Botschafter des Heils in Christo 1855
Das himmlische Leben der Kirche
Das himmlische Leben der Kirche
Bruchstück aus dem Französischen
Vor dem Tod des Herrn Jesus war die Kirche noch nicht gegründet, obschon der Herr persönlich auf der Erde war. Die Jünger sollten die Grundlage davon werden, aber sie hatten damals das Leben nur wie alle Heiligen des alten Bundes. Das Leben der Auferstehung, das wir empfangen haben, stellt uns unter eine ganz andere Verantwortlichkeit als die von Israel.
Die Haupttatsache, welche unsere Verbindung unterscheidet, ist die Gegenwart des Heiligen Geistes mitten unter uns, der vollkommen für alle Bedürfnisse sorgen kann. Wo diese Wahrheit durch den Glauben aufgenommen wird, muss sie in uns der Art wirken, dass unser Leben im Fleisch ein Leben des Glaubens sei, denn der Gerechte wird aus Glauben leben. Und der Herr hat ausdrücklich gesagt: „Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen“ (Joh 17,3). Also konnten die Heiligen vor Christus dieses Leben nicht haben.
Hatten denn diese Heiligen kein Leben? Ich sage nicht keines, aber das behaupte ich, dass ihr Leben einen ganz anderen Charakter hatte als das unsrige. Je mehr unser jetziges Leben dem Leben des alten Bundes gleichförmig gemacht würde, desto mehr würden auch die himmlischen Gefühle gedämpft und die menschliche Verantwortlichkeit geschwächt werden, denn man würde dadurch die himmlische Gemeinschaft zerstören. Wo die Herrlichkeit und Kraft des Glaubens fehlt, da fehlt auch die Herrlichkeit Gottes in uns.
Der Tod und die Auferstehung des Christus sind die Fundamente, worauf die Kirche gebaut ist, und die Gegenwart des Heiligen Geistes, der vom Himmel gesandt ist, ihr Lebensodem. Vorher war der Grundstein noch nicht gelegt, denn der Tod Christi war notwendig, um die Berufung der Kirche vor Gott gültig zu machen.
Jesus konnte auch nicht vor seinem Tod die Steine dieses geistlichen Baus zusammen bringen. Zwar waren sie in dem Ratschluss Gottes schon vorhanden, allein die tatsächliche Ausführung dieser Ratschlüsse konnte erst nach der Verwerfung des Herrn Jesus von der Welt und nach seiner Kreuzigung stattfinden. Er konnte nicht einmal seine Jünger über seinen Tod anders belehren als dass Er ihnen denselben als einen Beweis hinstellte, dass Er von seinem eigenen Volk verworfen sei und dass diese Verwerfung das Heil der Heiden zur Folge habe. Nie sagte Er ihnen, dass sie im Besitz eines himmlischen Lebens seien. Ohne Zweifel war das göttliche Leben in sie von oben gekommen, aber wir lesen nie, dass es himmlisch war. Es ist klar, dass Gott durch den Kreuzestod seines Sohnes die Sünden Adams hinweggetan hat (vgl. Röm 3,25). Auch ist es wahr, dass den Heiligen des alten Bundes das Leben von Gott mitgeteilt wurde, sonst würde ja niemand das Reich Gottes sehen, aber bevor Christus zur Rechten Gottes erhöht war, ist nie von Ihm die Rede als Haupt des Leibes, auch nicht von der Vereinigung der Kirche mit Ihm. Er musste vorher ein Werk vollbringen, womit Er der Kirche eine Stellung vor Gott erwarb. Auf dem Kreuz legte Christus die Grundsteine der Kirche, machte Frieden und vereinigte Juden und Heiden zu einem Leib. Nie redet die Schrift von einer Vereinigung mit Christus, so lange Er im Fleisch lebte, wohl aber spricht sie von der Vereinigung des Leibes des Christus mit Ihm, nachdem Er als Haupt verherrlicht ist.