Botschafter des Heils in Christo 1858
Der hebräische Knecht
„Und dies sind die Rechte, die du ihnen vorlegen sollst:
Wenn du einen hebräischen Knecht kaufst, soll er sechs Jahre dienen, und im siebten soll er frei ausgehen, umsonst. Wenn er allein gekommen ist, soll er allein ausgehen; wenn er der Ehemann einer Frau war, soll seine Frau mit ihm ausgehen. Wenn sein Herr ihm eine Frau gegeben und sie ihm Söhne oder Töchter geboren hat, so sollen die Frau und ihre Kinder ihrem Herrn gehören, und er soll allein ausgehen. Wenn aber der Knecht etwa sagt: Ich liebe meinen Herrn, meine Frau und meine Kinder, ich will nicht frei ausgehen, so soll sein Herr ihn vor die Richter bringen und ihn an die Tür oder an den Pfosten stellen, und sein Herr soll ihm das Ohr mit einem Pfriem durchbohren; und er soll ihm dienen auf ewig.
Und wenn jemand seine Tochter zur Magd verkauft, soll sie nicht ausgehen, wie die Knechte ausgehen“ (2. Mo 21,1–7).
Es ist gewiss eine gesegnete Sache, sich Gott ganz und gar zum Dienst hinzugeben, aber von Natur sind wir völlig untüchtig dazu. Wenn ein Gedanke bezüglich des Dienstes in unsere Herzen kommt, so ist dieser oft mehr oder weniger mit einem Gefühl von Zwang begleitet, wie der Dienst bei einem harten und strengen Herrn. Und dies gehört mit zu den Dingen, die zeigen, wie der Mensch so ganz von Gott getrennt ist. Blicken wir auf die Engel, auf jene Engel, welche sich „durch Hoheit auszeichnen“, sie sind „Täter seines Wortes und gehorsam der Stimme seines Wortes“ (Ps 103,20). „Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die die Errettung erben sollen?“ (Heb 1,14). Der höchste Engel ist nur in der Stellung eines Knechtes, aber es ist eine gesegnete Sache zu dienen und deshalb preisen sie auch Gott dafür.
Jeder weiß, wie peinlich der Gedanke an den Dienst dem natürlichen Herzen ist und es wird auch erst dann aufhören, dies zu sein, wenn wir sehen, dass der Dienst mit Freiheit verbunden ist. Wir sehen in dem Werk der Erlösung, dass wir frei sind und zwar frei zum Dienen. Dies ist die Frucht der Erlösung: wir sind frei und um seinetwillen Diener der Heiligen. Wenn wir nicht wüssten, dass wir frei wären, so würden wir uns nur selbst zu dienen suchen. Dies wird immer der Fall sein, bis wir das Werk der Erlösung verstehen, wie Gott uns errettet hat, und wie Jesus für uns dient in den Himmeln. Ja, das ist es, was uns Not tut, zu erkennen und zu sehen, wie der Herr Jesus dient. Diese Verse in 2. Mose 21,1–7 sind eigentlich nicht ein Teil des Bundes. „Und dies sind die Rechte, die du ihnen vorlegen sollst“ (V. 1). In Psalm 19,7–11 werden uns verschiedene Dinge vorgestellt: das Gesetz, das Zeugnis, die Vorschriften (Befehle), das Gebot, die Rechte. Unter diesem Letzteren verstehe ich Gottes Entscheidung über gewisse Punkte: „die Rechte des HERRN sind Wahrheit, sie sind gerecht allesamt“ (vgl. Ps 19,10).
Die erste Sache, über die Gott hier entschieden hat, ist eine ganz besondere und betrifft den Dienst. „Wenn du einen hebräischen Knecht kaufst“ (V. 2). Wenn er ein Gefangener war, so stand er in der Gewalt seines Herrn. Aber dieses Recht bezieht sich hier auf einen Menschen, der unter dem Gesetz war und wir finden auch nicht, dass diese Satzungen in das Neue Testament gebracht sind. Der Apostel gibt nur eine einfache Anweisung in Bezug auf die Unterwürfigkeit eines Knechtes gegen seinen Herrn, sei dieser nun ein Gläubiger oder ein Ungläubiger. Diese Satzung hier aber ist auf die angewandt, die unter dem Gesetz sind. Der Herr Jesus Christus ist uns vorgestellt, als „geboren von einer Frau, geboren unter Gesetz“ (vgl. Gal 4,4). Als geboren „unter Gesetz“, verherrlicht Er es und gibt ihm sein Ansehen. Das Gesetz, der Buchstabe, der sonst alle tötet, war nicht ein Buchstabe, der Ihn tötete. Es brachte die Antwort aus seinem Herzen: „Ich komme, um deinen Willen, o Gott, zu tun“ (Heb 10,7) und „dein Gesetz ist im Innern meines Herzens“ (Ps 40,9). Die Anwendung des Gesetzes auf das menschliche Herz offenbart nur die Feindschaft, die in diesem ist, aber es gab keine Feindschaft in dem Herrn Jesus.
Der Herr Jesus wurde also geboren unter Gesetz. Er erfüllte es völlig und zeigte dadurch, dass es ganz und gar heilig und gut war (vgl. Röm 7,12). Die Übertretung oder der Fehltritt hatte seine Ursache nur in dem Menschen, welchem es gegeben war und nicht in dem Gesetz. Es war „durch das Fleisch kraftlos“ (vgl. Röm 8,3). Ehe Gott es beiseitesetzen konnte, musste Er zuvor zeigen, dass das Gesetz gut war. Durch Christus ist aber das Gesetz weggetan worden und auf diese Weise hat Er einen freien Weg für die Liebe Gottes bereitet, um zu uns zu kommen.
Andererseits wird der Herrn Jesus dargestellt, als ein treuer Knecht: „Siehe, mein Knecht, den ich stütze, mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat: Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er wird den Nationen das Recht kundtun“ (Jes 42,1). Und wiederum: „Hört auf mich, ihr Inseln, und hört zu, ihr Völkerschaften in der Ferne! Der HERR hat mich berufen von Mutterleib an, hat von meiner Mutter Schoß an meinen Namen erwähnt. Und er machte meinen Mund wie ein scharfes Schwert, hat mich versteckt im Schatten seiner Hand; und er machte mich zu einem geglätteten Pfeil, hat mich verborgen in seinem Köcher. Und er sprach zu mir: Du bist mein Knecht, Israel, an dem ich mich verherrlichen werde“ (Jes 49,1–3). Er ist hier vor uns gestellt als der Knecht Gottes und so sprach Er beständig von sich selbst: „Ich kann nichts von mir selbst aus tun; so, wie ich höre, richte ich, und mein Gericht ist gerecht, denn ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat“ (Joh 5,30). Dies ist gerade der rechte Platz des Knechtes, der Herr Jesus sprach immer so, wie es die Worte seines Herrn waren.
„Der, da er in Gestalt Gottes war, es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein, sondern sich selbst zu nichts machte und Knechtsgestalt annahm, indem er in Gleichheit der Menschen geworden ist“ (Phil 2,6.7). Er erniedrigte sich selbst, um ein Knecht zu werden. Es war gesegnet, dass Er es tat, denn wäre Er in seiner wahren Würde gekommen, so hätte Er nie sagen können: „Ich aber bin in eurer Mitte wie der Dienende“ (vgl. Lk 22,27); nie hätte Er unsere Füße waschen können. Seine wahre Würde brach dann und wann hervor, aber das Geheimnis der Loskaufung (Erlösung) ist, dass der ewige Sohn des Vaters, der Knecht Gottes und der Knecht unserer Bedürfnisse geworden ist. Dies ist es, in das die Engel hineinzuschauen begehren und worüber die Propheten so fleißig nachgesucht und nachgeforscht haben, nämlich: „die Leiden, die auf Christus kommen sollten, und die Herrlichkeit danach“ (1. Pet 1,10–12).
Er war der „hebräische Knecht“, und der treue Diener, der seine Zeit dem diente, dessen Diener zu sein, Er gekommen war. Er hätte sagen können: „Jetzt kann ich frei ausgehen, ich habe meine Zeit gedient und deshalb kann ich frei ausgehen“ (vgl. 2. Mo 21,2). Und in der Tat, Er sagte: „Ich habe dich verherrlicht auf der Erde; das Werk habe ich vollbracht, das du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte. Und nun verherrliche du, Vater, mich bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war“ (Joh 17,4.5). Er hätte nach diesem Recht handeln und für sich selbst ausgehen können. Und nach dem jetzigen Resultat schien sein ganzer Dienst vergeblich zu sein, wie geschrieben steht: „Umsonst habe ich mich abgemüht, vergeblich und für nichts meine Kraft verzehrt; doch mein Recht ist bei dem HERRN und mein Lohn bei meinem Gott“ (Jes 49,4). Aber was war seine Antwort? „Und nun spricht der HERR, der mich von Mutterleib an zu seinem Knecht gebildet hat, um Jakob zu ihm zurückzubringen – und Israel ist nicht gesammelt worden; aber ich bin geehrt in den Augen des HERRN, und mein Gott ist meine Stärke geworden.“ Weiter sagt Er: „Es ist zu gering, dass du mein Knecht seist, um die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten von Israel zurückzubringen. Ich habe dich auch zum Licht der Nationen gesetzt, um meine Rettung zu sein bis an das Ende der Erde“ (Jes 49,5.6). Sein ganzer Dienst schien verworfen zu sein: „Obwohl er aber so viele Zeichen vor ihnen getan hatte, glaubten sie nicht an ihn“ (Joh 12,37), sie sagten, Er wäre Beelzebub, der Freund der Zöllner und Sünder, und zuletzt kreuzigten sie Ihn.
Er kam aus sich selbst und Er hätte auch wieder aus sich selbst ausgehen können. Er war der Einzige, der immer „in das Leben“ durch das Halten der Gebote „eingehen“ konnte. Er hatte ein Recht in das Leben einzugehen. Das Gesetz vermochte nichts, um einen Menschen zu segnen: es versprach dem Gehorsamen das Leben: „Der Mensch, der dieses tut, wird dadurch leben“ (3. Mo 18,5). Der Herr Jesus allein hat das Leben durch Gehorsam geerntet, indem Er jedes Jota und Strichlein des Gesetzes erfüllte, und Er hätte frei ausgehen können, aber Er wollte es nicht und zwar aus dem hier angegebenen Grund: „Wenn sein Herr ihm eine Frau gegeben und sie ihm Söhne oder Töchter geboren hat, so sollen die Frau und ihre Kinder ihrem Herrn gehören, und er soll allein ausgehen. Wenn aber der Knecht etwa sagt: Ich liebe meinen Herrn, meine Frau und meine Kinder, ich will nicht frei ausgehen, so soll sein Herr ihn vor die Richter bringen und ihn an die Tür oder an den Pfosten stellen, und sein Herr soll ihm das Ohr mit einem Pfriem durchbohren; und er soll ihm dienen auf ewig“ (2. Mo 21,4–6).
Als Jesus nach seiner Verwerfung durch die Hohenpriester und Pharisäer (vgl. Joh 12,10–19) von dem Wunsch der Griechen, die Ihn zu sehen begehrten, hörte, sagte Er: „Jesus aber antwortet ihnen und spricht: Die Stunde ist gekommen, dass der Sohn des Menschen verherrlicht werde. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht“ (Joh 12,23.24). Und Er war das einzige Korn des wahren Weizens. Wäre Er nicht gestorben, so würde Er allein geblieben sein, zwar herrlich in sich selbst, aber Er würde keine Frucht gehabt haben. Er hätte „frei ausgehen“ können, aber es würde nur für Ihn gewesen sein, Er hätte in das Leben eingehen können, aber Er wäre allein geblieben. Doch deshalb war Er nicht gekommen, Er war gehorsam bis zum Tod, um die „Arbeit seiner Seele zu schauen“, um „viele Söhne zur Herrlichkeit zu bringen“ – um seine Frau und seine Kinder zu haben. Dies war eine freiwillige Handlung, weil Er frei war, so war Er frei zu dienen. Er ist der Eine, der gekommen ist und hat sein Ohr durchbohren lassen, um für immer zu dienen. – Lasst uns dies ein wenig näher betrachten.
Der Herr Jesus Christus, zur Rechten der Majestät in der Höhe, ist auch dort noch wie ein Diener, und wenn Er ganz und gar in Herrlichkeit kommt, so wird Er immer noch ein Knecht sein.
Ich habe nicht nötig zu sagen, wie der Herr Jesus stets von sich in einem unterwürfigen Charakter spricht, und dass dieses freiwillig ist. Er kam nicht in seinem eigenen Namen, sondern im Namen Dessen, der Ihn gesandt hatte. Sie wollten Ihn mit Gewalt nehmen und zum König machen (vgl. Joh 6), aber Er wollte weder in ihrem, noch in seinem eigenen Namen König sein. Als Gottes Knecht, war Er auch dessen König. Und als sie Ihn nicht empfangen wollten, als kommend von Gott, so wollte Er gar nicht empfangen sein. Wir empfangen Ihn nicht, es sei denn, dass wir Ihn als Christ Gottes empfangen.
Wir lesen im Vers 5: „Wenn aber der Knecht etwa sagt: Ich liebe meinen Herrn ...“. O wie einfach sprach der Herr Jesus dieses aus, als er rief: „Wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst“ (Mt 26,39). – Der wahre Charakter eines Knechtes offenbart sich darin, dass er nicht seinen eigenen Willen tut. Es war die Liebe, die Jesus zu Dem hatte, von welchem Er gesandt war, die Ihn in den Tod brachte, wie Er auch sagt: „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, damit ich es wiedernehme ... Dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangen“ (Joh 10,17.18). Geliebte, wir sind dadurch geheiligt, dass Er den Willen dessen getan, der Ihn gesandt hat, – „durch diesen Willen wir geheiligt sind, durch das ein für alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi“ (vgl. Heb 10,10). Er sagt: „Siehe, ich komme, um deinen Willen, o Gott, zu tun!“ (vgl. Heb 10,7). Er will den Willen Gottes tun, mag es kosten, was es will. Er war frei, in die Herrlichkeit zu gehen, die Er „bei dem Vater hatte, ehe die Welt war“, aber Er wollte nicht frei ausgehen. „Ich liebe meinen Herrn, meine Frau und meine Kinder, ich will nicht frei ausgehen“. Es war Liebe, die Jesus in seinem Werk an das Kreuz trieb.
Von diesem Gesichtspunkt aus, finden wir Jesus, den Willen Gottes tuend, aber von einer anderen Seite ist das Schwert des Herrn erweckt „gegen den Mann, der mein Genosse ist“ (Sach 13,7). In dem einen Sinn ist der Tod Jesu am Kreuz das „Brandopfer“, die Darbringung eines lieblichen Geruchs, in einem anderen das „Sündopfer“, das außerhalb des Lagers verbrannt wurde.
Das Herz Jesu konnte nicht befriedigt sein, es sei denn, dass Er seine Frau und seine Kinder bei sich hatte, und zwar da, wo Er war, und deshalb musste Er seinen Dienst zu den Tiefen des Todes vollbringen. – „Wenn sein Herr ihm eine Frau gegeben hat ...“ Die Braut ist Jesus gegeben, gerade so wie Gott dem Adam eine Frau gab. Wir können nie die Liebe des Vaters hierin trennen. Wir sehen in Bezug auf die Versammlung die Gabe des Vaters an Jesus und die Liebe Jesu für sie, indem Er sich für sie hingab. So ist es mit seinen Schafen (vgl. Joh 10), sie sind die Gabe des Vaters an Jesus und Jesus, der gute Hirte, hat sein Leben für sie gelassen. Wenn Er seine Frau liebt, so muss Er für sie dienen. Jakob diente eine lange Zeit für eine Frau, aber der Herr Jesus dient für immer. Er ist der beständige Diener der Versammlung. So wie Er sie gewonnen hat, wie Er für sie gestorben ist, so dient Er ihr jetzt. Und so ist es mit den Kindern: „Ich liebe meine Kinder ... Siehe, ich und die Kinder, die mir Gott gegeben hat“. Weil Er die Frau liebte, weil Er die Kinder liebte, darum dient Er für immer.
In seinem persönlichen Dienst war Jesus, als Er auf der Erde war, aller Diener. Er ging umher, und tat Gutes, aber immer in dem Namen seines Vaters. Kurz vor seinem Ausgang aus der Welt sehen wir, dass, „da er die Seinen, die in der Welt waren, geliebt hatte, liebte er sie bis ans Ende. Und während des Abendessens, als der Teufel schon dem Judas, Simons Sohn, dem Iskariot, ins Herz gegeben hatte, ihn zu überliefern, steht [Jesus], wissend, dass der Vater ihm alles in die Hände gegeben hatte und dass er von Gott ausgegangen war und zu Gott hingehe, von dem Abendessen auf und legt die Oberkleider ab; und er nahm ein leinenes Tuch und umgürtete sich. Dann gießt er Wasser in das Waschbecken und fing an, den Jüngern die Füße zu waschen“ (Joh 13,1–5). Wir finden Ihn den niedrigsten Dienst verrichten. Es war der Dienst der Liebe, und wie unterwürfig machte Ihn seine Liebe!
Wenn ich gefragt werde, ob Jesus jetzt dient, so antworte ich: „Ja“, Er wäscht seinen Jüngern die Füße. „Wenn nun ich, der Herr und der Lehrer, euch die Füße gewaschen habe, so seid auch ihr schuldig, einander die Füße zu waschen. Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit, wie ich euch getan habe, auch ihr tut“ (Joh 13,14–15). – In der Fußwaschung des Herrn haben wir das Beispiel seines eigenen, willigen Dienstes an der Versammlung –, in der Tat ein Beispiel für uns, aber zugleich auch eine Probe seines Dienstes, während wir jetzt durch diese elende, schmutzige Welt wandeln. Es ist nötig, dass unsere Füße gewaschen werden, und Christus tut dieses Kraft seines priesterlichen Dienstes für uns. Er hat noch immer den Platz dieses Dienstes inne, zu welchem er sich aus Liebe für seinen Herrn, aus Liebe für seine Frau und aus Liebe für seine Kinder verpflichtet hat. Aber sicherlich ist Er auch unser Herr und unser Meister. Wir können Ihn „Herr“ nennen, als „Herrn“ Ihn bekennen, als „Herrn“ zu Ihm beten und wir sehen also, dass der Eine, der „alle Dinge durch das Wort seiner Macht trägt“, derselbe ist, der täglich unseren Bedürfnissen dient. Er hat sein Ohr an dem Türpfosten durchbohren lassen – Er ist ein Diener für immer. Der Herr der Herrlichkeit ist fähig zu dienen. Er hat nicht nötig, selbst bedient zu werden. Man denkt immer daran, dass Gott nötig habe, bedient zu werden, anstatt die wunderbare Sache zu sehen, dass Er uns zu dienen wünscht. In Lukas 12 finden wir, dass dieser Dienst fortgesetzt wird, wenn der Herr Jesus Christus in Herrlichkeit kommt: „Eure Lenden seien umgürtet und die Lampen brennend; und ihr, seid Menschen gleich, die auf ihren Herrn warten, wann irgend er aufbrechen mag von der Hochzeit, damit, wenn er kommt und anklopft, sie ihm sogleich öffnen. Glückselig jene Knechte, die der Herr, wenn er kommt, wachend finden wird! Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich umgürten und sie sich zu Tisch legen lassen und wird hinzutreten und sie bedienen“ (Lk 12,35–37). Niemand wird dann fähig sein, Ihn als Sohn und Ihn in seiner Hoheit zu leugnen; aber auch dann noch ist Er der Diener. Ich denke nicht daran, zu erklären, wie dieser Dienst sein wird, sondern nur zu zeigen, dass er wirklich stattfindet. Es ist unser gesegnetes Teil, Ihm zu dienen; aber unsere Sicherheit ruht darauf, zu wissen, dass er uns dient und es wird seine Freude sein, diesen Charakter als Diener, in welchem Er freiwillig kam, auch dort noch zu bewahren.
Dies gibt uns auch den Grund des Dienstes zu erkennen. Wenn in vielen Heiligen der Wunsch erwacht, zu dienen, so liegt die Gefahr nahe, den Grund der Gnade zu verlieren. Wir sind leicht geneigt, zwischen Dienst und Herrlichkeit eine Verbindung zu machen, anstatt zu sehen, dass die Verbindung zwischen Gnade und Herrlichkeit ist. Das Blut ist unser Recht auf die Herrlichkeit, ebenso wie es uns gesegnet, wie es uns erlöst hat. Ich sehe in der unzähligen Menge derer, die den Thron umgeben, dass sie wegen des „Blutes des Lammes“ dort sind.
Der Diener verbirgt sich selbst. Er setzt sich selbst immer beiseite, damit der Herr zum Vorschein kommt. Die größte Gefahr in irgendeinem Dienst, den wir zu erfüllen fähig sind, ist die, dass wir selbst zum Vorschein kommen. Josua war ein Knecht Moses; er blieb in dem Zelt, außerhalb des Lagers (2. Mo 33,11). Und wie wenig hervorragend erscheint er. Josua ist verborgen und Mose ist der Handelnde.
Unsere Stellung im Dienst wird nach Gottes Weisheit immer ein Platz der Versuchung für uns sein, obwohl es auch ein Platz des Trostes ist. So war es mit dem Herrn. Er tat immer die Dinge, die dem Vater wohlgefielen und so wurde seine Liebe geprüft. Er hatte sein Angesicht gleich „einem Kieselstein gemacht“ (Jes 50,7). Unser Dienst ist nicht gelegentlich, sondern beständig. Wenn wir in der Stellung des Dieners sind, so ist es darum, weil wir Söhne sind. Das Ohr ist „geöffnet von einem Morgen zum anderen.“ Die häuslichen Pflichten sind als Dienst des Herrn aufgenommen, – Er wird darin verherrlicht. Der Dienst, worin wir am Meisten fehlen, besteht in der häuslichen Gottesfurcht. Viele wünschen mehr Zeit zu haben, um dem Herrn zu dienen, aber warum machen wir nicht alles, was wir tun, zu seinem Dienst? – „Ihr dient dem Herrn Christus.“
Die Quelle unseres Dienstes ist die Liebe zum Herrn. Paulus sagt: „Denn obwohl ich von allen frei bin, habe ich mich allen zum Sklaven gemacht.“ Ich kann frei ausgehen, aber ich „liebe meinen Herrn“ und darum will ich Ihm dienen. Es ist der Dienst der Liebe und nicht der Pflicht. „Wir sind“, es ist wahr, „nicht unser selbst; denn wir sind um einen Preis erkauft worden; verherrlicht nun Gott in eurem Leib“ (vgl. 1. Kor 6,19.20). Aber der Herr wendet sich nicht mit diesem Recht an uns; Er sagt: „Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote.“ Gott liebt einen fröhlichen Geber, weil Er selbst ein fröhlicher Geber ist. Viele sagen: Ich wünsche dem Herrn mehr dienen zu können. Wohlan, lasst eure Seelen tiefer in seine Liebe einbringen, und dann werdet ihr Ihm dienen, aber es kann der Dienst von einer Art sein, die wir nicht lieben, weil wir zu oft dienen, um uns selbst zu erheben. Der Herr sagt: „Daran wird man erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt“ (Joh 13,35). „Denn ihr seid zur Freiheit berufen worden, Brüder; nur gebraucht nicht die Freiheit zu einem Anlass für das Fleisch, sondern durch die Liebe dient einander“ (Gal 5,13). Sobald ich mit einer Forderung komme, lähme ich die wahre Kraft des Dienstes. Unser gegenseitiger Dienst kann nur die Liebe als Quelle haben. Ich glaube, dass dies stets mein Gefühl sein muss: ich bin jedem Heiligen ein Schuldner, weil der Herr mich durch seine Gnade frei gemacht hat, ja, in der Tat frei.
Wenn die Heiligen in der Herrlichkeit sind, so werden sie noch im Dienst sein, sowohl im Dienst der Welt, als auch im Dienst des Herrn. „Seine Diener werden Ihm dienen.“ Gerade so, wie Ihm jetzt die Engel dienen, so wird dann der sichtbare Dienst der Heiligen sein. Wie sehr sind wir geliebt durch den Diener unserer Bedürfnisse, wie hat Gott in seiner Liebe seinen Sohn für uns gegeben, wie hat Jesus uns gedient, wie dient Er uns noch, wie wird Er uns immer dienen! – Die wahre Quelle des Dienstes in der Versammlung kann nur die Liebe sein. In dem Herrn Jesus haben wir das Muster eines vollkommenen Dieners. Wie gesegnet ist es, zu dienen – zu dienen, nicht dem eigenen Willen, sondern um seinen Willen zu tun! Der Dienst in der Versammlung macht uns nie zu einem Gegenstand der Verehrung unter den Menschen – er machte auch den vollkommenen Diener nicht dazu –; aber es steht geschrieben: „Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln; er wird erhoben und erhöht werden und sehr hoch sein“ (Jes 52,13). Und welch ein gesegneter Gedanke, – welch ein Gedanke von Gnade, jemanden traurig zu sehen über seinen geringen und unnützen Dienst und ihn am Tag der Herrlichkeit mit diesen Worten angeredet zu hören: „Wohl, du guter und treuer Knecht! … geh ein in die Freude deines Herrn“ (vgl. Mt 25,21).
Möge der Herr uns befreien, Geliebte, von dem gesetzlichen Dienst und uns leiten zu diesem glücklichen und gesegneten Dienst, nach dem Recht des hebräischen Knechtes!
(Words of truth for the Saints of God 1)