Botschafter des Heils in Christo 1855
Gedanken über Kolosser 3,18–4,1
Es gibt Wahrheiten in der heiligen Schrift, die oft von so untergeordnetem Wert zu sein scheinen, dass sie sowohl bei gemeinsamer Erbauung als auch bei stiller Betrachtung des Worts kaum beachtet werden. Dennoch sind gerade solche Wahrheiten nicht selten von so tiefgehendem Einfluss auf das praktische Leben oder den täglichen Wandel des Christen, dass sie eben deshalb alle Wertschätzung und Berücksichtigung verdienen. Dieser Einfluss erstreckt sich nicht nur auf unseren Verkehr mit dem Herrn, sondern auch auf unsere Stellung in dieser Welt, in welcher wir in jeder Beziehung lauter und untadelig als Gottes Kinder vor allen Menschen dastehen sollen. Die Welt sieht weder das göttliche Leben in uns, noch erkennt sie unsere verborgene Gemeinschaft mit dem Herrn, aber unseren täglichen Wandel hat sie vor Augen, und sie wird, wenn sie es auch jetzt nicht will, doch am Tag Jesu Christi Gott verherrlichen müssen über unsere guten Werke, und bekennen, dass sein Geist in uns wohnte und wirkte.
Haben wir den Herrn lieb, so ist seine Verherrlichung unsere Freude und seine Ehre uns heilig; und diese Gesinnung wird sich in unserem ganzen Leben kund geben. Der Herr kann freilich nur dann wahrhaft verherrlicht werden, wenn das Gewissen gereinigt, und das Herz völlig befreit und aus der Welt ausgegangen ist. Solange diese Stücke in einer Seele mangelhaft sind, macht man diese Verherrlichung oft von besonderen Verhältnissen in diesem Leben abhängig, in welchen man sich gerade nicht befindet. Man denkt in einer anderen Stellung und in einem anderen äußeren Beruf, Gott besser dienen zu können; aber man gibt dadurch nur zu erkennen, dass das Herz nicht ganz befreit ist, und dass wir uns selbst noch nicht verloren haben. Diese Gesinnung bewirkt zwar viele unruhige Wünsche und oft Unzufriedenheit und Schwermut des Herzens, aber sie verherrlicht Gott nicht. Vielmehr geht Zeit und Gelegenheit zu dieser Verherrlichung unbenutzt vorüber, und man hat mehr an sich, als an den Herrn gedacht. Nie hängt auch diese Verherrlichung von einer besonderen Stellung oder einem Ort, sondern allein von der Wirksamkeit des Geistes Gottes in uns und der Treue des Herzens ab. – Wir berühren hier einen Gegenstand, der gewiss manche Seelen mehr oder weniger gefangen nimmt, und nicht selten den Wachstum des inneren Lebens aufhält.
Wir können in dieser Welt eine ganz gewöhnliche und unbedeutende Stellung einnehmen; doch diese verhindert die Verherrlichung Gottes nicht; wir werden aber oft erfahren, dass, je alltäglicher und einförmiger eine solche Stellung ist, sie umso viel mehr Mut und Ausdauer, Liebe und Verleugnung erfordert. Die schwierigsten Verhältnisse für den Christen haben nicht selten den geringsten Schein vor den Augen der Menschen, und wir bedürfen der anhaltendsten Wachsamkeit und des innigsten Verkehrs mit dem Herrn, um darin zu Lob und Preis seines Namens auszuharren. Wie viel Geduld bedarf nicht eine Mutter Tag und Nacht bei ihrem Säugling oder dem kränkelnden Kind; wie viel Verleugnung erfordert nicht die täglich wiederkehrende häusliche Arbeit, wodurch sie stets an das Haus gebunden ist! Oder erinnern wir uns an so manche Familien–Verhältnisse, wo ein Gläubiger durch irdische Bande gehalten wird, Tag für Tag unter Ungläubigen zu wohnen und mit ihnen zu verkehren. Man denkt kaum, wie viel es da zu tragen und zu leiden gibt, und wie viel Selbstverleugnung ein solches Zusammenleben erfordert. Gewiss, nur der innigste und ausdauerndste Umgang mit dem Herrn gibt uns in diesen so gewöhnlichen und alltäglichen, und darum oft so schwierigen Verhältnissen Kraft und Weisheit, unserer himmlischen Berufung gemäß zu wandeln. Nicht will ich hier weiter des Geschäftslebens und des notwendigen und täglichen Verkehrs mit einer spottenden und schmähenden Welt gedenken, unter welcher so mancher Christ fast ohne Unterbrechung Jahr und Tag sein Leben zubringen muss. Es wird eine jede Seele, welche in dem Verhältnis, worin sie sich gerade befindet, nur die Verherrlichung des Herrn sucht, am besten aus eigener Erfahrung alle diese Schwierigkeiten kennen, die ein stetes Aufsehen auf Jesus nötig machen, um zu überwinden und auszuharren.
Diese Schwierigkeiten werden immer unser Herz niederdrücken, wenn unser Blick auf sie und nicht auf den Herrn gerichtet ist. Wir können uns nicht der Trübsal freuen, ohne den Herrn, aber Wohl des Herrn in den Trübsalen. Wer in den mannigfachen Verhältnissen sich sucht, wird nichts finden als Traurigkeit, wer aber in allem den Herrn sucht und besitzt, findet nur Freude. Soll keine Bürde meinen Lauf durch diese Wüste erschweren, so darf ich nur mit dem Herrn wandeln und an Ihm allein genug haben. Seine Gegenwart und Gemeinschaft ersetzt und übertrifft alles andere.
Es bleibt immer ein Mangel im Leben des Christen, wenn er seine Stellung in dieser Welt gering schätzt oder vernachlässigt. Er wird alsdann die Verherrlichung des Namens Gottes, auf welche stets sein Blick gerichtet sein soll, geringschätzen und vernachlässigen, und sein inneres Leben leidet Schaden. Die Nichtbeachtung der äußeren Stellung in diesem Leben ist bei vielen Christen die Ursache, weshalb sie die Stellen der heiligen Schrift, welche auf diesen Gegenstand Bezug haben, so wenig berücksichtigen. Eins hängt mit dem anderen zusammen, und es möchte manchem Leser dieser Zeilen nicht schwer werden, hier einen bisher nicht genug beachteten Mangel wahrzunehmen. Dieser Mangel hat aber oft mehr seinen Grund in der geringeren Einsicht und Weisheit, als in der Untreue und dem Ungehorsam. Doch der Christ soll auch in den kleinsten Dingen, in jeder Arbeit und in jedem Verkehr darauf bedacht sein, den guten, wohlgefälligen und vollkommenen Willen Gottes zu erfüllen. Die Erkenntnis dieses Willens hängt aber immer von unserer Nüchternheit in dem Wesen dieser Welt und unserem geistlichen Sinn ab. – Wir sind aufgefordert, in allen Dingen zu prüfen, was das Beste sei; doch werden wir nur dann dazu geschickt sein, wenn die Liebe Christi unser Herz erfüllt; und wir sind durch die Barmherzigkeit unseres Gottes ermahnt, unsere Leiber stets zu einem lebendigen, heiligen und Gott wohlgefälligen Opfer darzustellen, welches unser vernünftiger Gottesdienst sein soll (Röm 12,1). Auch sagt uns das Wort, dass der Vater im Himmel bei uns an das Kleinste denkt, dass selbst die Haare unseres Hauptes gezählt sind, und dass ohne seinen Willen keins auf die Erde fällt; – wie sollten wir, seine Kinder, nun etwas geringschätzen? Der Herr Jesus will den Trunk Wasser, dargereicht in seinem Namen nicht unbelohnt lassen; – sollte uns dies nicht ermuntern, alles in seinem Namen und zu seiner Ehre zu tun? Zu diesem allen kommt aber auch das noch, dass der Heilige Geist, der uns von der Welt abgesondert hat, und uns als Fremdlinge durch diese Wüste der himmlischen Berufung entgegenleitet, es nicht für unwichtig und überflüssig gehalten hat, uns in allen diesen Verhältnissen so ernstlich und dringend zu ermahnen; – wie sollten wir, ein Tempel dieses Geistes, seine Ermahnungen und Unterweisungen für etwas Geringes achten können?
Das Urteil der Welt mag uns wenig oder gar nichts gelten, wenn wir das Zeugnis unseres Gewissens durch den Heiligen Geist haben, dass wir unter ihr als in der Gegenwart Gottes untadelig gewandelt haben. Sie hasst uns, weil sie Ihn nicht kennt. Ihr Spott und ihre Lästerung, die wir um Jesu willen tragen, sind nur eine Ehre für uns. Doch etwas anderes ist es, wenn sie uns mit Recht tadelt; wenn wir in irgend einer Beziehung nicht gewandelt haben, wie es unserer Berufung geziemte. Dann haben wir wohl ihren Tadel, woher er auch kommen mag, zu beachten, und von jeder Ungerechtigkeit abzutreten. Würden wir aber auch in diesem Fall sagen: „Es ist die Welt, und ihr Urteil ist mir gleichgültig,“ so würden wir da nur den traurigen Beweis liefern, dass uns auch die Ehre Gottes gleichgültig sei.
Es wird kein Kind Gottes ohne Züchtigung bleiben; aber wir werden vom Vater gezüchtigt, auf dass wir seine Heiligkeit erlangen; und wenn wir in Hebräer 12,5 ernstlich aufgefordert sind, auf diese verschiedenen Züchtigungen Acht zu haben, so werden wir finden, dass sie mit unserem Verhalten in dieser Welt ganz und gar zusammenhängen. Durch den Apostel Petrus sind wir ermahnt: „Gleichwie er, der euch gerufen hat, heilig ist, seid auch ihr heilig in all eurem Wandel“ (1. Pet 1,15). Hier ist kein Verhältnis und kein Verkehr in dieser Welt ausgeschlossen. Doch kann ein solcher Wandel nur der Ausfluss einer steten und innigen Gemeinschaft mit Gott dein Vater und seinem Sohn Jesus Christus sein. Diese Gemeinschaft allein gibt uns im Wandel auf Erden Weisheit und Kraft, und ist diese Gemeinschaft gestört und unterbrochen, so ist auch unser Wandel nicht mehr im Licht.
Ein näheres Eingehen in die in der Überschrift angeführten Ermahnungen, welche sich auf einige besondere Verhältnisse beziehen, wird hoffentlich nicht ohne Segen bleiben, und vor allem dann nicht, wenn unsere Herzen einfältig und bereit sind, in allen Dingen nach dem Wohlgefallen Gottes erfunden zu werden. 1.) Kapitel 4,18–19: „Ihr Weiber, seid euren Männern untertan, wie es dem Herrn geziemt. Ihr Männer, liebt eure Weiber und seid nicht bitter gegen sie.“
Das Band der Ehe übertrifft an Eigentümlichkeit und besonders an inniger Zuneigung jedes andere Verhältnis in diesem Leben. Wir dürfen natürlich nicht daran denken, was es durch die Sünde geworden ist, wie es sich uns durch dieselbe oft als ein Bild des Jammers darstellt, sondern was es nach den Gedanken Gottes ist und sein soll. Die Sünde hat jedes Verhältnis auf der Erde durchdrungen und verdorben, und in dem innigsten Verhältnis, wie das der Ehe, zeigt sie sich oft in ihrer ganzen Hässlichkeit.
Gott schuf Mann und Weib; und in eins vereinigt, übergab Er ihnen die Herrschaft über die Erde, und über alles, was darauf lebte (1. Mo 1,27–28). „Und Gott sah alles, was Er gemacht hatte; und siehe, es war sehr gut“ (V 31). In allem, was Er gemacht hatte, stand Er als Schöpfer verherrlicht da. Sobald aber die Kraft Satans auf der Erde Eingang fand, durchdrang die Sünde alles, und der Mensch hörte auf, unschuldig zu sein, und Gott als Schöpfer zu verherrlichen. Doch hebt die Sünde nie die Verantwortlichkeit des Menschen auf; selbst nicht in dem, was Gott Gutes in die Natur des Menschen pflanzte, ehe sie durch die Sünde verdorben war. Gott fordert die Verwirklichung dieses Guten oder der Neigungen, welche Er bei der Schöpfung in den Menschen legte. Im Evangelium Markus 10,19 sehen wir, dass Jesus den reichen Jüngling an die Gebote, welche darauf Bezug haben, erinnert, und dadurch alles, was Gott gemacht hatte, als gut anerkennt und auch bestätigt: „Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsches Zeugnis reden; du sollst niemand übervorteilen; ehre deinen Vater und Mutter.“ Der Jüngling versicherte, dass er dieses alles von seiner Jugend auf gehalten habe, und von Jesus lesen wir Vers 21, dass Er den Jüngling liebte, obgleich sein Herz, wie wir an seinem traurigen Weggehen sehen, noch nicht von dem Wesen und den Dingen dieser Welt los war. Diese Liebe von Seiten Jesu hatte nicht ihren Grund in der Bekehrung und dem Glauben des Jünglings, ohne welche niemand die Herrlichkeit Gottes erlangen kann, sondern in seiner Beachtung und Anerkennung dessen, was der Schöpfer vor dem Sündenfall in den Menschen legte.
Ebenso sehen wir in den Briefen der Apostel, dass der Heilige Geist die Verhältnisse der Menschen auf der Erde anerkennt und bestätigt. Er entbindet selbst die Christen ihrer Verantwortlichkeit in denselben nicht. Es ist wahr, wir sind mit Christus gestorben, und auferstanden, wir sind der göttlichen Natur teilhaftig geworden und unser Wandel ist jetzt schon im Himmel, dennoch, wenn auch Fremdlinge auf Erden, sind wir, wie wir aus dem oben angeführten Abschnitt des Kolosser–Briefes, wie aus vielen anderen Stellen sehen, ernstlich ermahnt, auch in den irdischen Verhältnissen der himmlischen Berufung gemäß zu wandeln. Die Christen sollen auf Erden das verwirklichen, was diese Verhältnisse nach den Gedanken Gottes sein sollen. Sie sollen nicht allein ihre himmlischen Vorrechte als Kinder Gottes und Glieder des Leibes Christi anerkennen und genießen, sondern in jedem Verhältnis ans Erden Gott verherrlichen und seine Gedanken darin verwirklichen. Wir bleiben in allem, was von Gott verordnet ist, verantwortlich, es sei denn, dass etwas nur für gewisse Zeiten und Umstände Geltung haben sollte. Das Bewusstsein unserer Verantwortlichkeit und vor allem die Liebe Gottes wird uns bereit und eifrig machen, zu erforschen, wie wir in jedem dieser Verhältnisse nach Gottes Wohlgefallen zur Verherrlichung seines Namens dastehen sollen, und wird uns weder diese, noch die Ermahnungen, welche darauf Bezug haben, gering schätzen lassen. Wir wollen zunächst zu dem ehelichen Verhältnis zurückkehren, und dasselbe noch etwas näher betrachten, um sowohl die Gedanken Gottes als auch unsere Verantwortlichkeit darin zu verstehen.
Gott selbst hat die Ehe gestiftet. Er sprach: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin schaffen, die um ihn sei“ (1. Mo 2,18). Und als das Weib aus der Rippe des Mannes gebaut war, und Gott sie zu dem Menschen brachte, sprach der Mensch: „Diese einmal ist Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch! Diese wird man Männin heißen, denn vom Mann ist sie genommen. Darum soll ein Mensch seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weib anhängen, und sie werden ein Fleisch sein“ (V 22–23). So hatte denn Gott auf der Erde unter den Menschen ein Verhältnis gegründet, was an Eigentümlichkeit, wie auch an innerer Zuneigung jedes andere übertraf, sowohl das zwischen Eltern und Kindern, als auch das unter Brüdern und Schwestern. Adam war Herr und Haupt in der Schöpfung, und Eva, seine Gehilfin, nahm an allen seinen Vorrechten vollkommenen Teil.
Wollen wir aber dies Verhältnis in seiner ganzen Innigkeit und Eigentümlichkeit kennen lernen; wollen wir es nach den Gedanken Gottes verstehen, so dürfen wir es nie nach dem beurteilen, was es durch die Sünde geworden ist. Die ganze Tragweite und völlige Verwirklichung des Verhältnisses nach den Gedanken Gottes finden wir in der Vereinigung des zweiten Adams, Christus, mit seiner Gemeinde, welche sein Leib ist. In Epheser 5,22–32 führt uns der Heilige Geist alle die besonderen Einzelheiten, welche dies Verhältnis zwischen Mann und Weib, wie wir bei Adam und Eva gesehen, charakterisieren, in dem Verhältnis zwischen Christus und seiner Gemeinde vor die Seele. Er ist das Haupt der Gemeinde über alles; (Eph 1,22) und die Gemeinde, als seine Miterbin, hat, seine Gottheit ausgenommen, alles mit Ihm gemein, und genießt es in Verbindung mit Ihm.
Zwei Stücke bilden den wahren Charakter beider Verhältnisse: die innige und hingebende Liebe einerseits und die völlige Unterwerfung andererseits. „Adam ward nicht betrogen, sondern das Weib ward betrogen und war in Übertretung“ (1. Tim 2,14). Adam aber folgte seinem Weib in die Übertretung, und trug alle Folgen derselben. Der zweite Adam, Christus, war ohne Sünde, aber er hat sich selbst für sie dahingegeben. „Er wurde für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir in Ihm die Gerechtigkeit Gottes würden“ (2. Kor 5,21). Seine hingebende Liebe für seine Gemeinde war so groß, dass Er ihr in das tiefste Elend folgte, um sie daraus zu befreien. „Ihr Männer, liebt eure Weiber, gleich wie auch Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie dahin gegeben hat, auf dass er sie reinigte, sie heiligend mit dem Wasserbad durch das Wort; auf dass er sie sich selber herrlich darstellte, eine Gemeinde, die weder Flecken noch Runzel habe, oder dergleichen etwas, sondern dass sie heilig und untadelig sei. Also sind die Männer schuldig, ihre Weiber zu lieben, wie ihre eigenen Leiber. Wer sein Weib liebt, der liebt sich selbst. Denn niemand hat je sein eigenes Fleisch gehasst, sondern er nährt es und pflegt es, gleich wie auch der Herr die Gemeinde. Denn wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und von seinem Bein. Darum soll ein Mensch seinen Vater und Mutter verlassen und seinem Weib anhängen, und die zwei sollen zu einem Fleisch sein. Dieses Geheimnis ist groß; doch ich sage dies auf Christus und seine Gemeinde“ (Eph 5,25–32). Es kann uns nicht schwer werden, hier die Vollendung und die völlige Verwirklichung des ehelichen Verhältnisses nach den Gedanken Gottes zu sehen. Es wird uns das ganze Wesen und jede besondere Beziehung dieses Verhältnisses vor die Seele geführt, und in dieser Wirklichkeit soll es stets als Muster für das Verhältnis dienen, welches zwischen Mann und Frau auf der Erde gestiftet ist, auf dass auch in diesem Gott verherrlicht werde. Dies lässt uns aber auch unsere Verantwortlichkeit darin erkennen.
Wir haben schon die Ermahnung in Kolosser 4,18 in Betreff der Frauen angeführt. „Ihr Weiber seid untertan euren Männern, wie es dem Herrn geziemt.“ Die Unterwürfigkeit soll nach dem Willen Gottes den eigentlichen Charakter der Frau in dem Verhältnis zu ihrem Mann bilden, und die Unterwerfung der Gemeinde unter Christus zeigt ihr die Tragweite ihrer Unterwerfung unter ihren Mann. Wir finden dies vornehmlich in Epheser 5,22–24 bestätigt: „Ihr Weiber seid untertan euren Männern, als dem Herrn. Denn der Mann ist des Weibes Haupt, gleich wie auch Christus das Haupt der Gemeinde ist; und Er ist seines Leibes Heiland. Aber wie nun die Gemeinde Christus untertan ist, also auch die Weiber ihren Männern in allen Dingen.“ Das Verhältnis der Gemeinde zu Christus, als ihrem Haupt, ist also das Maß der Verantwortlichkeit des Weibes in ihrem Verhältnis zu ihrem Mann.
Es darf sich diese Unterwürfigkeit nie nach den Fehlern oder der Mangelhaftigkeit des Mannes richten. Die Vernachlässigung seiner Stellung verringert nie die Verantwortlichkeit der Frau in der ihrigen; auch selbst dann nicht, wenn der Mann ungläubig ist. Das eheliche Verhältnis wird durch den Unglauben des Mannes oder des Weibes nicht verändert; „denn der ungläubige Mann ist geheiligt durch das Weib, und das ungläubige Weib ist geheiligt durch den Mann; denn anders wären eure Kinder unrein, aber nun sind sie heilig“ (1. Kor 4,14). Die Frau ist ermahnt, dem Mann in allen Dingen untertan zu sein, als dem Herrn; und in diesen Worten findet sie die ganze Ausdehnung ihrer Unterwürfigkeit. Doch kann der Mann so sehr seine Stellung vergessen, dass er von der Frau in solchen Dingen Unterwürfigkeit fordert, wodurch die Ehre des Herrn verletzt würde, und da ist es selbstredend, dass die gläubige Frau ihre höhere Verantwortlichkeit in ihrem Verhältnis als Kind Gottes und Glied des Leibes Christi allein festhalten darf. Wo aber die Ehre des Herrn nicht leidet, ist sie dem Mann in allen Dingen als dem Herrn unterworfen. Sie bedarf darum immer des innigen Verkehrs mit dem Herrn, auf dass sie nüchtern bleibe, um sowohl in ihrem Verhältnis zu ihrem Mann, wie auch in dem zu Christus stets zu Lob, Preis und Ehre Gottes erfunden zu werden. Die Vernachlässigung oder Geringschätzung des einen oder anderen Verhältnisses wird immer ein Nachteil für ihr inneres Leben sein, weil sie in beiden verantwortlich ist.
Eine andere doch ähnliche Ermahnung finden wir in 1. Petrus 3,1–6: „Gleicherweise, ihr Weiber, seid euren Männern unterwürfig, auf dass, wenn auch etliche dem Wort nicht gehorchen, sie durch den Wandel der Weiber ohne Wort gewonnen werden; indem sie euren in Furcht keuschen Wandel gesehen haben; deren Schmuck nicht der äußere sei in Haarflechten und Umhängen von Goldgeschmeide, oder Anziehen von Kleidern, sondern der verborgene Mensch des Herzens, in dem Unverweslichen des sanften und stillen Geistes, welcher vor Gott sehr köstlich ist. Denn also haben einst auch die heiligen Weiber, die auf Gott hofften, sich geschmückt, den eigenen Männern unterwürfig; wie Sarah dem Abraham gehorchte, ihn „Herr“ nennend, deren Kinder ihr geworden seid, wenn ihr anders Gutes tut und keinen Schrecken fürchtet“ (vgl. 1. Tim 2,9–10).
Stets fordert der Heilige Geist die Unterwürfigkeit des Weibes gegenüber ihrem Mann. Ist dieser dem Wort nicht gehorsam, so soll sie ihn ohne Wort durch einen stillen Wandel in der Furcht zu gewinnen suchen. Fehlt ein solcher Wandel, so bleibt das Wort schon darum ohne Kraft und Eindruck, und man hat nicht selten Gelegenheit dieses wahrzunehmen. Der ausharrende Wandel in der Gegenwart und Gemeinschaft Gottes von Seiten der Frau, wird bei dem Mann gewiss nicht ohne Eindruck bleiben, wenn es auch äußerlich oft das Gegenteil scheint. Er muss sich selbst bekennen, dass seine Frau von einem anderen Geist und einer anderen Gesinnung regiert wird, als er. Sind die Frauen auf diese Ermahnung des Geistes nicht aufmerksam, so werden sie sich oft unnötigerweise Trübsale bereiten, wobei ihnen nicht einmal der Trost bleibt, dass sie um Jesu willen leiden. – So wie nun das Wort ohne den Geist oder ohne einen göttlichen Wandel unnütz ist, ebenso ist es der äußerliche Schmuck in Haarflechten und Umhängen von Goldgeschmeide. Dieser wirkt wohl für eine Zeit auf die Sinne oder das Fleisch des Mannes, aber es verändert nicht seine Gesinnung. Es ist die natürliche Neigung des Weibes, sich äußerlich zu schmücken, eine Neigung, die immer verwerflich ist, selbst wenn die Frau daran gedenkt, auf diese Weise ihrem Mann zu gefallen oder ihn zu gewinnen. Der wahre Schmuck des Weibes ist nur der verborgene Mensch des Herzens in dem sanften und stillen Geist. Der äußerliche Schmuck ist verweslich, dieser aber unverweslich und köstlich vor Gott; jener ist nur ein Schein, der die Sinne blendet; dieser aber das wahre Wesen der göttlichen Natur. Ist die Unterwerfung des Weibes unter ihren Mann mit dieser Gesinnung des Herzens verbunden, so hat sie ihre wahre Stellung erkannt und eingenommen, eine Stellung, die ein weltlicher Sinn verachtet, die aber vor Gott wohlgefällig ist; und der Heilige Geist stellt in dieser Beziehung Sarah als Muster hin, welche dem Abraham gehorchte und ihn Herr nannte.
Es ist hier wohl der geeignete Ort, um nach den Unterweisungen des göttlichen Wortes die Stellung der gläubigen Frauen und Jungfrauen im Allgemeinen etwas näher zu betrachten; und dies ist umso nötiger, weil die Ermahnungen des Heiligen Geistes für einen besonderen Stand oder besondere Verhältnisse oft wenig berücksichtigt werden. Wenn auch in Christus weder Mann noch Weib ist, (Gal 3,28) so bleibt dieser Unterschied doch in diesem Leben, und ein jeder Stand hat seine besondere Verantwortlichkeit. Wir finden verschiedene Ermahnungen im Wort Gottes, die nur für die gläubigen Frauen und Jungfrauen sind, und die Unterwürfigkeit und eine stille Zurückgezogenheit sind immer der bezeichnende Charakter dieser Ermahnungen.
Wenn wir zunächst unseren Blick auf die Stellung der Schwestern in den Versammlungen richten, so finden wir schon in den darauf bezüglichen Ermahnungen einen Unterschied zwischen ihnen und den Brüdern. Wir lesen in 1. Korinther 14,34–35: „Eure Weiber lasst in den Versammlungen schweigen, denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern geboten, unterworfen zu sein, wie auch das Gesetz sagt. Wenn sie aber etwas lernen wollen, so lasst sie daheim ihre Männer fragen; denn es ist schändlich für Weiber in der Versammlung zu reden.“ Doch nicht allein in den Versammlungen, sondern auch im Allgemeinen erlaubt der Heilige Geist den Weibern nicht, dass sie lehren, wie wir in 1. Timotheus 2,11–12 lesen: „Das Weib lerne in der Stille in aller Unterwürfigkeit. Ich erlaube aber einem Weib nicht zu lehren, auch nicht den Mann zu beherrschen, sondern stille zu sein. Denn Adam ist zuerst gebildet worden, danach Eva, und Adam ward nicht betrogen, sondern das Weib ward betrogen und war in Übertretung.“ – Wenn der Heilige Geist weder in den Versammlungen noch außerhalb derselben den Schwestern zu lehren gestattet, so ist es auch offenbar, dass er ihnen die Gabe des Lehrens nicht verliehen hat. Es ist uns geboten mit den Gaben zu dienen, welche uns gegeben sind, und wir sind sogar verantwortlich für dieselben; darum ist es unmöglich, dass der Heilige Geist Gaben austeilt, und ihren Gebrauch oder ihre Anwendung verbietet. Eins ist wahr, dass viele Schwestern oft eine größere Erkenntnis über den Ratschluss Gottes haben, als manche Brüder; doch sind Erkenntnis und Lehrgabe zwei ganz verschiedene Stücke. In der Versammlung ist dem Weib nicht allein verboten zu lehren, sondern auch zu reden; sie soll schweigen und unterwürfig sein und daheim von ihrem Mann lernen; ja es ist sogar schändlich für sie, wenn sie in der Versammlung redet. Eine solche Ausdehnung findet aber die Ermahnung in Betreff des Verhaltens der gläubigen Frauen außerhalb der Versammlung nicht, wo ihnen nur das Lehren nicht erlaubt ist; dieses aber ebenso wenig, als über den Mann zu herrschen. Sie sollen in aller Unterwürfigkeit in der Stille lernen. Ihr ganzes Verhalten soll stets das Gepräge des Verborgenen und nicht des Öffentlichen haben.
So hat der Heilige Geist den gläubigen Frauen und Jungfrauen eine Stellung angewiesen, worin das einfältige und demütige Herz den reichsten Segen finden wird. Wenn jene aber diese ihre Stellung verkennen oder vernachlässigen, so werden sie oft auf mannigfache Weise Schaden anrichten, – sowohl für sich als auch für andere Gläubige und selbst für die Versammlung. Jede Seele leidet Schaden, wenn sie die nach dem Willen Gottes überkommene Stellung versäumt, weil wir, wie wir gesehen haben, auch unter der Gnade verantwortlich bleiben. Der Geist Gottes wird immer betrübt, wenn wir seine Ermahnungen geringschätzen; und unser Wachstum und unser Segen steht immer mit der Wirksamkeit und der Kraft des Geistes Gottes in Verbindung und ist davon abhängig. Es ist möglich, dass ich mir selbst genüge und gefalle, dass ich Freude finde an meinem Tun, allein die Liebe zu Gott ist, dass wir seine Gebote bewahren und darin wandeln. Ist der Geist Gottes in mir getrübt, so fehlt mir auch das Licht, um nach der Wahrheit über mich zu urteilen; ich werde mich stets über mich selbst und meinen Wandel täuschen, und bedarf der besonderen Gnade Gottes und selbst der Züchtigung des Vaters, um wieder zu der rechten Einfalt und Nüchternheit zurückzukehren.
Wir sind hier auf einen Gegenstand gekommen, der alle Berücksichtigung und Beachtung verdient, und es wird gewiss nicht ohne großen Segen sein, wenn die Gläubigen dies erkennen und ernstlich vor dem Herrn erwägen. Wenn eine Versammlung den Schwestern erlaubt, bei der gemeinschaftlichen Erbauung zu reden, so tut sie etwas, was der Heilige Geist nicht erlaubt. Sind die Gaben unter den Brüdern mangelhaft oder selbst gar nicht vorhanden, so soll die Versammlung ihre Armut vor dem Herrn erkennen und bekennen, und um eine reichere Fülle bitten, und der Herr wird sie gewiss nicht versäumen; aber sie soll nie etwas erlauben, was der Heilige Geist nicht erlaubt. Geschieht dies letztere, so tut man selbst, was man bei anderen verwirft. Es ist immer demütiger, seine Armut bekennen, als nach eigenem Gutdünken handeln. Hält eine Schwester ihre reichere Erkenntnis für eine Lehrgabe, und sucht sie diese unter den Gläubigen anzuwenden, so wird sie sich und denen schaden, welche in ihr eine solche Gabe anerkennen, weil das Wort Gottes sagt: „das Weib lerne in der Stille in aller Unterwürfigkeit; aber ich erlaube einem Weib nicht zu lehren.“ Wenn wir diese so einfache und klare Ermahnung an das Verhalten so mancher Schwester legen, so werden wir oft eine traurige Abweichung wahrnehmen; und wird dieses nicht erkannt noch beachtet, so werden sich sowohl die Versammlungen als auch die einzelnen Seelen eine Züchtigung bereiten, und was sie im Anfang mit Freuden begrüßt haben, wird ihnen nachher zur drückenden Plage werden. Die Einfalt schwindet, die Seelen ermatten, die Kraft wird zu leeren Worten, weil der Geist Gottes durch Ungehorsam getrübt ist. Wie vorsichtig sollten wir doch darum in dieser Beziehung sein.
Wenn es, um würdig zu wandeln, auch stets nötig ist, nüchtern zu sein, und mit Jesu in der Gemeinschaft zu bleiben, so ist dies aber besonders nötig im gegenseitigen Verkehr der Brüder und Schwestern, besonders unter jüngeren. In diesem Verkehr findet das Fleisch viel leichter irgendwelche Nahrung, als in jedem anderen. Es gibt eine Neigung, die mit dem anderen Geschlechte lieber verkehrt, als mit dem eigenen, und folgen wir dieser, so folgen wir nicht dem Geist Gottes. Wir verlieren alsdann mehr oder weniger unsere Nüchternheit, und halten selbst einen Umgang, worin oft das Fleisch kräftig wirksam ist, für eine Wirksamkeit der Liebe Christi, und die Freude, woran das Fleisch einen so mächtigen Anteil hat, für Freude im Herrn. Das natürliche Herz ist immer geneigt, sich hervorzutun, sich angenehm und beliebt zu machen, und jede Seele, wenn sie nicht nüchtern und wachsam bleibt, wird dieser Neigung Raum geben. Wenn Schwestern ihre von Gott angewiesene Stellung verkennen oder vernachlässigen, und irgendwelche Bevorzugung benutzen, sich offenbar zu machen und die Blicke auf sich zu lenken, so bedenken sie nicht, welche große Gefahr darin für sie und andere liegt, und wie leicht unbefestigte Seelen angelockt und gefangen genommen werden. Doch wie betrübend ist es, wenn die Neigungen und Gefühle einer Versammlung oder auch einzelner Seelen, worauf nur Christus allein wahren Anspruch hat, sich von Ihm zu der Kreatur hinwenden. Er wolle uns doch in seiner Gemeinschaft befestigen und bewahren, damit jede Begierde unseres Herzens nur Ihn allein suche, und in Ihm völlige Befriedigung finde.
In Titus 2,45 sehen wir, welcher Wirkungskreis zunächst den Frauen zugeteilt ist. Die älteren Frauen sind darin ermahnt, die jüngeren zu unterweisen, „ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben, besonnen, keusch, haushälterisch, gütig, ihren Männern unterwürfig zu sein, auf dass das Wort Gottes nicht verlästert werde.“ Diese Unterweisungen stehen ganz mit dem Familienkreis und dem Haus in Verbindung; hier ist zunächst der ihnen angewiesene Ort, wo sie mit Beharrlichkeit die Verherrlichung des Namens Gottes suchen sollen; hier werden sie stets Gelegenheit finden, ihren Glauben, ihre Liebe und ihre Geduld zu beweisen. Möchten doch die älteren gläubigen Frauen, die durch innigen Verkehr mit dem Herrn und durch mancherlei Erfahrungen im Leben weise gemacht sind, in dieser Beziehung ihre Aufgabe verstehen lernen, und den jüngeren Frauen mit Rat und Tat in liebevollem und sanftmütigem Geist beistehen; und möchten letztere solche Unterweisungen in Einfalt und Liebe entgegennehmen und ihre Stellung in Familie und Haus durch einen Wandel nach dem Willen Gottes hochschätzen lernen.
Der Heilige Geist dehnt aber auch den Wirkungskreis der gläubigen Frauen im Dienst des Herrn und zur Ehre seines Namens noch weiter aus, und teilt uns in der heiligen Schrift viele herrliche Zeugnisse ihrer ausharrenden Treue und Liebe und ihres festen Glaubens mit, die gewiss aller Beachtung und Nachahmung würdig sind. Wir wollen hier nur einiges aus den Evangelien und den Briefen der Apostel mitteilen. – Zunächst mag hier der Ermahnung gedacht werden, welche der Apostel dem Timotheus in Betreff der Witwen gibt, Welche von der Gemeinde zur Versorgung erwählt werden sollten, weil uns diese Ermahnung zugleich einen Blick in den Wandel der gläubigen Frauen, wie er Gott wohl gefällt, tun lässt. Wir lesen in 1. Timotheus 5,10: „ … die ein Zeugnis guter Werke habe; so sie Kinder aufgezogen hat, so sie gastfrei gewesen ist, so sie der Heiligen Fuße gewaschen hat, so sie den Trübseligen Handreichung getan hat, so sie allen guten Werken nachgekommen ist.“ – Wenn wir die Evangelien durchlesen, so finden wir so oft die Liebe der Frauen, welche dem Herrn Jesus nachfolgten, wirksam. Ich will hier nur an die dienende Liebe der Maria und Marta und an die Frauen an dem Grab Jesu bei seiner Auferstehung erinnern. Welch einen tiefen Beweis der Liebe gibt uns die Salbung des Herrn im Haus Simons, des Aussätzigen! eine Liebe, wovon selbst die Jünger zu jener Zeit nichts verstanden. In Lukas 8,2–3 sind uns viele Frauen aufgezählt, welche dem Herrn durch ihre Habe Handreichung taten, und in Apostelgeschichte 16,14–15. finden wir Lydia, welche den Paulus und Silas so gerne aufnahm.
In Apostelgeschichte 18,2–3.26 wird mit Aquila auch dessen Weib Priszilla genannt, welche den Apostel Paulus, und nachher auch den Apollos aufnahmen. Ein herrliches Zeugnis von beiden finden wir in Römer 16,3–4: „Grüßt die Priszilla und den Aquila, meine Gehilfen in Christus Jesus, welche für mein Leben ihre Hälse dargegeben haben, welchen nicht allein ich danke, sondern auch alle Gemeinen unter den Heiden.“ – Von der Schwester Phöbe bezeugt der Apostel in demselben Kapitel Vers 1–2: „Denn sie hat auch vielen Beistand getan, auch mir selbst.“ Vers 6.: „Grüßt Maria, welche viele Mühe mit uns gehabt hat.“ Vers 12.: „Grüßt die Tryphäna und die Tryphosa, welche in dem Herrn gearbeitet haben. Grüßt Persis, die Geliebte, welche viel gearbeitet hat.“ In Philipper 4,2–3 nennt der Apostel einige Frauen, die mit ihm in dem Evangelium gekämpft haben.
Diese und viele andere Zeugnisse beweisen uns, wie gesegnet auch die Schwestern im Dienst und Werk des Herrn und in seiner Gemeinde sein können, wenn sie, geleitet durch den Heiligen Geist und erfüllt von der Liebe Christi, stets in seiner Gegenwart und Gemeinschaft wandeln.
Der Charakter der Stellung des Mannes zu seinem Weib ist, wie schon bemerkt, vornehmlich die Liebe. „Ihr Männer, liebt eure Weiber und seid nicht bitter gegen sie.“ Das Maß und die Ausdehnung dieser Liebe ist die Stellung Christi, als Haupt, zu seiner Gemeinde, welche sein Leib ist. „Ihr Männer liebt eure Weiber, gleich wie auch Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie Hingegeben hat“ (Eph 5,25). Wir sind nicht im Stand die Tragweite seiner Liebe zu erfassen, denn sie übersteigt alle Erkenntnis;, und doch ist sie die Vollendung der Gedanken Gottes in der Stellung des Mannes zu seinem Weib. Hier ist mehr als Bruder und Schwester, und selbst mehr als Eltern und Kinder. Es soll sogar ein Mensch seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weib anhängen.
Christus hat sich mit seiner Gemeinde eins gemacht; sie ist ein Teil von Ihm. Wenn Saulus die Gemeinde verfolgt, so sagt Er: „Was verfolgst du mich?“ „Wir sind Fleisch von seinem Fleisch und Bein von seinem Bein. Also sind die Männer schuldig ihre Weiber zu lieben, wie ihre eigenen Leiber. Wer sein Weib liebt, der liebt sich selbst. Denn niemand hat jemals sein eigenes Fleisch gehasst, sondern er nährt es und pflegt es, gleich wie auch Christus die Gemeinde“ (Eph 5,28–30). So ist denn das Weib ein Teil des Mannes; beide sind zu einem Fleisch worden.
Das Wort Gottes zeigt uns also, wie die Kraft der Verbindung in beiden Verhältnissen gleich ist, und darum soll auch ebenso sehr die Offenbarung der Gesinnung in beiden gleich sein. Die Liebe Christi zu seiner Gemeinde ist stets das vollkommene Muster für die Liebe des Mannes zu seinem Weibe, und auf dieses Muster soll stets dessen Blick gerichtet sein. Er kann alsdann seine Liebe nicht richten nach den Mängeln und Gebrechen seines Weibes, weil Christus seine Gemeinde vollkommen liebt. Würde das Maß seiner Liebe im Verhältnis zu unseren Fehlern und Mängeln stehen, so würden wir oft wenig geliebt sein; aber Er selbst versichert seinen oft schwachen Jüngern: „Gleichwie mich mein Vater liebt, also liebe ich euch“ (Joh 15,9). Seine Liebe ist voll Tragsamkeit, Geduld und Erbarmen und bleibt zu jeder Zeit dieselbe. Sobald ein Mann hart, störrig und bitter gegen sein Weib ist, hat er die Stellung Christi zu seiner Gemeinde ganz und gar außer Acht gelassen, und wird also in der seinigen Gott nicht verherrlichen. Die Liebe Christi ist voll Sanftmut, Freundlichkeit und Milde. Wie kann endlich ein Mann sein Weib vernachlässigen oder vergessen, wenn er die immerwährende treue Fürsorge Christi zu seiner Gemeinde sieht!
Es ist ein unendlich hohes Vorrecht für den gläubigen Mann, dass er von Gott gewürdigt ist, in dem Verhältnis mit seiner Frau eine Stellung einzunehmen, wie sie Christus selbst zu seiner geliebten Gemeinde hat. Das Bewusstsein kann nur sein Herz mit Lob und Anbetung und dem tiefsten Gefühl der Verantwortlichkeit erfüllen. Er wird dies köstliche Vorrecht in seiner Stellung umso mehr zur Verherrlichung des Namens Gottes verwirklichen, je mehr er als Glied des Leibes Christi die Fülle der Liebe Christi für ihn genießt und versteht. Das sichtbare Verhältnis auf Erden wird alsdann genährt und getragen von der überströmenden Liebe des unsichtbaren.
Im Brief des Petrus stellt der Heilige Geist die gläubigen Frauen als die Miterben der Gnade des Lebens hin und ermahnt die Männer, mit ihnen als solchen zu wandeln. „Ihr Männer gleicherweise, wohnt mit Einsicht bei ihnen, – dem weiblichen, als dem schwächeren Gefäße Ehre gebend, – als die auch Miterben der Gnade des Lebens sind, auf dass eure Gebete nicht verhindert werden“ (1. Pet 3,7). Es ist eine unendliche Freude für das Herz des Mannes, wenn er in seiner Frau eine Miterbin der Gnade des Lebens besitzt. Das Verhältnis ist alsdann in doppelter Beziehung gesegnet und köstlich. Dies Vorrecht wird oft viel zu wenig berücksichtigt und erkannt. Wenn es ein köstlich Ding ist, wenn Brüder einträchtig bei einander wohnen, so ist es vor allem köstlich, wenn Mann und Weib in einem Sinn und Geist wandeln, und ein jeder in seiner Stellung Gott verherrlicht. Sobald dies so innige Verhältnis getrübt ist, so sind auch unsere Gebete verhindert; die Freimütigkeit zu Gott ist gestört und der Friede des Herzens geschwächt. Wie sehr sollten daher die gläubigen Männer bereit sein, diese Ermahnung des göttlichen Worts zu beachten und ihnen zu folgen, nämlich mit Einsicht bei ihren Frauen zu wohnen und ihnen als dem schwächeren Gefäße Ehre zu geben.
Es gibt in Bezug auf das eheliche Leben noch verschiedene Fragen, die für schwache Seelen oft Unruhe und Besorgnis erwecken. Der Raum gestattet aber nicht, hier weiter auf dieselben einzugehen. Doch hat der Heilige Geist treulich für die Gemeinde des Herrn gesorgt, und das einfältige Herz findet im Wort Gottes für alle Fragen hinreichenden Aufschluss. Was den vorliegenden Gegenstand betrifft, so finden wir in 1. Korinther 7 manches, was wir stets mit Ernst beachten sollten. Besonders sollten gläubige Jünglinge und Jungfrauen immer eingedenk sein, was der Apostel Vers 32.34 sagt: „Der Unverheiratete ist für die Dinge des Herrn besorgt, wie er dem Herrn gefallen soll …, und die Unverheiratete ist für die Dinge des Herrn besorgt, auf dass sie heilig sei an beiden, an Leib und Geist.“ Dies wird bei nicht verheirateten Gläubigen immer der Fall sein, wenn Lauterkeit und Nüchternheit ihr Herz erfüllt, und sie allein in der Liebe Christi, glücklich sind. Haben wir das Bewusstsein der Gegenwart Christi, und ist seine Person uns in allem genug, so werden wir bewahrt bleiben, und in Reinheit des Herzens und Sinnes vor Ihm und untereinander wandeln. Verlieren wir aber dies Bewusstsein, und sind wir nicht mehr in Ihm allem glücklich, so sucht das Herz etwas anders, und wendet sich zur Welt oder zur Kreatur. Die jüngeren Gläubigen sind in dieser Beziehung durch ihre Gemeinschaft stets von mancherlei Versuchungen umgeben, die umso seiner und gefährlicher sind, weil ihr erster Ausgangspunkt die innige Verbindung und Gemeinschaft der Herzen durch die Liebe Christi ist. Bleibt das Auge in dem Verkehr mit Christus nicht ganz einfältig und das Herz nüchtern, so sieht und erkennt man nicht die Wirksamkeit des Fleisches, und wie sich die Freude und die Liebe der natürlichen Gefühle und Neigungen mit der Liebe zu Christus und der Freude am Herrn vermengen. Folgen jüngere Brüder und Schwestern der Neigung, sich gegenseitig ihre Gedanken, Empfindungen und Erfahrungen mitzuteilen, was in der Gegenwart des Herrn gesegnet sein kann, so sind sie doch nicht selten den Versuchungen um einen guten Schritt näher gekommen. Es tritt dann oft eine Bekanntschaft und Vertraulichkeit ein, wie sie dem Fleisch gefällt. Man sucht sich gegenseitig auf, man ist gern zusammen, man ist gegenseitig bemüht, sich angenehm zu machen, und so ist das Fleisch wirksam, wo man nur die Liebe Christi glaubt. O, wie sehr haben doch alle, besonders aber die jüngeren Gläubigen, in dieser Beziehung zu wachen und den Herrn zu bitten, dass Er sie nüchtern erhalte und alle Wege bewahre. Er, der uns so teuer erkauft hat, möge stets alles für uns bleiben. 2.) „Ihr Kinder, seid gehorsam den Eltern in allen Dingen; denn das ist dem Herrn gefällig. Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht, auf dass sie nicht scheu werden.“
Das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern ist ganz anderer Natur, als das zwischen Mann und Weib. Wenn auch beide durch die Liebe und die Unterwerfung charakterisiert werden, so hat doch sowohl diese Liebe als auch diese Unterwerfung in beiden einen besonderen Charakter. In dem einen ist die Zuneigung der Herzen vertrauter und tiefer, es sind die zwei zu einem Fleisch geworden; in dem anderen ist die Liebe zwar zart und innig, allein es ist hier eine Verschiedenheit an Jahren und Lebenserfahrungen, und die Unterwerfung des Kindes ist hier Gehorsam. Jenes Verhältnis wird durch die Liebe gebildet, aber dieses fordert die Liebe, wenn es gebildet ist. Doch die Sünde hat auch dieses Verhältnis durchdrungen, und wir müssen unsere Blicke wiederum von der Erde, wo die Sünde wohnt, wegwenden nach oben hin, um es nach den Gedanken Gottes zu verstehen. Wir haben die vollkommene Darstellung des ehelichen Verhältnisses in der Vereinigung Christi und seiner Gemeinde gesehen; und dieses hier entspricht mehr dem Verhältnis zwischen Gott, als Vater, und den ans Ihm geborenen Kindern.
In jedem Verhältnis muss ich den Willen und die Gedanken Gottes verstehen, um seinen Namen darin verherrlichen zu können. Fehlt diese Erkenntnis, so mag ich mich wohl nach den Umständen fügen, und den natürlichen Neigungen folgen; weil aber erstere nicht immer dem göttlichen Willen entsprechen, und letztere durch die Sünde verdorben sind, so kann Gott durch dieselben nicht verherrlicht werden. Der Heilige Geist entbindet uns aber auch in diesem Verhältnis der Verantwortlichkeit nicht, vielmehr gibt er uns sehr ernste Ermahnungen. Wir lesen in Epheser 6,1–4: „Ihr Kinder seid gehorsam euren Eltern in dem Herrn; denn das ist recht. Ehre Vater und Mutter; das ist das erste Gebot, welches Verheißung hat: auf dass es dir wohl gehe und du lange lebst auf Erden. Und ihr Väter reizt eure Kinder nicht zum Zorn; sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung zum Herrn.“ Nur der Christ, dem die Gedanken Gottes heilig sind, kann auch allein in diesem Verhältnis dieselben verwirklichen. Er lernt in seiner Beziehung zu dem Vater im Himmel die Kraft und die Ausdehnung dieser Gedanken verstehen. Unwissenheit aber oder Gleichgültigkeit gegen den guten und wohlgefälligen Willen Gottes in diesem Verhältnis schwächt unser inneres Leben und verherrlicht Gott nicht.
Das Kind hat die größten und nächsten Ansprüche an die Liebe der Eltern, und selbst an alles das, was diese besitzen, und ebenso haben die Eltern dieselben Ansprüche an den willigen und völligen Gehorsam des Kindes. Wie nun aber ein Kind Gottes nicht liebt, um ein Kind Gottes zu werden, oder das Erbteil zu empfangen, sondern aus dem Bewusstsein gehorcht und liebt, dass es Kind und Erbe ist, ebenso frei soll die Liebe und der Gehorsam des Kindes in dem Verhältnis zu seinen Eltern sein. Dies Verhältnis verändert sich auch selbst dann nicht, wenn das Kind zu Gott bekehrt ist, und die Eltern noch in ihrem natürlichen Zustand beharren, es sei denn, dass es jetzt in Wahrheit beweist, was der Gehorsam und die Liebe eines Kindes ist, in welchem der Geist Christi wohnt, und welches in allem die Verherrlichung Gottes sucht. Die Sanftmut, die Freundlichkeit, der kindliche Gehorsam und die ausharrende Geduld sollen den noch nicht bekehrten Eltern ein Zeugnis sein, dass die Liebe und Gnade Gottes in Christus Jesus das Herz umwandelt. Es ziemt sich nicht für ein Kind, die Eltern viel zu ermahnen; vielmehr soll es danach trachten, durch einen würdigen Wandel in einem innigen Umgang mit dem Herrn sie zu gewinnen.
Es kommt nicht selten vor, dass jüngere Christen glauben, ihr Verhältnis mit ihren Eltern sei durch ihre Bekehrung mehr oder weniger gebrochen. Sie berücksichtigen den Willen ihrer Eltern, wenn diese noch nicht den Herrn kennen, oft sehr wenig, und halten dies für Entschiedenheit und Treue vor Gott; allein sie beweisen dadurch nur, dass sie die Gedanken Gottes noch nicht recht verstanden haben, und es liegt oft mehr verborgene Eigenliebe und Eigenwille zu Grund, als solche Seelen selbst glauben. Wohl ist es wahr, dass der Wille Gottes über alles geht, und es nichts auf der Erde gibt, was ich unter oder neben diesen stellen könnte; doch muss ich ganz einfältig und nüchtern sein, um diesen zu verstehen. Es liegt ebenso sehr für das gläubige Kind darin Gefahr, den schuldigen Gehorsam gegen die Eltern zu verletzen, als auch aus Furcht vor den Eltern den Willen Gottes zu vernachlässigen. – Zwei Stücke nötigen das Kind die Eltern zu lieben und ihnen zu gehorchen: die schuldige Dankbarkeit für so viele Wohltaten, Mühen und Sorgen, und der ausdrückliche Wille Gottes; deshalb sollte es immer ein Schmerz für dasselbe sein und viel Gebet in ihm erwecken, wenn es aus Gehorsam gegen Gott den Eltern ungehorsam sein muss. Es muss von der Liebe Christi erfüllt und immer nüchtern sein, um hier in jeder Beziehung nach Gottes wohlgefälligem Willen zu wandeln. Es lassen sich hier zwar keine bestimmten Regeln feststellen; aber eine Seele, die viel mit dein Herrn verkehrt und die Wichtigkeit dieses Gegenstandes erkennt, wird auch in dieser Beziehung gewisse Tritte tun.
Wenn es auch der Raum nicht erlaubt, hier auf Einzelheiten einzugehen, so möchte ich doch einen Fall hervorheben, der sich oft wiederholt. Manche Eltern wollen ihren Kindern nicht erlauben, die Versammlungen, welchen sie angehören, zu besuchen. Dieses Verbot streitet wider den wohlgefälligen Willen Gottes. Nicht nur ist es für unsere Seele, welche stets der Nahrung bedarf, ein Bedürfnis, sich durch gemeinschaftliches Erbauen, Brechen des Brotes und Gebet zu erquicken und zu stärken, sondern der Herr hat auch selbst geboten, die Versammlungen nicht zu verlassen. Doch auch hier, wie in jedem Fall, sollte es dem Kind viel lieber sein, in Übereinstimmung mit dem Willen der Eltern handeln zu können, und deshalb im steten Gebet vor dem Herrn, der die Herzen in seiner Hand hat und sie nach seinem Willen zu leiten vermag, verharren. Wenn wir aus Gehorsam gegen den Herrn genötigt sind, dem Willen der Eltern nicht zu folgen, so sollen wir in unserem ganzen Verhalten ihnen gegenüber umso mehr beweisen, dass nicht Trotz und Eigensinn uns leitet, sondern Ehrfurcht gegen Gott, und dass wir sie wirklich lieben und ehren.
Ein Kind kann es stets als ein hohes Glück und Vorrecht betrachten, wenn es gläubige Eltern hat. Hier muss ihm der Gehorsam umso leichter werden, und doch liegt darin für manche Kinder eine Gefahr, es nicht so genau mit dem kindlichen Gehorsam zu nehmen. Es ist aber traurig, wenn gläubige Kinder dieses Vorrecht, anstatt es mit freudigem Herren anzuerkennen und darin zu wandeln, als ein Ruhekissen für die Vernachlässigung ihres kindlichen Verhältnisses benutzen. Sind die Eltern noch schwach im Glauben und in der Erkenntnis Christi, so ist gerade der willige Gehorsam und die kindliche Hingabe des Kindes für sie eine Stütze; wohingegen sie durch Unweisheit und Rücksichtslosigkeit desselben viel Anstoß nehmen können.
Wenn auch noch vieles über diesen Gegenstand, wie über das Folgende zu sagen wäre, so können wir doch des Raumes wegen nur wenige Gedanken zu einer weiteren Erwägung vor dem Herrn mitteilen.
Die Liebe ist in dem Verhältnis der Eltern zu ihren Kindern, die einzige Quelle, aus welcher die ganze Handlungsweise der ersteren hervorströmen soll. Nichts ist hier weniger geziemend als Bitterkeit, Härte, Zorn, Rache usw. und wo wir diese Stücke finden, da ist die Sünde wirksam. Das Ziel aller Ermahnungen und überhaupt der ganzen Erziehung ist der Herr (Eph 6,4). Der Heiland erwies den zu Ihm gebrachten Kindlein seine besondere Zuneigung: „Er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie“ (Mk 10,16). Der Apostel nennt in 1. Korinther 7,14 die Kinder heilig, welche von gläubigen Eltern geboren sind, selbst dann, wenn nur der Mann oder das Weib gläubig ist. Wenn auch dieses Heiligsein mit der Bekehrung des Herzens des Kindes in keiner Gemeinschaft steht, so genießen sie doch um der gläubigen Eltern willen ein gewisses äußerliches Vorrecht, und diese dürfen nun mit umso größerer Freimütigkeit mit dem Herrn wegen ihrer Kinder verkehren und sie können die feste Überzeugung haben, dass damit, womit sie so angelegentlichst vor Gott durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes beschäftigt sind, auch der Herr beschäftigt ist. Dies Bewusstsein wird stets tröstlich und beruhigend für das Herz der gläubigen Eltern sein, und wird sie ermuntern, recht viel mit Zuversicht im Gebet für ihre Kinder zu Gott zu nahen. 3.) „Ihr Knechte seid gehorsam in allen Dingen euren leiblichen Herrn, nicht mit Augendienst als die Menschengefälligen, sondern mit Einfalt des Herzens und mit Gottesfurcht; … ihr Herren, was recht und gleich ist, das beweist den Knechten und wisst, dass ihr auch einen Herrn im Himmel habt.“ Der Charakter dieses Verhältnisses entspricht weder dem von Christus und seiner Gemeinde, noch dem des Vaters im Himmel und seiner Kinder; wir finden denselben aber in der ähnlichen Ermahnung in Epheser 6,5–6 ausgesprochen: „Ihr Knechte, seid gehorsam euren leiblichen Herrn, mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens als Christus; nicht mit Augendienst als die Menschengefälligen, sondern als die Knechte Christi, die den Willen Gottes von Herzen tun.“ In den Worten „als Christus und als die Knechte Christi“ liegt die ganze Tragweite und der Charakter dieses Verhältnisses. Mit derselben Treue, womit wir uns Christus hingeben und Ihm dienen, sollen wir uns als Knechte den leiblichen Herrn unterwerfen und ihnen dienen; und dieselbe Freundlichkeit, Sanftmut und Geduld, welche die gläubigen Herrn bei ihrem Herrn im Himmel finden, soll für sie der Maßstab in dem Verhalten gegen ihre Knechte sein.
Wenn wir die Einzelheiten dieser Ermahnungen genauer betrachten, so tritt uns ein großer Ernst darin entgegen. Auch in diesem Verhältnis sind wir verantwortlich; Christus will darin durch uns verherrlicht sein, und „was ein jeglicher Gutes tun wird, das wird er von dem Herrn empfangen, er sei ein Knecht oder ein Freier“ (Eph 6,8). Man beachtet oft am geringsten seine Verantwortlichkeit und die Verherrlichung Christi in einer Stellung, die in den Augen der Menschen wenig gilt. Vor dem Herrn aber ist nichts gering, und Er wird jedes Gute und jede Treue belohnen, und darum haben wir uns in diesem Verhältnis als solche zu betrachten, die dem Herrn dienen und nicht den Menschen (Eph 6,7). Es geschieht Wohl, dass gläubige Herrschaften gläubige Dienstboten begehren und umgekehrt, was an und für sich nicht zu tadeln ist; aber man macht nicht selten die traurige Erfahrung, dass selbst diese, die doch so große Ursache haben, Gott zu preisen und zu verherrlichen, nicht in Eintracht und Liebe miteinander verkehren; und die Ursache davon ist, dass der Eine oder andere Teil, oder auch beide ihre Stellung vernachlässigen. Gewöhnlich verlangt jeder Teil von dem anderen, dass er seinerseits als Christ in der ihm angewiesenen Stellung wandelt, und vergisst dies in seiner eigenen, und so macht Untreue und Untragsamkeit dies Verhältnis, was sonst so lieblich sein könnte, zu einem traurigen, und bringt oft viel Seufzen über einander und Verklagen wider einander mit sich. „Welche aber gläubige Herren haben, sollen dieselben nicht gering achten, weil sie Brüder sind; sondern sollen desto mehr dienstbar sein, die weil sie gläubig und geliebt und der Wohltat teilhaftig sind“ (1. Tim 6,1 vgl. noch 1. Pet 2,18; Tit 2,9–10).
Der Herr wolle unsere Herzen durch seinen Geist mit Ernst auf den vorliegenden Gegenstand lenken, um auch darin zu Lob, Preis und Verherrlichung seines Namens erfunden zu werden.