Botschafter des Heils in Christo 1853
Nur Heil in Christus!
„Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“ (Joh 3,16). Diese tiefe Liebe und Gnade Gottes kann nie ganz ergründet noch erkannt werden. Unsere Erkenntnis bleibt hier Stückwerk.
Der erhöhte Jesus wurde abgebildet in der ehernen Schlange, die Mose in der Wüste aufrichtete. Das Volk Israel redete gegen Gott und gegen Mose und sprach: „Warum habt ihr uns aus Ägypten heraufgeführt, dass wir in der Wüste sterben? Denn da ist kein Brot und kein Wasser, und unsere Seele ekelt sich vor dieser elenden Speise. Da sandte der Herr feurige Schlangen unter das Volk, und sie bissen das Volk; und es starb viel Volk aus Israel. Da kam das Volk zu Mose, und sie sprachen: Wir haben gesündigt, dass wir gegen den Herrn und gegen dich geredet haben; flehe zum Herrn, dass er die Schlangen von uns wegnehme. Und Mose flehte für das Volk. Und der Herr sprach zu Mose: Mache dir eine feurige Schlange und tu sie auf eine Stange; und es wird geschehen, jeder, der gebissen ist und sie ansieht, der wird am Leben bleiben. Und Mose machte eine Schlange aus Kupfer und tat sie auf die Stange; und es geschah, wenn eine Schlange jemand gebissen hatte, und er schaute auf zu der Schlange aus Kupfer, so blieb er am Leben“ (4. Mo 21,5–9).
Das Volk erkannte seine Sünde und den tödlichen Biss der Schlangen. Das trieb sie, ihren Vermittler Mose um Fürbitte anzuflehen und zu der nach Gottes Befehl erhöhten Schlange gläubig aufzuschauen. Nur wer seine Sünde in Wahrheit erkennt, und wer erkennt, dass sie ins ewige Verderben führt, bittet um Vergebung und wünscht erlöst zu werden. Gottes Wort weist uns dann auf den erhöhten Jesus hin, der zur Rechten Gottes sitzt und spricht: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt!“ (Joh 1,29). „Der unserer Übertretungen wegen hingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist“ (Röm 4,25). Wer an ihn glaubt, der ist gerecht, der hat das ewige Leben (nach Röm 10,4; Joh 3,36). Was sagt die menschliche Vernunft dazu? Törichte Predigt! Wer kann das glauben? Wer kann alleine durch solchen Glauben gerecht und selig werden?
„Denn weil ja in der Weisheit Gottes die Welt durch die Weisheit Gott nicht erkannte, so gefiel es Gott wohl, durch die Torheit der Predigt die Glaubenden zu erretten“ (1. Kor 1,21). Die eherne Schlange in der Wüste war auch etwas Törichtes für die menschliche Vernunft. Wer sie aber nur anschaute, wenn er gebissen worden war, wurde gesund und blieb leben. Wer nicht gehorsam war und nicht glaubte, wurde nicht gesund und musste sterben. So auch, wer an den Sohn glaubt, der ist gerecht und erlöst und besiegelt, dass Gott wahrhaftig ist. Darum lasst uns gläubig annehmen, was Gott von seinem Sohn zeugt. „Nämlich dass Gott in Christus war, die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend, und er hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt“ (2. Kor 5,19). „Dem aber, der nicht wirkt, sondern an den glaubt, der den Gottlosen rechtfertigt, wird sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet“ (Röm 4,5). „Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch für uns geworden ist denn es steht geschrieben: „Verflucht ist jeder, der am Holz hängt!“ (Gal 3,13). „Als er ausgetilgt hat die uns entgegen stehende Handschrift in Satzungen, die gegen uns war, hat er sie auch aus der Mitte weggenommen, indem er sie an das Kreuz nagelte; als er die Fürstentümer und die Gewalten ausgezogen hatte, stellte er sie öffentlich zur Schau, indem er durch dasselbe über sie einen Triumph hielt“ (Kol 2,14–15). „Jetzt aber ist er einmal in der Vollendung der Zeitalter offenbart worden zur Abschaffung der Sünde durch sein Opfer“ (Heb 9,26; siehe auch Röm 10,9; 3,24; Tit 2,14; Heb 10,12–14; 1. Pet 1,18; 2,24; Röm 8,31–34).
Nimmst du dieses Zeugnis in Wahrheit an, so hast du Frieden mit Gott. Du bist mit Ihm versöhnt, die Sünde ist getilgt, der Fluch aufgehoben und das Gesetz hat keine Anforderungen mehr an dich. Solange du aber noch über deine Sünde besorgt bist, d. h. solange du fragst, wer wird mich befreien?, solange der Friede Gottes noch nicht bleibend in dir wohnt, so lange glaubst du auch nicht in Wahrheit, was Gott von seinem Sohn zeugt. Wer Gottes Zeugnis nicht annimmt, der beweist, dass er an dessen Wahrhaftigkeit zweifelt und seine überschwängliche Gnade in Christus Jesus an uns nicht erkannt hat.
Glaube doch diesem Gott, der du unter dem Fluch der Sünde seufzt, der du nirgendwo Ruhe und Frieden, nirgendwo Errettung und Seligkeit finden kannst. Bist du auch noch so schlimm von der Schlange, der Sünde, gebissen, hast du erkannt, dass du von ihr durch und durch vergiftet bist, so komm, wie du bist! Gott verlangt nichts anderes, als dass du sein Zeugnis von seinem Sohn annimmst, der für dich zur Sünde gemacht ist, auf dass du in Ihm die Gerechtigkeit würdest, die vor Gott gilt (2. Kor 5,20). Glaube, wie ein Kind, in aller Einfalt, ohne Bedenken und Überlegungen, so wirst du die Kraft des Glaubens erfahren. Du wirst jubeln: Ich bin erlöst und aus dem Tode in das Leben übergegangen, ich bin Gottes Kind und Erbe. „Es ist in keinem anderen das Heil, denn es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist, in dem wir errettet werden müssen“ (Apg 4,12).
Wir sind in Christus Jesus von dem Joch und Dienst der Sünde befreit. Der Unglaube macht dies zwar streitig, weil er kraftlos ist. Es kommt aber darauf an, dass wir den reichen Segen erkennen, den wir in Jesus haben. Wir werden ermahnt: „Darum, Brüder, befleißigt euch umso mehr, eure Berufung und Erwählung fest zu machen; denn wenn ihr diese Dinge tut, so werdet ihr niemals straucheln“ (2. Pet 1,10). In Christus Jesus wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig. In Ihm liegen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen (nach Kol 2,3.9). Sein Name ist eine feste Burg, wer darin im Glauben ruht, ist sicher vor allen seinen Feinden. Er ist der Sieger über Satan, Welt, Sünde und Tod, darum sind wir in Ihm immer des Sieges gewiss, wie geschrieben steht: „Dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube“ (1. Joh 5,4). Durch den Glauben sind wir in Ihn versetzt, sind Ihm einverleibt. Gott sieht uns nun an, wie er Ihn ansieht. Dieselbe Liebe und Herzlichkeit ruht auf uns, wie sie auf seinem Sohn, unserem Heiland, ruht.
Es hängt aber alles davon ab, dass wir festhalten, dass wir durch den Glauben in Ihn versetzt sind, von Gott angesehen werden als geliebte Kinder und alles dessen teilhaftig geworden sind, was uns durch Jesus Christus geschenkt ist. Da heißt es denn: „Denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war, tat Gott, indem er, seinen eigenen Sohn in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und für die Sünde sendend, die Sünde im Fleisch verurteilte, damit die Rechtsforderung des Gesetzes erfüllt würde in uns, die nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist wandeln“ (Röm 8,3–4).
Inmitten einer Welt von unzähligen und gewaltigen Widersacher, sichtbar und unsichtbar, sind wir nur in Jesus geborgen, um nicht ihr Raub zu werden, und sind nur in Ihm bewahrt vor aller Befleckung des Fleisches und des Geistes. Der Kampf, der zwar große Selbstverleugnung fordert, besteht allein darin, Glauben zu behalten, d. h. in Ihm zu bleiben, und nur ein solcher Kampf ist recht und wird mit Sieg gekrönt. Das Gebet, die brüderliche Gemeinschaft, dass Forschen in der Schrift, die Erkenntnis unsere hohen Berufung, kurz Alles, soll vornehmlich dazu dienen, um uns in diesem Kampfe recht ehrbar zu erhalten.
Nur wer in Jesus ruht ist Gott angenehm und bringt viele Frucht. „Bleibt in mir, und ich in euch. Wie die Rebe nicht von sich selbst aus Frucht bringen kann, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, dieser bringt viel Frucht, denn außer mir könnt ihr nichts tun. (...) Hierin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt“ (Joh 15,4–5.8). Also lernen wir auch Gott, den Vater und unseren Herrn Jesus Christus immer mehr erkennen. „Denn wenn diese Dinge bei euch vorhanden sind und zunehmen, so stellen sie euch nicht träge noch fruchtleer hin in Bezug auf die Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus“ (2. Pet 1,8).
„Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen“ (Joh 17,3). Der Apostel Paulus bittet für die gläubigen Kolosser, dass sie wachsen möchten in der Erkenntnis Gottes (nach Kol 1,11) und Petrus schreibt allen Gläubigen: „Gnade und Friede sei euch vermehrt in der Erkenntnis Gottes und Jesu, unseres Herrn“ (2. Pet 1,2).
Wenn wir nun durch den Glauben in Ihn versetzt sind und in Ihm bleiben, so werden wir wachsen in dieser Erkenntnis, und in der Erkenntnis Gottes und Jesu Christi besteht unsere Seligkeit. Als wir in uns, d. h. in unserem Fleisch waren und lebten, mussten wir zunächst uns selbst kennen lernen in unserem Verderben und in unserer Ohnmacht, damit uns unser tiefes Elend offenbar würde und wir uns nach Erlösung sehnten. Nachdem wir nun gläubig geworden sind, haben wir uns als Gottlose erkannt. Wir haben alle Hoffnung zu unserer Selbstverbesserung aufgegeben und sehen ganz von uns ab und sind nun durch den Glauben Jesu einverleibt. Durch diese Einverleibung bekennen wir, dass wir mit Ihm gekreuzigt, gestorben, begraben und auferstanden sind. Wir wissen, „dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde abgetan sei, dass wir der Sünde nicht mehr dienen“ (Röm 6,6) (Weitere Stellen: Röm 6,11; 7,4; 2. Kor 5,14.15; Kol 2,12; 1. Pet 4,1 usw.) Wir dürfen jetzt von uns, nach unserem Fleisch, wie von unserer früheren Gemeinschaft gar keine Notiz mehr nehmen, oder mit anderen Worten, wir müssen uns selbst verleugnen, und unser Leben verlieren um Jesu willen. Das Wort Gottes ruft den Gläubigen auch nicht zu, dass sie in der Selbsterkenntnis wachsen sollten, sondern es setzt vielmehr voraus, dass sie sich als Gottlose erkannt und aufgegeben haben. Da sie aber nun in den Himmel versetzt sind, da ihr Leben mit Christus in Gott verborgen ist, sollen sie in der Erkenntnis Gottes wachsen. Liebe Brüder, lasst uns nicht klüger sein wollen, als Gottes Wort. Es ist eine große List des Feindes, der uns immer wieder in uns selbst zurückführen will, damit wir dann leicht seine Beute werden. In uns sehen wir ja nichts als Verderben und Ohnmacht. Was Wunder, wenn wir bei solcher Selbstbetrachtung immer wieder in eine knechtische Furcht geraten und unser ganzer Wandel unserer hohen Berufung unwürdig, fleischlich und unrein ist. In Gott aber sehen wir nichts als Gerechtigkeit und Stärke, die uns durch den Glauben geschenkt ist, und unser Herz erfüllt Frieden und unser Gang ist sicher und gewiss. Der Betrug Satans ist sehr groß. Er hat von jeher alles versucht, um die Gläubigen aus ihrer sicheren Burg zu bringen, und er weiß sich selbst als Engel des Lichts zu verstellen. Er möchte sie sogar gern zu der Meinung verführen, dass das dauernde Aufsehen auf Jesus, ohne das Sehen auf sein tiefes Verderben und seine Ohnmacht stolz und hochmütig mache. Lasst euch nicht irre machen, liebe Brüder, die ihr in Christus Jesus seid. Der Hochmütige ruht nicht in Gott, sondern in sich selbst. Der ist einfältig und demütig, der von sich nichts mehr, aber von Gott alles erwartet, der nicht sich beschaut, um an sich selber Wohlgefallen zu haben, sondern unverrückt auf den Herrn sieht, und an Ihm allein seine Freude und Wonne hat. „Und nun, Kinder, bleibt in ihm, damit wir, wenn er offenbart werden wird, Freimütigkeit haben und nicht vor ihm beschämt werden bei seiner Ankunft“ (1. Joh 2,28). Lasst es uns doch ernst nehmen mit Gottes Wort und mit unserem Heil, denn wir sind teuer erkauft. Das Gebet Paulus für die Epheser in Epheser 1,17–20 wolle der Herr auch in uns Allen reichlich erfüllen: „Damit der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst, damit ihr, erleuchtet an den Augen eures Herzens, wisst, welches die Hoffnung seiner Berufung ist, welches der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen und welches die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden, nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke, in der er gewirkt hat in dem Christus, indem er ihn aus den Toten auferweckte; (und er setzte ihn zu seiner Rechten in den himmlischen Örtern“ (Eph 1,17–20).