Botschafter des Heils in Christo 1860
Mitteilungen über das Werk Gottes in unseren Tagen
Mondrose und Terrhden – Folgendes ist ein Auszug aus einem Brief in einer Zeitschrift (Schottisch Guardian)
Auf meiner Reise durch Schottland besuchte ich auch Mondrose. Man sah dort etwas vom Werk des Herrn. Die Erweckung in diesem Teil des Landes war durch folgenden merkwürdigen Vorfall entstanden. Ein hiesiger Jüngling hatte seinen Bruder in Irland besucht, der vor seiner Ankunft den Herrn gefunden hatte. Der Angekommene, nichts wissend von der Veränderung, die bei seinem Bruder Platz gegriffen hatte, war nicht wenig verwundert über das, was er sah und hörte, und wurde sogar, da er sehr leichtsinnig und ein Flucher war, sehr ärgerlich und böse. Jedoch ging er mit in die Versammlung; und dort wurde er sehr in seinem Gewissen getroffen und unruhig über seine Sünden. Kurz darauf fand er Frieden und kehrte, in Jesu sich erfreuend, nach Mondrose zurück. Kaum nach Haus gekommen, teilte er die in Irland gesehenen großen Wunder mit; und da ein jeder die unzweideutige Veränderung an ihm wahrnehmen musste, so war niemand in: Stand, seine Erzählung zu bezweifeln. In sehr einfältiger Weise verkündigte er das Evangelium; und der Herr segnete seine Predigt in einem so außerordentlichen Maße, dass die ganze Gegend davon ergriffen ward. Viele wurden bekehrt, und unter anderen auch eine Dame, die selbst später das Mittel wurde zur Bekehrung ihres Mannes, ihres Sohnes und vieler anderen. Sie war durch eine Predigt dieses Jünglings heftig getroffen worden und drei Tage hindurch in der größten Angst gewesen. Am vierten Tage aber fand sie Frieden, und ihre Freude war so groß, dass sie ihre Arbeit verließ, augenblicklich zu ihrem Mann lief und zu ihm sagte: „Ich Hab Ihn gefunden, ich Hab Ihn gefunden!“
Von Mondrose schritt die Erweckung nach Terryden, einem gottlosen Städtchen von zwölfhundert Einwohnern, die fast sämtlich Fischer sind. Dort besuchte ich sehr viele und war bei allen willkommen. Obgleich sie erst seit wenigen Wochen Frieden gefunden hatten, war ihre Freude doch unbeschreiblich groß. Zuerst besuchten wir eine junge Frau, die samt ihrem Mann und ihrer Schwester bekehrt war. Sie war sehr glücklich und konnte nicht aufhören. Jedem zu erzählen, was sie in Jesu gefunden habe. Ihr Mann hatte etliche bange Tage durchlebt; dann aber waren die Tränen, die seine Wangen benetzten, redende Zeugen seines inneren Friedens gewesen. „O“, sagte sie zu mir, „das war ein glücklicher Tag, als ich mich in diesem Zustand fand; denn nun wusste ich gewiss, dass der Herr ihn angenommen habe.“ Auch besuchten wir eine Familie, wovon die Frau, der Mann und der 80jährige Vater Frieden gefunden hatten. Letzteren fragte ich, wie es ihm gehe; und mit Tränen in den Augen bezeugte er mir, dass er vor einer Woche Frieden gefunden habe. Es war ein herrlicher Anblick. Gleich dem Mörder am Kreuz war er noch in der letzten Stunde gerettet worden. Dann besuchte ich noch eine Familie, worin alle, der Mann, die Frau, die Kinder und die Dienstboten bekehrt waren. O nimmer durchlebte ich solch eine selige Stunde! Der Herr sei für seine Gnade gepriesen! Italien. Folgendes ist ein Auszug eines Briefes von Sigmor Ferretti an etliche Freunde in Edingburg.
An den Grenzen der Lombardei, ungefähr zwei Meilen von Milaan, lebt ein den meisten Europäern unbekannter Volksstamm. Obschon der Schweiz angehörend, sind die Bewohner dieser Gegend eigentlich doch Italiener, sowie ihre Sprache die italienische ist. Seit dem 16. Jahrhundert gehören sie der protestantischen Kirche an; die Formen ihres Gottesdienstes sind höchst einfach. Solange ihre Grenznachbarn Untertanen Österreichs waren, gehörte die Verbreitung ihrer Traktate in das Reich der Unmöglichst; jedoch seit die Lombardei dem Sardinischen Königreich einverleibt ist, ist dort auch für das Evangelium die Tür geöffnet, so dass schon jetzt in vielen Städten und Dörfern dieses Landes die frohe Botschaft verkündigt wird.
Aus Briefen hatte ich bereits viel von diesen neuen Zuständen vernommen, beschloss aber selbst hinzureisen, um mich mit eigenen Augen davon zu überzeugen. Um ihnen alles mitzuteilen, was ich sah und hörte, würde manchen Bogen Papier füllen. Die Versammlungen werden nicht nur des Sonntags besucht, sondern finden jeden Tag statt, und zwar meistens mitten am Tag. Und dennoch gehört die größte Anzahl der Zuhörer der arbeitenden Klasse an, die, anstatt ihre Ruhestunden in Bier– und Kaffehäusern zuzubringen, hierher eilen, um auf das Eine zu horchen, was ihrer Seele noch tut. Die meisten Bekehrten waren früher die am meisten verachteten Glieder der menschlichen Gesellschaft. Folgende Tatsache möge zu einem Beweis dienen:
In Alessandrien wohnte ein gottloser Mensch, der ein Schrecken der Umgegend war. Laster aller Art, Trunk– und Streitsucht waren seine unschuldigsten Vergnügungen. Eines Abends kam er in eine Versammlung, teils aus Neugierde, teils in der Absicht, um Störung zu machen. Aber Er, der auf dem Weg nach Damaskus einen Paulus zur Erbe warf, traf auch das Herz dieses Taugenichtses und verwandelte ihn aus einem Tiger in ein Lamm. Er kehrte zu seiner Frau und seinen Kindern, die er verlassen hatte, zurück, lernte lesen, und der Herr hat ihn als ein Werkzeug zur Bekehrung vieler anderen gebraucht. Ja, dieser Mann, vor dem früher ein jeder zitterte, predigt jetzt Jesus. Wie er früher bei den wenigsten Veranlassungen nicht selten rachedürstend den Dolch aus seinem Busen zog, habe ich ihn jetzt bei einer gewissen Gelegenheit die Bibel aus der Tasche ziehen sehen und einem wütenden Widersacher die Worte vorlesen hören: „Wenn dich jemand auf die eine Wange schlägt, so biete ihm auch die andere dar;“ und diese Worte trafen so sehr das Herz seines Gegners, dass auch er zu Jesu bekehrt wurde.
Die Belehrungen in Italien stehen genau in Übereinstimmung mit dem Wort Gottes. Sie bestehen nicht in einem von Menschen gemachten Glaubensbekenntnis oder in einer Veränderung von Ansichten, über Lehrpunkte, sondern in einer Erneuerung des Herzens und Wandels und geben Zeugnis von einer neuen Geburt aus Gott. Eine Frau, deren Mann bekehrt worden war, erwiderte einem Priester, der ihr anriet, sich von ihm als einem Ketzer zu trennen: „Wie? ich sollte mich von meinem Mann trennen? Als er noch zu euch gehörte, kam er jeden Abend betrunken nach Haus, misshandelte mich und sorgte nicht einmal für trockenes Brot für meine hungernden Kinder. Aber jetzt, wo er nicht mehr zur Messe geht und, wie ihr sagt, ein Ketzer ist, jetzt trinkt er nicht, misshandelt mich nicht mehr, schafft zum Überfluss Brot ins Haus und erzeigt mir eine Liebe, wie ich sie nie zuvor gefunden habe.“ Solche Worte sind kräftiger und überzeugender als die mancher Predigt.
Die Christen zu Florenz lassen ihre Kinder nicht eher taufen, als bis sie deutliche Beweise haben, dass sie an Jesus gläubig geworden sind. Früher wurden ungetaufte Kinder nicht registriert und auch wurde ihnen ein ehrliches Begräbnis verweigert. Jetzt ist dies alles verändert.
In Florenz sind viele Christen. Auch in Venetien und Neapel, ja selbst in Rom bis zum Vatikan finden sich in nicht geringer Anzahl Brüder, die für die Evangelisation in Italien beten. Irland. Derselbe Bruder, dem wir obige Mitteilung verdanken, schreibt auch noch Folgendes:
Newtowulimavadn, den 26. Juli 1860
Wenn ich die Erscheinungen der Erweckung in diesem Distrikt, wo so manche Seele den Herrn gefunden hat, beobachte, dann finde ich alle Ursache, um Gott für seine überschwängliche Gnade zu danken. Die Mehrzahl derer, die bekehrt wurden, harren bis jetzt im Glauben aus; und das ganze Tal hat dadurch ein ernstes Aussehen bekommen. Etliche wenige sind zwar wieder zur Welt zurückgekehrt; doch die meisten sind sehr glücklich. Ihr erneuerter Wandel, sowie ihre große Begierde nach dem Wort Gottes sind Beweise ihrer Geburt aus Gott.
Dabei geht das Werk seinen Gang ruhig vorwärts; und obschon die Versammlungen nicht mehr von solch großen Massen besucht werden, so haben sie dadurch nur gewonnen, indem die jetzigen Besucher nicht aus Neugierde, sondern aus Bedürfnis erscheinen. Es herrscht stets große Aufmerksamkeit und noch immer finden viele Bekehrungen statt. Das Werk hat sich jetzt bereits über dem ganzen Norden ausgebreitet und ist überall mit Segen begleitet. Vor allem sind die Predigten im Freien von großer Wirkung. Darum werden Sie nicht müde, unserer zu gedenken in ihren Gebeten.
Ihr Bruder in Christus.