Botschafter des Heils in Christo 1860
Ich will wieder kommen
Dies ist eine wahrhaft köstliche Verheißung. Sie wurde gegeben, um die Herzen der bekümmerten Jünger zu trösten, und manches beschwerte Herz ist seitdem dadurch getröstet worden. Wir sehen in diesem Vers, dass „ich“ und „ihr“ sich oft begegnen. Das Herz Jesu und das Herz seiner Jünger sind zusammen verschmolzen. Die Liebe vereinigt sie, und sie sind völlig eins. Die zärtliche Liebe Jesu ist hier wunderbar schön ausgedrückt. – Die Jünger waren mit Trauer erfüllt, weil Er im Begriff stand, sie zu verlassen. „Wohin ich gehe,“ sagt Er, „könnt ihr nicht kommen.“ Dies war für ihr Herz ein versuchendes Wort. In der Antwort auf die Frage des Petrus: „Wohin gehst du?“ verweist sie der Herr zuerst auf seinen Tod am Kreuz für sie, und dann tritt Er dem Kummer ihrer Herzen mit dieser gesegneten Antwort entgegen: „Ich will wiederkommen und euch zu mir nehmen.“ Er sagt nicht: „Ich will zu euch senden;“ o, nein! sondern: „ich will kommen.“ Dies bezeugte seine innige Liebe gegen sie; Er wollte selbst zu ihnen kommen. Die Liebe würdigt ihren Gegenstand. Hätte Er gesagt, dass Er andere zu seinen Jüngern senden wolle, so würde dies nicht völlig bewiesen haben, wie sehr Er sie liebte und wertschätzte.
Aber wohin ging Er? Nach oben, zu seines Vaters Haus – in seine unmittelbare Gegenwart – Er ging heim. Und will Er uns dort bei sich empfangen? Er ist jetzt dort, und Er will zu uns kommen und uns in Empfang nehmen, um da zu sein, wo Er ist. „Auf dass, wo ich bin,“ sagt Er, „auch ihr seid.“ Bei Ihm wird unser Platz sein, durch den unermesslichen Wert seines Blutes. Und dies ist, wie wir wissen, der höchste, beste, gesegnetste Platz im Himmel. Und obgleich alle in derselben Herrlichkeit sein werden, so wird doch ein jeder seinen bestimmten und besonderen Platz dort haben. Paulus wird nicht den des Petrus, und Petrus nicht den des Paulus haben. Ein jeder wird seinen eigenen Platz haben, nicht nur in dem Herzen Christi, sondern auch in dem Haus der vielen Wohnungen und der Herrlichkeit des Herrn. „Ich gehe hin, um für euch eine Stätte zu bereiten.“ Kurz, es wird die Heimat sein, unsere ewige, glückliche Heimat. Das ist die Liebe Jesu! Es ist die Liebe des göttlichen Bräutigams für seine „erlöste Braut,“ und dies ist seine getreue Verheißung: „Ich will wiederkommen.“
Im 17. Kapitel sahen wir dieselbe köstliche Wahrheit dargestellt, nicht in Form einer Verheißung, sondern als Gebet ausgedrückt. „Vater! ich will, dass die du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, auf dass sie meine Herrlichkeit schauen, welche du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt“ (V 24). Er trägt uns beständig auf seinem Herzen. Sein großer Wunsch ist, dass „wir seine Herrlichkeit sehen und in derselben bei Ihm sein sollen.“ Hier ist es seine „gegebene“ Herrlichkeit, von welcher Er spricht. Er verherrlichte Gott auf der Erde, und Gott hat Ihn zu seiner Rechten in den Himmeln verherrlicht (vgl. Joh 12,28; 13,31–32; 17,4–5). Und jetzt bittet Er den Vater, dass wir alle in der Herrlichkeit bei Ihm sein möchten. „Und der Vater erhört Ihn allezeit.“ „Noch eine kleine Zeit,“ und wir werden auf ewig bei Ihm sein und gleich ihm in seiner „gegebenen Herrlichkeit.“ Und sicher wird unsere höchste und tiefste Freude die sein, Ihn selbst, der für uns durch solche Schmach und Leiden gegangen ist, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt zu sehen. Unsere Freude wird nicht so sehr darin bestehen, dass wir dort sind, sondern vielmehr darin, dass Er dort ist. Jedes Auge wird auf Ihn gerichtet, jedes Herz mit seiner Herrlichkeit und Schönheit erfüllt sein; und der Gedanke, dass wir durch seine Leiden, und durch seine Schmach und Verachtung dort sind, wird jede Stimme erschallen lassen, um in den lautesten und lieblichsten Liedern sein Lob zu besingen.
Und jetzt, da wir die Verheißung haben und den Wunsch seines Herzens kennen, ist unsere wahre Stellung auf sein Kommen zu warten und nach demselben uns zu sehnen. Tag und Stunde hat Er nicht genannt, damit wir allezeit auf Ihn warten möchten. Wir haben nicht auf Leiden, Versuchungen oder auf den Tod, sondern auf den Herrn zu warten. Dies mag vor Ihm kommen; allein diese köstliche Verheißung: „Ich will wiederkommen und euch zu mir nehmen“ stellt nichts zwischen das Her; des Jüngers und die Rückkehr seines Herrn. Seine Wiederkunft ist der eigentliche Gegenstand der Hoffnung seines Volkes. Dies finden wir bei den Thessalonichern. Sie waren „von den Götzenbildern zu Gott bekehrt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen, und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten.“ Liebe und Zuneigung sollte uns stets leiten, zu bitten: „Komm, Herr Jesu!“ Das liebende Weib wird die Stunden der Abwesenheit ihres Mannes zählen und nach seiner Rückkehr sich sehnen, und also sollte es bei uns sein.
Im vierten Kapitel der Offenbarung finden wir in einem Gesicht in den vier und zwanzig Ältesten die Verheißung erfüllt und die Bitte erhört. Die Liebe sowohl als auch der Glaube ergreifen dieses. Die Erkauften des Herrn werden in der Mitte des Throns und rund um denselben gesehen. Sie sitzen auf Thronen, angetan mit weißen Kleidern und Kronen auf ihren Häuptern, und beten an. Und obgleich „aus dem Thron, Blitze und Stimmen und Donner hervorgehen,“ so werden sie nicht im Geringsten beunruhigt. Sie sind vollkommen zu Haus. Sie sind bei Christus, und das macht ihnen den Himmel zur Heimat. Seine Verheißung ist erfüllt und der Wunsch seines liebenden Herzens für immer befriedigt. Ehe noch cm einziges Siegel erbrochen, eine einzige Trompete erschollen, eine einzige Schale ausgeschüttet ist, ist die Versammlung schon aufgenommen. Er kommt ihretwegen selbst, und empfängt sie für sich und bringt sie nach oben, in seine eigene Heimat, in seines Vaters Haus. Sie ist ohne Furcht innerhalb des Vorhangs. Dies ist eine tiefe, köstliche Wahrheit. Die Gerichte kommen dann mit überraschender Schnelligkeit auf die Erde, welches die Blitze, Stimmen und Donner anzeigen. Aber sie ist von der Szene, auf welche die Gerichte fallen, hinweg gerückt und ist mit Christus zu ihrer ewigen Ruhe und Herrlichkeit eingegangen. Die Verheißung ist erfüllt und die Bitte erhört.