Botschafter des Heils in Christo 1860
Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist?
Wir sind um einen hohen Preis erkauft. Unser Lösegeld ist das kostbare Blut Jesu, des Sohnes Gottes. Wir gehören niemanden an – auch uns selbst nicht – außer dem, der uns erkauft hat. „Er ist für alle gestorben, auf dass die Lebenden nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferweckt ist“ (2. Kor 5,15). Christus allein ist unser Herr; Ihm allein gebührt die ganze Herrschaft über uns, und uns gebührt allem die völlige Unterwürfigkeit unter Ihn. Aber ach, wie oft wird diese so gesegnete Stellung von den Seinen hienieden verkannt und verleugnet! Ebenso ist es mit der gesegneten Wahrheit, die wir in 1. Korinther 6,19 finden: „Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, welchen ihr von Gott habt, und ihr nicht euer selbst seid.“
Es ist von jedem Gläubigen wahr, was wir in oben angeführtem Kapitel Vers 11 lesen: „Ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerechtfertigt in dem Namen unseres Herrn Jesus, und durch den Geist unseres Gottes.“ Der Leib war die Wohnstätte allen Unreinigkeit; aber jetzt ist er ein Tempel des Heiligen Geistes geworden. Der Heilige Geist wohnt darin, als in seinem Haus. Der Leib des Gläubigen ist jetzt ein geheiligtes Gefäß, geehrt von Gott, indem Er ihn zu seiner Wohnung erkoren hat. Darum ist auch jede Verunreinigung oder Befleckung des Leibes eine Entweihung des Tempels Gottes. Und Gott kann bei solcher Entweihung nicht gleichgültig zusehen; es erweckt seinen Eifer. Es entbrannte ja schon der Eifer des Herrn, als der Tempel zu Jerusalem entweiht wurde, wie wir Johannes 2,14–16 lesen: „Und Er fand im Tempel die Ochsen– und Schafe– und Taubenverkäufer, und die Wechsler da sitzen. Und Er machte eine Geißel aus Stricken, und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus, und die Schafe und die Ochsen; und die Münze der Wechsler schüttete Er aus, und die Tische warf Er um. Und zu den Taubenkrämern sagte Er: Nehmt dieses von hier weg! Macht nicht das Haus meines Vaters zu einem Kaufhaus.“
In 1. Korinther 3,16 wird die Kirche oder Versammlung auf der Erde, als Leib betrachtet, der „Tempel Gottes“ genannt. „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid, und dass der Geist Gottes in euch wohnt?“ (1. Kor 3,16) Und was sagt der Herr in Bezug auf die Zerstörung dieses Tempels? „Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, diesen wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig, welcher ihr seid“ (V 17). Und ach! wie sehr ist dieser Tempel, die verantwortliche Kirche auf der Erde, verdorben worden! Ist er nicht ebenfalls, wie jener Tempel zu Jerusalem zu einem Handelshaus und einer Mördergrube, ja, zu einer Wohnstätte aller Unreinigkeit und Bosheit geworden? In der Offenbarung Johannes 18 finden wir den letzten wahren Zustand der Kirche und ihr trauriges und schreckliches Ende – das Ende dieses völlig verdorbenen und verunreinigten Hauses, nachdem der Herr vorher seine Heiligen und vor Grundlegung der Welt Auserwählten aus demselben hinweggenommen hat.
Wir haben vorhin gesehen, dass der Leib eines jeden einzelnen Gläubigen auch ein Tempel des Heiligen Geistes ist. Und sollte Gott für diesen Tempel weniger Eifer haben? Gewiss nicht; wir sind verantwortlich für diesen Tempel, wenn auch verantwortlich unter der Gnade, die uns vor dem ewigen Gericht sicherstellt. Sein Eifer aber ist derselbe. Er erlaubt keine Unreinigkeit, keine Entweihung seines Hauses. Er richtet jedes Böse; alle seine Züchtigungen sind ein Beweis seines Eifers. Die Seinen aber vergessen leider so oft ihr gesegnetes Vorrecht sowohl, als auch ihre ernste Verantwortlichkeit als Tempel des Heiligen Geistes. Und darum erschrecken sie nicht, wenn unreine Lust, wenn Gedanken der Habsucht oder andere fleischliche und weltliche Gedanken in diesem Tempel ihr Wesen haben. Mancher fürchtet mehr das Auge der Menschen, und bewahrt sich äußerlich, als das alles durchdringende Auge Gottes, und die Heiligkeit seiner Gegenwart. Sicher wird aber auch der Heilige Geist betrübt, wenn seine Wohnstätte verunreinigt, wenn dem Fleisch erlaubt wird, sich darin geltend zu machen. Es ist nicht nur mein Leib, welchen ich verunreinige, sondern der Tempel Gottes. Der Apostel sagt in Vers 15: „Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind? Soll ich nun die Glieder Christi nehmen, und sie zu Gliedern einer Hure machen? Das sei ferne!“ Verunreinige ich also meinen Leib, so verunreinige ich den Tempel Gottes und verunreinige die Glieder Christi. O wie ernst ist diese Wahrheit! Sie gibt jeder Verunreinigung in oder an meinem Leib den wahren Charakter und zeigt die Größe meiner Strafbarkeit, wenn ich gleichgültig darin bin. Sehr oft wird bei der Verunreinigung durch unsaubere Gedanken, Worte oder Werke, nur an den Verlust des eignen Friedens und der eignen Freude gedacht; aber hier ist mehr. Es ist Gott, der betrübt und es ist sein Tempel, der verunreinigt wird. Es wird seine Ehre und die Heiligkeit seines Hauses verletzt.
O, der Herr möge diese ernsten und gesegneten Worte: „Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des heiligen Geist es ist, der in euch ist,“ stets als eine lebendige Kraft in uns wirksam sein lassen!