1 Timotheus 2 - eine Vers-für-Vers-Auslegung
Vers 12
„Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren, noch über den Mann zu herrschen, sondern still zu sein, ...“ (Vers 12)
Ein unpopuläres Wort
Die Frau hat im Haus Gottes keine öffentliche Position. Das hat Gott den Männern zugedacht. Folglich sagt Paulus hier, dass er es einer Frau nicht erlaubt, zu lehren. Paulus ist dabei recht deutlich. Er sagt: „Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren“. Ein Vergleich mit anderen Stellen (Apg 26,1; 1. Kor 14,34; 16,7) macht deutlich, dass es sich eindeutig um ein Verbot handelt. Paulus schreibt das nicht, weil er Frauen nicht hätte leiden können, sondern weil der Heilige Geist ihn beauftragte, das so niederzulegen. Dieser Aussage von Paulus passt kaum in unsere Zeit hinein und doch ist es Gottes Wort. In der Christenheit wird diese Anweisung weitgehend ignoriert und mit Füßen getreten.
Paulus erwähnt nun sowohl das Lehren als auch das Herrschen. Das Lehren steht dabei offensichtlich dem Lernen aus Vers 11 und das Herrschen der Unterordnung gegenüber. Gott möchte, dass seine Ordnung eingehalten wird, während der Teufel gerade das Gegenteil erreichen möchte.
Nicht lehren
In den Timotheusbriefen finden wir wiederholt einen Hinweis auf die Lehre und auf das Lehren (z.B. 1. Tim 4,11; 6,3; 2. Tim 2,2;). Es bedeutet so viel wie „ein Lehrer sein“. Es geht darum, dass die biblische Lehre nicht von Frauen, sondern von Männern vermittelt werden soll. Lehren bedeutet nichts anderes als das Wort auslegen und erklären. Frauen sollen das in der Öffentlichkeit nicht tun. Das ist kein Widerspruch zu Titus 2,3, wo wir davon lesen, dass die alten Frauen „Lehrerinnen des Guten“ sein sollen, indem sie die jungen Frauen unterweisen. Das dort gebrauchte Wort für „unterweisen“ bedeutet „anleiten“ und hat mehr den Gedanken einer Anleitung in praktischen Fragen. Es ist nicht das Vermitteln der biblischen Lehre. Die Aussage ist ebenfalls kein Widerspruch zu 2. Timotheus 3,15, wo wir lernen, dass Timotheus von zwei Frauen – seiner Mutter und seiner Großmutter – im Wort Gottes unterwiesen wurden. Dieser Unterricht war völlig angemessen, da er in einer häuslichen Atmosphäre und nicht in der Öffentlichkeit erfolgte. In der Apostelgeschichte ist sogar von Schwestern die Rede, die geweissagt haben (Apg 21,9). Es fällt allerdings auf, dass nicht gesagt wird, wo und in welchem Zusammenhang sie geweissagt haben. Ganz sicher haben sie es nicht in einer öffentlichen Zusammenkunft getan. Genau das ist hier gemeint. Es geht darum, dass eine Frau in öffentlichen Zusammenkünften von Gläubigen (den Stunden zur Erbauung, bei Wortbetrachtungen, Konferenzen, Bibelstunden etc.) nicht die Stellung eines Lehrers einnehmen soll. Gleiches gilt für einen schriftlichen Dienst. Wenn eine Frau ein Lehrbuch mit christlichem Inhalt schreibt, ist das nichts anderes als das, was hier nicht erlaubt wird.
Nicht über den Mann herrschen
Paulus zeigt jetzt auf, welche Folge es hat, wenn eine Frau gegen die biblische Anweisung verstößt und den ihr von Gott zugedachten Platz verlässt. Eine Schwester, die lehrt, herrscht über den Mann. Herrschen meint hier „Autorität ausüben“, „eigenmächtig handeln“ oder „jemanden dominieren“. Das soll eine Frau nicht. Sie soll – und das ist sehr allgemein gefasst – nicht über Männer (über das männliche Geschlecht) Autorität ausüben. Diese Anweisung geht – wie der nächste Vers klar macht – auf die Schöpfungsordnung Gottes zurück. Gott hat es in der Schöpfungsordnung so vorgesehen, dass der Mann das Haupt ist. Es mag durchaus sein, dass eine Frau geistlicher ist als ein Mann, es mag durchaus sein, dass sie über eine größere sittliche Kraft verfügt. Aber das gibt ihr immer noch nicht das Recht, die Stellung des Mannes einzunehmen. Eine gute geistliche Gesinnung wird gerade darin zum Ausdruck kommen, dass eine Schwester sich das nicht anmerken lässt. Aber es kommt noch ein weiterer Umstand hinzu. Nach dem Sündenfall hatte Gott zu Eva gesagt, dass Adam über sie herrschen würde (1. Mo 3,16). Das war ein Teil des Fluches, der über sie kam. Dieser Fluch ist im Christentum nicht gänzlich aufgehoben und darf keinesfalls umgekehrt werden.
Tatsache ist, dass derjenige, der lehrt, in einem gewissen Sinn über denen steht, die belehrt werden. Ein Lehrer steht über seinen Schülern. Wir Menschen lernen im Allgemeinen von oben nach unten. Das ist in einem gewissen Sinn ein Ausüben von Autorität. Wir kennen in der Schrift keine Frauen, die öffentlich lehren oder evangelisieren. Das gilt im Übrigen nicht nur dann, wenn Männer anwesend sind, sondern es gilt grundsätzlich – wenn es sich um einen öffentlichen Dienst handelt. Schwestern können sich selbstverständlich über ihren Herrn und über das Wort Gottes unterhalten. Sie können Erfahrungen austauschen und sich gegenseitig Hilfestellung geben. Aber sie sollen nicht lehren. Das ist in keiner Weise ein Makel an den Schwestern, aber Gott möchte es nicht – und er sagt uns in den folgenden Versen auch warum er es nicht möchte.
Im Zusammenhang mit diesem Gebot bestehen für uns zwei Gefahren. Die eine ist die, dass Männer ihrem Auftrag nicht nachkommen und stattdessen Frauen das Wort ergreifen und die Belehrung übernehmen. Die andere Gefahr ist die, dass Frauen gar nichts mehr sagen und auch im häuslichen Bereich schweigen. Es ist im Einzelfall schwierig, genaue Regeln aufzustellen. Die Grundsätze sind sehr klar und in der praktischen Anwendung müssen wir in Übung vor dem Herrn sein. Solche Fragen stellen sich z.B. im Sonntagschuldienst, in der Arbeit mit jungen Schwestern oder auch, wenn Schwestern allein in Missionsgebieten tätig sind.