäre dieser auf dieser Erde! Die Buhlerei ist schrecklich groß – und dazu sucht man sie durch jahrelanges Beharren darin, was viele christliche Erfahrung nennen, zu rechtfertigen. Die teuer erworbenen Heilsgüter in Christus Jesus sucht man zu einem Gemeingut – nicht allein der Kinder Gottes, sondern auch der Kinder dieser Welt, die unter dem Zorn Gottes stehen – herabzuwürdigen. Diese werden sogar aufgefordert mitzuarbeiten im Weinberg des Herrn, zu dienen, obgleich sie nichts im Glauben und zur Ehre Gottes tun können. Es soll die Gerechtigkeit Gemeinschaft haben mit der Ungerechtigkeit, der Glaube mit dem Unglauben. An die Stelle der einfachen lauteren Wahrheit des Evangeliums sind bei manchem selbstgemachte Systeme der Gottlosigkeit getreten, wobei die Kraft verleugnet wird. Die Nüchternheit des göttlichen Wortes, die kindliche Einfalt in Christus Jesus, wird nicht selten durch gelehrte Spitzfindigkeit verwässert und untergraben – ja das Christentum ist so sehr verflacht, dass selbst alle Lauterkeit und Entschiedenheit, sogar von solchen, von welchen man es am wenigsten erwarten sollte, als Schwärmerei und Hochmut bezeichnet wird.
Etliche scheinen sogar ihre Aufgabe darin zu finden, die Versammlung des Herrn, die berufenen Heiligen, mit der Welt zu vermengen. Mit einer Welt, die doch einmal von Gott gerichtet wird, um diese – wie sie meinen – mit der Wahrheit zu durchsäuern, während doch nur die Kinder Gottes in solcher Gemeinschaft von dem Sauerteig der Welt durchsäuert werden. Das beweist die Geschichte der Kirche von Anfang bis auf unsere Tage. Aber trotzdem versucht man sogar das Wort Gottes zu dieser traurigen Arbeit zu missbrauchen. Der Betrug ist groß, liebe Brüder. Wir bedürfen der Ermahnung: „Wacht, steht fest im Glauben; seid mannhaft, seid stark.“ Je weiter der Zeiger auf der Weltuhr vorgerückt ist, desto größer wird die Verführung. Wir benötigen die ganze Waffenrüstung Gottes – und welche der Geist Gottes treibt, das sind Gottes Kinder. Lasst uns sein wie die Knechte, die auf ihren Herrn warten und wie die klugen Jungfrauen, die aufgewacht vom Schlaf, ihre mit Öl gefüllten Lampen schmücken und dem Bräutigam entgegen gehen.
Solange wir hier leben, dürfen wir nicht vergessen, dass der Urheber unserer Errettung durch Leiden vollkommen gemacht worden ist. Er kam in sein Eigentum und die Seinen nahmen ihn nicht an. Selbst als Ihm, dem Gerechten, der Mörder Barabbas zur Seite gestellt ward, wurde letzterer erwählt und Jesus getötet. Die Welt hat das Ihre lieb und hasst das Licht – und diese Gesinnung hat sie heute noch. Sobald die Versammlung es kund werden lässt, dass sie nicht von dieser Welt ist, wie auch Er nicht von dieser Welt war, sobald wir uns als gehorsame Kinder des Geistes Jesu Christi offenbaren, uns allein von ihm leiten und regieren lassen, wird auch die Welt beweisen, dass sie eine Feindin Jesu Christi und seiner Versammlung ist.
Je mehr uns aber der Geist der Welt beseelt, je weniger wir uns als von ihr Ausgesonderte im Wort und Wandel beweisen, desto weniger wird sie uns hassen – denn sie hat das Ihre lieb, selbst wenn sie es in der Versammlung des Herrn findet. Aber alle, die gottselig leben wollen, werden verfolgt werden (vgl. 2. Tim 3,12). Mag die Welt in ihrer Weisheit noch so große Fortschritte gemacht haben, die Weisheit Gottes bleibt ihr eine Torheit. Die Bildung der Menschen schützt uns nicht vor Verfolgung, ja gerade das Mund-Christentum wird seinen tiefen Hass am meisten unter den Kindern Gottes offenbaren, wenn diese nur dem leben, der sich selbst für sie geopfert hat. Die Versammlung Jesu Christi wird aber in der Schule der Leiden, im Ofen der Trübsal geläutert und vollendet. Lasst uns, geliebte Brüder, alles um des Herrn willen ertragen, denn alle Leiden um des Namens Jesu willen sind eine Gnade Gottes und beweisen, dass wir schon hier seinem verherrlichten Sohn gleich sind. Wir werden ja nur gehasst, weil wir seine Gesinnung durch den Glauben in uns haben und sein Geist in uns wohnt. Wiederfährt uns Unrecht, so lasst uns hinsehen auf Jesus, der so großen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet hat und doch nicht wiederschalt, als er gescholten wurde und nicht drohte als er litt, sondern sich dem übergab, der gerecht richtet (vgl. Heb 12,3; 1. Pet 2,23). Er hat uns ein Vorbild hinterlassen, damit wir seinen Fußstapfen nachfolgen. Wir sollen uns der Welt gegenüber verhalten, wie Er selbst: nicht Böses mit Bösem vergelten, nicht unser Recht behaupten, sondern ihr nichts als Liebe, Freundlichkeit und Geduld erweisen. Segnen, wo sie uns flucht, für sie bitten, wenn sie uns verfolgt. Lasst uns stets hinschauen auf den herrlichen Kampfpreis, damit wir nicht ermüden noch ermatten. Wir sind ein himmlisches Volk und haben nur zu kämpfen, dass uns die großen Gnadengüter, die himmlischen Vorrechte, nicht geschmälert noch geraubt werden.
Wer aber sein Leben und seine Güter in dieser Welt hat und nicht alles, der überschwänglichen Hoffnung wegen, für Dreck und Unrat achtet, ist nicht geschickt zu verleugnen, zu dulden und zu leiden. Die Leiden dieser Zeit sind aber nichts von Wert gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll (Röm 8,18). So konnte der Apostel zu uns reden, der die Herrlichkeit des Herrn geschaut hatte, der entrückt wurde in das Paradies und unaussprechliche Worte hörte, welche der Mensch nicht sagen darf. Zu dieser Herrlichkeit sind wir berufen, liebe Brüder, als Erben Gottes und Miterben Jesu Christi – und wir haben schon das Unterpfand, den Geist. Der Weg aber zu diesem ewigen unverwelklichen Erbe geht durch Kampf und Leiden. Wir sind ein Schauspiel der Menschen und Engel, ein Abschaum aller Leute, und sind geachtet wie die Schlachtschafe. Aber getrost, meine Brüder, es dauert nicht lange. Unser Bürge hat überwunden und wir überwinden in Ihm. Dann werden wir sein, wo Er ist. „Wacht, steht fest im Glauben; seid mannhaft, seid stark!“ Ihr seid teuer erkauft. Die Belohnung ist wunderbar, o werdet nicht Knechte der Menschen. Unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft ein ewiges und über jedes Maß hinausgehendes Gewicht von Herrlichkeit (2. Kor 4,17). Geht es wegen des Namens Jesu, wegen der Wahrheit, durch Trübsal und Verfolgung, durch viele Drangsale aller Art, so lasst uns fröhlich sein, denn wir sind Nachfolger des Herrn Jesus und seiner heiligen Apostel. „Werft nun eure Zuversicht nicht weg, die eine große Belohnung hat. Denn ihr habt Ausharren nötig, damit ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung davontragt. Denn noch eine ganz kleine Zeit, und ‚der Kommende wird kommen und nicht ausbleiben'“(Heb 10,36.37).
Unser Werk im Glauben, unsere Bemühung in der Liebe, unsere Ausdauer in der Hoffnung und die Geduld in der Trübsal soll nur zur Verherrlichung unseres Gottes und seines Gesalbten dienen. Es tut not, darauf zu achten, wenn wir denn in der Gesinnung Jesu Christi einhergehen wollen. Er selbst suchte hier auf der Erde nicht seine Ehre, Er hielt es nicht für einen Raub Gott gleich zu sein und als seine große Leidensstunde begann und seine Seele sehr betrübt war, betete Er nicht: „Vater errette mich aus dieser Stunde!“ sondern: „Vater, verherrliche deinen Namen!“ Darum hat Gott ihn nun auch hoch erhoben und ihm den Namen gegeben, der über jedem Namen ist. Die Versammlung läuft hier in den Fußstapfen ihres Hauptes und freut sich, wenn der Name Gottes und Christus Jesus in all ihren Gliedern, durch Wort und Wandel, durch Tun und Lassen, durch Leiden und Freuden verherrlicht wird. Auch ihr Gebet ist: „Vater, verherrliche deinen Namen!“ Und die Antwort, die Jesus auf seine Bitte erhielt, gilt auch der Versammlung: „Ich habe ihn verherrlicht und werde ihn wiederum verherrlichen“ (Joh 12,28). Er will an uns, die wir an seinen Namen glauben, sich offenbaren, in dem Reichtum seiner Gnade und Liebe, seiner Weisheit und Treue, seiner Kraft und Herrlichkeit. Er will sich in seiner ganzen Fülle als Vater an denen offenbaren, die abgetreten sind von aller Ungerechtigkeit und vor Ihm leben in kindlicher Furcht. Hat Er uns doch so unaussprechlich geliebt, als wir noch Feinde waren, und hat uns seinen geliebten Sohn geschenkt – wieviel mehr wird er uns jetzt seine Liebe beweisen, da wir durch den Glauben Kinder geworden sind. Woher aber kommt es, dass sich der Gott und der Vater in Christus Jesus heutzutage so wenig offenbart und verherrlicht unter denen, die sich zu den Gläubigen halten? Die Antwort ist nicht schwer, aber betrübend. Wohlleben, Gemächlichkeit, Ehre und Ansehen bei den Leuten, Sorge für dieses Leben, Hass, Neid, Zank, Wortkriege, Verstand und Weisheit dieser Welt zieht sich wie ein festes Gewebe fast durch das ganze heutige Christentum. Wie kann sich Gott in einer Seele in der Fülle und dem Reichtum seiner Gnade offenbaren, wo ein solches Widerstreben des göttlichen Geistes ist? Doch Er wird sich an einem jedem, der in diesem Widerstreben beharrt dennoch offenbaren, in seinen Gerichten. Im Herrn geliebte Brüder: Seht, welch eine Liebe uns Gott gegeben hat, dass wir seine Kinder heißen sollen! Der uns aber mit seinem teuren Blut erkauft hat, war nicht von dieser Welt, wie auch wir nicht von dieser Welt sind. Wer in diesem Leben irgendwie sich zu verherrlichen, wer sich hier wie Kain, der von dem Bösen war, wohnlich einzurichten sucht, hat das Ziel aus den Augen verloren. Unser Ruheplatz, der Ort unserer Verherrlichung ist nicht auf der Erde, sondern nur zur Rechten des Sohnes Gottes wohin wir jetzt schon durch den Glauben versetzt sind. Dass Gott, der Vater und Jesus Christus verherrlicht wird, soll und darf nur der leitende Gedanke aller unserer Handlungen sein, der kleinen wie der großen, der geheimen wie der offenbaren. Wir selbst treten dabei ganz in den Hintergrund zurück und Jesus Christus tritt überall auf den Plan durch seinen Geist. Darum wacht, steht fest im Glauben, seid mannhaft, seid stark!
Vor allen Dingen bedürfen wir des anhaltenden Gebets. Um nicht im Glaubenskampf gegenüber den unzähligen Feinden zu erliegen, um nicht in der Arbeit der Liebe zu ermüden und in der Geduld unter den Trübsalen zu ermatten, bedürfen wir immerdar der Stärkung von oben. Womit redet das Kind aber auch lieber, als mit dem so treuen Vater, die Braut lieber, als mit ihrem sie so zärtlich liebenden Bräutigam? Wie treibt es uns zum Gebet, wenn wir die Liebe Gottes erkannt haben, dass doch durch uns und alle seine Kinder, sein köstlicher Name möchte gepriesen werden. Wie gerne beugen wir unsere Knie fürbittend für unsere Brüder und Schwestern, dass sie mit uns wachsen in aller Erkenntnis und Weisheit Gottes und vor Ihm in der Liebe wandeln, wenn wir denn wirklich ein Herz für die Brüder haben. Wie flehen wir einzeln und vereint, wenn eins oder mehrere Glieder leiden, und loben mit, wenn sie im Glauben, in der Liebe und in der Hoffnung ausharren. Das wahre Kind Gottes denkt ja nicht nur an sich – es weiß, dass es das Glied einer großen Familie ist und dass das Wohl und Wehe dieser Familie auch sein Wohl und Wehe ist. Es denkt nur daran bei sich und anderen, dass Gott und Jesus Christus verherrlicht werde. Geliebte Brüder! Wie ist es unter euch und in eurer Gemeinschaft? Wird Gott gepriesen und verherrlicht und sein Name durch euch kund und offenbar? Lebt Ihr vor Ihm untadelig und unsträflich in der Liebe und wartet Ihr unablässig auf seine herrliche Zukunft? „Wacht, steht fest im Glauben, seid mannhaft, seid stark!“
Lasst uns wirklich aufwachen und nüchtern sein. Mit einem Opfer hat Jesus alle vollkommen gemacht, die geheiligt werden. Darum lasst uns hinzutreten zum Gnadenthron mit aller Freimütigkeit, mit aufrichtigem Herzen und völligem Glauben, besprengt durch sein Blut und gereinigt vom bösen Gewissen. Wer wollte noch zaudern, da wir ein solches Opfer haben? Wer wollte noch dem Willen seines Fleisches unterliegen, da der Reichtum seiner Gnade und Liebe und die Kraft seiner Auferstehung so unaussprechlich groß ist? Wer wollte noch das Irdische suchen und lieben, da uns ein ewiges, unvergängliches und unbeflecktes Erbe, die überschwängliche Herrlichkeit des Sohnes Gottes, aufbewahrt wird im Himmel? Lasst euch doch ermahnen um Jesu willen, um des überaus köstlichen Geheimnisses seiner Liebe willen, die Er seiner Versammlung offenbart hat! Er kommt bald und wir mit Ihm! Darum noch einmal meine Brüder: „Wacht, steht fest im Glauben, seid mannhaft, seid stark!“